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Die Kraft seiner Auferstehung

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - Die Heilung Naemans

Schriftlesung: 2. Könige 5

Obwohl dieser Vorfall genau genommen in den Bereich der Errettung des Sünders gehört, enthält er trotzdem allgemeine Prinzipien von größerer Reichweite und umfassenderer Anwendung; dadurch wird er zu einer Sache ernsthafter Betrachtung für das Volk des Herrn.

Wir wollen uns an dieser Stelle die Position vergegenwärtigen, die vorbildhaft durch Elischa repräsentiert wird. Es handelt sich nicht um ein Studium von Elischas Leben, oder von dem Buch, mit dem wir es gerade zu tun haben (das 2. Königebuch); wir möchten den Herrn in der Kraft Seiner Auferstehung erkennen (oder: kennenlernen). Es ist die Kraft und die Fülle des Auferstehungslebens, die dem Leben und dem Dienst Elischas solche Bedeutung verleiht.


Der natürliche Mensch

Naeman verkörpert den natürlichen Menschen, sowohl wie er äußerlich ist, als auch innerlich.

Es heißt zunächst von ihm, er sei ein großer Mann vor seinem Herrn gewesen, einer, der in Ehren gehalten wurde, ein berühmter Mann also von hoher Stellung und mit großen Fähigkeiten; ein Mann, der auf seinem Gebiet Erfolg hatte. Und doch, trotz all dem, was man im Blick auf ihn und seine Grösse sagen konnte, trotz seines Ruhmes, seiner Stellung, seiner Fähigkeiten, seines Erfolges, wirkt der Tod in ihm. Da ist dieses Eine gegenüber allem andern, das einen Schatten darauf wirft und alles in den Bereich des Todes versetzt * Der Tod ist aktiv, der Tod ist am Wirken, der Tod beherrscht die Situation, und darum befindet sich alles unter der Herrschaft der Eitelkeit; das heißt, alles wird vorläufig, dauert höchstens eine gewisse Zeit lang. Es wird alles vergehen, es sei denn, irgend etwas geschehe. So steht es mit dem Mann, der da präsentiert wird, es ist der natürliche Mensch.

Dann aber wird dieser Mann in den Bereich der göttlichen Dinge gebracht. Die Initiative für das Ganze wird unabhängig von ihm ergriffen, außerhalb von ihm. Er ist nicht der erste, der etwas tut. Die kleine Dienstmagd seiner Frau ist das Werkzeug, durch das die Verbindung zwischen ihm und der Quelle des Lebens hergestellt wird. Manchmal können recht kleine Dinge in der Hand Gottes zum Mittel werden, um eine solche Verbindung zu schaffen. Menschlich gesprochen unbedeutende Dinge werden oft gebraucht; und es ist in dieser Geschichte höchst beachtenswert, wie die Mittel und Methoden des Herrn einen so vollständig anderen Charakter haben, als Naeman sie für seinen Fall als passend gefunden hätte. Die Gnade handelt eben zu unserem Besten oft durch mittel, mit denen wir schwerlich rechnen würden, Dinge, die überhaupt kein Anzeichen von Ansehen an sich haben.

Durch dieses schlichte und fast unbedeutende Werkzeug (obwohl es sich als sehr bedeutend herausstellte) wird Naeman in den Einflussbereich des Dienstes des Lebens geführt. Es sah aus wie ein Zufall. Das Ganze schien so ungewollt, so zufällig. Diese kleine Dienstmagd sagte zu ihrer Herrin: 'Wollte Gott, mein Herr wäre beim Propheten, der in Samaria ist! Der würde ihn von seinem Aussatz heilen.' Es ist kaum mehr als ein mitleidsvoller Ausruf -Ich möchte, dass Sie mit So-und-so Verbindung aufnehmen könnten-, den Gott für solche Dinge braucht! Und in dieser Andeutung, einem bloßen Vorschlag, finden wird das Wirken der göttlichen Energie, und gewaltige Dinge entstehen daraus.

