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Geistliche Überlegenheit

von T. Austin-Sparks

Kapitel 7 - Der Name des Herrn in Zion

«Du leitest durch deine Gnade das Volk, das du erlöst hast; durch deine Kraft bringst du sie zu der Wohnung deines Heiligtums... du wirst sie hineinbringen und sie einpflanzen auf dem Berg deines Erbteils, an dem Ort, den du, Herr, zu deiner Wohnung gemacht hast, zu dem Heiligtum, o Herr, das deine Hände bereitet haben» (2. Mose 15,13.17)

«Wer wird hinaufsteigen auf den Berg des Herrn? Und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte?» (Ps. 24,3).

«Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die trugen den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben» (Offenb. 14,1).

«Denn der Herr hat Zion gebaut; er ist in seiner Herrlichkeit erschienen... damit die Menschen Namen des Herrn auf Zion verkündigen» (?s. 102,16.21).

Ein gegenwärtiger Vorgeschmack der Herrlichkeit

Der obige Abschnitt aus dem 2. Buch Mose ist in dieser Beziehung sehr bemerkenswert, dass vom Erreichen von Zion, der heiligen Wohnung, des Berges des Herrn - denn so kam es schließlich ja heraus - gesprochen wird, als wäre es am Anfang der Geschichte Israels als Nation bereits eine vollendete Tatsache; denn 2. Mose 15 geschieht, als Israel Ägypten kaum verlassen und das Rote Meer durchquert hat. Das inspirierte Lied sieht das Ende sogleich und stellt es vor, und die Leute befinden sich im Geist von allem Anfang an im Genuss des Endes. Es ist die Sprache der vollendeten Tatsachen. «Du hast geleitet... du hast geführt... zu deiner heiligen Wohnung ...» Da habt ihr neutestamentliche Geschichte in einen sehr kleinen Umfang von Worten hineingezwängt; denn ganz am Anfang der Kirchengeschichte, dort, wo das Buch der Apostelgeschichte öffnet, habt er ihr eben erst Golgatha hinter euch gebracht, ihr seid gerade von der Autorität der Finsternis befreit worden, doch der ganze Geist und die Atmosphäre wird als etwas bereits am Ende Erreichtes wahrgenommen. Das Volk des Herrn befindet sich da zweifellos, im Geist und in Bezug auf den Genuss - bereits am Ende der Reise. Sie sind angekommen. Sie sind in Zion eingetroffen. Sie sind zum Berg des Herrn hinaufgestiegen, und mit Herrlichkeit verkündigen Menschen den Namen des Herrn auf Zion. So war es am Anfang in Ordnung. Wann immer der Herr einen Teil seines Vorsatzes der Zeitalter einbringt, tut er es stets mit Herrlichkeit. Das Eindringen wird stets von einem Gefühl der Fülle, des Erreichens und der Verwirklichung begleitet. Es ist immer so gewesen, und diejenigen, die damals dabei waren, hatten den Eindruck: «Wir haben das Ende erreicht, wir sind da!» Das war der Geist dieser Tatsache.

Ihr wisst, dass ihr euch genau so fühlt, wenn ihr wirklich und auf gesunde Weise wiedergeboren werdet. Zu diesem Zeitpunkt habt ihr das Gefühl, dass nichts Weiteres mehr getan werden muss; ihr seid bereit für die Herrlichkeit, der Himmel ist eingetroffen! Niemand kann euch etwas sagen, euch irgend etwas lehren! Es ist jener Geist der Jugend, der sagt: Ich verstehe mehr als meine Lehrer! Es ist alles Herrlichkeit. Gott hat gesprochen, soweit es euch betrifft. Es ist die Ankunft des großen Vorsatzes der Zeitalter, und ihr habt ihn erreicht. So ist es, wann immer der Herr auf diese Weise auftritt. Er gibt am Anfang eine Erfahrung, eine Vision, ein Bewusstsein, eine Wahrnehmung von der Größe und Herrlichkeit seines Vorsatzes; wir sind ganz voll davon. So waren sie in jenen ersten Tagen der Kirchengeschichte.

