von T. Austin-Sparks
Kapitel 4 - Die Natur von Leben und Zeugnis des Volkes Gottes
Zusammenfassung
So ist Elischas Verbindung zu den Söhnen der Propheten voller Erleuchtung. Wir gehen am Ziel vorbei, wenn wir bei der Typologie stehen bleiben. Wir benutzen diese Sinnbilder lediglich, um zur geistlichen Seite der Dinge zu kommen. Es wäre leicht für uns, ins Neue Testament hinüberzugehen und dieses und jenes Prinzip nachzuweisen, aber das wären bloß Feststellungen. Wir haben es vorgezogen, ins Alte Testament einzutauchen und die Prinzipien zu illustrieren. Die Prinzipien im Neuen Testament sind klar wie nur möglich; zum Beispiel dies, dass das Kreuz das Ende unseres natürlichen Sinnes bedeutet, was geistliche Dinge angeht. Das Kreuz bedeutet, dass 'jene, die in Christus Jesus sind, das Fleisch gekreuzigt haben samt seinen Lüsten und Begierden'. Das Kreuz bedeutet, dass die Kraft des 'Ich' mit Christus gekreuzigt werden muss. Aber das Kreuz bedeutet auch, dass in Sinn, Herz und Willen die Kraft der Auferstehung Fuß fassen muss und auch kann.
Wenn diese Söhne der Propheten auch ihre Stellung am Anfang akzeptierten, so wurde sie doch erst nach und nach durch die Erfahrung in sie hineingewirkt, und jeder Schritt war ganz einfach eine Verwirklichung der Konsequenzen ihrer Beziehung zu Elischa, vom dem, was mit ihm als ihrem Haupt, ihrem beherrschenden Gesetz des Lebens, zusammenhing.
Wir gehen durch Erfahrungen hindurch, die uns dorthin bringen, aber während wir sie machen, kommen wir zu dem Punkt, wo wir Ihn und die Kraft seiner Auferstehung kennen lernen. Der Herr lehre uns noch völliger, was dies bedeutet!
2. Könige, Kapitel 3 - 4Während wir diese Kapitel betrachten, müssen wir uns Schritt für Schritt aufs neue darauf besinnen, welche Bedeutung Elischa selbst hat, nämlich, dass er auf der Grundlage der Auferstehung in Erscheinung trat, um die Natur von Leben und Zeugnis des Volkes Gottes zu verkörpern. Dies wurde durch die Salbung dargestellt, welche bedeutete, dass der Geist seines erhöhten Meisters auf ihn herabkam. So wurde darauf hingewiesen, dass er durch Golgatha, durch das Werk des Kreuzes, in der Kraft der Auferstehung mit dem Himmel vereinigt war, und alles, was sich in seinem Leben ereignete, war in dieser oder jener Form ein Ausdruck dieses Auferstehungslebens. So kam er mit Leuten und Situationen in verschiedenen Richtungen in der Kraft der Auferstehung in Berührung, und was immer Elischa anfasste, stand in Beziehung zu einem Leben, das über den Tod triumphiert.
Drei Dinge sind nun vor uns, deren Einzelheiten wir uns jedoch nicht näher ansehen wollen; wir wollen uns damit zufrieden geben, dass wir den zentralen Gedanken herausgreifen.
Kapitel 3 befasst sich mit der Rebellion, der Revolte Moabs gegenüber Israel. Vielleicht erinnert ihr euch, dass David die Moabiter unterwarf und sie verpflichtete, einen jährlichen Tribut von hunderttausend Schafen und Lämmern an Israel zu zahlen. Dieser Tribut dauerte während der Herrschaft Ahabs an. Als Ahab starb, revoltierte Moab, und von dieser Revolte wird gleich am Anfang dieses 2. Königebuches, in Kapitel 1.1 berichtet. Dann folgt ein Unterbruch in der allgemeinen Geschichte, indem Elija entrückt wird und Elischa seinen Platz einnimmt. Es ist nun interessant und bedeutsam, dass Elischa gerade zu diesem Zeitpunkt auftritt.
Wenn ihr den großen Zusammenhang der geistlichen Interpretation im Lichte des Neuen Testamentes gewinnt, dann habt ihr -durch David repräsentiert- den Herrn Jesus, in absoluter Souveränität, wie Er alle geistlichen Feinde überwindet. Ihr wisst ja, David nahm sich jeden Feind vor, der sich je gegen das Volk des Herrn erhoben hatte, und unterwarf sie alle, und er errichtete seinen Thron auf einem universellen Sieg. Das ist ein Vorbild auf Christus, der durch Sein Kreuz jeden geistlichen Feind besiegt hat. Dann aber stellen wir fest, dass nicht lange, nachdem der universelle Sieg des Kreuzes festgemacht worden war, feindselige Mächte gegen die Gemeinde ausbrachen, und das schien im Widerspruch zu diesem Sieg zu stehen; und doch war es in Wirklichkeit nicht so. Elischa wird sinnbildlich mit der Gemeinde verbunden, und sein Dienst soll die Kraft aufzeigen und herbeiführen, durch welche die Gemeinde ihr Leben des Sieges in Beziehung zum aufgefahrenen Herrn kennenlernen soll. Diese Kraft ist die Kraft des Auferstehungslebens.
