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Das Gold des Heiligtums

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - Die Krone des Unverderblichen

«durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unverderblichkeit ans Licht gebracht hat» (2. Tim. 1,10).

«Dem König der Ewigkeit aber, dem unverderblichen, unsichtbaren, allein weisen Gott, sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen» (1. Tim. 1,17).

«sondern an einer Stelle bezeugt jemand ausdrücklich und spricht: «Was ist der Mensch, dass du an ihn gedenkst, oder der Sohn des Menschen, dass du auf ihn achtest? Du hast ihn ein wenig niedriger gemacht als die Engel; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt» (Hebr. 2,6.7).

«Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns aufgrund seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung aus den Toten, zu einem unverderblichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe» (1. Petr. 1,3.4).

«der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unverderblichkeit ans Licht gebracht hat».

O liebliche Weisheit unseres Gottes!
Als alles Sünd und Schande war,
ein letzter Adam zu dem Kampf
und zur Errettung kam.
O weiseste Liebe! dass Fleisch und Blut,
das in Adam versagt,
erneut sollte streiten gegen den Feind,
sollte kämpfen und überwinden.

Das Verdikt des «auf die Dauer» - ich denke, wir können all das, was bisher gesagt wurde, damit zusammenfassen - das Verdikt der langen Dauer, d.h. dasjenige, was als unverderblich bleibt, wenn alles andere vergangen ist, ist das Verdikt über Leben und Werk: Wie vieles wird nachher zum Preis und zur Verherrlichung Gottes gefunden werden? Dieses Wort «unverderblich» ist also das Wort, das alles bestimmt, das alles testet, es ist der Standard von allem.

Herrlichkeit - die Krone des Unverderblichen


Wir wollen uns eine Weile lang über die Krone des Unverderblichen Gedanken machen. Die Krone des Unverderblichen ist Herrlichkeit. Das liegt verborgen und explizit in den Abschnitten, die wir soeben gelesen haben. Das Verdikt über das Leben des Herrn Jesus ist genau dieses Verdikt. Johannes sagt viele Jahre später: «Wir sahen seine Herrlichkeit» (Joh. 1,14). Das war das Ergebnis. Weder Johannes noch seine Mitapostel waren wach dafür, oder zumindest sehr wach dafür, während der Herr bei ihnen war; dennoch gewann er immer mehr Macht über sie, er überwältigte sie, er hinterließ einen Eindruck. Schließlich blieben sie mit einem tiefen und unauslöschlichen Eindruck zurück, der den vielen Jahren standhielt, vielen Erfahrungen, viele Prüfungen, viel Leiden; und schließlich, am Ende dieser besonderen Phase, dem apostolischen Zeitalter, schrieb Johannes, der allein übrig gebliebene Apostel der ganzen Gruppe, das Verdikt: «Wir sahen seine Herrlichkeit» - die Herrlichkeit des Unverderblichen.

Auch Petrus berichtete am Ende seines Lebens, als er sagte, er werde bald als Opfer dargebracht, dasselbe Verdikt. Bezugnehmend auf jene wunderbare Erfahrung auf dem Berg der Verklärung schrieb er: «Wir waren Augenzeugen seiner Majestät. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit» (2. Petr. 1,16.17) - das Verdikt des Unverderblichen.

Der Verfasser des Hebräerbriefes, hinter dem ich stets Paulus vermute, sagte, was wir eben gelesen haben: «Wir sahen den, der ein wenig geringer gemacht wurde als die Engel, Jesus, um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt» (Hebr. 2,9). Ob das nun Paulus gewesen ist oder nicht, es war jemand, der dasselbe Verdikt aussprach; doch Paulus fügte sich an mit den Worten, die wir aus seinem 1. Brief an Timotheus gelesen haben: «Dem König der Ewigkeit aber, dem unverderblichen... sei Ehre und Herrlichkeit». Das Verdikt des Unverderblichen ist Herrlichkeit.