Ein begonnener Prozess

Dann aber wechselt die Zeitform - «Du wirst sie hinbringen...» - und es geht nicht lange, bis ihr entdeckt, dass ihr nicht nur einen gegenwärtigen Vorgeschmack habt, sondern dass ihr euch in einem begonnenen Prozess befindet - ihr seid zwar bereits angekommen, und doch müsst ihr noch einen Weg zurücklegen, bis ihr wirklich ankommt. Es liegt ein glorreiches Paradox vor. Der Heilige Geist hat das Ende schon am Anfang berührt, und dann hat er dieses Ende aufgegriffen, um es mehr als bloß eine Empfindung, eine Ekstase, werden zu lassen - um es zu einer inneren Realität zu machen. Obwohl Israel an jenem Tag, als sie eben das Rote Meer durchquert hatten, so lustvoll davon sangen, angekommen zu sein, mussten sie lernen, dass sie in der geistlichen Geographie noch einen weiten Weg zurückzulegen hatten, damit dies zu etwas mehr wird als bloß zu einem Empfinden der Dinge, wie groß diese Empfindung auch sein mochte.

Was tut der Herr, wenn er diese Zeitformen kombiniert, wenn er diese beiden Dinge zusammen bringt - die Erkenntnis, dass wir zum Berg Zion gelangt sind und dennoch einen weiten Weg zu gehen haben, dass noch etwas getan werden muss? Der Herr kennt uns sehr gut. Er kennt die Realitäten. Er baut nicht auf nebulöse, abstrakte Fundamente. Er will ein echtes Volk haben - ein sehr echtes Volk. Wir wir früher schon sagten, das geistliche Volk des Herrn besteht aus den größten Realisten auf Erden. Sie wissen zunehmend, wie real alles Geistliche ist. Solche Dinge werden fast verzweifelt real. Es ist nicht bloß etwas im Kopf, es ist etwas ungeheuer Reales. Jene Mächte des Bösen sind sehr, sehr real. Der Grund, den sie in der zusammengebrochenen Menschheit haben, ist ein sehr, sehr realer Grund. Alles, was mit dem geistlichen Leben zu tun hat, ist in der Tat sehr real, und der Herr ist der große Realist, insofern es uns betrifft. Er nimmt nichts an, was bloß als Gefühl besteht. Er gibt den Vorgeschmack, das Angeld, und dann sagt er: «Nun mache ich mich ans Werk, um dies zu deiner realen Position zu machen». Wenn sich schließlich die Hundertvierundvierzigtausend beim Lamm auf dem Berg Zion einfinden werden, könnt ihr durch den Kontext feststellen, dass sie kein Volk sind, das bloß aufgrund eines Gefühls, einer Ekstase oder einer Lehre dorthin gelangt ist. Sie sind durch Dinge hindurchgegangen. Sie befinden sich nicht nur in der Wahrheit, die Wahrheit ist in ihnen.

Das bringt uns sofort zu einer weiteren Speiche in dem Rad, von dem wir früher gesprochen haben, dessen eigentliche Nabe Zion ist. Es bringt uns zum Namen des Herrn auf Zion. Wenn wir das aktuelle Gegenstück zu dieser alttestamentlichen Lehre über Zion - Pfingsten, den Herrn Jesus - betrachten, was steht dann von jenem Moment an so sehr im Vordergrund? Was kommt mehr über die Lippen der Apostel als irgend etwas anderes? Und was konstituierte die Dynamik ihres Dienstes, ihres Zeugnisses, ihres Werkes? Ist es nicht der Name Jesus? Und das ist keine bloße Bezeichnung, es ist eine Mächtige Registration. Dieser Name führt den ganzen Impakt und die ganze Macht des Himmels mit sich. Nichts kann vor diesem Namen bestehen. Weltmächte versuchen, ihm zu widerstehen, doch sie werden an ihm zerbrechen. Herodes mag versuchen, die Diener des Herrn und die Gemeinde zu vernichten, doch wird er zerstört werden, indem die Dinge außer Kontrolle geraten. Der gibt in jedem Bereich im Buch der Apostelgeschichte den Beweis dafür, dass der Name Jesu kein gewöhnlicher Name ist. «Gott hat ihn hoch erhoben, und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist». Es ist der Name der Erhöhung, der Himmelfahrt.

