von T. Austin-Sparks
Kapitel 3 - Elisa und die Söhne der Propheten
Schriftlesung: 2. Könige 2
In diesem Kapitel tritt Elischa hinsichtlich seiner Beziehung zu den 'Söhnen der Propheten' in Erscheinung. Sie werden hier auch mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt erwähnt, und in einer ganzen Anzahl von Begebenheiten stehen sie in Beziehung zu ihm und zu seinem Dienst. Dies hat eine Bedeutung, die wir uns näher ansehen müssen, und wir sollten die Hilfe des Herrn suchen, damit wir verstehen, was das wirklich bedeutet. Lasst uns ein paar Abschnitte lesen: 2. Könige 2.3, 5,7,15; 4.38-41; 6.1-7.
Die Söhne der Propheten: Wer und was sie warenFür unsere Einführung in diese besondere Form des prophetischen Dienstes müssen wir bis in die Tage Samuels zurückgehen. Ursprünglich wurde die Arbeit, die später durch die Propheten übernommen wurde, von den Priestern verrichtet. Es war Aufgabe und Funktion der Priester, das Volk hinsichtlich des Gesetzes und der Wege Gottes zu unterrichten. Aber zur Zeit der Richter waren die Priester derart heruntergekommen, der priesterliche Dienst war auf ein so tiefes Niveau gesunken, dass er beinahe ausgelöscht, sicher aber vollständig wirkungslos und unangemessen war. Da trat Samuel auf den Plan, und er selbst war zweifellos ein Priester. Mit ihm begann eine Übergangszeit, und es wurden Reformen eingeleitet. Eine davon war die Errichtung dieser Prophetenschulen, und es wird erwähnt, dass eine solche Prophetenschule in Rama existierte, und dass Samuel deren Haupt war. Ihr könnt das in 1. Samuel 19 nachlesen.
Vielleicht merken wir -obwohl dies für einige unter uns kaum notwendig sein wird- noch an, dass der Begriff 'Söhne der Propheten' nicht wörtlich verstanden werden darf. Er bedeutet nicht, dass es sich um leibliche Söhne von Propheten gehandelt hat; es waren dies junge Männer, die in geistlicher Hinsicht vielversprechend waren und in solchen Schulen gesammelt wurden, um für den geistlichen Dienst vorbereitet zu werden. Diese Vorbereitung geschah gemäss ganz klar definierter Prinzipien, aber mit vorwiegend einem einzigen Ziel vor Augen. Sie sollten sehr gründlich im Gesetz unterrichtet und gegründet werden, besonders im mündlichen Gesetz, das sich vom symbolischen Gesetz unterschied.
Die priesterliche Unterweisung bewegte sich bislang hauptsächlich entlang der Linie des symbolischen Gesetzes; das heißt die Priester lehrten eher durch das Handeln als durch das Wort. Was die Priester (im Vollzug des Kultes) taten, war die ursprüngliche Methode der Unterweisung. Das aber war symbolisch und vorbildhaft, und das Volk brauchte dazu Unterscheidungs- und Wahrnehmungsvermögen. Es musste imstande sein, durch eine symbolische Handlung hindurch die göttliche Bedeutung zu erkennen. Solange die Dinge in einem Zustand der Reinheit waren, verstanden die Leute mehr oder weniger die Bedeutung solcher priesterlicher Aktivitäten; sie waren fähig, die göttlichen Gedanken als durch äußere Handlungen dargestellt zu erfassen. Als die Dinge jedoch degenerierten, wie dies in den Tagen der Richter der Fall war, verschwanden geistliches Fassungsvermögen und geistliches Verständnis fast vollständig.
Was wir als den natürlichen Zustand Elis vorfinden, versinnbildlicht den geistlichen Zustand des ganzen Volkes. Seine Augen waren schwach geworden, so dass er fast nichts mehr sehen konnte, und er selbst war so schwach, dass er nicht mehr die Kraft besaß, das moralische Leben seines eigenen Hauswesens unter Kontrolle zu halten. Und dies ist eine zwiefache Darstellung des geistlichen Zustandes, in dem sich das Volk unter der ihrem Ende zuneigenden priesterlichen Ordnung befand. Geistliche Wahrnehmung, geistliche Einsicht waren so weit entfernt und hatten so sehr aufgehört, dass eine moralische Lähmung eintrat und die Regierung gemäß dem Sinne Gottes praktisch verschwunden war. Und darum, weil geistliche Einsicht und Unterscheidung (was man damals 'Sicht' - vision - nannte) abhanden gekommen waren, war eine neue Form der Unterweisung notwendig geworden, und das war die mündliche Form. Die Propheten wurden nicht mehr durch symbolische oder typische Ausdrucksformen des Sinnes Gottes geschult, sondern dadurch, dass Sein Sinn direkt durch das Wort erklärt wurde. So wurden sie also im mündlichen Gesetz unterrichtet und geschult, um mit ihrem Munde und nicht mehr bloß durch symbolische Handlungen zu proklamieren, was der Sinn des Herrn war.
Die Prophetenschulen wurden zu dem Zwecke errichtet, Männer darauf vorzubereiten, den Sinn Gottes direkt zu verkündigen. Damit waren noch andere Dinge verbunden, wie zum Beispiel das Verstehen der geistlichen Geschichte ihres Volkes und der Welt vom göttlichen Standpunkt aus. Lest einmal die Prophetien von Jesaja und Jeremia, von Jona, Haggai und Daniel, und ihr könnt sehen, wieviel direkte oder indirekte Geschichte darin enthalten ist, die genau studiert wurde. Daniel berichtet, er sei durch Bücher zu gewissen Erkenntnissen gelangt, und wenn ihr Jeremia untersucht, stellt ihr fest, dass in seinen Schriften eine ganze Menge Geschichte vorkommt. Ein zusätzlicher Zweck, weshalb diese Prophetenschulen entstanden, war also auch das Lehren von 'geistlicher Geschichte'.
