von T. Austin-Sparks
Kapitel 3 - Die neue Schale (Fortsetzung)
Wir haben das Gefühl zum Ausdruck gebracht, dass, auch wenn viele mit der Feststellung übereinstimmen würden, dass in unserer Zeit eine allgemeine Erneuerung des geistlichen Lebens dringend nötig ist, die Übereinstimmung nicht mehr so groß wäre, wenn wir sagen, dass eine «neue Schale» das ist, was besonders nötig sei, ein Werkzeug, das dem Sinn Gottes entspricht, einzig auf der Grundlage der Sympathie mit der Ordnung und den Erfordernissen des Heiligen Geistes. Würde man sich irgend eine neue, exklusive Körperschaft vorstellen; irgend eine auserwählte Gesellschaft; eine bilderstürmende Bewegung; irgend eine geistlich überlegene Klasse - dann wären solche reservierten Einwände gerechtfertigt, denn sie könnten zu Misstrauen, Angst, Besorgnis Anlass geben. Eine solche Einstellung könnte - obwohl völlig ungerechtfertigt, und das Fleisch und die Aktivität des Verderbers - des Widersachers - anzeigend, zu viel unnötigem Verlust führen, und sie könnte die Dinge dem Herrn noch schwieriger machen, als sie es ohnehin schon gewesen sind.
Nun, wir müssen die Tatsache anerkennen, dass in der Geschichte der göttlichen Reaktionen das Werkzeug stets eindeutig ein relatives, auf andere Dinge bezogenes war, nicht exklusiv und isoliert. Obwohl es vergleichsweise klein gewesen sein mag, war es repräsentativ und mit der ganzen Gemeinschaft der Erwählten verbunden.
Repräsentiert Esther ein Werkzeug, das «für eine Zeit wie diese» zum Thron gebracht wurde - angesichts eines satanischen Komplotts zur Tötung des Volkes Gottes und zur Auslöschung seines Zeugnisses vom Erdboden? Dann war ihr Leben und das Leben der ganzen Gruppe - obwohl sie sich in Gefangenschaft befanden und «aus dem Wege geräumt» waren - eins, wie bevorzugt und erhaben ihre Berufung auch immer gewesen sein mag. Sie war im Zeugnis involviert, und dies brachte sie in Geburtswehen hinsichtlich des ganzen auserwählten Geschlechts. Wir werden noch mehr über Esther zu sagen haben.
Dieselbe relative und repräsentative Funktion charakterisierte Daniel und seine Brüder. Sie nahmen den Zustand der ganzen gefangenen Nation auf ihr Herz, und sie begaben sich in das hinein, was wir eine stellvertretende Buße für die Sünden all ihrer Brüder nennen könnten. Sie selber waren die «Überwinder» jener Zeit, doch ihre ganze Erfahrung, Offenbarung und ihr Sieg stand in tiefer Beziehung zum Volk Gottes, wenn auch im Zustand des Abfalls.
Als Hiskia als Werkzeug diente, um den furchtbaren Götzendienst und die Bosheit abzuwenden, die durch Ahas einen solchen Höhepunkt erreicht hatten, richtete er als erstes ein Sündopfer «für ganz Israel» ein (2. Chronik 29,24); dann verschickte er Brief in ganz Israel, um es zum Passahfest nach Jerusalem zu rufen (30,1-10). Das verblüfft, wenn man bedenkt, dass Hiskia König von Juda, nicht von Israel, war; das Königreich war ja zerrissen, vollständig schismatisch, wobei Israel noch viel mehr dem Götzendienst verfallen war als Juda. Aber Hiskias Herz zog es zu allen hin, und er ließ nicht zu, das selbst der krasseste Götzendienst eine geistliche Preisgabe seiner so sehr irrenden und sündigenden Brüder verursachte.
