von T. Austin-Sparks
Kapitel 7 - Das Scheinen des Lichts
«Mache dich auf, werde Licht! Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!» (Jes. 60,1).
Wir haben schon einiges über den Grund und die Natur dieses Lichtes gesagt. Wir wollen nur daran gehen, kurz die Frage zu stellen und sie auch gleich zu beantworten: Was ist dieses Licht, das gekommen ist, und die Herrlichkeit, die sich erhoben hat? Und ich zögere nicht, zu sagen, dass es in umfassender Weise das ist, was auf besondere Weise und speziell durch das Instrument des Apostels Paulus gekommen ist. Natürlich weiß ich, dass viel Licht auch durch andere gekommen ist; doch das volle Licht, insbesondere hinsichtlich der Gemeinde und für die Gemeinde, das geistliche Israel, durch Paulus gekommen ist, und es ist hauptsächlich im vollen und konzentrierten Dienst seiner letzten Briefen aufbewahrt und überliefert worden. Die letzten Briefe des Apostels Paulus, d.h. seine Gemeindebriefe, sind zweifellos das Licht, das gekommen ist, und die Herrlichkeit, die aufgegangen ist.
Diese beiden Worte - Licht und Herrlichkeit - sind für diese letzten Briefe charakteristisch. Nicht nur kommen die Worte selbst darin vor, sondern auch die Wahrheit findet sich darin. Welches Licht! Ihr findet kein solches Licht sonstwo in der Bibel. Tatsächlich seid ihr erstaunt darüber, was dieser Mann zu sehen bekam. Ein Licht, das weit zurück in die vergangene Ewigkeit scheint, und ein Licht, das in die noch kommende Ewigkeit hinausleuchtet, Licht, das diesen ganzen Heilsabschnitt erleuchtet. Und auch was die Herrlichkeit betrifft - auch das ein charakteristisches Wort - aber es ist auch ein charakteristischer Gesichtspunkt, nicht wahr? «Ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde und in Christus Jesus!» (Eph. 3,21). Welche Herrlichkeit ist doch durch diesen Dienst aufgegangen! Doch lasst mich zur Absicherung sagen: Das ist nicht alles Licht, das gekommen ist, und auch nicht die ganze Herrlichkeit; doch in seiner bzw. ihrer Fülle, ihrem größten Horizont, ist es durch diesen diesen Kanal gekommen.
Zunächst einmal bedeutet es Licht und Herrlichkeit hinsichtlich der Berufung der Gemeinde, das Gefäß der Auferstehung des Herrn zu sein. Das ist eine sehr frühe Aussage des Epheserbriefes. Ihr werdet euch erinnern, dass Paulus sich hier mit der Gemeinde beschäftigt. In anderen Briefen befasst er sich mit den Einzelnen und bezieht sich auf die Einheit des Individuums mit Christus im Tod und in der Auferstehung. Das ist zum Beispiel die besondere Botschaft an die Korinther, wo er sehr viel über das persönliche Verhalten und den persönlichen Charakter sagt. Doch wenn ihr hier zu diesen letzten großen Briefen kommt, besonders zum Epheser- und Kolosserbrief, ist die Vorstellung von Paulus die ganze Zeit kollektiv; und wenn er daran denkt, dass wir mit ihm auferweckt und mit erhöht wurden, dann denkt er an die Gemeinde - an die auferweckte und erhöhte Gemeinde. Als solche ist sie das Gefäß der Auferstehung - das Gefäß der Auferstehungskraft Christi.
Nun, natürlich kann es keine Gemeinde ohne Individuen geben, und darum haben all diese Dinge auch ihre persönliche Anwendung. Der Apostel sagt, dass dieses Licht, das gekommen ist, das über uns aufgegangen ist, diese Herrlichkeit, die im Blick auf die Gemeinde erschienen ist, dazu da ist, um «die überragende Größe seiner Kraft ... zu erkennen... gemäß der Wirksamkeit der Kraft seiner Stärke, die er in uns hat wirksam werden lassen, als er ihn von den Toten auferweckte» (Eph. 1,18-20). Das ist für die Gemeinde gesagt, welche ja alle Individuen umfasst. Doch die Gemeinde selbst ist ein Auferstehungsgefäß, sie soll die Verkörperung der überragenden Größe seiner Kraft sein. Niemand von uns als Einzelne, auch nicht eine Anzahl von uns als unabhängige und nicht aufeinander bezogene Individuen können die überragende Größe seiner Kraft erkennen, genauso wenig wie wir irgend einen anderen Aspekt seiner Fülle erkennen können. Es ist daher leichter, wahrzunehmen, wie die Gemeinde - die große Gemeinschaft der Auserwählten, in ihrer Pilgerschaft und in ihrem Kampf, durch alle Zeitalter hindurch, mit allem, was ihr widerfahren ist, und mit allem, was sich ihr entgegengestellt hat - die überragende Größe seiner Kraft benötigt, um sie als ein emanzipiertes, fest eingesetztes, himmlisches Volk hochzuheben, herauszuholen und zu verklären.
