von T. Austin-Sparks
Kapitel 6 - Licht durch Tod und Auferstehung
«Mache dich auf, werde Licht! Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und tiefes Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und heidenvölker werden zu deinem Licht kommen, und Könige zu dem glanz, der über dir aufgeht.
Hebe deine Augen auf und sieh um dich: Diese alle kommen versammelt zu dir! Deine Söhne werden von ferne kommen und deine töchter auf dem Arm herbeigetragen werden. Wenn du dies siehst, wirst du vor Freude strahlen, und dein herz wird klopfen und weit werden; denn der Reichtum des Meeres wird dir zugewandt, die Schätze der heidenvölker werden zu dir kommen. Eine Menge Kamele wird dich bedecken, Dromedare von Midian und Epha; sie alle werden von Saba kommen, Gold und Weihrauch bringen und mit Freuden das Lob des Herrn verkündigen. Alle Schafe von Kedar werden sich zu dir versammeln, die Widder Nebajoths werden dir zu Diensten stehen, sie werden als wohlgefälliges Opfer auf meinen Altar komme; und ich will das Haus meiner Herrlichkeit noch herrlicher machen. Wer sind die, welche gleich einer Wolke daherfliegen und wie Tauben zu ihren Schlägen? Ja, auf mich warten die Inseln, und die Tarsisschiffe kommen zuerst, um deine Söhne aus der Ferne herzubringen, samt ihrem Silber und Gold, für den namen des Herrn, deines Gottes, und für den Heiligen Israels, weil er dich herrlich gemacht hat.
Und Fremdlinge werden deine Mauern bauen und ihre Könige dich bedienen; denn in meinem Zorn habe ich dich geschlagen, aber in meiner Gnade erbarme ich mich über dich. Deine Tore sollen stets offen stehen und Tag und Nacht nicht zugeschlossen werden, damit der Reichtum der Heidenvölker herzugebracht und ihre Könige herbeigeführt werden können. Denn das volk und das königreich, das dir nicht dienen will, wird umkommen, und diese nationen sollen sollständig vertilgt werden.
Die Herrlichkeit des Libanon wird zu dir kommen, Wacholderbäume, Platanen und Zypressen miteinander, um den Ort meines Heiligtums zu schmücken; denn den Schemel für meine Füße will ich herrlich machen. Und tief gebückt werden die Söhne deiner Unterdrücker zu dir kommen, und alle, die dich geschmäht haben, werden sich zu deinen Fußsohlen niederwerfen und dich «Stadt des Herrn» nennen, «Zion des Heiligen Israels» (Jesaja 60,1-14).
Wir sind mit der Tatsache vertraut, dass es gewöhnlich eine zwiefache Interpretation alttestamentlicher Schriftstellen gibt. Da ist einmal die historische, und dann aber auch die geistliche: auf der einen Seite das, was nach dem Fleisch ist, auf der andern Seite das was nach dem Geist ist. Bis zu einem großen Maß ist es auf der einen Seite das, was sich auf das natürliche Israel bezieht, auf der andern Seite, das, was sich auf die Gemeinde und auf Christus bezieht, wie es durch und über Israel hinaus gesehen wird.
Das ist selbstverständlich in den Propheten recht offensichtlich. Manchmal wisst ihr nicht, ob der Prophet von sich selbst, von Israel, oder von Christus spricht. Genau dieses Problem erhob sich beim Äthiopier in jenem Wagen in der Wüste, als er Philippus fragte: «Von wem sagt dies der Prophet? Von sich selbst, oder von jemand anderem?» (Apg. 8,34). Viele dachten, Jesaja 53 beziehe sich auf Israel. Es ist jedoch vollkommen klar, obwohl ein gewisses Maß an Wahrheit darin sein mag, dass dies auf keinen Fall die ganze Wahrheit sein kann. Hier gibt es, wie stets, zwei Interpretationen, und was in diesem Kapitel zutrifft, trifft genau so zu in dem Kapitel, aus dem wir zitiert haben. Es heißt, dieses Kapitel beziehe sich auf den Überrest Israels, der sich am Ende in Jerusalem einfinden wird. Wir wollen das nicht in Zweifel ziehen, aber es ist fast unmöglich nicht zu sehen, dass es noch eine andere Seite von Jesaja 60 gibt, und es ist diese andere Seite, mit der wir uns dieses Mal beschäftigen werden.
