von T. Austin-Sparks
Kapitel 2 - Herrlichkeit nur in der Herrlichkeit des Auferstehungslebens
Schriftlesung: Johannes 11
Wir kehren nochmals zu diesem elften Kapitel des Johannesevangeliums zurück, und ich möchte euch daran erinnern, dass dieses Kapitel den Kulminationspunkt des Lebens, der Lehre und der Werke des Herrn Jesus in den Tagen seines Fleisches darstellt. Das ist ganz offensichtlich, denn ihr stellt fest, dass es in Vers 47 heißt: «Da versammelten die obersten Priester und die Pharisäer den Hohen Rat und sprachen: Was sollen wir tun?» Der Rest des Kapitels zeigt, dass diese die letzte einer ganzen Anzahl von Ratsversammlungen war, und es war anlässlich dieser Ratsversammlung, dass sie entschieden und endgültig beschlossen, dass dieser Mann sterben müsse. Wir haben hier also das, was den Höhepunkt seines Lebens und Werkes zu diesem Zeitpunkt kennzeichnete. Die Endgültigkeit lag nicht beim Beschluss als solchem, sondern in der Erfüllung eben des Zweckes, zu dem er gekommen war, und, mehr noch, es geht um die Erfüllung der göttlichen Ratschlüsse.
Hinter diesem Kapitel liegen zwei Dinge. Zunächst einmal kommen die ewigen Ratschlüsse Gottes zu diesem Zeitpunkt in seinem Sohn zur Erfüllung, dann aber gab es da auch noch jene Ratschlüsse, die sich gegen Gott richteten und versuchten, dem Sohn ein Ende zu bereiten, ihn zu vernichten. Die göttlichen Ratschlüssen werden in dem zusammengefasst, was dieses Kapitel enthält. Zweifellos habt ihr es schon viele Male gelesen, und vielleicht glaubt ihr, es zu kennen. Wenn man euch fragen würde, worum es denn in Johannes, Kapitel elf gehe, würden die meisten von euch sagen: «Nun, selbstverständlich ist es das Kapitel über die Auferweckung von Lazarus von den Toten», und möglicherweise ist das auch alles, was ihr darüber sagen könnt. Und wenn ihr so sprecht (verzeiht mir, wenn dies eine leise Kritik an eurer Wahrnehmungsfähigkeit sein sollte), zeigt ihr bloß an, wie sehr ihr den Weg verpasst habt. Natürlich haben wir alle das in vergangenen Zeiten gesagt, aber während wir weiter voranschritten, haben wir mehr gesehen, nämlich dies, dass dieses Kapitel Hauptgesichtszüge und Faktoren von Gottes Wegen zur Herrlichkeit enthält. Habt ihr das begriffen? Das Ziel aller Wege und Werke Gottes ist Herrlichkeit, seine eigene Herrlichkeit. Manchmal scheint es ein Weg voller Torturen zu sein, wie es diese Schwestern empfunden haben mussten, solange er andauerte. Manchmal scheint es alles andere als Herrlichkeit zu sein, und ihr könnt da sehr wohl zum Schluss kommen, wie diese Schwestern vielleicht an einem bestimmten Punkt den Schluss zogen, dass das Ende nicht Herrlichkeit sein könne. Ihr mögt das Gefühl haben, dass all dieser Kummer, diese Betrübnis, diese Enttäuschung und Verzweiflung keinesfalls zur Herrlichkeit führen könne, doch all das ist, von Gottes Standpunkt aus, der Weg der Herrlichkeit und der Weg zur Herrlichkeit.
Lasst mich wiederholen: Wenn Gott irgend etwas in die Hände nimmt - und daran solltet ihr wirklich festhalten - dann wird das Ende seine Herrlichkeit sein. Ihr dürft diesbezüglich keinen Fehler machen! Das Ende aller Wege Gottes ist Herrlichkeit. Lest eure Bibel im Licht dieser Erkenntnis, und ihr habt die ganze Bibel in einem einzigen Kapitel, im 11. Kapitel des Johannesevangeliums.
Ich habe gesagt, dieses Kapitel enthalte die Hauptgesichtspunkte und Faktoren auf dem Wege Gottes zur Herrlichkeit. Welches sind einige dieser Hauptgesichtspunkte?
