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Vereinigung mit Christus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 7 - Funktinonale Vereinigung

«Denn gleichwie wir an einem Leib viele Glieder besitzen, nicht alle Glieder aber dieselbe Tätigkeit haben, so sind auch wir, die vielen, ein Leib in Christus, und als einzelne untereinander Glieder». (Römer 12,4-5)

«Denn gleichwie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des einen Leibes aber, obwohl es viele sind, als Leib eins sind, so auch der Christus. Denn wir sind ja alle durch einen Geist in einen Leib hinein getauft worden, ob wir Juden sind oder Griechen, Knechte oder Freie, und wir sind alle getränkt worden zu einem Geist. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum gehöre ich nicht zum Leib - gehört er deswegen etwa nicht zum Leib? Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum gehöre ich nicht zum Leib! - gehört es deswegen etwa nicht zum Leib? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Ohr wäre, wo bliebe der Geruchssinn? Nun aber hat Gott die Glieder, jedes einzelne von ihnen, so im Leib eingefügt, wie er gewollt hat. Wenn aber alles ein Glied wäre, wo bliebe der Leib? Nun aber gibt es zwar viele Glieder, doch nur einen Leib. Und das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht! oder das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht! Vielmehr sind gerade die scheinbar schwächeren Glieder des Leibes notwendig, und die Glieder am Leib, die wir für weniger ehrbar halten, umgeben wir mit desto größerer Ehre, und unsere weniger anständigen erhalten um so größere Anständigkeit; denn unsere anständigen brauchen es nicht. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, das er dem geringeren Glied um so größere Ehre gab, damit es keinen Zwiespalt im Leib gebe, sondern die Glieder gleichermaßen für einander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib des Christus, und jeder ist ein Glied daran nach seinem Teil» (1. Korinther 12,12-27)».

«...sein Leib... die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt» (Eph. 1,23).

«... um die zwei... in einem Leibe mit Gott zu versöhnen...» (Eph. 2,15.16).

«zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus» (Eph. 4,12).

«Christus. Von ihm aus vollbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke... das Wachstum des Leibes...» (Eph. 4,15-16).

«Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde...» (Kol. 1,1).

«denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Gemeinde ist; und er ist der Retter des Leibes» (Epheser 5,23).

«...wir sind Glieder seines Leibes...» (Eph. 5,30).

Wir fahren weiter mit unserer Betrachtung dieser großen und vielseitigen Offenbarung der Vereinigung mit Christus. Wir kommen nun zum fünften Aspekt der Vereinigung mit Christus, die wir «funktionelle Vereinigung» nennen: das heißt, als ein Leib mit Haupt und Gliedern.

Inklusive Funktion: Die Persönlichkeit - Christus -
zum Ausdruck bringen

Ich beginne mit der inklusiven Funktion des Leibes Christi. Diese Funktion ist der Ausdruck der Persönlichkeit des Leibes, welche Christus ist. Der Leib Christi, die Gemeinde als der Leib Christi, existiert nicht, um sich selbst auszudrücken. Er existiert zu keinem anderen Zweck als dem, die innere Persönlichkeit, die Persönlichkeit, die in diesem Leibe wohnt, zum Ausdruck zu bringen, und das ist Christus. Wir sprechen nicht von einem Leichnam als von einem Menschen. Wir können vom Körper eines Menschen sprechen, aber niemals von einem Menschen als solchem. Der Mensch ist nicht mehr da. Sein Körper mag zwar noch da sein, Andererseits können wir von einem lebendigen Körper als von dem Menschen sprechen, doch wissen wir sehr wohl, dass der Körper, obwohl er belebt ist, nicht der Mensch selber ist, oder höchstens ein kleiner Teil von ihm. Der Körper ist bloß das Vehikel oder das Gefäß für den Ausdruck und die Aktivität des Menschen. Der eigentliche Mensch ist das, ws im Innern des Körpers ist.

