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«Gott hat Geredet»

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - «Der Glaube aber ist...»

Wahrscheinlich habt ihr viele Bücher gelesen und manche Botschaften gehört über die klassische Stelle von Hebräer 11: «Die Helden des Glaubens»; «Der Namensaufruf der Gläubigen»; und es ist fraglich, ob dieses Kapitel je behandelt wurde, weder als Ganzes noch in einzelnen Abschnitten, ohne dass die Aufmerksamkeit auf BEISPIELE von oder Ermutigungen zu Glaubensakten gerichtet war. Und das ist auch richtig so. Doch selten hören oder lesen wir etwas, das den ganzen Kontext des Briefes zum Gegenstand macht. Gewöhnlich wird das Kapitel für sich selbst betrachtet, mit den ersten Worten und dem, was dann folgt, daran gehängt.

Was wir hier andeuten möchten, ist dies, dass der Apostel Paulus hier in diesem Kapitel sein ganzes Thema zusammenfasst, indem er beginnt, seinen Brief abzurunden. Er hat Christus «mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt» präsentiert. Gottes Sohn in der Einzigartigkeit der Sohnschaft; und dann hat er den göttlichen Gedanken entfaltet, dass viele Söhne gesichert und zur Herrlichkeit gebracht werden, die zwar seine Einzigartigkeit nicht teilen, die aber Teilhaber seiner Fleischwerdung wurden durch «Sohn-Setzung» (gr.). Er hat gezeigt, dass alles, was in diesem Heilszeitalter von Gott stammt, eine geistliche und himmlische und keine zeitliche und irdische Natur hat . Er hat dazu gedrängt, dass das Ziel der Berufung des Gläubigen geistliche Fülle in Christus ist, und dass es auf furchtbare Weise möglich ist, diese zu versäumen, und dies mit schlimmen Konsequenzen.

Nun, in Bezug auf all das und auf dessen Wert für das Volk Gottes, zeigt er durch triumphierende Beispiele, dass der Glaube das Bindeglied ist zwischen Berufung und Bestimmung, zwischen dem göttlichen Gedanken und seiner Verwirklichung.


Der erhabene Gesichtspunkt des Lebens im Glauben

ist dies, dass das Volk Gottes durch seine Position getestet wird. Es gibt keine Position, die uns mehr auf die Probe stellt als die, zu der Gläubige in diesem Heilszeitalter berufen worden sind. Gott hat uns nichts auf dieser Erde in diesem Heilszeitalter verheißen, das uns vor den Menschen rechtfertigen würde, eine wörtliche und materielle Rechtfertigung dafür, dass wir alles für ihn hingegeben haben. Je näher wir dem göttlichen Gedanken kommen, desto weiter weg geraten wir von dem, was «aufgeschrieben», auf das hingewiesen, und das als Resultat unseres Werkes herumgezeigt werden kann. Solche Dinge gehören zu den elementaren Stufen des Lebens, und Gott zieht diese nie länger hin. Sein dauerhaftestes und solidestes Werk vollzieht sich im Untergrund, wo der Sensationsjäger nicht hingelangt, und wo das Departement für Öffentlichkeitsarbeit damit seine liebe Mühe haben wird. Wenn Glaube wirklicher GLAUBE ist, und wenn die Endzeit unseren Glauben mehr auf die Probe stellt als jede andere Zeit (und die Schrift sagt mit Nachdruck, dass es so sein wird), dann wird es in der Vollendung der Dinge viel weniger geben, das dem Glauben auf sichtbare Weise Erleichterung verschaffen wird als zu andern Zeiten. Doch dieses Prinzip trifft zu allen Zeiten zu, WENN GOTT HINTER ETWAS MEHR HER IST ALS BLOß HINTER DEM OBERFLÄCHLICHEN. Die Leute, die in unserem Kapitel erwähnt werden, wurden alle durch ihre Position auf die Probe gestellt. Das wird äußerst klar ersichtlich bei Abraham und bei Israel mit Moses. Gott war da und handelte damals in Richtung materieller Antworten auf Glauben, doch wurden sie sehr ernsthaft auf die Probe gestellt durch die Position, in die sie durch Gottes Handeln versetzt wurden.

Dies ist ein geistliches Zeitalter, und es ist genau diese Tatsache, die den Test darstellt, den sehr wenige Christen zu akzeptieren bereit sind. Wenn irgend etwas groß wird, oder wenn es groß gemacht werden kann; wenn Namen von weltlichen Berühmtheiten und Titel von weltlicher Bedeutung es sponsern, oder wenn diese dazu gebracht werden können, es zu tun: wie viel wird dann daraus gemacht! Wie sehr fühlt sich dann das Fleisch geschmeichelt, wenn die Dinge so gut zu laufen scheinen! Ja, ja, wir sind immer noch so sehr auf dieser Erde, und wir haben verfehlt, zu erkennen, wie sehr klein die größte Sache hier ist, wenn man sie auch nur von zehntausend Fuß Höhe herab betrachtet, geschweige denn von Gottes Thron und seinem geistlichen Maß her.