Hier ist Zion, Zions Licht und Zions Reichtum. Ihr seid mit diesem Namen sehr vertraut, und ihr wisst, dass unser Neues Testament uns sagt, wir seien - nicht wir würden kommen, oder wir marschierten in Richtung - sondern wir seien «nach Zion gekommen», zur «Stadt des lebendigen Gottes» (Hebr. 12,22). Dennoch, so nehme ich an, trifft es in einem gewissen Sinne ebenfalls zu, dass wir uns auf dem Weg nach Zion befinden, nicht als einem Ort, sondern einem Zustand geistlicher Fülle. Doch wenn es stimmt, dass wir bereits nach Zion gekommen sind - und wir werden keinen Moment lang mit dem Apostel darüber streiten, der dies gesagt hat - kann es dann nicht ebenso zutreffen, dass die Dinge, die im Alten Testament ausgesprochen werden, und hier besonders bezüglich Zions, sofern sie sich zum Teil auf ein späteres buchstäbliches Zion auf dieser Erde beziehen, sich eher auf das Zion beziehen, zu dem wir gekommen sind. Die Aufforderung gilt deshalb dem Volk dieses Zion, dieser «Stadt des lebendigen Gottes» - von dem wir in der Tat ein Teil sind. Die Ermahnung gilt uns: «Steh auf, leuchte; denn dein Licht ist gekommen».
Lasst uns einen Augenblick lang den Grund und die Natur dieses Lichtes betrachten, das zu uns gekommen ist. Wiederum werden wir zu dieser offen Türe zu allem zurückgeführt. Hier beginnt alles, und hier bricht auch das Licht hervor - bei der Auferstehung unseres Herrn und unserer Auferstehung mit ihm. Darf ich euch jenes wunderbare 20. Kapitel des Johannesevangeliums in Erinnerung rufen? Ich bekenne, dass es kein Kapitel in der ganzen Bibel gibt, das mich mehr rührt als dieses eine. Doch was für mich das Besondere daran ist, ist das Hervorbrechen des Lichts. Am frühen Morgen, noch bevor es Tag war, warteten Herzen in der Dunkelheit, voller Sehnsucht; und dann ist es, als würde sich nach einer sehr dunklen Nacht die Sonne plötzlich über dem Horizont erheben und ihre Strahlen über den Himmel zu werfen. Wir sehen, wie sich der Tag öffnet, wie das Licht durchbricht und sich ausbreitet, und einer nach dem andern werden die Jünger in ihrem Licht eingefangen. Und was für eine Transformation findet statt! Gewiss «standen sie auf und leuchteten», denn ihr Licht war in der Tat gekommen.
Nun, die Anordnung dieses Kapitels in Jesaja ist genau so. Es gibt ein Fragment darin, in dem wir von Gottes Zorn lesen, von der dunklen Nacht des Zornes Gottes, die nun vorbei ist (V. 10b). Bestimmt war das Volk (um die Sprache Hesekiels zu benutzen) in einer dunklen Gnade weit weg in ihrem Exil und in der Gefangenschaft gewesen. Es war eine dunkle Nacht - eine Nacht des geistlichen Todes; und es bedeutete für diese Zeit daher den Tod für Zion. Zion war tot und begraben während dieser ganzen Zeit der Gefangenschaft. Doch hier, um wiederum sich Hesekiels Sprache zu bedienen, wurden die Gräber geöffnet; eine Auferstehung fand statt. Jesaja ist der Prophet der Auferstehung, der durch und jenseits des Kreuzes hindurch sieht. Hier, im letzten Teil seiner Prophetie, sehen wir, wie die Schatten verschwinden und der Morgen hereinbricht, und wir hören seinen Triumphschrei - als die Sonne aufgeht - «Steh auf, leuchte; denn dein Licht ist gekommen».