Zion, die Verkörperung des Namens

Zion ist die Verkörperung des Namens. Nehmt noch einmal die Geschichte Zions. Sie ist die Stadt Davids, «die Stadt des großen Königs». Es ist der größte Namen in Israels Geschichte. Er verkörpert die größte Herrlichkeit im ihrem Leben als Nation. Der Größere als David ist zur Höhe hinaufgestiegen, die Engelsheerscharen sind in ihren festlichen Gesang ausgebrochen - «Hebt eure Häupter empor, ihr Tore, ja, hebt eure Häupter, ihr uralten Pforten, damit der König der Herrlichkeit einziehe!» (Ps. 24,7). Im Neuen Testament lesen wir, dass dem Herrn Jesus ein sehr ähnlicher Titel verliehen wird - «den Herrn der Herrlichkeit haben sie gekreuzigt» (1. Kor. 2,8); und wiederum lesen wir: «Den Fürsten des Lebens habt ihr getötet; ihn hat Gott von den Toten auferweckt» (Apg. 3,14.15). «Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion». Zion ist der Name überragender Macht, überragender Herrlichkeit; und im Namen Jesu wird sich jedes Knie beugen, «derer, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind» (Phil. 2,10). Zion bedeutet demnach die Kraft, Herrlichkeit und Souveränität des Namens des Herrn Jesus als eine mächtige, wirksame Kraft, die sich an geistlichen Dingen als manchmal auch an zeitlichen Dingen bemerkbar macht, ein Name, der alle Autorität im Himmel und auf Erden in sich trägt. Es ist der Name der Autorität.

Die Notwendigkeit, die Autorität des Namens
wiederherzustellen

Wie ich euch angedeutet habe - und ich hoffe, ihr stimmt mir da unmittelbar zu - ist das, was heute nötig ist, die Wiederherstellung der Autorität des Namens Jesu in der Gemeinde. Wir benutzen ihn so häufig, er kommt in unserer Sprache und Phraseologie vor, doch kennen wir nur allzu wenig von seiner Kraft. Damit will ich jetzt nicht andeuten, dass wir im physischen und zeitlichen Bereich nach Demonstrationen der Kraft und Autorität des Namens Jesu Ausschau halten sollen, sondern dass wir vielmehr die Gegenwart der Kraft dieses Namens nötig haben, als etwas, das alle anderen Mächte schwächt. Für mich bedeutet das sehr viel mehr als bloße Demonstrationen im zeitlichen Bereich. Was wir wirklich brauchen, ist eine Kraft, eine Macht, die am Werk ist, die geradeaus geht, andauert und auf eine ruhige, stille, stetige Weise überwindet - während alle gegnerischen Mächte daran arbeiten, aufzuhalten, gehen wir weiter geradeaus und werden auf eine geistliche Weise unwiderstehlich. Die Sache läuft weiter, die Arbeit ist erledigt. Ihr wundert euch, dass es so ist, wenn ihr bedenkt, was sich alles dagegen gestemmt hat. Was für den Herrn wirklich von Interesse ist, hält an seinem Wege fest, und es bleibt nicht nur am Leben, sondern es nimmt ständig zu, und es gibt dafür keine andere Erklärung in irgend einem andern Bereich, als die, dass irgendwo eine mächtige, göttliche Kraft am Werke ist; und sie mögen tun, was immer sie wollen, weder die nackten Mächte des Bösen noch ihre ausführenden Werkzeuge können es stoppen.

Ich glaube, so haben sich die Dinge am Anfang ausgewirkt. Ihr habt Demonstrationen im Buch der Apostelgeschichte, doch dieses Buch ist ein Buch von Prinzipien; das heißt, es ist ein Buch, in welchem der Herr durch das Fundament der Gemeinde am Anfang dieser Heilszeit, sehr deutlich macht, dass bestimmte geistliche Dinge sehr real sind. Er mag die Wege, auf denen er dies klar macht, wieder beseitigen, doch die Realität bleibt bestehen, und wenn ihr darüber nachdenkt, würdet ihr es vorziehen, dass es so ist. Niemand möchte eine fortgesetzte, tagtägliche Wiederholung des Vorfalles von Ananias und Saphira. Oder möchtet ihr in irgend einer Gemeinschaft des Volkes Gottes sehen, wie Männer und Frauen buchstäblich zu Boden geschlagen und hinausgetragen werden, weil sie gegen den Heiligen Geist gesündigt haben? Doch was wir wirklich möchten, ist, dass sich der Leute der Tatsache bewusst werden, dass sie dem Heiligen Geist nicht straflos widerstehen können, dass es für das geistliche Leben eine sehr gefährliche Sache ist, ja selbst für das physische Leben - dem erhöhten Christus im Wege zu stehen. Was wir sehen möchten, ist, dass Christus Herr in seinem Hause ist - doch nicht bloß durch physische und zeitliche Demonstrationen. Es ist die mächtige Wirksamkeit einer geistlichen Kraft, wo alles sehr real, und der Herr Herr ist.

