von T. Austin-Sparks
Kapitel 1 - Der Anblick der Herrlichkeit Gottes
Schriftlesung: Johannes 11
Aus diesem Kapitel wollen wir bloß zwei Verse herausgreifen:
«Als Jesus es hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht wird» (V. 4).
«Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?» (V. 40).
«Zur Verherrlichung Gottes... du würdest die Herrlichkeit Gottes sehen?»
Vielleicht wisst ihr, dass die Kapitel 11 bis 17 dieses Evangeliums Kapitel der Zusammenfassung und der Vollendung sind, das heißt, ein abschließendes Einsammeln von allem, und was in großer Klarheit in diesem zusammenfassenden Teil des Evangeliums hervortritt, ist die Priorität, die das ganze Leben beherrschte, nämlich die Lehre und das Werk des Herrn Jesus. Es scheint, als sei es dies gewesen, was Johannes im Sinn hatte, als er schrieb, denn er setzte diese Priorität gleich an den Anfang seines Evangeliums, arbeitete stets entlang dieser Linie, und brachte dann am Ende alles in dieser vollen und abschließenden Art zur Darstellung. Obwohl Jesus während dreißig und mehr Jahren von dieser Priorität beherrscht wurde, kam doch ein kritischer Punkt in seinem Leben, wo er eine vollständige Anpassung von allem an diese eine Sache vornahm, die wir als die Priorität bezeichnen, wo er beschloss, dass alles darauf konzentriert werden sollte, und dass es in keinem Punkt eine Abweichung davon geben dürfe.
Und welches war seine allumfassende Priorität? Es war die Herrlichkeit seines Vaters - die Herrlichkeit Gottes.
Wie ich gesagt hatte, schlug Johannes diesen Ton schon ganz am Anfang an, als er, indem er schrieb, nachdem alles vorüber war und den ganzen Inhalt und die Bedeutung dieses Lebens, dieses Werkes, dieser Lehre und dieses Wandels überblickte, mit den Worten startete: «Und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater» (1,14). Damit brachte er den Vater in dieser Angelegenheit der Herrlichkeit unmittelbar ins Blickfeld. Dann setzte Johannes die Niederschrift des Evangeliums fort, wie eine große Harmonie oder Symphonie, die auf diesen Grundton eingestimmt ist, und bis zuletzt blieb er dabei - zur Verherrlichung des Vaters.
Und ich glaube, liebe Freunde, dass dies der Ton ist, von dem der Herr möchte, dass ich ihn diesmal anschlage. Es liegt in diesen Tagen als eine sehr beträchtliche Last auf mir.
Wir wollen uns in dieser Angelegenheit an den Herrn Jesus selbst wenden. Es gab in seinem Leben jene Stunde seiner großen Hingabe, die anlässlich seiner Taufe stattfand. Dort und zu diesem Zeitpunkt verpflichtete er sich aufs Äußerste der Herrlichkeit seines Vaters. Von jenem Zeitpunkt an sammelte er jedes Details seines Lebens auf und konzentrierte es auf dieses Eine, als wollte er sagen: «Von diesem Augenblick an soll es kein Abweichen von diesem Motiv und Ziel mehr geben. Die Herrlichkeit meines Vaters soll alles beherrschen». Und so war es auch.
Zuerst einmal fand diese Verpflichtung in seinem eigenen, persönlichen, inneren Leben statt, in seinem verborgenen Wandel mit seinem Vater. Das ist etwas äußerst Eindrückliches, wenn ihr die Evangelien durchlest. Fortwährend, durch den ganzen Text hindurch, stellt ihr fest, dass alles aus seinem persönlichen, verborgen Leben mit seinem Vater hervorgeht. «Der Sohn», sagt er, «kann nichts von sich selber aus tun, sonder tut, was er den Vater tun sieht» (5,19). Geheimnisvolle Sprache, aber diejenigen, die etwas vom Leben im Geist verstehen, wissen, was es bedeutet. «Denn was immer der (der Vater) tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn», nicht auf seine eigene Weise, sondern «in gleicher Weise». Wie gewissenhaft und wie genau! Seine Verpflichtung in Bezug auf seine eigene Beziehung zu Gott, seinem Vater, bedeutete, dass es nichts aus ihm selber gab, sondern nur das, von dem er in seinem eigenen Herzen wusste, und aus seiner eigenen, verborgenen Geschichte mit Gott, dass der Vater wollte, dass er es tat und sagte. Der Hintergrund, das innere Leben im Heiligtum mit dem Vater wurde ungebrochen aufrechterhalten.