Dieses Prinzip der Bezogenheit und der Repräsentation lässt sich durch das ganze Wort hindurch nachweisen, und es ist sehr wichtig. Es gibt nicht so etwas wie eine «Sektion» des Leibes Christi. «Der Leib ist einer», aber es gibt «Bänder» und Gelenke der Darreichung», die besondere relative und repräsentative Funktionen oder Dienste ausüben. Nicht alle Glieder mögen sich gleich guter Gesundheit, Entwicklung, Leben, Gemeinschaft erfreuen, aber sie sind deshalb nicht abgeschnitten. CHRISTUS WIRD NIE EINEN VERSTÜMMELTEN LEIB ZULASSEN.
Wir sind uns der Größe der Schwierigkeit und des Problems sehr wohl bewusst, mit dem wir hier konfrontiert werden. Gleichzeitig machen wir uns kühn daran, es zur Ehre des Herrn in Angriff zu nehmen. Wenn nur bestimmte Prinzipien anerkannt und fest eingesetzt werden, besteht Hoffnung auf eine Verbesserung, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Wir müssen nur an erster Stelle klar vor uns haben, dass es nur die wahrhaft neugeborenen Kinder Gottes sind, in denen etwas vom Geist vorhanden ist, die im Blickfeld stehen - nicht die breite Anhängerschaft der «Christenheit», oder das «organisierte» und traditionelle Christentum, die vermischte Volksmenge. Wie schlecht es auch immer um den geistlichen Zustand der ersteren stehen mag, sie dürfen nicht vom GEIST der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Das bedeutet nicht Gemeinschaft in einer bestimmten Arbeit oder mit etwas, das falsch ist, aber es bedeutet ernsthafte und liebende Besorgnis um ihre Wiederherstellung. Wie geduldig, fleißig und erfindungsreich hat doch manch ein Chirurg oder Arzt gearbeitet, um einen Verbindungspunkt zum Leben in einem Patienten zu finden, dessen Verfassung und Interesse praktisch nicht mehr wahrnehmbar war! Sollten wir weniger so handeln in diesem so viel größeren Kampf mit dem geistlichen Tod?
Doch der Hauptpunkt ist der: DER HERR BENÖTIGT EIN WERKZEUG, DAS ER IM FEUER ZUBEREITET HAT, UND DEM ER EINE BESONDERE ERKENNTNIS SEINER SELBST GESCHENKT HAT. Dieses Werkzeug muss dann auf einer besonders reinen Basis des Lebens in Gott stehen. Was immer der Rest tun mag, er wagt es nicht, ihnen die Führung zu entreißen. Seine Methoden, Mittel und Standards müssen solcherart sein, dass sie die weniger reifen Elemente abgeworfen haben. Für einige steht es als Gottes Senkblei da, um offenbar zu machen, was aus dem Lot geraten ist; was hinter dem Besten Gottes - oder zumindest hinter Gottes Besserem - zurücksteht; denn wer kann behaupten, Gottes Bestes erreicht zu haben? Ein viel größerer Preis muss von einem solchen Werkzeug bezahlt werden; und - wenn es geistlich konstituiert ist, indem die Dinge nicht nur verstandesmäßig aufgegriffen wurden - bleibt auch sehr wenig Raum für geistlichen Stolz übrig.
Nun, die Hauptschwierigkeit, wie die Geschichte gezeigt hat, ist die, herauszufinden, wie ein solcher Dienst realisiert werden soll, der durch die Erkenntnis des Herrn durch leiden konstituiert worden ist, und wie er auf das GANZE Volk Gottes bezogen werden kann, so dass eine Trennung im Geist, ein Schisma im Leib, Exklusivität und «Wasserdichtheit» vermieden werden kann. Es ist die leichteste Sache der Welt, sich an irgend einen Punkt zurückzuziehen und dann auf alle anderen hinabzublicken, als wolle man sagen: «Wir sind DAS Volk - ihr müsst zu uns kommen». Auf diese Weise wird der Herr sehr viel verlieren. Nein; selbst wenn in PRAKTISCHEN Dingen, um der Konsistenz willen, ein gewisser Rückzug nötig wird, besonders auch dort, wo Irrtum vorherrscht, so muss dennoch die Bewahrung dessen, was von Gott ist, im Geist fleißig angestrebt werden. Auch wenn es keine offizielle Verbindung mit dem geben darf, was falsch ist, kann und muss trotzdem ein Hinausgehen im Geist stattfinden, um die Tür offen zu halten für den «noch weit vortrefflicheren Weg».
