Austin-Sparks.net

Geistliche Sicht

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Den Herrn un uns Selbst Sehen

«Und das ganze Volk von Juda nahm Usija – der war sechzehn Jahre alt -, und sie machten ihn zum König anstelle seines Vaters Amazja. Er baute Elat wieder auf und brachte es an Juda zurück, nachdem der König sich zu seinen Vätern gelegt hatte. Usija war sechzehn Jahre alt, als er König wurde, und er regierte 52 Jahre in Jerusalem; und der Name seiner Mutter war Jecholja, von Jerusalem. Und er tat, was recht war in den Augen des Herrn, nach allem, was sein Vater Amazja getan hatte. Und er suchte Gott in den Tagen Secharjas, der ihn in den Gesichten Gottes unterwies; und in den Tagen, da er den Herrn suchte, gab ihm Gott Gelingen» (2. Chronik 26,1-5). «Und als er mächtig geworden war, wurde sein Herz hochmütig, bis er verderblich handelte. Und er handelte treulos gegen den Herrn, seinen Gott, und drang in den Tempel des Herrn ein, um auf dem Räucheraltar zu räuchern. Da ging der Priester Asarja hinter ihm her und mit ihm achtzig Priester des Herrn, tüchtige Männer. Und sie widerstanden dem König Usija und sagten zu ihm: Nicht dir, Usija steht es zu, dem Herrn Rauchopfer darzubringen, sondern den Priestern, den Söhnen Aarons, die geheiligt sind, Rauchopfer darzubringen! Geh aus dem Heiligtum hinaus! Denn du hast treulos gehandelt, und es wird dir nicht zur Ehre gereichen vor Gott, dem Herrn. Aber Usija wurde wütend. Und er hatte schon in seiner Hand eine Räucherpfanne, um Rauchopfer darzubringen. Und als er über die Priester wütend wurde, brach der Aussatz aus an seiner Stirn, angesichts der Priester im Haus des Herrn, neben dem Räucheraltar. Und der Oberpriester Asarja und all die Priester wandten sich ihm zu, und siehe, er war aussätzig an seiner Stirn, und sie trieben ihn schleunigst von dort weg. Und auch er selbst beeilte sich hinauszukommen, weil der Herr ihn geschlagen hatte. Und der König Usija war aussätzig bis zum Tag seines Todes. Und er wohnte in einem abgesonderten Haus als Aussätziger; denn er war von dem Haus des Herrn ausgeschlossen. Und sein Sohn Jotam war über das Haus des Königs gesetzt worden und richtete das Volk des Landes» (2. Chronik 26,16-21). «Und Usija legte sich zu seinen Vätern, und man begrub ihn bei seinen Vätern auf dem Feld bei dem Grab für die Könige, denn man sagte: Er war aussätzig. Und sein Sohn Jotam wurde an seiner Stelle König» (2. Chronik 26,23). «Im Todesjahr des Königs Usija, da sah ich den Herrn sitzen auf hohem und erhabenem Thron, und die Säume seines Gewandes füllten den Tempel. Seraphim standen über ihm. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er. Und einer rief dem andern zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen! Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit! Da erbebten die Türpfosten in den Schwellen von der Stimme des rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt. Da sprach ich: Wehe mir, denn ich bin verloren. Denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich, und mitten in einem Volk mit unreinen Lippen wohne ich. Denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen. Da flog einer der Seraphim zu mir; und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Und er berührte damit meinen Mund und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt; so ist deine Schuld gewichen und deine Sünde gesühnt. Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich! Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Hören, ja, hören sollt ihr und nicht verstehen! Sehen, ja, sehen sollt ihr und nicht erkennen! Mache das herz dieses Volkes fett, mache seine Ohren schwerhörig, und verklebe seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört und sein herz nicht einsichtig wird und es nicht umkehrt und Heilung für sich findet!» (Jesaja 6,1-10).

