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Was es bedeutet, ein Christ zu sein

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Der göttliche Vorsatz und die Prinzipien, die das Christenleben beherrschen

Es ist äußerst wichtig, sich der Tatsache bewusst zu werden, dass das Christenleben durch einen Vorsatz beherrscht wird. Der Gedanke des «Vorsatzes», ja, schon das Wort selbst, steht im Neuen Testament sehr im Vordergrund. Die meisten von uns sind mit einer Aussage diesbezüglich recht vertraut: «Denen, die Gott liegen, müssen alle Dinge zum Guten zusammen wirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind» (Röm. 8,28). Leider wird der Vers gewöhnlich in zwei Teile getrennt und nur die erste Hälfte zitiert: «Alle Dinge zusammenwirken zum Guten»; doch das ist nicht die ganze Aussage, die hinzufügt: «denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind». Dann haben wir noch ein anderes Wort, das nicht so allgemein bekannt ist: «Vorherbestimmt gemäß dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Ratschluss seines Willens wirkt» (Eph. 1,11). Wiederum: «gemäß dem ewigen Vorsatz, den er sich vorgesetzt hat in Christus Jesus, unserem Herrn» (Eph. 3,11). Und noch ein weiteres Mal: «gemäß seinem eigenen Vorsatz und seiner Gnade» (2. Tim. 1,9). Das genügt zumindest, um anzudeuten, dass «Vorsatz» eine beherrschende Idee des Christenlebens ist: Dass wir nicht einfach gerettet wurden, um dann gerettet zu sein; wir werden nicht Christen, um einfach Christen zu sein. Das ist erst der Anfang von etwas; es geschieht mit sehr viel mehr im Sinn und in der Absicht Gottes.


Worin der Vorsatz besteht

Ihr fragt: «Gut, aber worin besteht dieser Vorsatz?» In der Schrift wird vieles darüber gesagt, doch können wir uns jetzt nicht damit aufhalten. Ohne weit ins Detail zu gehen, gibt es, wenn alles schon darüber Gesagte zusammen genommen wird, eines, das alle Dinge in sich schließt und alle abdeckt, von dem sie nur ein Teil sind. Der göttliche Vorsatz wird in einer Klausel aus einem von Paulus‘ Briefen umfassend dargestellt: «Bis wir alle hingelangen ... zur ganzen Fülle Christi» (Eph. 4,13). Wir wollen uns ein wenig Zeit nehmen, da einen Blick hinein zu werfen, doch werdet ihr sofort merken, dass dies Christus sehr groß macht. Gewiss, wenn alle Christen, die es je gegeben hat, die es jetzt sind, und die es noch sein werden, mit dem Vorsatz berufen worden sind, die Fülle Christi zu erreichen - und die Zahl ist ganz einfach in allen Jahrhunderten, in allen Generationen seit den ersten Christen, unfassbar groß - wenn diese riesige, unzählbare Schar mit derselben Berufung berufen wurden, die Fülle Christi zu erreichen, dann muss Christus in der Tat etwas sehr Großes sein.

Ja, und auch das Christenleben muss dann ebenso etwas sehr Großes sein. Wenn es seinen Charakter, seine Bedeutung und seine Dimensionen von Christus ableitet, dann muss das Christenleben, das Christus entspricht, eine sehr große Sache sein. Sie muss notgedrungen etwas Voranschreitendes sein. Kein Christ zu irgend einer Zeit kann in seiner Erfahrung oder Geschichte hier auf dieser Erde sagen, er habe das Ziel erreicht. Das heißt, dass das Christenleben von Fortschritt und Entwicklung geprägt ist. Es bewegt sich stets vorwärts in Richtung jener letzten Fülle. So können wir im Neuen Testament feststellen, dass das Christenleben in drei unterschiedlichen Phasen dargestellt wird: Wir SIND Christen, wir WERDEN Christen, und wir WERDEN einmal Christen SEIN. Diese drei Phasen werden in der Ursprache des Neuen Testamentes durch drei verschiedene Zeitformen des Verbs angedeutet.

Ich glaube, es war Bischof Handley Moule, der einmal auf einer Reise unterwegs war; eine Heilsarmee-Mädchen betrat dasselbe Abteil wie er. Als sie unterwegs Platz genommen hatten - so viel ich weiß, war er damals ein Dean, und natürlich trug er seine Amtstracht - fragte sie ihn: «Herr, sind Sie gerettet?» Der freundliche alte Gelehrte sah sie an und sagte: «Meinen Sie...» - und dann zitierte er die drei griechischen Worte. Er zitierte das Wort, das «ich wurde gerettet» bedeutet, dann das Wort, das «ich werde gerade jetzt gerettet», bedeutet, und dann das dritte Wort, das «ich werde einmal gerettet werden» bedeutet. Natürlich war sie damit vollständig überfordert! Es war vielleicht ein bisschen hart ihr gegenüber, dem armen Mädchen: Natürlich wusste sie nicht, was sie antworten sollte; aber dennoch führte es zu einem sehr nützlichen Gespräch über den Anfang, das Wachstum und das Ziel des Christenlebens.