2. In seinem WandelWas seinen Wandel betrifft, so bewegte er sich auf diesem Grund: «Wie ich mich verhalte, wie ich wandle, wird absolut eine Frage dessen sein, wie es die Herrlichkeit meines Vaters tangiert. Der Eindruck, den ich auf andere mache, was sie in mir und an mir sehen, darf niemals, auch nicht für einen Augenblick, die Herrlichkeit meines Vaters verdecken, diese Herrlichkeit verbergen, oder diese Herrlichkeit nachteilig beeinflussen. Mein Verhalten muss stets vor der Herrlichkeit meines Vaters bestehen können.» Soviel zu dem, was sein Verhalten, seinen Wandel betrifft. Ihr wisst, dass Johannes eine besondere Bemerkung hinsichtlich seines Wandels machte, denn es war nicht bloß ein äußerliches Fortschreiten. Johannes sagte: «Wer sagt, dass er in ihm bleibe, sollte selber so wandeln, wie er wandelte» (1. Joh. 2,6). Da war etwas im Blick auf seine Bewegungen, das beherrscht wurde, und sein Wandel, seine Bewegungen, sein Verhalten war stets zur Herrlichkeit seines Vaters.
3. In seinen WerkenWas seine Werke betrifft, so haben wir ihn bereits zitiert: «Der Sohn kann nichts von sich selbst aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht: denn was auch immer dieser tut, das tut der Sohn in gleicher Weise». Und seine Worte: «Das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat» (Joh. 14,24).
4. In seiner ZeitDann die Zeiten, zu denen er die Dinge tat. Oft lesen wir, dass er Vorschläge von andern zurückwies, er möge die Dinge doch jetzt tun, zu diesem Zeitpunkt. Wenn es schien, dass jemand etwas von ihm verlangte, und die Leute erwarteten, dass er es zu diesem Zeitpunkt tue, wies er es zurück: «Meine Stunde ist noch nicht gekommen» (Joh. 2,4), und doch tat er es dann sehr schnell danach. Er wartete, und in seinem Geist sagte er: «Vater, ist das dein Zeitpunkt?» Ihr wisst, liebe Freunde, ihr könnt die richtigen Dinge zu einem falschen Zeitpunkt tun, und es funktioniert einfach nicht. Wir tun eine Menge Dinge, und sie missraten uns, weil es einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Ihr erinnert euch an den großen Vorfall im Leben des Apostels Paulus: «Sie versuchten, nach Bithynien zu gehen; und der Geist Jesu ließ es ihnen nicht zu» (Apg. 16,7). Es wurde ihnen «durch den Heiligen Geist verboten, das Wort in Asia zu verkündigen» (Apg. 16,6). Paulus wurde abgelenkt, denn es war nicht der richtige Zeitpunkt. Sie kamen zu einer späteren Zeit nach Asia und Bithynien, zu Gottes Zeitpunkt, und wenn Gottes Zeitpunkt gekommen ist, verlaufen die Dinge viel fruchtbarer, denn ihr vergeudet keine Zeit. So oft, wenn wir Dinge zu unserem eigenen Zeitpunkt tun, dann schieben wir sie im Grunde einfach hinaus bis zu Gottes Zeitpunkt, denn nichts geschieht, bis Gott es geschehen lassen möchte. Das nur nebenbei, aber so arbeitete der Herr Jesus: « Meine Stunde ist noch nicht da», und dann schien die Stunde so schnell danach zu kommen.
5. In seinen FamilienbeziehungenHier ist er, er bewegt sich, spricht, arbeitet, hält seine Termine ein durch seine Gemeinschaft mit dem Vater. Er brachte alles übrige hinüber auf diesen Grund. Er brachte seine Familie hinüber auf den Grund der Herrlichkeit seines Vaters. Die Leute kamen, nachdem er in einem Hause zu ihnen gesprochen hatte, zu ihm und sagte: «Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sprechen» (Mt. 12,47). Nun, das ist eine natürliche Aufforderung. Es mag sentimental und eine recht deutliche Art von Aufforderung sein, doch wartet einen Moment. Er antwortet: «Wer ist meine Mutter! und wer sind meine Brüder? ... Wer immer den Willen meines Vaters tun wird, der im Himmel ist, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter». Er bringt die Sache auf einen anderen Grund. «Wie weit reflektieren meine Familienbeziehungen, was mich betrifft, die Herrlichkeit Gottes?