Dies ist eine sehr eindrückliche und ergreifende Geschichte, und sie kreist um die Angelegenheit, die wir uns diesmal vorgenommen haben, nämlich, die der geistlichen Sicht. «Ich sah den Herrn»; «Meine Augen haben gesehen...»; und alles gruppiert sich um diese Sache herum. Was an diesem ganzen Ereignis auffällt, ist dies, dass der König Usija geistlich und moralisch ein Repräsentant Israels war, und bis zu einem großen Ausmaß auch von Israels Propheten. Das ist jedenfalls die Bedeutung der doppelten Aussage durch Jesaja, den Propheten – Ich bin ein Mann unreiner Lippen, und ich bin euer Prophet; und ich wohne mitten unter einem Volk von unreinen Lippen. Und das stellt ganz klar die Verbindung zu Usija dar. Denn ihr wisst, dass ein Aussätziger ein Tuch über seine Oberlippe hängen und beim Gehen «Unrein!» rufen musste. Die Bedeutung der Worte: «Ich bin ein Mann unreiner Lippen, und ich wohne inmitten eines Volkes von unreinen Lippen» ist schlicht die: Wir alle sind Aussätzige. Jesaja sagt im Grunde: Was für Usija galt, gilt auch für uns alle, für Prophet und Volk. Ihr habt das nicht gemerkt, und auch ich merkte nichts, bis ich den Herrn sah. Wir waren alle schrecklich tief beeindruckt von dem, was sich im Falle von Usija zutrug: Wir lebten in einer Atmosphäre, die mit der Furchtbarkeit dieser Sache geladen war, wir haben darüber geflüstert und gesagt, wie furchtbar das war, was für eine üble Sache Usija da getan hätte, und wie schrecklich es sei, dass unser König es so weit gebracht habe und welches Ende er nehmen würde, was für eine furchtbare Sache der Aussatz sei doch sei; und wir haben harte Dinge über Usija gesagt und uns viele Gedanken gemacht, wie traurig sein Fall wäre, doch ich habe zu sehen begonnen, dass wir uns alle in demselben Fall befinden. Ich, der ich euch gepredigt habe (und vergesst bitte nicht, das 5 Kapitel Prophetie diesem 6. Kapitel von Jesaja vorausgegangen sind; dies ist nicht der Anfang eines Predigerlebens, sondern irgendwann in seinem Leben, da er durch eine neue Offenbarung aufwacht), ich, der ich gepredigt und prophetisch geredet habe, ich musste erkennen, dass ich nicht besser bin als Usija. Ihr Leute, die ihr weiterfahrt mit euren Runden von religiösen Riten und Zeremonien, die ihr den Tempel besucht, ihr, die ihr Opfer darbringt, die ihr eure Lippen benutzt zur Anbetung, ihr befindet euch im gleichen Fall wie Usija: Wir sind alle Aussätzige. Ihr nehmt es vielleicht nicht wahr, doch ich habe begonnen, es zu sehen. Und wie habe ich es gesehen? Ich habe den Herrn gesehen! «Meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen». «Ich sah den Herrn – hoch und erhaben». Ich sagte, das ist sehr beeindruckend, wenn ihr darüber nachdenkt. Nun, was fangen wir damit an? Vielleicht wäre es gut, wenn wir uns zurückziehen und damit eine Weile in die Stille gehen würden und die Sache durchdenken. Eines sollten wir sofort fallen lassen. Es ist eine weit verbreitete Vorstellung, die irgendwie aufgekommen ist und von der die meisten von uns eingenommen wurden, dass es diese Vision gewesen sei, die Jesaja zu einem Prophet bzw. Prediger gemacht habe. Das haben wir gehört, vielleicht haben wir es selber so gesagt. O nein! Wenn dieses Buch doch von Gott inspiriert und angeordnet worden ist, warum sollte es dann erst soweit kommen, nachdem Jesaja bereits so viel prophetisch geredet hat? Betrachtet diese fünf Kapitel voller Prophetie. Welch gewaltige Dinge stehen in diesen Kapiteln. Nein, es war nicht das, was ihn zum Propheten, zum Prediger gemacht hat. Gott verfuhr mit einem Mann, nicht mit einem Propheten; Gott verfuhr mit einem Volk, nicht mit einem Amt. Er spricht das an, was wir in seinen eigenen Augen sind. So können wir es nicht auf eine Klasse von Männern übertragen, die wir Propheten oder Prediger nennen, und glauben, dass das einige von uns nicht betreffen könne, da wir ja nicht dieser Klasse angehören; wir sind doch ganz einfache Leute, die nicht den Ehrgeiz haben, Propheten oder Prediger zu sein. So ist es nicht. Der Herr nimmt sich hier das Volk vor und macht den Versuch, ihnen klar zu machen, wie Er sie, sie selbst, sieht, auch wenn sie schon eine Menge gepredigt haben sollten; es geht letztlich um das, was sie, sie selbst sind, in Seiner Sicht. Früher oder später muss diese Realität über uns hereinbrechen, um alles zu bewahren und Sein Ziel sicher zu stellen.