So können wir sehen, dass unmittelbar nachdem Elischa seinen Dienst angetreten hatte, diese Revolte Moabs gegen Israel stattfand. Die Dinge standen nicht sehr gut unter dem Volk Gottes. Ahab war verantwortlich für ein schönes Stück des geistlichen Niederganges, für die Schwachheit und den Widerspruch. Er gab ein Erbe der Untreue weiter, und geistlich gesehen herrschte zu diesem Zeitpunkt Ebbe. Die Allianz zwischen Josaphat, dem König von Juda, und dem König von Samaria, war eine unheilige Sache, sie offenbarte einen Zustand der Abweichung und der Schwäche. Das nun gibt aber gerade Elischa seinen wahren Wert. Es zeigt deutlich, weshalb Elischa gerade zu diesem Zeitpunkt auftreten musste. Die Notwendigkeit wird durch die Situation recht offensichtlich gemacht.
Die erste Lektion, die sich hier darum für das Volk Gottes ergibt, ist die Art und Weise, wie ohne jeden Zweifel das Zeugnis für die absolute Herrschaft dessen errichtet wird, der zur Rechten Gottes ist, zu einer Zeit, da geistlich unter dem Volk Gottes ganz allgemein Ebbe herrschte, und da von der äußeren Welt selbst, wie Moab sie darstellt, starker Druck ausgeübt wird. Wie soll da das Zeugnis von der universellen Souveränität Christi zur Schau gestellt werden? Elischa macht uns vorbildhaft durch seine eigene Person recht klar, welches Mittel Gott verwendet, um Sein Ziel zu erreichen. Es ist ein Konflikt mit der Welt in einer Zeit innerer Schwäche.
Die Situation wird, wie ihr sehen könnt, sehr prekär. Dieser (von Gott) gewollte Widerstand gegen Moab fand das Volk in einem Zustand der Mittellosigkeit, es fehlten ihnen die wichtigsten Hilfsquellen, ihn durchzuführen. Sie ziehen zwar in den Kampf, aber sie haben keine Kraft, um der Situation zu begegnen. In dem Augenblicke, da sie ihren Angriff hätten wagen sollen, waren sie völlig verkrüppelt und gelähmt, weil ihnen die geistliche Hilfe fehlte. Die Wasser, mit denen sie gerechnet hatten, existierten nicht; sie waren ausgetrocknet. Als die Leute an den Ort kamen, wo sie Wasserströme zu finden hofften, waren keine solchen Ströme da, und die ganze Armee stand in Gefahr, aus Mangel an Vorräten zugrunde zu gehen.
Worum es geht, ist vollkommen klar, und der König Israels spricht es auch aus. Diese Konföderation (zwischen Israel und Juda) wird auffliegen, die ganze Situation wird im Tode enden, in Unglück und Zerstörung. Josaphat jedoch, der in dieser Lage den geistlichen Instinkt verkörpert -einer, der mehr als alle andern mit Gott in Verbindung steht, der den Herrn kennt, der eine Beziehung zu Ihm hat- wirft die Frage auf, ob man nicht den Herrn durch dessen Propheten befragen sollte: 'Gibt
es denn hier keinen Propheten des Herrn ... ?' Dies führte zu einer Konsultation bei Elischa.
Zunächst ist Elischa erschüttert durch die unheilige Lage der Dinge. Er weigert sich, irgend etwas mit dem König von Israel zu tun zu haben, wegen dessen unheiligem Zustand. Es scheint, als neigte Elischa dazu, die ganze Sache abzutun. Aber dann erinnert er sich an Josaphat und sagt: 1 ... würde ich nicht die Gegenwart Josahphats, des Königs von Juda, respektieren, so würde ich dich keines Blickes würdigen, noch dich anschauen.' Wo immer jemand echt, aufrichtig in Richtung des Herrn blickt, verachtet der Herr dies nicht, Er weigert sich nicht, davon Notiz zu nehmen. Und indem Elischa Josaphat in Betracht zieht -tief und schrecklich aufgewühlt durch das Böse der Situation-, versucht er, sich innerlich von diesem Anblick der Dinge abzuwenden und sagt: 'Bringt mir eine Harfe.' Lasst uns nicht irregeführt werden, zu glauben, er habe durch die Harfe Inspiration gesucht. Weit davon entfernt. Er suchte keinen seelischen Anreiz, um Inspiration zu erlangen. Offenbarung von Gott kommt nicht auf diesem Wege zustande. Elischa war fürchterlich zum Zorn gereizt worden durch das Böse der Situation unter dem Volk Gottes, und es war ihm völlig unmöglich, das Wort des Herrn von sich zu geben, solange er in seinem Geiste in diese Sache verwickelt war. So verlangte er nur deshalb nach einer Harfe, um innerlich ruhig zu werden, um seinen Geist von dieser üblen Situation zu lösen. Ihr wisst, dass die beruhigende Wirkung der Harfe in verschiedenen Teilen der Schrift mehr als einmal erwähnt wird. Elischa rückte innerlich von dieser Situation ab, und dann, in dieser Abrückung, war er fähig, sich dem Herrn zu öffnen und das Wort des Herrn zu empfangen. 'So spricht der Herr: Macht dieses Tal voller Gruben.' Wir brauchen uns nicht bei all den Einzelheiten dieser Geschichte aufzuhalten; wir merken uns bloß die zentrale Botschaft.
