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Geistliche Überlegenheit

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Ihr gegenwärtiger Eindruck auf das Leben

«Wer wird hinaufsteigen auf den Berg des Herrn? Wer wird stehen seiner heiligen Stätte?» (Ps. 24,3).

«Du wirst sie hineinbringen und sie einpflanzen auf dem Berg deines Erbteils, an dem Ort, den du Herr, zu deiner Wohnung gemacht hast, zu dem Heiligtum, o Herr, das deine Hände bereitet haben!» (2. Mose 15,17).

«Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und mit ihm Einhundertvierundvierzigtausend» (Offenb. 14,1).

Die große Frage der Zeitalter, so haben wir gesagt, sei diese: «Wer wird hinaufsteigen auf den Berg des Herrn?» Die Antwort findet sich, in erster Instanz, bei denen, die «Erstlingsfrüchte für Gott und das Lamm» genannt werden (Offenb. 14,4); in einer repräsentativen Gruppe also, von der symbolisch (nicht buchstäblich, sondern symbolisch) gesagt wird, es handle sich um hundertvierundvierzigtausend. Wir haben auf die Bedeutung dieser Zahl in unserer vorausgehenden Betrachtung hingewiesen.

Natürlich ist es unsere erste Aufgabe, «den Berg des Herrn» zu identifizieren. Es ist für die meisten von euch nichts Neues, wenn ich sage, dass, wie es eine geistliche Geschichte hinter der buchstäblichen Geschichte gibt, eine geistliche Geographie hinter der buchstäblichen, usw., es sich auch mit diesem Ort «der Berg des Herrn» genauso verhält. Was ich meine ist dies, dass in der Bibel alles eine doppelte Bedeutung hat, und dass die sichtbaren Dinge, was man also sehen, berühren und betasten kann, dazu verwendet werden, auf ein Gegenstück hinzuweisen, das geistlich ist. Die Bibel ist voll von Geschichte, doch ihr wisst, dass diese ganze Geschichte eine Beschreibung von etwas Geistlichem ist, das da vor sich geht. Hinter Ereignissen und Vorfällen stecken geistliche Bedeutsamkeiten. Selbst im physiologischen Bereich unseres Körpers trifft das zu. Sie werden benutzt, um geistliche Prinzipien anzudeuten und auf sie hinzuweisen. Und wenn wir zur Geographie der Bibel kommen, ist dies sogar mehr als irgendwo sonst offensichtlich. Denkt an all die Ortsnamen, die nicht bloß eine symbolische Bedeutung angenommen haben, sondern die tatsächlich etwas Geistliches repräsentieren, das dort geschehen ist oder noch geschehen wird. Zum Beispiel ist «Bethel» (was «Haus Gottes» bedeutet) nicht bloß ein Name, der einem bestimmten Ort gegeben wurde, sondern dort ist etwas geschehen, das in sich die ganze Bedeutung des Hauses Gottes enthält. Als Jakob zum ersten Mal nach Bethel kam und sich dort nachts zur Ruhe hinlegte, öffnete sich der Himmel. In seinem Traum sah er eine Leiter, und darauf setzte sich eine Kommunikation zwischen Himmel und Erde in Bewegung, und von oben fing Gott an, mit ihm zu reden, indem er ihm seinen Bund mitteilte. Wenn das alles für uns nicht das Haus Gottes in einer geistlichen Weise bedeutet, nun, dann haben wir das Haus Gottes überhaupt noch nicht gesehen. Denn das Haus Gottes ist ganz bestimmt dies, nämlich etwas, das Himmel und Erde miteinander verbindet und durch das die Kommunikation von Gott zu den Menschen gebracht wird. Dies setzt voraus, dass es auf Erden solche gibt, die einen offenen Himmel haben, und die in die Segnungen des Bundes eingetreten sind; und noch vieles mehr. Das ist Bethel. Es ist nicht bloß ein Name; er bedeutet etwas Geistliches, das durch die Erfahrung eines Mannes ausgelebt wurde. Wir könnten weiterfahren, uns mit Ortsnamen zu befassen, und so aufzeigen, dass, wenn ihr auf einen Namen, einen Ort stößt, ihr auf etwas mehr gestoßen seid. Ihr seid auf einen göttlichen Gedanken, ein göttliches Prinzip, ein göttliches Gesetz gestoßen, auf etwas, das Gott im Sinn hat. Wenn ihr hinter das gelangt, was ihr gesehen habt, dann seid ihr etwas begegnet, das, auch wenn es unsichtbar ist, doch ewig ist, mächtig, ungeheuer. So haben Orte, Berge, Täler, und überhaupt alles, was mit Geographie zu tun hat, eine geistliche Bedeutung in der Bibel.

