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Die Wiederherstellung des Zeugnisses Gottes in seiner Fülle

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - Wovon die Mauer redet

«Etliche sprachen: Unserer Söhne und Töchter sind viele, lasset uns Getreide herschaffen, dass wir zu essen haben und !eben! Andere sprachen Wir müssen unsere Äcker und unsere Weinberge verpfänden, damit wir Getreide bekommen für den Hunger! Etliche aber sprachen: Wir haben Geld entlehnt auf unsere Äcker und unsere Weinberge, dass wir dem König die Steuern zahlen können. Nun ist ja das Fleisch unserer Brüder wie unser Fleisch, und unsere Kinder sind wie ihre Kinder. Und siehe, wir müssen unsere Söhne und unsere Töchter verpfänden, und von unseren Töchtern sind schon etliche dienstbar geworden, und wir können es nicht verhindern, da ja unsere Äcker und unsere Weinberge bereits anderen gehören' Als ich aber ihr Geschrei und diese Worte hörte, ward ich sehr zornig» (Nehemia 5,2-6).

«Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes zurück nach Galiläa, ; und das Gerücht von ihm verbreitete sich durch die ganze umliegende Landschaft, und er lehrte in ihren Synagogen und wurde von allen gepriesen. Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen. Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gegeben, und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht, 'Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, er hat mich gesandt, den Armen frohe Botschaft zu verkünden, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu predigen und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen, zu predigen das angenehme Jahr des Herrn'. Und er rollte das Buch zusammen und gab es dem Diener wieder und setzte sich, und aller Augen waren auf ihn gerichtet. Er aber fing an, ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren!» (Lukas 4,14-21)

«Und eine Frau unter den Frauen der Prophetensöhne schrie zu Elisa und sprach: Dein Knecht, mein Mann, ist gestorben; aber du weißt, dass er, dein Knecht, den Herrn fürchtete. Nun kommt der Gläubiger und will sich meine beiden Söhne zu Knechten nehmen! Elisa sprach zu ihr. Was soll ich für dich tun? Sage mir, was hast du im Hause? Sie sprach: Deine Magd hat nichts im Hause als einen Krug mit Öl! Er sprach: Gehe hin und erbitte dir draußen Gefäße von allen deinen Nachbarinnen, leere Gefäße, und derselben nicht wenige, und gehe hinein und schließe die Tür hinter dir und deinen Söhnen zu und gieße in alle diese Gefäße; und was voll ist, trage weg» (2. Könige 4,1-4).

In diesen Botschaften geben wir Nehemia, jenem großen Diener Gottes im Alten Bund, die Gelegenheit, für uns die Wiederherstellung des Zeugnisses des Herrn in seiner Fülle zu illustrieren und uns in Bezug darauf anzuleiten Nehemia sagte, er «tue ein großes Werk», das Gott ihm zu tun aufs Herz gelegt habe. Uns beschäftigt dieses große Werk, das geistlich gesehen dem entspricht, was Nehemia geschichtlich vollbrachte, als er die Mauer Jerusalems wieder aufbaute, es geht uns um das, was Gott in unserer Zeit tun möchte Wir wollen nun einige Dinge betrachten, die hinter dem zerbrochenen Zustand der Mauer Jerusalems liegt. Wir haben gesehen, dass der Zustand der Mauer eine Illustration oder Darstellung des geistlichen Zustandes war, in welchem sich das Volk Gottes zu jenem Zeitpunkt befand. Der Grund für den Zustand der Mauer ließ sich im Leben des Volkes selbst finden. Wir blicken durch die Mauer, um zu sehen, warum es so war, und wenn wir das tun, bereitet es uns keinerlei Schwierigkeiten, von jener Zeit in unsere eigene herüber zu wechseln, im Hinblick darauf, was für ein Zustand das ist und was getan werden muss.

