Das Gold des Heiligtums

von T. Austin-Sparks

Kapitel 1 - Die überragende Bedeutung des Unverderblichen

Ganz am Anfang möchte ich versuchen, das, von dem ich glaube, dass es der Gegenstand des Herrn für diese Konferenz ist, in zwei oder drei kompakte Aussagen zu fassen.

In erster Linie ist Gott geht es Gott in außerordentlicher Weise um höchste und zeitüberdauernde Werte. Und dann möchte er, dass diese Werte so direkt und unmittelbar wie möglich sichergestellt werden. Ferner ist die Wirksamkeit des Lebens eines Gläubigen und des gemeinsamen Lebens des Volkes Gottes, wollständig eine Angelegenheit des Maßes von innerlichem Wert; nicht von verhältnismäßigem oder oberflächlichem, sondern von innerlichem und wahrem Wert. Und darum ist es schließlich auch eine Angelegenheit von erstrangiger Bedeutung, dass das Volk Gottes dies erkennt und ihm verpflichtet ist. Nun, vielleicht werden diese Aussagen an Bedeutung gewinnen, während wir von Kapitel zu Kapitel voranschreiten, und so wird es nützlich sein, wenn sie von Zeit zu Zeit wiederholt werden. Doch hoffe ich, dass das herausragende Wort euch getroffen hat - so dass ihr erkennt, dass, was der Herr wirklich sucht, der innere, wahre Wert ist, nicht bloß ein verhältnismäßiger Wert, und dass er deshalb mit diesem Ziel vor Augen wirkt. Und ganz gewiss wird er, in dem Maß, wie die Zeit kürzer wird, diesen Punkt immer stärker vorantreiben.

Nun, wollt ihr mit mir eine Schriftstelle aufschlagen - 2. Timotheus 1,8-10. Wir lesen diesen ganzen Abschnitt, weil das, worauf wir hinauswollen, darin enthalten und ein Teil davon ist.

«So schäme dich nun nicht des Zeugnisses von unserem Herrn, auch nicht meinetwegen, der ich sein Gefangener bin; sondern leide mit uns für das Evangelium in der Kraft Gottes. Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde, die jetzt aber geoffenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit (engl. « Unverderblichkeit») ans Licht gebracht hat durch das Evangeliums» (2. Tim. 1,8-10).

Die Klausel, die wir als Schlüssel für unsere gegenwärtige Betrachtung herausgreifen, ist die: «der den dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unverderblichkeit ans Licht gebracht hat», oder, um es noch weiter zu verkürzen: «Leben und Unverderblichkeit».

Der große Zweck des Kommens Christi

Das ist eine Aussage im Blick auf den großen Zweck, zu welchem der Herr Jesus Christus in diese Welt gekommen ist: im Blick auf sein Leben, auf seinen Tod, auf seine Auferstehung. Der eine, große Zweck, wird hier gesagt, sei das «ans Licht Bringen von Leben und Unverderblichkeit». Dieses Kommen, dieses Leben, dieses Sterben, dieses Auferwecktwerden hatte die Substanz des Evangeliums sichergestellt, so sagt der Apostel hier, und dieses Evangelium brachte dieses große Ergebnis ans Licht. Diese ganze, große Angelegenheit wurde durch das Evangelium ans Licht gebracht. Das Ergebnis der Verkündigung, der Proklamierung der Guten Nachricht, war Leben und Unverderblichkeit.

Logischerweise ist deshalb die Schlussfolgerung die, dass, abgesehen von diesem Kommen, dieses Leben, dieses Sterben, dieses Auferstehen weder Leben noch Unverderblichkeit bekannt sein würden, und sie wären noch weniger erreichbar. Einige Übersetzungen dieses Abschnitts haben das Wort «Unsterblichkeit» anstelle von «Unverderblichkeit» (incorruption) - also: «Leben und Unsterblichkeit»: für uns eine unglückliche Übersetzung, weil «Unsterblichkeit» im Denken der Menschen eine viel allgemeinere Bedeutung angenommen hat, als das Wort hier erlaubt. Es suggeriert eine Fortdauer nach dem physischen Tod, ein Überleben nach dem Leben hier; doch obwohl die Bibel das Weiterleben von allem nach dem physischen Tod lehrt, dass alle nach dem Tod vor dem Richterstuhl zu erscheinen haben, so ist es doch nicht das, was mit diesem Wort gemeint ist, wie es hier und an verschiedenen anderen Stellen im Neuen Testament gebraucht wird. Das Wort, das hier verwendet wird, ist mit mehreren unterschiedlichen Dingen verbunden (wenn ich denn dieses Wort «Dinge» für den Augenblick verwenden kann).