Ist es nicht eine wunderbare Sache, zu erkennen, dass uns, wo immer wir, ihr und ich, als Teil dieses Ganzen sein mögen, durch diese Erleuchtung gesagt wird, wir gehörten zum Gefäß der Auferstehung - d.h. der überragenden Größe seiner Kraft? Ich weiß nicht, wie sehr das euch tröstet, doch wenn ihr den schrecklichen, herzzerbrechenden Zustand von Christen in bestimmten Teilen der Welt gesehen hättet, wie ihn gesehen habe - die geistliche Begrenzung und Schwachheit, und alles, was sich aufgemacht hat, sie so zu erniedrigen, und wie wenig es gibt, das die Situation ändern könnte - dann wärt auch ihr, wie ich es erlebt habe, über dieser Angelegenheit nahe an den Punkt der Verzweiflung gekommen.
Darf ich hier anmerken, dass diese Betrachtungen direkt aus meiner Erfahrung hervorgegangen sind. Das ist kein Thema, in das ich mich hinein gearbeitet habe. Ich sage nochmals: Wenn ihr wirklich den Zustand der Christen und der Gemeinde in dieser Welt kennen würdet - die verzweifelte Lage, die Not, die Begrenzung und der Mangel an dem, das sie in eine größere Fülle bringen könnte - so könntet ihr sehr wohl verzweifeln. Ihr würdet sogar die wesentlichen Fragen stellen: Möchte der Herr wirklich seine Gemeinde in Fülle sehen: versuchen wir nicht etwas Unmögliches? Haben wir uns nicht einer Sache verpflichtet, die gar nicht möglich ist? Wird es uns nicht zerbrechen, uns zerschmettern? Ist es denn wirklich eine Tatsache, dass es dies ist, was Gott möchte?
Die Antwort lautet: Das Licht wurde uns geschenkt - ist «ist gekommen» - dies ist das, was Gott will! Und gepriesen sei Gott, weil er es will, die Kraft dafür ist da, und es ist die Kraft der Auferstehung. Vielleicht möchten wir zu viel aufs Mal, vielleicht sind wir ungeduldig; aber Gott wird es bekommen. Die Vision ist verliehen worden von einer Gemeinde, die am Ende von Herrlichkeit erfüllt sein wird. Das Licht ist gekommen, dass dies das ist, was kommen wird - geistliche Fülle am Ende. Gott wird nicht unterliegen, und die Gemeinde ist gerade das Gefäß, die Sphäre der Kraft der Auferstehung.
Ihr und ich, wir wissen genau, dass, insofern wir diese Wahrheit im Glauben erfassen, dass wir ein Teil davon sind, dass wir uns auf diesem Grund befinden und dort stehen, wir in den Genuss dieser Kraft der Auferstehung gelangen, und sie wird in uns wirksam werden, wo immer wir sein werden. Es ist das Licht, das uns geschenkt wurde, die Berufung der Gemeinde, das Gefäß des Auferstehungslebens und der Auferstehungskraft zu sein. Daher: «Steh auf, scheine; ... dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über dir aufgegangen».
Nun fällt es euch vielleicht wieder ein, dass es das war, was wir über dieses Licht in unserer letzten Botschaft gesagt haben: dass wir hier, in Jesaja 60, die andere Seite der Gefangenschaft haben - sozusagen die andere Seite des Grabes Israels, als ihr Exilgrab geöffnet wurde und sie daraus hervor auf Auferstehungsgrund berufen wurden. Das Wort lautet: «Dein Licht ist gekommen». So seht ihr, dieses Licht ist an die Auferstehung gebunden, und darum beginnt der Brief von Paulus an Ephesus damit. «Auch euch hat er auferweckt... Gott hat uns mit auferweckt» (Eph. 2,1.6); und «uns» gilt «die überragende Größe seiner Kraft», wie sie in der Auferstehung des Herrn Jesus freigesetzt wurde.