Nun, so findet ihr es im Neuen Testament. Wir wurden gerettet, wir werden gerettet, und einmal werden wir gerettet werden. Wir wurden in Christus angenommen, wir wachsen in Christus, und wir werden in Christus vollkommen gemacht. Christus ist somit über das ganze Leben eines Christen ausgebreitet, vom Anfang her, in seiner Fortsetzung bis zu seiner Vollendung. Das ist eine Aussage, die nicht näher bearbeitet zu werden braucht.

Die Fülle Christi

Aber was bedeutet das? Was ist «die Fülle Christi?» Nun, was ist der Anfang - die einfache, elementare Natur Christi, in die wir am Anfang gelangen? Wenn wir in Christus hinein gelangen, dann sagen wir, wir seien zum Leben gelangt, wir hätten LEBEN gefunden in Christus. Das große Geheimnis der ersten Erfahrung ist dies, dass wir «die Gabe Gottes» empfangen haben, welches «ewiges Leben» ist. Und, was noch mehr ist, wir wissen es. Es gibt keinen Zweifel darüber - wir WISSEN, dass uns Leben mitgeteilt worden ist.

Dann reden wir am Anfang auch davon, dass wir Sehvermögen empfangen haben, oder, dass wir ins LICHT getreten seien. Obwohl wir vielleicht nicht imstande sind, es zu definieren oder zu erklären, alles ist für uns erleuchtet worden, ist für uns neu geworden wie aus einer anderen Welt. Wir wissen, dass unsere Augen geöffnet worden sind. Wir haben sehen gelernt; Licht ist über uns hereingebrochen. Wir sind imstande, zu sagen: «Vorher war ich blind, aber jetzt sehe ich». «Ich war in der Finsternis - jetzt ist alles Licht». Drückt es aus, wie ihr wollt, der Anfang des Christenlebens ist genau das.

Leben, Licht - und dann FREIHEIT. Eines der großen Dinge am Anfang des Christenlebens ist ein wunderbares Gefühl der Befreiung, der Emanzipation, des Freigekommenseins. Sie brauchte ein eigenes Kapitel, ganz für sich, diese Freiheit, in die Christus uns bringt, dieses wunderbare Freiwerden. Es ist eine sehr große Realität.

Zuletzt kommen wir, wenn wir in Christus hineintreten, in die Liebe hinein, in die göttliche Liebe, und göttliche Liebe kommt in unsere Herzen.

Das sind vier der Dinge, in die wir, in elementarer Form, ganz am Anfang hinein gelangen. Natürlich könnte sehr viel mehr gesagt werden, und dann gibt es auch noch viele andere Dinge, aber das genügt, um eine Antwort auf unsere Frage zu geben. Wir wollen sie nochmals an uns vorüber gehen lassen.

Zuallererst LEBEN - ein neues Leben und ein anderes Leben. Ich meine jetzt nicht die Art, wie wir leben - das folgt natürlich daraus - sondern eine neue dynamische Kraft in uns, die göttliches Leben ist. Es ist ein neues Leben, ein vollständig anderes, und dieses Leben hat eine andere Natur in sich. Es gehört zu einem anderen Bereich, und es besitzt die Natur dieses anderen Bereichs. Es ist der Bereich Gottes selbst. Ich meine natürlich nicht, wir seien an diesem Punkt vollständige andere Kreaturen; doch das ist der Anfang. Wir sind uns bewusst, dass eine neue Natur in uns wirksam ist, die für bestimmte Dinge arbeitet und gegen bestimmte andere - etwas das zuvor nie auf uns zutraf.

Ja, wir haben ein neues und ein anderes Leben - eine ENERGIE. Leben ist eine Energie, nicht wahr? Seht, was Leben bewirkt. Das Leben benötigt echte Schwierigkeiten, um seine Energie unter Beweis stellen zu können. Ich erinnere mich, dass ich vor einigen Jahren nach Cornwall hinunter fuhr und auf einer Farm weilte. Diese Farm hatte Felder an einem Abhang, und eines dieser Felder war übersät mit großen, weißen Steinen. Es die Zeit des Jahres, da die Saat schon im Boden war, aber man sah noch überhaupt nichts. Ich sagte zum Farmer: «Mit Sicherheit werden Sie nie eine Weizenernte auf dem Feld mit all den Steinen einholen können!» «Lassen Sie sich nur nicht täuschen!», antwortete er. «So habe auch ich gedacht, als ich zum ersten Mal diese Farm betrat, und ich habe sie alle weggeschafft, dann aber eine sehr magere Ernte eingebracht. Da habe ich sie alle wieder zurückgebracht, und ich erhielt eine viel bessere Ernte mit den Steinen - viel stärker und gesunder, als ich sie je hatte». Das Leben, seht ihr, erweist sich durch Schwierigkeiten und Opposition. Hier ist eine neue Lebensmacht, eine Energie von anderer Art, von einem anderen Königreich, die uns bei unserer Neugeburt geschenkt wird. Es ist anders.

