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Vereinigung mit Christus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 8 - Lebendige und organische Vereinigung

«Jeder, der die Gerechtigkeit tut, ist von ihm geboren» (1. Joh. 2,29).

«... die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind» (Joh. 1,13).

«Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen»! (Joh. 3,3)

Und natürlich sollte das ganze Kapitel 15 des Johannesevangeliums hier stehen. «Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jedes Schoss an mir...» und so weiter.

«Und seid als neugeborene Kindlein begierig nach der unverfälschten Milch des Wortes, damit ihr durch sie zum Heil heranwachst...» (1. Petr. 2,2).

«sondern (damit wir), wahrhaftig in der Liebem heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus» (Eph. 4,15).

Wir werden bei dem, was folgt, nicht in neue, tiefgründige Wahrheiten hinabtauchen, und vielen wird es scheinen, als griffen wir auf die elementarsten Dinge zurück, als würden wir wieder zu den Anfängen des Christenlebens zurückkehren, aber ich habe das Gefühl, dass es für uns unbedingt nötig ist, nichts für selbstverständlich zu nehmen. Wir, die wir diese Dinge kennen mögen, und sie möglicherweise schon seit langem kennen, werden um so besser dran sein, wenn wir ständige Auffrischungskurse in solchen Angelegenheiten durchlaufen, die uns helfen, diese grundlegenden Wahrheiten und grundlegenden Gesetze unseres Lebens und Wachstums im Gedächtnis zu behalten. Da es unter unseren Lesern einen großen Anteil von jungen Leuten gibt, die zweifellos den schnellsten Zugang zu geistlicher Fülle finden wollen, denen es darum geht, im geistlichen Leben so schnell wie möglich voranzukommen, glaube ich, dass sich ihnen dieses Wort als hilfreich erweisen wird. Zumindest wird es einen neuen Nachdruck auf Dinge legen, bei denen es so nötig ist, dass wir sie im Sinne behalten.


Das Samen-Prinzip

Nun, das Prinzip des Seins und des Wachstums ist Leben. Das Mittel und die Methode des Seins und das Wachsens ist ein Same, der Leben enthält, in welchem der ganze Organismus seiner (besonderen) Art existiert. Das ist in der Tat das Prinzip, auf das Gott den größten Teil seiner lebendigen Schöpfung konstruiert hat. Es ist keine Maschine - es ist ein Organismus. Es ist nicht gemacht, um durch künstliche Mittel und mit äußerlichen Energien zum Laufen gebracht zu werden. Natürlich benötigt er Nahrung von außen, aber er muss lebendig sein, um genährt werden zu können. Er wird durch das Leben selbst aufrechterhalten. Der Same jeder Spezies hat in sich selbst alles, was den besonderen Organismus charakterisiert. Die besondere Natur dieser Spezies, ihre Gestalt, ihre Größe, ihre Farbe, ihre Form, ihr Aussehen, ihre Fähigkeiten sind alle im Samen vorhanden, wo das Leben sitzt. Natürlich ist das das Wunder der Natur. Es ist etwas Erstaunliches: ein einfaches Samenkorn mit einem winzigen Lebenskeim darin, und dann, wenn es gewachsen ist, sich entwickelt hat und zu seiner vollen Gestaltung gelangt ist, dem Typus in allen Gesichtspunkten genau entspricht. Es ist eine großartige Sache. Das ist Gottes Methode des Seins und des Wachsens. Es ist alles da.