Dann war da noch ein weiterer Aspekt der Dinge, der damit zusammenhing; wir könnten ihn 'geistlichen Patriotismus' nennen. Wir betonen das Wort 'geistlich', weil es andeutet, dass Gott ein Volk erwählt hatte; Gott hatte ein Volk abgesondert. Dieses Volk repräsentierte etwas für Gott inmitten der übrigen Nationen, und Gott war eifersüchtig über sie wegen dessen, was sie für Ihn darstellten. Darum brannten die Propheten innerlich auch mit einer heiligen Eifersucht, damit das Volk ja seine göttliche Berufung erfüllen sollte. Das war die Natur ihres geistlichen Patriotismus. Sie waren eifersüchtig für Israel wegen Israels göttlicher Berufung. Es scheint, dass das, was wir 'geistlichen Patriotismus' genannt haben, eben in diesen Prophetenschulen genährt und gepflegt wurde.
Das aber waren sozusagen bloß gelegentliche, beiläufige Angelegenheiten in den Prophetenschulen. Die wichtigste Funktion war das, was das eigentliche Wesen des prophetischen Dienstes ausmacht, nämlich die Offenbarung des Sinnes Gottes durch Inspiration. Offenbarung nicht durch bloßes Studium, durch Ableitungen (Deduktionen) des menschlichen Verstandes, sondern Offenbarung durch Inspiration; ein Offenbarmachen des Sinnes Gottes, weil der Sinn Gottes durch den Geist Gottes geoffenbart worden ist.
So standen die Propheten also da als ein Instrument göttlicher Repräsentation, als das Mittel, durch das Gottes Gedanken, Gottes Verlangen, Gottes Wille nicht nur proklamiert, sondern repräsentiert werden sollte. Der Prophet sollte nicht nur ein Sprachrohr, sondern die Verkörperung der Wahrheit sein, die ausgesprochen werden sollte. So stellen wir fest, dass der Herr die Propheten durch Erfahrungen hindurchführte, in denen genau die Botschaft, die ihnen anvertraut worden war, in ihren eigenen Herzen verwirklicht wurde, so dass sie nicht nur Sprachrohr waren, sondern lebendige Repräsentationen der Wahrheit.
Das bringt uns nun zu den Prophetenschulen in den Tagen Elischas zurück, und wir erkennen, dass sie zu dem Zwecke da waren, Menschen hervorzubringen, die den göttlichen Gedanken auf lebendige Weise repräsentierten. Ihr habt da den Ausgangspunkt für die Beziehung zwischen Elischa und diesen Söhnen der Propheten.
Aber da ist noch dieser weitere Faktor zu beachten, dass, was die Söhne der Propheten im Unterschied zu den echten späteren Propheten betraf, sie sich in einem Zustand der Unreife befanden, im Zustand der Vorbereitung; daher auch die Erziehung, die ihnen durch ihre Beziehung zu Elischa widerfuhr. Ihr findet in den Abschnitten, die wir erwähnt haben, alle Anzeichen der Unreife in jedem einzelnen Fall, und ihr könnt sehen, was nötig war, um sie an den Ort zu bringen, wo sie ihren prophetischen Dienst erfüllen und Gott dienen konnten.
Was Elischa repräsentiertBevor wir weitergehen, müssen wir uns an das erinnern, wofür Elischa eigentlich steht. Er repräsentiert die Kraft des Auferstehungslebens, eines Lebens, das über den Tod triumphiert, das vollständige Ergebnis des Kreuzes. Elischas Wurzeln waren im Jordan; dort fing er an. Was wir also vorzufinden hoffen, ist dies, dass in seiner Beziehung zu diesen Söhnen der Propheten diese in ihrer Unreife darin unterwiesen werden müssen, was für ihren Dienst das Wesentliche ist, und dass sich diese Unterweisung in Elischa selbst verkörperte. Das heißt, dass sie zur Erkenntnis gelangen müssen, dass gerade er das unerläßliche Element für jede Art von Dienst besitzt.
Nehmt diese ersten Erwähnungen der Söhne der Propheten in Kapitel 2, in Bethel und in Jericho (2. Chronika 2). Sie sagten: 'Weißt du, dass der Herr heute deinen Meister von deinem Haupte hinwegnehmen wird?' Wir beginnen hier mit einer sehr elementaren Sache, vielleicht zu elementar, um überhaupt erwähnt zu werden, und doch einer Sache, die für den einen oder andern nötig ist, beachtet zu werden. wir merken, dass bis zu einem gewissen Grade Elischa in diesem Kapitel durch diese Söhne der Propheten nicht geehrt (respektiert) wird; sie sprechen ihn auf frivole und saloppe Weise an. Sie betrachten ihn als bloßen Knecht Elijahs. Jedesmal wenn sie sehen, dass der große Meister weiterzieht und Elischa ihm folgt, sagen sie daher leichtfertig: 'Weißt du, dass der Herr heute deinen Meister von deinem Haupt wegnehmen wird?' In ihren Augen ist er nichts anderes als der Knecht Elijahs, und ihre Haltung, ihr Benehmen, ihre Sprache verrät eine gewisse Überheblichkeit in ihrer Einschätzung von sich selbst.
Es handelt sich hier um geistlichen Stolz und um geistliche Einbildung. Sie haben wenig oder gar keinen Respekt für diesen Laien. Sie sind Söhne der Propheten: Sie befinden sich auf dem Wege zum Werk des Herrn; sie sind 'in den Dienst gerufen'. Sie verbreiten eine Atmosphäre des 'Offiziellen' um sich. Dieser Mann jedoch hat kein Amt als vielleicht dies eine, dass er erst kürzlich in die Nachfolge des Meisters getreten ist, und wo immer dieser hinging, ging auch sein Knecht. Sie sahen darin nichts von geistlicher Bedeutung, deshalb hielten sie nicht viel von ihm. Sie haben keine Ahnung von seiner verborgenen Geschichte mit Gott. Sie konnten überhaupt nicht sehen, was Gott mit ihm zu tun im Begriffe stand, und so nahmen sie diese überhebliche, vielleicht sogar hochmütige Haltung ein.