Wir haben gesehen, dass die Herrlichkeit Christi auf bestimmten unverderblichen Charakteristiken beruhte. Zuerst einmal seine Einheit mit dem Vater, etwas so Tiefes, so Reales, so Unerschütterliches, das alle Tests bestehen und geradewegs durchkommen wird, trotz aller Bemühungen von Menschen, Dämonen und vom Teufel selbst, die beiden auseinander zu bringen, zwischen sie zu treten. Diese Einheit mit dem Vater blieb ununterbrochen; sie hielt durch. Und wir haben gesagt, dass es der Herr Jesus vollkommen klar gemacht habe, dass eine ebensolche Einheit, wie sie zwischen ihm und seinem Vater existierte, auch zwischen ihm und uns existieren könne, und mit dem Vater; nicht, was die Gottheit, die Göttlichkeit betrifft, sondern in echter, lebendiger organischer Einheit und Gemeinschaft; indem wir von Gott geboren werden; und diese Einheit ist die Basis für die Herrlichkeit. Sie ist etwas Unverderbliches.

Der Mensch für die Herrlichkeit gemacht

Nun wollen wir uns der Frage der Krone des Unverderblichen zuwenden - der Herrlichkeit. Ich habe diesem Kapitel zwei Liedverse voran gestellt. Es war Paulus, der Jesus «den zweiten Menschen», «den letzten Adam» nannte. Unser Liedtexter machte einen kleinen Ausrutscher, darum haben wir ihn korrigiert: nicht ein zweiter Adam, sondern ein LETZTER Adam; ein zweiter Mensch, ein letzter Adam. Paulus zeigt auf, dass Gott einen weiteren Schritt gemacht hat mit einem zweiten Menschen, und einen endgültigen und umfassenden Schritt mit dem letzten Adam. Christus ist Gottes nächste Bewegung, und Christus ist auch Gottes endgültiger Schritt, doch tritt Christus an die Stelle, welche der erste Adam eingenommen hatte, der die Absicht Gottes hinsichtlich des Menschen repräsentierte. Wenn wir nun auf den ersten Menschen Adam zurückverwiesen werden durch die Art, wie Paulus von ihm spricht, wird uns durch die Schrift gezeigt, besonders durch jenen Abschnitt, den wir aus dem Hebräerbrief gelesen haben, dass Gottes Absicht für den Menschen darin bestand, dass er verherrlicht werden sollte, «gekrönt mit Herrlichkeit». Er war für die Herrlichkeit geschaffen. Das ist die entschiedene Aussage der Schrift.

Herrlichkeit hängt von Leben ab

Doch diese Herrlichkeit hing vom Leben ab, von einem besonderen Leben, vom spezifischen Leben Gottes, dem göttlichen Leben. Die Herrlichkeit war davon abhängig, dass der Mensch dieses Leben besaß, denn die Herrlichkeit war die eigentliche Substanz dieses Lebens; dieses besondere, göttliche Leben beinhaltete sowohl die Natur als auch die Potentialität der Herrlichkeit. So hing also die Herrlichkeit davon ab, dass er dieses Leben besaß, und dieses Leben wiederum hing vom Glauben und Gehorsam ab, davon, ob der Mensch wirklich glaubt, dass Gott wahrhaftig, ehrlich, zuverlässig ist, dass Gott meint, was er sagt, dass man ihm vertrauen kann; und dass, indem er so glaubt, er auch entsprechend handelt, d.h., dass er Gott gehorsam ist. Das Leben hing genau davon ab.

Der Mensch erlangte die Herrlichkeit Gottes nicht

Doch wissen wir, dass der Mensch Gott nicht glaubte, dass er Gott nicht vertraute, dass er sich die Einstellung nicht zu eigen machte, dass man Gott vertrauen und glauben könnte. Er misstraute, und handelte auch danach: er war ungehorsam. Das Ergebnis war, dass er in sein eigenes Wesen, und in all seine Nachkommenschaft, zuerst Verderbnis und dann Tod brachte. Ein Zustand der Verderbnis gelangte in sein moralisches Wesen, und diese Verderbnis führte zum Tod. So endete damit, für jenen Menschen, die Aussicht auf Herrlichkeit, und die Absicht seines Wesens kam zu einem Stillstand. Keine Herrlichkeit für diesen Menschen! Der Himmel ist verschlossen, die Herrlichkeit gewichen; der Mensch ist ausgeschlossen, ausgesperrt, ohne Aussicht.