Ein Zustand des Bankrotts, der Knechtschaft und des Todes

Das fünfte Kapitel von Nehemia bringt uns zum ersten der verschiedenen Zustände, der besonderen Umstände, die diese zerbrochene Mauer repräsentierte, aber auch das Volk Gottes, wie es zu der Zeit war, die ihre Mauer widerspiegelte. Sie befanden sich in Knechtschaft und Bankrott. Wenn ihr einen Blick auf die Mauer hättet werfen können, hättet ihr wohl gesagt: 'Das ist ein recht gutes Bild des bankrotten Zustandes, in dem sich das Volk des Herrn gerade jetzt befindet'. Und dieser Zustand war ein völliger Widerspruch zum Sinn und Willen des Herrn, Es war ein Widerspruch zu der Freiheit und zum Reichtum des Volkes des Herrn, wie Er es für Sein Volk wollte. «Wir müssen unsere Söhne und Töchter zu Sklaven erniedrigen» (Nehemia 5,5). Und der Herr Jesus kam und proklamierte mit prophetischen Worten: «Der Geist des Herrn ist auf mir, ... um den Gefangenen Freiheit zu verkünden - um die freizumachen, die erniedrigt worden sind» (Jesaja. 61,1; Lukas 4,18). Das ist wirklich der Sinn des Herrn für Sein Volk. Knechtschaft redet stets von Gesetz und Tyrannei - Knechtschaft, Gesetz, Tyrannei, und als Ergebnis Furcht, ein Leben der Furcht.

Die wieder aufgebaute Mauer - ein Bollwerk gegen die Angst

Ihr erinnert euch vielleicht an ein anderes Ereignis aus dem Leben des Propheten Elisa, von dem in 2. Könige 4 berichtet wird Ihr kennt die Geschichte, aber hier ist es, zusammen gedrängt in wenigen Sätzen. Der Tod ist eingebrochen. der Gläubiger ist gekommen und fordert die Bezahlung von etwas, das nicht herbeigeschafft werden kann, Das Gesetz steht vor der Tür und droht mit der Versklavung, und die Angst hat sich der Lage bemächtigt. Dieser Situation gegenüber steht Elisa, jener Mann, von dem wir wissen, dass er das Gesetz des Geistes des Lebens repräsentiert und verkörpert, das stets mit Situationen des Todes und deren Konsequenzen verfahren ist. Und so betritt Elisa die Szene, und indem er Leben verschafft und das «Gesetz des Geistes des Lebens» in Anwendung bringt, gelingt es ihm, alle Verpflichtungen einzuhalten, den Gläubiger zufrieden zu stellen, die Angst zu vernichten und die Söhne zu befreien.

Das ist ein sehr schönes Bild für neutestamentliche Wahrheit. Und tatsächlich ist der Galaterbrief die Interpretation dieses kleinen Vorfalls.

Dieser Brief befasst sich, wie ihr wisst, mit der Sohnschaft in Knechtschaft, und er zeigt, dass der Weg in die Freiheit durch den Geist des Lebens, durch die Freiheit des Geistes geschieht.

Damit haben wir den Boden zur Anwendung dieser Botschaft vorbereitet. Der Herr Jesus hat gesagt: «Der Geist des Herrn ist auf mir, ... um die zu befreien, die zerschlagen sind». Es geht um den Geist im Gegensatz zum Gesetz, um den Geist des Lebens im Gegensatz zum Gesetz der Sünde und des Todes. Der Apostel sagt: «Denn ihr habt nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht. sondern ihr habt den Geist der Sohnschaft empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, Vater» (Römer 8,15). Zu den Galatern sagte der Apostel: «Zur Freiheit hat euch Christus befreit, bleibt daher fest, und laßt euch nicht wiederum unter ein Joch der Knechtschaft bringen» (Gal. 5,1). Wieder sagt der Apostel zu denselben Leuten- «Wir waren in Knechtschaft unter dem Gesetz, aber Christus ist gekommen, um uns von der Knechtschaft des Gesetzes zu befreien, die durch Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren» (Hebräer. 2,15). Was heißt das wohl «Durch Furcht vor dem Tod?» Wenn ihr auf den Textzusammenhang im Hebräerbrief achtet, ist es vollkommen klar, dass es die Furcht vor den Konsequenzen ist, welche die Übertretung des Gesetzes mit sich bringt. Der ganze Brief steht im Gegensatz zum Gesetz, und jene Juden wussten nur zu gut, was die Strafe für die Übertretung des Gesetzes war, Wir wissen aus der Lektüre von Begebenheiten im Alten Testament, was mit Leuten geschah, die das Gesetz übertreten hatten. In gewissen Fällen wurden sie hinaus getrieben und gesteinigt, es bedeutete den Tod. Und so hing das Gesetz über ihnen wie ein Schwert. Sie lebten in der Angst und Furcht, sie könnten das Gesetz übertreten und so den Tod auf sich ziehen. «Ihr Leben lang» deshalb, weil sie durch dieses Gesetz «der Knechtschaft unterworfen» waren durch «Furcht vor dem Tod». Aber hört die Worte eines Anderen «Furcht ist nicht in der Liebe, denn die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus» (1, Johannes. 4,18). Wie wahr ist das doch!

