von T. Austin-Sparks
Kapitel 7 - «Ein Leuchter, ganz aus Gold»
Wir wollen nun das vierte Kapitel von Sacharja aufschlagen, das auf bemerkenswerte Weise Zustände und göttliche Absichten in der Endzeit aufzeigt. Es gibt, wie wir sehen werden, darin auffällige Ähnlichkeiten mit Dingen, die in den ersten Kapiteln der Offenbarung erwähnt werden. Sein großer Wert liegt in der konzentrierten Präsentation des wesentlichen Dinge. Wenn ihr sie habt, habt ihr alles, was von Bedeutung ist.
Was zuerst ins Blickfeld tritt, ist
«Der Engel, der mit mir sprach» (Verse 1.4). Die Parallele dazu in der Offenbarung ist die Wendung, die siebenmal wiederholt wird (beachtet: sieben bedeutet geistliche Perfektion, Vollständigkeit): «was der Geist den Gemeinden sagt».
Der Herr hat am Ende etwas zu sagen. Das Buch der Offenbarung ist voller Stimmen. Es fängt an mit: «Ich drehte mich um, um die Stimme zu sehen» (1,12). Eine seltsame Art, etwas zu sagen! Hat je schon jemand eine Stimme gesehen? Es wird hier jedoch kein Fehler gemacht. Es steckt eine wesentliche Wirklichkeit in diesem scheinbaren Irrtum, wie wir gleich sehen werden. Uns wurde bekannt, dass viel aus diesem «Stimmen-Faktor» in der Bibel gemacht worden ist. So sehr es zutrifft, dass Gott sich selbst als Stimme und hörbar vernehmen lassen kann, indem er Menschen aufgreift und seine Gedanken durch sie zu artikulieren vermag, wie er es schon immer getan hat, möchten wir doch hervorheben, dass es sich in diesem Falle nicht um die Stimme eines Menschen handelt; tatsächlich geht es nicht einmal in erster Linie um die Stimme. Es geht darum, dass Gott etwas zu sagen hat, und zwar etwas sehr Wichtiges.
Die dringendste Frage, die zu diesem Zeitpunkt überhaupt gestellt werden kann, lautet:
Das auffälligste Merkmal unserer Zeit ist dieses, dass so wenige Stimmen eine klare Botschaft haben. Es besteht ein schmerzlicher Mangel an klaren Worten der Autorität an diese Zeit. Obwohl es sehr viele gute Prediger des Evangeliums gibt, und obwohl wir nicht ohne Champions der wesentlichen Wahrheiten des Glaubens sind, befinden wir uns in einer traurigen Notlage hinsichtlich eines Propheten mit seinem «So spricht der Herr», das er als einen Auftrag empfangen hat, der aus einer besonders züchtigenden Gemeinschaft mit Gott heraus geboren wurde.
Warum ist das so? Kann es nicht sein, dass so viele, die diesen Dienst hätten, so sehr zu einem Bestandteil eines Systems geworden sind: eines Systems, das die Prediger weithin auf eine solch professionelle Basis stellt, dass der Effekt davon der ist, dass das Predigen eine Frage von Nachfrage und Angebot wird; der Versorgung für die etablierte religiöse Ordnung und das Programm? Und das trifft nicht nur auf die Frage des Predigens zu, sondern auf die ganze Organisation und Aktivität des Christentums, wie wir es in seiner systematisierten Form heute vor uns haben. Es gibt nicht die Freiheit und innere Distanz, NUR dann zu sprechen, wenn «die Last des Wortes des Herrn» auf dem Propheten liegt, oder wenn er sagen kann: «Die Hand des Herrn ist auf mir». Die gegenwärtige Ordnung verlangt, dass ein Mann so und so oft spricht: daher MUSS er etwas bekommen, und diese Notwendigkeit bedeutet, dass wir entweder unsere Programme Gott darbieten und ihn bitten müssen, ihnen gerecht zu werden (was er nicht tun wird), oder aber dass der Prediger etwas FABRIZIEREN muss für die ständig wiederkehrende Begebenheit.