Aber merkwürdigerweise akzeptierte der Mensch das göttliche Verdikt nicht, so rebellisch war er bereits geworden. Diese Sache war schon zu einem so konkreten Faktor in seinem Wesen geworden, diese Verderbnis war so aktiv, dass er sich weigerte, das Verdikt zu akzeptieren, und eine Kurs einschlug, auf dem er seine eigene Herrlichkeit errichten wollte, auf dem er für sich selbst Herrlichkeit ergattern konnte. Die Geschichte des Menschen ist die Geschichte einer Bemühung, ohne Gott Herrlichkeit zu erlangen. Das umfasst eine ganze Menge. Es begann sehr früh in der biblischen Geschichte, und wir können es durchwegs weiterverfolgen; doch, wie wir schon früher gesagt haben, endet die Herrlichkeit des Menschen stets in Verderbnis. Wie viel Herrlichkeit er auch immer auf sich zu ziehen vermag, wie viel er auch immer von dem vollbringt, was man «die Herrlichkeit des Menschen» nennen mag, es endet in Verderbnis. Wir, die wir uns am Ende der Geschichte dieser Welt befinden - und das ist keine Übertreibung, das ist keine falsche Aussage; es ist das Ende der Geschichte dieser gegenwärtigen Welt, wie sie jetzt ist - sehen, wie die Herrlichkeit des Menschen ihre eigene Vernichtung herbeiführt: die universalste Verderbnis, die Drohung, wie wir es formuliert haben, der Auslöschung des ganzen Menschengeschlechtes. Das ist die Herrlichkeit des Menschen. Ist das Herrlichkeit? Er kann nicht anders, er wird von einer anderen Macht mit Energie versorgt, er ist nicht sein eigener Herr. Er nennt es Herrlichkeit, und das Seltsame an dem allem ist die Blindheit des Menschen die ganze Zeit über. Er führt Krieg und nennt es einen «Krieg, um den Krieg zu beenden», und er führt einen noch schlimmeren Krieg und meint und glaubt, dass dies tatsächlich das Ende des Krieges ist, und doch fährt er fort und es wird schlimmer und schlimmer; und nun trifft es zu, dass das Auseinanderfallen der Menschheit in Sichtweite ist, die Möglichkeit, dass das menschliche Geschlecht ausgerottet wird. Wir können heute besser als es je zuvor in der Geschichte dieser Welt möglich war, die Bedeutung der Worte unseres Herrn verstehen: «wenn jene Tage nicht verkürzt würden, könnte kein Fleisch gerettet werden» (Mt. 24,22). Ist das nicht so? Wir haben in bestimmten Teilen dieser Welt bereits einen Vorgeschmack davon bekommen, wie leicht es sein könnte, würde es sich ausbreiten.

Nun, das ist unsere gegenwärtige Position - Verderbnis mit falscher Herrlichkeit.

Ein letzter Adam

Doch da kam ein anderer Adam.

«Ein letzter Adam dann zum Kampf
und zur Errettung kam».

Es gibt drei Aussagen, die in Bezug auf ihn gemacht wurden. «Das Wort wurde Fleisch». Das ist die Inkarnation. «In ihm war Leben.» Das ist die Unverderblichkeit. «Wir sahen seine Herrlichkeit». Das ist die Wirkung des Lebens. Die Herrlichkeit wird durch das Leben bewirkt, und dieser endgültige Adam, dieser letzte Adam, macht den Verlust des ersten wieder gut: Er stellt ein Leben sicher, das vermisst wurde, sicherte eine Unverderblichkeit, die bisher noch völlig unbekannt war, und er sichert die Herrlichkeit. Das ist die Geschichte Christi in drei Worten - Leben, Unverderblichkeit, Herrlichkeit. In diesen drei Worten kommt er zu uns und sagt: «Habt Glauben an mich, glaubt an mich, und Leben, dieses Leben, gehört euch» - darum auch diese Unverderblichkeit, und ferner, diese Herrlichkeit. Die Krone des Unverderblichen ist Herrlichkeit.