So verhält es sich auch mit dem Leib Christi. Wir unterscheiden zwischen Ihm selbst und seinem Leib, und doch identifizieren wir sie: Das heißt, wir identifizieren ihn mit seinem Leib, und einem gewissen Sinne identifizieren wir auch seinen Leib mit ihm, und doch bleibt dieser Unterschied bestehen. Es ist wichtig, dies im Gedächtnis zu behalten. Christus wird nicht zu etwas zusammengestaucht, das dann Sein Leib genannt wird, wobei seine Persönlichkeit verloren geht. Er bleibt die Persönlichkeit seines Leibes. Man kann die Gestalt ohne die entsprechende Persönlichkeit haben, genauso wie man die Persönlichkeit ohne den Leib haben kann; doch - und das ist die Lehre bezüglich der Gemeinde als seinem Leib - für alle praktischen Zwecke sind die beiden eins. Das bedeutet: Christus benötigt seinen Leib, und Sein Leib benötigt ihn selbst. Der Leib wird von ihm dominiert, damit, gemäß jenem Abschnitt, den wir eben gelesen haben, damit dieser Seine Vollständigkeit sein kann, «die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt».

So hat der Leib als seine Funktion also zwei hauptsächliche Dinge. Die eine ist es, die Person oder Persönlichkeit zu lokalisieren, Christus dahin zu bringen, wo der Leib ist, so dass, wo der Leib ist, immer auch Christus sein soll. Er hat sich dazu entschlossen, sich so sehr mit seinem Leib zu verbinden, dass der Leib, die Gemeinde, der Ort sein soll, wo man ihn finden kann; dass er, im Minimum, um ihn zu repräsentieren - zwei Glieder - er ihn an jeden hinbringen soll, dass er (Christus) durch ihn (den Leib) imstande sein sollte, an jeden Ort oder in jede Situation hineinzukommen. Der eine Zweck des Leibes ist es daher, Christus zu lokalisieren.

Die zweite Funktion ist die, die Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen; das Mittel oder das Gefäß zu sein, worin und wodurch er sich selbst zum Ausdruck bringen kann, sich selbst kundtun kann - die Leute dazu zu bringen, dass sie den Herrn sehen, den Herrn erkennen, den Herrn verstehen. Das ist sehr einfach, aber es ist auch ganz schön herausfordernd.

Mehrere Dinge sind damit verbunden. Wir wollen an erster Stelle einige Dinge anschauen, die von relativer oder sekundärer Bedeutung sind. Es ist möglich, den Leib zu überbetonen. Das geschieht manchmal im physischen, menschlichen Bereich! Was für ein Selbstbewusstsein, was für ein ausgeklügeltes Outfit, was für eine Verherrlichung, was für eine Ausschmückung und Dekoration des Äußerlichen, des Körpers, der Struktur - des Versteckens der Persönlichkeit - so dass die Form dasjenige ist, was beeindruckt, das Gepränge, das Äußere, nicht die Gegenwart des Herrn. Es ist das, was die Sinne des Menschen beeindruckt, so dass ihr Blick eingefangen wird und seine natürlichen Wahrnehmungsorgane mit den Äußerlichkeiten der Gemeinde beschäftigt sind, und oft mit den Leuten selbst, die Eindruck machen, und den Herrn selbst findet man gar nicht. Es ist möglich, den Leib zu überbetonen; und abgesehen von der - möglicherweise überbetonten - Beobachtung können wir die TECHNIK der Gemeinde, des Leibes Christi, wie man es machen soll usw. so sehr ins Blickfeld rücken, dass das alles unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, anstatt der Herr selber. Schon allein die Lehre (von der Gemeinde, dem Leib) kann verdunkeln, wenn wir nicht sehr aufpassen. Wenn der Herr, die Persönlichkeit im Innern, nicht alle angewendeten Mittel übertrifft, dann ist etwas falsch gelaufen, und wir würden besser unsere Mittel überdenken.