LICHT - eine neue Intelligenz, ein neues Verständnis, eine neue Klarheit in Bezug auf Dinge. Jeder, der je eine echte christliche Erfahrung gemacht hat, weiß dies. Sie sehen, was sie nie zuvor sehen konnten. Bis zu diesem Moment bemühten sie sich und kämpften, um sehen zu können. Nun aber sehen sie, und eine andere Welt hat sich vor ihnen aufgetan, genauso wie irgend einer Person eine neue Welt geschenkt wird, die blind geboren wurde und dann nach einer gewissen Zeit sehen kann. Sie bekommen eine ganze Welt. Sie haben davon gehört, sie haben darüber geredet, man hat sie ihnen erklärt, aber sie waren nie zuvor imstande, sie auch zu sehen. «Nun kann ich sehen!»

FREIHEIT - und mit der Befreiung auch Erweiterung. Was für eine weite Sache ist doch das Christenleben! Es ist etwas falsch an einem Christenleben, das klein, gering, begrenzt, kleinlich und eng ist. Das Christenleben ist etwas Weites; es ist ein «Land mit großen Distanzen». Mit jeder Erweiterung kommt auch ein inneres Gefühl der Erwartung. Die Dinge sind je und je jenseits jeder Vorstellung. Je weiter ihr im Christenleben vorankommt, desto bewusster wird euch, wie viel mehr es da noch zu holen gibt. Nie könnt ihr dieses wunderbare Gefühl der Erwartung und der Zukunft einer weiten, offenen Tür ausschöpfen.

LIEBE - eine neue, motivierende Kraft im Leben, im Herzen. Das Kennzeichen eines echten Christenlebens schon ganz am Anfang ist Liebe. Sie zeigt sich in einem sofortigen Verlangen, jemand anderen davon wissen zu lassen, all die guten Dinge mit ihm zu teilen, in die wir hineingelangt sind. Es ist ein großes Überströmen des Herzens in die ganze Welt hinaus. Und es ist ihrem Charakter nach eine selbstlose Liebe. Das Ich zieht aus. Ihr tut alles, ihr bringt jedes Opfer, ihr achtet nie mehr auf euch selbst; «diese Liebe des Christus drängt uns» zu einer großen Sorge um die Dinge der anderen, zu einer tiefen, warmen Hingabe an ihre Interessen. Es ist eine neue Liebe. Wir können nicht tiefer in jedes dieser Qualitäten eindringen - am allerwenigsten in diese wunderbare Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen wurde - aber ihr seht, dass diese vier Dinge allein schon, wenn auch in elementarer Vorm, vorhanden sind, und zwar bereits ganz am Anfang.


Christus erfüllt alle Dinge

Was ist denn die Fülle Christi? Es ist schlicht die ständige Erweiterung und die letzte Bestimmung genau dieser Dinge. Das ständige Wachstum des Lebens - die Frische, die dynamische Kraft Gottes im Innern dieses Lebens - diese motivierende Kraft - diese göttliche Natur, die in seinem Leben steckt - soll nie, niemals zu einem Stillstand kommen. Gemäß dem ewigen Vorsatz soll sie mehr und mehr wachsen und wachsen und wachsen. Mehr Leben! Lasst uns das ernsthaft zu Herzen nehmen. Ewiges Leben zu empfangen mag eine einmalige Gabe sein, ein für allemal, dann wenn ihr am Anfang steht, steht euch noch immer bevor, zu entdecken, wie voll dieses Leben ist, und wie dieses Leben immer überströmender werden kann, wenn ihr weitergeht. Je länger wir als Christen leben, desto mehr sollten wir durch dieses mächtige Leben Christi charakterisiert werden - «die Kraft seiner Auferstehung», wie es genannt wird. Und die Fülle Christi ist die fortschreitende Erweiterung und Entwicklung und Summe eben dieser Dinge, die am Anfang zu uns kamen, und in die wir hinein gelangten. Und wenn wir zur Fülle gelangen - was wir nie in diesem Leben schaffen werden; doch werden wir letztlich direkt in diese Fülle hineinschreiten - wird die Universalität all dieser Dinge sein.

Nun könnt ihr sehen, wie weit Christus ist, und wie weit das Christenleben sein muss. Die Schrift davon, dass Christus «alles erfüllt» - «damit er alles erfüllte» (Eph. 4,10). Wie aber wird Christus «alle Dinge erfüllen?» Es bedeutet einfach, dass wenn dies eintrifft, alle Dinge - und es ist ein weites, unendliches «alle» - voll sein wird von seinem Leben, voll von seinem Licht, voll von seiner Freiheit, voll von seiner Liebe, und es wird nichts anderes mehr geben. Alles, was Christus ist, wird in der ganzen Schöpfung zum Ausdruck gebracht werden. Das ist der Vorsatz des Christenlebens, und wir haben den Vorsatz verfehlt, wenn das jetzt - in einem fortschreitenden Sinne - nicht so ist. Wenn es nicht zutrifft, dass diese Dinge in uns zunehmen, haben wir das eigentliche Ziel unseres Christenlebens verfehlt. Ja, wenn nicht immer mehr Liebe und noch mehr Liebe vorhanden ist, und noch mehr Liebe und Leben, und Licht, und Freiheit - dann haben wir den eigentlichen Zweck des Christenlebens verpasst.