Es ist auf diesem Grund der Auferstehung, dass das Licht kommt, und das gibt dem Licht seinen Charakter. Und da dies sein Grund ist, ist seine Natur auch von dieser Art. Wir werden sehen, wenn wir weitergehen, wie ungeheuer mächtig dieses Licht war - was es zustande brachte. Hier handelt es sich um ein Licht, das nicht einfach ein mentales Verständnis für Dinge bedeutet. Es ist mit Sicherheit nicht das Licht zusammengelesener Wahrheit, studierter Materie, des Intellekts, selbst in den Dingen Gottes. Es ist eine vollständig andere Art von Licht. Ich möchte das betonen - es ist nicht bloß eine Feststellung. Liebe Freunde, Licht, wenn es so wirksam sein soll, wie es in diesem Kapitel gezeigt wird, muss von dieser Art sein - es muss das Licht der Auferstehung sein. Ich könnt das, was öffentlich ausgegeben wird, in eure Notizbücher aufsammeln im Blick auf euren eigenen Dienst, und dann hingehen und es anwenden. Das aber wird nicht Licht von dieser Art sein. Allzu oft, wenn wir lesen oder hören, haben wir andere Leute im Blick. Wir denken darüber nach, wie wir dies an andere weitergeben können, und dadurch sind wir mehr besorgt um den Dienst und das Werk, und darum, dass wir Material haben, das wir andern weitergeben können, als dass wir uns für die grundlegende Sache der Christusähnlichkeit stark machen.
Tatsache jedoch ist, dass alles echte Licht den Realitäten Christi entspringt, wie sie in unserer eigenen Erfahrung geborenen werden. Ganz klar, zumindest im Falle von Israel und dem Überrest, aber auch im Fall der Gemeinde, ist dieses Licht etwas, das einer tiefen Erfahrung entspringt, für die und durch die Auferstehung die einzige Antwort war. Hätte Gott nicht das getan, was er sagte, dass er es für den Überrest tun würde - er sagte ja: «Siehe, ich werde deine Gräber öffnen, und ich werde bewirken, dass du aus den Gräbern hervorkommst, o mein Volk; und ich werde dich ins Land Israel zurückbringen» (Hes. 37,12) - wenn der Herr ihre Gräber nicht geöffnet und sie nicht herausgebracht hätte, dann wäre dieser Teil von Jesajas Prophetie nicht geschrieben worden, weil es dann nichts gegeben hätte, worüber man hätte schreiben können. Es wäre auf keinem Grund möglich gewesen zu sagen: «Dein Licht ist gekommen». Die Bedeutung dieser Sache ist: «Du warst im Dunkeln, und du bist befreit worden; du warst im Tod, und du hast die Kraft der Auferstehung kennen gelernt».
Und darum ist die wahre Natur des Lichts, wenn es sich denn wirklich um Licht handelt, nämlich Licht nach dieser Ordnung des Lebens, Licht, das diesen Effekt haben soll, die, dass es aus einer Erfahrung, oder besser aus ständigen Erfahrungen der Auferstehung geboren wird. Was wir in all diesen Betrachtungen zu sagen versucht haben, ist dies, dass durch die wieder und wieder notwendigen Übungen des Glaubens wir das höchste Ziel des Glaubens erreichen müssen, und genau dieses höchste, endgültige Ziel des Glaubens ist Auferstehung. Wenn der Verfasser des Hebräerbriefes vom Glauben und von der Aktivität des Glaubens der Altvordern berichtet und dann auch Abraham behandelt, so ist die letzte Phase des Glaubens Abrahams, die erwähnt wird, jene, da er Isaak gleichsam aus den Toten zurückerhält. Das ist stets der äußerste Punkt, der durch Glauben erreicht werden muss.
Das ist nicht der Glaube an die Lehre von der Auferstehung Jesu Christi, auch ist es nicht der Glaube in die historische Tatsache der Auferstehung Jesu Christi. Es ist der Glaube an die Auferstehung Christi als einer gegenwärtigen aktiven Kraft. Die Auferstehung Christi muss sozusagen aktualisiert werden. Sie darf nicht einfach Jahr für Jahr als Gedenktag zu Ostern gefeiert werden. Es ist keine bloß sentimentale Sache. Sie muss etwas sein für jeden Tag unseres Lebens. Jeder Morgen muss eine neue Gelegenheit sein, dass wir die Kraft seiner Auferstehung unter Beweis stellen können. So muss es sein: und wenn dem so ist, dann muss auch eine Notwendigkeit dafür vorliegen. Der Herr wird uns auf dem Grund einer Notwendigkeit bewahren, damit wir die Auferstehungskraft und das Auferstehungsleben kennen lernen.