Ein sehr großer ist die Inkarnation des Sohnes Gottes; der Sohn Gottes, der Fleisch annimmt; Gott, der sich im Fleisch offenbart. Ist das nicht ein großer Gesichtspunkt? Der eigentliche Zweck und das Ziel der Inkarnation, dass Gott Fleisch annimmt und Mensch wird, findet sich in diesem Kapitel. Behaltet dies für einen Augenblick im Gedächtnis. Dann ist da auch die Methode Gottes in der Erlösung. Erlösung ist ein großer Faktor, nicht wahr? Niemand wird dies in Zweifel ziehen! In den ewigen Ratschlüssen Gottes ist die Erlösung ein großer Faktor, und die Methode der Erlösung ist die Substanz dieses elften Kapitels im Johannesevangeliums.
Etwas anderes - und ich bin mir ganz sicher, dass ihr, indem ihr jenen anderen beiden zugestimmt habt, wenn ihr alles über die Wege Gottes wisst, auch dem zustimmen werdet - Gottes Wege sind sehr seltsam, und sie übersteigen bei weitem menschliches Erklären und Begreifen. Während Gott sich fortschreitend auf sein Ziel zu bewegt, ist es sehr schwierig, ihm zu folgen. Der Apostel Paulus, der ein ganzes Stück über den Herrn wusste, sagte aus seiner Erfahrung: «über die Maßen bedrängt» (2. Kor. 1,8), oder, wie es eine andere Übersetzung wiedergibt: «jenseits unseres Maßes». Der Herr ist uns immer ein Stück voraus. Es würde sich für uns nicht schicken, wenn wir mit ihm gleichziehen würden, nicht wahr? Sehr bald würden wir den Platz unseres Herrn einnehmen! Sobald wir in jeder Hinsicht auf gleicher Höhe mit ihm wären, würde unsere Abhängigkeit von ihm sehr schnell vergehen. So ist der Herr uns voraus, über alles Maß hinaus, und holt das Letzte aus uns heraus, um unsere Kapazität zu erweitern. Wir würden nie wachsen, wenn dies nicht so wäre.
Die einfache Art, auf die das Johannesevangelium dies illustriert, finden wir in Kapitel 10,4: «Wenn er alle seine Schafe hinausgeführt hat, geht er vor ihnen her». Nun, natürlich habt ihr dies manchmal für eine tröstliche Zusage gehalten, doch liegt eine profunde Bedeutung in jedem göttlichen Wort, und gerade dieses Evangelium offenbart dies besonders. «Wenn er alle seine eigenen Schafe hinausgeführt hat, wird er vor ihnen hergehen» - er ist ihnen stets voraus, und sie sind immer ein Stück hinter ihm her. In einem gewissen Sinne ist er zuviel für sie. Sie müssen vorangehen, und weiter vorangehen, wenn sie je dahin gelangen wollen, wo der Herr ist, und wenn sie endlich dorthin gelangen, stellen sie fest, dass er schon ein Stück weitergegangen ist. Sie müssen weitergehen, weiterrennen, und dies die ganze Zeit.
Der Apostel Paulus erklärt das, als er ganz am Ende seines vollen Lebens sagte: «um ihn zu erkennen» (Phil. 3,10). «Ich habe ihn noch nicht eingeholt. Er ist mir noch immer weit voraus. Das Geheimnis der Wege Gottes, die Seltsamkeit dessen, was wir «Vorsehung» nennen, ist ein Hauptfaktor der Wege Gottes, und das finden wir in diesem Kapitel.
Etwas weiteres, das ebensowenig eine kleine Sache ist, ist die Weitsicht Gottes. Wie weit kann er doch über uns hinaus sehen! Oder, kommen wir zu diesem Kapitel - wieviel weiter konnte der Herr Jesus sehen als diese Schwestern und die Jünger! Sie sahen einfach nicht über die gegenwärtigen Ereignisse und ihre momentane Erfahrung hinaus. Das, was sich unmittelbar vor ihren Augen zutrug, war ihr Horizont. Doch hier bewegte sich Gott in Christus gemäß dem Prinzip der Weitsicht, über den Vorfall hinaus, über die Gegenwart hinaus. Wie groß auch immer das für sie sein mochte, er war weit jenseits davon. Sein Horizont reichte weit über diese (momentane) Sache hinaus, und er handelt darum auch entsprechend. Die Weitsicht Gottes ist kein kleiner Faktor in den Wegen, Werken und Behandlungen des Herrn, und das alles finden wir in diesem einen Kapitel.