Als nächstes ist es möglich, den Leib zu etwas KÜNSTLICHEM zu machen - ich befinde mich jetzt auf sehr dünnem Eis! - durch Herausputzen, Schmücken und Anmalen. Und wozu das alles? Es ist der Versuch, eine Persönlichkeit zu schaffen, wo man das Gefühl hat, sie fehle. Vergebt mir, wenn das auf irgend einen Leser peinlich wirken sollte! Aber genau das ist das unterschwellige Ziel - einen Eindruck zu machen, Gewicht zu verleihen, ein Gefühl von Persönlichkeit zu vermitteln, oder um irgend einen empfundenen Mangel zu übertünchen. Es ist möglich, in Bezug auf die Gemeinde so sehr mit der sorgfältigen Ausarbeitung beschäftigt zu sein, um Eindruck zu machen. Wieviel davon ist tatsächlich bereits durch die organisierte Kirche geschehen, mit diesem Ziel vor Augen. Alle möglichen Dinge werden übergestülpt, aufgegriffen, angewandt, all die Farbe, die Vergoldungen und der Flitterkram, alles Gekünstelte, nur um zu versuchen, diesen Eindruck des Mangels an Bedeutung zu überwinden, um Eindruck zu machen, weil natürlich gesehen kein Eindruck vorhanden ist; und es ist sehr wohl möglich, den Leib Christi zu etwas Künstlichem zu machen, wobei auch seine Wahrnehmung etwas Künstliches ist, die ermüdet und langweilt, es sei denn, ihr legt mehr Farbe drauf und immer noch mehr. Ihr müsst es in Gang halten, oder aber es wird verblassen. Man muss es jeden Morgen erneuern.

Auf der andern Seite jedoch ist es auch möglich, den Leib zu unterschätzen und ihn zu vernachlässigen, und das ist ebenso schlecht. In eurer physischen Erscheinung nachlässig, schlampig, schäbig zu sein verunehrt die Persönlichkeit, es nimmt dem Menschen etwas weg, es degradiert ihn. Das könnte man in vieler Hinsicht anwenden. Wir machen die Beobachtung, während wir weiter gehen, dass wir den Leib Christi ehren sollen. Wir stehen unter der Verpflichtung, den Leib respektvoll zu behandeln um dessentwillen, der ihn ihm wohnt. Natürlich spreche ich von der Gemeinschaft des Volkes des Herrn - vom sich gegenseitig Ehren und Helfen und Versuchen, den Standard des geistlichen Lebens anzuheben; auch davon, die Dinge davor zu bewahren, in geistlicher Hinsicht schäbig, fadenscheinig zu werden und schräge Absätze zu bekommen. Aber es lässt sich auch - und vergebt mir bitte diese etwas weltliche Anwendung - auf unsere persönliche Präsenz anwenden, nämlich, ob wir als Christen in unserer persönlichen Erscheinung unseren Herrn nicht eigentlich durch unsere Nachlässigkeit im Verhalten oder in der Bekleidung, im Benehmen und unseren Umgangsformen in Misskredit bringen. Diese Dinge stellen den Herrn in ein schlechtes Licht. Als Christen sollten wir hoch über ihnen stehen. Nun, damit will will ich euch nicht anregen, dass ihr sofort hingeht und an eurem persönlichen Outfit arbeitet, aber dies möchte ich doch sagen, dass Christus es verdient, durch den Leib und im Leib geehrt zu werden, und dass es möglich ist, durch Nachlässigkeit im Blick auf den Leib sich an Christus zu versündigen. Ich möchte dem noch näher nachgehen bei unserer gegenseitigen Sorge für einander - was die Bibel «einander zu guten Werken anzureizen» und als «einander die Füße waschen» bezeichnet; d.h. einander zu helfen, sich von der Erde fernzuhalten, sich vom niedrigen Niveau dieser Welt unberührt zu bewahren.