Das ist das Prinzip des Namens. Es ist eine große geistliche Autorität am Werk, und nichts kann ihrem Vorangehen widerstehen. O, es ist eine große Sache! Oft muss ich denken, Gamaliel sei mehr inspiriert gewesen, als wir uns das vorstellen oder als er selbst wusste. In der Tat äußerte er eine große Wahrheit, als er sagte: «Ist die Sache von Gott, werden nichts gegen sie ausrichten können, damit ihr nicht als solche erfunden werdet, die gegen Gott kämpfen» (Apg. 5,39). Es ist ein hoffnungsloses Unterfangen, sich Gott in den Weg zu stellen. «Ist die Sache von Gott...». Das ist die einzige Gewissheit, die wir, ihr und ich, wollen - dass die Sache von Gott ist. Wenn sie nicht von Gott ist, dann lautet unser Gebet: «Der Herr rette uns davon!» Ist sie jedoch von Gott, mögen sich alle Mächte verbinden, mögen alle Zungen über uns herfallen, mögen sie zu allen Kunstgriffen greifen - es wird weiter gehen! Warum? Weil der Name des Herrn in Zion verkündigt werden wird. Es ist diese mächtige Bedeutung des Namens des Herrn. Es ist der Name überragender Macht. Das ist die Tatsache, und das ist es, wovon wir reden.

Dann natürlich kommt auch die Herausforderung. In Wirklichkeit blieben sie nicht sehr lange auf dem Berg Zion, selbst nicht im Buch der Apostelgeschichte. Stellungsmäßig ist die Gemeinde natürlich ständig dort, tatsächlich jedoch ist es nicht so. Wir haben in unserer vorherigen Betrachtung gesagt, die Gemeinde habe allzu schnell eine Erd-Berührung gehabt. So findet ihr in Korinth Gläubige im Streit mit einander, indem sie sagen: «Ich gehöre zu Paulus, ich zu Apollos» (1. Kor. 1,12). Das bedeutet, dass man etwas aus anderen Namen macht, ja, dass man sogar den erhabenen Namen im Geist auf das Niveau einer irdischen Partei herunterzerrt - «Ich gehöre zu Christus». Menschliche Vorliegen und Missliebigkeiten, Vorzüge, Antipathien und Sympathien, und alle Aktivitäten menschlichen Urteils, eine Erdberührung mit einer gefallenen Schöpfung haben etwas aus anderen Namen gemacht, und die Herrlichkeit des Namens ist verhüllt.

Oder ihr geht nach Galatien, und ihr stellt fest, dass sie vom Zion herabgekommen und zum Sinai gegangen sind. Das heißt, sie haben alles auf das Niveau einer legalistischen, alttestamentlichen Religion gebracht - erneut Judaismus mit seiner gesetzlichen Knechtschaft - und ein weiteres Mal werden die Herrlichkeit und die Kraft des Namens suspendiert. Wo immer dies der Fall gewesen ist, ist die zugrunde liegende Ursache dieselbe. Ihr könnt nur die mächtige Wirkung der Himmelfahrtskraft des erhöhten herrn, wie sie sein Name repräsentiert, wenn ihr bei ihm auf Zion bleibt. Ihr braucht nur im Geist auf die Erde herunter zu kommen, und ihr verliert sie, ihr büßt sie ein.