Alles in Christus hinein gefüllt



Christus, der alles erfüllt - und alle Dinge in Christus hinein gefüllt. Vielleicht eine der besten Illustrationen dieser Tatsache stammt von Salomo; in der Tat kommt er zu diesem Zweck im Alten Testament vor. Jedermann weiß von König Salomo und seiner großen Weisheit. «Die Weisheit Salomos» ist gleichsam das Synonym für Weisheit schlechthin. Wenn jemand besondere Weisheit und Gedankenschärfe zeigt, nennen wir ihn oft «einen kleinen Salomo».

Kürzlich las ich in der Zeitung die folgende Geschichte. Einer Schulklasse von Jungen wurde der Vorfall der Hinrichtung Johannes des Täufers erzählt. Ihr erinnert euch, dass Salome vor Herodes tanzte, und dass sie ihm so gefiel, dass er sagte: «Was möchtest du haben? Was ist deine Bitte? Ich werde dir alles geben, bis zur Hälfte meines Königreichs». Sie ging fort und konsultierte ihre böse Mutter, die Johannes den Täufer hasste wegen seiner Aussagen über ihre bösen Wege; und die Mutter riet der Tochter, sie möge um den Kopf Johannes‘ des Täufers bitten. Als sie dies tat, war Herdes sehr, sehr betrübt, und suchte nach einem Ausweg; doch fand er keinen, und wegen des Schwurs, den er getätigt hatte, befahl er, dass man ihm den Kopf Johannes des Täufers bringe. Hier wandte sich der Lehrer an die Klasse und sagte: «Nun, was hättet ihr getan, wenn ihr Herodes gewesen wärt?» Da meldete sich ein schlauer Junge zu Wort: «Ich hätte zu der Frau gesagt: «Das gehört zu dem halben Königreich, das ich nicht versprochen habe»! Und so wurde die Geschichte in der Zeitung überschrieben: «Ein junger Salomo».

Das nur nebenbei. Doch Salomo ist das Synonym für große Weisheit. Auch für großen Reichtum: Wir wissen von den Reichtümern Salomos. Großer Macht: denn sein Königreich reichte weit über alle andern hinaus, die es je in Israel gegeben hat. Und große Herrlichkeit: Selbst der Herr Jesus erwähnte sie - sie war sprichwörtlich. Er sagte: «Selbst Salomo in all seiner Herrlichkeit...» Und wir lesen auch, dass, als die Königin von Saba kam, um sich von all dem zu überzeugen, ihr Urteil lautete: «Nicht einmal die Hälfte hat man mir gesagt! Ich habe fabelhafte Geschichten gehört, aber man erzählte mir nicht einmal die Hälfte!» Und Salomos Volk hatte daran Anteil - sie kamen in den Genuss davon; und in einem gewissen Sinne war es auch in ihnen. Salomo hätte das alles nicht für sich selbst beansprucht, vielmehr sollte es im Leben und in den Häusern des Volkes gesehen werden. Sie waren Teil der Größe Salomos, aber die Größe Salomos war auch in ihnen.

Nun, hier im Neuen Testament sagt Jesus: «... ein Größerer als Salomo ist hier» (Mt. 12,42). Christus übertrifft Salomo unendlich, und deshalb sind auch die Leute Christi im selben Maß größer als das Volk Salomos. Seine Fülle soll ihr Erbe sein: Sie sollten darin sein, und es sollte in ihnen sein. Das ist der Vorsatz Gottes. Was Gott sich vorgenommen hat, ist, schließlich ein Volk zu haben, das in großem Wohlstand, in großem Reichtum, in großen geistlichen Reichtümern, in großer geistlicher Herrlichkeit lebt. Wir sind, sagt das Wort Gottes, zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen (1. Petr. 5,10). Das ist, kurz und sehr einfach, der Vorsatz.


Die Prinzipien, die das Christenleben beherrschen

Nun, es gibt Prinzipien, die das Christenleben regieren. Es ist außerordentlich wichtig, dass wir dies zur Kenntnis nehmen: Denn, abgesehen von den Prinzipien kann es keine Verwirklichung des Vorsatzes geben. Wir werden in Bezug auf den Vorsatz keinerlei Fortschritte machen oder ihn schließlich erreichen, es sei denn durch die göttlichen Prinzipien. Wenn also der Vorsatz unser Herz in den Griff bekommt und wir reagieren und sagen: «Ja, es ist etwas Wunderbares, gemäß diesem Vorsatz berufen zu sein», dann ist es wichtig, einige dieser Prinzipien zu kennen, die ihn regieren - Prinzipien, die für die Entwicklung und Realisierung des Vorsatzes unentbehrlich sind.


a. Das Kreuz

Das erste grundlegende Prinzip des Vorsatzes ist das Kreuz - das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. Das Kreuz hat zwei Seiten - es operiert auf zwei Arten. Zuerst einmal äußerlich, in Bezug auf das, was es FÜR uns bedeutet, und dann aber auch innerlich, in Bezug auf das, was es IN uns bedeutet. Diese beiden Seiten des Kreuzes beanspruchen einen großen Teil der Lehre des Neuen Testamentes.