In erster Linie wird es in Verbindung mit Gott verwendet. Er wird der « unverderbliche (incorruptible) Gott genannt» (Römer 1,23). Ihr würdet da kaum anstelle von «unverderblich» das Wort «unsterblich» setzen, weil ihr sogleich einseht, dass da ein bestimmtes Element in Bezug auf die «Unverderblichkeit» vorliegt, das mehr, viel mehr ist als bloße ewige Existenz. Er ist der unverderbliche Gott.

Das Wort wird auch in Verbindung mit dem Herrn Jesus gebraucht - «und nicht zulassen, dass dein Heiliger die Verwesung (Verderblichkeit - corruption) sehe» (Apg. 2,27). Es war nicht möglich, dass er die Verderblichkeit sehen sollte. Der Herr Jesus hatte eine unverderbliche Natur und ein unverderbliches Leben, und das bedeutete, dass etwas vorhanden war, das den Tod besiegte. Es war nicht einfach so, dass der Tod aufgehoben oder beiseite gesetzt wurde; es gab ein Element, das den Tod vernichtete. Und es war dieses unverderbliche Element.

Das Wort wird auch in Verbindung mit dem Blut Christi verwendet. «Denn ihr wisst ja, dass ihr nicht mit verderblichen (incorruptible) Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus, als eines makellosen und unbefleckten Lammes». (1. Petr. 1,18.19). Ihr seht, es gibt da ein Element der Unverderblichkeit, das hinzukommt.

Es wird auch im Zusammenhang mit den verherrlichten Leibern von Gläubigen verwendet - «Denn dieses Verwesliche (corruptible) muss Unverweslichkeit ( incorruption) anziehen» (1. Kor. 15,53). Das bezieht sich auf die Verherrlichung.

Und ein weiteres Mal wird es vom Apostel im Zusammenhang mit der unverderblichen Krone verwendet. «Jene, um einen verderblichen (corruptible) Siegeskranz zu empfangen» (1. Kor. 9,25b). Wir wissen, was das bedeutet - etwas, das nicht nur schwindet und stirbt, sondern das sich vollständig auflöst und zu etwas wird, das alles andere als herrlich ist. «wir aber einen unverderblichen» - die unverderbliche Krone (Siegeskranz) bedeutet mehr als bloßes Überleben, z.B. von einer Blume, die nicht stirbt, also eine ewige Blume. Es ist etwas, das ein besonderes Element in sich enthält.

Und das ist das Wort, das hier verwendet wird: «Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unverderblichkeit (incorruption) ans Licht gebracht hat durch das Evangelium». Es ist die Qualität des Lebens, die innere und wahre Natur des Lebens, das er ans Licht gebracht hat, welches das Unverderbliche Element ist. Er ANNULLIERTE den Tod, was nicht bloß Nicht-Existenz bedeutet, sondern die Zerstörung der wesentlichen Natur des Todes, welche Verderblichkeit ist. Leben und Unverderblichkeit sind in der Weise, wie der Apostel sie hier mit einander verbindet, ein und dasselbe. Unverderblichkeit ist die Natur dieses Lebens.

Die Effektivität ist von der Unverderblichkeit abhängig

Worum es uns denn diesmal geht - bitte gestattet mir dieses vorgängige Legen von Fundamenten, weil das sehr wichtig ist - worum es uns jetzt wirklich geht, ist diese eine überragend wichtige Sache des Unverderblichseins. Das Allerwichtigste ist Unverderblichkeit. Wie die konzentrierte Effektivität Christi von bestimmten geistlichen Faktoren abhing, so ist das auch bei uns der Fall, und die Faktoren, von denen jene konzentrierte Effektivität abhing, waren die Faktoren oder Gesichtspunkte der Unverderblichkeit - das, was im Hintergrund oder in der Konstitution seines Lebens unverderblich war. Es waren jene Dinge, die seinem Leben seine ungeheure, immense Bedeutung verliehen.