Funktionelle Verbundenheit

Wir wollen uns nun ein paar Dingen von erstrangiger Bedeutung zuwenden. Die Dinge, die wir eben erst betrachtet haben, möglich vielleicht nur relativ wichtig sein, aber da gibt es noch die größeren Dinge, Dinge von vorrangiger Bedeutung für den vollen Ausdruck der Persönlichkeit. Ich benutze dieses Wort im Moment bewusst an Stelle von Christus, weil ihr den Punkt besser begreift, wenn ich das tue, so denke ich wenigsten. Für den vollen Ausdruck der Persönlichkeit, die ja Christus ist, benötigen wir zuallererst einen Leib, und ein Leib, wie wir in 1. Kor. 12 gelesen haben, besteht nicht aus so und so vielen einzelnen, verstreuten Gliedern zusammen. Der Leib besteht nicht aus so und so vielen von einander getrennten, unverbundenen Gliedern. Der Leib Christi ist die Gemeinschaft von Gläubigen, im Heiligen Geist, in einer ganz bestimmten, bewussten Verbundenheit, die eine innere Wahrnehmung und Anerkennung beinhaltet, dass wir mit dem ganzen Volk des Herrn verbunden sind, dass Örtlichkeit in dieser Angelegenheit nicht das entscheidende Kriterium ist, dass wir mit dem Volk des Herrn überall verbunden sind. Das wird tatsächlich im ganzen Neuen Testament entschieden betont als absolute Notwendigkeit für einen vollen Ausdruck von Christus. Der volle Ausdruck von Christus kann nicht durch voneinander unabhängige, einzelne Gläubige entstehen. Sie mögen einen geringen, teilweisen Ausdruck von Christus vorstellen, doch Fülle benötigt Verbundenheit, und ich fordere euch in Bezug auf diese Angelegenheit heraus. Es lässt sich nachprüfen, und es wird auch ständig demonstriert. Euer Maß von Christus hängt von eurer Verbundenheit ab. Ihr werdet nie über ein ganz geringes Maß des Ausdruckes Christi in der Isolation, in der Absonderung, in der Unabhängigkeit, im Abseitsstehen hinauskommen. Die Zunahme eures Maßes an Ausdruck Christi verlangt, dass ihr euch in lebendiger Vereinigung mit andern Gliedern seines Leibes befindet. Ich kann nicht genug darauf bestehen, weil ich überall die geistlichen Einschränkungen, ja selbst die geistlichen Verwüstungen sehe, die aus dem Verlust dieser großen Realität entstehen. Der Leib muss existieren; es muss Verbundenheit geben. Und dies nicht nur als abstrakte Sache; sie muss echt sein, sie muss bewusst sein, sie muss überlegt sein, sie muss ein Teil des eigentlichen Lebens sein. Wir wissen es - und wenn wir es nicht wissen, dann weiß es Satan - doch der Herr weiß es.


Gegenseitige Verbundenheit

Und dann muss eine gegenseitige Verbundenheit vorhanden sein. Eine Wechselbeziehung ist für einen vollen Ausdruck dieser Vereinigung, dieser Gemeinschaft, dieser Verbundenheit von entscheidender Bedeutung; es muss ein Zusammenarbeiten geben, es muss ein gegenseitiges Überlegen geben, wie man einander helfen kann, wie man einander entschlossen hilft. Wir sind nicht nur Glieder von Christus - wir haben dies bereits zweimal gelesen - «sondern auch von einander». Das ist gegenseitige Verbundenheit, und es ist der sehr praktische Aspekt des Leibes Christi, dass es gegenseitige Unterstützung und gegenseitige Hilfe gibt, und dass wir uns wirklich für das Wohl anderer Glieder des Leibes Christi ausgeben. Das ist der einzige Weg zur Fülle seines Ausdruckes. Ich sagte, dies lasse sich testen, ja nachprüfen. Ihr werdet feststellen, dass euer Maß von Christus zunimmt, wenn ihr euch aufmacht, einem andern Glied Christi zu helfen; wenn ihr die Bedürfnisse anderer Glieder des Leibes wahrnehmt und tut, was ihr könnt, um sie zu befriedigen, wird Christus zu einem volleren Ausdruck in eurem Leben gebracht werden. Wenn ihr in euch selbst eingewickelt bleibt, um euch selber kreist, mit euch selbst beschäftigt seid, eurem eigenen Kummer, euren Leiden, Prüfungen und Schwierigkeiten immer neue Nahrung schenkt und so immer isolierter und in euch selbst gefangen werdet, nimmt euer Maß von Christus ständig ab. Es ist diese äußere Bewegung auf die Seinen hin, die für den geistliches Wachstum bedeutet, der sie ausführt. Sie ist notwendig, sie ist entscheidend, für den vollen Ausdruck der Persönlichkeit. Das Neue Testament ist weitgehend auf diese Wahrheit gebaut.