Die Notwendigkeit, auf einen Höheren Grund
zu gelangen

Nun, das lässt sich so weitläufig und unterschiedlich anwenden, dass wir nie alles abdecken können. Doch können wir dies auf inklusive und umfassende Weise sagen: Für alle Gesetze geistlicher Kraft, Effektivität und Herrlichkeit ist eine höhere Ebene nötig. Ich würde sagen, dass von fast jeder Situation, von der ich weiß, dass die Herrlichkeit verhüllt ist, die Kraft gewichen ist, und es herrschen alles andere als die Bedingungen Zions. Ihr Korinther, ihr seid alle von einander getrennt und gegen einander, ihr misstraut euch gegenseitig, zieht einzelne vor und seid wählerisch; und welches ist euer Zustand? Ihr befindet euch in einem Zustand des Chaos und der Niederlage. Ihr benötigt höheren Grund. Als Gläubige müsst ihr von diesem menschlichen Grund loskommen. Wenn wir, ihr und ich, als Volk des Herrn, das seinen Namen trägt, auf diese menschliche Ebene in Bezug auf einander hinabsinken, dann geben wir die Kraft, die Herrlichkeit und die Wirksamkeit dieses Namens preis. Es ist dann nicht so, dass wir nur ein Leben vortäuschen. Wir sind sehr realistische Leute, und auch die Leute, mit denen wir es zu tun haben, sind sehr realistisch. Sie sind sehr unangenehm, sie haben ihre Schwächen, ihre Mücken, ihre Fehler und vieles, das schwierig ist zu ertragen, selbst wenn sie das Volk des Herrn sind. Und ihr wisst sehr wohl, dass, auch wenn ihr von ihnen als von Leuten Notiz nehmt, die sie von Natur aus nun einmal sind, es euch herunterzieht, und alles übrige hinunterzieht, so dass die Herrlichkeit ausgeschlossen und die Kraft suspendiert wird. Der Heilige Geist, der in allen wiedergeborenen Kindern Gottes ist, konstituiert und verschafft uns eine andere Art von Grund, auf den wir entschieden unsere Füße setzen sollten. Wir müssen bewusst und entschieden die Sache auf diese Weise betrachten: «So-und-so ist von dieser Art, er hat diese und jene Eigenart, und wenn ich auf rein natürlichem Grund weiterfahre, werde ich mit ihm nicht sehr weit kommen; ich werde mich seiner entledigen und keine Gemeinschaft mit ihm haben. Er ist ein Kind Gottes, und der Heilige Geist ist ebenso in ihm als in mir durch die Neugeburt; und er mag ebenso viele Mängel, Fehler und Schwachheiten an mir finden wir ich an ihm. Dennoch haben wir einen gemeinsamen Grund, und das ist absolut nicht der natürliche Grund. Es ist der Grund Christi, und ich muss bewusst Christus in meinem Bruder vertrauen. Es mag eine Zeit dauern, bis Er da die Oberhand gewinnt und bekommt, wonach er trachtet, doch ich vertraue dem Herrn in Bezug auf ihn und nehme meine Hände davon weg, und ich glaube, dass der Herr da etwas Großes tun kann». Einige von euch wären mit bestimmten Leuten gewiss nicht sehr weit gekommen, hätten sie nicht bewusst eine solche Haltung eingenommen. Meint ihr, meine Brüder hätten es all die Jahre mit mir ausgehalten, hätten sie nicht diese Haltung eingenommen? Sie mussten vieles einstecken, doch da ist etwas, das Gott getan hat, das alles übertrifft. Es ist eine im Innern gewirkte Liebe Gottes, und es ist eine im Innern gewirkte Entschlossenheit, der natürlichen Seite der Dinge nicht zu gestatten, das letzte Kriterium zu sein. Es ist eine Einsicht vorhanden, wie klein sie auch immer sein mag, es ist etwas vom Herrn da, mit dem man rechnen kann, und wir sind in seiner Hand, und wir machen einfach weiter und vertrauen ihm. Das ist sehr praktisch, und nur auf diese Weise wird der Feind besiegt und der Herr verherrlicht. Meint ihr, der Name des Herrn werde durch Trennungen, Streitigkeiten und Konflikte, die wegen natürlichen Voraussetzungen von Temperament, Disposition usw. entstehen, verherrlicht? Nein, dem Namen des Herrn ist auf diesem Wege viel mehr Unehre zugefügt worden als auf irgend einem andern. Der Name des Herrn muss in Zion verherrlicht werden; das bedeutet geistliche Überlegenheit, das Einnehmen eines höheren Grundes. Das ist die persönliche Anwendung davon.