Wie unergründlich sind doch die Wege und Werke Gottes!
Der Herr hat die KontrolleNun, da wir dies festgestellt haben, lasst mich etwas zurückgehen und euch etwas ins Gedächtnis rufen, das wir uns unbedingt aneignen sollten. Glaubt mir, liebe Freunde, wenn ich sage, dass es nicht bloß die LEHRE des Johannesevangeliums in einem bestimmten oder in allen Kapiteln ist, mit der ich mich befasse. Es muss in unsere ureigene Geschichte eingehen. Es muss aus der Bibel, aus der Geschichte von Jesus Christus während seiner Zeit auf dieser Erde herausgenommen und in unsere eigene Geschichte übertragen werden, und wir werden nirgendwo hinkommen, es sei denn, dies treffe zu. Wir haben es hier mit angewandter, nicht mit theoretischer Wahrheit zu tun.
Lasst mich also folgendes sagen: Was uns sehr deutlich vor Augen tritt, wenn wir ruhig und gedankenvoll in diesem Kapitel verweilen, ist dies, dass der Herr Jesus die Situation im Griff hat. Lasst es mich noch anders formulieren. Wenn dies der fleischgewordene Gott ist, dann haben wir es hier mit Gott selbst zu tun. Wenn ihr zu diesem Kapitel kommt, seht ihr, wie der Herr Jesus alles im Griff und in seinen Händen hat, und er wird die ganze Zeit über nichts aus seiner Hand geben.
Seht euch die verschiedenen Aspekte an! Er sagte, er wolle nach Judäa zurückgehen. Die Jünger reagierten sofort: «Nein, erst noch haben dich die Juden dort zu töten versucht. Du darfst auf keinen Fall dorthin zurückkehren!» Seht ihr den Versuch, ihm die Dinge aus der Hand zu nehmen, seine Bewegungen, seine Urteile und seine Entscheidungen zu beherrschen, aber er lässt es nicht zu. Er hat diese Sache in die Hand genommen, Jünger hin, Jünger her, er fährt damit fort. Da ist etwas, das er verfolgt, und er hat die Verantwortung. Sendboten werden zu ihm geschickt wegen Lazarus, als er irgendwo entfernt war, und zweifellos lautete die Botschaft etwa so, obwohl sie uns nicht berichtet wird: «Lazarus stirbt. Komm doch, bitte. Komm schnell! Komm so schnell du kannst!» Die geliebten Schwestern hätten das wohl so gesagt, aber das zu tun, was sie wünschten, hätte die Sache aus seiner Hand genommen und sein Urteil, seine Gefühle, seine weiteren Bewegungen bestimmt, hätte auch einen Zeitpunkt festgelegt, den er so nicht wollte, und hätte alles übernommen. Nein, er blieb, wo er war. Er hatte die Situation im Griff und wollte nicht zulassen, dass sie ihm aus den Händen genommen wird, obwohl die Aufforderung von denen kam, die er liebte. Es wird ausdrücklich gesagt, dass dies so war. Die Situation war derart, die jedes mitfühlende Herz gerührt hätte, aber das sollte nicht über diese Sache entscheiden. Sie lag in seiner Hand, und er entscheid über den Grund, auf dem er wirkte, und über die Zeit, in der er wirkte und sich aufmachen würde, und nichts konnte an seiner Entscheidung irgend etwas ändern. Natürlich sagten die Juden, die stets bereit waren, ihn zu kritisieren und in Misskredit zu bringen, ihn in ein schlechtes Licht zu rücken: «Hätte dieser Mensch, der doch die Augen des Blindgeborenen geheilt hat, nicht auch bewirken können, dass dieser Mann nicht hätte sterben müssen?» All diese Kräfte waren auf jedem Gebiet am Werk, vom Zentrum bis hin zur Peripherie seiner Beziehungen, um ihn unter Kontrolle zu bringen, aber er ließ es nicht zu. Er behielt diese Sache in der Hand, und das ist etwas sehr Wichtiges. Warum? Nun, er sprach es aus: «Diese Krankheit ist letztlich, absolut gesehen, nicht zum Tode. Diese Krankheit wird nicht mit dem Tod enden, sondern dient der Verherrlichung Gottes». Und was dann? «Und ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dort war». Oh, was werdet ihr damit anfangen? Versetzt euch doch in die Position dieser Schwestern mit einem geliebten Bruder, der ihnen unter den Augen wegstirbt, im Griff dieser scheinbar tödlichen Krankheit. Ihre Herzen waren vor lauter Kummer und Angst ausgelaugt, ja, am zerbrechen, und sie hatten dafür gesorgt, dass es ihm mitgeteilt wurde - und dies war seine Einstellung: «Ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dort war».