Wonach Gott sucht

Was hat Gott im Sinn? Wenn ihr sehen könnt, wenn eure Augen geöffnet worden sind, um zu sehen, was Gott im Sinn hat, dann werdet ihr auch Seine Methode verstehen, und warum er diese Methode anwendet. Kapitel 5 macht deutlich, was Gott im Sinn hat: Er sucht nach einem Volk, das Sein eigenes Herz befriedigt. Es wird Überrest genannt. Es trägt diesen einfachen Namen, weil ein solches Volk eben bloß ein Überrest sein wird. Er weiß sehr wohl, dass nicht das ganze Volk Seiner Absicht entsprechen wird. Er hat die Geschichte Seines Volkes bis zu den Tagen der Ankunft Seines Sohnes voraus gesehen, und auch, was eben dieses Volk Seinem Sohn antun wird; Er kennt ihre Herzen. Darum sagt Er Jesaja auch diese furchtbaren Dinge, die Er tun wird: dass Er das Herz dieses Volkes fett werden lasse, ihre Ohren und ihre Augen verschließe. Er weiß es. Dennoch wird es solche geben, die reagieren werden. Es wird bloß ein Überrest sein, und dieser Überrest wird besonders gegen Ende von Kapitel 6 mit diesen Worten erwähnt: «Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wieder dem Niederbrennen anheimfallen wie die Terebinthe und wie die Eiche, an denen beim Fällen ein Stumpf bleibt – ein heiliger Same ist sein Stumpf» (6,13). In dem Stumpf, der gefällt wurde – und ihr stellt fest, dass das Fällen des Baumes vorausging; Israel würde durch die Nationen gefällt werden, die Gott berufen wird, um Israel umzuhauen, um sie als Sein Gerichtsinstrument zu brauchen, und so würden sie diesen Baum Israel fällen, doch würde ein Stumpf übrig bleiben – und in diesem Stumpf wird ein Zehnten sein, es wird ein Überrest vorhanden sein, ein heiliger Same in diesem Stumpf, nachdem mit dem ganzen Baum verfahren worden ist. Gott ist hinter einer Gemeinschaft her, ein Auszug aus der gesamten, allgemeinen Gemeinschaft Seines Volkes, der Sein Herz befriedigen wird, und um diesen Überrest sicher zu stellen, legt Er Seine Hand auf Jesaja und behandelt ihn auf diese Weise, und gibt ihm diese Vision. Ihr Lieben, damit Gott Sein Ziel erreichen kann, müssen wir alle unsere Illusionen gründlich aufgeben; unsere Augen müssen geöffnet werden, damit wir sehr klar sehen, was wir in uns selbst in den Augen Gottes sind. Schreckliche Offenbarung! Alles, was nach einem Misstrauen, nach einem Anflug von Selbstzufriedenheit, Selbstgefälligkeit aussieht, oder danach, dass wir irgend etwas erreicht hätten oder mit unserem gegenwärtigen Zustand zufrieden sind, wird uns disqualifizieren, zu diesem Überrest zu gehören oder auf irgend eine Weise von Gott im Blick auf Sein Ziel, auf Seinen Vorsatz, gebraucht zu werden. Also, nachdem sich dieser Mann aufgemacht hatte, von der großen Reichweite des souveränen Gerichtes Gottes in den ersten fünf Kapitel von Jesaja zu sprechen, hat es den Anschein, als würde Gott ihn plötzlich stoppen. Es kommt zu einer Krisis in seinem eigenen Leben und in seinem Dienst. Gott nimmt ihn in die Tiefe eines Zustandes, wo uns die Augen geöffnet werden bezüglich dessen, was er ist, und auch dessen, was das Volk in Seinen Augen ist. Ihm und ihnen, die gerichtet und verurteilt hatten und diese Worte über das Furchtbare geflüstert hatten, was Usija widerfahren war, wurde gezeigt, dass sie ebenso schlecht waren; es gab da keinen Unterschied. In Gottes Augen hatten sie alle ein Tuch über den Oberlippen und wurden aufgefordert, zu rufen: «Unrein, unrein!»