Ich werde euch viel leichter mit mir nehmen können, wenn ich die gemeinschaftliche Anwendung mache. Ihr werdet mir zustimmen, wenn ich sage, dass - allgemein gesprochen - dass die Herrlichkeit und Kraft des Namens des Herrn Jesus in der Gemeinde von heute nicht in dem Maße gefunden werden, wie wie sei sein sollten, ganz einfach, weil die Gemeinde auf eine so irdische Ebene herunter gekommen ist, und weil sie so weitgehend zu einer Sache dieser Welt geworden ist. Sie hat ihre himmlische Sicht und ihre himmlische Position verloren. Sie ist zu einer Sache von Ordnungen und Riten geworden. In Tat und Wahrheit hat die Gemeinde - natürlich mit beachtenswerten und gesegneten Ausnahmen - weitgehend versucht, in diesem Zeitalter eine alttestamentliche Situation zu rekonstruieren. Ihr habt etwas vor euch, das man hier unten auf der Erde sehen kann, mit all seinen Begleiterscheinungen, mit seinem System von Gewändern und was sonst noch alles, eine Rekonstruktion des ganzen jüdischen System im christlichen Zeitalter, nur wird alles «christlich» genannt. Kein Wunder ist der Name verschwunden, und mit ihm die Kraft. Sie ist nicht mehr länger etwas Himmlisches. Und so hat der Herr, wie immer ihr es betrachtet und wo immer ihr es berührt, schon ganz am Anfang gezeigt, dass wenn die Gemeinde in der mächtigen Kraft des Namens des Herrn Jesus bleiben will, sie die niedrigen Ebenen verlassen und sich in geistlicher Hinsicht an den Platz des Namens stellen muss. Das Bild ist ganz einfach, das Bild dieses Aufstiegs nach Jerusalem dreimal pro Jahr von einer repräsentativen Gemeinschaft im alten Heilszeitalter.


Gott regiert durch geistliche Reife

Nun, der Tag kam, an dem der Aufstieg fällig war, und was geschah? Sie verließen ihre Weiler, Dörfer, Flecken und Städte wo immer sie waren, als Isolierte, als Einzelne, als Distanzierte; sie verließen alles und kamen von Ihren Isolationen, ihren Trennungen und Absonderungen, und sie kamen alle herauf zu dem einen Berg, wo ihre Einheit an einem himmlischen Ort die große Realität wurde. Und was für eine gesegnete Sache war es doch für sie. Und der Herr setzt das als ein Zeugnis ein dreimal im Jahr, indem er dadurch zu ihnen sagte: «Israel, ihr seid nicht so und so viele isolierte, getrennte Einzelne, überall zerstreut, wo ihr euer kleines Dorfleben oder selbst euer eigenes großes Stadtleben lebt. Ihr seid ein einziges Volk, das zu einer andern Stadt gehört, die droben ist, eure Namen sind im Himmel eingetragen, ihr seid die Gemeinde der Erstgeborenen».

O, was für eine Menge findet sich doch im Worte Gottes, um das zu bestätigen. Nehmt zum Beispiel Josua 21. Da habt ihr die 48 levitischen Städte. Die Leviten nahmen den Platz der Erstgeborenen in ganz Israel ein, und so wurden sie typologisch gesehen zur Gemeinde der Erstgeborenen. Es wurden ihnen Städte gegeben. Was sind das für Städte? Sie waren die örtlichen Repräsentationen DER einen Stadt, das ist alles. Sie haben keine Bedeutung, ausgenommen in ihrer zentralen Bezogenheit auf DIE Stadt. Sie sind sozusagen ein Mikrokosmos der einen Stadt Gottes. Sie sind die Stadt überall zum Ausdruck gebracht; achtundvierzig - vier mal zwölf - herrschaftsmäßige Ordnung. Zwölf ist die Zahl der Herrschaft, und zwölf findet man stets in Verbindung mit dem Volk Gottes. Israel - zwölf Stämme. Die Zwölf findet sich durchwegs in den ersten 21 Kapitel des Buches der Offenbarung. Und die erstgeborenen SÖHNE, die Gemeinde der Erstgeborenen, bedeutet genau dies. Sohnschaft ist der volle Gedanke Gottes. Wenn ihr in den Gedanken Gottes die Sohnschaft berührt, berührt ihr Reife in Fülle, Vollständigkeit der geistlichen Verwirklichung. «Ihr seid ... zum Berg Zion gekommen... zur Gemeinde der Erstgeborenen» (Hebr. 12,22.23).