Die Gemeinde - das Gefäß des LichtsDas zweite in dieser Jesaja-Botschaft, das im Dienst von Paulus seine Erfüllung findet, ist dies, dass die Gemeinde berufen ist, das Gefäß des Lichts zu sein, Licht für alle, auch für die Nationen. Wir haben bereits gesehen, was dieses Licht bedeutete, wie es sich auswirkte, wie effektiv es sich in diesem Kapitel erweist; welchen ungeheuren Impakt es auf die Enden der Erde ausübte, und wie die Nationen dargestellt werden, als würden sie dem Licht entgegen strömen.
Nun wird es von diesem Dienst von Paulus vollkommen klar, dass dies die Berufung der Gemeinde ist - das Gefäß und Gefährt dieses Lichtes zu sein, des Lichtes, das wir alle benötigen. Das große Gebet von Paulus gilt dem Licht - « damit die Augen ihres Herzens erleuchtet werden, damit sie erkennen mögen...». Und dann folgt die schrittweise Entfaltung dieses Lichtes. Welch wunderbare Fülle es es doch! Wie viele Strahlen sendet dieses Licht in seinem Gebet aus! Was kann man da nicht alles erfahren, wenn der Geist der Offenbarung die Augen des Herzens öffnet! Die Gemeinde - und das heißt: ihr und ich - ist eindeutig berufen, das Gefäß des Lichtes zu sein. Die Absicht des Herrn ist es, dass, wenn Menschen sehen und wissen wollen, er imstande ist, durch uns solche Erkenntnis zu vermitteln. Man wird es unter dem Volk des Herrn finden.
Das trifft, wie wir wissen, nicht allgemein zu. Doch das ist die Berufung der Gemeinde: Wo immer Menschen wirklich danach trachten, die Wahrheit zu erkennen, den Herrn zu kennen, ins Licht zu treten, sollte der Herr ein Gefäß haben, wo man dieses Licht finden kann. Es ist eine Herausforderung, aber auch die Feststellung einer Tatsache. Es ist etwas, das wir uns kühn im Glauben aneignen sollten. Seht ihr, es ist Gottes Absicht: Darum muss es auch möglich sein. Deshalb sorgt der Herr auch für das, was er möchte. Es ist nicht nötig, dass irgend ein Kind Gottes, das durch Glauben im Genuss der himmlischen Berufung steht, nicht ein Gefährt des Licht für andere ist. Tatsächlich ist es ein Versagen bei unserer Berufung, wenn wir es nicht sind - wenn andere das Licht nicht durch uns sehen. Ich denke im Augenblick nicht daran, dass wir mit unseren Bibeln herumrennen und versuchen, den Menschen Licht zu bringen, sondern dass wir das Licht sind. Die Gemeinde soll das Licht sein, das gegeben wurde, und wir alle sollen «Licht sein im Herrn» (Eph. 5,8).
Nun, das große Werk des Feindes besteht darin, Dunkelheit und Schatten einzuführen, und er benutzt alles, was er nur kann, um das Licht auszulöschen, das zu sein die Gemeinde erwählt wurde. Es ist ihm auch bis zu einem hohen Maße gelungen, genau das zu tun, und er ist noch immer damit beschäftigt. Wir wissen, dass, sobald irgend etwas wie ein Dissens, eine Auseinandersetzung, eine Trennung, einen Mangel an Liebe gibt, ein Schatten vorliegt, eine Finsternis. Doch wie selig ist es, zu realisieren, dass es, vorausgesetzt, die nötigen Bedingungen sind vorhanden, Licht geben kann, das, wie in diesem Kapitel, bis ans Ende der Welt ausstrahlt, und dass die Menschen zu ihm hinströmen. Das Strömen erfolgt deshalb, weil es etwas gibt, wohin man strömen kann, etwas, das ein Bedürfnis befriedigt. Möge der Herr uns in eine Position versetzen, wo stets irgend eine Not behoben werden kann, bis an die äußersten Grenzen der Erde.