Das nächste ist, die göttliche Bedeutung hinter der Erschaffung dieses Werkzeuges wahrzunehmen. Gewiss gibt es zwei Aspekte.
Zuerst einmal, etwas für sich selbst auf Erden zu haben, das sich dem, was er sich vorstellt, so nahe wie möglich kommt; dass es nicht wahr sein soll, dass es überhaupt nichts gibt, das auf echte Weise den Sinn des Herrn zum Ausdruck bringt. Dann wollte er ferner etwas haben, das für andere den Weg bahnt. So war es stets in den Kämpfen des Altertums. Die speziell trainierten und disziplinierten Truppen erzielten für die andern einen Durchbruch.
Zweitens, dass es etwas geben sollte, das dem Herrn seinen Standort liefert, auf den er hinarbeiten kann. Indem er das Gefühl eines Bedürfnisses in seinem Volk weckt und sie dadurch anleitet, so hat er etwas, das sein Mittel wird, mit dem er in geistlicher Erkenntnis dieses Bedürfnis stillen kann. Dass der Herr Hungrige zu solchen lenkt, die ihn durch besondere Behandlungen kennen gelernt haben, ist ein Prinzip, das man im göttlichen Bericht nicht weit suchen muss. Wir erinnern uns, wie Kornelius in Verbindung mit Petrus gebracht wurde (Apg. 10), Apollos mit Aquila und Priscilla (Apg. 18), und so weiter. Es gibt so etwas wie die Erwählung zu einem besonderen Dienst, und es sollte eine gegenseitige Anerkennung dafür geben. Als der Herr Jesus Petrus, Jakobus und Johannes tiefer in die inneren Aktivitäten und Offenbarungen seines Lebens einbezog, besonders oben auf dem Berg der Verklärung, machte er sich im Prinzip nicht der Tat eines Schismas im Leib schuldig. Was die andern dabei dachten oder fühlten, wissen wir nicht, doch auf die längere Sicht wissen wir, dass der Dienst im Blickfeld stand, nicht persönliche Bevorzugung, er machte aus ihnen nicht eine besonders privilegierte und abgesonderte Gruppe. Ein großes Bedürfnis kam auf sie zu, und das war seine Methode, für dieses Bedürfnis, das eines Tages entstehen würde, Vorsorge zu treffen.
Die Wertschätzung dessen, was er tat und was sie wussten musste warten, bis dieses Bedürfnis auftrat. Es wird nie eine Wertschätzung von besonderen Ressourcen geben ohne ein bewusstes Bedürfnis, doch ein solches Bedürfnis wird Gottes Methoden rechtfertigen und beweisen, dass seine Weisheit vernünftig ist. Gott hatte seit Anfang der Welt seinen Fluchtweg bereit, bevor das Feuer ausbrach - sein Rettungsboot vor dem Wrack - seinen Vorrat vor der Hungersnot - sein Kreuz vor dem Fluch. Seine besondere Art bei einigen ereignete sich im Blick auf eine kommende Not, die ihnen zu einem besonderen Dienst verhalf. Es gibt solche, die sich auf einer allgemeinen Basis der Aktivität mit dem Herrn da draußen befinden, die ständig in einem fortgesetzten Strom guter Werke vorangehen. Aber es gibt auch solche, die abgeschnitten sind von irgend etwas Großem, das Maß betreffend, und die für das aufbewahrt bleiben, was die andern nicht tun können; geringer im Umfang, doch vielleicht von unverzichtbarem Wert und Dienst im Notfall, und über den allgemein erreichten Punkt hinaus. Die letzteren müssen geduldige die rechte Zeit abwarten, doch wenn ihre Zeit dann kommt, ist es IHRE Zeit im Herrn, und niemand sonst kann ihre Arbeit verrichten.