Dies ist ein bösartiges System, und es öffnet die Tür für viele gefährliche und verderbliche Einflüsse von dem, was vom Menschen und nicht von Gott kommt. Der ernsthafteste Aspekt dieser Lage der Dinge ist der, dass es auf Stimmen, Stimmen, Stimmen hinausläuft - auf ein GEWIRR von Stimmen - doch eben nicht auf die spezifische Stimme mit der spezifischen Äußerung Gottes an unsere Zeit. Allzu oft hat es den Effekt, dass die Menschen bloße hören und reden mit einem Blick darauf, irgend etwas zum Predigen, irgend ein Predigtthema zu bekommen; der Wert der Dinge wird dadurch bestimmt, inwiefern sie Themen suggerieren. Der Mann mag ein frommer Mann, und die Botschaft mag die Wahrheit sein, aber es gibt etwas, das mehr ist nur das - ist es DIE Botschaft, die sich auf den unmittelbar die Zeitlage betreffenden Vorsatz Gottes bezieht? Es gibt viele gute Menschen, die das von sich geben, was sie als die Wahrheit kennen und glauben, aber gleichzeitig gibt es viele von den Kindern des Herrn, die hungrig sind und nicht genährt werden.
Die Nahrungsfrage ist heute unter dem Volk des Herr sehr akut, und ein mehr oder weniger guter Dienst wird diese Not nicht beheben. Es besteht ein wachsendes Verlangen, zu wissen - und zwar abgesehen von bloßen Verallgemeinerungen der Wahrheit und des Dienstes - was das Wort des Herrn für jetzt ist, wo wir stehen, und was im göttlichen Vorsatz zu dieser gegenwärtigen Stunde gehört.
Dies bringt uns zur ersten Frage in unserem Kapitel zurück: Gott hat etwas zu sagen; aber es führt uns auch zum Nächsten: «Der Engel, der mit mir redete, kam zurück, weckte mich auf, wie ein Mann, der vom Schlaf aufgeweckt wird». Hier haben wir die Notwendigkeit, dass wir
In der Offenbarung heißt das: «Wer ein Ohr hat, der höre», und im Falle von Laodizea - welches das Ende repräsentiert - heißt es: «Ich rate dir, von mir Augensalbe zu kaufen... damit du sehend werdest» (Offenb. 3,18). «Ich wandte mich um, um die Stimme zu sehen, die mit mir redete», sagte Johannes. Gott spricht; Er hat etwas zu sagen; aber es braucht einen Geist der Weisheit und der Offenbarung, um ihn zu erkennen; «indem die Augen eures Herzens erleuchtet werden» (Eph. 1,17.18).
Geistliche Unterscheidung, Wahrnehmung, geistliches Verständnis und geistliche Erkenntnis sind allzu selten. Dafür mag es viele Gründe geben. Die Verwicklung mit dem Werk und seinen vielfältigen Anliegen; die Betriebsamkeit und Hetze des Lebens; der ruhelose Geist des Zeitalters: sie alle haben, mit einem unerschöpflichen Arsenal von religiösen Mitteln, die Tendenz, den inneren Ort des göttlichen Sprechens unwirksam oder funktionsuntüchtig zu machen. Vielleicht haben wir vergessen, dass die Bibel nicht nur eine Offenbarung IST, sondern auch eine Offenbarung ENTHÄLT, und dass ihr tieferer geistlicher Gehalt nur von denen erkannt und realisiert werden kann, deren Augen und Ohren geöffnet wurden; mit andern Worten, durch solche, die aufgewacht sind. Einige der treusten Diener des Herrn beschäftigen sich immer noch bloß mit dem Buchstaben des Wortes, mit den Inhalten von Büchern, wichtigen Begriffen, Themen, Gegenständen, Übersichten, Analysen, etc., und haben IM TIEFSTEN SINNE kein geistliches Verständnis der Dinge. (Das ist nicht als Kritik gedacht). Der Unterschied besteht so oft in einem Dienst am Verstand oder Kopf, und am Herzen und Geist. Ersterer wird früher oder später sowohl den Diener als auch diejenigen, den gedient wird, ermüden und auslaugen. Letzterer ist ein Dienst des Lebens für beide, und er ist in seiner Frische unerschöpflich.