Gegenseitige Abhängigkeit

Und an nächster Stelle kommt die gegenseitige Abhängigkeit. Es ist bloß eine andere Phase derselben Sache. Das bringt einen allgemeinen Geist der Sanftmut herein. Ein Glied kann nicht zu einem andern sagen: «Ich brauche dich nicht». Es ist vielleicht unwahrscheinlich, dass ihr dies mit so vielen Worten sagt. Vielleicht sagte man dies in Korinth. Es hat den Anschein, als wäre etwas Ähnliches dort vor sich gegangen, und möglicherweise wurden genau diese Worte von einigen im Blick auf andere gebraucht. «Wir können es ohne euch machen!» «Ihr zählt nicht!» Aber es ist unwahrscheinlich, dass geistliche Leute tatsächlich solche Sätze verwenden würden. Aber wir handeln entsprechend. Wir benehmen uns allzu oft genau so. Dies ist eine der Lektionen, die wir noch zu lernen haben. Wir müssen uns Gedanken machen über diese Sache - dass auf diese oder jene Weise die Glieder, die am unansehnlichsten sind, dennoch notwendig sind. Irgendwie sind diejenigen, auf die wir verzichten könnten, notwendig. Zumindest muss dies eine Einstellung sein. Kann der Herr es ohne diesen oder jenen machen? Kommt nicht alle Gnade Gottes in Form von Erlösung und Verherrlichung auch auf diesen Geringsten herab? Und bin ich nicht letzten Endes der Geringste von allen? Haben wir das Gefühl, wir seien wichtiger als die anderen, und dass wir deshalb die Gnade Gottes eher verdienen als einige andere? Ihr seht, sofort taucht die ganze Frage der Bescheidenheit auf. Gegenseitige Abhängigkeit bedeutet, dass wir irgendwie einander brauchen. Das ist wahr - und es ist eine notwendige Basis für einen vollen Ausdruck Christi - gegenseitige Anerkennung, gegenseitige Ehrbarkeit; so dass wir die Haltung einnehmen: «Nun, dieses Kind Gottes, mit all seinen Fehlern und Schwachheiten, kann nicht verachtet werden, kann nicht als bedeutungslos weggeworfen werden. Irgendwie passen sie im Bereich des Geistes in das Ganze hinein, und das Maß von Christus wird vermehrt». Auf diese Weise versuchen wir, aus dem Geringsten das Beste zu machen. Es muss eine Akzeptanz der Tatsache des Leibes entstehen.

Funktionelle Zusammensetzung
und Anstellung

Dann müssen wir die Tatsache der konstitutionellen Funktion jedes Gliedes akzeptieren, und zwar entschieden akzeptieren: das heißt, wir müssen akzeptieren, dass jedes Glied, sofern es wirklich ein Glied Christi ist - und somit den innewohnenden Heiligen Geist besitzt - dass jedes Glied durch den Heiligen Geist irgendwie mit einer bestimmten Funktion eingesetzt wurde. Nun, wir müssen dies auf uns selbst anwenden. Vielleicht habt ihr das Gefühl, dass ihr weder einen Platz noch eine Funktion habt; ihr habt stets versucht, herauszufinden, was es sei, aber ihr habt sie nie entdeckt. Wieviele Menschen sind schon zu mir gekommen und haben ungefähr folgendes gesagt: «Glauben Sie wirklich, dass ich irgend eine Funktion im Leib Christi repräsentiere? Ich wünschte, sie würden mir sagen, was es ist. Ich werde dies anders beantworten. Ich sage, dass wir die Tatsache, wie sie im Worte Gottes erwähnt wird, akzeptieren müssen, nämlich, dass, wenn dies nicht ein Bild, irgend eine Illustration ist, diese Vorstellung des Leibes; wenn es eine Realität ist, wenn der Leib mehr ist als eine Metapher, wenn er eine lebendige Wirklichkeit ist und die Gemeinde auf den eigentlichen Prinzipien des physischen Körpers eines Menschen gegründet ist, wie das unzweifelhaft der Fall ist, wenn dies alles zutrifft, diese Fakten gültig sind; sie sind Tatsachen, und wir müssen die Tatsachen akzeptieren.