Auf dieselbe Weise wurde er in seiner Einstellung Menschen gegenüber beherrscht. Was die religiöse Welt betrifft, so empfahl er, was ernstgemeint war, und er ging, so weit er nur konnte, in Sympathie. Da kam ein junger Mann und sagte ihm, er habe alle Gebote von Jugend auf gehalten, und Jesus «schaute ihn an und liebte ihn» (Mk. 10,17-20). Er verurteilte ihn nicht. Er trat Ernsthaftigkeit mit Sympathie gegenüber, aber gelangte Heuchelei in seine Gegenwart, dann verwandelte sich seine Sympathie in Verdammnis! Es gab nichts, was seinen Zorn mehr herausforderte, als Heuchelei in der Religion, denn sie ist etwas, das Gott seiner wahren Herrlichkeit beraubt.
Das alles sind Dinge, die das Leben des Herrn Jesus ausmachten, und wie ihr seht, beherrschte seine Priorität alles und lag auf vielen Dingen. Sie stand über natürlichen Urteilen - nicht stets sündigen oder bösen Urteilen, sondern ganz einfach natürlichen Urteilen, wenn ihm Vorschläge gemacht wurden, wenn jemand versuchte, ihn von etwas zu überzeugen, und wenn Menschen ihre Gedanken auf ihn projizierten. Doch er kannte die Wahrheit: «Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. Meine Wege sind nicht eure Wege. Es gibt zwei Welten. Ich lebe in einer, und ihr lebt in einer anderen». Und so machte es seine Sorge um die Herrlichkeit seines Vaters oftmals nötig, dass natürliche Urteile auf die eine Seite gestellt wurden, und er das Urteil des Vaters in der Angelegenheit suchte.
8. In seinen GefühlenNatürliche Gefühle mussten oft beiseite gelegt werden. Er verstand sie vollständig richtig. Wir werden in diesem 11. Kapitel des Johannesevangeliums noch darauf stoßen, bei Lazarus und seinen Schwestern. Er empfand sehr viel Sympathie für sie , und er verstand, wie sie sich fühlten. Er trat wahrhaftig in ihr menschliches Leben ein, doch wenn sie versuchten, ihn zu überzeugen und zu beeinflussen, bloß auf der Basis von natürlichen Gefühlen zu handeln, stieß er dies von sich. So blieb er zwei Tage am selben Ort, und er machte sich erst am vierten Tag auf den Weg, als menschlich gesprochen schon alles zu spät war. Der Kummer hatte seinen Lauf genommen. Er war nicht ohne Sympathie, wie das Kapitel zeigt, und doch, weil er etwas Größeres im Sinne hatte, konnte er menschlichen, natürlichen Gefühlen nicht nachgeben. Er hatte große Prinzipien, die ihn beherrschten.
9. In seinen persönlichen InteressenWas seine natürlichen, persönlichen Interessen betraf, warf er sie die ganze Zeit von sich. Es wäre sehr stark in seinem persönlichen Interessen gewesen, das Angebot des Teufels bezüglich der Königreiche dieser Welt und all ihrer Herrlichkeit zu akzeptieren, doch er wies das ganze Ansinnen zurück. Wenn er von seinem Kreuz redete, hätte es zu seinem persönlichen Vorteil sein können, wenn er auf Petrus gehört hätte, als dieser sagte: «Das widerfahre dir nur ja nicht, Herr: das darf nie mit dir geschehen!» (Mt. 16,22). Doch er sagte zu Simon Petrus: «Geh hinter mich, Satan!». Ihr seht: Persönliche Interessen müssen einen hinteren Sitz einnehmen: doch er wurde nicht von diesen Dingen bestimmt, denn sein ständiges Motiv war die Herrlichkeit seines Vaters.