Das Kreuz ist ein Werk, das auf der einen Seite fertig ist. Es ist ein Werk, das völlig und vollständig getan worden ist: d.h. in Bezug darauf, dass uns erlaubt wird, zu Gott zu kommen, dass wir Zugang haben - das ist das neutestamentliche Wort - Zugang zu Gott, dass wir mit Gott eins sind und Gemeinschaft mit Gott haben. Das ganze Werk für diesen Zweck ist vollständig abgeschlossen. Wir sind «durch das Blut seines Kreuzes nahe gebracht worden». Wir sind durch das Kreuz mit ihm eins gemacht worden. Das Kreuz ist auf dieser Seite, für unsere Annäherung zu Gott, für unseren Zugang zu Gott, für unsere Vereinigung mit Gott ein vollständig abgeschlossenes Werk, und es bleibt nichts mehr zu tun, abgesehen davon, dass wir es durch Glauben annehmen. Aber da ist noch die andere Seite des Kreuzes - was es IN uns bedeutet. Das Kreuz soll eine bleibende Kraft in unserem Leben sein. Es ist ein Prinzip, das ständig in uns am Werk sein muss. Auf der einen Seite haben wir das, was das Kreuz in sich selbst bedeutet, damals und dort. Auf der anderen Seite haben wir das, was das Kreuz von uns fordert.

Was bedeutete es? Nun, einschließlich und umfassend gesehen bedeutete das Kreuz die Beseitigung einer bestimmten Art von Mensch aus den Augen Gottes. Jesus Christus hat an einem bestimmten Punkt die Eigenschaft eines Repräsentanten aller Menschen angenommen, wie Gott sie sah: d.h. in Sünde, unter Gericht. «Er», sagt die Schrift, «der von keiner Sünde wusste, wurde für uns zur Sünde gemacht» (2. Kor. 5,21). Wiederum wurde er an unserer Stelle zu einem Fluch gemacht (Gal. 3,13). Das ist der Ort, wo wir waren, wo alle Menschen waren - in SÜNDE. Nicht nur begingen wir Sünden - sondern wir waren SÜNDHAFT in den Augen Gottes, unter Gericht, unter Verdammnis, in Verwerfung. Und Jesus nahm an diesem bestimmten Punkt diesen Platz ein - euren Platz, meinen Platz, den Platz jedes Menschen als in Gottes Augen unter dieser Verwerfung - und machte die Erfahrung der vollbewussten Bedeutung dieser Verwerfung, wie wir, ihr und ich, sie nie kennen gelernt haben, und auch nie kennen zu lernen brauchen. Schon nur die geringste Kostprobe, die geringste Empfindung davon zu haben, von Gott verworfen zu sein, genügt, um die Seele selbst aus einander brechen zu lassen. Sollten wir, ihr und ich, irgend ein Gefühl haben, von Gott aufgegeben worden zu sein, wäre dies für unser moralisches Wesen verheerend, äußerst unerträglich. Jesus nahm die Summe von all dem in vollem Bewusstsein auf sich. Es riss ihn auseinander - sein Herz wurde zersprang darunter und brauch aus einander - weil er in diesem einen furchtbaren ewigen Moment die Wirklichkeit dessen kennen lernte und erduldete, um unseretwillen von Gott verlassen worden zu sein. «Mein Gott, du hast mich verlassen». Das geschah für euch und für mich. Wir werden in Ewigkeit nie dieser Tatsache gegenüberstehen müssen, wenn wir akzeptieren, was er für uns getan hat.

Seht ihr, was er freiwillig akzeptierte war die Beiseitesetzung einer bestimmten Art von Mensch. In jener furchtbaren Stunde willigte er ein, den Platz dieses Menschen einzunehmen. Es war Gott selbst, der sagte: «Ich schließe für immer die Tür für jene Art von Wesen». Das Kreuz bedeutet, dass wir, ihr und ich, im Tode Christi als die, die wir natürlicherweise sind - Männer und Frauen von Natur aus - beiseite gesetzt wurden. Gott hat in Christus über eine bestimmte Art von Mensch verfügt und sie beseitigt, eine entartete Spezies der Schöpfung. Er hat es aus dem Wege geräumt. In der Auferstehung des Herrn Jesus ist das alles geschehen: JENER Mensch existierte nicht mehr. Nicht DIESER Mensch wurde von den Toten auferweckt: es ist ein neuer Mensch, ein anderer Mensch. Christus hat den «alten Menschen» abgelegt, und nimmt nun den Platz eines Menschen der neuen Schöpfung ein.