Nun, seht ihr, er hat diese Situation voll im Griff und trägt die Verantwortung dafür. Wir haben es eben mit Gott zu tun. Er hat die Verantwortung, und wenn er auf ein bestimmtes Ziel hinarbeitet, könnt ihr ihn nicht drängen, ihr könnt ihm die Sache nicht abnehmen und ihn veranlassen, was ihr möchtet, dass er es tut. Er wird sein Ziel erreichen, und es mag für unser Fleisch und für unsere Natur ein sehr mühsamer Weg sein, aber er wird dorthin gelangen, denn er ist für die Sache verantwortlich.
Manchmal singen wir, eher leichtfertig und ohne besonders auf unsere Worte zu achten:
«Wie sehr sehne ich mich danach, seine höchsten Höhen zu erklimmen».
Ich frage mich, ob uns bewusst ist, wenn wir dies singen, dass die höchsten Höhen nur durch die tiefsten Tiefen erreicht werden können! Liebe Freunde, ihr und ich, wir werden Gottes Ziele nie anders als auf dem Weg der Zerbrochenheit erreichen. Das ist es, was dieses Kapitel aussagt. Solange wir ganz, kräftig, gut in Form, selbstbewusst sind, werden wir sein Ziel nie erreichen.
Seht ihr, Gott hat bereits ganz am Anfang der Bibel und der menschlichen Geschichte etwas in die menschliche Erfahrung hineingepflanzt, das von diesem Moment an zum GESETZ aller wahren Gotteserkenntnis wurde. Der große Punkt, auf den es im Garten ging, war die ERKENNTNIS von Gut und Böse. Der Mensch verlangte nach Erkenntnis, und zwar unter der Anstachelung und Inspiration des Teufels, und Gott ging auf diese Abweichung, auf diesen Zusammenbruch ein und setzte ein Gesetz ein, durch welches er sagte: «Ihr werdet nie echte Erkenntnis haben es sei denn durch dieses Gesetz. Alles, was in der Zukunft wahr und echt sein wird, wird nicht so leicht gewonnen werden, wie ihr denkt». Das Gesetz der Geburtswehen wurde direkt ins Herz des menschlichen Lebens hineingepflanzt. Geburtswehen wurden als ein Gesetz für die Zukunft eingeführt, und ihr und ich, wir wissen sehr wohl, dass wahre Liebe nur aus Geburtswehen hervorgeht. Ihr könnt es auch anders formulieren: Wir werden nie irgend etwas wertschätzen, das uns nichts gekostet hat. Wir können es sehr billig preisgeben, wenn wir keinen Preis dafür bezahlt haben, doch wenn wir einen Preis bezahlt haben, und wenn uns diese Sache teuer zu stehen kam, wenn es für uns echtes Leiden, Kummer und große Trübsal bedeutet hat, dann ist es für uns unendlich kostbar, und wir lassen es nicht leicht los.