Die Gemeinde, das Gefäß des ReichtumsDas nächste in diesem Kapitel ist, wie wir aufgezeigt haben, der Reichtum. Wie viel wird hier doch über Reichtum gesagt! Da ist so viel Reichtum vorhanden, dass dadurch die ganze Welt überall bereichert worden zu sein scheint. Das ist keine bloß eingebildete Vorstellung. Das ist etwas, für das der Herr tatsächlich gesorgt hat, weil er dazu aufgerufen hat - hier auf Erden ein Volk zu haben, welches, wo immer es sich befindet, Kanäle sind in allen Richtung zur Bereicherung anderer, ein Volk, durch das geistliche Reichtümer ausgehen.
Nun seht ihr, wie sehr dies auf Paulus‘ Dienst zutrifft. Welche Reichtümer wurden uns durch ihn enthüllt! Hier ist ein Mensch, der selbst vom Reichtum überwältigt wurde, in den er gebracht worden war. Er rief aus: «O die Tiefe des Reichtums...!» (Röm. 11,33). Er redete von den «unerforschlichen Reichtümern Christi» (Eph. 3,8); und er hat uns das Licht vermittelt hinsichtlich einer ganzen Menge dieses Reichtums. Seht euch nochmals seinen Dienst an mit diesem Gedanken im Sinn. Welcher Reichtum ist doch da vorhanden! Sollten wir denn arm sein, sollten wir uns denn in einem Zustand geistlichen Mangels, geistlicher Entbehrung befinden? Sollten wir so leben, dass es schwierig ist, mit seinen Einkünften auszukommen? Sollte dies der Zustand der Gemeinde sein - wie es, traurig genug, weithin der Fall ist? Sollte es so sein, im Licht all dieses Reichtums?
Blickt nochmals auf diesen unerforschlichen, unerschöpflichen Reichtum, der allein durch diesen Mann ans Licht gekommen ist. Wenn ihr mit diesen Gefäßen des Lichts vertraut worden sind, die seine Briefe darstellen, werdet ihr feststellen, dass ihr ins Schwimmen gekommen seid. Da gibt es einen Satz in diesem 60. Kapitel von Jesaja: «Der Reichtum des Meeres wird dir zugewandt» (V. 5). Es ist ein Satz, der andeutet, wie vielleicht nichts anderes andeuten kann, wie weitreichend die Ressourcen sind, die Gott aufgedeckt hat. Vor ein oder zwei Jahren lasen wir in den Zeitungen von der Rückkehr der Fischerflotte an der Ostküste unseres Landes. So groß, so immens war der Fang, dass eine ganze Flotte von Fischerbooten stundenlang warten musste, weil es für sie keine Ankerplätze gab. Der Hafenstab wurde ganz einfach nicht mit ihnen fertig, und es bestand die Befürchtung, dass die großen Fischfänge wieder ins Meer zurück geworfen werden müssten. Doch das ist schließlich bloß ein winziger Punkt auf dieser Erde, ein bloßer Mikrokosmos des Ganzen. Wir können uns unmöglich den ganzen Gehalt des Meeres vorstellen.
Was wollen wir denn über die Überfülle des geistlichen Meeres sagen? Welch unaussprechlicher Reichtum! Ich habe versucht, in weit über vierzig Jahren mit ihm fertig zu werden, und ich bin mir mehr denn je bewusst, dass ich in diesem Meer fast ertrinke. Jedesmal, wenn ihr im Geist zu ihm kommt, stellt ihr fest, dass seine Reichweite jenseits von eurem Verständnis liegt. Könnt ihr das wunderbare Licht fassen, die Ratschlüsse Gottes betreffend vor Grundlegung der Welt? Kommt ihr mit all dem zurecht, was über das gesagt wird, das in den Zeitaltern der Zeitalter noch sein wird? Das ist uns viel zu hoch. Doch aus dieser Fülle heraus sind wir berufen, reich zu werden für andere. Die Gemeinde ist in diesen Reichtum hinein berufen worden. Wie reich denn sollten wir sein! Wenn ihr dies nicht versteht, bittet den Herrn, dass er eure Augen öffnet für euer Erbe in Christus. Die Gemeinde ist berufen, das Gefäß der Auferstehung zu sein, das Gefäß des Lichts, das gekommen ist, und das Gefäß des Reichtums, der aufgedeckt worden ist.