a. Zeugung

Wir haben Abschnitte gelesen, bei denen bezüglich bestimmter Leute, bezüglich einem bestimmten Typus der Schöpfung «gezeugt» verwendet wird, «von Gott gezeugt» . Der Same, das befruchtende Prinzip, ist das Wort Gottes, und das Leben ist der Geist Gottes, welcher der Geist des Lebens ist. Das Wort Gottes - natürlich insbesondere das Wort der Wahrheit in der Schrift, aber auch alles, was Gott sonst sagt, was wirklich von Gott zu uns kommt - enthält all die wunderbaren Möglichkeiten, Potentialitäten dessen, was von Gott ist, was wie Gott ist, von Gottes Natur, von Gottes Verstand, von Gottes Erscheinungsformen, von all den Dimensionen, in die Gott ein Leben zu bringen imstande ist; die eigentliche Gestalt des Lebens, die Gott hervorbringen möchte. Es ist alles vorhanden, wenn Gott spricht. Wenn Gott etwas sagt, und wenn sein Wort auf den passenden Boden fällt und die entsprechende Antwort eines befruchtenden Glaubens bekommt, ist alles potentiell schon vorhanden. (Vielleicht erinnert ihr euch, dass von einigen gesagt wurde, dass das gesprochene Wort ihnen nichts nützte, weil es in denen, die es hörten, nicht mit Glauben vermischt war - Hebr. 4,2 - so dass es zu keiner Zeugung kam. Es gibt immer zweiten Seiten bei dieser Angelegenheit, aber wir wollen nicht allzu sehr ins Detail gehen und analytisch werden. Einiges muss als selbstverständlich vorausgesetzt werden). Doch wenn Gott etwas sagt und in uns eine Reaktion erkennt, eine Antwort zurück an Gott, ist diese ganze, wunderbare Fülle von göttlicher Bedeutung, Absicht, Möglichkeit, Art, Ordnung, Gestalt, Größe und allem anderen in dem vorhanden, was Gott gesagt hat. Etwas ist geschehen, und es bestehen wunderbare Möglichkeiten. Natürlich ist es auch möglich, dass Gott mit seinem Wort kommt, mit all seinen gewaltigen Potentialitäten der Zeugung, und es geschieht nichts wegen unserer Einstellung, doch vorausgesetzt, es liegt eine Reaktion vor, vorausgesetzt, das Gegenstück des Glaubens ist vorhanden, dann ist alles im Umfang der göttlichen Absicht und Vorstellung möglich.

Nun, ich betone das so sehr, weil ich glaube, dass wir mit dem Hören der Wahrheit Gottes allzu vertraut geworden sind. So oft geschieht nichts. Wir haben die ungeheuren Dinge nicht genügend erfasst, die damit zusammenhängen, dass Gott mit uns spricht. Wenn der Herr irgend etwas zu euch gesagt hat, dann passt gut auf, dass ihr darauf eingeht, dass ihr es nicht fahren lasst, dass ihr es nicht verachtet. Gott kommt nicht umsonst mit einem solchen Ziel vor Augen, und mit solch ungeheuren Möglichkeiten; Er spielt nicht mit uns. Es ist die erhabenste und glorreichste Sache überhaupt, sowohl hinsichtlich der Möglichkeit als auch der Aussicht, dass und wann der Herr mit uns spricht. Bitte, glaubt das. Seht ihr, in seinem Sprechen, in seinem Wort ist die ganze Möglichkeit enthalten, dass Gott sich zum Ausdruck bringen kann.

Ich habe das früher schon einmal illustriert mit dem Samenhändler, der ein doppeltes Fenster zu seinem Laden hatte. Auf der einen Seite der Tür hat er die Samen und Knollen ausgelegt, so dass man sie anschauen kann - Dinge, die eigentlich gar nicht interessant sind zum anschauen, die wenig versprechen. Ihre äußere Erscheinung ist wenig attraktiv; es fällt euch nicht ein, eure Künstler-Palette hervorzuholen, um Samenkörner und Knollen zu malen. Doch auf der anderen Seite des Fensters hat er die vollen Blumen hingestellt - die voll entwickelten Blumen mit ihren ausgezeichneten Farben und wunderbaren Formen, und er sagt: «Dies ist das; das alles ist schon darin enthalten». Das ist das Wunder lebendiger Dinge.

Und wenn Gott spricht, ist in diesem Sprechen alles von ihm vorhanden, und wenn wir, ihr und ich, in die Herrlichkeit eingehen und mit ihm zusammen verherrlicht werden, wird er nur sagen: «Dies ist das. Du bist auf etwas eingegangen, was ich gesagt habe, und das ist das Ergebnis. Ich sprach mit dir: du empfingst, du gehorchtest, und du widmetest dich der Sache: nun, dies ist das - das ist nicht etwas Zusätzliches, es ist genau das». Glaubt es bitte, denkt stets daran, dass der Herr ständig gemäß der Natur einer Zeugung sprechen und sprechen möchte - dass er einen Organismus hervorbringen möchte, der im Himmel entstanden ist und alle himmlischen Erscheinungsformen enthält.