Was unser Verfasser wirklich sagt, ist dies, dass echtes Maß das des Glaubens ist, denn in dem Bereich, in den wir jetzt berufen worden sind, gibt es nichts außerhalb des Glaubens. Die erste Stufe jetzt ist eine Stufe des Glaubens, und so ist es mit jedem späteren Fortschritt. Das ganze Heilszeitalter ist ein immenses Aufwärtsschreiten im göttlichen Gedanken, und setzt den Hintergrund für etwas viel Inwendigerem als je zuvor. In den vorangehenden Heilszeitaltern war alles äußerlich und berührbar - Opfer, Altäre, Versammlungsstätten, Priester, Gewänder, Feste, Belohnungen etc.; doch in diesem Zeitalter sind all diese Dinge eingeschlossen in dem umfassenden «In Christus», und es sind ihrem Wesen nach geistliche Aspekte des einen himmlischen Menschen; und den kann man nur durch Glauben erkennen, genießen und sich aneignen. Die langen Generationen von sinnlichen Befriedigungen durch religiöse Dinge steckten direkt im Blut dieser Hebräer, und sie gierten geradezu nach dem Sichtbaren, Fühlbaren, Hörbaren, nach dem physischen und emotionalen System der Vergangenheit. So wird alles, was vom Anfang des Briefes an gesagt wird, hingeführt zum geistlichsten von allen Attributen - zum Glauben, der durch Liebe wirksam wird.

Die beschwerlichen Gewichte, welche den Lauf von Kapitel 12,1 behindern, sind die legalen Aspekte eines äußerlichen Gesetzes. Die «Sünde, die uns so leicht umstrickt», ist Zweifel oder Unglaube; denn alles, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde».

So wird Sünde in diesem Brief nicht zu einer moralischen Angelegenheit, sondern zu einer Frage, wie weit wir die Natur dieses Heilszeitalters auf den Kopf gestellt haben, indem wir zeitliche Elemente und Ideen an die Stelle von geistlichen gesetzt haben. Vielleicht ist es vielen noch nicht aufgegangen, dass Rituale, Gewänder, und kirchliche Insignien und Formen in diesem Licht Sünde sein können, weil sie das wahrhaft Geistliche unterlaufen, ersetzen, oder schwächen, statt dem Glauben aufzuhelfen; sie dienen lediglich als Krücken, welche die Leute höchstens davon abhalten, «geübte Sinne» (geistliche Fähigkeiten) zu gewinnen (Hebr. 5,14).

Dies führt uns in ungebrochener Gedankenfolge zu dem, was wir - bei unserer unglücklichen, mechanischen Unterteilung der Kapitel - in Kapitel 12 finden. Hier werden «die Väter unseres Fleisches» und die «Väter der Geister» mit einander verglichen. «Erziehung» zur «Annahme als Söhne» (wörtlich: «Sohnsetzung») hat mit unserem Geist, nicht in erster Linie mit unserem Körper oder unserer Seele zu tun. Der Geist ist der eigentliche neue Mensch, mit dem Gott durch die neue Geburt verbunden ist. Die ganze väterliche Aufmerksamkeit Gottes gilt diesem «inneren Menschen des Herzens». Der Geist kann nicht wirklich mit zeitlichen Dingen genährt werden. Die Seele mag stark angeregt werden durch Segnungen im zeitlichen Bereich, doch genau hier wird eine der entscheidendsten und weitreichendsten Unterscheidungen im Worte Gottes getroffen, eine von der großen Mehrheit der Christen am meisten übersehene; und ganz besonders ist es der vernachlässigte Punkt bei der Mehrheit der christlichen Führer. Es herrscht die Vorstellung, wenn viel Seelen-Stimulation in Richtung von Emotionen, Gefühl, und «Eifer» oder Enthusiasmus vorhanden ist - Vernunftgründe, Argumente, Information für den Verstand; und «action», Werk, Antrieb, guter Wille - das sei im Wesentlichen ein Zeichen von geistlichen Leben. Im Neuen Testament ist es aber genau umgekehrt; es gab ein tiefes, inwendiges Werk des Heiligen Geistes in jenen Tagen, vor den Auswirkungen - der Unterweisung oder Belehrung, dem Eifer und den Werken. Den Wagen in dieser Angelegenheit vor das Pferd zu spannen mag bloß Satans größte Illusion darstellen, durch die er die tödlichsten Reaktionen hervorrufen kann, so dass alles, was nachher kommt, hoffnungsloser ist als je zuvor. Es mag gut sein, an diesem Punkt daran zu erinnern, dass Satans Ziel bei der Eroberung des Menschen die Seele des Menschen war - Vernunft, Argument; Wunsch, Gefühl; Wille, Wahl, Aktion. Durch und mit seiner Seele kapitulierte der Mensch vor einem Kurs des Unglaubens, der seinen Geist von der Gemeinschaft mit Gott lostrennte. (Gott ist Geist, nicht Seele. Wenn von Gott gesagt wird, dass er eine Seele habe, dann wird nur auf menschliche Weise von ihm gesprochen, es ist nicht die eigentliche Wahrheit hinsichtlich Gottes). Die Beseitigung oder Vernichtung des Werkes des Teufels im Menschen und in einem neuen Menschengeschlecht wird durch die Wiedergeburt des menschlichen Geistes in Einheit mit Gott durch den Heiligen Geist geschehen und dadurch, dass wir «ein Geist mit dem Herrn werden», wodurch die Seele mit ihren Launen, Schwankungen und ihrer angeborenen Schwäche für den Zweifel in Gefangenschaft gesetzt. Die «Herrschaft» von Kapitel 2 wird nun einem geistliches Volk vorbehalten, und das ist das Herz des ganzen Briefes an die Hebräer mit seinem besonderen Zusammenhang, wie es auch das Herz des ganzen Neuen Testaments mit seinen vielfältigen Anwendungen ist.