Nun, ihr könnt über die Funktionen eures Körpers theoretisieren, wenn ihr wollt, aber früher oder später werdet ihr seine Fakten akzeptieren müssen: Es sind Tatsachen. Und so verhält es sich mit den Dingen, von denen ich spreche. Wir haben die Tatsache zu akzeptieren, dass wir als Glieder Christi, in denen der Heilige Geist wohnt, mit einer Funktion im Leib Christi konstituiert wurden, und wir haben diese Funktion auszuüben. Wir müssen anerkennen, dass wir da sind, um zu funktionieren, nicht um Parasiten oder Passagiere zu sein, sondern um lebenswichtige Funktionen im Leibe Christi zu erfüllen. Wenn wir die Tatsache akzeptieren und uns auf die Tatsache einstellen, kann der Heilige Geist Dinge verrichten; aber wenn wir passiv werden, wenn wir uns setzen und uns entschließen, dass wir für nichts taugen, und wozu daher das Ganze - heute sind wir Eier, und morgen sind wir Staubwedel! - wenn wir diese Haltung einnehmen, wird der Heilige Geist nichts tun. Der Heilige Geist sagt: «Nun denn, steht auf und gebt mir eine Gelegenheit; habt eine positive Einstellung zu dieser Realität, zu dieser Wahrheit, dass ihr ein Glied des Leibes Christi seid und dass er keine gelähmten Glieder hat.

Das bedeutet natürlich mehr als bloß die Akzeptanz der Tatsache unserer Position im Leibe und dass wir eine Funktion im Leibe haben. Es bedeutet die Akzeptanz unserer VERANTWORTUNG, dass wir uns als verantwortlich betrachten für den Ausdruck Christi - nicht für die persönliche Wichtigkeit, Selbstsicherheit, Selbstverwirklichung, sondern für den Ausdruck Christi. Ich bin hier als Glied eines Leibes, dessen Funktion es ist, die innewohnende Persönlichkeit, nämlich Christus, zum Ausdruck zu bringen. Das ist eine ernsthafte Verantwortung, ein ernster Auftrag, eine Verpflichtung, aber auch ein Vorrecht. Wir müssen dies aufgreifen. Warum wurde ich Christus hinzugefügt? Warum bin ich ein Glied des Leibes Christi? Denn genau das bin ich, wenn ich in Christus bin. Warum befinde ich mich in dieser Position? Zu keinem anderen und keinem geringeren Zweck, als das Vehikel für den Ausdruck Christi zu sein, und wenn ich das nicht tue, dann widerspreche ich direkt der Bedeutung meiner Vereinigung mit Christus. Wir müssen die Verantwortung dafür übernehmen. Jeden Tag müssen wir uns in dieser Sache des Ausdrucks Christi verantwortlich fühlen. Natürlich betrifft dies viele Dinge. Wir gleiten aus, wir machen Fehler; wir sagen etwas Falsches, oder das Richtige auf falsche Weise; wie immer, wir machen Fehler; und sogleich sagen wir: «Das ist nicht Christus, ich muss das in Ordnung bringen; dass hat einen falschen Eindruck hinerlassen, dass hat meinen Herrn verunehrt, ich will das klarstellen». Das bedeutet es, Verantwortung zu übernehmen. Es wird viele kleine Dinge wie diese geben - obwohl im Leib Christi eigentlich nichts gering ist; und wir könnten noch viele andere Dinge erwähnen.

