von T. Austin-Sparks
Schriftlesung: 2. Könige 2,19-22; Apg. 1,2; Markus 9,50
Wenn man die obigen Abschnitte zusammen liest, kann man erkennen, dass sie durch ein gemeinsames Band zusammengebunden sind; nämlich durch das Salz, und was es bedeutet. Durch die ganze Schrift hindurch steht das Salz für Wiederherstellung, Bewahrung und Dauerhaftigkeit.
Im ersten erwähnten Abschnitt haben wir die Wasser von Jericho, denen ein gewisser Bestandteil fehlte, was dazu führte, dass die Bäume die Früchte verloren; die Früchte fielen, bevor sie reiften. Nichts erreichte das beabsichtigte Ende; nichts erfüllte das, was es versprach. Alles blieb hinter seiner Bestimmung zurück. So erwies sich die Mühe als vergeblich, und alle Schwerarbeit endete mit einer herzzerbrechenden Enttäuschung. Da war das Feld, da waren die Bäume, da war Wasser, da waren die Arbeiter, da war viel Energie, da waren lauter gute Motive. Und doch kam nichts vollständig und endgültig zum Abschluss; alles blieb irgendwo vorzeitig stehen. Es kam nichts zur Reife, nichts war befriedigend, nichts rechtfertigte all die Verausgabung und Mühe. Irgend eine entscheidende Eigenschaft fehlte, und dieses Fehlen machte alles übrige in Bezug auf das endgültige Ergebnis unnütz. Wie verschieden war dies doch von dem Baum, der an Wasserströmen gepflanzt wurde, und der zur rechten Zeit seine Frucht brachte, wie er in Psalm 1,3 erwähnt wird!
Nun, auch wenn das «Salz» die entscheidende und allerwichtigste Sache ist, wollen wir im Augenblick eher von der Schale reden. Apg. 2 rückt zweifellos das Salz ins Blickfeld, doch Apg. 1 geht dem voraus. Zuerst wird unsere Aufmerksamkeit auf Elisas Forderung nach einer neuen Schale gelenkt. (In diesem Abschnitt meinte das Wort «Schale» möglicherweise eine kleine Pfanne oder Platte; das Wort bezieht Micha auf die «Pfannen» von 2. Chronik 35,13. In anderen alttestamentlichen Abschnitten ist wohl eher an eine Flasche gedacht). Warum überhaupt ein Gefäß benutzen? Warum nicht einfach eine Handvoll nehmen? Und dann, warum eine NEUE Schale? Warum tut es nicht irgend eine Schale? Nun, genau das ist der springende Punkt. Für eine Arbeit wie diese muss ein spezielles Gefäß hervorgebracht und ausgesondert werden. Welches ist die Natur des Werkes, das getan werden soll? Was für eine Situation muss denn behandelt werden? Letzten Endes ist es der Verlust oder die Abwesenheit von einem ganz deutlichen ETWAS. Es ist der Mangel im Hinblick auf eine gewisse Klarheit. Alles andere als genau DAS ist vorhanden.
Das moderne geistliche Gegenstück dazu ist dies, dass, was die wahre Bedeutung, das Leben und den geistlichen Vorsatz betrifft, die Dinge sich zu einer Unbestimmtheit, zu einer Vagheit, zu einer Ungewissheit, zu einer Zweideutigkeit entwickelt haben. Die ursprüngliche Bedeutung der Dinge ist nicht mehr vorhanden. Die Dinge, die gesagt und getan werden, bedeuten nicht mehr das, was sie zuerst bedeuteten. Begriffe wurden auf das angewandt und von dem benutzt, was im Bereich ihrer ursprünglichen göttlichen Anwendung nicht erlaubt war. Die Bedeutung hat sich geändert, und die Tragödie besteht darin, dass so viele mit der Form weitergegangen sind, und nicht merken, dass die Kraft nicht mehr da ist.
Wenn wir die Apostelgeschichte als Modell nehmen und die Briefe als die Offenbarung der Wahrheit, von der der Herr beabsichtigte, dass sie die bleibende Basis dessen sein soll, was in der Apostelgeschichte ins Dasein trat, sind wir ganz einfach beeindruckt durch die Gegenwart eines gewissen Etwas, das damals alles sehr lebendig und außerordentlich machte. Ob nun im Blick auf das, was den Einzelnen persönlich betraf, sei dies Errettung, Dienst oder auch Leiden, oder was sich gemeinschaftlich auswirkte, die Gemeinschaft und die Praxis, es gibt nur einen Satz, der die Wirkung dieses großen Etwas zum Ausdruck bringt: Es ist AUFERSTEHUNGSLEBEN - es gibt kaum ein Kapitel in diesem Buch, das nicht, wenn ihr es zu Ende gelesen habt, euch zu dem spontanen Ausruf provoziert: «Das ist Leben!»