Welch große Menge von innerem, wahrem Wert fand sich doch in den dreieinhalb Jahren. Das ist nicht viel von einer Lebenszeit, besonders wenn ihr auf das Leben zurück blickt. Doch werft nochmals einen Blick auf das, was jene dreieinhalb Jahre enthielten. Es brauchte nicht bloß zweitausend Jahre, um auch nur dessen Saum zu berühren; es werden alle Zeitalter der Zeitalter notwendig sein, um den Inhalt jener dreieinhalb Jahre auszuschöpfen. Es ist eine unerschöpfliche Fülle. Von der Taufe bis zur Verherrlichung gab es eine Fülle von Werten, die imstande sind, die Ewigkeit zu füllen. Menschen haben durch alle Jahrhunderte hindurch vom Brunnquell jener dreieinhalb Jahre getrunken, und sie trinken noch - alle Nationen, alle Klassen, alle Sprachen - und er ist noch immer so voll wie eh und je. Er ist noch immer voller als das, was aus ihm geschöpft wurde. Wie trächtig waren doch die Werte jener kurzen Zeitspanne. Was für ein Saatbeet für das ganze Universum. Wie konnte es sein, dass so viel aus so wenig hervorgehen konnte? Wie konnte es sein, dass für immer und immer nachher sich dieses Fließen des mächtigen Stromes unerschöpflicher geistlicher Werte ereignen konnte?

Das ist die Frage, und es ist die Frage, auf die wie ich glaube der Herr uns, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, hier eine Antwort geben möchte; und ich sage nochmals, es war deshalb so, weil dieses Leben während jener dreieinhalb Jahre aufgrund von unverderblichen Prinzipien, unverderblichen Elementen konstituiert wurde. Während Jesus der Sohn Gottes war, und so grundsätzlich, unendlich verschieden von uns, was seine Gottheit und Göttlichkeit betrifft, macht es das Neue Testament unmissverständlich klar, dass die Gesichtspunkte eines unverderblichen Lebens in seinem Volk reproduziert werden und wiedererscheinen sollen; nicht die Gesichtspunkte der Göttlichkeit und Gottheit, sondern die Gesichtspunkte seines Lebens. Was würde sonst dies bedeuten - dass sie «durch das Evangelium ans Licht gebracht» worden sein sollen? Was wurde ans Licht gebracht? Bloß bestimmte Fakten? Nein. Bestimmte Werte für uns, die unsere eigenen werden und auf uns genauso zutreffen sollen wie auf ihn; die unverderblichen Werte und Gesichtspunkte und Charakteristiken von Jesus Christus als dem Sohn des Menschen. Und so sagen wir nochmals: diese Konzentration von Effektivität, von Werten hing von diesen unverderblichen Elementen ab; und unsere Effektivität, unser Wert wird ebenfalls dem Maß entsprechen, in dem es unverderbliche Werte in unserem Leben gibt. Darum müssen zwangsläufig bestimmte Dinge daraus folgen.

Unverderblichkeit, das Standardmaß des Himmels

Als erstes sind die Standardgewichte und Standardmaße Gottes, Christi und des Heiligen Geistes, des Himmels, der Ewigkeit dieser eine Standard der Unverderblichkeit; das heißt, dass vom göttlichen Standpunkt, vom Standpunkt des Himmels, vom Standpunkt der Ewigkeit aus alles gemäß seinen unverderblichen Charakteristiken gemessen und gewichtet wird. Habt ihr das begriffen? Das ist eine ungeheure Feststellung, aber sie ist sehr wahr. Der Himmel hat keinen anderen Wertestandard, Gott hat keinen anderen Wertestandard, der Heilige Geist hat keinen anderen Wertestandard, die Ewigkeit hat keinen anderen Wertestandard. Alles wird aufgrund seiner Unverderblichkeit gewichtet und gemessen. Der Himmel nimmt diese Einstellung ein: Wie vieles wird durch die Ewigkeit hindurch wieder erscheinen und bleiben? Wie vieles wird durchkommen, wenn alles andere vergangen ist? Was wir letztlich als verherrlicht vorgefunden? Das ist der Standard des Himmels; das ist das Gesetz des Unverderblichen.