Das führt uns zu einem sehr elementaren Faktor, aber es ist bei den modernen 'Prophetenschulen' durchaus nichts Ungewöhnliches. Es ist eines der Übel der Institutionen, davon, dass man einen 'Ruf' vernommen hat, dem Herrn zu dienen! Oh, welche Gefahr ist doch mit dem Bewusstsein verbunden, vom Herrn auserwählt zu sein! Die Gefahr des Gedankens, geistig in einer andern Kategorie zu sein als diejenigen, die keinen solchen Ruf gehört haben und nicht auserwählt worden sind! Eines der Kennzeichen, wenn nicht das Hauptkennzeichen geistlicher Unreife ist Einbildung oder Stolz. Keiner, der auch nur ein geringes Maß an geistlichem Wachstum und geistlicher Entwicklung aufweist, ist durch geistlichen Stolz gekennzeichnet. Das ist eine recht herausfordernde Feststellung. Es mag eine enorme Menge von Kenntnis vorhanden sein, alles, was solche 'Schulen' überhaupt vermitteln können, und zwar nicht nur besondere 'Colleges', sondern auch ganz allgemeine Lehrschulen; es mag einer ein umfassendes Wissen von den Lehren der Bibel haben, und doch ist all das begleitet von geistlichem Stolz, von einer Überheblichkeit, die andere, die nicht denselben Weg gegangen sind, die nicht durch diese Schulen gegangen sind, als geringer betrachten. Es spielt keine Rolle, wie umfassend, wie groß ein solches Wissen auch ist; wenn ihr auch nur eine Spur von geistlichem Stolz feststellen könnt, wisst ihr sofort, dass da eine Unreife vorliegt. Ein solches Wissen stellt überhaupt keinen geistlichen Fortschritt in irgend einer Hinsicht dar. Solche Menschen müssen noch von Anfang an lernen. Wir wollen den Herrn ständig bitten, dass Er uns von diesem geistlichen Stolz, von dieser Überheblichkeit, von dieser Einbildung befreie. Das Wort 'Einbildung' (conceit) bedeutet ganz einfach, dass wir alles in uns selbst zu haben glauben. Manchmal reden wir davon, dass jemand 'die Wurzel der Sache in sich habe'. Der Satz wird in einem leicht anderen Sinne gebraucht. Das Gegenteil von Einbildung ist, dass wir alles im Herrn haben und nichts in uns selbst; und das ist geistliches Wachstum.
So erscheinen die 'Söhne der Propheten' denn vor uns nicht in einem allzu günstigen Licht; wir müssen aber bedenken, dass sie in einem Zustand der Unreife und Vorbereitung sind, und wir sollten ihr Beispiel uns zur Warnung sein lassen. Gott tat etwas in Elischa. Er hatte Seine Hand auf ihm. Es bestand eine innere Geschichte zwischen Elischa und dem Herrn, zwischen dem Herrn und Elischa, die niemand sonst sehen konnte. Die 'offiziellen' Leute waren völlig unfähig, dies wahrzunehmen, darum missverstanden sie die Situation. Wir sollten aufpassen, dass wir nicht mit Holzschuhen über die Erfahrungen in anderen Leben hinweggehen, die nicht manifest und von außen gesehen werden können, nur weil wir glauben, wir hätten etwas und wären etwas. Wir wissen nie, ob in einem Leben, das bisher, so weit wir das sehen können, noch nichts Konkretes von dem, was der Herr tut, geoffenbart hat, nicht doch etwas sehr Tiefes vor sich geht.
Es ist so wahr: Alles, was die Natur von geistlichem Stolz an sich hat, macht uns blind. Es lähmt die geistliche Optik; jede Art von geistlicher Selbstgenügsamkeit macht es unmöglich, zu sehen, was Gott anderswo tut. Wir können nie sehen, was der Herr irgendwo sonst tut, wenn wir so von uns selbst eingenommen sind, dass wir den Herrn für uns allein beanspruchen und meinen, wir seien Anfang und Ende aller Interessen des Herrn. Stolz macht blind, und Stolz schläfert auch die geistliche Empfindsamkeit ein. Elischa hätte allen Grund gehabt, wegen der frivolen und leichtfertigen Haltung der Söhne der Propheten gekränkt zu sein, wäre er ein kleinerer Mann gewesen als er in Wirklichkeit eben war. Er war jedoch ein großer Mann, und sein späterer Umgang mit ihnen zeigt, dass er ihnen nichts nachtrug. Er lebte wirklich das aus, was er repräsentierte, ein Leben, das hier unten keine Interessen verfolgt, ein himmlisches Leben, ein Leben 'droben'.
Wir gehen zu Kapitel 2.7 weiter; es folgt Elijahs Entrückung; sein Mantel fällt herunter, Elischa schlägt damit auf die Wasser des Jordan und ruft aus: 'Wo ist Jehova, der Gott Elijahs?' Die Wasser weichen nach beiden Seiten, und Elischa schreitet trockenen Fußes hindurch.