Und da öffnet sich der Himmel. Gott akzeptiert diesen Menschen, und er wird als der Typ von Mensch vor Gott gestellt und eingesetzt, den Gott immer schon im Sinn hatte. Das Kreuz beseitigt einerseits eine bestimmte Art von Mensch, und installiert und setzt eine andere Art von Mensch ein. «Daher», sagt der Apostel, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur: das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden» (2. Kor. 5,17). Das Christenleben ist genau das, wenigstens dem Prinzip nach. Das Kreuz hat genau das zustande gebracht: dass ein Unterschied besteht zwischen dem, wo wir zuvor waren und wie wir waren und was wir waren in den Augen Gottes, und wie es jetzt ist. In Christus existiert ein anderer Mensch; durch Glauben an Christus ist eine andere Schöpfung entstanden. In der Auferstehung Christi ist die alte Art von Mensch durch eine vollständig neue ersetzt worden. Nun erhebt sich als erstes die Notwendigkeit, dass wir diese Position akzeptieren. Wir werden in Christus nie irgend wohin gelangen, nie irgendwie auf den Weg des Bereichs der Fülle gelangen, solange wir die Position nicht akzeptiert haben, in die Gott uns im Tod Christi versetzt hat. Im Grunde sagt er zu uns: «Seht her: Was mich betrifft, so seid ihr in euch selbst ein toter Mann, eine tote Frau. Ich möchte, dass ihr erkennt, dass, als mein Sohn starb, ihr in ihm gestorben seid, und als er auferstand, auch ihr in ihm auferstanden seid, und dass jetzt eine neue Schöpfung herrscht. Solange ihr das nicht tut, werdet ihr nie irgend wohin gelangen. Und wenn ihr es tut, dann seid ihr in der Position, dass ihr den Platz in der Realität des auferstandenen Christus einnehmen könnt.» Früher oder später wird unser geistliches Wachstum gegen dieses Prinzip in Form von Leiden und Disziplin antreten müssen.

Seht ihr, zu allererst ist die Frage einer Position, die wir einnehmen müssen, die wir bewusst durch glauben einnehmen. Das ist etwas, das ständig unterstrichen werden muss. Es ist das grundlegende Prinzip des Christenlebens, dass wir dem Urteil zustimmen müssen, das Gott über das, was wir von Natur aus sind, ausgesprochen hat. Wir dürfen uns nicht auseinander nehmen und sagen: «Das ist gut und das ist schlecht, und das ist nicht so gut und das ist nicht allzu schlecht». Gott sagt: «Alles von euch ist in meinem Sohn vergangen. Ich mache keinen Unterschied zwischen dem, was ihr gut oder schlecht nennt. Ich betrachte euch als vollständig unter Verdammnis. «Das ist kein Gerechter, kein einziger» (Röm. 3,10). «In mir, das heißt, in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes» (Röm. 7,18).

Ja, das ist grundlegend, und es ist entscheidend, dass wir dieses grundlegende Prinzip des Christenlebens fest in den Griff kriegen. Viele Christen machen überhaupt keinen Fortschritt, Entwicklung und Wachstum sind zum Stillstand gelangt und werden aufgehalten, weil sie diese grundlegende Sache nie geklärt haben. Sie versuchen immer noch, etwas aus der Person, dem Ich, der Natur zu machen, von denen Gott gesagt hat, er werde nie mehr etwas davon am Leben erhalten. Sie denken immer noch, sie könnten etwas in sich selber sein, sie könnten versuchen, etwas in sich selbst zu sein. Sie haben nie diese äußerste, letzte Position akzeptiert. Gott sagt: «Ich habe euch mit meinem Sohn in ein Grab gelegt, und dass war euer Ende. Nun muss alles von einer anderen Art sein, aus einer vollständig anderen Quelle. Es muss alles vom auferstandenen Christus kommen, und nicht von euch».

Das ist der Schlüssel zur Fülle. Es öffnet den Weg, es schließt die Türen weit auf. Wenn ihr das wirklich geklärt habt und durch Glauben diese Position einnehmt, dann gibt es kein Limit für das, was im Christenleben geschehen kann. Aber dann, sobald diese Position, diese äußerste Position eingenommen und akzeptiert, anerkannt und durch Glauben akzeptiert worden ist, beginnt die andere Seite - die Anwendung des Prinzips. Wir akzeptieren diese äußerste Position als Grundlage und anerkennen sie als Gottes eigenes Urteil, und dann fängt das Prinzip des Kreuzes an, in uns zu wirken. Ja, die Zeitformen, die wir früher schon hatten, sind wiederum: 1. VERGANGENHEIT - wir wurden mit Christus gekreuzigt (Röm. 6,6; Gal. 2,20). Dann GEGENWART - Paulus sagt: «allezeit im Leibe das Sterben Jesu herumtragend, damit auch das Leben Jesu in uns offenbart werde» (2. Kor. 4,10); und wiederum: «Ich sterbe täglich» (1. Kor. 15,31). Und schließlich die ZUKUNFT - sein Bestreben war: «um ihn zu erkennen, und die Kraft seiner Auferstehung, und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tode gleichförmig gemacht werde» (Phil. 3,10).