Die «Einsetzung zu Söhnen», welche das Ergebnis der «Kind-Erziehung» ist, bedeutet geistliches «Erwachsensein» (full-growth). Hier ist das Bindeglied zwischen Kapitel 11 und 12. Es ging nicht nur um das, was diese Glaubenshelden durch Glauben vollbrachten, sondern was sie dadurch erlangten. Es gab eine göttliche «Vollkommenheit», was das Ziel der Gemeinschaft mit Gott betrifft. Das Wort «vollkommen» wir in diesem Brief acht Mal verwendet.

«Um den Anführer ihrer Errettung vollkommen zu machen» (2,10).
«Nachdem er vollkommen war, wurde er ... der Urheber einer ewigen Errettung» (5,9).
«Das Gesetz machte nichts vollkommen» (7,19), etc., und so, nachdem er uns das Ziel Gottes, und offensichtlich auch dieses Briefes, genannt hat, führt uns der Verfasser zu zwei umfassenden Feststellungen:

a. «denn sie sollten nicht ohne uns vollkommen gemacht werden» ((11,40).
b. «Ihr seid gekommen ... zu den Geistern der vollkommenen Gerechten» (12,23).
Wir sparen das zweite für später auf und merken uns nur wiederum, wo die Vollkommenheit liegt.

So ergaben sich mit all ihrem Glauben und dessen vielfältigen und wunderbaren Ausdrucksformen zwei Dinge:

a. Sie «erlangten nicht die Verheißung», sondern «starben (noch immer) im Glauben». Sie erwarteten die Vollkommenheit bzw. Vollendung; die volle Frucht ihres Glaubens musste noch reifen und eingesammelt werden.
b. «Die Geister der vollkommenen Gerechten». «Ohne uns sollten sie nicht vollkommen gemacht (oder: vollständig gemacht) werden».

Anmerkung: Das ist keine zahlenmäßige Vollständigkeit, dass wir notwendigerweise noch zu ihnen hinzugefügt werden müssten. Das mag stimmen, aber das wird hier nicht gemeint. Es ist ihre eigene Vollkommenheit.

Etwas hat sich denn zwischen ihrem Sterben und unserer Zeit ereignet. Ja, ihr Glaube war, im Wesentlichen, prospektiv, vorausweisend. Er schaute nach vorne. Beachtet entsprechende Aussagen im Bericht von Kapitel 11, etc. Wonach hielt er Ausschau? Nun, mit größerer oder geringerer Deutlichkeit und Entschiedenheit verband er sich mit Christus, ihrem Rechtfertiger, ihrem Erretter, ihrem Fürsten. Diese VERBINDUNG des Glaubens - nicht eines abstrakten Glaubens, sondern seines göttlichen Zieles - machte ihn zu einem rechtfertigenden Glauben; «er wurde ihnen zur Gerechtigkeit angerechnet». Daher sind sie «gerechte», oder gerechtfertigte Menschen, und ihr Glaube trug sich durch Jahrhunderte hindurch zu ihrem Rechtfertiger hinüber, in unsere Tage; und im «vollkommenen» - vollendeten, vollen und endgültigen - Werk und in der Rede Christi (Hebr. 1,2) wurden sie mit uns, die Glauben haben, vollendet, und ihr Geist befindet sich nun in der Ruhe des Glaubens. Dies ist alles so sehr aus einem Stück mit dem ganzen Brief, den wir betrachten, wie wir sehen werden.

So ist «der Glaube die Gewissheit (die Zuversicht, die Substanzverleihung für) der Dinge, die wir erhoffen, ein Überführtsein von Dingen, wie wir nicht sehen». Jemand hat es mit «die Rechtstitel» der Dinge, auf die wir hoffen. Dann wird das Erbe - endlich, in Besitz genommen.

Im nächsten Kapitel werden wir etwas mehr über diese Angelegenheit zu sagen haben, indem wir uns auf das 11. Kapitel beziehen, wenn wir zum zweiten Teil von Kapitel 12 weiter gehen.

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