Die Menschen organisieren große Bewegungen und üben einen nicht geringen Druck auf die Leute aus, warum sie sich einer solchen Sache anschließen sollten. Sehr oft verfolgt der Herr Seine großen Ziele auf sehr viel einfacheren Wegen, die wie zufällig aussehen. Es ist eine wunderbare Schlichtheit und Ruhe um die Wege, auf denen der Herr Seine Hauptziele erreicht. Sie geschehen einfach. Ein bloßer Vorschlag, eine Andeutung, ein Hinweis, eine Anspielung - aber sie liegen in der Richtung dessen, was die höchsten Dinge in Gottes Willen sein können.

Die Sache war nie geplant worden, nicht zum voraus ausgearbeitet, nicht mühsam. arrangiert. Auf sehr schlichte Art ereignete sie sich einfach. Das ist etwas, das wir beachten müssen, damit uns die Schlichtheit der Wege des Herrn nicht in einem unwachsamen Zustand findet; weil wir irgend eine Stimme vom Himmel erwartet haben oder eine weit imposantere Methode, mit der Gott uns in Seinen vollen Vorsatz hinein bringen sollte, übersehen wir jene einfachen Bewegungen des Lebens, die in diese Richtung weisen. Wieviel hängt doch von diesem sehr einfachen Ausdruck herzlicher Anteilnahme dieser Magd ab!

Daraufhin kommt Naeman schließlich in direkten Kontakt mit dem Werkzeug, dem Gefäß des Lebens, eines Lebens in seiner Fülle, eines Lebens, das über den Tod, der in ihm am Werke war, triumphieren sollte. Aber dann fangen die echten Schwierigkeiten für ihn an. Erst als er mit dem Leben selbst in Berührung kam, offenbarte sich der wahre Zustand dieses Mannes. Er weiß, dass er aussätzig ist; mit andern Worten, er weiß, dass er trotz allem, was er besitzt, einen ernsthaften Mangel hat, und dass, wenn dieser Mangel nicht behoben wird, das Leben letztlich für ihn etwas Entmutigendes ist und ihn nie befriedigen wird. Alles wird von diesem einen Mangel überschattet. In Wirklichkeit jedoch wird der wahre Charakter erst klar erkennbar, als er in direkte Berührung mit dem Mittel seiner Befreiung kommt, als eine andere Art von Geschichte beginnt, die für uns wirklich die Natur des natürlichen Menschen offenbart, selbst in ihrer besten Ausprägung.

Wenn wir das Ganze mit einer einzigen umfassenden Feststellung zusammenfassen wollen: Seine Schwierigkeiten lagen im Akzeptieren (aller Konsequenzen) der vollen Bedeutung des Kreuzes. Er kann akzeptieren, dass er sich in großer Not (Bedürftigkeit) befindet. Er kann ebenfalls akzeptieren, dass seine Not in einer bestimmten Richtung behoben werden soll, und er ist bereit, vorerst diese Richtung einzuschlagen, damit seine Not gelindert wird. Aber wenn er dann die vollen Konsequenzen dessen, was diese Richtung bedeutet, vor sich sieht, ist er unfähig, alle Konsequenzen zu tragen. Da er der natürliche Mensch ist, verlanqt er, dass seine natürlichen Qualitäten respektiert und gewürdigt werden. Mann sollte ihn in seiner Person respektieren. Er ist ein Mann von hohem Ansehen, in Ehren gehalten, und deshalb sollte man auf ehrbare Weise mit ihm umgehen, auf eine Weise, die irgendwie seiner gesellschaftlichen Stellung entspricht. Als man Naeman aber vorschlug, er sollte Mittel benutzen, er sollte einen Weg gehen, der für ihn von seinem Standpunkt aus völlig unehrenhaft war, sah er sich mit dem konfrontiert, was Paulus das 'Ärgernis des Kreuzes' nannte. 'Sind nicht Abanah und Parpar, die Flüsse von Damaskus, besser als alle Wasser Israels; Kann ich mich nicht auch in ihnen waschen und rein werden?; Er suchte nach etwas Ehrenhaftem, nach etwas, das jemandem wie ihm besser anstand. Das war die Wurzel seines Problems.