Hier ist das Prinzip am Werk. Es war als entschiedene Tat akzeptiert worden, jetzt aber es als etwas Aktives im Leben angewandt, und es bringt einerseits unseren Tod zu einer tatsächlichen Realität, und andererseits bringt es unsere Lebenseinheit mit Christus in unsere Erfahrung herein. So wie der Tod wirkt, so wirkt auch das Leben. Das ist schlicht die Bedeutung des Christenlebens. Was tut Gott mit uns? Warum all diese Probleme, all diese Schwierigkeit, all diese Disziplin - diese Züchtigung, dieser harte Weg, diese schwierige Schule? Warum all das? «Ich dachte, das Christenleben würde ein fortgesetztes Lied und ein Picknick und ein Freudenritt!» Ihr stellt fest, dass es nicht so ist. Das heißt nicht, dass die Freude verschwindet, aber es bedeutet, dass wir in eine Menge Schwierigkeiten geraten und in das, was unserem «alten Menschen» als ein sehr schwieriger Weg erscheint. Was ist die Bedeutung davon?

Ah, Gott wendet das Prinzip an - er will den alten Menschen aus dem Wege haben und macht für den neuen Platz. Es ist nicht wahr, dass bei einem echten Christen, der sich von jeder andern Person unterscheidet, Leiden Schönheit hervor bringt, nein, Leiden bringt die Frucht hervor, die Natur Christi; Leiden bringt einfach heraus, was Christus ist. Bei andern für so oft Leiden zu Bitterkeit, zu Ressentiments. Einige der schwierigsten Menschen, denen ich je begegnet bin und denen ich zu helfen versucht habe, waren Leute, die, wegen irgend einer großen Widerwärtigkeit in ihrem Leben, sich gegen Gott gewendet haben und bitter und sauer geworden sind. Leiden hat das bewirkt. Aber es ist nicht das, was einem Christen widerfährt. Das Wunderbare an einem Christen, das Wunder des Christenlebens ist ganz einfach dies, dass ihr irgend ein liebes Gotteskind finden könnt, das sich in einem lebenslänglichen Leiden und einer Agonie befindet, entweder körperlich oder in Bezug auf die Umstände, und doch ist es wunderbar strahlend. Ihr tretet ein, wo sie sind, und da ist der reine Friede Gottes. Die Lieder, die sie singen, sind Lieder über die Liebe Gottes. Das sind ihre Lieblingslieder, und doch würdet ihr denken, falls sie überhaupt singen könnten, würden sie natürlicherweise nicht davon singen. Ich habe gewisse außerordentliche Vorfälle von solchen Menschen klar vor Augen, aus meiner eigenen Erfahrung.

Wozu ist das alles gut? Nun, das Prinzip des Kreuzes ist am Werk, und es reinigt den Grund für Christus, für dieses Leben der neuen Schöpfung, und es macht Bahn für die Fülle Christi. Das ist das erste Prinzip.


b. Verbundenheit

Wir können das zweite Prinzip nur noch kurz erwähnen, bevor wir abschließen. Es ist ein sehr wichtiges Prinzip, in der Tat. Es ist das Prinzip der Verbundenheit. Seht ihr, kein einzelner Christ, und keine Anzahl von Christen als bloße, abgesonderte, isolierte Individuen kann zur Fülle Christi gelangen. In der Tat, wenn ihr darüber nachdenkt, kann es ja gar nicht anders sein. Wenn Christus wirklich so groß ist, wie wir gesagt haben, wie kann irgend ein Individuum dazu gelangen? Es ist Unsinn, so etwas zu behaupten. Es wäre reine Arroganz, so etwas zu denken. Eine riesige, riesige Menge wäre erforderlich, um dahin zu kommen. Aber sie werden nie als eine Vielzahl oder eine Versammlung von INDIVIDUEN dazu gelangen.

Seht ihr, das große Konzept, das uns im Neuen Testament dargeboten wird, ist die Gesamtheit von Christen als der Leib Christi. Ihr braucht nur einen Moment lang an euren eigenen Körper zu denken, und dann wisst ihr sehr gut, dass kein einziges Glied eures Körpers wachsen wird, wenn es von den andern abgetrennt worden ist. Nicht nur alle anderen Glieder sind dazu nötig, sondern alle Glieder mit einander verbunden, um einen Leib auszumachen. Es ist keine Entwicklung möglich, weder eines einzelnen Gliedes oder mehrerer einzelner Glieder, noch des ganzen Leibes, ohne klare Gliederung, ohne Gelenke und Verbindungen. Ich glaube, das erste, dem sich ein Student der Medizin stellen muss, eine Schachtel voller Knochen ist - es wird ihm eine Schachtel voller Knochen übergeben. Es sind alle Knochen aller Glieder eines menschlichen Körpers. «Nun, setzen Sie alle diese Knochen zusammen und bauen sie damit ein Skelett». Das ist die erste Lektion. Und die allererste Lektion zu geistlicher Fülle und geistlichem Wachstum ist die Zusammengehörigkeit der Christen, die Anerkenntnis, dass wir zu einander gehören.