Der Aussatz des Eigenlebens

Und was war dieser Aussatz? O, wir sagen natürlich: Die Sünde. Aber was ist das? Wir wollen einen Blick auf Usija werfen und sehen, was Aussatz bedeutete, was Aussatz darstellte und wofür er im Falle von Usija ein Zeichen war. «Er tat, was recht war in den Augen des Herrn, entsprechend all dem, was sein Vater Amaziah getan hatte». Und solange er auf den Wegen des Herrn wandelte, ließ der Herr es ihm gelingen. Ein Mann, vom Herrn gesegnet, im Lichte des Herrn wandelnd und um das Wohlgefallen des Herrn wissend, und parallel dazu dieses tief eingewurzelte Ding, das im Herzen jedes Menschen ist, immer bereit, sich aufs Neue zu erheben und eben den Segen des Herrn auf sich selbst zu münzen, sich selbst einen Namen zu machen, selber eine Position zu ergattern, sich selbst Größe, Ehre, Macht Einfluss und Befriedigung zu verschaffen, sich selbst einen guten Ruf und eine Position zu erarbeiten. Das ist es. Was also ist Aussatz? Was ist dieses Ding, das für Gott ein Gräuel ist? Es ist ganz einfach das Eigenleben, das in uns allen ist, das sich selbst in die Dinge Gottes einschleicht und danach trachtet, sie zu einem persönlichen Vorteil zu machen und auf sein Konto zu buchen. Der Herr segnet, und wir werden heimlich in unserem eigenen Herzen zu Jemandem, weil der Herr uns gesegnet hat. Wir vergessen dabei, dass eben die Segnungen, die über uns gekommen sind, durch die Gnade und Barmherzigkeit Gottes über uns gekommen sind, und heimlich fangen wir an zu glauben, dass es etwas an uns gibt, das den Grund für diesen Segen liefert. Es ist unsere Fähigkeit, unsere Klugheit, irgend etwas in uns selbst. Wir fangen an, von unserem Segen, von unseren Erfolgen zu reden. O, es ist dieses Ding da unten, der aussätzige Keim in uns allen, das Eigenleben in seinen vielen Spielarten, das Stolz produziert, sogar geistlichen Stolz, und das uns, wie Usija, dazu bringt, uns mit einer Eigenenergie, mit Eigenstärke, mit Selbstsicherheit und Selbstgenügsamkeit in die heiligen Dinge vorzudrängen. Ja, der Aussatz ist die Wurzel des Ichs, der Selbstsucht, wie immer er sich zum Ausdruck bringen mag. Genau darin – und dies ist ein anderer Zweig, für den wir jetzt keine Zeit haben – darin liegt die Gefahr des Segens und des Gelingens. O, wie nötig haben wir es doch, mitten in unseren Segnungen gekreuzigt zu sein! Wie nötig ist es auch für Gott, den Segen, den Er uns schenkt, zu sichern, indem Er uns ständig uns selbst zeigt, dass es aus lauter Gnade geschieht, und dass – wenn er uns irgend einen Segen, irgend einen Erfolg, irgend ein Gelingen gegeben hat, es nicht deshalb war, weil in Seinen Augen irgend etwas in uns selbst gab, was immer auch die Menschen denken mochten. Was immer wir auch unter Menschen sein mögen, in Gottes Augen sind wir nichts Besseres als Aussätzige, und das, worauf es ankommt, ist nicht, wie wir unter den Menschen ankommen, sondern wie wir bei Gott ankommen. Wir mögen vielleicht in dieser Welt eine hohe Bedeutung erlangen, aber ob wir dies bei Gott erlangen oder nicht, darauf kommt es an. Vielleicht ist das für die meisten von uns zu hoch, weil wir alle doch kein allzu starkes Bewusstsein davon haben, besonders gesegnet zu sein und Gelingen zu haben, vieles zu haben, dessen wir uns rühmen könnten. Die meisten von uns kennen das Gegenteil: ein großes Maß von Leere und Demütigung. Doch lasst uns der Sache auf den Grund gehen. Tief in uns drin sitzt dennoch eine Begierde, ein Begehren nach uns selbst, da sitzt eine Revolte, und es ist eine Revolte unseres Eigenlebens. Nun, Usija wird hier ins Licht gestellt, um zu zeigen, dass dies dasjenige ist, sowohl im Propheten wie im Volk, das es Gott unmöglich macht, Sein Ziel zu erreichen; darum muss es behandelt und bloßgestellt werden; man kann es nicht übergehen; es muss hervorgezerrt werden, und wir müssen sehen.