Man kann das in verschiedener Hinsicht anwenden, und verschiedene Leute gelangen in verschiedenen Richtungen zu demselben toten Punkt. Für die einen ist es ein Problem der Intelligenz; sie müssen eine intellektuelle Errettung haben, und wenn sie nicht alles in den Bereich ihres Intellektes bringen, dann ist die Sache nicht der Rede wert, es ist unter ihrer Würde. Andere müssen sie in anderen Gefäßen, durch andere Mittel haben, solche, die ihrer Natur entsprechen. Aber, sei es, was es wolle, Gott hat Seine eigene Position bezogen, wie sie durch das Kreuz repräsentiert wird, und Gott weicht niemals auch nur um Haaresbreite davon ab. Gottes Grundlage ist eine äußerste Selbstentleerung (Selbstentäußerung). Das ist das Kreuz! Wenn wir zum Jordan kommen, bedeutet das, dass wir eine Stelle erreicht haben, wo alle Rücksichten auf Ruf, Stellung, Ehre und alles andere im Bereich des natürlichen Menschen völlig beseitegesetzt wurde, und wir können nie zum Jordan kommen, solange dies nicht so ist. Naeman mag seinen Kampf gehabt haben, genauso wie zahllose andere ihren Kampf gehabt hatten auf genau derselben Grundlage, bis sie hindurchgelangten zu dem Punkt, wo keine Rücksicht auf sich selbst -welche Werte das immer betreffen mochte- mehr Platz hat. Wenn die Wasser des Jordan symbolisch das göttliche Gericht über den Menschen andeuten, dann versetzt das den Menschen auf eine sehr niedrige Stufe; das reduziert ihn zu etwas, das keinen Ruf, keine Ehre mehr hat. Man kann nur so weit in die Fülle des Lebens des Herrn durchdringen, als der natürliche Mensch völlig ausgeleert wurde, und zwar bis zu dem Grade, wo er vor Gott sich selbst keine Bedeutung mehr beimisst.

Das sind gewiss einfache Wahrheiten, aber sie gelten sowohl für Gläubige als auch für Ungläubige. Das Volk des Herrn hat in den vergangenen Jahrhunderten die volle Bedeutung des Kreuzes nicht klar vor Augen gehabt. Leider hat ein großer Teil der Evangeliumsverkündigung all ihren Nachdruck auf die Befriedigung des Menschen gelegt, auf das Wohl und die Segnung des Menschen, mit dem Resultat, dass nachher -manchmal sogar Jahre später- der Herr die Tatsache ins Bewusstsein heben musste, dass das Kreuz den natürlichen Menschen beseitigt. Die Folge davon war, dass wir Konferenzen und besondere Veranstaltungen arrangieren mussten, um die Christen dazu zu bringen, dass sie sich völlig an den Herrn übergaben (to get Christians consecrated). Und Hingabe (consecration) ist tatsächlich eine Angelegenheit der völligen Auslieferung (full surrender). Aber welch offensichtliche Fehlentwicklung ist das doch, da alles ganz am Anfang ohne jede Reserve hätte geschehen sollen. Und wäre das Kreuz schon ganz am Anfang in seiner vollen Bedeutung präsentiert worden, dann würde der Gläubige schon von Anfang an auf der Stufe des Lebens leben, von dem er gewöhnlich erst später an solchen Konferenzen hört (Mister Sparks spielt hier auf die grossen historischen 'Heiligungsbewegungen und -konferenzen' an). Wir alle haben unter dieser Fehlentwicklung gelitten. Die meisten von uns, oder zumindest viele von uns sind jahrelang in großer Schwachheit und Unwirksamkeit umhergetorkelt, weil wir nie von Anfang an die volle Bedeutung des Kreuzes für uns erkannt hatten. Wir sahen, dass Golgatha die Errettung des Sünders bedeutete, aber wir hatten nie klar ins Auge gefasst, dass Golgatha auch die äußerste Beiseitesetzung des Menschen selbst beinhaltete; und erst als wir dies erkannten, brachen wir durch in die Fülle des Lebens. Wir hatten eine ganze Menge unseres natürlichen Lebens auf den Boden der neuen Schöpfung herübergebracht, und, nachdem wir versucht hatten, es zu benützen, stellten wir fest, dass es eine ständige Last und ein Hindernis (handicap) war, wo doch das Kreuz gerade dies sagt, dass alles von Gott sein muss. Dies ist ein umfassendes und einschließliches 'Alles'. Alle Dinge sind (in der neuen Schöpfung) aus Gott.