Nun aber, ohne weitere Verzögerung - was war es, das diese Atmosphäre und diesen Geist des Lebens hervorbrachte? Was war es, das alles so wunderbar machte für alle, die es betraf? Dazu gibt es nur eine Antwort: Es war
Der Herr Jesus war verherrlicht, und der Heilige Geist war als der Geist des verherrlichten herrn zurückgekommen, um ihn auf der Erde zu verherrlichen (Joh. 16).
Ging es um die Errettung? Nun, es ging nicht um die Errettung als solche. Es ging nicht darum, einfach GERETTET ZU SEIN, weder von etwas oder zu etwas hin, sondern es ging um den ERRETTER. Die Botschaft von der Errettung konzentrierte sich ganz auf das, wer der Herr Jesus war. Seht auf die Verkündigung. «Und sie hörten nicht auf... das Evangelium von Jesus, dem Christus, zu verkündigen» (Apg. 5,42). Findet in der Apostelgeschichte irgendwo eine Rede, die «durch und durch ging», und ihr werdet feststellen, dass es sich dabei nicht um eine Abhandlung über evangelikale Theologie handelt, sondern um eine Präsentation des verherrlichten Herrn Jesus. Es war Christus gekreuzigt, es war Christus, nicht tot, sondern auferweckt und verherrlicht. Betrachtet die Ansprache von Pfingsten (Apg. 2,32.33.36). Achtet auf die Worte an den Lahmen und die darauf folgende Ansprache im Tempel (Kap. 3). Hört auf die Worte, die im Kapitel 4 an den Hohen Rat gerichtet werden. Ob es sich um Einzelne oder um Gruppen handelte, es ist stets der Herr Jesus, des voll im Blickfeld steht.
Dasselbe gilt für die Angelegenheit des Dienstes. In der Apostelgeschichte ist der Dienst nie ein Anhängsel an die Errettung, etwas als eine zusätzliche Überlegung. Eine der auffallendsten Auslassungen in diesem Bericht ist das Fehlen jeglicher Ermahnungen und jeden Drängens zur Verbreitung des Evangeliums. Der Dienst ist hier nie das Ergebnis von Organisation oder speziellen Ermahnungen oder Appellen. Er geschieht frei, spontan, fleißig, «natürlich». Er wird nicht von außen gefordert. Er geschieht nicht aufgrund eines Appells an das Pflichtbewusstsein oder an eine besondere Verpflichtung. Es war nicht etwas Besonderes, sowohl im Blick auf die Verbindung als auch auf die Zeit. Er geschah jederzeit, an jedem Ort, unter allen Umständen: ein ununterdrückbares Zeugnis und Proklamation in der Öffentlichkeit oder auch im persönlichen Gespräch. «Da entstand ... eine große Verfolgung ... und sie wurden weitherum verstreut... Diejenigen nun, die zerstreut worden waren, zogen umher und verkündigten das Wort des Evangeliums» (Apg. 8,1.4). «reisten herum... redeten das Wort... verkündigten den Herrn Jesus» (11,19.20). Was war es, das dies möglich machte und hervorbrachte? Es war die Tatsache, dass der Heilige Geist den Herrn Jesus in ihren Herzen verherrlichte! Er - der Verherrlichte - war für sie so real, und das Wunder dessen, wer er - «Jesus von Nazareth», der Gekreuzigte - wirklich war, so wie er ihnen gegenüber und in ihrem Innern geoffenbart und manifestiert worden war, war so groß, dass sogar diese «neuen Schläuche» fanden, dass wenn sie diesen neuen Wein nicht heraus ließen, er sie zerbersten würde.