Wir stellen fest, dass die Angelegenheit der Herrschaft, der Regierung, sowohl in Jesaja 60 als auch in den Briefen von Paulus behandelt wird. Hier ist das Bild von Jesaja: «Könige werden zu dem Glanz kommen, der über dir aufgeht» (V. 3). Mit einem Wort - Ihr werdet Macht, Autorität, Herrschaft besitzen. Hier sind die Herrscher, das Volk, das für den Platz der Herrschaft vorgesehen ist, und sie verbeugen sich alle vor euren Füßen, sie fallen alle vor euch nieder. Gewiss ist dies überragende Autorität. Findet sich irgend etwas davon in den Briefen von Paulus? In der Tat ist es so. «... und ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen Regionen, hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird...» (Eph. 1,20-21). Ja, sogar hoch über Fürstentümer und Gewalten und Weltbeherrscher dieser Finsternis und geistlichen Mächten der Bosheit. Und die Gemeinde ist zu dieser Position berufen. «Er hat uns mit auferweckt und mit versetzt in den himmlischen Regionen in Christus Jesus (Eph. 2,6). Wir haben noch viel zu lernen über diesen Platz und diese Macht des Regierens, der Herrschaft, der geistlichen Überlegenheit; doch wir sagen, dass, was das Licht uns gezeigt hat, dies der Platz der Gemeinde ist nach Gottes Vorsatz. Das ist unser Platz - der Platz geistlicher Herrschaft, Überlegenheit, Macht in Christus.
Wenn wir in der Praxis nur mehr darüber wüssten! Möchten wir doch dazu gebracht werden, zu realisieren, dass das nicht etwas ist, zu dem wir mit viel Mühe hinaufklettern müssen. Wir sind durch Christus bereits dahin gebracht worden. Er hat uns mit sich selbst in die himmlischen Regionen versetzt. Er hat uns erhöht und uns hoch über alles gesetzt. Das ist von Rechts wegen unser Platz. Ich denke, eines, das wir, ihr und ich, lernen müssen - obwohl wir diesbezüglich sehr vorsichtig sein sollten, denn einige Leute sind wegen dieser Sache in Schwierigkeiten geraten, indem sie sich eine eigene Ausdrucksweise usw. angeeignet haben - trotzdem müssen wir lernen, wie wir in unseren gemeinsamen Gebetszeiten, seien wir zwei oder drei oder größere Gruppen, wirklich unseren Platz der Autorität und Herrschaft einnehmen. Die ganze Zeit bitten, flehen, beschwören wir, ringen und kämpfen und sind bestrebt, irgend wohin zu gelangen, und selten nehmen wir die Stellung ein, die uns in Christus gehört, um über Situationen und geistliche Mächte zu herrschen. Und doch seid ihr genau dazu berufen - zur Herrschaft auf eine geistliche Weise. Das ist kein Aufruf nach lauten Stimmen und greller Sprache. Es ist eine geistliche Position, aber es ist eine entschiedene, bestimmte Übung, die wir gemeinsam als die Gemeinde machen müssen: Die Ausübung von Autorität über andere Autoritäten, die in diesem Universum am Werke sind.
Ihr beachtet die Universalität dessen, wovon in diesem 60. Kapitel von Jesaja gesprochen wird - wie weitreichend das alles ist. «Deine Söhne werden von weither kommen» (V. 4), «der Reichtum der Nationen» (V. 5), und so weiter. Es ist sehr umfassend und weitreichend. Dieser Dienst ist universell; der Wert dieses Lichtes reicht so sehr weit. Und wenn ihr euch dem Dienst von Paulus zuwendet, findet ihr dasselbe. Das ist nicht bloß etwas für ein paar wenige an irgend einem abgelegenen Ort der Erde. Das ist etwas für alle. Möge Gott uns von der Exklusivität befreien - davon, irgend etwas, das er uns gegeben hat, an uns selbst zu binden, oder an kleine Gruppen da und dort. Möchte Gott uns erkennen lassen, dass er uns mitten unter die Nationen gepflanzt hat, und dass er genug für sein ganzes Volk gegeben hat. Wir müssen ständig auf diese Sache acht geben, damit wir Dinge nicht auf bestimmte Leute beschränken, die solche Dinge mögen. Dieses Licht wurde für alle gegeben, und wir müssen uns vor allem und jedem hüten, das uns daran hindert, zu sehen, dass es für alle zu haben ist. Das Licht der Gemeinde ist universal; es ist für jeden und für überall.