Naeman wurde die volle Bedeutung des Kreuzes präsentiert, und nicht ein bisschen wurde dabei auf sein Fleisch Rücksicht genommen. Es wurde keine 'Vorsorge für das Fleisch' getroffen. Er kam mit seinem Pomp und mit seinem Gefolge zum Zelt Elischas; er schickte jemanden hin, um seine Ankunft anzukündigen, aber der Prophet stand nicht einmal von seinem Stuhl auf, um zu schauen, welch wunderbarer Mensch gekommen war. Er fuhr ganz einfach fort, zu tun, was er gerade tat, und sagte: 'Geh, und wasche dich sieben mal im Jordan ... 1 Der berühmte Mann fühlte den Stachel des Sich-Selbst-Verleugnens, und in großem Zorn wandte er sich ab mit den Worten: 'Siehe, ich glaubte, er würde bestimmt zu mir herauskommen, sich vor mich hinstellen, den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen, seine Hand über der Stelle schwenken und den Aussätzigen heilen.' Elischas Haltung war die: Nicht im Geringsten! Das ist das Maß, in dem ich das Fleisch respektiere! Das ist das Maß, in welchem Gott den natürlichen Menschen berücksichtigt!

Für sehr viele Diener des Herrn ist dies eine sehr schwere Lektion, die es zu erlernen gilt. Nicht im Geringsten nimmt Gott Rücksicht auf das, was der Mensch in sich selbst ist; nicht einmal darauf, was ein geretteter Mensch in sich selbst ist. Dieser Mensch kommt Gott gar nicht unter die Augen. Der Prophet wollte nicht einmal zu Naeman hinausgehen, um sich den Mann erst einmal anzusehen. Das ist Gottes Haltung. Das Auge Gottes nimmt keine Notiz von dem, was der Mensch von Natur aus ist; Er ignoriert ihn einfach und setzt ihn beiseite. Das ist es, was Golgatha darstellt.

Es ist der Weg des Lebens, der Weg der Fülle. Es scheint genau das Gegenteil zu sein, wenn ihr durch diese Phase hindurch gehen müsst, wenn diese Prinzipien angewendet werden. Es scheint in dieser Richtung überhaupt kein Leben vorhanden zu sein, und kaum eine Hoffnung. Und wie wahr ist das! Der geistliche Mensch kann sich dessen genauso gewiss sein, dass für ihn in dieser Richtung nichts herausschaut, wie der natürliche Mensch. Unser Fleisch gewinnt nichts aus der Errettung, wenn Gott Seinen Weg hat. Unser natürliches Leben wird dadurch keinerlei Vorteil haben. Das Kreuz aufzunehmen und uns selbst zu verleugnen nimmt einen sehr radikalen Charakter an, wenn es in geistlicher Hinsicht verwirklicht wird. Es bedeutet Selbstverleugnung!

Das ist die Bedeutung von Golgatha, und eine solche Präsentation legt Naemans wahren Herzenszustand bloß, und für uns illustriert es, was Tod ist. Wenn der Tod am Werke ist, so ist letztlich einfach das natürliche Leben am Werke. Den Menschen mag es großartig vorkommen. Es mag etwas daran sein, das die Menschen durchaus ehrbar nennen würden. Es mag sogar ein großes Stück Erfolg in der Welt bewirken. Es mögen Gesichtspunkte von großen Fähigkeiten vorliegen. Es mag ein guter Ruf unter den Menschen vorhanden sein. Bei Gott aber ist da etwas anderes, das all das zunichte macht, so dass darauf keine Rücksicht genommen wird. Es ist die Herrschaft des geistlichen Todes. Naeman wurde einer sehr gründlichen Prüfung unterzogen, ob er es wirklich ernst meine in der Angelegenheit des Auferstehungslebens, eines über den Tod triumphierenden Lebens. Er wurde vollständig strapaziert im Hinblick darauf, ob dies für ihn wirklich eine Sache von Leben oder Tod war. 'Geh, und wasche dich sieben Mal im Jordan.' Die Zahl sieben bedeutet geistliche Vollständigkeit. Naeman wurde zu einem Punkt geistlicher Vollständigkeit gezogen.