Das Christentum - ein System der Herrlichkeit

Das Christentum kann von einem bestimmten Gesichtspunkt aus als ein System der Herrlichkeit beschrieben werden. Gott wird «Gott der Herrlichkeit» genannt (Apg. 7,2). Die Christenheit ist eine Familie; ihr Vater wird «Vater der Herrlichkeit» genannt. Paulus sprach vom «Gott unseres Herrn Jesus Christus» als «vom Vater der Herrlichkeit» (Eph. 1,17). Der Heilige Geist, die Energie dieses ganzen himmlischen Systems, wird «Geist der Herrlichkeit» genannt (1. Petr. 4,14). So werden also alle drei Personen der göttlichen Dreieinigkeit mit der Herrlichkeit in Beziehung gebracht, sie alle sind an Herrlichkeit interessiert.

Der Vater bringt das ganze System der Herrlichkeit hervor; es geht von ihm als dem Vater aus.

Der Sohn beherrscht als Herr der Herrlichkeit alles in Bezug auf die Herrlichkeit. Was für eine herrliche Aussage ist das doch; wie vieles ist darin zusammengefasst - «beherrscht alles in Bezug auf die Herrlichkeit»; «der Herr der Herrlichkeit». So haben wir in unserer Bibel also ein ganzes Buch, das den Bericht der Aktivitäten des Herrn der Herrlichkeit enthält. Auf den ersten Blick scheinen alle Situationen und Positionen das Werk des Teufels zu sein, das Werk von vom Teufel inspirierten und mit Kraft ausgestatteten Leuten - Situationen, die so schwierig sind, dass sie hoffnungslos erscheinen. Und dieses Buch enthält das Urteil auf die Dauer, dass jede einzelne dieser Situationen in Herrlichkeit verwandelt wurde, etwas Herrliches ging aus jeder hoffnungslosen und unmöglichen Situation hervor. Der Herr der Herrlichkeit sorgte dafür. Ja, es kommt viel Trost aus diesem Titel «der Herr der Herrlichkeit».

Der Geist der Herrlichkeit, wie ihn Petrus nennt, ist, wenn ihr den Kontext einbeziehen wollt, folgendes. Hier sind Gläubige, die durch eine feurige Trübsal hindurch gehen; sie werden verfolgt, sie werden missverstanden, sie werden verleumdet, sie werden falsch hingestellt. Und da sagt Petrus: «Das ist ganz in Ordnung, wenn ihr das demütig ertragt, wenn ihr es ohne Bitterkeit annehmt; der Geist der Herrlichkeit wird auf euch ruhen: das heißt, Gläubige, die sich in Widrigkeiten befinden, werden erleben, dass, mitten in Verfolgung und Opposition, etwas wie eine unerklärliche Freude in ihnen aufsteigt, ein tiefer und wunderbarer Friede. Die Verfolger schleudern ihre Steine, oder was immer sie auch tun mögen, und irgendwie befindet sich Herrlichkeit im Herzen. Das ist die Geschichte manch eines Märtyrers, manch eines ermordeten Dieners oder Kindes Gottes - «der Geist der Herrlichkeit». Die Herrlichkeit ist nicht ein Ort, zu dem wir bald gehen werden, obwohl die Herrlichkeit auch ein Ort sein kann, an dem alles herrlich ist. Die Herrlichkeit ist etwas für jetzt. Sie ist Teil genau des Lebens, das wir empfangen haben. Sie ist das Wesen Christi als «in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit». Sie ist die eigentliche Natur dessen, was wir durch Glauben an Jesus Christus empfangen haben. Ich sage nochmals: Das Christentum ist ein System der Herrlichkeit, und der Herr möchte, das wir ein Leben haben, und dass wir entsprechend diesem Leben leben, das mehr und mehr Herrlichkeit in uns produziert. Und es wird nur in dem Maße sein, als wir diesem unverderblichen Leben gemäß leben, dass die Herrlichkeit auch manifest wird.

So müssen wir wiederum auf den blicken, der für uns das Muster abgibt, der uns den Weg gezeigt hat, uns die Prinzipien des Unverderblichen gezeigt hat, aus denen Herrlichkeit hervorgeht; wir müssen auf das blicken, was auf ihn als diesem Unverderblichen, zutrifft, das dazu führte, dass Gott ihm Herrlichkeit verlieh. Auf ein oder zwei Dinge möchte noch hinweisen, weil sie sehr wichtig sind.