So trat Gott direkt dazwischen und legte dieses Gesetz der Geburtswehen in das menschliche Leben und in seine Geschichte, und sagte: «Ihr habt versucht, alles billig zu bekommen, aber in Zukunft werdet ihr nichts erlangen, was es wert ist, es zu besitzen, ohne dass es euch etwas kostet». Und von diesem Punkt an stellt ihr es in der ganzen Bibel fest, bis ihr zu der «Mühsal seiner Seele» kommt, zu den Wegen im Garten und den Wehen am Kreuz, von denen Jesaja gesagt hat: «Um der Mühsal seiner Seele willen wird er Frucht sehen», dass aus den Geburtswehen hervor Kostbares hervorgehen würde. Es ist das Gesetz, seht ihr, dass man das Herz Gottes nicht erreichen und keine echte Erkenntnis erlangen kann ohne große Kosten.
Petrus lernte dies auf die tiefe Art. Er versuchte, leicht an die Dinge heranzukommen. «Es ist gut für uns, dass wir hier sind. Herr, lasst uns drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Moses und eine für Elia», und ich vermute, obwohl er dies nicht so gesagt hat, er meinte: «Wir wollen auch ein paar Hütten haben. Wir möchten hier bleiben». Petrus war eben so, doch er musste den tiefen Weg der äußersten Verwüstung durch das Kreuz des Herrn Jesus gehen, und viele Jahre später schrieb er: «Euch nun, die ihr glaubt, gehört die Kostbarkeit» (1. Petrus 2,7).
Das letzte Bild von der Gemeinde ist das von der Stadt, deren Tore aus Perlen bestehen, welche im Grunde das Symbol von Todeskampf, Blut und Tränen sind. So entstehen sie nämlich. Es ist kostspielig, und besonders kostbar, weil es etwas kostet.
Ich habe gesagt, dies sei ein umfassendes Kapitel, nicht wahr? Wir werden darauf zurückkommen. Hier sind diese lieben Schwestern, und wie sie in das Leiden, in den Todeskampf des Kreuzes hineingetauft werden, und wie sie dazu kamen, den Tod zu kosten, damit sie die Kostbarkeit das Auferstehungslebens kennenlernen! Es gibt keinen andern Weg dazu.
«Ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dort war». Er war weitblickend, und so erkannte er, dass, obwohl der das Risiko einging, missverstanden zu werden - denn jedermann, die beiden Schwestern und alle übrigen missverstanden ihn und waren völlig unfähig, ihn zu begreifen - er das Risiko auf sich nehmen musste. Er sah darüber hinaus, auf das Höchste. Und was ist das Höchste? «Habe ich dir nicht gesagt, dass, wenn du glaubst, du die die Herrlichkeit Gottes sehen würdest?»
Das Ende aller Wege Gottes ist Herrlichkeit. Wie reich und wie voll ist doch das alles! Wir befinden uns in der Gegenwart Gottes, und wenn wir dort sind, befinden wir uns in der Gegenwart tiefgründigster Realitäten. Oh, dass wir doch die Gnade hätten, wenn der Herr uns im Griff hat und an uns handelt, uns nicht aus seinen Händen zu winden, sondern dort zu bleiben zur unausweichlichen Herrlichkeit!
Ich zögere sehr, liebe Freunde, einfach Worte zu Worten hinzuzufügen. Ich möchte sicher sein, dass das, was ich sage, tiefer geht als bloß in euren Kopf, als bis zu bloßer christlicher Theorie und Lehre.