Ob es am Anfang oder erst später geschieht, es ist der größte Tag in unserer Geschichte, von dem wir sagen können: «Es hat Gott gefallen... seinen Sohn IN mir zu offenbaren». «Ich empfing es nicht von Menschen... sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi» (Gal. 1,15.16;12). Das ist der Anfang davon, dass die Dinge zu einer inneren Realität werden, die zu entscheidenden Ergebnisse führen mag. Eines davon ist das, woran wir jetzt in besonderer Weise denken, nämlich, das Erwachen zum Erkennen, welches der Gedanke und das Verlangen Gottes zu einem gegebenen und besonderen Zeitpunkt ist. Eine solche Offenbarung - durch die Schrift - ist nichts Geringeres als revolutionär, und gewöhnlich kostspielig.
Möchte Gott es schenken, dass es diesmal eine angemessene Zahl von Leuten gibt, die wie die Söhne Issachars «Einsicht hatten in die Zeiten» (1. Chronik 12,33).
Wir gehen nur weiter und wollen sehen, was ins Blickfeld tritt, wenn das Instrument Gottes aufgewacht und imstande ist, die himmlische Anfrage zu beantworten: «Was siehst du?»
Jeder Dienst in der Schrift, der von Gott eingesetzt wurde, gründete darauf, dass jemand etwas GESEHEN hat. Der Test für eine göttliche Berufung findet sich in dieser Frage: «Was siehst du?» Und die Antwort, auf der Grundlage dessen, dass Gott etwas sehr Konkretes gezeigt hat, kann sehr wohl die Beglaubigungen liefern. Es geht nicht darum, die Predigt hinzubekommen oder die Zuhörerschaft zu gewinnen, sondern die zeitgemäße Wahrheit zu deklarieren, weil sie wie ein Feuer in den Knochen brennt. Es wäre eher sachdienlich als unsachgemäß, die Diener Gottes mit dieser Frage herauszufordern, bezogen auf die Zeit, in der sie leben, und bezogen auf das unmittelbare Anliegen gottes - «Was siehst du?»
Es besteht kein Zweifel darüber, dass das, was Gott die ganze Zeit als sein Ziel vor sich gesehen hat, «ein Leuchter ganz aus Gold» war, aber von Zeit zu Zeit bestand eine besondere Notwendigkeit, dass er das dem Volk wieder vor Augen führte, und besonders seinen Propheten. Das ist der Grund, weshalb er reagiert, und die Endzeit muss eine Erneuerung seiner Reaktion sehen.
Nun, ignorieren wir einmal die Tatsache, dass ein Unterschied besteht zwischen dem siebenarmigen Kerzenständer oder Leuchter des Alten Testamentes, und den sieben Leuchtern der Apokalypse; dann besteht eine Beziehung zwischen den beiden in Form eines gemeinsamen Prinzips. Dieses gemeinsame Prinzip ist dies, dass sie beide
repräsentieren.
Während jenes innerste Licht des Allerheiligsten - das Licht Christi in der Gegenwart Gottes - ungetrübt und unverletzt bleibt, gibt es etwas, das zwischen Himmel und Erde steht - das Heiligtum - wo das Zeugnis sowohl in Richtung auf Gott als auch auf den Menschen klar bewahrt werden muss. Diesbezüglich - anders als in Bezug auf das Allerheiligste - hat Gott sehr sorgfältige und konkrete Instruktionen und Anweisungen für seinen ständigen Unterhalt gegeben. Es ist ganz besonders eifersüchtig hinsichtlich seines Zeugnisses. So stellen wir fest, dass es hier, in diesem Bereich, so ist, dass das Gebetsleben (der Rauchopferaltar) und die Nährgemeinschaft (der Schaubrottisch) des Volkes Gottes ihren wahren Wert und ihre Bedeutung haben.