Die Geschichte berichtet nichts davon, dass Naeman nach dem zweiten, dritten oder vierten Mal aufgehört hätte, und dies zeigt, dass er nun in dieser Angelegenheit den ganzen Weg geht; er hat die Konsequenzen klar ins Auge gefasst. Seine Knechte haben mit ihm argumentiert, und er ist auf ihre Argumente eingegangen. Als er so mit den Konsequenzen konfrontiert worden war, sagte er im Grunde: 'Nun gut, wenn dies tatsächlich der Weg ist, dann gehe ich diesen Weg ohne jeden Vorbehalt. Meine Alternative ist, so in mein Land zurückzukehren, wie ich hergekommen bin, das heißt in den lebendigen Tod zurück. Bin ich dazu bereit? Oder bin ich bereit, in dieser Angelegenheit ohne Vorbehalt den ganzen Weg zu gehen?' Wegen der Ernsthaftigkeit der Sache beschloss er, den ganzen Weg zu Ende zu gehen. Und so finden wir, obwohl er auf jeder anderen Grundlage einer weniger vollständigen Hingabe nach dem zweiten Untertauchen aufgehört und gesagt hätte: 'Nun, da haben wir's! Nichts ist passiert! Genau wie erwartet!' - dass Naeman fortfuhr. Er tauchte zum dritten Mal. Wieder nichts! Zum vierten Mal - nichts! Zum fünften Mal - nichts! Und beim sechsten Mal - nichts! Aber er hielt durch bis zum siebten Mal. Sein Glaube in dieser Sache wurde bis ans Ende geprüft.

Wir wissen, was dies für unsere eigene Erfahrung bedeutet. Gott hat eine entscheidende Frage vor uns gestellt. Diese Frage ist nichts Geringeres als ein Leben, das über den Tod triumphiert. Das gilt nicht nur für Unerrettete, sondern auch für Gläubige. Beim Apostel Paulus sehen wir, wie der volle Ausdruck dieses Lebens mit einem bestimmten Punkt des Fortschrittes verbunden war, als er sagte: 'Nicht dass ich es schon ergriffen hätte oder schon vollkommen wäre... aber eines tue ich: Ich vergesse, was dahinten ist ... ich jage dem Ziel nach, dem Preis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.' 'Auf dass ich auf irgend eine Weise teilhaben möge an der (Heraus)-auferstehung aus den Toten', einer Auferstehung, die eine Belohnung darstellt und nicht ein allgemeiner Vorgang ist; gemeint ist ein bestimmter Ausdruck der Kraft Seiner Auferstehung, der nicht allgemein, sondern spezifisch ist. So seht ihr, dass diese Sache eines über den Tod triumphierenden Lebens in ihrer vollen Bedeutung etwas ist, das Gläubige vom Typ des Paulus betrifft, und das einen langen Weg in das christliche Leben und die christliche Erfahrung zurücklegt. Aber jenseits des anfänglichen Ausdrucks Seiner Auferstehung bei der Errettung und jenseits des höchsten vollen Ausdrucks bei der Herausauferstehung aus den Toten, gibt es fortgesetzte Krisen, fortschreitende Entwicklungen dieses Lebens, und jeder frische Schritt, der zu größerer Fülle führt, ist durch eine Krise von genau diesem Charakter gekennzeichnet, nämlich dadurch, wieviel mehr von uns selbst wir hinter uns zu lassen bereit sind. Es kann sein, dass an einem bestimmten Punkt unser Persönlicher Wille sich dem. Willen des Herrn entgegenstellt, oder dass eine bestimmte Sünde vorhanden ist, die wir nicht aufzugeben bereit sind. Andererseits muss es nicht unbedingt im Bereich bewusster und positiver Eigenwilligkeit liegen, vielleicht sind es Dinge von feinerem Charakter, auf die wir stoßen, bei denen es darum geht, dass wir bereit sind, etwas fahren zu lassen, eine Stellung, eine Beziehung, oder irgend etwas sonst, und mit dem Herrn in einen Bereich voranzugehen, der uns etwas kosten wird, und der mit sich bringt, dass wir unsere Empfindlichkeit, unsere Gefühle und unsere Vorstellungen beiseite legen, um zu der volleren Kraft Seiner Auferstehung zu gelangen. Wir werden durch diese Dinge ständig herausgefordert, während wir voranschreiten, und die Kraft Seiner Auferstehung geht für uns Hand in Hand mit der Erprobung unseres Glaubens bis zu einem weiteren Punkt wie nie zuvor.