Wir stehen hier im Konflikt mit einer feindlichen Gruppe, in einem Konflikt mit Mächten, die es auf eine vollständige und endgültige Zerstörung des Zeugnisses Gottes in Seinem Volk abgesehen haben, Mächte, die sich den Tag allgemeinen, geistlichen Niederganges zunutze machen. In uns selbst haben wir keine Hilfsquellen, mit denen wir diesen Mächten, einer solchen Situation, begegnen könnten. Wie also werden wir (trotzdem) damit fertig? Auf welcher Grundlage kann das Zeugnis aufrechterhalten und in Fülle dargestellt werden? Einzig und allein auf der Grundlage, dass wir den Herrn auf neue Weise in der Kraft der Auferstehung kennenlernen. Es ist eine sehr einfache Lektion, aber es ist etwas, das ständig, durch das ganze Neue Testament hindurch, im Vordergrund steht.
Ihr könnt es im Leben des Apostels Paulus wieder und wieder beobachten. Ihr könnt die Erhebung der feindlichen Mächte bemerken, die das Zeugnis auslöschen möchten, das er darstellt; und von Zeit zu Zeit scheint es sogar, diese Mächte seien im Vorteil, so dass der Diener des Herrn manchmal scheinbar zu einem Stillstand gebracht wird. Es sieht so aus, als sei der Vorteil auf der Seite des Feindes. Plötzlich aber, ohne jeden Lärm, ohne dass ein Geräusch des Windes gehört oder Regen gesehen würde, erfährt er eine Wiedererstarkung durch die Kraft der Auferstehung, und alle Mächte, die sich gegen das Zeugnis in ihm erhoben haben, werden zerstreut, verwirrt, und der Sieg wird gesichert und gefeiert.
Bei einer der Gelegenheiten erhoben sich jene Mächte und widersetzten sich dem Gefäß des Zeugnisses. Es schien, als hätten sie einen Vorteil erlangt, als befinde sich der Feind in einer Stellung der Stärke. Das nächste, was ihr dann lest, ist, dass Paulus sich erhob und in die Stadt zurückging, und in Lystra wurde die Kraft der Auferstehung groß und bleibend gefeiert, die in Paulus gewirkt hatte. In Ephesus ereignete sich dasselbe in anderer Form - wieder erhoben sich die Mächte, die dem Zeugnis antagonistisch gegenüberstanden; es entstand ein Volksauflauf, sie wurden vertrieben, und dem Augenschein nach hatte der Feind wieder eine Position der Stärke. Dennoch besitzen wir einen Brief von Paulus an die Epheser, in welchem die große Geschichte der Einrichtung der ephesischen Gemeinde geschildert wird, und das Zeugnis dort hat eine entschiedene und positive Form angenommen. Und was Ephesus betrifft, so sagte der Apostel, es sei dort gewesen, wo er am Leben verzweifelt sei. Er war so krank, dass er sogar am Leben verzweifelte. Obwohl Ephesus als Gemeinde heute nicht mehr existiert, bewegt es uns geistlich noch heute mit großer Gewalt. Wir haben den Epheserbrief nie gelesen, ohne anzuerkennen, wie entscheidend er ist, und seine geistliche Dauerhaftigkeit hat all diese Jahrhunderte hindurch in Kraft und in Stärke angehalten. Die Ewigkeit wird einmal erstaunliche Früchte vom Kampf um Ephesus offenbaren, der manchmal verloren zu sein schien. Die Kraft, mit der das Zeugnis dort errichtet worden ist, war die Kraft Seiner Auferstehung.
Was auf Lystra und Ephesus zutraf, galt auch in mancherlei Hinsicht für viele andere Gelegenheiten. Ihr seht, wie sich die Mächte zusammenscharten, eine Situation, die für das Zeugnis sehr bedrohlich zu werden schien, und dann, plötzlich, ohne großen Lärm, erhob sich und wirkte die Kraft des Auferstehungslebens des Herrn im Gefäß, und Sein Sieg wurde hernach gefeiert. Statt dass das Gefäss des Zeugnisses vernichtet wurde, führte gerade dieses Leben zur Zerstörung jener Mächte, die sich gegen es erhoben.
Wenn ihr diese Geschichte im Detail lest, werdet ihr sehen, dass das, was zum Leben des Volkes Gottes wurde, den Tod seiner Feinde bedeutet.
Wir befinden uns heute ganz offensichtlich in dieser Lage. Das volle Zeugnis des Herrn ist argem Druck ausgesetzt. Da ist ein großes äußerliches Bekenntnis (zum sogenannten Christentum), eine große Menge christlicher Tradition, aber das wirkliche Zeugnis ist das Zeugnis für die Kraft der Auferstehung im praktischen Leben als etwas Lebendiges im Innern der Gläubigen. Das beschränkt sich auf verhältnismäßig wenige, und der Druck auf dieses Zeugnis ist ungeheuer; es sollte völlig ausgelöscht werden. Was not tut ist das, was wir hier sehen - eine frische Erkenntnis des Herrn in der Kraft Seiner Auferstehung.