Die Erreichung von Gottes Ziel – die Frucht dessen, dass wir den Herrn sehen

Und so komme ich sofort und direkt zu diesem Punkt, nämlich, dass Gott Sein Ziel erreichen soll, auf das Sein Herz ausgerichtet ist: Ein Volk, obwohl es nur der zehnte Teil, ein Überrest, ist, ein Volk, das Sein Herzensverlangen beantwortet und Ihn bezüglich des Vollen Vorsatzes Seines Willens zufrieden stellt. Damit Er dies bekommt, muss ein Sehen stattfinden, und das Eine, das gesehen werden muss, das den ganzen Rest besorgen wird, ist dies, dass wir den Herrn sehen. Und den Herrn zu sehen, wie dies hier deutlich wird, bedeutet, Heiligkeit zu sehen; und wenn wir Heiligkeit sehen, dann sehen wir auch Aussatz, wo wir ihn nie erwartet hätten, in uns selbst und in andern. Wenn wir den Herrn gesehen haben, dann sehen wir auch den wahren Zustand der Dinge in uns selbst und in denen um uns herum, sogar im Volk des Herrn (als Ganzes). Den Herrn zu sehen tut uns Not, damit wir uns auf dem Weg zu dem Ziel befinden, auf das hin Er drängt. «Ich sah den Herrn»; «meine Augen haben gesehen» . Was ist das Resultat? Nun es ist dies, dass wir über uns selbst Offenbarung empfangen, und es bedeutet auch eine Offenbarung des geistlichen Zustandes rund um uns herum. Wenn wir den Herrn gesehen haben, rufen wir: «Weh mir, ich vergehe!»Wenn ihr das Wort «Ich vergehe» genauer anschaut, dann stellt ihr fest, dass es ganz einfach dies meint (und dies meint es mit Sicherheit): Ich habe den Tod verdient. Das ist genau die Bedeutung des hebräischen Wortes hier: «des Todes würdig». Ich bin des Todes würdig! Ihr und ich, wir werden die Notwendigkeit unser Einssein mit Christus in Seinem Tod sehen, wenn unsere Augen geöffnet worden sind, um den Herrn zu sehen: zu sehen, dass es dafür nichts anderes gibt, es ist der einzige Weg. Nun, das ist nicht bloßes Gerede, das sind nicht nur Worte und Ideen. Was ich möchte, dass wir sehen, ist dies, diese eine Sache, dass das Werk des Geistes Gottes in uns, durch das unsere Augen geöffnet werden, so dass wir den Herrn sehen, zu dem Ergebnis führen wird, dass wir das Gefühl bekommen, dass das Einzige, was uns übrig bleibt, ist, zu sterben, dass es das Beste für uns ist, wenn wir sterben, wenn wir an ein Ende kommen. Habt ihr das begriffen? Natürlich wird der Teufel auf diesem Boden mit uns spielen, wie er es schon bei vielen Leuten gemacht hat, wo er versuchte, sie dahin zu drängen, allem ein Ende zu bereiten, auf etwas, das der Geist Gottes tut, einzuwirken, es auf ihr eigens Konto zu lenken und dadurch eine Tragödie auszulösen. Wir wollen im geistlichen Bereich bleiben, und anerkennen, dass der Herr in uns zu Seiner Verherrlichung und für glorreiche Möglichkeiten wirkt, indem Er uns an den Punkt bringt, wo wir tief und schrecklich empfinden, dass es das Beste für uns ist, zu sterben. Dann hat Er uns in Übereinstimmung gebracht mit seiner eigenen Einschätzung von uns. Weh mir, ich bin verloren! – und der Herr hätte darauf sehr wohl sagen können: Ja, so ist es; ich habe das die ganze Zeit gewusst, aber ich hatte