Der Berg des Herrn - Christus in absoluter Überlegenheit

Hier also ist «der Berg des Herrn». Wir müssen diesen Berg identifizieren, zuerst buchstäblich, und dann geistlich. Wir brauchen dafür nicht sehr lange, denn die Psalmen fangen fast mit der Identität des Berges des Herrn an. «Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion» (Ps. 2,6). «Mein heiliger Berg Zion» ist, historisch und buchstäblich gesehen, der Berg des Herrn.

Was also ist Zion geistlich gesehen? Erinnert ihr euch, dass dieser zweite Psalm ganz am Anfang der Kirchengeschichte zitiert wurde? Als sich die irdischen Mächte sich gegen den Herrn und gegen seine Gesalbten in Stellung brachten, trafen sich die letzteren zum Gebet und zitierten diesen Psalm, und der Ort, an dem sie versammelt waren, wurde erschüttert (Apg. 4). Die eigentliche Erschütterung des Himmels kam an diesen Ort. Was sagte sie? Ihr habt den heiligen Berg Zion berührt! Wo ist das? Der Herr Jesus ist zur Rechten der Majestät in der Höhe hinaufgestiegen. Es ist der Ort absoluter Überlegenheit, absoluten Sieges, absoluter Kraft. Wer ist jetzt der Herr? «Die Könige der Erde der Erde lehnen sich auf, und die Fürsten verabreden sich gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten... Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg!» (Ps. 2,2.6).

Zion ist also nicht ein Ort auf der Erde: Zion hat sich nun zur absoluten Herrschaft Jesu Christi zur Rechten Gottes gewandelt. So schreibt der Apostel: «Ihr seid zum Berg Zion gekommen... zum himmlischen Jerusalem... zur Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel eingeschrieben sind» (Hebr. 12,22.23). Es ist nicht mehr ein bestimmter Ort, sondern eine geistliche Stellung. Das ist Zion, und jetzt haben wir den heiligen Berg identifiziert.

Wer wird hinaufsteigen? Wer wird stehen? Seht ihr, das ist eine gegenwärtige Frage. Auch wenn die Vollendung davon am Ende des Weges liegt, so ist es doch etwas, was in der Gegenwart einen Einfluss hat auf das Leben des Volkes Gottes. Lasst mich in einer noch vollständigeren Definition sagen, dass Zion, oder der heilige Berg des Herrn, in geistlicher Hinsicht den ganzen göttlichen Gedanken verkörpert, den das Volk Gottes zum Ausdruck bringen wird, wenn er es, wie er es einmal haben wird, ganz seinem Willen gemäß hat. Mit andern Worten - wenn Gott ein Volk dahin bekommt, wo er es stets zu haben beschlossen hat, wird er es in der Form haben, die ein geistliches Gegenstück zu Zion ist - in absoluter Überlegenheit über alle anderen Mächte.

Überlegenheit - das normale Ergebnis eines
eingepflanzten, göttlichen Lebens

Diese göttliche Gedanke beginnt auf eine sehr schlichte Weise. Es beginnt mit dem Einpflanzen oder Mitteilen göttlichen Lebens.