Nun, die Leviten von Josua 21 und ihre 48 levitischen Städte sind nur eines der vielen Vorbilder dieser großen Wahrheit, dass Gottes Gedanke für sein Volk geistliche Reife ist, geistliche Fülle, durch die er die Welt regiert. Es ist eine geistliche Herrschaft. O, muss ich damit aufhören? Ihr wisst ebenso wie ich selbst, dass das Volk, das am weitesten mit dem Herrn voran gekommen ist, das die größte geistliche Reife erreicht hat, das Volk ist, das wirklich herrscht. Sie mögen in dieser Welt schwer unangemessen sein, sie mögen keinen der Vorteile haben, die andere hier haben, doch sie kennen den Herrn, und sie sind das Volk, das in geistlichen Dingen zuvorderst steht. Hier haben wir das ganze Prinzip der Leiterschaft, die keinesfalls offiziellen Charakter hat. Herrschaft wird in einem geistlichen Maß verliehen, sie ist eine geistliche Angelegenheit. Erstgeborene Söhne, die achtundvierzig Städte - all das ist ein Ausdruck von Zion, Zion fasst das alles zusammen. Es ist geistliche Fülle, geistliche Reife, durch die Gott herrschen wird.


Die Kraft des Namens

Es ist sehr beeindruckend, sich daran zu erinnern, dass wenn in der Bibel ein Name verliehen wird, er stets etwas bedeutet. Ihr kennt die beiden Städte Pharaos, und wie sie diesen Städten Namen gegeben haben - zum Beispiel Raamses. Die Stadt ist das Werk eines Mannes, sie wurde durch diesen Mann gebaut, und der verliehene Name bedeutet, dass der Mann durch sein Werk äußerst befriedigt wurde; so konnte er dieser Stadt seinen Namen geben. Gewöhnlich übertragen wir unseren Namen nicht auf Dinge, die wir nicht gutheißen.

Hier, in Offenbarung 14, ist Zion, und dort oben steht eine Gruppe, «die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen trugen». Das bedeutet, dass Gott überhaupt keine Hemmungen hat, seinen Namen dorthin zu setzen; er ist gründlich befriedigt. Der Name Jesus bedeutet ganz einfach, dass Gott vollständig und vollkommen befriedigt ist mit dem Werk, das der Herr Jesus vollbracht hat, und dass er ihm «den Namen gegeben hat, der über allen Namen ist». In den Hundertvierundvierzigtausend auf dem Berg Zion habt ihr eine Gruppe von Menschen, die so gründlich in das Werk Gottes in Christus eingegangen ist, dass Gott nicht zögert, seinen Namen auf ihre Stirn zu setzen. Sie tragen seinen Namen. Es ist Zion, mit dem Namen des Herrn.

Ihr seht, was das bedeutet. Wir müssen an den Punkt kommen, wo Gott befriedigt ist. Und wo ist das? Gott ist mit nichts von dieser Erde befriedigt. Nur dort, in seinem Sohn im Himmel, wo nichts dieser Welt angehört, findet Gott seine absolute Befriedigung. Der Name ist dort, und aus dieser vollkommenen Befriedigung Gottes kommt der Heilige Geist mit der ganzen Kraft des Namens hervor. Und wie mächtig hat sich doch dieser Name erwiesen!