Es werden viele Heilmittel für die aktuelle Situation angepriesen. Zahllose Konferenzen werden abgehalten, an denen diskutiert wird, wie der Zustand des Werkes des Herrn verbessert werden und triumphierender gemacht werden könnte; wie man zu mehr Erfolg, zu größerer Effektivität kommen könnte usw. Und wir ermüden uns zu Tode auf solchen Konferenzen, bei solchen Diskussionen, an all den runden Tischen, bei denen doch nichts herausschaut. Das, was wirklich nötig ist, was den Kern der ganzen Situation trifft, ist eine frische Erkenntnis des Herrn selbst in der Kraft Seiner Auferstehung, eine frische Erfahrung des Auferstehungslebens des Herrn selbst. Es gibt kein anderes Mittel, durch welches diese geistlichen Probleme gelöst werden könnten, durch welches diese geistlichen Blockierungen verschwinden. Der einzige Weg, die einzige Möglichkeit, ist ein Aufschwung der Fülle Seines Lebens, und dann wird die Welt erkennen. Der Herr möchte Seinem Volk heute sagen, statt besserer Wege und Mittel sei ein Leben nötig, das viel gewaltiger (als bisher) durch diese Auferstehungskraft des erhöhten Hauptes angetrieben wird.
Elischa, der die Szene betritt, weil er seinen Meister hatte in den Himmel auffahren sehen, und einen doppelten Anteil seines Geistes empfangen hatte, sagt uns für immer sehr deutlich, dass die Kraft der Gemeinde in einer Zeit des Niederganges und der Gegnerschaft, die Kraft des auferstandenen und erhöhten Herrn ist. Das ist das Herz der ganzen Geschichte. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass hier eine echte Ausübung des Glaubens notwendig war. Der Gehorsam des Glaubens in der Kraft des aufgefahrenen Herrn wurde zum Sieg, der die Welt überwand.
Wir gehen zum nächsten Ereignis in Kapitel 4.1-7 weiter. Die Frau hier war die Witwe eines der Söhne der Propheten. Insofern die Söhne der Propheten jene repräsentierten, die für die Interessen des Herrn unter Seinem Volk verantwortlich waren, sich aber in einem Zustand der Unreife und der Vorbereitung befanden, so haben wir den richtigen Hintergrund für das, was dieses Kapitel im Blick auf seine geistliche Interpretation enthält.
Wir finden diese Witwe eines der Söhne der Propheten in einem Zustand schrecklicher Verarmung vor. Sie repräsentiert den geistlichen Zustand des Volkes Gottes, und dieser Zustand besteht darin, dass es unfähig ist, seinen Verpflichtungen nachzukommen. 'Dein Knecht, mein Ehemann, ist tot; und du weißt, dass dein Knecht den Herrn fürchtete; nun ist der Gläubiger gekommen, um sich meine zwei Knaben als Knechte zu nehmen.' Ich kann meinem Gläubiger nicht gegenübertreten; ich bin nicht in der Lage, seine Forderungen zu erfüllen; nun sollen meine zwei Söhne als Knechte verdingt werden. Sinnbildlich bedeutet das, dass die Söhne, welche im Gleichnis die Werke, die Frucht ihres Lebens darstellen, von der bloß formell religiösen Welt übernommen werden sollen. Mit andern Worten, die Gemeinde liefert ganz einfach ihre Werke, ihre Früchte, aus, und die Welt nimmt sie in Besitz; die Gemeinde steht im Begriff, alle Werte ihrer eigenen Aktivitäten zu verlieren.
Genau das geschieht heute. Die Welt benutzt die 'Kirche' für ihre eigenen Zwecke. Es ist die Welt, die heute den Nutzen aus der Gemeinde zieht, doch nicht in einem geistlichen und richtigen Sinne. Die Gemeinde befindet sich heute unter der Knechtschaft der Welt. Anders ausgedrückt: Die Gemeinde liegt heute vor der Welt auf den Knien. Jedes Konzert, jeder Bazar, jede Unterhaltung und dergleichen sonst in der Gemeinde ist ihr ungewolltes, vielleicht sogar unbeabsichtigtes Eingeständnis, dass ihr eigenes, unabhängiges Leben nicht leben kann. Sie ist im Blick auf ihr Leben (auf ihre Existenz) von der Welt abhängig. Durch diese Dinge sagt sie: 'Es hat keinen Sinn, wenn wir versuchen, voranzukommen; wir können die Dinge nicht so halten, wie sie sein sollten, wir bringen die beiden Enden nicht zusammen; wir müssen die Ansprüche der Welt anerkennen, wir müssen ihre Stärke berücksichtigen!' Warum veranstaltet ihr Unterhaltungen und ähnliche Dinge in eurer Gemeinde für junge Leute? Weil ihr die jungen Leute nicht hereinbekommt, wenn ihr es nicht tut. Sie müssen etwas von der Welt bekommen, um sie bei der sogenannten 'Gemeinde' halten zu können, und so ist 'die Gemeinde' sklavisch an die Welt gebunden, sie liegt, wie gesagt, vor ihr auf den Knien.