So liegen die Tatsachen. Wir werden merken, dass das wahr ist, wenn wir mit dem Herrn weitergehen, und vielleicht wird der Wert dessen, was wir vor uns haben, sich darin zeigen, dass wir imstande sein werden, zu sagen, wenn wir zu solchen weiteren entscheidenden Dingen und Krisen kommen: Die Frage, um die es im Augenblick ganz allein geht, ist, ob ich bereit bin, diesen weiteren Schritt zu machen, der mir möglicherweise weitere Schwierigkeiten bringen wird, und der bedeutet, dass meine eigenen persönlichen Rücksichten auf ganz neue Weise beiseite gesetzt werden müssen. So ist es mehr als je zuvor ein Schritt des Glaubens. Aber es ist der Weg des Lebens, der Weg des Wachstums. Naeman ging den ganzen Weg mit Gott, und Gott ging den ganzen Weg mit ihm, selbst bis zum siebten Grade.

Nach dem siebten Mal wurde Naeman wieder ganz gesund; nicht nur war sein Aussatz von ihm gewichen, selbst sein Fleisch war wie dasjenige eines kleinen Kindes. Nicht nur die positive Aktivität des Todes war beseitigt, er war in einen vollständig neuen Bereich gelangt. Das Fleisch eines kleinen Kindes spricht von völliger Neuheit, von einem neuen Leben, von einem neuen Bereich. Bildlich gesprochen begann für ihn das Leben von vorne als ein Säugling; alles lag vor ihm. Vor ihm breitete sich eine vollständig neue Welt aus.

Dies ist der geistliche Aspekt jedes frischen Durchbruchs in das Auferstehungsleben. Jedesmal, wenn wir von einer neuen Erfahrung Seines Lebens berührt werden, wird uns bewusst, dass es eine ganze neue Welt ist. Es eröffnen sich neue Möglichkeiten. Die Einschränkungen der Vergangenheit sind wie nichts geworden angesichts der neuen Möglichkeiten, die uns auf dem Grund dieses neuen Maßes an Auferstehungsleben geschenkt worden sind. Es ist immer so. Da erreichen wir den Punkt, wo wir die Neuheit des Lebens wirklich besitzen. Was bleibt, ist lediglich der Ausdruck dieser Neuheit von Leben in bestimmten Richtungen (das heißt dieses neue Leben muss sich nun nur noch in verschiedenen Richtungen konkreten Ausdruck verschaffen).


Eine neue Haltung gegenüber dem Werkzeug,
das zu seinem geistlichen Nutzen gebraucht wurde

Naeman war zuvor über Elischa sehr zornig gewesen. Er wollte erbost abreisen. Nun aber kam er zu Elischa. Es geht jetzt nicht mehr um die Ehre, um die persönliche Bedeutung. Sofort und auf direktem Wege suchte er das Zelt Elischas auf. Ihn verlangte nach Gemeinschaft mit dem Werkzeug des Segens. Er schämte sich dessen nicht mehr.

Ihr könnt das Prinzip der Gemeinschaft, die in Leben besteht, auf breiter Basis anwenden, weil mitgeteiltes Leben die Grundlage aller Gemeinschaft bildet, und wenn wir einmal wirklich Leben (mit andern) teilen, haben wir die Grundlage der Gemeinschaft gefunden, und alle trennenden Elemente sind beseitigt.


Naeman betet Jahwe an

Er betete Jehova an und sprach: 'Siehe, ich weiß, dass es auf der ganzen Welt keinen Gott gibt außer in Israel.' Es ist ein Prüfstein und eine Tatsache zugleich, dass eine echte Erkenntnis des Herrn im Auferstehungsleben sich in der Verehrung des Herrn, in der Anbetung des Herrn, in der Hingabe an den Herrn, erweist. Handelt es sich bloß um die Annahme einer Lehre (über den Herrn), dann bringt sie uns nicht so weit. War es nur so gekommen, dass wir uns einer Bewegung angeschlossen haben, bleiben wir weit dahinter zurück. Ist es jedoch eine persönliche Erkenntnis des Herrn in der Kraft der Auferstehung, dann ist unser Leben durch eine tiefe, ehrfürchtige Verehrung des Herrn selbst gekennzeichnet. Das ist wirklich das Zeugnis. Wir müssen nicht darüber reden. Es ist nicht unsere Lehre, ein System von Dingen, es ist keine Bewegung. Es ist auch nicht unsere Gemeinschaft als etwas Technisches auf Erden. Es ist unser Herr! Es sollte nie vorkommen, dass wir über eine Lehre sprechen, die wir übernommen haben, oder die gewisse Leute an bestimmten Orten vertreten. Wir wollen dafür sorgen, dass es, was uns betrifft, eine Sache des Herrn ist, dass es uns stets um Ihn selbst geht; und wenn die in Frage stehende Lehre uns nicht zum Herrn bringt, ist etwas falsch - vielleicht nicht an der Lehre selbst, sondern an der Art, wie wir sie auffassen. Anbetung muss das beherrschende Merkmal derer werden, die Ihn in der Kraft Seiner Auferstehung kennen.