Aber natürlich liegt dies in der Kraft und Treuhänderschaft des Geistes des Lebens. Wir müssen den Geist empfangen; der Geist muss in uns sein, um all diese wunderbaren Dinge im Sprechen Gottes in uns auszuführen. Wenn wir den Geist Gottes in uns haben, wie es der Fall sein sollte, oder wenn der Geist Gottes das Wort an uns begleitet, bevor wir ihn tatsächlich im Innern empfangen haben: Wenn der Geist Gottes auf dieses Wort einwirkt, dann wird der Vorsatz Gottes verwirklicht. Für uns als Christen ist es äußerst wichtig, dass, wenn wir hören, was Gott zu sagen hat, wir im Geist sind. Es ist äußerst wichtig, dass, wenn ihr in die Versammlung geht, wenn Gott spricht, ihr im Geist seid. Ihr solltet alles daransetzen, dafür zu sorgen, dass ihr im Geist seid, dass es nichts gibt, was den Geist hindert, dass nichts vorliegt, von dem ihr wisst, dass es den Geist betrübt, dass es dem Geist Gottes entgegenarbeitet; denn sollte dies der Fall sein, dann wird nichts geschehen. Bei allem Hinhören wird nichts geschehen. Doch wenn ihr im Geist seid, ergreift der Geist Gottes alle gewaltigen Möglichkeiten Gottes und verwirklicht sie.

Bei diesem Zeugungsvorgang kann eine Periode von verborgener Aktivität eintreten, da wir nicht wissen, was eigentlich geschieht, und vielleicht haben wir das Gefühl, es geschehe überhaupt nichts; doch Gott hat gesprochen, und etwas ist geschehen: Wir haben geantwortet. Im Augenblick, in der unmittelbaren Gegenwart, haben wir nicht den Eindruck, es ereigne sich irgend etwas, doch es wird ans Licht kommen. Bald wird eine Empfindung auftreten, dass Gott etwas getan hat. Diese Periode mag länger oder kürzer sein, aber es wird sich mit Sicherheit herausstellen, dass Gott etwas gesagt hat, und das, indem er es gesagt hat, etwas getan hat, etwas begonnen hat, und sein Werk wird sich zeigen, etwas wird im Geheimen vor sich gehen. Das ist die Bedeutung von «von Gott gezeugt».


b. Geburt

Das führt uns natürlich zum nächsten Schritt. Viele Leute haben diese beiden Dinge durcheinander gebracht - Zeugung und Geburt. Sie sind nicht dasselbe, weder in der Natur noch im Reich der Gnade. Geburt - was ist eine Geburt? Die Geburt ist der Punkt, da die Manifestation beginnt, wann das, was Gott getan hat, anfängt, sich zu zeigen, wenn es deutlich in Erscheinung tritt; wann Leben sich nun in irgend einem göttlichen Organismus manifestiert, ein neues Leben, eine neue Ordnung der Dinge.

Ich frage mich, ob ihr dem gefolgt seid, was ich eben gesagt habe. Seht ihr, so ist es oft im ersten Teil des Christenlebens. Gott sagt etwas, und Sein Geist ist in diesem Sprechen bei uns, und wir reagieren darauf. Dann aber wissen wir im Augenblick noch nicht, ob da irgend etwas Bedeutsames geschehen ist oder nicht. Doch etwas ist geschehen. Früher oder später - es kann sehr bald sein, fast zeitgleich mit der Handlung, die Gott in uns vollbringt, oder es kann nach einer Zeitspanne geheimer Wirksamkeit im Innern sein, wobei der Glaube getestet wird, ob überhaupt etwas geschehen sein mag - kommt etwas hervor, und wir stellen fest, dass wir ganz einfach nicht mehr so handeln können wie zuvor, und wir nun Dinge tun müssen, die wir nie zuvor getan haben, und unsere Art zu denken und zu reden wird herausgefordert, verändert und transformiert. Wir stellen fest, dass eine neue Ordnung ins Dasein getreten ist, und sie macht den ganzen Unterschied aus, und wir sind imstande, immer klarer und entschiedener die Grenze zwischen dem zu ziehen, was einmal war und was jetzt ist, was wir einmal waren, und was wir jetzt sind. Das ist der Lauf des normalen Christenlebens: Dass diese neue Sache nun angefangen hat, sich zu manifestieren, und dass wir uns bewusst werden, dass etwas Neues geboren worden ist und wir ganz einfach nicht mehr sein können, was wir zuvor waren, wir können nicht mehr tun, was getan haben; wir verhalten uns auf neue Weise; etwas ist aus einer anderen Welt hereingekommen; ein neuer Anfang wurde gemacht. Es ist ein vollständig neuer Organismus. «Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Schöpfung» (2. Kor. 5,17).