So kommt also der Gläubiqer und bringt die Gemeinde um ihre echten geistlichen Werte * Die Gemeinde befindet sich dadurch in einer Lage, wo es ihr nicht mehr möglich ist, ihren Verpflichtungen aus eigenem Vermögen nachzukommen. Ihr fehlen die geistlichen Hilfsquellen, die es ihr ermöglichen würden.
c. Ein wenig Öl'Die Gemeinde' hat ein wenig Öl, wie diese Witwe. Der Geist fehlt ihr nicht gänzlich, sie entbehrt den Herrn nicht absolut und endgültig, aber keinesfalls hat sie genug davon, um aufzustehen und ihr eigenes Leben unabhängig von äußeren Hilfsquellen zu leben. Mit andern Worten: Die Fülle des Lebens befindet sich nicht in ihr, darum kann sie die Forderungen, die an sie gestellt werden, nicht erfüllen. Sie ist zu einer Institution geworden, vergrößert durch menschliche Anstrengung, ausgedehnt durch menschliche Organisation, und darum wurde sie in Forderungen verwickelt, die ihr geistliches Wachstum übersteigen. Ihr geistliches Wachstum hat nicht mit ihrer äußeren Entwicklung Schritt gehalten. Das Leben ist dem nicht angemessen, was sie auf sich genommen und zu tun versucht hat. Das ist die Situation. Diese Situation schreit wie mit der Stimme dieser Frau: 'Eine gewisse Frau schrie ... 1 Es ist eine ergreifende Stellung.
Was ist das Hilfsmittel? Es ist dasselbe, nur in einer andern Richtung angewandt. Es ist wiederum Elischa, das heißt die Kraft der Auferstehung, das auferweckte Leben des Herrn, das volle Resultat vom Werk des Kreuzes in absoluter Oberherrschaft über den geistlichen Tod. So kommt also Elischa in Berührung mit der Situation. Wir sehen hier wieder, dass die Not in allen Zeiten geistlicher Unfähigkeit, geistlichen Anforderungen zu genügen, eine frische Erkenntnis des Herrn in der Fülle Seines Auferstehungslebens ist.
Das eine Mal wird es im Blick auf den Druck von außerhalb in seiner Gegnerschaft wirksam, wie im Falle Moabs. Ein anderes Mal wird es zum Ausdruck gebracht durch die innere Verarmung des Volkes Gottes, wenn es unfähig ist, die Forderungen zu erfüllen, die rechtmäßig an es gestellt werden. Paulus anerkannte diese Forderungen und sagte nicht, sie seien falsch: 'Ich bin', sagte er, 'ein Schuldner sowohl gegenüber den Griechen als auch den Barbaren ... ' Er stand unter der Verpflichtung, die geistlichen Nöte aller Menschen zu befriedigen. Aber den geistlichen Nöten der Welt können wir nur begegnen, wenn wir die Fülle des Auferstehungslebens des Herrn kennen.
'Was hast du in deinem Hause?' - 'Deine Magd hat nichts im Hause außer einem Ölkrug.' Beachtet, dass bei jeder dieser Bewegungen in Richtung einer Erneuerung (Erweckung, wenn ihr unbedingt wollt), in Richtung eines Wiedererkennens des Herrn in der Kraft Seiner Auferstehung, eine Herausforderung des Glaubens damit verbunden ist. Zum Beispiel:'Macht dieses Tal voller Gruben...' Da sind diese Männer, ohne jeden Hinweis, dass es Regen geben würde, ohne jede Vorstellung davon, woher das Wasser kommen sollte; aber im Gehorsam fangen sie an zu graben und machen das Tal voller Gruben. Ihr Teil war der Gehorsam des Glaubens. 'Geh, borge dir Gefäße...' Der natürliche Mensch hätte auf dieses Ansinnen mit der Frage reagiert: 'Aber woher soll das Öl kommen für diese Gefäße? Ich sehe nicht, wie das geschehen könnte!' Das ist stets die Einstellung der Natur; zuerst will sie eine Demonstration für die Sinne haben, bevor sie handeln wird. Gottes Prinzip jedoch ist der Gehorsam des Glaubens. 'Geh, borge dir Gefäße von all deinen Nachbarinnen...' Was aber werden diese Nachbarinnen sagen? Sie werden mich auslachen! Dennoch, der Gehorsam des Glaubens bringt uns oft in Situationen, die der Welt lächerlich erscheinen. Ein solcher Gehorsam brachte ja auch Abraham in eine Lage, die sehr lächerlich wirkte: 'Da sprach der Herr zu Abraham: Ziehe aus deinem Lande, aus deiner Verwandtschaft ... in ein Land, das ich dir zeigen werde .... .... und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er ging.' Auf alle Fragen, wohin er denn gehe, musste er antworten: 'Ich weiß es nicht.' Wie lächerlich musste das der Welt vorkommen! Aber genau hier gewinnt der Glaube seinen wahren Wert, indem er bereit ist, fortzuziehen, ohne sich darum zu kümmern, was die Leute wohl sagen, einfach im Vertrauen auf Gott.
Wie kann man diesen Verpflichtungen nachkommen? Das Mittel wird das Auferstehungsleben des Herrn sein. Zuerst wird nötig sein, dass wir im Glauben an das Wort des Herrn losziehen. Dann aber heißt es, das wenige, das wir vom Herrn haben, einzusetzen. Kennt ihr den Herrn in einem geringen Maß? Habt ihr nicht wenigstens den einen Krug mit ein wenig Oel darin? Setzt ihn im Glauben ein! So viele im Volke Gottes möchten zuerst sehr viel mehr von Ihm wissen, bevor sie sich überhaupt in Bewegung setzen. Sie haben erst eine kleine Kenntnis des Herrn; aber das Prinzip des Herrn ist, dass nie eine Vermehrung stattfinden wird, es sei denn, wir hätten das bis zum äußersten eingesetzt, was wir haben. Nun, setzt es bis zum äußersten ein, handelt in bezug darauf im Glauben, und ihr werdet feststellen, dass die Vermehrung auf diese Weise kommt. Glaubt, dass dieses Leben in Gott eine Fülle von Leben ist, obwohl euer augenblickliches Maß noch sehr begrenzt sein mag. Nicht das Maß, das wir haben, bildet den Grund für unsere Erwartung, sondern dasjenige, von dem wir bereits das empfangen haben, was wir besitzen. Die Fülle, von der wir vielleicht erst ein kleines Maß empfangen haben, sollte unsere Zuversicht sein.