Das führt uns zu den Versen 15-16. Ihr findet hier einen Fortschritt, eine Bewegung zum Guten hin. Elischa wird nun von seiten der Söhne der Propheten eine gewisse Anerkennung zuteil; sie anerkennen das, was Gott mit ihm getan hat, und auch die Stellung, in die Gott ihn eingesetzt hat. Denkt daran, dass Elischa die Kraft der Auferstehung repräsentiert, und obwohl die Söhne der Propheten es zweifellos nicht in diese Worte gekleidet und es auch nicht so verstanden hätten, ist doch die geistliche Erklärung und Interpretation ihres Verhaltens die, dass sie den absoluten Vorrang der Kraft der Auferstehung in ihrem Leben anerkannten, akzeptierten, und sich ihr unterwarfen. Das heißt, sie sahen und akzeptierten, dass dies das beherrschende Prinzip in ihrem eigenen Falle sein musste; dass, was sie betraf, ihr ganzes Leben, ihr Dienst, ihre ganze Zukunft unter der Herrschaft Christi in Auferstehung zu stehen hatte. Sie mussten ihren Dienst in der Kraft Seiner Auferstehung erfüllen; sie mussten dem auferstandenen Herrn dem Prinzip gemäß unterworfen sein, dass das Auferstehungsleben sie regieren sollte. Das ist die geistliche Interpretation. Das ist die vorbildhafte Bedeutung von Elischas Position hier und auch derjenigen der Söhne der Propheten, dass sie dieses Prinzip erkannten, es akzeptierten und sich ihm unterwarfen. Aber im Augenblick geschah dies erst auf eine formelle und äußerliche Weise; das heißt, was Elischa wirklich in geistlicher Hinsicht bedeutete, war in seiner Bedeutung und in seinem Wert noch nicht zu einer in das Innere gewirkten Angelegenheit geworden.
Um dies zu einer zeitgemäßen Erfahrung und Anwendung zu machen: Es bedeutet ganz einfach, dass wir einen Punkt erreichen werden, wo wir mit einer großen, umfassenden Tatsache konfrontiert werden, einer Tatsache wie dieser: Dass von die
sein Punkt an das ganze Leben, der ganze Dienst, in der Kraft Seiner Auferstehung zu geschehen hat und in keiner andern Kraft - unter der absoluten Herrschaft, Regierung, Kontrolle des auferstandenen Herrn in Seinem Auferstehungsleben. Das wird uns angeboten, und wir sehen es, beachten es, nehmen Notiz davon und sagen: 'Ja, es stimmt, ich gebe zu, dass dies die Wahrheit ist; ich akzeptiere das; ich verpflichte mich dazu; ich unterwerfe mich dieser Tatsache.' Wir meinen es wirklich so, wir kommen nicht davon los. Wir können nicht darum herum argumentieren: Die Sache ist für uns als Wahrheit endgültig. Wir sind in sie eingeschlossen. Es ist nicht etwas, gegen das wir hadern können. Wir sehen, dass es Gottes Weg für uns ist, dass Gott es so angeordnet hat, dass Er es so meint. Und auf sehr ehrliche, ernsthafte Weise machen wir es wie diese Söhne der Propheten - wir beugen uns darunter, und wir sagen zu dieser großen Wahrheit des auferweckten Christus und zur Herrschaft Seines Auferstehungslebens von nun an: Ich unterwerfe mich ihm, ich gebe mich ihm hin, ich akzeptiere es; von nun an soll dies das vorherrschende Prinzip sein in meinem Leben.
Das ist der Punkt, an den die Söhne der Propheten gelangten. Und es ist derselbe Punkt, an den auch wir gelangen müssen. Und doch besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Akzeptieren einer Position wie dieser und dem, ob ihre Konsequenzen in die eigentliche Substanz unseres innersten Wesens hineingewirkt worden ist. Wir stellen fest, dass nach dem Vorfall die Angelegenheit praktisch in ihnen verwirklicht werden musste, es musste in ihrer Erfahrung genau so sein, und nicht nur in ihrem Kopf als ein allgemeines Akzeptiert-Haben.
Und wieder werden wir mit einer Herausforderung konfrontiert, denn so oft kollidieren wir mit den großen Tatsachen und Wirklichkeiten von Gottes Willen, Gottes Vorsatz, Gottes Weg, Gottes Mittel, den Gedanken und dem Verlangen Gottes, während sie unser Leben beeinflussen, und wir können ihnen nicht ausweichen! Es ist so klar, wie es damals für die Söhne der Propheten klar war, dass der Geist Elijahs auf Elischa ruhte; und indem wir das erkennen, beugen wir uns darunter, akzeptieren wir es; wir sagen: 'Wir wollen diesem Geist fortan untertan sein.' Das ist sehr gut! Das ist ein guter Schritt. Es ist bestimmt ein großer Fortschritt im Vergleich zu der Position, in der wir die Söhne der Propheten im Kapitel etwas weiter oben gefunden haben. Aber wir dürfen nie meinen, weil wir eine bestimmte Position mit unserem Sinn akzeptiert haben, seien wir auch schon zu dieser Position gelangt. Wir werden noch ein schönes Stück Weg zu gehen haben, bevor das, was wir prinzipiell akzeptiert haben, eine Wirklichkeit wird. All die praktischen Konsequenzen davon werden noch in uns hineingearbeitet werden müssen. Das Unglückliche bei so vielen liegt darin, dass sie die Dinge sofort klar sehen, es ist alles so offenkundig! Es gibt kein Argument, es erhebt sich keine Frage. Es stimmt, es ist endgültig. Dann gehen sie davon und glauben, weil sie von der Wahrheit überzeugt, ja überwältigt sind, hätten sie sie schon; und so fangen sie an, darüber zu reden, und sie verkündigen sie. Sie haben zwar etwas gesehen, aber sehr bald fängt dieses Etwas an, in ihrem Leben einzustürzen. Sie fanden, obwohl sie es von ganzem Herzen umfangen hatten, habe es sich in ihrer Erfahrung nicht bestätigt, und sie geraten gerade durch das, was sie akzeptiert haben, in Schwierigkeiten. Und weil sie durch Erfahrungen hindurch gehen, die von Gott aus gesehen dazu bestimmt sind, sie durch die Erfahrung in jene Position zu bringen, die ihnen aber im Augenblick alles andere als dies zu sein scheint, sagen sie sehr bald und oft: 'Nun, es funktioniert eben nicht. Ich war so sicher, dass es das Richtige war. Es gab in meinem Sinn gar keine Frage diesbezüglich, und selbst jetzt sehe ich noch nichts anderes; aber, was mich betrifft, funktioniert es einfach nicht.' Und so geraten sie in Verwirrung und Widerspruch, und schließlich geben sie das Ganze auf. Andere wiederum halten inmitten dieses Rätsels aus und kommen mit Gott zu einem klaren Ort durch.