Der Hauptpunkt bei einer Konstitution besonderer Art ist der, dass sie anfängt, ihre Art auszudrücken. Das ist die Geburt - etwas von besonderer Art. «Wenn jemand nicht von neuem (oder: «von oben her») geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen» (Joh. 3,3). Das Reich Gottes ist eine bestimmte Art von Ordnung, von einer Natur von Dingen; nicht bloß ein Bereich, ein Ort, sondern wie die Dinge bei Gott erledigt werden, in Gottes Bereich der Dinge; was zu Gottes Bereich passt, was ihm entspricht; wie die sich Dinge in Gottes Bereich zutragen und wie sie funktionieren. Und dieser neue Organismus zeigt die Natur dessen, was in Gottes Bereich geboren wurde. Nun, manchmal verhält sich ein kleines Kind wie ein Äffchen, aber normalerweise benimmt es sich wie ein menschliches Wesen! Ich meine dies, dass es sich seiner Art gemäß verhält. Einige Baby-Christen verhalten sich sehr seltsam, aber es geht nicht lange, bis ihr anfangt zu merken, dass sie anders geprägt worden sind, alle anderen fangen an zu begreifen, dass sie einer anderen Ordnung angehören, dass da eine neue Art von Wesen in Erscheinung tritt, und nun handeln sie eben spontan ihrer Spezies, einer himmlischen Ordnung, entsprechend. Das heißt es, von Gott geboren zu sein - die Manifestation von etwas, das ans Licht Treten von etwas. Das ist zwar sehr elementar, aber es stellt die Dinge auf die Probe.

c. Wachstum

Und wenn dies für den Anfang zutrifft, dann muss es auch in Hinblick auf das Wachstum zutreffen, zunehmende zutreffen, das auf die Zeugung und die Geburt folgt. Hier müssen ein paar ganz einfache, aber lebenswichtige Dinge beachtet werden.

1. Christus eingepflanzt

Worin besteht das Prinzip und die Basis des Wachstums dieses himmlischen Organismus, der von Gott, von oben her, geboren wurde? Nun, das Prinzip des Wachstums ist, von Anfang bis Ende, dies, dass Christus eingepflanzt wurde. Die ganze Schrift als das Wort Gottes hat ihr Zentrum in Christus. So beziehen sich die Zeugung, die Geburt und das Wachstum, sie alle, auf Christus. Es ist Christus eingepflanzt. Jeder Dienst, der vorgibt, das Wort Gottes zu sein, der sein Zentrum nicht in Christus hat, wird nicht Gottes Wirkungsweise vorweisen. Es ist sehr wichtig, stets Christus im Vordergrund zu halten, wenn ihr Gottes Ziele erreichen wollt: Weil vom Start bis zum Ziellauf, anfänglich, fortschreitend und abschließend, Gottes Ziel darin besteht, Christus einzupflanzen - die Einpflanzung Christi durch das Wort, durch die Belehrung, wobei der Heilige Geist im Blick auf Christus auf das Wort, auf die Belehrung einwirkt.

Dabei geht es um mehr als bloß um Information über Christus. Es ist ein Mitteilen Christi durch den Geist im Wort. Ich bin sicher, dass ihr sowohl in negativer als auch in positiver Hinsicht, durch Versagen und durch Erfolg - gelernt habt, dass, wenn ihr das Wort Gottes vernachlässigt, wenn ihr den Dienst des Wortes vernachlässigt, euer geistliches Leben auseinander fällt, dass euer geistliches Wachstum gehemmt wird, ja, stillsteht. Wenn ihr aber die Bibel die ganze Zeit über im Vordergrund behaltet - ich meine damit nicht, dass ihr Tag und Nacht in der Bibel lesen müsst, sondern dass sie den größten Platz einnehmen muss, so dass ihr, wenn ihr irgendwie ein paar Minuten für das Wort Gottes übrig habt, ihr euch ihm widmet - dann ist dies der Weg zum Wachstum, der Weg des Geistes, der Weg der geistlichen Gestaltwerdung. Vernachlässigt das Wort, und vernachlässigt den Dienst Christi, und ihr verliert euer geistliches Wesen.

Das ist sehr elementar, aber es ist wahr. Wenn Satan irgend eine Ausrede aufbringen kann, weshalb eure Bibel geschlossen bleibt und nicht zur Hand ist, wenn er eure Hände, euren Sinn und eure Zeit mit irgend etwas füllen kann, um euch vom Wort Gottes oder vom Dienst des Wortes fernzuhalten, wird er es tun. Er hat es darauf abgesehen, geistlich euer Wachstum zu durchschneiden, weil dies eine Zunahme von Christus bedeuten würde. Seine Absicht richtet sich gegen eine Zunahme von Christus (in euch).