Schwierigkeiten, dir das beizubringen: du bist verloren. Nun gut, wenn ihr an diesen Punkt gelangt, dann habt ihr einen Ort erreicht, an dem wir anfangen können. Solange wir da sind, die ganze Zeit drängen, den Platz wie Usija besetzt halten, in den Tempel kommen, ins Haus Gottes, ins Heiligtum; geschäftig, aktiv; wir in uns selbst, so wie wir sind; solange wir den Tempel füllen, ist der Herr nicht imstande, irgend etwas zu tun. Er sagt: Schau, du musst hinaus gehen, und du wirst an einen Punkt gelangen müssen, wo du es von dir selbst aus eilig hast, hinauszukommen, weil du siehst, dass du aussätzig bist. Das wird dort von Usija ausgesagt. «Und auch er selbst beeilte sich hinauszukommen». Schließlich hatte er erkannt, dass dies kein Platz für ihn war. Wenn Gott uns an diesen Punkt gebracht hat – Ich bin verloren, das ist kein Ort für mich! – dann kann Er auf der positiven Seite beginnen, dann hat er einen freien Weg. Dieses Sehen ist eine furchtbare Sache, und doch ist es etwas sehr Notwendiges, und am Ende ist es sogar etwas sehr Glorreiches! Die Beauftragung kam in diesem Moment.

Der Grund für die notwendige Erfahrung

Ich möchte bloß noch dieses Eine hinzufügen. Könnt ihr sehen, wie notwendig es war, dass etwas wie dieses Jesaja widerfahren musste? Was sollte er nun tun? Sollte er eine große Erweckung ankündigen? Sollte er hinausgehen und dem Volk sagen: Alles ist in Ordnung, der Herr wird große Dinge tun: Kopf hoch, gleich wird ein großer Tag anbrechen? Nein, Gott macht das Herz dieses Volkes fett, Er verschließt ihre Ohren und ihre Augen! Das ist eine freudige Art von Arbeit. Worauf läuft das hinaus? Nun, seht ihr, der Herr kannte den Herzenszustand Seines Volkes. Er wusste sehr wohl, dass sie in Wirklichkeit gar nicht gerne sehen wollten. In der Tat, sie wollten gar nicht sehen. O, hätten sie wirklich sehen wollen, dann hätten sie eine vollständig andere Haltung eingenommen. Dann wären sie frei gewesen von allen Vorurteilen, von allem Misstrauen, von aller Kritik. Dann hätten sie sich bemüht und hätten sich erkundigt; sie hätten Anzeichen von Hunger und Verlangen gezeigt. Sie hätten Nachforschungen angestellt und hätten sich nicht so leicht von den Urteilen und der Kritik anderer Leute beeinflussen lassen. Doch Er wusste, dass sie in ihrem Herzen gar nicht sehen wollten, sie wollten gar nicht hören, was immer ihr darüber hättet sagen können. Und dieser Prophet wird später sagen: «Wer hat unserer Verkündigung geglaubt?» (Jes. 53,1). Der Herr wusste es, und Gericht kommt immer gemäß dem Herzenszustand eines Volkes. Wenn ihr nicht wollt, dann werdet ihr auch die Fähigkeit, zu wollen, verlieren. Wenn ihr nicht sehen wollt, werdet ihr die Fähigkeit, zu sehen, verlieren. Wenn ihr nicht hören wollt, dann verliert ihr auch die Fähigkeit zu hören. Gericht ist etwas Organisches, nichts Mechanisches. Es folgt der Linie unseres Lebens. Ihr sät eine Saat der Geneigtseins oder Nicht-Geneigtseins, und ihr werdet eine Ernte der Unfähigkeit einbringen, und einer der Effekte eines Offenbarungsdienstes ist es, das Geneigtsein