Unbewusstes Funktionieren -
Ein Zeichen der Gesundheit

Nun, in einem gesunden Körper vollzieht sich das alles weitgehend unbewusst. Zurückkommend auf das, was ich sagte, als ich die Frage stellte: «Welches ist meine Funktion?» - so wird eure Schwierigkeit darin bestehen, dass ihr es nicht wisst. In einem gesunden Körper geschieht alles, ohne dass ihr euch dessen bewusst seid. Ihr sucht nicht mental irgendwelche Gründe, arbeitet nicht daran, denkt nicht gründlich nach und entschließt euch dann, den nächsten Atemzug zu tun. Ihr atmet ganz einfach. Ihr habt noch nie darüber nachgedacht. Das geht in eurem Körper einfach vor, wenn ihr gesund seid. (Bei Asthmatikern ist das schon eine ganz andere Sache!). Alles funktioniert weitgehend unbewusst. Unser physisches System enthält einen unbewussten Sinn. Er registriert, bevor wir etwas registrieren. Wenn wir durch irgend ein Symptom, durch ein bestimmtes Gefühl aufgerüttelt werden, fangen wir an zu merken, dass irgend etwas in unserem Körper nicht stimmt. Doch das besagte System registrierte es, bevor wir uns dessen bewusst wurden. Es lässt uns nur erkennen, was es selbst bereits erkannt hat. Das geschieht fortlaufend. In einem gesunden Körper gibt es keine Beschäftigung mit sich selbst - was bin ich, wer bin ich, wo bin ich, welches ist meine Funktion? Und wenn der Leib Christi gesund ist, ist ein spontaner Ausdruck von Christus vorhanden. Es geschieht einfach, und es ist äußerst gesund, wenn es so ist. Wenn Leute ihrer selbst bewusst sind, wenn Leute euch wissen lassen, dass sie versuchen, etwas für den Herrn zu tun - dann stimmt bei ihnen etwas nicht. Der Leib beschäftigt sich dann mit sich selbst, anstatt mit dem Herrn. Wenn wir wirklich mit dem Herrn beschäftigt sind, verschwindet eine ganze Menge dieser Selbstbeschäftigung. Macht euch keine Gedanken darüber, was wohl eure Funktion sei. Ihr lebt in Vereinigung mit dem Herrn, und ihr werdet funktionieren. Vielleicht seid ihr nicht imstande, zu sehen, was es ist, das euren Wert ausmacht, aber er wird vorhanden sein; vielleicht seid ihr nicht imstande, zu erkennen, auf welche Weise ihr dem Zweck des Leibes dienlich seid, aber wird von euch Dienst empfangen. Trifft es nicht zu, dass wir solche gekannt haben, die sich als die Ärmsten, Schwächsten, die Törichtesten vorkamen, und doch fanden wir einen Wohlgeruch Christi, einen wundersamen Duft Christi in ihrem Leben vor, und doch hatten sie die ganze Zeit Probleme, weil sie nicht das Gefühl hatten, für irgend etwas Gutes zu taugen? Wir sind Christus begegnet. Es ist ein ganz gesunder Zustand, sich darin zu befinden - viel besser als das Gegenteil. Eine unbewusste Registration geht fortwährend vor sich.

Und wenn es eine solche unbewusste Registrierung gibt, dann beginnt, wenn irgend etwas schief läuft, was drinnen im Geist registriert worden ist, sich selbst äußerlich fühlbar zu machen, und wir nehmen die Symptome wahr. Wir wissen dann, dass etwas nicht in Ordnung ist. Irgendwo ist es aus der Tiefe aufgetaucht; etwas ist nicht in Ordnung. Was ich sagen möchte, ist dies, dass es eine Tatsache von Dingen gibt, bevor ein Verständnis für diese Dinge vorhanden ist. Bevor etwas bewusst wahrgenommen wird, besteht eine Tatsache, die Tatsache der Funktion, bevor wir verstehen. In einem früheren Kapitel dieser Reihe sagten wir, dass es manchmal einen echten, lebendigen, wunderschönen Ausdruck der wahren Bedeutung des Leibes Christi geben kann, ohne dass irgendwelche Lehre oder Technik bekannt ist. Das will nicht heißen, dass dadurch die Belehrung unnötig wird; aber die richtige Reihenfolge ist die, dass zuerst die Sache selbst vorhanden sein muss, und dass ihr dann noch etwas dazu gewinnt, indem ihr versteht, was da vorhanden ist: denn wenn ihr die Reihenfolge umkehrt und alle Lehre und Technik aufnehmt und danach versucht, es in die Wirklichkeit umzusetzen, funktioniert es nicht - ihr habt am falschen Ort begonnen.