Zuallererst muss, wie wir das letzte Mal gesagt haben, die grundlegende und äußerste Verpflichtung auf den Herrn stattfinden. Nun, natürlich gehe ich davon aus, dass es wenige unter euch gibt, oder überhaupt niemand, der bestreiten würde, sein Leben an den Herrn übergeben zu haben, und vielleicht sagt ihr sogar, dass ihr dem Herrn ÄUßERST hingegeben seid. Aber dann habt ihr keine Ahnung, wovon ihr redet! Es tut mir leid, dies sagen zu müssen, aber ich sage das aus sehr langer Erfahrung heraus. Wir werden nie über jenen Punkt hinaus kommen, wo es keinen Kampf mehr darum gibt, uns ganz dem Sinn des Herrn anpassen zu müssen. Es spielt keine Rolle, wie lange ihr hier unten lebt. Wenn ihr mit dem Herrn wandelt, wird es, bis zum bittern Ende, Situationen geben, das es für euch nicht leicht ist, eine neue Offenbarung des Sinnes Gottes für euch zu akzeptieren. Tatsächlich werdet ihr jedesmal einen neuen Kampf darüber ausfechten müssen, und genau das habe ich gemeint, als ich sagte: «Ihr wisst nicht, wovon ihr sprecht!» Damit möchte ich natürlich keineswegs von irgend einer Hingabe entmutigen oder sie als wertlos erklären, die ihr vollzogen habt, aber es muss eine grundlegende, anfängliche, fundamentale Verpflichtung eingegangen werden, wenn wir sagen: «Nun, Herr, ich weiß nicht, was das alles bedeuten soll, oder wie es verwirklicht werden soll, oder was es schließlich kosten wird, doch lege ich mich jetzt ganz in deine Hände. Ich gehöre dir. Ich habe mich verpflichtet. Du bist jetzt mein Meister, und ich möchte, dass du die absolute Herrschaft über mein ganzes Wesens behältst. Und sollte es für mich irgend einmal schwierig werden, deiner Herrschaft nachzugeben, dann werde ich um Gnade ersuchen, mich anpassen zu können». Es sollte eine Haltung eingenommen werden, die man mit nicht weniger als einer VOLLSTÄNDIGEN Verpflichtung bezeichnen kann.
Ich frage euch - nicht mit der Totalsumme all dessen, was euch bekannt ist - hat der Herr die Herrschaft über euer Wesen, euer Leben, gewonnen? Wie wir bereits gesagt haben, berührt dies jeden Punkt und Aspekt. Hat er die Herrschaft in eurem Geschäft, in euren Geschäftsbeziehungen, in euren geschäftlichen Transaktionen gewonnen? Tätigt ihr Geschäfte, die nicht mit der Herrlichkeit Gottes übereinstimmen, das heißt, tätigt ihr Geschäfte, die im Widerspruch zu Herrlichkeit Gottes stehen?
Ich kannte einmal einen jungen Burschen, der sehr gute Geschäfte gemacht hatte und ungeheure Aussichten besaß, doch war er in der größten Tabakfirma in Europa. Er hatte eine gute Position, mit großen Aussichten - und so wurde er mit der Frage konfrontiert, ob wohl der Herr dadurch verherrlicht würde, dass er diese Art von Geschäften tätigte. Er entschied schließlich, dass diese Sache nicht der Herrlichkeit Gottes diente. Da er ihre Auswirkungen sah, fand er heraus, dass sie in Menschenleben der Herrlichkeit Gottes entgegenstanden, deshalb gab er seine Position auf und trat unmittelbar aus dieser Firma aus. Eine Zeit lang wurde er durch sein entschiedenes Handeln und durch die Position, die er aus Treue zu Gott aufgegeben hatte, auf die Probe gestellt. Der Herr kümmerte sich am Ende um ihn, aber ich sage das nicht, um euch anzudeuten, ihr würdet eine Belohnung oder eine Kompensation empfangen.
Der Punkt ist der: Nicht Politik, sondern Prinzip. Die Welt wird von der Politik beherrscht, durch das, was politisch und diplomatisch ist. Das ist der ganze Geist und das Gesetz dieser Welt, doch der Herr Jesus ist weder Politik noch Diplomatie, und das (beherrschende) Prinzip ist die Herrlichkeit Gottes.
Das ist es, was es bedeutet, verpflichtet zu sein. Ist euer Haus, sind eure häuslichen Beziehungen, euer soziales Leben und eure Beziehungen in Pflicht genommen?
Und so könnten wir weiterfahren. Es geht nicht einfach darum, dass ihr auf eure Knie fallt und sagt: «Herr, ich gehöre dir. Ich gebe mich dir absolut hin», und dann, wenn der Herr am nächsten Tag daherkommt und sagt: «Wie steht es damit?» dann einfach zu erwidern: «Oh, das habe ich nicht gemeint!» Der Herr ist sehr praktisch!