Die Anweisungen für die Herstellung des Leuchters in Exodus 25 und 37 sind voll höchster Bedeutung. Vor allem andern ist es das Material - «reines Gold». Wenn es eine SIEBENFACHE Fülle, Intensität und Ausdrucksstärke sein soll, was sich auf geistliche Vollständigkeit bezieht, dann muss er hervorragend für den göttlichen Vorsatz geeignet sein. Die Bedeutung des «ganz aus Gold» ist daher die, dass er
ist.
Vergewissert euch, dass ihr die ganze Kraft dieses Ausdrucks begreift: ein Instrument des Zeugnisses, das ganz für Gott da ist! Es gibt nur einen, der so völlig dem Sinn und Herzen Gottes gemäß ist - der Herr Jesus, und wenn die ganze Stiftshütte in jedem ihrer Teile zuerst von Gott kam und dann durchgehend Christus im Typus darstellte, dann spricht dieser Leuchter von einem Gefäß des Zeugnisses Gottes, in dem Jesus absolut und vollständig ist. Gott möchte alles Christus gemäß haben. Diese Tatsache beherrscht die ganze Offenbarung in der Schrift, von der Genesis bis zur Offenbarung. Sie wird im Alten Testament typologisch dargestellt und vorausgesagt. Sie wird in den Evangelium präsentiert, in der Apostelgeschichte demonstriert, in den Briefen definiert und in der Offenbarung vollendet. Doch welch tragische und herzzerbrechende Geschichte ist mit dieser Tatsache verbunden, und wie schwierig ist es immer gewesen, irgend etwas ganz Christus gemäß hinzukriegen.
In einem früheren Kapitel sahen wir Gottes Reaktion darauf in biblischen Zeiten, und wir deuteten an, dass er seit damals wieder und wieder so reagiert habe.
Die Reformation war eine solche Reaktion, und durch sie stellte er die große und grundlegende Wahrheit der Rechtfertigung durch Glauben wieder her; das versetzt Christus wieder an den absoluten Platz als Eckstein des Hauses Gottes. Es war eine große Sache, wenn auch sehr kostspielig. Doch allzu schnell zogen die Menschen es auf die Erde herab, und es entstand die «Protestantische Kirche»; ein Baum, in dessen Zweigen fast jede Art bekenntnismäßigen Vogels nisten kann. Der Protestantismus ist in keiner Weise ein Synonym für das, was vollständig Christus gemäß ist.
Seither lassen sich die Reaktionen des Herrn in vielen anderen Ereignissen erkennen.
Die mährischen Brüder wurden, durch große Kämpfe und Anfechtungen, dazu gebraucht, die große Wahrheit der Verantwortung der Gemeinde für das Zeugnis Jesu in allen Nationen zurückzugewinnen. Nicht die Verantwortung einer Missionsgesellschaft oder eines Zusatzes zur Gemeinde, sondern der Gemeinde selbst und direkt. Das war und ist vollständig Christus gemäß. Aber wieder haben menschliche Hände diese Bewegung zu einer «Kirche» umfunktioniert mit all den äußeren Elementen einer religiösen Ordnung. Es ist keine Frage, dass dadurch ein beträchtlicher geistlicher Verlust entstanden ist.
Eine weitere Reaktion Gottes lässt sich bei den Wesleys und bei Whitefield erkennen. Hier war es, zusätzlich zu einer machtvollen Zurückgewinnung einer seelen-rettenden Evangelisation, die Wiederherstellung der Lehre von der praktischen Heiligung. Das war alles großartig, solange die Werkzeuge am Leben waren; aber leider kamen wieder jene menschlichen Hände, und ein irdisches Organisieren zu einem System - die «Wesleyanische Kirche». Wir sind vollkommen sicher, dass Wesley das nicht gewollt hätte.