Innere Trennung von Sünde

Zuerst einmal war es seine innere Trennung von der Sünde. Es bestand ein großer Graben zwischen ihm und der Sünde. Von ihm wird gesagt, dass er «von keiner Sünde wusste» (2. Kor. 5,21), dass er «abgesondert war von den Sündern» (Hebr. 7,26). Das heißt, in seiner Natur war er abgesondert vom Rest der Menschen; es gab eine innere Trennung. Nun, wir sind nicht wie er als sündlos konstituiert, doch uns wird im Neuen Testament gesagt und zu verstehen gegeben, dass diese innere Trennung, die so auf ihn zutraf, die in seinem Fall so real war, auch in uns Wirklichkeit werden kann. Paulus hat eine bestimmte Art, das zu sagen. Er nennt es «die Beschneidung Christi» (Kol. 2,11), und er sagt, dies sei eine Angelegenheit des Herzens, ein inneres Getrenntsein dessen, was wir in uns selbst und was wir in Christus sind, die Errichtung eines Grabens zwischen diesen beiden Dingen. Und dann sagt uns das Neue Testament, dass wir durch die Befähigung des Heiligen Geistes, durch die Kraft des Heiligen Geistes, auf der Grundlage dessen zu leben brauchen, was wir in uns selbst sind, wir können auf der Grundlage Christi leben, und wenn wir auf dieser Grundlage Christi leben, müssen wir nicht der Sklave von uns selbst und von unserer Sündhaftigkeit sein, wir sind befreit. Da ist etwas, das sich innerlich abgetrennt hat, und wenn ihr auf der Grundlage dessen lebt, was Christus ist, und nicht auf der Grundlage dessen, was wir in uns selbst sind, befinden wir uns auf dem Grund des Unverderblichen, und deshalb auch auf dem Grund der Herrlichkeit.

Das klingt sehr technisch, ich weiß, lehrmäßig und theologisch, wie immer ihr es nennen mögt, aber es ist dennoch sehr praktisch. Das wissen wir sehr gut. Ihr und ich, die wir Christen sind, die wiedergeborenen Kinder des Herrn, wissen, dass in uns eine Kluft entstanden ist, und dass wir nun aus zwei Leuten bestehen. Das ist die Seite, die unser neues Leben ist, unsere neue Beziehung, die unsere Christus-Beziehung ist. Aber dann ist da immer noch jene andere Seite, unsere alte Verbindung mit dem alten Adam. Sie ist vorhanden; sie ist nicht ausgebrannt worden, sie wurde nicht vernichtet. Sie ist noch immer da; und wir wissen, dass wir darum ständig die Kraft des Heiligen Geistes benötigen, kraft jenes trennenden Kreuzes, um uns auf der Seite Christi, auf der neuen Seite zu halten; und wenn wir das tun, wissen wir, DASS ES HERRLICHKEIT IST. Sehr oft erfahren wir mehr von der Bedeutung der Herrlichkeit durch die Berührung mit der andern Seite. Macht einen Schritt auf die andere Seite hinüber und gebt dem alten Adam Raum, und schon wisst ihr ganz genau, dass es da keine Herrlichkeit gibt.

Nun genau das existierte auf vollkommen, vollständige und endgültige Weise im Falle des Herrn Jesus; doch ist der Heilige Geist als der Geist dieser Herrlichkeit in uns herein gekommen, um diese Trennung zu bewirken, und der Christ, der am meisten Herrlichkeit hat, ist der Christ, der am meisten auf der Christus-Seite der Linie wandelt. In ihm war natürlich das Göttliche; es gab keine zwei Naturen, es bestand keine Notwendigkeit, in ihm zwischen einer sündigen und einer göttlichen Natur zu unterscheiden; aber da gab es einen ständigen Graben zwischen ihm und dem sündigen Menschen. Der Feind, der große Feind dieser Herrlichkeit, versuchte ständig, ihn zu kontaminieren, ihn zu verstricken, ihn zu beflecken, ihn zu verderben. Wir dürfen nie glauben, er habe sich nie gegen irgend etwas wehren müssen, er hätte nie zu etwas anderem Nein sagen müssen. Die Frage, die ein Sündloser je in Versuchung hätte geraten können, ist natürlich ein altes theologisches Problem, aber es besteht kein Zweifel darüber, dass er unseren Kampf kämpfte, und dies in voller Wirklichkeit.