«Herrliche Dinge werden von dir gesprochen, Zion, Stadt Gottes;
Er dessen Wort nie wird gebrochen, formte dich als Wohnung für sich selbst»

Der Psalm, auf dem dieses Lied beruht, vergleicht Jerusalem mit anderen großen Städten und Orten von Weltruf. «Ich will Rahab (Ägypten) erwähnen, und Babylon ... Philistäa und Tyrus, mit Äthiopien» (Ps. 87,4); und die Menschen sagten: «Dieser und der ist dort geboren, und er ist stolz darauf». Doch «von Zion wird gesagt werden: Dieser und der ist in ihr geboren». «Der Herr liebt die Tore Zions mehr als die Wohnungen von Jakob... dieser ist dort geboren» (Ps. 87). Bei der Geburt ereignen sich die Gedanken Gottes hinsichtlich Zions. Dadurch, dass wir göttliches Leben empfangen, haben wir in uns drin die ganze Kraft dieser mächtigen Überlegenheit, die am Ende, wenn sie nicht durchkreuzt wird, den Thron hereinbringen wird.

Ich sage dies unter anderen aus diesem Grund, dass das, wovon wir reden, ist nicht etwas Zusätzliches oder etwas völlig Apartes vom normalen Kurs des Christenlebens. Man kann nicht argumentieren, es sei eine Sache, ein einfacher Jünger des Herrn Jesus, ein Liebhaber von Christus, zu sein, doch das sei etwas anderes. Absolut nicht! Nur ein völlig konfuser Verstand denkt so. Es ist das normale Ergebnis dieses Lebens, das jedes Gotteskind besitzt, wenn diesem Leben die Chance gegeben wird, sich normal zu entfalten. Wenn ihr stehen bleibt, wenn ihr nicht über einen bestimmten Punkt hinausgeht, wenn ihr euch allzu früh zufrieden gebt, wenn ihr euch ablenken lasst, wenn ihr zulasst, dass Vorurteile in euch auftauchen, dass ihr von irgend etwas, das euch daran hindert, einfach weiter zu gehen, unzufrieden und beeinflusst werdet, dann habt ihr den normalen Verlauf des göttlichen Lebens unterbrochen, das in euch ist. Wenn ihr alles, was damit zusammenhängt, akzeptieren wollt (und das würde bedeuten, dem Lamme zu folgen, wo immer es hingeht, was Leiden und Opfer mit einschließt), wenn ihr dem Herrn unverzüglich gehorsam sein möchtet, wenn ihr ihm vertrauen wollt, wo ihr ihn überhaupt nicht versteht, wenn ihr ihm erlaubt, alles mit euch zu tun, was er möchte, wird euer normaler Lauf der sein, dass ihr zum Thron gelangt; d.h. ihr kommt zu absoluter geistlicher Überlegenheit. Wir versuchen also nicht, Christen etwas Zusätzliches überzustülpen, sondern sagen den Christen: «Seht, das ist euer Geburtsrecht».

Wir haben früher einmal von Jakob gesprochen. Lasst uns für einen Augenblick zu ihm zurückkehren: Was immer es auch mit Jakob auf sich haben mag, er erkannte, dass im Geburtsrecht der Platz der Überlegenheit inbegriffen war, und so kam es, dass er schließlich den Platz der Überlegenheit erlangte. Schließlich wurde er zu einem Fürsten mit Gott, der Vater der zwölf Stämme, der herrschaftlichen Körperschaft in Gottes erwählender Vorstellung, der Vorausdarstellung der Hundertvierundvierzigtausend, der zwölf mal zwölf Tausend. Alles ist im Geburtsrecht inbegriffen. In Sachen Geburtsrecht hat hat niemand irgend welche Vorzüge. Niemand ist für das Geburtsrecht auserwählt; d.h. niemand ist zum Heil erwählt. Wenn wir erwählt sind, dann gemäß dem VORSATZ des Heils. Das aber ist ein anderes Thema. Der Punkt, um den es hier geht, ist der: Genau hier, in der Gabe des ewigen Lebens bei der Wiedergeburt, ist der Thron inbegriffen, findet sich bereits diese Überlegenheit. Nun, so ereignet es sich, auf jeden Fall, und wir sollten daran denken, dass dieses göttliche Leben nicht etwas Abstraktes, sondern etwas Persönliches ist; es ist der Geist des Lebens selbst.