Und es gibt genug davon. Wir werden nichts verlieren - und ganz gewiss wird es uns nie an Ressourcen fehlen - wenn wir uns auf das ganze Volk Gottes ausdehnen. Der wahre Weg unserer eigenen Ausweitung ist die Ausweitung unserer Herzen auf das ganze Volk Gottes. Passt daher auf und und seid wachsam gegen alles, wozu Leute geneigt sind, die Licht erhalten haben - es auf bestimmte enge Kreise zu beschränken. Denkt daran, dass es nicht nur für Leute gedacht ist, die es gesehen haben und darauf eingegangen sind. Doch viele vom Volk Gottes stehen in Gefahr, die Dinge auf diese Weise zu interpretieren. Die Wirkung davon ist verheerend. Es zerstört genau das, wozu die Gemeinde existiert. Das Licht ist für alle, wie die Liebe für alle ist. Wir müssen ein offenes Herz und einen offenen Sinn bewahren. Es ist erstaunlich, wie viele hungrige und sehnsüchtige Leute es gibt, die einfach eingeschlossen sind, wo kein Licht vorhanden ist. Wir müssen stets wachsam sein, dass das Licht für sie alle zugänglich bleibt.
Das ist eine sehr notwendige Warnung. Der Herr lässt die Sonne nicht nur über die Guten scheinen; das Licht der Sonne tut auch sehr schlechten, sehr bösen Leuten Gutes. Der Herr sagt nicht: «Nur die guten Leute werden Licht, die Sonne, haben». Nein, sie ist für alle zugänglich. Wenn das Licht gekommen und die Herrlichkeit aufgegangen ist, dann ist es wie mit der Sonne - für jedermann. Wir sind überrascht, nicht wahr? Ich muss zu meiner eigenen Schande sagen, dass ich einige verblüffende Überraschungen erlebt habe. Da ist man, sagen wir, einer lieben Person begegnet, mit Vorwänden so dick wie eine Farbschicht, und mit allem, was euch abstößt, was euch fern hält: und doch, als ihr in Kontakt mit ihnen tratet, mit ihnen ins Gespräch kamt, fandet ihr ein Herz, das hungrig und bereit war. Das ist keine Übertreibung, das ist keine bloße Erfindung; es ist wahr. Hungrige Herzen und bereite Herzen sind oft hinter Dingen verborgen, die abstoßen. Wir müssen das Licht für alle zugänglich erhalten und dürfen uns nie abschrecken lassen.
Ich habe von physischen Dinge gesprochen, aber es gibt andere Dinge, die uns nicht abstoßen dürfen - kirchliche Dinge, religiöse Dinge, denominationelle Dinge - was immer ihr wollt. Lasst euch nicht zurückhalten, lasst nicht zu, dass euer Licht von irgend jemandem ferngehalten wird, wegen dieser Komplexe gegenüber Dingen, von denen ihr denkt, sie entsprächen nicht dem vollen Gedanken Gottes. Bleibt offen für alle. Ihr werdet eure Überraschungen erleben, und ihr werdet feststellen, dass es wunderbare Reaktionen auf das Licht geben wird, aus einer sehr unerwarteten Ecke, wenn ihr es bloß zugänglich macht.
Es ist etwas Großes, dieses Licht. «Die Sonne wird bei Tage nicht mehr dein Licht sein; auch der Mond wir des Nachts dir keinen Schein mehr geben; der Herr aber wird für dich ein ewiges Licht sein» (Jesaja 60,19). Das ist etwas sehr viel Größeres als bloße natürliche Leuchtkörper. Wie groß ist der Herr! Wenn unsere Sonne groß genug ist, um die ganze Erde zu erleuchten und zu erwärmen, wie viel mehr dann der Herr! Behaltet sein Licht nicht für euch selbst, und verteilt es nicht auf bestimmte Abteilungen. «Steh auf, scheine; denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über dir aufgegangen».
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.