Nehmt das sehr ernst. Ich sage, dass ihr es auf die eine oder andere Weise erfahren werdet. Wir alle haben es erlebt. Wir wissen, dass wenn wir den Dienst des Wortes verlieren, wir unser geistliches Leben verlieren. Christus wird uns zu unserem Wachstum mitgeteilt. Und was für das Wort gilt, gilt ebenso für das Gebet: Denn obwohl wir in neun von zehn Fällen das Gebet dazu verwenden, dass der Herr unserem Wohlbefinden dienen soll, dass er zur Stelle sein soll, um uns das zu geben, was wir möchten, so ist doch die eigentliche Bedeutung des Gebets die, dass wir wirklich den Herrn aufnehmen, dass wir Christus empfangen. Wenn wir Christus im Gebet suchen, wird das Gebet einen wunderbaren, erfrischenden, erneuernden, stärkenden Dienst an uns verrichten. Wie oft geschieht es doch, wenn wir unterwegs müde, schrecklich müde werden, wenn es unmöglich scheint, dass wir uns noch weiter voranschleppen, wenn wir uns dann einfach ein paar Minuten in die Stille vor dem Herrn zurückziehen und uns im Gebet an ihn wenden: «Herr, ich brauche dich, ich benötige Kraft, ich benötige Erneuerung» - wie erfrischt sind wir dann! Es ist so. Wenn wir nur das Gebet mehr zu einer Angelegenheit machen würden, die uns Christus näher bringt - indem wir nicht um viele Dinge bitten, die unser Leben etwas leichter und angenehmer machen würden, sondern dass Christus in uns zunimmt! Der Heilige Geist arbeitet daran, er reagiert darauf. So ist Wachstum also ein Dienst Christi durch das Wort - die Belehrung, die Unterweisung, der Dienst - und durch Gebet.

2. Christus angeeignet

Aber dann gibt es da noch etwas Weiteres. Wenn ihr eine Mahlzeit zu euch genommen habt, mag sie euch nicht gut tun - im Gegenteil, sie kann euch sehr schlecht bekommen. Nahrung ist nicht alles. Es gibt da noch so etwas wie die Assimilation, die Aneignung, und dies ist der Punkt, wo der Feind gewöhnlich einhakt. Wenn er uns von diesem oder jenem abbringen kann, etwa vom Wort und vom Gebet, dann wird er kecke Anstrengungen unternehmen, um da einzubrechen. Wir müssen daher sicher stellen, dass, was immer wir deswegen einbüßen müssen, dass wir mindestens eine kurze Zeit einräumen, in der wir dabei verharren, Christus einzupflanzen, in Christus zu bleiben, im Wort zu verweilen.

Dies bedeutet eine innere Einstellung. Wenn ihr Nahrung zu euch nehmt, und wenn ihr nicht, wie es sein sollte, die richtige innere Einstellung gegenüber dieser Nahrung habt, dann tut sie euch nicht gut. Es gibt eine Klage, die mit dem zu tun hat, was wir die Bauchspeicheldrüse nennen, und wenn die Bauchspeicheldrüse nicht richtig funktioniert, kann die Nahrung den Körper nicht ernähren. Ihr könnt so viel zu euch nehmen wie ihr wollt, es tut euch nicht gut. Ihr könnt essen und essen, aber die Speise nützt dem Körper nichts. Ihr benötigt etwas, das die Bauchspeicheldrüse in Ordnung bringt und sie anregt. Ihr wisst, was ich meine - dies Aneignungstätigkeit, diese innere Einstellung, die sich vom Wort nährt, die sich mit dem Herrn beschäftigt, die bei ihm verweilt, wenn auch nur ein paar Minuten während des Tages, und doch eine stille Zeit der Aneignung. Das ist der Weg des Wachstums. Ihr könnt elf Versammlungen einer Konferenz durchstehen, und was für eine Menge Stoff nehmt ihr da zu euch, und doch nützt es euch vielleicht kein bisschen. Es wäre genug in einer einzigen Versammlung, das uns für längere Zeit weiterführen könnte, um ein schönes Stück geistlichen Wachstums zu bewirken, und doch ist es möglich, dass alles bei uns keinerlei Wirkung zeigt. Was werdet ihr diesbezüglich tun? Greift ihr innerlich danach? Ist eure Einstellung die: «Ich muss das unbedingt haben! Wenn dies meinem geistlichen Leben und dem Wachstum helfen kann, dann ergreife ich es, dann knacke ich es mir!» - habt ihr diese Einstellung? Sie ist wesentlich für das Wachstum. Wachstum ist organisch, ist lebenswichtig.