Und was auf die Angelegenheit der Errettung und des Dienstes zutraf, war auch das Geheimnis ihrer Fähigkeit, zu leiden. Es besteht kein Zweifel darüber, dass es in jenen Tagen sehr viel kostete, sich auf die Seite des «Nazareners» zu stellen - zumindest unter Menschen; aber sich auf die Seite des «Sohnes Gottes» zu stellen, war etwas, das die Hölle provozierte. Wenn man alles zusammen nimmt, gibt es einiges im Bericht, das auf ein solches Leiden hinweist; aber es wurde in einem Geist des «Frohlockens» angenommen (Apg. 5,41). Alles schien sich im Geist von Hebräer 10,34 zu bewegen: «ihr hattet ... den Raub eurer Güter mit Freuden hingenommen», oder: «indem ihr das Wort unter viel Bedrängnis aufgenommen habt» (1. Thess. 1,6). Das kann man nicht dem Optimismus, der Blutsverwandtschaft oder dem bloß menschlichen guten Temperament zuschreiben. Es war nicht der Entschluss, «das beste daraus zu machen». ES WAR DIE REALITÄT DES HERRN JESUS ALS SOUVERÄN UND HERRSCHER.
Wie es bei den Dingen war, die so direkt den Einzelnen angingen, und die stets Prüfungen von Einzelnen waren, so war es auch bei den Dingen, die mehr gemeinschaftlicher Natur waren. Ein TAUF-GOTTESDIENST in der Apostelgeschichte war eine wunderbare Zeit, stets von großem Frohlocken und vom Zeugnis des Heiligen Geistes begleitet. Da gab es nichts Formelles daran. Es war nicht bloß ein Stück «Gemeinde»-Ordnung oder Gemeindelehre. Es wurde nicht bloß einem Befehl gehorcht, es war auch nicht etwas zum persönlichen Segen. Auch war es nicht eine Frage des Zwanges, der Überzeugung, des Arguments. Es geschah mit dem Herrn Jesus voll im Blickfeld, als dem einen, der an Stelle aller anderen gestorben war; und in dessen Auferstehung «diejenigen, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern DEM, der für sie starb und auferweckt wurde» (2. Kor. 2,15).
Es war FÜR IHN. Es war das Zeugnis für eine lebendige Realität, für eine mächtige geistliche Tatsache, nämlich, dass der eine erhabene Gegenstand des Lebens und der Lebensweise der Herr Jesus war. Alle anderen Gegenstände, Interessen, Betreffnisse und Visionen wurden mit ihrer Einheit mit ihm in seinem Tod zunichte, und nur das, was von ihm war, kam mit ihrer Einheit mit ihm in seiner Auferstehung wieder hervor. Diese Sache wurde aus dem Bereich der Vorschriften (gemeint sind die jüdischen) herausgehoben, in den Bereich von Zeugnissen. Jüdische Vorschriften wiesen auf etwas Zukünftiges hin, und sie brachten nichts zur Vollendung (Hebr. 7,19; 9,9; 10,1). Diese ZEUGNISSE schauten auf etwas Vollendetes zurück, in das man nur durch Erfahrung eintreten konnte.
Genau dieselbe Atmosphäre umgab den «Tisch des Herrn» - das «Brotbrechen» (Apg. 2,42ff.). Es gab dabei nichts von einer Gemeindepflicht oder Vorschrift oder Regel. Es war nicht etwas Besonderes, getrennt vom übrigen Leben der Gemeinde. Es war kein «Gottesdienst» als etwas für sich. Anfänglich litt es keineswegs unter seiner Häufigkeit - obwohl es allzu schnell von dieser Ebene abfiel. Es war das Zentrum und der Brunnquell von allem übrigen. Anbetung, Lobpreis, Gebet, der Dienst des Wortes ergaben sich spontan daraus. Es war lebendig und mit «großer Freude» reich befrachtet (Apg. 8,8; 15,3). Genau zu solchen, die sich so versammelten und anbeteten, «fügte der Herr täglich solche hinzu, die gerettet werden sollten» (Apg. 2,47).
Was war wiederum das Geheimnis? Es war die Wertschätzung des Herrn Jesus. Dieser Tisch vereinigte alle anderen Zeugnisse in sich und wurde zu einem umfassenden Zeugnis. Da war das Opfer, das Gott völlig dargebracht wurde ohne jeden Rückhalt, und hier wurde der Wille Gottes aufs äußerste erfüllt. Es bestand eine Einheit mit dem Geopferten in seinem Tod, Begräbnis und in seiner Auferstehung. Da war das eine Leben, das von allen geteilt wurde, wie es durch das Blut repräsentiert wurde. Da war der eine Laib, welcher den einen Leib verkörpert, die gemeinschaftliche Einheit aller Gläubigen. Da war die «eine Hoffnung» (Eph. 4,4), «diese selige Hoffnung» (Tit. 2,13), seine Wiederkunft - «bis er kommt». Sollte es da nicht eine wunderbare Bestätigung des Heiligen Geistes im Herzen von allen geben? Ja, es war eine Zeit des großen Rühmens im Herrn - der Herr war da!