So, das ist also das erste - eine innere Trennung, eine Kluft, und auf der einen Seite das neue Leben, der Grund des Unverderblichen, welches der Grund der Herrlichkeit ist. «Dieses Geheimnis», sagt Paulus, «welches ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit» (Kol. 1,27).

Die äußere Trennung von der Welt

Dann, als nächstes, kommt die äußere Trennung von der Welt. Die innere Trennung hatte eine äußere Auswirkung in Form einer Trennung von der Welt, und niemand wird auch nur einen Moment lang glauben, ich spreche dabei von einer physischen Trennung von der Welt. Nein, er war hier mitten drin, in der Menge und im Gedränge, in ihren Angelegenheiten, mit allem, was auf ihn eindrang; nie versuchte er, das Leben eines Einsiedlers, eines Mönchs, zu führen, von der Welt abgesondert. Nein, er stand mitten drin - und doch, auch wenn er in ihr war, auch wenn er Schulter an Schulter mit der Welt rieb, auch wenn er all die Kontakte mit dieser Welt hatte in jeder Form, haftete ihm diese Besonderheit an, dass er kein Bestandteil von ihr war, sondern getrennt von ihr lebte, in einer wunderbaren äußeren Trennung. Während er imstande war, mit den gröbsten, beflecktesten und meist verstrickten Leuten in dieser Welt zu sprechen, war er dennoch auf keinen Fall ein Teil von ihnen, von ihrem System, ihrer Ordnung, ihrem Leben, ihrer Natur, sondern lebte äußerlich getrennt von der Welt. Ich denke, ihr werdet mir zustimmen, wenn ich sage, dass die unglücklichsten Leute in dieser Welt diejenigen sind, die Christen sind, die versuchen, beide Welten zu besitzen. Es ist meine Erfahrung, dass, wenn ihr einen elenden Christen finden wollt, ihr einen solchen finden müsst, der «weltlicher Christi» genannt wird, in welchem ein ständiger Bürgerkrieg zwischen zwei Welten, zwei Königreichen, stattfindet. Ja, ein CHRIST, der in die Welt verstrickt ist, ein CHRIST, der versucht, etwas aus dieser Welt zu gewinnen - natürlich ein Widerspruch im Namen - ist eine elende Kreatur. Gewöhnlich habe ich versucht, das mit den Grenzkriegen zwischen Schottland und England zu illustrieren, zwischen den Pikten und den Schotten. Die Leute, die in den Grenzgegenden lebten, hatten ihrer Lebtag keinen ruhigen Tag. An einem Tag war es ein Übergriff von der einen Seite, am andern Tag von der andern, und diese armen Leute entlang der Grenzlinie hatten eine äußerst elende Existenz, die überhaupt möglich war, und genauso ist es. Ihr versucht, ein Grenz-Linien- oder ein Grenz-Gebiet-Christenleben zu führen, und ihr werdet eine elende Person sein, ohne Ruhe oder Frieden oder Freude oder sonst etwas. Ihr werdet nie wissen, wo ihr seid, wer euer Meister ist, welchen Weg ihr geht, zu wem ihr gehört. Es ist eine elende Existenz.