Seine Ressourcen stehen dem Herrn zur Verfügung

Das Dritte, das es zu beachten gilt, ist, dass Naeman seine Ressourcen dem Dienst des Herrn zur Verfügung stellen wollte, indem er (Elischa) eine Gabe offerierte. Auch das war stets ein Merkmal echten Lebens. So war es schon am Pfingsttag. Wenn der Herr etwas im Innern wirkt und in eine neue Fülle Seiner selbst führt, dann möchten wir, dass die ganze Fülle, die wir haben, dem Herrn zur Verfügung steht. Jedenfalls war das die Neigung von Naemans Herz.

An dieser Stelle werden wir noch zu einer andern Betrachtung geführt. Da haben wir diese angebotene Gabe, aber Elischa nahm sie nicht an, ganz einfach deshalb, weil er eine Gefahr erkannte. Elischa hatte keine Schwierigkeiten, von der Sunamitin etwas anzunehmen, aber er weigerte sich absolut, von Naeman etwas entgegenzunehmen. Diese beiden Leute standen geistlich gesehen in völlig verschiedenen Positionen. Die Gefahr, die Elischa in dieser besonderen Sache erkannte, war die, dass Naeman mit dem Gefühl nach Hause zurückkehren könnte, irgendwie doch noch seine Hand im Spiel oder doch wenigstens dafür bezahlt zu haben. Der Herr will niemals irgend welche Gaben oder Ressourcen zur Verfügung, die auch nur den geringsten Anschein an sich haben, gönnerhafte Handlungen zu sein. Er lässt keinerlei Raum offen für irgendwelche Reaktionen des Fleisches, der Natur, für das Gewährenlassen von irgend etwas aus diesem Bereich. So schloss Elischa, der erkannte, dass sich selbst hier noch irgend ein kleines Stück jenes natürlichen Lebens einschleichen könnte, das seine Befriedigung gerne in dem findet, was es selber tut, die Tür dafür zu und weigerte sich, irgend etwas davon zuzugestehen. Er schickte Naeman mit dem Segen davon, aber ohne persönliche Gunst.

An dieser Stelle beginnt Gehasis Tragödie. Gehasi sah, was geschehen war, und als Naeman schon ein Stück weit auf seinem Rückweg war, kam Gehasi ihm nach, erzählte ihm irgend eine umständliche Geschichte von Elischa, seinem Meister, bat um. eine Gabe und bekam sie auch. Wir wissen nicht, was dies für Naeman an Unannehmlichkeiten hätte bringen können, aber wir wissen, dass es Gehasi unter ein furchtbares Gericht brachte. 'Naemans Aussatz soll fortan an dir kleben und an deinem Samen für immer.'

Wie lässt sich das erklären? Der Herr selbst scheint uns einen Einblick zu geben im Lukasevangelium, Kapitel 4.27-29:

'Es gab viele Aussätzige in Israel zur Zeit des Propheten Elischa; aber keiner ausser Naeman, der Syrer, wurde rein. Da wurden alle in der Synagoge voller Zorn, als sie diese Dinge hörten. Und sie erhoben sich und verstießen ihn aus der Stadt...'