Hätte die Frau ihre Aufmerksamkeit bloß diesem einen Ölkrug gewidmet und gesagt: 'Das ist der Anfang und das Ende all meiner Erwartungen und Hoffnungen' - dann wäre bestimmt nichts geschehen. Sie musste aber lernen, das Gefäß in Beziehung zu einer Fülle zu sehen, die grenzenlos war. Wenn ihr euer Weniges für alles haltet, werdet ihr es nicht weit bringen; wenn ihr aber euer Weniges in Beziehung zu Gottes Allem setzt, könnt ihr vorangehen. Es geht um Seine Fülle, nicht bloß um das Maß, das wir von Seiner Fülle erfahren haben. Die Fülle Gottes ist eine Tatsache, die jenseits unserer gegenwärtigen Erfahrung liegt, eine Tatsache jedoch, hinsichtlich derer wir im Glauben zu handeln haben.
Diese Tat des Glaubens verlangte von seiten der Frau das Einsammeln von anderen Krügen. Jene, die einen Dienst am Worte haben, wissen sehr wohl, wovon ich spreche. Zum Beispiel hört ihr nicht auf, das Volk des Herrn zu versammeln, weil ihr euch leer vorkommt. Selbst bei einem Gefühl der Leere, der Schwachheit, geringer Hilfsquellen, fahrt ihr fort, und ihr stellt fest, dass der Herr die Bedürfnisse deckt, während ihr im Glauben weiterfahrt. Würden wir zuweilen unseren eigenen Gefühlen gemäß handeln, dann würden wir sagen: Wir werden heute keine Versammlung abhalten, wir haben nichts zu geben. Aber der Herr ist unsere Hilfsquelle, und während wir weiterfahren, kommt der Herr dazwischen und füllt unsere Leere aus. Es ist gesund, wenn ein Diener des Herrn nach diesem Prinzip arbeitet. Wenn wir auf dem Wege des Zeugnisses des Herrn sind, können wir dem Herrn vertrauen, dass er all unsere Bedürfnisse befriedigt, obwohl wir zu irgend einem Zeitpunkt uns bewusst sein mögen, nur ein geringes Maß zu besitzen. Glauben wir, dass der Herr das Bedürfnis decken kann, und dass Er ausfüllen wird, wo immer dieses Bedürfnis existiert? Es gibt keine Not in dieser Welt, die, wenn sie vor den Herrn gebracht wird, nicht behoben werden kann. Wenn ihr irgend welchen Zweifel habt diesbezüglich, dann hört allerdings das Zeugnis auf. Der Punkt, an dem ihr aufhört zu glauben, dass der Herr fähig ist, eine bestimmte Situation zu lösen, ist der Punkt, an dem euer Zeugnis zusammenbricht; ihr widersprecht damit der Kraft Seiner Auferstehung. Die Kraft des Auferstehungslebens unseres Herrn Jesus ist ohne Grenzen, und es gibt keine Situation und kein Leben, das irgend etwas von ihm nötig hat, dem Er nicht begegnen könnte.
Für diese Frau galt es, mit dem Dranbleiben fortzufahren! Sie bestimmte die Grenze, nicht der Herr! Als sie keine Gefäße mehr finden konnte, blieb das Öl stehen. Die Begrenzung liegt nicht beim Herrn.
Das Zeugnis verwirklicht sich entlang dieser Linie. Es wird verschiedene Möglichkeiten der Anwendung geben. Ihr und ich, wir werden wissen, inwiefern es uns selbst und unsere Situation berührt. Von Zeit zu Zeit werden wir merken, dass dies auf die Stellung zutrifft, in der wir uns befinden. Es wäre völlig unmöglich, jeden möglichen praktischen Fall zu besprechen. Aber hier wird die Tatsache, das Prinzip, hingestellt. Es ist die Kraft Seiner Auferstehung, welche den Verpflichtungen nachkommt. Es ist nicht das, was wir haben, sondern das, was Er ist; nicht das Maß, das wir bereits empfangen haben, sondern das Maß, das wir noch empfangen können. Der Gedanke des Herrn für uns ist Fülle, aber wir werden sie nicht auf einmal haben. Seine Fülle wird schrittweise zu uns kommen. Wir werden nicht stets im Bewusstsein leben, erfüllt zu sein, aber wir können fortqesetzt mit dem Wissen leben, dass wir wieder und wieder und wieder erfüllt werden können, je nachdem, wie es die Lage erfordert.
d. Der Sohn der SunamitinWir wollen zur zweiten Hälfte von Kapitel 4.8-37 zurückkehren. Wir möchten diese Geschichte in einen so konkret wie möglichen Gedanken kondensieren. Hier tritt ein Wechsel ein, der irgendwie bedeutsam ist.