Wenn ihr auf irgend eine Weise im geistlichen Dienst oder im Werk des Herrn engagiert seid, ganz gleich, wie viel ihr studiert haben mögt, wie viel ihr zum Thema gelesen habt, wie fleißig ihr auch in euren Nachforschungen gewesen seid, es wird nichts gelten, wenn dahinter nicht eine Erfahrung steckt, welche die Auferstehung, d.h. eine Erfahrung, welche die Auferstehung zum einzigen Ausweg macht. Der Herr hat keinen Platz für bloß mechanische Lehrer und Prediger, für Reproduzierer von Occasion-Angelegenheiten. Das Prinzip des Herr ist es, alles direkt in eine erfahrungsmäßige Beziehung zu der betreffenden Person zu bringen, und es in Kraft und Frische und Realität zu bewahren.
So ist schon das Umfeld von Jesaja 60 - «Steh auf, scheine; denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über dir aufgegangen» - ist das der Auferstehung, in der Erfahrung des betroffenen Volkes. Lasst mich wiederholen: Kümmert euch nicht mehr um die Leute als darum, ihn als die Basis der Auferstehung zu kennen. Ihr könnt sicher seid, dass ihr, wenn ihr dies als Basis und Hintergrund eures Lebens habt, einen Dienst ohne jede Nachforschung haben werdet. Ich sage nicht, das Studium sei nicht wichtig: Was ich sage, ist dies, dass, obwohl es seinen Platz haben soll, noch etwas mehr vorhanden sein muss als nur das. Es muss auch die Erfahrung der Sache vorhanden sein, von der wir reden - die Erfahrung des Lebens, die uns aus tiefen und verzweifelten Situationen rettet. Das ist der Grund, auf dem der Herr seine wahren Diener bewahrt. Denn schließlich ist das Licht nicht etwas Objektives für uns. Licht ist das, was wir sind - «Ihr seid das Licht der Welt» (Mt. 5,14) - und das, was wir durch eine tiefe Geschichte mit Gott in unserem Leben geworden sind. Möge Gott uns zu Lichtern machen.
Darum ist das Licht, das hier erwähnt wird, Licht, das entscheidend ist, ein Licht, das rein, das effektiv ist. Beachtet, dass der Rest dieses Kapitels zeigt, wie effektiv das Licht ist. Welch ungeheure Effektivität wird doch dieser Art Licht zugeschrieben, das aus einer Erfahrung der Auferstehung geboren wurde. Unterstreicht einmal alle Wörter in diesem Kapitel, die sich auf Reichtum beziehen - «der Reichtum des Meeres», «der Reichtum der Nationen» (V. 5b), Silber und Gold (9), und so weiter. Das ist der Wert, die Effektivität von Licht nach dieser Art. Es bedeutet den Besitz von Reichtum. Es bedeutet Ressourcen zur Bereicherung von Menschen.
Glaubt mir: Wenn ihr Leuten behilflich sein möchtet, sie reich machen möchtet, sie in den Reichtum zu führen, der in Christus ist, sie aus ihrer Armut zu befreien - und Gott allein weiß, wie von Armut geschlagen sein Volk ist, und wie wenig sie von seinem Reichtum wissen - wenn ihr anderen zu einer Erkenntnis dieses Reichtums verhelfen wollt, dann ist dies nur durch das Licht möglich, das durch Auferstehung kommt. Einfacher ausgedrückt: Wenn ihr durch eine tiefe und dunkle Zeit geht, dann könnt ihr sehr reiche Schätze aus der Dunkelheit haben. Die richtige Einstellung unserer Zeit des Todes und der Finsternis gegenüber kann Reichtum bedeuten - der Herr meint mehr Reichtum aus dieser Sache für andere; etwas zu ihrer Bereicherung geht aus unseren Zeiten geistlichen Todes hervor. Es ist effektives Licht, das bereichert, das zum Wohlstand führt.