Dann, vor ungefähr hundert Jahren, trat das auf, was alle als eine Bewegung Gottes in der Gestalt der «Plymouth Brethren» anerkennen sollten. In diesem Zuge wurden verschiedene Kostbare Wiederentdeckungen gemacht. Dem Herrn Jesus wurde ein ausschließlicher Platz eingeräumt, was in jenen Tagen nicht üblich war, aber auch heute ist es nicht üblich. Die große Wahrheit hinsichtlich des Leibes Christi - der einen Gemeinde - wurde neu ins Blickfeld gerückt, nach vielleicht Jahrhunderten der Verdunkelung. Gott war darin, und er ist noch immer darin, doch der eifrigste Anhänger dieser Gemeinschaft ist sowohl bekümmert als auch beschämt, wenn er ihre Trennungen von heute ansehen muss. Ist es so, dass wieder Menschen eingeschleust wurden oder sich selbst eingeschlichen haben? Wurde dies, wie so viel anderes, in die bestimmenden Hände von Menschen genommen? Ist es dem subjektiven Werk des Kreuzes, durch welches der Mensch auf eine sehr tiefe Weise abgeschnitten wird, so dass der Heilige Geist regiert, nicht gelungen, hier angemessen angewandt und akzeptiert zu werden? Das sind Fragen, nicht Vorwürfe; wir versuchen, nicht destruktiv, sondern konstruktiv zu sprechen.
Es gab in den vergangenen 19 Jahrhunderten noch viel mehr solcher Reaktionen Gottes; wir benutzen diese bloß als Illustrationen. Es wird sich zeigen, dass jede frische Bewegung eine Weiterführung dessen ist, was in Sachen wiedergewonnener Wahrheit voraus gegangen ist: vom göttlichen Standpunkt aus war es eine Bewegung, die näher an die ursprünglichere Position herankam. Die große Frage, die sich nun sofort stellt, ist natürlich die: «Wird der Herr noch etwas Neues tun? Werden wir noch eine neue Reaktion in Richtung Seiner ersten Position kennen lernen? » Die einzige Antwort, die wir auf diese Frage geben können, ist die, dass, ob es nun irgend etwas von der Natur einer Bewegung gibt, die von der Allgemeinheit anerkannt wird, wir gewiss sind, dass es eine mehr oder weniger verborgene Bewegung auf Seiten des Geistes Gottes gibt, der durch eine vertiefte Unzufriedenheit mit den Dingen, wie sie sind, auf etwas hinarbeitet, das näher an den ursprünglichen Gedanken herankommt als das, was von Anfang an gewesen ist. Es wird etwas sein, dem Menschen nicht «beitreten» können, aber an dem nur diejenigen teilhaben werden, die von einer tiefen, inneren Übung angetrieben werden, so dass es zu einer Frage allgemeiner geistlicher Geburtswehen wird.
Was uns in der Vision Sacharjas als nächstes vorgeführt wird, was mehr als bloß jüdisch ist, sondern das die unausweichlich doppelte Anwendung einer alttestamentlichen Offenbarung hat, sind
Der Symbolismus hier ist uns vertraut. Zwei ist die Zahl des Zeugnisses oder des Zeugen. Bäume sind oft ein Symbol für den Menschen als Zeuge, oder für Menschen als Zeugen. Die Olive, wie es in diesem Kapitel offensichtlich wird, bezieht sich besonders auf das Öl. Die Position dieser beiden Bäume befindet sich auf je einer Seite des Leuchters. Aus dem Vers 14 erfahren wir, dass «dies die zwei Gesalbten (die Söhne des Öls) sind, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen».
Es besteht kein Zweifel darüber, dass die beiden Ölbäume zuerst und historisch gesehen Josua, den Hohenpriester, und Serubabel, den Gouverneur ins Blickfeld rücken. Das 3. Kapitel befasst sich mit dem einen, und das 4. mit dem andern. Der erste Diskurs betraf das Hohepriestertum und sein Dienst; der zweite (4,1) betrifft die Regierungsgeschäfte oder die Souveränität. Wenn man dies prophetisch interpretiert, bezieht sich dies auf den Herrn Jesus. Zuerst kommt sein hohepriesterliches Werk und seine Stellung in den Blick, und sie werden in Herrlichkeit eingesetzt; dann wird er selbst von Gott als Herrn und souveränes Haupt eingesetzt. Auf diese beiden Seiten seiner einen Person bezieht er stets die Bedeutung des Leuchters; das heißt, er definiert die Natur seiner Berufung und er versorgt ihn mit den nie versagenden Ressourcen für dieses Zeugnis. Er ist, wie wir gesagt haben, Christus gemäß konstituiert, und wird von ihm in der ganzen Fülle seiner Salbung am Leben erhalten.