Die zweite Lektion ist die, dass wir ohne einander nicht weiterkommen. Unser geistliches Leben hängt von unserer Verbundenheit mit einander ab, und die Aufrechterhaltung dieses aufeinander Eingehens ist das eigentliche Geheimnis des geistlichen Wachstums. Ihr werdet feststellen, dass, wenn Satan seinen Meisterschlag zur Trennung von Christen ausführen kann, er dann ihren geistlichen Stillstand bewirkt hat. So ist es immer. Darum versucht er immer wieder genau dies. Trennungen sind das Meisterstück des Teufels, das sich gegen Gottes höchsten Vorsatz richtet - die Fülle Christi. Würden wir bloß einen Blick auf unsere Trennungen werfen - nicht nur auf die größeren, sondern auch auf die kleinen, zwischen uns und irgend jemand anderem - und zwar im Licht dessen, inwiefern es zuallererst unser und ihr
geistliches Wachstum beeinträchtigt, und wie dann die Auswirkungen sind auf die größeren Interessen christlicher Zunahme, würden wir ein Motiv haben, um diese Trennungen loszuwerden, um diese Streitigkeiten zu heilen und unsere Beziehungen in Ordnung zu bringen. Verbundenheit ist entscheidend für das Wachstum. Zunächst ist es einmal Zugehörigkeit, Glied zu Glied, und dann ist es die Gegenseitigkeit des Lebens, Abhängigkeit von einander und enge Verbundenheit untereinander, die Anerkennung der Tatsache, dass wir einander brauchen, dass unser geistliches Leben davon abhängt. Gemeinschaft ist wesentlich, ist unerlässlich. Sie ist ein Prinzip des Wachstums. Ihr werdet in eurem Maß von Christus größer oder kleiner sein, je nach eurer Anerkennung und Beobachtung dieses Prinzips.

Aber merkt euch, es ist nichts Künstliches, nichts Institutionelles, es ist nicht etwas, das wir organisieren: es ist ORGANISCH - es geschieht durch Leben und durch Liebe. Es kommt nicht von außen, dadurch, dass wir es arrangieren, indem wir uns entschließen, es zu haben, und es zuwege zu bringen; es kommt von innen - es kommt von Christus in uns. Genau darauf legt Paulus seinen Finger in der Gemeinde in Korinth, als er dort mit einander rivalisierende Kreise vorfand. Ein Kreis betraf ihn selbst, denn sie sagten: «Wir gehören zu Paulus». Ein anderer Kreis hatte Appollos zum Mittelpunkt - «wir gehören zu Appollos». Ein weiterer Kreis scharte sich um Petrus - «wir gehören zu Petrus»; und so weiter. Sein Aufruf an sie lautete so: «Ist Christus denn getrennt?» (1. Kor. 1,13). Natürlich lautet die Antwort: «Nein, man kann Christus gar nicht trennen». «Dann, wenn Christus in euch ist und euch regiert, dann steht dies alles im Widerspruch zu Christus, dann ist das alles nicht Christus».

Kein Wunder finden wir ein armseliges, geringes, miserables Maß an geistlichem Leben in Korinth jener Tage. Gott sei Dank, wir haben später noch eine andere Seite derselben Geschichte. Offensichtlich gelang es ihnen, die Sache zu bereinigen, und zwar auf der Basis, aufgrund des Prinzips des Kreuzes. Der zweite Brief von Paulus an sie liefert ein ganz anderes Bild von der korinthischen Gemeinde. Aber Christus kann nicht getrennt werden, und alle Trennungen, von einzelnen Differenzen zwischen zwei oder mehr Christen an bis hin zu den großen Trennungen zwischen den wichtigsten christlichen Gruppen, sind ein Widerspruch zu Christus, und kein Wunder liegt da geistliche Armut, Schwäche, Unwirksamkeit und ein Mangel an Wahrnehmung und Einfluss auf diese Welt vor. Da hat der Teufel triumphiert. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Es herrscht ein großer Kampf um diese Angelegenheit der Gemeinschaft, denn genau dagegen richtet Satan die bösen Mächte aus. Paulus sagt, dies sei eine Sache, bezüglich derer wir sehr fleißig sein sollten: «und befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens» (Eph. 4,3).


c. Reinheit des Herzens

Ich schließe, indem ich ein drittes Prinzip bloß erwähne, ohne weiter darauf einzugehen. Es ist das Prinzip des reinen Herzens. Wir, ihr und ich, werden überhaupt nicht wachsen mit dem Wachstum Christi, in Richtung der Fülle Christi, es sei denn, wir bewahren einen sehr reinen Geist. Damit meine ich ein offenes Herz: eines, das frei ist von Vorurteilen, frei von Argwohn; eine Bereitschaft, zu akzeptieren, eine Fähigkeit, sich korrigieren zu lassen; kein endgültiger Abschluss, auch wenn wir auf eine bestimmte Weise erzogen worden sind. Wenn der Herr aus seinem Wort «mehr Licht und Wahrheit hervorbrechen lassen will», dann sind wir dafür offen; wir sind zu keiner endgültigen Position gelangt, wo wir alles wissen, wir hätten jetzt alles bei einander, wir seien in allem drin. Ein reiner Geist bedeutet ein offenes Herz, eine stets bereite Spontaneität des Reagierens auf jedes kleine Stück Licht, das Gott gibt; unmittelbarer Gehorsam, ohne Gegenargument. Davon hängt sehr viel mehr als, als wir uns vorstellen können.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.