Was bedeutet Herrlichkeit?Nun, bevor wir einen Schritt weiter gehen können, muss ich euch auf eine Definition des Wortes «Herrlichkeit» zurückverweisen. Vielleicht habt ihr schon zuvor gehört, wie ich diese Definition gegeben habe, aber ich kenne keine bessere. Was bedeutet Herrlichkeit, insofern es Gott betrifft? Was bedeutet das Wort «Herrlichkeit», wenn es sich auf Gott bezieht? Es bedeutet schlicht den Rückstoß auf Gottes vollständige Befriedigung. Wenn die Dinge seiner Natur, seinem Sinn, entsprechen, wenn er befriedigt ist, dann ist er entzückt, das gefällt ihm wohl, dann kommt etwas von seiner eigenen Befriedigung, seinem Vergnügen, zurück. Ihr könnt das in eurem eigenen Leben testen, und zwar auf mehr als nur eine Art.
Nehmt eure Bibel und fangt beim Anfang an. Als Gott alle Dinge nach seinem Wohlgefallen, zu seinem Vergnügen, zu seiner Herrlichkeit geschaffen hatte, und als alle Dinge so waren, wie er es beabsichtigt und befohlen hatte, und alles von der Aussage beherrscht wurde: «Und so geschah es... und so geschah es... und so geschah es, wie es der Herr geboten und gesagt hatte, dass es werden soll», war das Ende davon: «Und Gott schaute auf alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut» (1. Mose 1,31). Ich wäre gerne in dieser Atmosphäre gewesen, in dem Bereich, wo alles Gott zufriedenstellte, wo alles von ihm ausstrahlte, und wo diese Empfindung seiner vollständigen Befriedigung und seines Vergnügens herrschte. Das ist Herrlichkeit!
Wenn wir in die Neue Schöpfung kommen, wenn wir von oben her geboren werden, auf der Grundlage unserer Anerkenntnis und Annahme des vollkommenen, vollendeten Werkes des Herrn Jesus für unsere Sünde, zu unserer Errettung (und sehr oft sind wir am Anfang bessere Gläubige als später), wenn wir auf diesen Grund der neuen Schöpfung in Christus gelangen, wo alles Gottes Vergnügen entspricht, haben wir dann nicht das Empfinden der Herrlichkeit? Der Anfang des Christenlebens verläuft sehr oft genau so. Während wir es weder theologisch noch dogmatisch erklären können, so spüren wir es doch! «Es ist wunderbar, gerettet zu sein! Es ist herrlich!» Es ist etwas, das ganz einfach in uns hochschießt. Und was ist es? Es ist der Heilige Geist, der Zeugnis dafür ablegt, dass Gott mit seinem Sohn befriedigt worden ist, den wir mit aller Erkenntnis und allem Verständnis, das wir von ihm haben, umfangen haben. Wir haben die Vollendung seiner selbst und seines Werkes akzeptiert, und es gibt in unserem Herzen eine Reflexion, eine Ausstrahlung seiner Herrlichkeit, der Befriedigung Gottes. Wenn wir uns von diesem simplen Vertrauen in den Herrn Jesus entfernen, verblasst die Herrlichkeit oft - doch möchte ich im Augenblick nicht darauf eingehen.
Blättert in der Bibel weiter, und ihr habt eine vollständige und vollkommene Offenbarung in Musterform in der Erschaffung der Stiftshütte in der Wüste. Sie wurde peinlich genau, bis ins kleinste Detail, vorgeschrieben, auf die Stecknadel, den Faden, die Farbe, die Position, das Maß genau, und alles wurde von Gott geschenkt. Und das letzte Kapitel davon lautet: «Wie der Herr Mose geboten hatte... wie der Herr Mose geboten hatte... wie der Herr Mose geboten hatte». Es wirkt beinahe monoton! Es wurde so ausgeführt, wie Gott es Mose geboten hatte, und die Herrlichkeit erfüllte die Stiftshütte. Gott war befriedigt! Und wir, ihr und ich, wissen, dass jene Stiftshütte im Typus nur ein Schattenbild vom Herrn Jesus war.
Wir gehen weiter zum Tempel, und wiederum wurde die Vorschrift, das Muster, David vorgegeben, und alles wurde durch Salomo vollendet. Als alles nach dem himmlischen Muster beendet war, erfüllte die Herrlichkeit den Tempel, und selbst die Priester konnten nicht mehr darin verweilen. Gott erfüllte alles mit seiner Befriedigung.