Der Herr Jesus war nicht so. Er war auf einer Seite, und absolut auf dieser einen Seite. Die Grenz-Linie war für ihn sehr breit. Im Grunde gab es keine Grenzlinie. Er war mit dem Himmel verbunden, und er behielt diese Verbindung aufrecht. Ihr und ich, wenn wir die Herrlichkeit jetzt und später kennen lernen wollen, müssen auf demselben Boden stehen, auf dem er in dieser Angelegenheit stand - kein Kompromiss und kein Handel mit dieser Welt; zwar in ihr, indem wir unser Werk hier zu vollbringen haben, indem wir Leuten begegnen müssen, indem wir in gewisser Weise freundlich sein müssen, aber nicht eins mit ihrer Natur, ihrem Bereich, ihrer Art. Das ist eine schwierige Sache - es ist nicht so leicht, es zu tun, als es zu sagen - es ist tatsächlich eine schwierige Sache, in ihr, aber nicht von ihr zu sein, und ihr wisst sehr wohl, was ich meine. Ihr wisst, dass es auf praktische Weise darauf hinausläuft, dass ihr euch nicht erlauben dürft, in sie verstrickt zu werden, oder ihr verstrickt die Herrlichkeit eures Christenlebens in sie. Christus war völlig für Gott, das ist der Punkt; und weil er völlig für Gott war, war sein Vater der Vater der Herrlichkeit, und der Geist der Herrlichkeit ruhte auf ihm, und der Vater konnte ihm Herrlichkeit verleihen.


Die Menschheit Christi war glorifizierbar

Nun eine kurze Bemerkung zu einer Sache, die eigentlich viel mehr Zeit benötigt, und die möglicherweise im Bereich der christlichen Dinge am schwierigsten klar zu machen ist - wie die Menschheit Christi verherrlicht werden konnte. Seine Menschheit war eine glorifizierbare Herrlichkeit. Natürlich ist das eine Aussage, die einer Erklärung bedarf; aber es ist eine Aussage, die es wert ist, gemacht zu werden, weil nicht jede Menschheit, tatsächlich keine andere Menschheit, glorifizierbar ist, wie wir gesehen haben. Er besaß eine einzigartige Menschheit, die fähig war, verherrlicht zu werden, und sie wurde auch verherrlicht. Paulus spricht von seinem Leib als einem verherrlichten Leib. Er sagt, wir würden «dem Leibe seiner Herrlichkeit» oder «seinem herrlichen» oder «verherrlichten Leib gleichgestaltet» (Phil. 3,21). Er war imstande, verherrlicht zu werden, und dies fand tatsächlich auf dem Berg der Verklärung statt. Er hatte sich durch all diese Tests und Prüfungen durchgekämpft, durch all die Versuche hindurch, ihn zu kompromittieren, ihn zu veranlassen, sich gehen zu lassen und sich verstricken zu lassen. Er hatte sie alle durchgekämpft bis zum Gipfel dieses Berges. Es gab für ihn nichts mehr zu tun, was ihn selbst betraf; alles weitere war für uns. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich als würdig erwiesen, verherrlicht zu werden, und, wie Petrus sagt, auf jenem Berg verlieh Gott ihm Herrlichkeit. In der Verklärung des Herrn Jesus zeigt Gott an einem repräsentativen Menschen, was er für euch und für mich und für alle beabsichtigt hat - dass wir verklärt, verherrlicht werden sollen, «seinem verherrlichten Leib gleichgestaltet». Er besaß eine glorifizierbare Menschheit. Seine verherrlichte Menschheit ist der Standard im Himmel, auf den Gott bei jedem Gläubigen an Jesus Christus hinarbeitet. Es ist ein Mensch in der Herrlichkeit glorifiziert, und er befindet sich dort als der letzte Adam, der zweite Mensch. Gerade diese Titel haben losgelöst von anderen Menschen derselben Art keinerlei Bedeutung. Was bedeutet «Adam», wenn es keine einschließliche, umfassende und repräsentative Bezeichnung ist? Die Schrift sagt das sehr klar. «Der Erstgeborene unter vielen Brüdern» (Röm. 8,29) solle er sein. Viele Schriftstellen ließen sich zitieren, um das zu beweisen.