Es ist so klar wie nur irgend etwas, dass diese Söhne der Propheten etwas auf eine umfassende Weise akzeptierten, und dass ihr Akzeptiert-Haben echt war; aber das hieß trotzdem noch nicht, dass deswegen die Konsequenzen (ihres Schrittes) bereits in ihre Herzen hineingewirkt worden wären. Von Gottes Standpunkt aus muss zuerst ein solches Annehmen (acceptance) stattfinden; es muss völlig, vollständig, ehrlich und endgültig sein. Aber dann fängt der Herr erst an, all das zu applizieren (auf uns anzuwenden).
Vom Gesichtspunkt der geistlichen Geschichte aus ist es höchst bedeutsam, dass zwischen ihrer Annahme von Elischas Position, ihrer Unterwerfung unter ihn, und dem, dass sie anfingen, mit ihm zu argumentieren, sich ein lückenloser Übergang vollzog, wie ihr dies in den Versen 16-18 lesen könnt. Das ist ein Widerspruch zu ihrer Unterwerfung, eine Verleugnung dessen, dass sie ihn als beherrschendes Prinzip ihres Lebens akzeptiert hatten. Sofort stellt sich heraus, dass das, was sie in aller Ehrlichkeit akzeptiert hatten, noch kein Bestandteil ihres Wesens geworden war. Merkt ihr, um was es hier geht? Wenn Elischa die Kraft eines Lebens darstellt, das über den Tod triumphiert, dann muss er sich ständig Gesichtspunkten des Todes gegenübersehen, und dieser Vorfall liefert ein Beispiel dafür, wie durch diese Söhne der Propheten Raum für den Tod gemacht wird. Elijah war durch einen Wirbelsturm in den Himmel aufgenommen worden, und sie argumentierten: 8 ... vielleicht hat der Geist des Herrn ihn gepackt und ihn auf irgend einen Berg geworfen, oder in ein Tal'; damit liessen sie Raum offen für etwas, das weit geringer war als das Äusserste und Höchste. Es ist, als würden sie damit sagen: 'Nun, schließlich kann es ja sein, dass er irgendwo tot liegen geblieben ist!'
Da öffnet sich ein weites Feld der Betrachtung (contemplation), wenn wir die Sache in den Bereich des Neuen Testamentes übertragen; wie gelingt es uns doch oft nicht, die Wirklichkeit Christi im Himmel zu erfassen, was es bedeutet, dass der Herr Jesus zur Rechten Gottes ist; wie oft fallen wir weit unter diese Erkenntnis zurück. Wieviel Tod wird durch ein solches Unvermögen, es zu fassen, Seinen vollen Wert wahrzunehmen, Tor und Tür geöffnet. Aber es ist nicht unsere Absicht, diese Dinge nun im Einzelnen zu untersuchen. Wir erwähnen es bloß, weil damit ein sehr großer Faktor verknüpft ist.
Wir halten uns im Augenblick an die einfache Linie und zeigen bloß auf, dass hier dem Tod Raum gegeben wurde, indem in geistlichen Dingen auf der Ebene der natürlichen Vernunft gehandelt wurde. Hier war ein großer geistlicher Faktor, der gerade in dem Mann verkörpert war, der vor diesen Söhnen der Propheten stand. Elischa wäre nie in der Eigenschaft, die er hatte, dagewesen, mit dieser geistlichen Ausrüstung, wenn Elijah nicht in den Himmel gegangen wäre. Sie befanden sich in der Gegenwart der Tatsache von der Kraft der Auferstehung, und doch mussten sie solche geistlichen Großartigkeiten mit dem natürlichen Verstand verarbeiten und sie von ihrem hohen Niveau himmlischer Wirklichkeit auf die niedrige Ebene menschlichen Argumentierens herunterzerren. Sie müssen geistliche Dinge durch ihren eigenen natürlichen Sinn verifizieren.
Das führt uns zu Römer 8.6 zurück: 'Denn der Sinn (die Gesinnung) des Fleisches ist Tod...' Diese Männer hielten sich, was ihren Sinn betraf, im Bereich des Todes auf, nicht in der Herrlichkeit, in der Erhöhung, in der Entrückung. Sie waren nicht im Geist, in himmlischen Örtern. Sie verharrten in ihrer Denkart im Bereich des Todes. 'Vielleicht hat der Geist des Herrn ihn gepackt und ihn irgendwo auf einen Berg geworfen, oder in ein Tal.' Das war ihr Horizont, das war ihr Bereich, in dem sie lebten und dachten. Und es war ganz einfach Tod, denn es handelte sich um den Sinn (die Gesinnung) des Fleisches.
Wir gehen vom Römerbrief zum Korintherbrief weiter: 'Der natürliche Mensch nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist; denn es ist für ihn Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss.' Das ist wiederum Tod; und wenn wir versuchen, himmlische und geistliche Dinge mit diesem unserem Verstande zu erfassen, zu analysieren, zu durchdringen, dann geraten wir in eine Sackqasse, stoßen an eine unpassierbare Grenze, und wir bewegen uns in einem Bereich des geistlichen Todes.