Doch etwas ist geschehen. Was ist es? Seht euch die Leute an, von denen in Apostelgeschichte 2 gesprochen wird. Blickt zunächst ein paar Tage zurück. «Sie verließen ihn aber alle und flohen» (Mk. 14,50). Sie wurden nicht gern mit seinem Namen in Verbindung gebracht. «Bist du nicht einer seiner Jünger? Nein, das bin ich nicht; ich habe keine Verbindung mit ihm». Sie schämten sich seines Namens. Dann jene beiden, die auf dem Weg nach Emmaus waren; wie elend war ihnen zumute, sie befanden sich in äußerster Verzweiflung. Warum? Die Antwort steckt in einem einzigen Wort - irdische Gesinnung. Ihr ganzer Horizont war irdisch. Sie meinten, das Reich Gottes sei etwas in Form von irdischer, zeitlicher Macht, Wohlstand, und Position. Alles war für sie eine Sache dieser Erde, dieses gegenwärtigen Lebens hier unten, und wie die Dinge sie hier und jetzt betreffen, und genau das war ihr Ende. Das Kreuz hat all ihren Hoffnungen ein Ende gesetzt. Doch dann geschah etwas. Als Christus auferweckt war, erschien er ihnen wiederholt im Zeitraum von vierzig Tagen. Die Sache passierte; sie erhielten eine neue, himmlische Sicht, ein geistliches Verständnis der Dinge, einen verwandelten Ausblick; und dann kam der Geist und setzte sein Siegel auf alles. «Mein Reich ist nicht von dieser Welt» (Joh. 18,36), hatte der Herr gesagt, und nun wussten sie, wie wahr das war. Alles war nun himmlisch, und die alte Vorstellung hielt sie nicht mehr im Griff. Als der Geist kam, waren sie Menschen, die von dieser Welt emanzipiert waren, emanzipiert von den stärksten Bindungen, die man sich überhaupt vorstellen kann - religiöse Bande. O, wie machtvoll waren ihre judaistischen Bande. Doch jetzt waren sie emanzipiert. Die Vision Christi in Herrlichkeit vollbrachte, was keine kombinierten Mächte dieser Erde mit Saul von Tarsus tun konnten. Sie befreite ihn von seinem Judaismus. Ich betrachte dies als eines der größten Wunder im Neuen Testament - die Versetzung im Geist eines Mannes von der Erde in den Himmel durch eine augenblickliche Offenbarung; das bedeutete eine vollständige Emanzipation. Das ist der Bereich der Macht des Namens. Das ist die Natur der Dinge, wo die Herrlichkeit des Namens manifestiert wird. Wir benötigen eine neue Wahrnehmung dessen, was es bedeutet, mit Christus in die himmlischen Regionen versetzt worden zu sein, eine echte Erfahrung der Emanzipation von Dingen hier in all unseren Sorgen und Kümmernissen; so frei zu sein von den Dingen hier, dass wir im Besitz von allem sind! Paulus sagte: «Alles ist euer!» (1. Kor. 3,21-23). Zu verstehen, was das bedeutet, ist ein ungeheurer geistlicher Aufsteller! Es bedeutet mit einem Wort, dass ihr an einen Punkt gelangt seid, wo die Himmel herrschen, und was immer der Herr möchte, dass ihr es habt, werdet ihr haben: ganz gleich, was die Teufel oder die Menschen dazu sagen mögen, es gehört euch. Prioritäten? Ihr werdet hier keine Prioritäten erhalten, aber ihr könnt jedesmal Prioritäten haben, wenn der Herr möchte, dass ihr sie bekommt. Keiner weiß, wie es funktioniert. Ihr mögt am Ende der Warteliste stehen, doch wenn der Herr es verlangt, kommt ihr an die Spitze. Transport oder irgend etwas gehört euch, wenn der Herr es will. In dieser Position zu sein ist eine glorreiche Erfahrung. Wir sind vollständig damit zufrieden, etwas nicht zu bekommen, wenn der Herr es nicht will, doch wenn wir es im Herzen haben, dass der Herr es möchte, haben wir das Recht, uns an den Himmel zu wenden und es entgegenzunehmen; es gehört uns. Ihr stellt fest, dass es so funktioniert. Irgendwie kommt es zustande, auch wenn alle sagen, es sei unmöglich - es kommt einfach zustande, es geschieht. Die Himmel herrschen für diejenigen, die zum Himmel gehören und die im Himmel leben. Wir müssen wissen, dass eine mächtige Autorität im Namen liegt; doch in all seinen Manifestationsformen ist es nötig, dass ihr euch in einer himmlischen Position befindet. Der Name ist kraftlos, wenn ihr diese Erde in freiwilliger Annäherung berührt. Doch wenn ihr euch am Ort des Namens befindet, dann bittet, was immer ihr wollt, und es wird geschehen. Wenn wir nur den Ort des Namens in Bezug auf alles kennen, haben wir den Schlüssel zu der ganzen Situation. Möchte der Herr bewirken, dass wir besser verstehen, was der Name des Herrn in Zion ist.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.