Und dann beachtet wiederum, wie es anzieht. «Deine Söhne werden von fern her kommen, und deine Töchter auf den Armen herbei getragen» (4b); «... die Schiffe von Tarschisch...um deine Söhne von ferne zu bringen» (9a); und so weiter. Sie alle kommen, sie kommen alle. Warum? Weil ihr etwas zu geben habt, ihr habt das Licht bekommen, das ihre Probleme, ihre Fragen und Schwierigkeiten beantwortet. Wie das Licht die Motte anzieht, so wird die Not von dem angezogen, was ihre Bedürfnisse deckt. Aus diesen Erfahrungen von Tod und Finsternis, die zur Auferstehung führen, kommt etwas hervor, das andere haben möchten. Und so ist es, wenn es nach dieser Ordnung verläuft, sie kommen deswegen - ja, wenn nötig von den Enden der Erde. Nicht bloß zur Belehrung, für Interpretationen, für Lehren, sondern für echtes, lebendiges Licht aus der Erfahrung heraus, aus der Erfahrung der Auferstehung, wieder und wieder.
Ich glaube nicht, dass es nötig ist, ungeheure Attraktionen anderer Art zu bemühen, um Leute zu einem geistlichen Zweck zusammenzubringen. Ich glaube, wenn echtes, lebendiges Licht vorliegt, werden sie kommen, sie werden ihren Weg dazu finden. Die Antwort auf leere Kirchen sind nicht Unterhaltung und Attraktionen, sondern lebendiges Licht. Das kann man beweisen. Wenn es nur mehr Licht gäbe - dann würden die Leute herbeigezogen.
Das Wort auf ein gemeinschaftliches Gefäß angewandtNun, dieses Wort, auch wenn es zunächst auf Einzelne zutrifft, wie es immer zutreffen muss, denn ihr könnt nichts Kollektives haben, es sei denn, ihr habt Individuen, die es ausführen, ist ein Wort an eine Gemeinschaft, eine Gruppe; es ist ein Wort an ein kollektives Gefäß des Lebens. «Zion» ist etwas Gemeinschaftliches und Kollektives, und der Herr will dies Gefäße, diese Gefäße des Lichts nach dieser Art. Mein Punkt, wenn ich das sage, ist der, dass wir nicht nur als Einzelne durch tiefe, dunkle und prüfende Erfahrung gehen, sondern wir gehen auch in Bezug auf unsere Mit-gläubigen durch sie hindurch. Es gibt so etwas wie dass Gemeinschaften des Volkes Gottes in tiefe Erfahrungen hineingeraten, wo nur die Kraft seiner Auferstehung der Not begegnen kann. Lasst uns deshalb realisieren, dass wir Mitteilhaber in diesem Dienst sind, dass wir in etwas involviert sind, das nicht mehr nur persönlich ist.
Vielleicht denkt ihr: «O, das ist alles da draußen in der Luft - vielleicht ist irgend jemand oder irgend etwas irgendwo gemeint. Ich bin nichts, auf mich kommt es nicht an; all das hat nichts mit mir zu tun». Doch in gewisser Beziehung hat es das. Ihr seid ein Teil jenes Leibes Christi, welcher der Ausdruck seines auferstandenen Lebens sein soll, und deshalb habt ihr auch Anteil am Leiden, das über das Volk Gottes kommt: darum auch die Notwendigkeit, dass wir seine Auferstehungskraft kennen. Und wir leiden zusammen mit ihm. Lasst uns stets daran denken. « Zusammen» bedeutet nicht nur, dass wir mit Christus leiden: wir leiden auch zusammen - mit Christus. Es ist unser kollektives oder gemeinschaftliches Leiden mit Christus - wie auch das Regieren kollektiv und gemeinschaftlich geschieht. Indem wir zusammen leiden, regieren wir auch zusammen mit ihm (Röm. 8,17; 2. Tim. 2,12). Es ist die Gemeinde, die im Blickfeld steht.
So, was uns vielleicht nie persönlich und individuell widerfährt, kommt aufgrund unserer Beziehung zu etwas viel Größerem zu uns, das der Herr benutzen möchte. Wir werden in etwas involviert, das letztlich nicht unsere persönliche Verantwortung ist. Der Herr ist hinter einem Gefäß her, und wir sind Teil dieses Gefäßes; und in einer darauf bezogenen Weise müssen wir diese Kraft seiner Auferstehung kennen lernen, damit das Licht scheinen kann.