Jedes der Dinge, die wir erwähnt haben, benötigt ein eigenes Buch für sich, doch wir streifen sie bloß, um zu unserem nächsten Punkt und Gegenstand zu gelangen. Wenn wir uns zurückbesinnen auf das, was wir im Zusammenhang mit den Wassern von Jericho sagten, trifft es nicht zu, dass in all diesen Dingen bis zu diesem Tag, in weitgehendem Maße, das, was das Wunder und die Herrlichkeit und das Leben ausmacht - diese Spontaneität und dieses Überströmen in allen Dingen, die mit dem Herrn Jesus zusammen hängen - fehlt? Was ist also nötig? Es ist unsere Überzeugung, dass, was immer von dem, was angeblich dasteht, um Gott in der Welt von heute zu repräsentieren, als notwendig, oder auch nicht notwendig, erachtet werden mag, sein wahres Bedürfnis auf Erden das ist, was alle Phasen und Aspekte von Leben und Werk der Gemeinde in einen Bereich emporhebt, wo dieses sich im Herrn Rühmen und sich des Herrn Rühmens das vorherrschende Charakteristikum ist; wo Formalismus dem Leben weicht; wo alles von seiner Wunderbarkeit erglüht; wo sein Saum den Tempel FÜLLT; wo «Vorschriften» lebendige Zeugnisse sind; und wo alles lebendig, dynamisch und effektiv ist.
Niemand wird dem nicht zustimmen, doch wird das beim nächsten schon nicht mehr der Fall sein. Was benötigt der Herr, um dies zustande zu bringen? Es ist eine neue Schale, ein neues Gefäß. Es gibt so viel Vermischung bei der Zusammensetzung des Gefäßes heute. Auf der einen Seite ist die Welt eingedrungen, und auf der andern Seite hat der natürliche Mensch so vieles in den Griff bekommen. Tradition, Formalismus, Klerikalismus und «Mechanismus» liegen wie Ketten und Fesseln über dem Herrn. Zudem erhalten die Dinge, wie wir bereits gesagt haben, heutzutage eine andere Bedeutung, als was sie zuerst, unter der Sanktion des Heiligen Geistes, bedeuteten.
EINE NEUE SCHALE IST NÖTIG, und es muss das sein, das dem Gefäß des Herrn ganz am Anfang gleichgestaltet wurde. Es muss sein:
1. Etwas, das auf einer absolut neutestamentlichen Basis steht.
2. Etwas, das einen deutlichen Wendepunkt markiert, wo Gott einen klaren Weg hat, weil das Kreuz alle persönlichen Interessen und Ressourcen und alles Vertrauen als solche, die das Gefäß formen, zunichte gemacht hat.
3. Etwas, das die absolute Herrschaft des Heiligen Geistes in jedem Detail des Lebens und Dienstes anerkennt, ihr vollständig Platz macht und sich ihrer rühmt.
4. Etwas, das die Herrschaftsstellung des Herrn Jesus aufs äußerste anerkennt.
5. Etwas, das in ihm die ganze Fülle von Weisheit, Macht, Erkenntnis, Gnade und alles, was nötig ist, sieht, und das sich nur von ihm nährt.
6. Etwas, das vollständig selbstlos ist und nur einen Gegenstand im Blickfeld hat, nämlich leidenschaftlich die Herrlichkeit des Herrn Jesus.
Wir sparen die Frage, wie ein solches Gefäß sichergestellt wird, für später auf, doch hier möchten wir die Notwendigkeit dafür betonen. Wenn der Herr es bekommt - und er ist bereits daran, es zu bekommen - wird er es zum Werkzeug der Wiederherstellung und Bewahrung seines Zeugnisses auf Erden machen. Diese Neuheit mag kostspielig sein, doch besondere Nützlichkeit für den Herrn ist immer kostspielig.
Nein, das ist kein Aufruf zu einer neuen Sekte! Es ist ein Appell für ein Volk, welches das Prinzip und die Kraft der «Neuheit des Lebens» verkörpert.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.