3. Christus kennen

Und dann, an dritter Stelle, bedeutet Wachstum, Christus zu kennen - was das Neue Testament geistliches Verständnis nennt. Der Heilige Geist, der durch das Wort, durch Gebet, durch unser Nachdenken wirkt, möchte uns zu einem Verständnis im Blick auf Christus bringen, so dass wir imstande sind, zu sagen: «Ja, ich hörte davon; ich habe es empfangen; ich habe es ergriffen, ich bin darin geübt; doch jetzt verstehe ich, ich sehe die Bedeutung, die Wichtigkeit, den Wert: Ich bin sehend geworden». Und es hängt sehr viel vom geistlichen Verständnis ab in unserem geistlichen Wachstum. Wir wissen, wie wahr es ist, dass dies im Wort aufgezeigt wird. Selbst ein Mann, der so viel gesehen hat, und dem so viel anvertraut wurde; der sagen konnte: «Nun, was Visionen und Offenbarungen vom Herrn betrifft, so kenne ich einen Menschen, der vor vierzehn Jahren in den Himmel aufgehoben wurde, wo ihm unaussprechliche Dinge gezeigt wurden, über die ein Mensch sich nicht äußern darf» (2. Kor. 12,1-4); selbst ein solcher Mann, der all dies besaß und noch viel mehr dazu, konnte sagen, als sein Leben, sein Lauf hier unten, an sein Ende gelangte: «Ihn will ich erkennen» - noch immer ist dies sein Ehrgeiz. Es ist Wachstum durch Erkennen.

Und jener Mann schrieb, wie wir so gut wissen, an Leute, die eine ziemlich starke Mitteilung des göttlichen Dienstes empfangen hatten - denn überlegt doch, wie lange Paulus in Ephesus weilte. Er sagte in Bezug auf seinen Dienst: «Ich habe nicht davor zurückgeschreckt, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen» (Apg. 20,27). Was für eine Menge hat er doch jenen ephesischen Gläubigen gegeben! Und dennoch sagt er, als er ihnen gegen das Ende hin zum letzten Mal schrieb: «Ich höre nicht auf, (Gott) für euch zu danken, indem ich stets euer in meinen Gebeten gedenke, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch den Geist der Weisheit und Offenbarung geben möge zur Erkenntnis seiner selbst» («die volle Erkenntnis seiner selbst» ist das Wort das hier verwendet wird); «damit ihr, wenn die Augen eures Herzens erleuchtet worden sind, erkennt, welches die Hoffnung seiner Berufung, der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen, und welches die überragende Grüße seiner Kraft uns, den Gläubigen, gegenüber ist» (Eph. 1,15-19). Es liegt etwas im Erkennen, im Sehen, im Verstehen. Es ist der Weg der Erweiterung, des Wachstums.

Natürlich ist das bei einem normalen menschlichen Wesen völlig normal. Wir wachsen, und während wir wachsen, nimmt unser Verständnis zu, und indem unser Verständnis zunimmt, wachsen wir. Das geistliche Verständnis funktioniert auf beide Arten. Es ist eine große Sache, Christen, selbst junge Christen, zu finden, die dazu kommen, den Herrn zu kennen - die nicht nur von Ansprachen und Äußerlichkeiten leben, sondern die wachsen in der Erkenntnis des Herrn.

Das alles ist gewiss eine lebensmäßige Vereinigung mit Christus, und es gewiss etwas Organisches. Es ist eine Angelegenheit des Lebens, und es ist eine Lebensweise, und es ist alles eine Sache unserer Vereinigung mit unserem Herrn. Sie ist es, was uns dies verschafft, sie ist es, was es hervorruft, sie ist das, was es anregt, sie ist das, was damit beginnt und das, was es am Leben erhält, und sie ist auch das, was es vollendet. So mögt ihr denn zu Johannes 15 kommen, und ihr habt alles da, «In mir»; «bleibet in mir»; «in mir tragt ihr Frucht»; «bleibt in mir, bringt mehr Frucht»; und so geht es weiter. Es ist alles «in Christus».

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.