Christi Stellung als Haupt

Ich werde jetzt damit schließen, mit dem Schlüssel zu allem - und es gibt noch eine ganze Menge mehr, als was ich gesagt habe: ihr wisst, wieviel wir sagen könnten über den Leib Christi und seine Funktion, er ist ganz einfach voll von wunderbarer, göttlicher Bedeutung - doch der Schlüssel zu allem ist Christi Stellung als Haupt, ausgedrückt in jedem Glied, in jedem Teil. In einem gewissen Sinne können wir sagen, dass von unserem Haupt physisch, natürlich gesagt werden kann, es sei in jedem Teil eines gesunden Körpers gegenwärtig. Ihr könnt den feinsten Punkt auswählen und irgend einen Teil des Leibes bis zur fernsten Extremität berühren - und wie fühlt ihr es? Ihr wisst es in eurem Kopf, ihr nehmt es dort wahr. In einem gesunden Körper steht der Kopf, wenn er frei funktionieren kann und wirklich funktionsfähig ist, mit jedem Teil in Verbindung und wird durch es repräsentiert. Auf dieselbe Weise ist Christi Stellung als Haupt - seine absolute Stellung als Haupt, seine Herrschaft, Souveränität, nennt es, wie ihr wollt - in jedem einzelnen Teil des Leibes und in jeder Funktion zum Ausdruck gebracht, der Schlüssel zu allem.

Das bedeutet natürlich schlicht und einfach, dass jeder von uns, wieviele wir auch sein mögen, sich unmittelbar und aufs äußerste unter der absoluten Herrschaft Jesu Christi befinden muss, wenn das Vorausgegangene zutreffen soll. Der Ausdruck Christi verlangt die Herrschaft Christi, die Manifestation Christi verlangt, dass er seinen Platz als Haupt in jedem Glied einnehmen kann.

Nun nehmt dies als Summe von allem; bitte denkt daran, bitte glaubt es - denn ihr werdet es beweisen müssen - ob ihr aus- oder eingeht, ob ihr hinab- oder hinaufgeht; wir alle werden entweder geistliche voranschreiten oder aber zurückgehen. Es gibt darin keinen Stillstand. Wir befinden uns auf einem glitschigen Steilhang, und der einzige Weg besteht darin, entweder weiter bergauf zu gehen, oder aber wir gehen hinunter, und so wird es die ganze Zeit sein. Gebt euch keinen Illusionen hin. Wir können nicht einfach an Ort stehen bleiben. Wenn wir nicht weiter vorangehen, verlieren wir an Boden. Es ist eine Tatsache, die durch die Erfahrung von jedem von uns bestätigt worden ist, dass wir ganz einfach nicht aufhören KÖNNEN, konkret zu sein. Es ist höchst gefährlich, im Christenleben aufzuhören, konkret zu sein. Der Mangel an Eifer im Geist stellt uns bloß, er nimmt uns die Deckung weg, und wir sind langsam aber sicher erledigt, langsam aber sicher fallen wir auseinander, langsam aber sicher sind wir die Verlierer. Diese Angelegenheit des Leibes Christi als ein lebendiger Organismus, mit Verbundenheit, gegenseitigen Beziehungen und gegenseitigem Abhängigsein ist keine Theorie, keine bloße Technik. Es sind grundlegende Beziehungen verbunden mit dem Wachstum des geistlichen Lebens, der Ausweitung des Ausdrucks Christi, der Rechtfertigung für unsere schiere Existenz. Aber sie sind notwendige Dinge. Wenn ihr eure Gemeinschaft mit dem Volk des Herrn mangelhaft pflegt, leidet darunter auch euer geistliches Leben. Wenn ihr auf irgend eine Weise im Geist, in der Gesinnung, in der Praxis losgelöst und isoliert werdet, dann durchschneidet ihr den eigentlichen Lebensnerv eures eigenen geistlichen Lebens. So ist es nun einmal. Diese funktionelle Vereinigung mit Christus in seinem Leib ist entscheidend. Sie ist entscheidend für ihn, für die Erfüllung seines Vorsatzes. Sie ist aber auch entscheidend für uns, zur Erfüllung unseres eigentlichen Lebens als Christen.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.