Diese Männer, die Söhne der Propheten, hatten gesehen, was geschehen war. Sie sahen, wie sich der Jordan spaltete; sie wussten vom auferstandenen und erhöhten Herrn, aber sie nahmen im Hinblick darauf nicht ihre entsprechende Stellung in der Erfahrung ein. Sie verlangten nach einer gewissen Bestätigung im Bereich der Sinne. Oh, wie sehr begehrt doch der natürliche Mensch nach einer Bestätigung durch seine Sinne! Er möchte etwas sehen, etwas fühlen, er möchte Beweise haben. Ihr Lieben, eines der Merkmale der Auferstehung ist dies, dass die ganze Sache so oft ohne jeden Beweis im Bereich unserer Sinne abläuft. Glaubt ihr, die Leute, die in der Kraft Seiner Auferstehung leben, hätten stets das Gefühl, immer von göttlichem Leben zu überströmen? Sehr oft kommen sie sich, wie Paulus, so tot als nur etwas vor in sich selbst, und doch geschieht das Wunder, dass da etwas ist, das nicht von ihnen stammt, das sie befähigt, das Werk zu tun, das sie weiterträgt. Sie sind sich der Schwachheit, Leere, der Abhängigkeit bewusst, und dennoch ist da etwas von Gott, das sie durchträgt. Würden sie stillstehen und sagen: 'Ich gehe nicht weiter, bis ich in jedem Teil meines Wesens und in jedem Faktor meines Lebens das Überströmen Seiner Auferstehung kennengelernt und gemerkt habe, würden sie nie weiterkommen.
Der Herr begegnet uns überhaupt nicht auf dieser Grundlage. Diese Männer zeigten ihre Unreife, indem sie nach Beweisen im Bereich der Sinne verlangten. Elischa hingegen zeigt, wie gründlich er das Prinzip des Auferstehungslebens reDräsentierte, indem er sich allem entgegenstellte, was bloß die Sinne anspricht. Das Fleisch muss seine ihm gemäßen Beweise, seine Evidenzien haben, der Geist jedoch blickt hindurch und handelt in einem andern Bereich: 'Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist.'
So versuchten also diese Söhne der Propheten, sich des Auferstehungslebens zu bemächtigen und es in die Einschränkungen menschlichen Zweifels herunterzuziehen. Wenn wir das tun, werden wir aus dem Bereich jenes Dienstes und Zeugnisses herausfallen, zu dem Gott uns gerufen hat. Es ist stets eine sehr große Versuchung, in geistlichen Dingen Beweise im Bereich unserer Gefühle und unserer natürlichen Erkenntnis zu verlangen, anstatt weiterzugehen, wohl wissend, dass wir nicht durch unsere eigene Kraft weiter gehen können; dass es, was uns betrifft, unmöglich ist, und doch gehen wir voran durch den, der unser Leben ist.
Natürlich betrachtet scheinen all jene, die das Prinzip des Auferstehungslebens des Herrn Jesus gekannt und durch dieses Prinzip gelebt haben, eine recht armselige Schar gewesen zu sein. Wenn ihr alle Männer und Frauen dieses neutestamentlichen Zeitalters, die völlig durch dieses Prinzip eines über den Tod triumphierenden Lebens gelebt haben, versammeln und sie sehen könntet, wie die Leute eben Menschen sehen, würdet ihr sagen: 'Ist das eine armselige Gesellschaft!' Nehmen wir Paulus. Gewisse Leute würden eine große Überraschung erleben, wenn sie Paulus sehen könnten, wie er wirklich war. Wir alle haben die romantische Vorstellung von der zweitausendjährigen Wirkung seines Dienstes. Wir haben die ganze Fülle von Literatur über Paulus, über sein Leben, seine Briefe, und sein Werk. Wenn Paulus uns so begegnen könnte, wie er damals war, und wir keine geistliche Wahrnehmungskraft hätten, sondern ihn als bloßen Menschen sehen könnten, würden wir sagen: 'Ist das der Mann, der all diese Literatur geschaffen hat, der all diese Diskussionen verursacht, der schon bald seit zweitausend Jahren die Welt in ihrer Tiefe aufzuwühlen vermochte? Ich sehe nichts Besonderes an ihm!' Aber da ist eine tiefere Seite. Also fragt ihr ihn: 'Paulus, konntest du stets, dein ganzes Leben lang, als du in diesem großen Werk standest, eine solche Auferstehungskraft in dir wahrnehmen, dass du nie ein Weh oder einen Schmerz verspürtest, nie müde warst, niemals erfuhrst, was es bedeutet, niedergeschlagen zu sein, sich zu fürchten, sich zu sorgen?' Da würde er antworten: 'Ich habe all diese Dinge kennengelernt, wie wenige Menschen sie kennen, außen Kämpfe, im Innern Befürchtungen. Ich weiß, was Depressionen sind; ich weiß, was es heßt, von Zweifeln versucht zu werden; ich weiß, was es bedeutet, durch dunkle Stellen hindurchzugehen, wo sich letzte Fragen erheben; ich weiß auch, was es heißt, am Leben zu verzweifeln.' Wir können sicher sein, dass es viele, viele Gelegenheiten gab, bei denen Paulus kaum etwas von der Kraft Seiner Auferstehung gespürt hat, und dennoch lebte er von ihr, und darauf kam es allein an.
Was wirklich wahr ist und was wir empfinden können zwei verschiedene Dinge sein. Das einzige, was wir zuweilen wissen, ist, dass wir trotz unserer selbst weitergehen. Was ist es, das uns weiterträgt? Es ist dieses andere Etwas, das tiefer liegt als unsere Gedanken, tiefer als unser Verständnis, tiefer als unsere Gefühle; es ist der Herr selbst, der in uns weitergeht.