Der Herr Jesus kam zu seiner Taufe und zu seiner großen Verpflichtung, und als er aus dem Wasser heraufstieg, öffneten sich die Himmel und die Stimme des Vaters sprach aus: «Dies ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe» (Mt. 3,17). Es gefiel Gott WOHL. Das war in der Tat ein gutes Fundament, um sein Lebenswerk zu beginnen! Gottes Befriedigung ist die Herrlichkeit, und Johannes sagt: «Und wir sahen seine Herrlichkeit!»
Dann kommen wir zur Perfektion seines Werkes am Kreuz. Es gibt nach Golgatha nichts mehr zu tun. ALLES ist vollbracht. Oh, glaubt dies, und glaubt es von eurem ganzen Herzen: es bleibt im Blick auf unsere ewige Errettung NICHTS mehr zu tun! Wenn ihr versucht, etwas hinzuzufügen, verliert ihr die Herrlichkeit, und ihr verlasst den Platz von Gottes Befriedigung. Als das Werk am Kreuz vollbracht war, war das Werk der Erlösung ein vollendetes Werk, und das Opfer gefiel Gott wohl. Golgatha war vollbracht, dieser Sohn wurde von den Toten auferweckt, und es ging nicht mehr lange, bis der Tempel die Herrlichkeit des Tages von Pfingsten empfing - und dann, was für eine Herrlichkeit erfüllte das Haus Gottes! Warum? Weil Jesus verherrlicht war. Bis zu diesem Zeitpunkt «war der Geist noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war» (Joh. 7,39). Doch als er verherrlicht war, wurde der Geist mitgeteilt.
Hier habt ihr den biblischen Hintergrund. Am Ende sieht man die Herrlichkeit im Neuen Jerusalem herabkommen: «Die heilige Stadt Jerusalem, wie sie aus dem Himmel von Gott herab kam, und sie hatte die Herrlichkeit Gottes» (Offenb. 21,11). Es ist das vollkommene Werk in der Gemeinde, welche die Herrlichkeit Gottes besitzt. Alles ist vorüber, alles vollbracht, der Kampf ist gewonnen, der Lauf der christlichen Prüfung, Disziplin und des Leidens ist endgültig vorbei, und schließlich krönt die Herrlichkeit Gottes alles, weil Gott befriedigt ist.
Habe ich, jedenfalls von der Schrift her, die Definition bewiesen, dass die Herrlichkeit der Ausdruck von Gottes vollkommener Befriedigung ist?
Warum gibt es in unserem Leben keine Herrlichkeit?Nun, ich habe gesagt, ihr könntet dies in eurer eigenen Erfahrung auf die Probe stellen. Einige von uns haben diese Erfahrung machen müssen, um diese Dinge zu lernen, denn es sind keine bloßen Theorien. Welches war die elendeste Zeit in eurem Leben? Nun, ich kann euch sagen, welches in meinem Leben die elendeste Zeit war, wo mir die Herrlichkeit fehlte, aber alles hatte, was nicht Herrlichkeit war. Es war, als ich dem Teufel erlaubte, darin erfolgreich zu sein, dass er mich durch Anklagen außerhalb des vollendeten Werkes Christi versetzen konnte. «Der Herr hat kein Gefallen an dir. Er ist gegen dich. In der Tat ist der Herr, wegen dieser Trübsal, diesem Leiden, dieser Prüfung und diesem Kummer nicht zufrieden mit dir». Beugt euch unter diese Anschuldigungen, und die Herrlichkeit weicht. Und während ihr dort steht, ist keine Herrlichkeit mehr da, ganz einfach deshalb, weil Gottes Grundlage diese Grundlage der absoluten Gültigkeit des Werkes seines Sohnes für unsere Erlösung ist. Verlasst diesen Grund wegen irgend einer Anklage oder Verurteilung des Teufels, gebt den Grund Christi auf, und die Herrlichkeit weicht und wird nie mehr zurückkehren, solange ihr dort stehen bleibt. Seid euch darüber im Klaren! Wenn ihr euch bloß mit euch selber beschäftigt, wie lange geht es da, bis ihr lernt, dass dies nicht der Grund der Herrlichkeit ist? Nun, es wird gerade so lange dauern, als ihr dort auf dem Grund dieses verkorksten, elenden Ichs stehen bleibt, das Gott mit dem Kreuz seines Sohnes erledigt hat. Wenn wir hinüberwechseln auf den Grund von Christus und seiner Vollkommenheit, und wenn wir im Glauben unsere Füße darauf stellen, dann wird die Herrlichkeit zurückkehren.