Ich glaube, dies war das Geheimnis des Lebens des Apostels Paulus, vom Tage seiner Bekehrung an bis zum Ende, als er sich, nach so vielen Jahren, und nachdem er so viel gesehen und erkannt hatte, man ihn immer noch strebend antraf, noch immer sich ausstreckend. Er hatte Jesus von Nazareth verherrlicht gesehen, und er sagte: «Das ist die Berufung nach oben!» Und das stimmt so sehr überein mit dem, was wir im Hebräerbrief gelesen haben: «Wir sehen... Jesus... mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt». Und dann fährt der Verfasser fort: «Daher, heilige Brüder, Teilhaber einer himmlischen Berufung...» (Hebr. 3,1). Was ist das? Es ist Jesus, gekrönt mit Herrlichkeit, als der Mensch gemäß Gottes ewiger Absicht für den Menschen. Gott beruft «zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus» (1. Petr. 5,10). Christus in einer glorifizierten Menschheit ist das Modell, das Muster, die Gestalt, die Darstellung der Absicht Gottes für alle, die an den Herrn Jesus glauben.

Darum, wenn wir das ewige Leben empfangen haben, wenn Christus in uns ist, «wohnend in unseren Herzen», wie der Apostel es formuliert, «durch Glauben», ist dies unsere Bestimmung. Wir haben die Basis eines unverderblichen Lebens, das schließlich in der Fülle dieser Herrlichkeit erscheinen wird, die er als unser Repräsentant jetzt kennt. Der Glaube glaubt nicht nur zur Vergebung der Sünden, nicht nur zum Erlass, nicht nur zur Begleichung, nicht nur zur Versöhnung, nicht nur zur Rechtfertigung und Erlösung. Der Glaube an Jesus Christus nimmt ihn wahr als die eigentliche Menschheit, der wir gleichgestaltet werden sollen. Der Glaube ergreift ihn so, wie er jetzt ist, und sagt: «Er ist so, wie er ist, weil Gott mich genauso haben will»; und wenn wir es bloß wüssten, der Geist der Herrlichkeit operiert für uns tagtäglich auf dieser Basis, um uns ihm gleich zu machen, um uns umzuwandeln, damit wir verklärt werden, um uns seinem Bilde gleichförmig zu machen. Die ganze Bedeutung der Aktivitäten und Methoden des Geistes Gottes in unserem Leben besteht darin, ein Fundament für die Herrlichkeit zu legen.

Und es geschieht aufgrund dieser Prinzipien des Unverderblichen. Möge der Herr uns lehren, wie wir uns von dieser verderbten Welt freihalten können, wie wir uns von diesem elenden, korrupten alten Menschen freihalten können. Ihr erinnert euch sicher an das großartige, wenn auch sehr einfache Bild, das Bunyan uns gegeben hat - der Mann mit der Mistgabel, mit der Herrlichkeitskrone über seinem Haupt, doch so beschäftigt mit seiner Gabel, und so besessen von dem, was da unten im Dreck lag, dass er die Herrlichkeit nicht sieht, dass er alles versäumt. Dieser Mist ist unser alter Mensch, und wir drehen ihn immer wieder um, um zu sehen, ob wir noch etwas Gutes in ihm finden können, irgend eine Herrlichkeit. Wir sind scheinbar unfähig, diese Lektion zu lernen, dass es da keine Herrlichkeit gibt, und wir besser aufhörten, in diesem Bereich weitere Untersuchungen anzustellen. Schreibt doch diesen alten Menschen vollständig ab, und dreht ihn nicht immer wieder um, um hineinzuschauen, habt nichts mehr damit zu tun. Erhebt eure Augen zu ihm, dem Herrn der Herrlichkeit - und ihr werdet den Weg der Herrlichkeit finden.

Wir sind «zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen» (1. Petr. 5,10), wir sind wiedergeboren «durch die Auferstehung Jesu Christi... zu einem unverderblichen Erbe... das nicht welkt, und das im Himmel aufbewahrt wird» (1. Petr. 3,4). Wie groß ist doch das Wunder dieser Berufung, dieses Lebens, dessen, was wir durch Glauben an Jesus Christus besitzen, und wie das alles einmal ausgeführt werden wird! Doch seid versichert, wie ein lieber alter Diener Gottes, der schon heimgegangen ist, um immer bei ihm zu sein, zu sagen pflegte: «um alles auf der Herrlichkeitslinie zu halten»; berührt jenes andere nicht. Begebt euch auf den Weg der Herrlichkeit, und bleibt auf dem Weg der Herrlichkeit, denn ihr seid zur Herrlichkeit berufen.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.