Die Söhne der Propheten machten Raum für den Tod, indem sie menschlichen Beweisen durch die Sinne die Tür öffneten. Das ist geistliche Unreife. Sie werden nie ihren vollen prophetischen Dienst antreten können, solange das, was bei Elischa der Fall war, nicht auch für sie zutraf. Wir wollen daran denken, dass Elischa, wenn er aus dem Jordan hervorkommt, seine Wurzeln auf Golgatha hat, dass er deshalb die Bedeutung des Kreuzes verkörpert, und dass er demzufolge für die Söhne der Propheten -und geistlich auch uns- auf die absolute Notwendigkeit hinweist, dass der natürliche Sinn ans Kreuz muss, bevor wir je das Auferstehungsleben in Christus kennenlernen können. Sie waren bestrebt, durch ihr eigenes Tun gerechtfertigt zu werden, und so durchstreiften sie die Berge und Täler (auf der Suche nach dem Leichnam Elijahs). Sie hätten jedoch gerechtfertigt werden können, wenn sie die geistliche Position eingenommen und geglaubt hätten.
Schlagt nun Kapitel 4.38-41 auf. Wir lesen hier, wie diese Söhne der Propheten auszogen, um Kräuter für eine Mahlzeit zu suchen. Und als sie ein paar wilde Kürbisstauden gefunden und sie in einem Topf gekocht hatten, bedeutete dies fast eine Katastrophe. Die Lektion ist einfach und klar. Wieder stoßen wir auf das Element des Todes: '... der Tod ist im Topf!' Der Tod tritt hier mitten unter die Söhne der Propheten, weil ihnen die Fähigkeit fehlte, zu unterscheiden, was zur Erhaltung ihres geistlichen Lebens geeignet war. Eine Teuerung war im Lande, die sogar das Leben des Volkes gefährdete. Darum hat dasjenige, was für den Unterhalt und die Pflege des Lebens notwendig ist, absoluten Vorrang. Diese Männer (bitte, denkt stets daran) sind in der Vorbereitung auf den geistlichen Dienst, und etwas, was ganz gewiss in ihrem Dienst auftauchen wird, wird die Frage sein, was für das geistliche Leben des Volkes Gottes geeignet ist. Und, was sie zur Erfüllung dieses Dienstes unbedingt brauchen, ist geistliches Unterscheidungsvermögen. Dazu kommt, dass sie ihren Dienst in Zeiten großer Not und Bedrängnis zu erfüllen haben werden; denn, wie wir gesehen haben, traten die Propheten meistens im Zusammenhang mit einem Zustand geistlichen Niederganges in Erscheinung. Der prophetische Dienst muss hauptsächlich in Zeiten ausgeübt werden, da die Ordnung Gottes nicht mehr in ihrer Fülle und Klarheit vorhanden ist, da die Dinge sich von Gottes klarem Gedanken wegbewegt haben, da die Herrlichkeit der himmlischen Ordnung nicht mehr existiert. Es wird darum Druck und Schwierigkeiten geben in den Zeiten, da die Propheten ihren Dienst versehen. Das Volk wird sich in einem Zustand großer geistlicher Not befinden, und die Propheten müssen in einer Position sein, dass sie sagen können, was im Hinblick auf diese Not am geeignetsten ist.
Blickt ein wenig weiter nach vorne, und ihr könnt den Zusammenprall zwischen dem echten und dem falschen Propheten sehen.
Gewisse falsche Propheten prophezeiten die Dinge, die den Leuten gefielen, nur um populär zu sein; Dinge, die die Leute von ihnen erwarteten; 'Dinge, für die sie, wenn sie sie sagten, belohnt wurden. Und so prophezeiten sie angenehme Dinge, und diese Dinge waren Tod. Der echte Prophet hatte dem falschen entgegenzutreten; er musste Dinge prophezeien, die oft nicht sehr populär und akzeptabel waren. Diese Söhne der Propheten bereiteten sich auf ihren geistlichen Dienst vor, und dieser Dienst sollte der Dienst eines Lebens sein, das über den Tod triumphiert. Und ein großer Faktor in einem solchen Dienst ist die Fähigkeit, zwischen dem, was Leben, und dem, was Tod ist, zu unterscheiden.
In dieser Begebenheit im 4. Kapitel gehen sie durch eine praktische Erfahrung hindurch. Sie sammeln Essbares in einer Zeit der Notlage, aber sie sammeln unterschiedslos, und so stellen sie schließlich fest, dass der Tod im Topf ist. Wenn eine solche Lage existiert und eine solche Not vorliegt, ist es leicht, Dinge zu vermischen. Es ist dann so leicht, etwas beizuziehen, das nicht Leben ist, nur weil es richtig aussieht. Der Teufel nützt die heutige Zeit der geistlichen Hungersnot aus, um Dinge in den Topf zu bekommen, die giftig und tödlich sind. Es herrscht heute eine große Not unter dem Volk Gottes. Wahre geistliche Kost ist Mangelware, es herrscht ein Gefühl der Not, und leider sind es jene Werkzeuge, die kein geistliches Unterscheidungsvermögen besitzen, welche etwas hereinbringen, das für das Volk des Herrn tödlich ist. Eines der Merkmale unserer Tage ist ein Mangel an Unterscheidung und geistlicher Wahrnehmung, eine Unfähigkeit, zwischen Echtem und Falschem zu unterscheiden, wenn das Falsche wie das Echte aussieht. Echte Reben und wilde Koloquinthen sehen einander sehr ähnlich. Ihr könnt durch den bloßen Augenschein so leicht getäuscht werden; so warfen sie eben alles miteinander .in den gleichen Topf. Auch heute stellt ihr eine Vermischung von Falschem und Echtem fest, und das ist das tödliche Element. Das Echte ist schon auch da, aber etwas anderes ist ihm beigemischt, und auf die Dauer erweist es sich nicht als Leben, wie es erhofft wurde, sondern als Tod, als eine tödliche Verführung, ein tödlicher Widerspruch, eine tödliche Verleugnung.