Der Standard der Unverderblichkeit, angewandt auf
unser Leben

Darum sollten wir wiederum alles von und in unserem Leben aufgrund seiner unverderblichen Natur und seines unverderblichen Wertes beurteilen. Ihr müsst euch hinsetzen und darüber nachdenken. Alles, was mein Leben ausmacht, alles in meinem Leben vor die Schranken des Unverderblichen gebracht, d.h. das, was Herrlichkeit annehmen kann. Wie vieles davon wird den Test bestehen, wie vieles wird durchkommen, und wie vieles von dem, was mein Leben ausmacht, wird vergehen, wenn die Zeit abgelaufen ist, wenn ich diese Welt verlasse, wenn alles, was hier ist, aufhören wird, soweit es mich betrifft? Wie vieles wird weitergehen und in ewiger Herrlichkeit wieder erschienen? Das ist eine sehr ernste Herausforderung; aber so betrachtet der Himmel die ganze Zeit über die Dinge, und das ist es, woran der Himmel arbeitet. Alle Behandlungen des Herrn an uns geschehen gemäß diesem Gesetz, gemäß diesem Standard - er macht sich sehr sehr wenig aus dem Verderblichen, dem Vergänglichen, dem Vorübergehenden, was immer es auch sein mag, aber er macht sich sehr viel aus dem Unverderblichen. In welchem Verhältnis steht wohl das Unverderbliche zum Verderblichen, das aus unserem Leben hier resultiert? Ich nehme an, dass sehr wenige ernstere und folgenschwerer Fragen gestellt werden können als diese. O, wie vieles ist es doch, das unser Leben ausmacht, an dem wir interessiert sind, womit wir uns befassen, das wir anhäufen, wie viel Zeit, wie viel Verausgabung, wie viel Sorge, wie vieles gibt es, das vergehen und bei dem nachher nichts herausschauen wird, wie vieles wird nicht standhalten, wird nicht wieder auftauchen! Wie vieles von all dem und durch all dieses ist schließlich unverderblich? Wie vieles davon wird schließlich auf das Konto des Unverderblichen übertragen oder wird einfach für etwas Verderbliches ausgegeben?

Ich sagte, dass unsere erste Feststellung Bedeutung gewinnen werde, als wir anfingen, diese Angelegenheit zu betrachten. Gott befasst sich vorrangig mit inneren, wahren Werten, und das ist bei ihm keine verhältnismäßige Sache - es ist eine absolute Sache. «So wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird» (1. Kor. 3,13), sagt das Wort. Das ist ein universelles und imperatives Diktum. «Das Feuer wird...» - das ist imperativ - das Werk jedes Menschen offenbaren...» - das ist universell; und ich glaube, im Licht des Neuen Testamentes lägen wir richtig, wenn wir hinzufügen würden: «das Feuer wird jeden Menschen prüfen», nicht nur sein Werk. Das Feuer wird jeden Menschen prüfen. Feuer kann sehr vieles bedeuten. Es kann die persönliche feurige Trübsal bedeuten, von der Petrus spricht, die feurige Trübsal, die den Glauben erprobt, die das Gold bestätigt. Es kann aber auch die Feuerprobe der Gemeinde in Verfolgung und Leiden bedeuten - und Gott allein weiß, wie viel mehr davon in der nahe Zukunft noch eintreten wird, als es in vielen Teilen der Welt bisher schon geschehen ist - die Feuerprobe für die Gemeinde. Doch was immer das Feuer in seiner vielfältigen Anwendung auch bedeuten mag, es ist dasjenige, welches die Dinge den Kategorien zuordnet, zu denen sie gehören. Das Feuer versetzt das Verderbliche in die Kategorie des Verderblichen, und macht ihm bewusst, dass es verderblich ist, dass es dahin gehört: das Feuer stellt das klar. Andererseits jedoch versetzt das Feuer auch das Unverderbliche in seine Kategorie, und beweist, dass es darüber keine Macht hat: Das gehört dann eben zum Unverderblichen, und das Feuer kann ihm nichts anhaben. Es hat seine Natur definiert: Entweder gehört es zum Vergänglichen und geht vorbei; oder es gehört zum Unvergänglichen und Dauernden. Genau das tut das Feuer.