Vergebt mir, dass ich so spreche, aber wir müssen so sprechen, denn wir leben in sehr gefährlichen Zeiten, und Gott nähert sich seinem Volk, um es auszusieben. Das Ende wird eine ungeheure Sichtungszeit unter dem Volk des Herrn sein. Petrus sagt, als er über die Zeit des Endes sprach: «die Zeit ist gekommen, dass das Gericht am Hause Gottes beginnt» (1. Petr. 4,17), und wenn es bei uns beginnt, wo wird dann der Sünder und der Gottlose bleiben? Wir werden bis zu dem hin gesichtet: Ist eure Priorität im Leben wirklich geklärt, und ist diese Priorität die Herrlichkeit Gottes? Wenn ja, dann werdet ihr, was immer auch geschehen mag, durchkommen und ihr werdet das Ziel Gottes erreichen, nämlich die Herrlichkeit. «Es ist Gott, mit dem wir es zu tun haben».
Gottes Einstellung zum menschlichen LebenIn diesem Kapitel haben wir es mit den letzten Dingen zu tun, den ursprünglichen und ewigen Dingen. Vielleicht werde ich jetzt etwas sagen, das zu akzeptieren für euch sehr schwierig sein mag, aber es schreit uns an und wir kommen nicht daran vorbei, so sehr es uns auch verletzen mag und wir es nicht schätzen. Die Haltung, die der Herr Jesus der Situation und allem gegenüber, was damit zusammenhängt, einnimmt, ist Gottes eigene Einstellung dem menschlichen Leben gegenüber, wie es ist. In diesem Kapitel findet ihr das menschliche Leben durch eine Anzahl verschiedener Aspekte repräsentiert. Ihr habt die Juden, die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Nun, wahrscheinlich seid ihr nicht so sehr überrascht von Gottes Einstellung diesen gegenüber, aber dringt weiter ins Herz des Kapitels vor. Da sind dann diese lieben Schwestern, und da ist auch dieser Mann Lazarus, menschlich gesehen so weit von den Schriftgelehrten und Pharisäern entfernt wie nur möglich. Ihr würdet sagen, es seien nette Leute, aber welche Haltung nimmt der Herr ihnen gegenüber ein? Er verhält sich unverpflichtet, er bleibt reserviert. Es heißt, er sei zwei weitere Tage dort geblieben, wo er war, und als er schließlich zu Lazarus kam, seien bereits vier Tage vergangen. Vier Tagen vergingen von dem Zeitpunkt an, da ihn die Nachricht erreichte, bis er dort eintraf, und, wie ihr wisst, haben sie ihm den Zustand geschildert, wie er von der Natur vorgeherrscht hätte. WARUM ließ er Lazarus sterben? Er hätte ihn auferwecken können, denn er hat viele andere geheilt und von den Toten auferweckt. Warum ausgerechnet diesen (nicht), den er doch so sehr liebte? Warum ließ er zu, dass das Herz der Schwestern brach, zerrissen von diesem Kummer und dieser Trübsal? Warum diese Haltung? Das ist nun einmal Gottes Einstellung der Menschheit in Adam gegenüber, im besten als auch im schlimmsten Fall. Diese Menschheit in ihrem besten Zustand ist etwas, das Gott in Adam beiseite gesetzt hat, und er hat nicht im Sinn, sie wieder aufzumöbeln. Er verabreicht ihr keine Medizin, um sie zu heilen. Er sagt: «Es muss sterben!». Das einzig Mögliche ist Auferstehung, ein neues Leben mit einander, etwas anderes also als das, was das Natürliche und Irdische in seinen besten Zeiten war.