oder Nicht-Geneigtsein eines Volkes bis zu ihrem eigenen Urteil heraus zu holen, und so könnt ihr feststellen, dass ein Offenbarungsdienst und ein entsprechendes Leben gewisse Leute nur noch härter machen. Der Herr weiß, dass es so ist. Nun, einen solchen Dienst weiterzuführen ist keine sehr angenehme Sache. Ihr müsst ein gekreuzigter Mensch sein, um dies tun zu können, ihr dürft kein persönliches Interesse verfolgen. Wenn ihr auf einen guten Ruf aus seid, auf Popularität, auf Erfolg, auf eine Gefolgschaft, dann ist es besser, nicht diesen Weg einzuschlagen, nicht zu viel zu sehen, dann ist es besser, überhaupt keinen Einblick in die Dinge zu haben; dann hieht ihr besser Scheuklappen an und bleibt ein unverbesserlicher Optimist. Wenn ihr aber den Weg von Gottes Vorsatz einschlagt, eines Volkes, das wirklich Seinen Gedanken entspricht, dann bedeutet dies, einen Weg zu gehen, der quer durch die Masse hindurchführt, die ihn nicht will, und die euch zu verstehen geben, dass sie das nicht wollen, und ihr zieht eine einsame Straße. Sie mögen glauben, sie hätten einen Grund, doch Tatsache ist, dass sie nicht hungrig und verzweifelt genug sind, auch nur nachzuforschen, auch nur der Sache aus erster Hand nachzugehen. Sie lassen sich durch die geringste Kritik an euch, an eurer Position, an eurem Dienst, leicht abdrängen, und ihr müsst euch mit den wenigen begnügen, mit der Handvoll, die wirklich weiter gehen wollen. Es ist der Preis der Vision, der Preis des Sehens. Jesaja musste ein gekreuzigter Mann sein, um einen solchen Dienst ausüben zu können, und wenn wir, ihr und ich, eine Stellung bei Gott einnehmen wollen, dann müssen auch wir dem gegenüber gekreuzigt sein, was in Usija war, dem Gieren nach einer Position. Nicht zufrieden mit dem Königtum, wollte er auch noch das Priestertum haben. Nein, mehr als das; nicht zufrieden mit dem Segen Gottes, musste er noch die Stelle Gottes einnehmen. Welch ein Kontrast ist das doch! – auf der einen Seite König Usija; auf der andern: «Meine Augen haben den König gesehen!» Könnt ihr dem folgen? Das geht ans Lebendige, es ist ungeheuerlich, aber o, ihr Lieben, es ist der Weg des vollen Verlangens und Gedankens des Herrn. Es ist ein einsamer und kostspieliger Weg, und der Zweck geht wirklich dahin, hervorzubringen, was Gott im Herzen Seines Volkes sieht, und um das tun zu können – und das bedeutet, dass wir für unsere Offenbarung, für unsere Vision, für unser Sehen leiden werden; wir müssen einen hohen Preis dafür bezahlen – um das tun zu können, müssen wir gut gekreuzigt sein, müssen wir an den Punkt gelangen, wo wir sagen: Wehe mir, ich bin verloren, ich verdiene den Tod, da gibt es nichts mehr als dass ich passe! Der Herr sagt dann: Das ist in Ordnung, das ist es, was ich will – dass du aufgibst; ich wollte schon, dass Usija aufgibt; dann hätte ich den Tempel füllen können. Usija ist das Ich, das ist der Mensch, wie er ist, und Gott bewohnt Sein Haus nicht zusammen mit dem Menschen; Er muss es vollständig ausfüllen.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.