Das Entscheidende ist die absolute Notwendigkeit eines geistlichen Verständnisses, kraft dessen wir geistlich unterscheiden können, was einem echten geistlichen Leben zuträglich ist und was nicht. Ihr könnt etwas, das von Gott stammt, nicht mit etwas nähren, das vom Menschen oder von der Welt kommt. Es eignet sich einfach nicht. Was von Gott stammt, ist von einer Art (species), dass es von nichts anderem gedeihen kann, als was vom Herrn ist, und so wirft Elischa Mehl in den Topf. Was bedeutet dieses Mehl, wenn nicht den Herrn Jesus, das Speiseopfer für Gott, Gottes absolute Befriedigung durch Christus? Propheten müssen stets wissen, was wirkliche, lebendige Nahrung ist für das Volk Gottes. Der Unterhalt des Volkes Gottes geschieht dadurch, dass ihm Seine moralischen und geistlichen Vorzüglichkeiten (excellencies) mitgeteilt werden.
Schließlich noch zu Kapitel 6.1-7: 'Der Platz, wo wir wohnen, ist zu eng für uns.' Das Verlangen nach einer Vergrösserung des Hauses mag sehr gut sein, wir hben nichts dagegen einzuwenden. Die Söhne der Propheten ergreifen ihre Äxte und gehen zum Fluss hinunter, um mit Energie die Mittel für diese Vergrößerung (das dazu notwendige Baumaterial) zu gewinnen. Sie treten in einen bestimmten Handlungsablauf ein, um das Haus vergrößern zu können. Und während sie die Bäume fällen, löst sich die Axt eines Mannes vom Stiel und fällt ins Wasser - in den Jordan. Das ist ein Missgeschick, aber in jedem Missgeschick sind stets einige Lektionen verborgen. Die Elemente, um die es hier geht, betreffen die Energie, und die Energie wird durch die Axt repräsentiert. Eine Axt ist ein Symbol der Kraft. Sie spricht von Stärke in Aktion. Doch der betreffende junge Mann, der Anlass zu diesem Vorfall gibt, hat eine lose Axt. Seine Kraft, seine Energie ist von unbestimmter Qualität und Quantität, und sie kommt nicht durch; sie bricht unterwegs zusammen. Das Gleichnis ist vollkommen klar, wir brauchen es wohl kaum noch anzuwenden. Da ist der gute Vorsatz, eine gute Absicht, ein gutes Motiv, die Sache ist sehr empfehlenswert, aber die Initiative geht vom Menschen aus, die Energie stammt * vom Menschen; und die menschliche Energie in den Dingen Gottes ist von recht ungewisser Quantität; früher oder später wird sie zusammenbrechen, und es tritt ein Zustand des Todes ein, weil unsere Axt auf dem Grunde des Jordans liegt.
Lasst uns einen Augenblick innehalten und uns an eine andere Stelle in der Schrift erinnern, in der eine Axt vorkommt. Ihr wisst, dass die Zufluchtsstädte zugunsten solcher bestimmt wurden, die unwissentlich einen Menschen getötet hatten, und es wird folgende Illustration dafür geliefert: Es wird der Fall angenommen, dass zwei Männer eines Tages in den Wald gehen, um Bäume zu fällen; da löst sich (beim Aufziehen) die Axt des einen und trifft den andern so unglücklich, dass er stirbt. Es ist interessant, dass gerade dieses Beispiel gewählt wird, um zu illustrieren, wie jemand unabsichtlich sterben kann. Die Zufluchtsstadt war für den gedacht, der den Tod verursacht hat, damit der Bluträcher nicht sein Leben für dasjenige des Verstorbenen nehmen konnte. Wir sollten aber erkennen, dass wir eine große Verantwortung haben, dafür zu sorgen, dass unsere Axt nicht lose ist. Es ist schön und gut zu sagen, es sei halt ein Unfall gewesen; wie steht es aber mit deiner Verantwortung, dafür zu sorgen, dass deine Axt sicher festsitzt, bevor du überhaupt anfängst? Hier ist ein moralisches Prinzip enthalten.
Da ist ein Mann, der mit einer geborgten Axt loszieht, und er schaut nie nach, ob seine Axt gut befestigt ist oder nicht. Statt in den Jordan zu fallen, hätte diese lose Axt sehr wohl den Kopf eines Kameraden treffen können, und sofort wäre die Frage des Todes darein bezogen worden. Im Prinzip ist es einerlei. Es kommt auch in moralischer Hinsicht auf dasselbe heraus. Die Axt liegt auf dem Grunde des Jordan, und als Typus bedeutet das, dass ein Zustand des Todes eingetreten ist, weil einer versuchte -geistlich gedeutet-, die Dinge in seiner natürlichen Kraft (Energie) zu tun.
Wir brauchen nichts weiter zu sagen, als die Begebenheit abzuschließen. Die Axt kehrte zurück, die Arbeit wurde vollendet, wenn auch jetzt in der Kraft der Auferstehung. Aber da Elischa als Kraft der Auferstehung an Ort und Stelle war, als dasjenige also, das den Jordan bereits besiegt hat, als dasjenige, das über den Tod, wie ihn der Jordan repräsentiert, triumphiert hat, war dies das Ende der Arbeit dieses Mannes.
Es gibt noch andere Gesichtspunkte, aber wir wollen sie jetzt nicht berühren. Wir greifen nur heraus, wovon wir glauben, es sei das Herz der ganzen Geschichte.
So werden wir also mit der Tatsache konfrontiert, dass Vorbereitung für eine volle Brauchbarkeit für den Herrn in der Kraft der Auferstehung bedeutet, dass wir durch eine Erfahrung zu gehen haben, wo unsere eigenen Energien an ein Ende kommen, wo die Kraft des Fleisches im Jordan begraben wird, und wo wir nur weitergehen können, weil wir die Kraft Seiner Auferstehung entdeckt haben.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.