Und was tut der Heilige Geist, in welchem er einen freien, vollen Weg hat? Nun, er lässt nie zu, dass das Leben auf ein tiefes Niveau absinkt, ohne dass der Betroffene das weiß. Ihr wisst sehr wohl, dass wenn ihr, in der Schlichtheit eurer Beziehung zum Herrn Jesus von allem Anfang an, irgend einen Schnitzer macht, etwas sagt oder tut, etwas anschaut oder fühlt, das sich auf dem niedrigen Niveau des alten Lebens befindet, ihr euch dessen bewusst werdet, und ihr seid solange nicht glücklich, bis ihr die Sache in Ordnung bringt. Wenn ihr mit dem Herrn weiter geht, dann werdet ihr nicht weniger empfindsam, sondern unendlich viel empfindsamer. Ihr leidet sehr viel mehr unter Fehlern, je weiter ihr vorangeht. Mit Zunehmender Wahrnehmung wisst ihr, was es bedeutet, den Heiligen Geist zu betrüben. Warum? Weil der Heilige Geist an den Platz zurückneigt, von wo er gekommen ist, sich in uns selbst zurückneigt, und die ganze Tendenz eines geistbeherrschten Lebens geht nach oben. Es ist ein Test, aber auch eine Feststellung einer Tatsache. Drängt es euch so nach oben? Erfahrt ihr einen Zug aufwärts? Könnt ihr glücklich und zufrieden ein Christenleben auf niedrigem Niveau führen? Etwas stimmt nicht, wenn ihr das könnt. Das ist sehr einfach. Schon der Anfang dieses Lebens der Überlegenheit ist der in der Gabe des göttlichen Lebens enthalten, und der ganze Verlauf ist die Entfaltung dieses Lebens. Wenn wir (sofern es uns schlussendlich durch die Gnade Gottes gelingt) an diese Ort von Offenbarung 14 kommen, wird dies nicht aufgrund eines besonderen Verdienstes geschehen, sondern ganz einfach deshalb, weil dieses Leben in uns triumphiert hat. So seht ihr, dass die Vollendung dieses großen Gedankens und Vorsatzes Gottes Herrlichkeit ist. Der Anfang ist Leben, das Ende Herrlichkeit.

Doch was ist Herrlichkeit? Der Leib unserer Niedrigkeit wird dem Leib seiner Herrlichkeit gleichgestaltet werden (Phil. 3,21). Wie wird dies geschehen? Nun, es geschieht alles durch den Herrn, den Geist. Es geschieht alles dadurch, dass sein Leben in uns hineingewirkt wird, sein Auferstehungsleben. Herrlichkeit ist am Ende dort, wo das Leben triumphiert. Das ist aus dem Grunde gesagt, weil dies das normale Christenleben ist; das abnormale Christenleben ist dasjenige, das ruckweise handelt, auf und ab, und das auch zufrieden ist, wenn es nicht richtig voran geht. Dabei ist aber irgend etwas nicht in Ordnung, etwas hat sich dem normalen Wachstum in den Weg gestellt.

Hier seht ihr, dass Zion etwas ist, das schon von Geburt an in uns eingepflanzt worden ist. Ihr erinnert euch vielleicht an jenes andere Fragment eines Psalms in diesem Zusammenhang: «in deren Herzen die Hauptstraßen nach Zion sind» (Ps. 84,5). Es ist etwas Subjektives: Zion ist im Innern, und es repräsentiert eine ungeheure Veränderung und Transformation.