Lasst uns zu unserem Hauptprinzip zurück kehren, nämlich, dass ÜBERRESTE RELATIV SIND - Die Überreste, von denen wir in unserem ersten Kapitel sprachen, waren nicht etwas in sich selbst Schlüssiges. Manchmal wird von einem Überrest von wenigen Stämmen als von «ganz Israel» gesprochen, was ihren repräsentativen Charakter zeigt. Während zunächst die Bewegung eine Sache von nur vergleichsweise wenigen war, gab es von Zeit zu Zeit ein Tröpfeln, das ihnen folgte, als ob es das wäre, wohin dieses Tröpfeln führen sollte. Der Überrest war nicht in sich selbst schlüssig (d.h. er wies über sich selbst hinaus auf ein Ganzes).
Wir müssen die Tatsache klar und stark vor uns haben, dass, auch wenn der Herr sein Zeugnis aufrechterhalten haben soll, auch wenn er möchte, dass sein Volk in die Fülle des Lichts und der Wahrheit eintritt, auch wenn klar und deutlich verschiedene Gruppen seines Volkes im Himmel ausgemacht werden können, sowohl hinsichtlich der Zeit als auch der Position, das Hauptcharakteristikum für eine Gruppe, die «ein Überrest» oder «Überwinder» genannt werden möchte, das einer Berufung sein muss: das heißt, sie stehen in einer berufungsmäßigen Beziehung zu allen anderen wiedergeborenen Kindern Gottes. Es ist etwas, das sie berufen sind, zu sein und zu tun, etwas, das für den Rest Vorbereitungscharakter hat. Sie müssen, unter anderem, «bewaffnet vor ihren Brüdern her hinüberschreiten» (Deut. 3,18), einen Weg bahnen und den ersten Schock geistlichen Antagonismus zu ertragen.
Nun, bevor wir die Natur dieses Werkzeugs definieren, wollen wir noch etwas mehr zu dieser Angelegenheit der Gemeinschaft sagen. Wir haben zwei Dinge erkannt, nämlich, dass die Gemeinschaft begrenzt ist durch das Maß an Leben und Geist, und dass, um eine vollere Gemeinschaft zu ermöglichen, ein Fortschritt im Leben des Geistes vorliegen muss. Und dann dass, insofern jedes wahre Kind Gottes ETWAS von ihm selbst in sich hat, man darum besorgt und fleißig bestrebt sein sollte, dies zu entdecken, auszugraben und zu nähren. Wir müssen nun dafür sorgen, dass, ganz gleich, wie sehr wir bestrebt sind, den Herrn zu suchen, dass ein ECHTER AUFBAU des Leibes nur auf der Grundlage von Gemeinschaft und Liebe möglich ist.
Eines der vielleicht BEDEUTSAMSTEN Dinge für alle, denen «seine (Satans) Absichten nicht unbekannt» sind, ist dies, dass es nie eine besonders geistliche Bewegung Gottes auf Erden gegeben hat, die dazu bestimmt war, ihm auf eine besonders nützliche Weise zu dienen, die nicht Satans Feindschaft dagegen manifestiert hat in Form von Trennung, Schismen, Uneinigkeit, Teilung, und dem Auseinanderbrechen der Gemeinschaft. Und wie oft wurde der eigentliche Stachel und das Stigma durch eine vorgetäuschte Liebe ungebrochen erhalten und bewahrt, wenn die getrennten Parteien in den Dingen Gottes untereinander keine Verbindung mehr haben durften. Die Liebe, das wollen wir noch einmal mit Nachdruck sagen, ist dem Volk des Herrn «allen Menschen» gegenüber auferlegt, ob sie «zum Haushalt» gehören oder nicht (Gal. 6,10), doch Gemeinschaft ist etwas mehr. Es sind die geistlichsten Dinge, die den größten Schock in dieser Angelegenheit erleiden, und wiederum sagen wir, dies trage seine eigene satanische Bedeutung in sich.