Die göttliche Erklärung dafür lautet: «Das ist das Wort Jahwes an Serubabel, das sagt: «Nicht durch Herr, und nicht durch Macht, sondern durch meinen Geist, sagt der Herr der Heerscharen» (V. 6). Hier stoßen wir auf die zentrale Bedeutung der Vision hinsichtlich der Ausführung des Vorsatzes Gottes. Sie spricht für sich selbst. Seine klare Betonung geht darauf hinaus, dass dieses Instrument und dieses Zeugnis aufs Äußerste in den Händen des Heiligen Geistes sein muss. Nicht Macht, nicht Kraft, weder des Gehirns, noch des Willens, des Gefühls, der Organisation, der Maschinerie, eines Komitees, des Einflusses, der Reputation, der Zahl, des Namens, der Persönlichkeit, des Outfits, des Enthusiasmus, etc. sondern einzig und allein der Heilige Geist! Nichts wird in Wahrheit je - was immer auch oberflächliche Beobachter sagen mögen - irgend einer menschlichen Kraft oder Ressource zugeschrieben werden können; vielmehr werden alle, die ein bisschen geistliches Unterscheidungsvermögen haben, anerkennen müssen, dass seine Energie und seine Kraft göttlichen Ursprungs ist. Das wird auch durch seine Festigkeit und seine Ausdauer in intensiven Feuern der Opposition und des Antagonismus unter Beweis gestellt.
Hier wird dem Heiligen Geist erlaubt, zu regieren und zu befehlen, anzuweisen, zu erwählen und zu verwerfen, so wie in der Apostelgeschichte am Anfang. Um ein solches Instrument und ein solches Zeugnis zu bekommen, wird es nötig sein, dass auf revolutionäre Weise ganz neue Vorstellungen gefasst werden müssen. Es wird notwendig sein, zu erkennen, dass all jene Dinge, mit denen die Menschen gewohnt waren, als äußerst wichtige Faktoren im Werk des Herrn zu rechnen, überhaupt keine wichtigen Faktoren sind. Man wird einsehen müssen, dass Bildung, persönliche Fähigkeiten, Geschäftstüchtigkeit, weltliche Weisheit, Geld, etc. ALS SOLCHE nichts mit dem Werk des Heiligen Geistes und mit dem Christentum zu tun haben. Der Mag davon Gebrauch, sie beiziehen, und wenn sie an ihrem richtigen Platz gehalten werden, können sie ihm auch einen großen Dienst erweisen; doch sind sie sekundär, und er kann leicht auf sie verzichten. Es ist von unendlich viel größerer Bedeutung und von größerem Wert, dass die Menschen mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, und wenn eine Wahl getroffen werden muss, sollte dies stets die allerste Überlegung sein. Es gibt eine Weisheit, ein Urteil, eine Unterscheidung, ein Wissen, ein Verständnis durch den Heiligen Geist, die allein den Anforderung dessen genügen kann, das allein Gott gemäß sein soll.
So möchte der Herr als der Große Vermittler und als das souveräne Haupt sein Zeugnis vollständig in Übereinstimmung mit seiner eigenen Natur und seinem Sinn in der Fülle des Geistes seiner eigenen Salbung bewahren. Wenn die Dinge so sind, dann ist es nicht nötig, dass wir ungebührlich vom
unterdrückt werden. «Wer bist du, großer Berg? Vor Serubabel sollst du zur Ebene werden» (V. 7). Der Berg ist ein Sinnbild für die Anhäufung von Schwierigkeiten. Die Vollendung des Hauses Gottes wird nicht weniger mit Schwierigkeiten belastet sein als sein Anfang; doch wie damals, so werden auch am Ende, wo der Heilige Geist absoluter Herr ist, sich diese Schwierigkeiten eher als komplementär als etwas anderes erweisen. Die «vielen Widersacher» werden dann nur auf souveräne Weise dazu gebraucht werden, um die Vollendung des «ewigen Vorsatzes» zu fördern, statt zu behindern oder aufzuhalten.