Israels Versagen - Ägypten, nicht Zion in seinem Herzen

Nun müssen wir zurückkommen und unsere große Illustration Israels in Anwendung bringen. Israel kam aus Ägypten heraus und zog entschlossen in Richtung dieses heiligen Berges, doch in Wirklichkeit taten sie gerade das nicht. Ihr sucht nach dem Grund, weshalb sie dafür so lange brauchten und so geringe Fortschritte machten, und schließlich nicht dort ankamen. Ihr fragt nach einer Erklärung, und diese lautet: Auch wenn sie aus Ägypten heraus waren, so war Ägypten noch immer in ihnen. Etwas Äußerliches war geschehen, doch nichts im Innern. Die ganze Zeit sehnte sich ihr Herz nach Ägypten zurück. Die Welt war noch immer in ihrem Herzen, und das war die Ursache für alle Schwierigkeiten. Wenn ihr die Hauptstraßen nach Zion im Herzen habt, dann sind eben nicht die Hauptstraßen nach Ägypten in eurem Herzen. Etwas ist in eurem Innern geschehen, das alles andere ersetzt. Es ist der einzige Weg, auf dem irgend etwas aus dem Herzen ausgemerzt werden kann. Ihr müsst es ersetzen, ihr müsst eine größere Kraft an seine Stelle setzen; das, was Dr. Chalmers in seiner berühmten Predigt «die erregende Kraft einer neuen Neigung» nennt. Der einzige Weg, die Welt zu vertreiben, ist der, eine neue Neigung (ins Herz) zu bekommen. «Ich will Zion erwähnen... dieser ist dort geboren... alle meine Quellen sind in dir (in Zion!)».

Diese Überlegenheit macht sich dann bemerkbar, wenn diese Welt in unserem Herzen durch Christus ersetzt wird und durch alles, was Christus bedeutet. Es war wiederum das - und wir werden jedesmal auf das große Beispiel des Apostels Paulus zurückverwiesen - es war dies, das ihn ausrufen ließ, auch wenn er schon so lange unterwegs war: «Ich achte alles als Verlust um der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu willen, meines Herrn» (Phil. 3,8). Das Wort «Vortrefflichkeit» (engl. excellency) ist interessant. Es bedeutet die «Überlegenheit» der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn - dass dies über allem andern steht: alle Dinge als Verlust geachtet um der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu willen. Diese Sache im Herzen ist die einzige Weise, auf die wir den ganzen Rest loswerden.

Ägypten schmeichelt dem Ich - Zion erschlägt es

Doch der Rest ist so unscheinbar, er findet keine große Reaktion in uns. Dies ist natürlich der Punkt, an dem der Feind listig darauf hin arbeitet, den geistlichen Fortschritt aufzuhalten. Die Welt? «Oh ja», sagt ihr vielleicht, «ich habe mein Leben dem Herrn gegeben; ich bin wiedergeboren, ich bin fertig mit der Welt; ich habe sie verlassen und widme mich der Sache des Herrn». «Sehr gut», sagt darauf Satan, «dann lasst uns deinen Namen überall aushängen als einen großen Zeugen für den Herrn, und das organisierte Christentum wird dich groß herausbringen!» Alles versteckt sich unter einem Deckmantel, euch eine große Gelegenheit zu verschaffen, und ihr seid euch dessen gar nicht bewusst, wie angenehm das ist, und wie sehr ihr das schätzt. Was ist geschehen? Das ist nicht der Weg des Lammes. Welches ist der Weg des Lammes? Er «erniedrigte sich selbst» (Phil. 2,9) - «er machte sich zu nichts» (er achtete nicht auf seinen Ruf), (Authorized Version: «Er entleerte sich selbst»): Der Teufel ist darauf aus, euch zu FÜLLEN. Da er euch nicht mit der Welt füllen konnte, macht er sich nun daran, euch mit der Befriedigung des natürlichen Lebens im Dienst Gottes zu füllen. Das jedoch wird nicht sehr lange vorhalten. Es wird sich schnell erschöpfen, und zudem bedeutet es Unreife. Es ist nicht der Weg des Lammes.