Die Methoden des Feindes sind zahllos, seine «Schliche» für menschliche Weisheit undurchschaubar. Die Andeutung eines Misstrauens, wenn sie Aufnahme findet, genügt, um das Werk Gottes und den geistlichen Fortschritt vollständig zu lähmen. Hege einen Zweifel, und du bist erledigt. Es hat nie eine Zeit gegeben, da eine konkrete geistliche Arbeit mehr durch Misstrauen bedroht wurde als jetzt. Es scheint, dass die Hölle voll damit beschäftigt ist, Rauch, Wolken, Dämpfe, Nebel von Misstrauen, Fragen, Vorbehalte aufzubringen, um es mit Ungewissheit, Mystifizierung, Vorurteilen, Angst, Diskreditierung, Misstrauen, Distanz zu infizieren. In den himmlischen Regionen wird dies vor allem registriert; d.h. in den höheren Bereichen geistlicher Dinge. Es ist eine ATMOSPHÄRE, und sie ist überall. Ihr spürt sie, wohin ihr auch geht. An bestimmten Orten ist sie erstickend - es existiert kein reiner Hauch des Geistes, und ein Wort des Lebens wird beinahe abgewürgt.
Natürlich ist das nichts Neues, obwohl es jetzt sehr intensiviert auftritt. Das Neue Testament ist voll davon. Der Herr Jesus begegnete ihm - nicht im geistlichen Volk, bloß im religiösen. Johannes hatte damit zu tun. Paulus stieß in allen Richtungen darauf. Es umkreiste seine Person, seine Methoden, seinen Charakter und seine Botschaft. Selbst einige Glieder der Muttergemeinde in Jerusalem offenbarten Misstrauen und einen Mangel an Herzlichkeit ihm gegenüber. Dass Paulus das Gesetz beiseite setzte, schien ihnen zum Beispiel weit über den Herrn hinaus zu gehen, der es nicht öffentlich aufgehoben hatte. Dann kam Paulus auf «Visionen und Offenbarungen» zu sprechen (2. Kor. 12,1), doch sie behaupteten, diese seien zweifelhafter Natur, oder, sie würden höchstens dazu dienen, seine persönlichen Überzeugungen zu untermauern. Wiederum appellierten Paulus und seine Gegner an das Alte Testament, doch der Buchstabe des Alten Testaments schien zweifellos den Buchstabengläubigen Recht zu geben, und sein Versuch, «in die alte Offenbarung neue Bedeutungen hinein zu lesen», kam ihnen als bloße Klugheit vor. Sie betrachteten diese als blanke Verleugnung des göttlichen Wortes. Für sie sah es ganz so aus, als würde er der Bibel keinen Glauben schenken. Sie betrachteten seine «Neuerungen» als moralisch gefährlich.
Natürlich sollte dies in der SUBSTANZ heute keine Parallele haben, aber im Geist hat es eine. Es wurde der Schrift, sei das Neue Testament abgeschlossen wurde, nichts durch Offenbarung hinzu gefügt, aber es gibt vieles, das in ihm durch die Erleuchtung des Geistes erkannt werden muss. Es gibt keine neue Bedeutung, doch gibt es viele neue ANERKENNUNG der (vorhandenen) Bedeutung.
Ursachen und VorsichtsmaßnahmenEs geht nicht darum, dass es nie eine Absenz von diesem satanischen Unternehmen des Einräucherns geben könnte, um die Gemeinschaft zu zerstören, sondern - welche Einstellung sollten wir in solchen Umständen haben?