Im Falle der Witwe eines der Söhne der Propheten haben wir eine Frau vor uns, die offensichtlich in Armut, Leere und Entbehrung lebt, und das Öl bringt Fülle in ihre Leere. Wenn wir nun zu dieser Frau von Sunem kommen, treffen wir auf eine ganz andere Situation. Sie wird 'eine große Frau' genannt. Das heißt doch, dass sie, was ihre materiellen Dinge betrifft, wohlversorgt war. Sie lebte in Komfort, im Überfluss, in Reichtum, sie war gut gestellt; also genau das Gegenteil der andern Frau. Anders auch als bei der Witwe von Sarepta, zu der Elija kam und die er zu überreden versuchte, ihm etwas zu Essen zu geben, versuchte nun diese Frau, den Propheten zu überreden, er möge essen. Wir haben genau die umgekehrte Situation. Sie hatte in jeder Hinsicht alles, außer dem einen. Der Prophet betrachtete diese Frau. Er sah ihr Haus, ihren Tisch, ihre Diener, ihren Besitz im allgemeinen, und er konnte nichts feststellen, was fehlen würde; so war es für ihn ein echtes Problem, was er ihr geben könnte. Die Nöte dieser Frau waren nicht offensichtlich; das führte zum Nachdenken. Was konnte man für eine Frau wie diese tun? Gehasi traf ins Schwarze: 'Wahrlich, sie hat keinen Sohn...' Hier wird eine größere Tiefe berührt. Sie besaß alles außer diesem einen, das für sie mehr bedeutete als alles Äußerliche. Diese Tatsache wird durch das Wort des Propheten bezüglich des Sohnes enthüllt. Die Frau antwortete darauf: 'Mache deiner Magd keine falschen Hoffnungen.' Das schien zu heißen: Es ist das einzige Verlangen meines Lebens, aber es ist unmöglich. Ich musste mich ein für allemal damit abfinden, dass es nicht sein kann. Ich habe meinen Kampf gehabt; ich habe die Verweigerung akzeptiert; das ist für mich eine geschlossene Türe. Bring mich nicht auf ein Gebiet, wo für mich der Kampf nur aufs neue beginnt. Rede mir nicht von Dingen, die, wenn sie nicht eintreffen, mich auf einen Punkt zurückwerfen, wo mir alles, was ich habe, nichts bedeutet wegen dieses Mangels! Trotz allem - das Wort des Propheten ging in Erfüllung, und von diesem Zeitpunkt an drehte sich alles um diesen Sohn. Dann 'geschah es eines Tages, dass er zu seinem Vater aufs Feld hinauslief. Er sagte zu seinem Vater: Mein Kopf, mein Kopf! Dieser befahl seinen Knechten: Tragt ihn zu seiner Mutter! Als diese ihn genommen und zu seiner Mutter gebracht hatten, saß er bis zum Mittag auf ihrem Schoß. Dann starb er.' Darauf nahm sie den Knaben, legte ihn auf das Bett des Propheten und machte sich auf den Weg zu Elischa. Ihr kennt den Rest der Geschichte.
Die tiefste Not - Fülle des Auferstehungslebens
Was ergibt sich aus all dem als die zentrale Realität, als das, was der entscheidendste Faktor im Leben ist? (Es mag daneben zwar viele andere Dinge geben. Es mag ein Zustand vorliegen wie in einer der Gemeinden in Kleinasien, an die der Herr die folgenden Worte richtete: 'Ich bin reich, ich habe meinen Besitz vermehrt, ich benötige nichts; und dabei weißt du nicht, dass du elend, miserabel, arm, blind und nackt bist!' Es gibt einen grundlegenden Mangel, dessen bloße Existenz alles andere, was ihr habt, als Armut erscheinen lässt. Ihr könnt all das haben, aber das Fehlen dieser einen Sache macht deutlich, dass der eigentliche Kern nicht vorhanden ist). Das, was vor allen Dingen zählt, ist, im Innersten unseres Wesens die Kraft Seiner Auferstehung zu kennen. Wir mögen vieles haben, das äußerlich gesehen gut ist, selbst in religiöser Hinsicht, aber dieses Eine, auf das der Herr Seinen Finger legt als die eine, vordringliche, überragende Sache im Leben jedes Gotteskindes, ist nicht der Überfluss der Dinge, die man besitzt, sondern dies, dass wir Ihn kennen und die Kraft Seiner Auferstehung.
Werft einen Blick auf Philipper 3. Paulus gebraucht hier all die Dinge, die wertvoll sind, die die Menschen als Dinge betrachten, die es wert sind, dass man sie besitzt. Dann fasst er alles zusammen und sagt: Alle diese Dinge, so groß sie in den Augen der Menschen auch immer sein mögen, betrachte ich als Unrat, als 'Dreck', ich erleide den Verlust all dieser Dinge, um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung. Diese Frau (die Sunamitin in der Geschichte des Propheten Elischa) lernte das auf eine sehr tiefe Weise kennen. Der Sohn wurde ihr geschenkt; das war schon Wunder genug! Aber irgendwo mochte noch immer der Verdacht lauern, dass die Natur etwas damit zu tun gehabt haben könnte , dass man die Gabe dieses Sohnes noch irgend welchen natürlichen Faktoren hätte zuschreiben können. (Die Psychologie hat versucht, diesen ganzen Bereich der objektiven und ausschließlichen Aktivität Gottes zu untermauern.) Aber Gott schickt sich an, zu demonstrieren, dass diese Sache vollständig außerhalb des Bereichs der Natur lag; und so stirbt der Sohn, wird zum Leben erweckt, und jede Frage, ob die Natur noch die Hand mit im Spiel gehabt habe, wird zum Schweigen gebracht. Es ist kein Platz vorhanden für irgend etwas Natürliches, wenn es um die Auferstehung von den Toten geht. Das ist das höchste Zeugnis! Das kann mit nichts anderem als mit 'Gott' erklärt werden! Auferstehung bedeutet, Gott zu kennen. Die Psychologie versucht, eine ganze Anzahl von Dingen in der christlichen Erfahrung zu erklären, und einige von uns haben manche schmerzliche Erfahrung hinsichtlich einer psychologischen Erklärung der religiösen Erfahrung machen müssen. Aber Gott hat uns außerhalb dieses Bereiches versetzt, indem Er uns etwas zu erkennen gegeben hat, für das die Psychologie nie eine Erklärung wird geben können, nämlich dies: 'Um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung!' Die Psychologie kann keine Toten auferwecken. Es gibt eine innere Geschichte der Erkenntnis des Herrn auf eine Weise, die keiner andern Grundlage zugeschrieben werden kann als der Kraft Seiner Auferstehung.