Wenn wir das noch ausdehnen wollten, könnten wir diese ganze Angelegenheit noch mit einer ganzen Menge von Beweisen gründlich darlegen. Wenn der Feind uns nicht auf diese Weise bekommt, dann wird er es auf eine andere Weise versuchen, und er hat manch ein junges Leben durch Schmeichelei bekommen, er hat durch Popularität manchen Diener Gottes ruiniert. Ja, er hat ihn von seiner Vortrefflichkeit herunter gebracht durch tief angelegte Verführungen in Form von Berühmtheit, indem er ihn vorandrängte, ihn in den Mittelpunkt stellte; indem er ihn ins Scheinwerferlicht (oder vor die Kamera) brachte und ihm einen Namen verschaffte. So hat sich das geistliche Leben nach und nach zurückgezogen, und das Ende war eine Tragödie. Das ist keine Erfindung, es ist eine tragische Tatsache. Der Weg nach Zion, der Weg zum Thron, der Weg zu geistlicher Überlegenheit, ist der Weg des Kreuzes, und das Kreuz immer tiefer eingepflanzt, tief unten, direkt an der Wurzel des Eigeninteresses, der eigenen Befriedigung, der Selbstgefälligkeit, selbst in den Dingen Gottes. Am Ende werden wir an den Punkt gelangen, wo es nicht die Dinge des Herrn sind, die uns erfreuen, sondern der Herr allein, der unser Leben ist. So besteht das ganze Komplott des Feindes darin, das Werk des Herrn so attraktiv zu machen, weil es uns die Preise liefert, die Sphären, die Gelegenheiten und all diese Dinge. Es ist sehr nett, sehr angenehm, es befriedigt etwas in unserer gefallenen Natur. Dieses Etwas muss durch den Schmelztiegel des Kreuzes hindurch. Es mag etwas durchaus Legitimes sein, etwas von Gott Gepflanztes, etwas, das für die Ausführung dieses göttlichen Vorsatzes entscheidend ist, doch wurde es in einen Bereich der Befleckung hinübergezerrt.

Ehrgeiz ist in Ordnung - wenn er selbstlos ist

Ihr könnt es nennen, wie ihr wollt: Bestreben, Ehrgeiz, Vorankommen wollen, sich Aufmachen. Es liegt in der Konstitution des Menschen, und das ist so richtig; Gott hat es dahin gelegt. «Du hast ihn zum Herrscher gemacht» (Ps. 8,6). Das ist nicht bloß offiziell, im Sinne einer Position. Es ist die Erfüllung einer göttlichen Kraft, die in der eigentlichen Konstitution des Menschen am Werk ist, das ihm das Gefühl vermittelt, er müsse sich erheben, doch wurde es pervertiert. Es wurde durch den großen Perversen pervertiert, der selbst durch seinen eigenen Stolz pervertiert wurde, als er sagte: «Ich will mich über die Wolken in der Höhe erheben; ich will mich dem Allerhöchsten gleichmachen» (Jes. 14,14); und wer kam zu Eva herab und sagte: «Sollte Gott gesagt haben...? Nun, Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, ihr die Wurzel der Angelegenheit in euch haben werdet, ihr werdet für eure Erkenntnis und euer Wissen nicht mehr von Gott abhängig sein, und ihr werdet nicht mehr Gott gehorchen müssen, ihr habt es dann in euch selbst». Adam und Eva vielen darauf herein, und das Geschlecht fiel mit ihnen, und von jenem Tage an bis heute wurde wurde diese heilige Sache des Bestrebens - oder sollten wir es Ambition nennen? - diese große Kraft in uns, die uns wissen lässt, dass wir zu einem großen Schicksal geboren sind, pervertiert und vom Ich, vom Stolz, gefärbt. Ein Mensch muss weit auf dem Wege der Heiligung vorangeschritten sein, der sich nie durch Schmeichelei oder Popularität einfangen lässt, für den die Sirenenklänge und Stimmen wie nichts sind, weil er so demütig mit seinem Gott wandelt, sanft und in geringer Gesinnung. Alle Preise und aller Tand üben keine Attraktivität mehr auf ihn aus. Ich sage, dass es sich um den HEILIGEN Berg Zion handelt. Wir berühren jetzt etwas Anderes, nämlich wie Heiligung in der Überlegenheit enthalten ist. Aber das muss warten.