Es wäre sinnlos, sich mit den sekundären Ursachen abzugeben. Manchmal ist der Grund für den Erfolg des Widersachers, sei es in uns selbst oder in denen, die «sich selbst widersprechen», ist der, dass wir in gewisser Hinsicht in einer gewissen Nähe zum Fleisch und zum natürlichen Menschen leben. Irgend ein geheimer Stolz mag Eifersucht, Kritik, Begierde, Verletzlichkeit, Angst vor Verlust, Selbstmitleid, Vergleiche hervorrufen, oder auch den Wunsch, sich außerhalb des Problemfeldes zu begeben. Manchmal ist es auch Unreife; manchmal unvollständiges Wissen oder Verstehen; «indem wir etwas verzerrt sehen wie in einem Spiegel». Aber es gibt auch schlimmere Dinge als diese; dann gibt es wiederum Dinge, die bloß in der Einbildung existieren, oder solche, die bloß als echt gelten, weil sie denen, die sie registrieren, wahr vorkommen. Mit andern Worten: Der Feind kann Situationen herbeiführen, die in sich völlig falsch sind - sie haben in der TATSACHENWELT keinerlei Grundlage. Es sind Phantome - aber wie furchtbar real können doch Phantome sein!
Wie begegnen wir all dem? Es scheint so hoffnungslos, und es könnte uns wirklich zu einem Ultra-Individualismus verleiten. Wir wollen die Hoffnung so lange nicht aufgeben, bis wir den Ermahnungen Folge geleistet haben: «Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren!» (Eph. 4,3), und: «Prüft alles!» (1. Thess. 5,21). Der letzte Test wird natürlich der sein: Ist der Herr im Segen anwesend? Wenn ja - sofern wir geistliches Unterscheidungsvermögen besitzen - dann sollten wir bis zu diesem Punkt gegen keinerlei Gemeinschaft weder opponieren noch uns ihr verweigern.
Doch bevor wir so allgemein werden, haben wir vielleicht eine Pflicht, die uns etwas mehr kostet.
Wenn wir sehen, wie groß die Sache ist, um die es da ging - um nichts Geringeres nämlich als die Gegenwart und den Dienst des Heiligen Geistes - hätten Aquila und Priscilla leicht Apollos Irrtum vorwerfen können, er liege völlig falsch und ihm fehle ja das Entscheidend, und ihn und die Gemeinde, deren «Pastor» er war, verlassen können. Doch sie sahen zwar den Mangel, nahmen sich seiner jedoch in einem demütigen Geist an und halfen ihm, die Dinge klar zu sehen (Apg. 18,24-28). Danach folgt ein feiner Bericht über diesen Mann. Es hätte so leicht zu einem Bruch und einem großen Verlust führen können.
Wir müssen uns dessen stets sicher sein, dass diejenigen, die in unseren Augen falsch zu liegen scheinen, wirklich nicht imstande sind, sich in den Dingen helfen zu lassen, die für die Gemeinschaft absolut entscheidend sind. Was haben wir in dieser Sache getan und was werden wir tun? Den Entschluss zu fassen, diejenigen, von denen wir uns unterscheiden, zu verlassen und diesen auch gleich auszuführen, ist eine konkrete Verletzung einer biblischen Methode und Anweisung. Das bedeutet für den Herrn oft einen großen Verlust, dabei hätte es ein großer Gewinn werden können. Vom Wort her scheint es so zu sein, dass die Gründe für eine Trennung, WENN ER EINMAL AUFGERICHTET WORDEN IST, sich auf eine ganz kleine Zahl reduziert hat, wobei diese natürlich alle andern an Bedeutung übertreffen. Das sind: Die Leugnung der Person Christi, dass er wirklich Gott ist, der im Fleische gekommen ist (2. Joh. 7,10); die Leugnung der Notwendigkeit und der Genügsamkeit seines Todes zur Versöhnung der Menschen mit Gott (Gal. 1,6-9); das Praktizieren von moralisch Verwerflichem (1. Kor. 5,9); die Missachtung des gemeinsam gefällten Urteils der gesamten Versammlung ein Angelegenheiten des Fehlverhaltens (Mt. 18,17); und schließlich die Weigerung, die Autorität der Apostel und deren Schriften im Hause Gottes zu akzeptieren (2. Thess. 3,14-15). Alles übrige ist in diesen inbegriffen.