Und lasst uns nicht bloß objektiv denken. Befindet ihr euch gerade jetzt im Feuer? Ist das Feuer nicht jetzt in eurem Leben am Werk - die feurige Trübsal der Prüfung, der Widrigkeit? Wie viele Worte könnten das Werk des Feuers in uns definieren! Ja, irgend etwas BRENNT in unserer Erfahrung. Wir kennen bereits die individuelle Feuerprobe. Was tut das Feuer? Warum das Feuer? Nur für einen Zweck, unter der Hand und in der Absicht Gottes - um die Dinge ihrem Platz zuzuweisen, um noch geringer vom Verderblichen zu denken und um einen Vorrat an Unverderblichem anzulegen, um dem Unverderblichen einen überragenden Platz in unserem Wertestandard zu verleihen. Das Feuer wird jeden Menschen und das Werk jedes Menschen prüfen.

Darum muss wiederum dieses Gesetz des Unverderblichen auf alles angewandt werden. Zuerst muss es auf uns selbst angewandt werden. Wenn wir unser Leben gelebt haben und von hier abgeschieden sind, was wird dann als Substanz von Unverderblichem weiterbestehen, das aus unserem Dasein hier unter hervorgegangen ist? - Eine universelle, wenn auch sehr schwierige Frage. Was wird an dem vorhanden sein, das die Zeit besiegt, das dem Verfall trotzt, das den Tod überwindet, das den ganzen Bereich der Verderblichkeit besiegt, und für immer in der Herrlichkeit wieder auftaucht, als Ergebnis unserer kurzen Reise hier auf Erden? Wir müssen diese Frage nach dem Unverderblichen bei uns selbst anwenden.

Angewandt auf unser Wissen

Wie steht es mit unserem christlichen Wissen, mit aller Belehrung, die wir haben, mit all der Wahrheit, die wir besitzen? Wir müssen diese Frage auch darauf anwenden. Wie vieles von diesem großen Vorrat an Belehrung und Wahrheit, an Lehre und Erkenntnis produziert das Unverderbliche in uns, wird in der Ewigkeit wieder auftauchen? Wir müssen unsere Konferenzen diesbezüglich einem Test unterziehen. Vielleicht sind wir schon an vielen Konferenzen gewesen, wir haben ein großes Maß an Belehrung empfangen, auf diese oder eine andere Weise. Nun, was ist das Ergebnis von all dem für die Ewigkeit, wenn das Feuer unsere Lehre testet, wenn das Feuer vielleicht schon in diesem Leben all unsere Erkenntnis testet? Ein großes Maß an Belehrung wurde uns gegeben, und nun testet das Feuer den unverderblichen Wert dieser Lehre. Was kann überleben und über das Feuer triumphieren? Bei all dem, was wir wissen, bei unserem christlichen Bekenntnis, indem wir den Namen Christi tragen, der im Titel «Christ» enthalten ist, «die des Christus», wie vieles von gerade diesem Bekenntnis ist mehr als ein bloßes Bekenntnis? Ist es ein Besitz, ein wahrer, innerer Wert, eine unverderbliche Realität? Unsere ganze christliche Tradition, wie sie uns von unseren Vätern überliefert wurde, all das, was wir durch die Jahrhunderte des Christentums geerbt haben: wie vieles davon besitzt jetzt diese besondere Qualität, diesen wesentlichen Wert, dieses Wesen Christi, und wie vieles ist bloß Form, Gewohnheit, eine etablierte, anerkannte und akzeptierte Sache? Wie vieles davon ist in unserem Falle wirklich unverderblich? Unser ganzes Gefühl, unsere Erregbarkeit, unser lautes Benehmen - steckt hinter all dem dieses substantielle Element, das gegen die Wut Satans, den Hass der Hölle, bestehen kann?