Es ist nicht falsch, ehrgeizig oder strebsam zu sein, aber es ist falsch, sich durch persönliche Interessen oder ein persönliches Motiv leiten zu lassen. Das muss durch den Schmelztiegel des Kreuzes und ausgebrannt werden. Hier ist das Paradox, das Problem, die Schwierigkeit eines echten Christenlebens: gebrochen, entleert zu nichts reduziert zu werden und dennoch gleichzeitig einen flammenden Ehrgeiz zu haben. Wie lassen sich diese beiden Dinge mit einander versöhnen? Ich kann das bei Paulus sehen. Mit Ausnahme des Herrn Jesus selbst war kein Mensch je mehr vom Geist der Überlegenheit und Herrschaft beherrscht als Paulus - oder sollen wir es Ambition, Strebsamkeit nennen? - und dennoch war kein Mensch je selbstloser darin als er. Wie litt er doch von Seiten derer, die ihm instrumentell alles schuldeten! Da ist nichts Persönliches im Spiel! Er ist der Mann, der schreiben kann: «Die Liebe ... sucht nicht das Eigene, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig - sie spielt sich nicht auf». All das ist Überlegenheit; nicht irgend ein geographischer Ort, sondern geistliche Überlegenheit. O, lasst uns doch den Herrn bitten, in uns einen leidenschaftlichen Ehrgeiz für seine Herrlichkeit zu pflanzen, und dass wir durch das Kreuz gereinigt bleiben, so dass nicht unsere Ehre sich dazwischendrängt. Dazu ist eine Menge Gnade des Herrn nötig.


Heiliger Ehrgeiz - Zion zu erreichen

All das ist die Bedeutung von Zion, der geistlichen Überlegenheit, und wir müssen uns wirklich dem stellen, das es bedeutet. Wie ich vorher schon sagte, es ist eine Angelegenheit, die eine sehr gegenwärtige Anwendung braucht. Ich weiß, ich laufe Gefahr, dass man mir den Vorwurf macht, alles in der Bibel spiritualisieren zu wollen. Worauf ich jedoch hinaus will, ist das, was ewig ist. Alles andere wird gehen. Es mag ein Korb sein, in dem ewige Juwelen deponiert sind, aber der Korb wird gehen. Ich bin hinter dem Juwel her. Hinter allen Symbolen und allen konkreten Dingen liegt etwas Geistliches, und für mich ist es weit nützlicher, an das heranzukommen, was Gottes innerer Gedanke in den Dingen ist, die er sagt, als mich bloß mit dem zu beschäftigt, was er konkret gesagt hat. Vielleicht greift ihr nach dem Buch der Offenbarung und befasst euch geschichtlich damit, wenn ihr wollte; ihr könnt es auch auf der Basis der Zukunft nehmen. wenn ihr wollt; ihr könnt es buchstäblich interpretieren, wenn ihr möchtet; aber wenn ihr eines von diesen Dingen tut, wird das euch geistlich nicht sehr weit bringen. Was wir nötig haben, ist dies, dass das geistliche Leben zunimmt, und was ich als den großen Zweck des Buches der Offenbarung erkenne, ist eine Gruppe, die mit dem Lamm auf dem Berg Zion steht, was immer das auch sein mag. Für mich ist es, im Licht der ganzen Schrift interpretiert, nicht bloß eine Zeit oder ein Ort. Es ist die Ankunft am Ende des Gedankens Gottes mit unserer Errettung, das Zur-Fülle-Gelangen der Bedeutung dessen, dass wir aus dieser gegenwärtigen bösen Welt errettet und in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt wurden, und das Erreichen des Ortes höchster Nützlichkeit für ihn, wenn die Zeit nicht mehr ist. Ich mache euch darauf aufmerksam, dass es diese Dinge sind, die für uns viel größeren, unmittelbaren geistlichen Wert haben, als Fragen wie die, ob oder ob nicht die Juden wieder nach Palästina zurückkehren werden.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.