Gehasi und die Pharisäer

Gehasi hatte in enger Verbindung mit Elischa gestanden, hatte seine Werke gesehen und seine Worte gehört; alles, was Elischa repräsentierte, war Gehasi zugänglich gewesen. Aber Gehasi, mit all seinem Wissen und trotz seiner Beziehung dazu verharrte auf einem bloß offiziellen Boden; er betrat nie lebendiges Gelände. Nun können wir verstehen, was Jesus mit diesem Wort den Juden sagt. Ohne es mit so vielen Worten zu sagen, bezog Er die Situation Gehasis auf die Juden Seiner Tage: 'Ihr habt alles gehört; ihr habt in enger Verbindung mit dem Gefäß des Lebens gestanden; ihr habt die Werke gesehen; vom Standpunkt der Unmittelbarkeit aus wisst ihr alles darüber, aber ihr verharrt lediglich auf offiziellem Boden und betont, ihr würdet Gott repräsentieren, aber ihr seid nie auf den lebendigen Grund vorgedrungen. Das Urteil über euch lautet: Aussatz, Tod!' Das ist es, was in Israel geschah!

Gehasi stand auf offiziellem Boden. Ihr seht, wie er auf offizielle Weise handelt, als der Sohn der Sunamitin starb; sie legte ihn auf Elischas Bett, dann ging sie und suchte ihn auf. Der Prophet sagte zu Gehasi: '... nimm meinen Stab in deine Hand und gehe hin... und lege meinen Stab auf das Gesicht des Kindes.' Wir können uns vorstellen, wie Gehasi den Stab auf seine sehr offizielle, pompöse Art ergreift, wie er als Vertreter des großen Propheten hingeht und den Stab auf das Gesicht des Knaben legt in der Erwartung, dass irgend etwas geschehe. Aber es geschah nichts. Vielleicht versuchte er, den Stab dahin und dorthin zu verschieben, um irgend eine Reaktion zu bewirken. Aber der Tod weicht nichts, was bloß offiziellen Charakter hat; der Tod weicht nur dem Leben. Wenn derjenige, der in seiner Person das über den Tod triumphierende Leben verkörpert, sich über den toten Körper beugt, erst dann wird der Tod vom Leben verschlungen; nichts Offizielles vermag dasselbe zu tun.

Die jüdischen Führer waren äußerst kraftlos, obwohl sie als die Repräsentanten Gottes galten. Sie standen in enger Verbindung mit dem Leben, und doch waren sie tot. Und weil sie nicht zu der Position vorstießen, die Christus repräsentierte, sondern wie Gehasi sich selbst suchten (und diese ihre Selbstsucht machte sie eingenommen), fielen sie unter das Gericht und gingen zugrunde. Ihm Geschlechterfolge stand seither unter diesem Gericht, und sie sind noch heute dort. Aussatz und Tod blieben für dieses ganze Zeitalter an ihnen haften.

Dies dient uns zur Warnung. Es ist möglich, dass wir in sehr große Nähe zum Zeugnis kommen, ja, in Berührung mit diesen Dingen -davon zu hören, es zu berühren, darüber etwas zu wissen, in Verbindung damit zu stehen ist etwas bloß Formelles-, ohne dass wir auf lebendige Weise auf diesem Auferstehungsgrund stehen. Es ist eine fürchterliche Tragödie, sich in einer solchen Lage zu befinden; und doch gibt es viele, welche den Dialekt sprechen können, die Sprache benützen, Begriffe reproduzieren, die aber kein Leben haben. Wir mögen das Vorrecht der engen Verbindung haben, und dennoch nicht in Vereinigung mit dem Leben selbst stehen.

Dieses Wort der Warnung darf nicht ausgelassen werden, wenn wir zum Ende der Geschichte kommen; aber nachdem wir die warnende Stimme haben erklingen lassen, die in unsere Betrachtung mit einzubeziehen wir uns verpflichtet fühlen, wollen wir auf einer höheren Ebene abschliessen, indem wir nochmals feststellen, wozu der Herr uns ruft: Zu einer immer wachsenden Erkenntnis Seiner selbst in der Kraft Seiner Auferstehung; und diese Zunahme des göttlichen Lebens geschieht dadurch, dass wir unsere eigenen Interessen, unsere eigenen Meinungen aufgeben. Es gibt kein Leben ohne (vorausgehenden) Tod. Es gibt keinen Gewinn ohne Verlust.

Möge der Herr diese Botschaft in unsere Herzen hineinsprechen, so wie sie in unserem Falle nötig ist.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.