Je, diese Dinge betreffen und beziehen sich auf die Gemeinde. Doch viele von euch, die diese Worte lesen, sind bloß Einzelne, oder vielleicht zwei oder drei, zerstreut an entfernten Orten, und möglicherweise habt ihr einige Gedanken in eurem Hinterkopf - «Nun gut, das ist für die Gemeinde, er redet über die Gemeinde, all das betrifft die Gemeinde. Ich aber bin irgendwo ganz allein - wir sind bloß zwei oder drei zusammen an einem entfernten Ort. Wir können nicht als die Gemeinde gelten, und darum - bis zu einem gewissen Grade wenigsten - kann das schwerlich auf uns zutreffen.
Darum ist es nötig, ein korrigierendes Wort darüber zu sprechen, und die beste Art, dies zu tun, ist die, euch daran zu erinnern, dass, als Paulus seine letzten Briefe an Timotheus und Titus schrieb, vor allem an und über die Gemeinde, er sie nicht irgend eine Ansammlung von Christen an einem bestimmten Ort schrieb, auch schrieb er nicht an einige große Gruppen von Christen. Sie waren für alle Christen gedacht, ob in Gruppen oder verstreut und allein, und das sind sie seither immer geblieben. Paulus dachte umfassend und einschließlich an alle Gläubigen, und so nannte er sie einfach «die Gemeinde», das ist alles. Sie mögen hier oder dort und an vielen Orten gewesen sein, als Einzelne, oder zwei zusammen, oder kleine Gruppen, oder vielleicht waren es größere Versammlungen; aber soweit es ihn betraf, waren sie alle die Gemeinde. Was er zu sagen hatte, traf auf sie alle zu - aus dem Grunde, der wir später hervorheben werden: weil er zu diesem Zeitpunkt nie von ihnen letztlich als auf dieser Erde gedacht hat. Was die Geographie und die Zeit betraf, hatte er sich vollständig von irdischen Bedingungen entfernt, vom bloß Physischen, und er sah die Gemeinde vom Standpunkt Gottes und des Himmels, als eine einzige Sache. Und so kam diese Frage der Zerstreutheit und der individuellen Situation überhaupt nicht in die Sache herein, es sei denn auf diese eine Weise, dass jedes Fragment, wo immer es war, ein Teil des Ganzen als im Himmel war; so dass alles auf jedes einzelne Fragment zutraf.
Der praktische Wert davon ist, wie ich früher schon sagte, der, dass wo immer wir sind, und wie allein wir auch sein mögen, können wir dennoch in alles verwickelt sein, worin die Gemeinde verwickelt ist. Vielleicht seid ihr an einem entfernte Ort allein, doch seid ihr verbunden mit allem, was die Gemeinde betrifft, mit allem, was der Gemeinde zustößt, mit allem, was die Gemeinde weiß, mit allem, was die Gemeinde leidet, mit allem, wozu die Gemeinde berufen ist. Ihr seid damit verbunden, ihr seid mitten drin; ihr seid nicht davon getrennt, wo immer ihr auch sein mögt. Es ist nötig, dass ihr das begreift, und dass ihr sagt: «Obwohl ich hier bin, allein oder mit jemand anderem, an diesem entfernten Ort, bin ich ebenso sehr ein Teil vom Ganzen der Gemeinde wie jene Gruppe in so-und-so, oder irgend eine andere Gruppe».
Denn im Geist, in den himmlischen Regionen, seid ihr stets in der ganzen Versammlung der Gemeinde. Ihr könnt sie nicht sehen, vielleicht genießt ihr nicht die besonderen Annehmlichkeiten enger, persönlicher Gemeinschaft und Beziehung mit allen anderen auf Erden, aber ihr seid in der ganzen Gemeinde, wo immer ihr seid, ihr seid ein Teil der Versammlung. Ihr seht - wir «sind gekommen ... zur allgemeinen Versammlung und zur Gemeinde der Erstgeborenen» (Hebr. 12,22-23); und das bedeutet nicht nur zu Wenigen irgendwo an einem bestimmten Ort, oder sogar zu einer großen Menge irgendwo. Es bedeutet alle Kinder Gottes. Wir sind alle zur allgemeinen Versammlung gekommen, zur Gemeinde der Erstgeborenen. Es wird zu uns allen gesagt, wo immer wir sind.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.