Was uns betrifft, ist diese Angelegenheit des Unverderblichen etwas sehr Sachgemäßes, und wenn ich mich nicht irre, wird es zu etwas werden, worauf in der Endzeit von Gott bis zu n-ten Grade hingewiesen werden wird. Wenn wir uns denn in der Endzeit befinden - und es fällt nicht leicht, das zu bezweifeln - dann ist ein solches Wort von Bedeutung. Würden wir beiseite genommen, um diese Angelegenheit zu betrachten, würden wir finden, dass es nie zuvor so vieles in der Schrift gegeben hat, das nie verstanden wurde, selbst nicht von ihren Verfassern, das jedoch heute auch schon mit einem Quentchen von Intelligenz verständlich ist. Schon nur die Sprache der Schrift, die zur Zeit, als sie geschrieben wurde, kaum verstanden werden konnte, ist heute so einleuchtend, wie etwas überhaupt nur einleuchtend sein kann. Doch das ist ein Nebenaspekt. Wir sind unmissverständlich und zweifellos in der Endzeit. Darum möchte Gott sein Volk versammeln, diejenigen, die es mit ihm wirklich ernst meinen, und er möchte anfangen, zu sagen: «Das ist gut, doch gibt es etwas, das noch viel mehr als nur das: das, worauf es wirklich ankommt, ist der wahre, innere Wert, der entscheidende Wert». Er legt seinen Finger auf die absolut wesentlichen Dinge. Wie viel von dem wahren Wesen Christi wurde in uns hinein gewirkt? Das ist der springende Punkt.

Angewandt auf das christliche Werk

Diese Frage des Unverderblichen muss natürlich auch auf das christliche Werk und die christlichen Werke angewandt werden, und alles muss daran geprüft werden. Alles ist sehr gut - Größe, Erscheinung, Schicklichkeit, unmittelbare Wirkung, das Eingefangene und die (dazu verwendeten) Mittel - wie aber steht es mit dem wesentlichen, inneren und wahren Wert? Gott beurteilt etwas nicht danach, wie es nach außen hin in Erscheinung tritt, wie sich die Dinge äußerlich darstellen, auch nicht nach ihren unmittelbaren Wirkungen, die durch Mittel und Methoden von Menschen produziert werden. Gott schaut durch die Dinge hindurch, seine Augen sind wie Flammenaugen, und er sieht mitten hinein, um das Maß an Unverderblichem festzustellen, das nicht nach einer Woche, einem Monat, einem Jahr oder einigen Jahren wieder verschwindet, sondern das andauern und wieder erscheinen wird. Danach hält er Ausschau.

Es gibt zwei Arten von Startpunkten, wie ihr wisst - die menschlichen, und diejenigen Gottes. Der Mensch beginnt gewöhnlich mit einem großen Rahmen, einem großen Betrieb, mit einer Maschinerie, mit Publicity, Strukturen und so weiter; das ist es, womit der Mensch gewöhnlich beginnt, wenn er etwas für Gott tun möchte. Es ist ein Drang; es ist einfach unsere Art. Vielleicht argumentieren wir, Gott sei würdig, etwas Großes zu bekommen. Das ist der menschliche Weg. Gottes Weg aber ist nie so - er war es nie. Ihr sucht vergeblich nach einem Ereignis, wo Gott so begonnen hätte. Pfingsten ging aus einer sehr tiefen und drastischen Behandlung jener zwölf Männer hervor. Gottes Startpunkt ist stets das Wahre, das Inwendige. Gott hat stets mit Leben begonnen, mit dem, was innerlich vorhanden ist, mit dem Potenzial. Die menschlichen Anfänge enden gewöhnlich mit einem geringen Prozentsatz bleibenden Wertes. Gottes Anfänge dagegen scheinen so klein, sie erscheinen so gering. Aber genauso ist es mit einem Samenkorn: er ist sehr klein, etwas Unscheinbares; doch seht euch das Potenzial in einem einzigen Samenkorn an, z.B. in einem Weizenkorn. Es geht bei Gott um das Wahre, das Inwendige. Damit beginnt Gott. Dies ist der Grund, weshalb alles, was wirklich von Gott stammt, eine lange und verborgene Geschichte tiefer Behandlungen seinerseits aufweist.