«Die Hände Serubabels haben das Fundament dieses Hauses gelegt, seine Hände werden es auch vollenden» (V. 9). Der Größere Serubabel legte dieses Fundament an Pfingsten. Der Abschluss wird allein seinen Händen überlassen bleiben. Derselbe verherrlichte Herr Jesus wird «den Schlussstein hervorbringen unter dem Jubelruf: Gnade, Gnade mit ihm».
Dann wird für unsere Betrachtung in Form einer Befragung eine Sache präsentiert, die in der Tat sehr herausfordernd ist:
Der Tag kleiner Dinge«Wer hat den Tag kleiner Dinge verachtet?» (V. 10). Es gibt in diesen Tagen unter dem Volk Gottes eine ungesunde Lust nach großen Dingen. Nach dem, was Aufmerksamkeit auf sich lenkt; nach einer Demonstration, die einfängt, einer Erscheinungsweise, die beeindruckt. Große Namen, große Orte, große Titel, große Töne, große Bewegungen, große Sprünge! Wenn die Dimensionen nach menschlichen Standards groß sind, dann wird auch der Erfolg danach beurteilt.
Um das zu erlangen und zu erhalten, was die Anerkennung von vollständig göttlichen Faktoren bewahrt, hat es Gott stets für nötig gefunden, zu reduzieren. Endzeiten sind stets Tage kleiner Dinge: Seht das Zeugnis in der Offenbarung - es wird bloß durch diejenigen repräsentiert, die «überwinden». Großartig tun ist etwas Materielles oder Zeitliches. Größe ist geistlich und ewig. Allzu oft verachten Menschen - selbst Christen - das, wovon Gott entzückt ist. Die Bedeutung der Dinge, die Gott gemäß sind, wird so oft in einem «Obersaal» wahrgenommen, im Gegensatz zu der ganzen Stadt, doch muss sich letztlich die Stadt dem Obersaal beugen. Wenn der Herr mit den «Weltbeherrschern dieser Finsternis» verfuhr, machte er häufig einen Obersaal zu seinem Thronsaal.
«Diese sieben Augen Jahwes werden frohlocken, wenn sie das Senkblei in der Hand Serubabels sehen» (V. 10). Was ist das? Die sieben Augen symbolisieren die Vollkommenheit der geistlichen Sicht, die alles so erfasst, wie es ist. Das Senkblei ist das Mittel, wodurch krumme Dinge ans Licht gebracht und aufgedeckt werden. Wenn Jahwe den Herrn Jesus mit diesem Instrument in der Hand sieht, das so seinen eigenen Standard repräsentiert, durch den er all das korrigieren kann, das abgewichen ist, und all die unerwarteten Anleihen, Schwellungen, Winkelzüge und Gefahren von dem bloßstellt, was sich auf sein Haus bezieht; wenn er also dieses Instrument hat, durch das er offenbaren kann, wie sein Haus Christus gemäß gebaut werden soll - dann wird seine vollkommene geistliche Sicht frohlocken und befriedigt sein. Das ist es, was er benötigt. O dass wir doch für ihn ein solches Instrument sein möchten! Das wird kein populärer Dienst sein; es wird etwas kosten; aber es wird dem Herrn kostbar sein.
Wenn wir nun abschließen, lasst uns noch die Namen des Herrn in diesem Kapitel nennen. Der Vorsatz, der im Blickfeld steht, wird auf Jahwe bezogen - den Allmächtigen, Ewigen, Selbstgenügsamen (Vs. 6.10). Die Ausführung und die Hinlänglichkeit des Vorsatzes bezieht sich auf Jahwe-Zebaoth - den Herrn der Heerscharen (V. 6). Der Ort des Zeugnisses bezieht sich auf Adon - Meister, oder Herr (V. 14); das heißt, dem, dem es gehört, und der die Besitzrechte hat.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.