Wir haben bloß die Tür zu dieser Sachlage geöffnet, doch wir müssen dies wirklich (auf uns) anwenden, denn ich möchte ich nicht einfach eine Menge mehr Belehrung geben, damit ihr es unter euren Kopf legen könnt. Ich habe gebetet, der Herr möge sein Wort als einen Speer gebrauchen, der tief einschneidet und wirklich etwas ausrichtet.
Liebe Freunde, möchten wir, ihr und ich, wirklich, dass Gott in unserem Leben verherrlicht wird? Ihr sagt: «Ja, natürlich!» Doch es gibt einige, die sagen: «Nun, wir wollen sehen, was es bedeutet, und dann werden wir Ja sagen».
Zuallererst bedeutet es für uns exakt dasselbe, was es für den Herrn Jesus bedeutete, denn er war hier als unser stellvertretender Mensch vor Gott. Darum bedeutet es die große und äußerste KRISE: Verpflichtung, Hingabe. O, lasst dieses Wort von uns Besitz ergreifen! Es gibt Christen, und es gibt hingegebene Christen - aber ich muss das bei euch so stehen lassen.
Die große Kriesenerfahrung im Leben des Herrn Jesus war die, als er die große Verpflichtung der Herrlichkeit seines Vaters gegenüber einging und sagte: «von diesem Tage an wird alles nach dem Wert beurteilt werden, wieviel Herrlichkeit für meinen Vater darin liegt». Das war eine Krise, und dann fiel, wie ich sagte, alles in eine Linie mit dem, was ihn betraf. Er sorgte dafür, dass sein Wandel, sein eigenes Leben mit dem Vater, sein verborgenes Leben, das niemand so oder kannte, und sein Leben vor der Welt, vor den Leuten und vor seinen Jüngern von dieser einen Sache beherrscht wurde - dass sein Vater die Herrlichkeit erhielt. Sein Benehmen, die Art, wie er redete, und die Art, wie er handelte, wurden alle von dieser einen Sache beherrscht. Wäre er ein Geschäftsmann gewesen, hätte es auch seine Geschäftstransaktionen beherrscht. Dienten sie der Herrlichkeit Gottes? Wenn nicht, dann hätte er nichts damit zu tun haben wollen. Seine Familie, seine Brüder, Schwestern, seine Mutter - «dient meine Familie der Herrlichkeit Gottes?» Dient das Verhalten in unseren Familien, in uns selbst, in unseren Kindern, in der Beziehung zwischen uns als Mann und Frau, in dem, wie wir uns als Familie betragen, der Herrlichkeit Gottes? Sie schauen die Leute drein, wenn sie uns sehen? Das geht durch Mark und Bein!
Doch wenn ihr in eine solche Position geratet, wo ihr wirklich eine Transaktion mit dem Herrn vollzieht, dann glaubt bitte nicht, dass es sich um ein Leben unter Verlust handelt. Nein, ihr werdet die Herrlichkeit Gottes sehen. Das ist der Höhepunkt dieses 11. Kapitels im Johannesevangelium mit Lazarus und seinen Schwestern in Bethanien. So schwierig der Weg dazu für sie auch war, das letzte Bild ist das einer Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes. Was für eine entzückende Szene finden wir doch in Kapitel 12! Jesus kam nach Bethanien, wo Lazarus, den Jesus von den Toten auferweckt hatte, lebte, und sie bereiteten ihm ein Festmahl. Martha diente in einem neuen Geist des Dienens, und Maria und Lazarus saßen bei den Jüngern. Es muss eine wunderschöne Zeit gewesen sein - echte Herrlichkeit in Gestalt des Auferstehungslebens. Doch mussten sie durch etwas Entscheidendes hindurch, um dahin zu gelangen. Sie wurden auf der Grundlage dieser Frage geprüft und auf die Probe gestellt: «Habe ich dir nicht gesagt, dass, wenn du glauben würdest, du die Herrlichkeit Gottes SEHEN würdest?» Möchtet ihr die Herrlichkeit Gottes in eurem eigenen Leben sehen? Das wir kein Leben unter Verlust bedeuten, denn wenn ihr die Herrlichkeit Gottes habt, dann könnt ihr nichts darüber hinaus gewinnen, oder irgend etwas Besseres als dies.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.