Meint ihr, ich übertreibe, oder ich ginge zu weit? Ich möchte, dass ihr dieses Evangelium noch einmal vornehmt und es von Anfang bis Ende durchlest. Warum die Hochzeit in Kana in Galiläa? Warum nahm er daran teil, warum gebrach es an Wein, und warum kam es zu diesem schrecklichen Desaster? «Sie haben keinen Wein», sagt seine Mutter, in einer Art von Appell und Erwartung, dass er etwas unternehmen würde. Konsternation lag über allem. Es ist kein Vorrat mehr vorhanden. Genau das, was das Leben überhaupt ausmacht, ist an sein Ende gelangt. «Frau, was haben du und ich gemeinsam? Meine Stunde ist noch nicht gekommen». Es war der Appell anlässlich eines Desasters, der Appell einer Gelegenheit, der Appell aus dem Herzen einer Mutter, der Appell in einer schwierigen Situation, aber nein, er wollte nichts damit zu tun haben, denn es ging um mehr als bloß darum, ein Fest zusammenzuflicken. Es muss etwas sein, das über dem Natürlichen ist, und das ist eine Neuheit von Leben, und nicht etwas geflicktes Altes. Dieses Alte MUSS sterben, und dann ist die einzige Antwort darauf Auferstehung. Das ist die Erklärung - es muss etwas anderes sein. Gottes Einstellung ist die, dass die alte Schöpfung bankrott ist, und dass die einzige Aussicht das Leben einer Neuen Schöpfung ist. «Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit» (Joh. 2,11). Herrlichkeit ist das Ende von Gottes Wegen. Wie? Durch etwas, das jenseits aller natürlichen Möglichkeit liegt. Kana ist der Anfang, und Lazarus ist das Ende der Geschichte.
Dazwischen - ich kann mich nicht bei allen aufhalten, aber ich werde euch an einige erinnern - ist Nikodemus, mit seiner ganzen Religion und Gelehrsamkeit, zu dem Jesus sagte: « Bist du der Lehrer Israels, und hast keine Ahnung von diesen Dingen? » (Joh. 3,10). Alle religiöse Erkenntnis, Bildung, Position und Tradition sind bankrott. «Ihr müsst von oben geboren werden. Dieses euer natürliches Leben, obwohl es so sein mag, wird euch nicht durchtragen».
Dann ist da auch der Mann am Teich Bethesda. Er lag schon seit 38 Jahren in diesem Zustand da, sich täglich bemühend, auf seine Beine und ins Wasser zu kommen. Versucht das einmal etwa ein Dutzend Mal täglich während 38 Jahren, und seht dann, ob euch am Ende noch viel Hoffnung übrig geblieben ist! Aber ohne den Teich oder irgendwelche künstliche Hilfe zu benutzen, tritt der auf die Bühne, der die Auferstehung und das Leben ist, und schon ereignet sich ein weiteres Zeichen, ein weiterer Beweis dafür, wie hoffnungslos das Natürliche ist, bis Jesus auftritt, aber er tritt auf mit einer anderen Art, mit einer anderen Ordnung des Lebens.
Dann kommen wir zu der Frau in Samaria bei Sychar. Was für eine Geschichte eines moralischen Bankrotts ist das doch! «Geh, rufe deinen Mann... Ich habe keinen Mann... du hast recht, wenn du sagst, du habest keinen Mann, doch hast du fünf Männer gehabt; und den du jetzt hast, ist nicht dein Mann». Alles war auf diesem Gebiet erschöpft, «doch das Wasser, das ich geben werde, wird in ihm eine Wasserquelle werden, die ins ewige Leben sprudelt» ... «Herr, gib mir dieses Wasser» (Joh. 4,14-15).
So fährt Johannes mit seinem Evangelium fort, bis wir zu Lazarus kommen, und da wird in einem einzigen Kapitel alles zusammengefasst und aufgezeigt, dass das Ende die Herrlichkeit Gottes ist - «Du würdest die Herrlichkeit Gottes sehen».
Die Herrlichkeit Gottes ist etwas, das Gott nicht im menschlichen Leben verwirklichen kann, denn er ist nicht bereit, das zusammenzuflicken. Die Menschen können das tun. Ihr ruft den Arzt, und er kann helfen, dass dieses Dinge es noch eine Weile am Leben erhalten bleibt, doch Gott sagt: «Nein, lasst das ruhig sterben. Die Herrlichkeit liegt nicht in dieser Art von Dingen. Sie ist etwas absolut Neues und Anderes».
Das Ende aller Wege Gottes ist so. Ich vertraue darauf, dass ihr alles in diesem Licht interpretiert. Habt ihr gelitten? Seid ihr zusammengeschlagen worden? Was fangt ihr damit an? Stellt ihr das bloß und ausschließlich in die Kategorie von Dingen, die eben typisch sind für den Menschen? Nein, das Ende ist Herrlichkeit, und wenn ihr durchkommt, werdet ihr die Herrlichkeit Gottes in der Neuheit des Auferstehungslebens sehen.
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