Hier erreicht das Zeugnis seinen letzten Zweck. Es ist das Zeugnis, dass Jesus von den Toten auferweckt worden ist. Das kann zwar auch bloß die Grundlage Seines Zeugnisses sein, aber es handelt sich nicht bloß um ein Glaubensbekenntnis, um eine Lehre (von der Auferstehung), sondern um ein inneres Kennen des auferstandenen Herrn. Das musste dem Prinzip nach in das innerste Wesen dieser Frau hineingewirkt werden, bis es von keinem Zweifel mehr eingeholt werden konnte. Welches war das letzte Ziel? Es war die Sohnschaft. Lest Römer 8 und den Galaterbrief und seht, was Sohnschaft ist, wenn sie ihre vollste Bedeutunq erlangt. Als der Knabe geboren wurde, stellte er dasjenige dar, was das Neue Testament darüber sagt, dass wir aufgrund einer neuen Geburt Kinder Gottes geworden sind. Als der Sohn aber auferweckt wurde, war er das, was das Neue Testament über die Sohnschaft durch Auferstehung zu sagen hat. Das Neue Testament lehrt dies durch seine zwei verschiedenen Wörter: Durch die Wiedergeburt sind wir Kinder Gottes; Sohnschaft jedoch ist etwas, das über das Kindsein hinausgeht. Es ist dies, dass die Kindschaft in der Kraft der Auferstehung zur Reife geführt worden ist. 'Annahme an Sohnes Statt' ist das Wort, das dann gebraucht wird (englisch: adoption). Aber diese 'Annahme' im Neuen Testament hat nichts damit zu tun, dass jemand von außen in die Familie aufgenommen wird. Es hat nur damit zu tun, dass das eigene Kind (im Hause geboren!) bei seiner Reife in die Stellung der Ehre und Verantwortung eingesetzt wird. Der griechische Vater adoptierte seinen eigenen Sohn, wenn dieser seine Reife erreicht hatte; das war jener Augenblick, da dieser aufhörte, ein Kind zu sein, um ein Sohn zu werden. Das ist die Lehre des Neuen Testamentes.
Hier ist die Frau, die das Kind bekam; und das ist wunderbar. Wenn wir wiedergeboren werden, ist das ein Wunder, etwas Herrliches. Aber wenn der Herr uns durch bestimmte Erfahrungen (antagonistischer Natur) schickt, um zu bewirken,dass wir Ihn in unserem innersten Wesen in der Kraft Seiner Auferstehung erkennen lernen (es ist nicht etwas, das außerhalb von uns geschieht, sondern das in uns geschehen ist), und wir durch tiefe Abgründe geschickt werden, bis wir in unserem innersten Wesen Ihn und die Kraft Seiner Auferstehung kennen gelernt haben, dann ist das die Sohnschaft; das ist das Zeugnis. Das Zeugnis in seiner Fülle hat nichts mit geistlichen Säuglingen zu tun, es ist an die geistliche Reife gebunden. Diese Frau war zwar 'groß', und doch war ein 'Aber' da. Wir mögen eine ganze Menge haben, selbst in unserem Christenleben und in unserer christlichen Arbeit, und doch kann ein 'Aber' zurückbleiben. So vieles davon kann bloß äußerlich sein, an der Oberfläche. Es ist notwendig, dass es in die Tiefe unseres Wesens hinabdringt, so dass wir Ihn in der innersten Substanz unseres Wesens als 'die Auferstehung und das Leben' kennen.
Nur wenn das Volk des Herrn diese Stellung erreicht, kann es als Gefäß Seines vollen Zeugnisses eingesetzt werden, und das erklärt, warum Er uns nun als Seine Kinder durch die Tiefe führt - damit wir Ihn auf diese Weise kennenlernen.
In welcher Richtung wir auch blicken mögen, das Prinzip bleibt sich gleich, ob es sich um Konflikte handelt, um feindliche Mächte um uns herum, oder um Dienst, indem wir unseren Verpflichtungen nachkommen, oder um das Leben, indem wir zur Fülle des Gedankens Gottes heranreifen sollen. Das eine beherrschende Gesetz ist: 'Ihn und die Kraft seiner Auferstehung', das Auferstehungsleben des Herrn zu erkennen.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.