Gottes geheimes Werk

Die dreißig Jahre des verborgenen Lebens unseres Herrn hatte einen großen Einfluss auf die dreieinhalb Jahre. Die vierzig Jahre von Mose weit weg in der Wüste, wo er die Schafe seines Schwiegervaters hütete, hatten einen großen Einfluss auf den Rest seines Lebens. Es waren keine verlorenen, vergeudeten, sinnlosen Jahre. Und so könnten wir uns einen nach dem andern vornehmen - Abraham, David und andere, die eine lange, tiefe, verborgene Geschichte vorweisen: gerade daraus hervor ging ihre spätere Wirksamkeit. Sehr oft geschah, wenn Gott am Werk gewesen war, in den letzten Jahren eines Lebens mehr als in all den vorausgegangenen Jahren. Das heißt aber nicht, dass alle vorausgegangenen Jahre nichts zählen, keinen Platz mehr haben. Es bedeutet lediglich, dass Gott an der Arbeit war, um wahre, innere Werte zu bekommen, und nun, am Schluss, treten diese inneren Werte hervor. Passt auf, ihr jungen Leute, dass ihr ältere Gläubige nicht einfach als alte Nummern abschreibt. Dann übertretet ihr genau das Prinzip eures eigenen Lebens - das des wahren, inneren Wertes. Gott aber möge sich eines alten Mannes oder einer alten Frau erbarmen, die keine wahren, inneren Werte vorweisen können. Wenn wir älter werden, sollten wir die Substanz für die nachfolgenden Generationen werden. Und Gott möge der nachfolgenden Generation helfen, das kein Erbe wahrer, innerer Werte besitzt. Nein, lasst uns sorgfältig darauf achten, wie wir die Dinge beurteilen. Es darf nicht aufgrund der Zeit geschehen, sondern aufgrund des Unverderblichen.

Lasst mich wiederholen, dass Gott, mit dem Wahren, Inwendigen beginnt. Seine größten Dinge sind das Hervortreten wahrer, innerer Werte, um sich selbst zu erkennen zu geben. Daher nimmt er sich viel Zeit und auch viel Mühe in einer verborgenen Geschichte mit diesem einen Ziel, und es kann sehr wohl sein - auch wenn ihr denken mögt, dass die Jahre verrinnen, und wozu das alles? - bald wird das Leben ohnehin vorbei sein, wird alles vorbei sein, und ihr habt den Weg versäumt, alles war ein einziges Problem, ein einziges Rätsel - es kann sehr wohl sein, dass in wenigen Jahren eine unendliche Menge geistlicher Werte aus dieser Zeit hervorgehen wird, durch die ihr jetzt hindurchmüsst, aus dem, wovon ihr glaubt, es sein verlorene Zeit. Richtet euch bloß auf den Gedanken ein, dass Gott sich überhaupt nicht um unsere Wertestandards kümmert, weder was die Zeit, die Methoden oder sonst irgend etwas betrifft. Worauf Gott aber ganz besonders achtet, ist dies, dass er das Inneliegende, das Potenzial, das Wesenhafte, das Wahre und Inwendige bekommt. Legt das in euren Herzen an, hegt und pflegt es und macht es zum beherrschenden Faktor bei euch. Gott wirkt in die Tiefe, Gott bewirkt Solidität, Gott bewirkt Intensität: Darum wirkt er durch Prüfungen, durch Verborgenheit, und mit sehr, sehr geringem Appell an unser natürliches Wohlbefinden. Unverderblichkeit ist daher etwas sehr Testendes, und es mag eine vollständige Neuausrichtung unserer ganzen Mentalität erfordern.

Nachdem wir nun diesen Punkt erreicht haben, wollen wir uns einer Untersuchung der Natur des Unverderblichen widmen. Wenn all das Vorangegangene auf den Herrn Jesus zutraf, und wenn es stimmt, dass das Wort Gottes lehrt, dass - abgesehen von der Göttlichkeit und Gottheit - was diesbezüglich auf ihn zutraf, in den Seinen reproduziert werden soll, dann wollen wir wissen, welches die unverderblichen Dinge waren, die ein solches Leben konstituierten, und wir werden uns diese Dinge vornehmen, denn auf diese Weise werden wir die beste Erklärung für das erhalten, was wir bereits betrachtet haben.