Es scheint nötig zu sein, hier nochmals zu sagen, was wir schon früher angesprochen haben, dass wir uns nicht mit der Frage der Kooperation mit zweifelhaften Methoden und auf einer ungeistlichen Basis befassen, auch nicht mit Kompromissen bezüglich der Wahrheit. In diesen Dingen wird es immer eine Trennung geben müssen. Uns geht es um den GEIST der Gemeinschaft - dass wir uns nicht abschließen dürfen, als wären wir etwas Besonderes und über die anderen erhaben. Viele von uns wissen wohl von Zeiten, wo unser Leben keineswegs bezüglich seiner Geistlichkeit hervorragend war , und wo wir vieles dem Geist der Gemeinschaft von Seiten anderer verdanken. Und wenn wir das Gefühl haben sollten, durch die Barmherzigkeit Gottes etwas mehr empfangen zu haben als andere, sollte wir anderen zu Hilfe kommen, sie zu gewinnen versuchen und sie zu hegen und zu pflegen. Vor allem aber müssen wir unsere Herzen offen und unseren Geist rein erhalten. Es besteht die furchtbare Möglichkeit, an einen fixen Punkt zu gelangen, wo uns niemand mehr belehren kann, wir aber glauben, andere belehren zu müssen - dass sie diejenigen sind, die nicht mit dem Herrn vorangehen. Das ist für die Gemeinschaft äußerst fatal.
Nun müssen wir dieses Kapitel abschließen, und zwar mit einer wichtigen Mahnung. Ein großer Schutz und eine Sicherung für die Gemeinschaft, ohne dies es keinen Aufbau und keinen Fortschritt im Hause Gottes gibt, ist es, zu ERKENNEN und stets im Gedächtnis zu behalten, dass die Meistertaktik des Feindes darin besteht, irgendwie, durch alle möglichen Tricks, zwischen das Volk Gottes zu fahren und Beschwernisse und Brüche zu verursachen. Unser «Fleiß» muss sich in der Richtung bewegen, «alles zu prüfen»; sich den Meinungen und Urteilen von andern zu verweigern - auch den höchst geistlichen; nicht auf Geschwätz und Kritik zu hören; sich nicht nach dem Augenschein zu richten; und stets einen sehr engen Wandel mit dem Geist zu pflegen und in allen Dingen auf ihn zu hören.
Wenn die Schrift sagt, wir sollten «alles prüfen», sollten wir dies besonders auf die Dinge anwenden, die den bösen Mächten in ihrer Propaganda und ihrem Misstrauen helfen könnten, Trennungen zu verursachen.
Wir sollten prüfen, ob unser Urteil über Personen und Dinge absolut richtig ist. Wir sollten prüfen, ob die Dinge, die durch Wort oder Schrift durch jemand geäußert werden, dem entspricht, was wir wollten, dass sie bedeuten sollten, oder ob sie nicht etwas bedeuten, was wir nicht gemeint haben.
Wir sollten prüfen, ob eine Person, zu der wir eine Frage haben, dafür offen ist, vom Wort Gottes her Hilfe zu empfangen, um die Dinge anders oder besser zu sehen, als sie sie jetzt sieht.
Wir sollten prüfen, ob die Liebe wirklich keinen Einfluss auf solche hat, und ob es erwiesen ist, dass der Betreffende bigott, stolz und unnahbar ist.
Haben wir diese Richtung eingeschlagen, oder beeilen wir uns, durch offene Angriffe oder durch das Verbreiten von Misstrauen zu zerstören?
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.