Was ist diese Mauer also? Nun, in ihrem zerstörten Zustand bedeutet sie, dass etwas geschehen ist, das den Tod nach sich gezogen hat. Dieses Etwas ist die Herrschaft eines Gesetzes, das nicht erfüllt werden konnte. Der Gläubiger konnte nicht besänftigt bzw. zufrieden gestellt werden. Das Gesetz war der Gläubiger. Brecht das Gesetz, und ihr geratet unter Knechtschaft, in Sklaverei. dies bedeutet Tod, Tod allem gegenüber, Tod, während ihr lebt, es bedeutet, sich unter der schrecklichen Last des Gesetzes zu befinden. Die Mauer wieder aufzubauen bedeutet demzufolge, dass auf irgendeine Weise ein Zeugnis dafür wiederhergestellt wird, dass das Volk des Herrn ein freies Volk ist, dass der Gläubiger ausbezahlt und an sein Geschäft geschickt worden ist, er ist nun zufrieden gestellt, Es bedeutet, dass der Tod zerstört, die Knechtschaft zerbrochen worden ist. Sie sind nicht nur draußen, sie sind nicht nur frei, aber arm: sie sind mit himmlischen Schätzen reich geworden, als das freie und wohlhabende Volk des Herrn.

Meint ihr nicht auch, dass etwas Ähnliches unter dem Volk Gottes von heute wiederhergestellt werden muss? Ob es sich nun um ein alttestamentliches oder um ein neutestamentliches Gesetz handelt, eine große Zahl von Menschen erfreuen sich nicht der Freiheit des Lebens im Geist. Sogar das Neue Testament mit seinen großen Lehren wurde zu einem System von Gesetzen kristallisiert, und Menschen werden damit eingeschüchtert (bzw. tyrannisiert), Der Fundamentalismus zum Beispiel ist von dieser Art Der Fundamentalismus als solcher kann leicht zu einem andern System von Gesetz ohne Leben werden, Seine Wahrheiten sind richtig, aber er fällt dennoch in die Kategorie dessen, wovon Paulus sprach, als er den Unterschied zwischen Buchstabe und Geist festlegte (Römer 7,6)

In Wirklichkeit sagte er: «Ihr könnt den Buchstaben haben, der vollkommen richtig ist, vollkommen wahr, aber selbst die Wahrheit in aller Exaktheit kann etwas werden, das euch unter die Knechtschaft bringt und euch eurer Freiheit, eurer Freude und eures Reichtums beraubt Mit andern Worten, die Tatsache, dass ihr in eurer Lehre vollkommen orthodox, vollkommen korrekt seid, ist noch kein Beweis dafür, dass du einer von Gottes freien Leuten bist, der sich dieses Wohlstandes und dieses Reichtums des Herrn erfreut. Du kannst mit dieser schweren Last der Orthodoxie um deinen Hals umherziehen und in deinem Christentum überhaupt nicht glücklich sein, weil du ständig befürchten musst, irgend ein Prinzip, irgend eine Wahrheit zu verletzen. Du kannst bei absoluter Orthodoxie und Korrektheit von Lehre und Doktrin ein äußerst elender Mensch sein. Nein: obwohl die Lehre richtig sein muss, obwohl wir in der Wahrheit sein müssen, gibt es dennoch jenen zusätzlichen Faktor, was bedeutet, dass ihr und ich Gottes befreites Volk sind. Wir stehen im Genuss der Freiheit des Geistes und des Lebens im Geist».

So spricht also diese Mauer von einem Bollwerk gegen die Angst. Jede Stadtmauer hat diese Bedeutung. Dazu ist sie da, wenn sie ihren Namen verdienen soll, und merkt euch wohl, in jenen Tagen pflegten sie solche Mauern sehr stark und sehr gründlich zu bauen. Es waren nicht unsolid gebaute Dinge, die bald wieder verschwinden würden, was immer auch Tobija darüber sagen mochte - «Springt ein Fuchs hinauf, dann reißt er die Steinmauer nieder» (Nehemia 3,35). Mögen alle Füchse der Schöpfung gegen diese Mauer anrennen, sie werden sie nicht zum Einsturz bringen. Mauern sind als Bollwerk gegen die Angst gedacht. Ihr begebt euch hinter diese Mauer, und ihr seid sicher, ihr seid frei von Angst - frei von jenem Gefühl, ihr geratet wieder in Gefangenschaft. Dies ist die Bedeutung der Mauer.

Nun, das Zeugnis, das der Herr haben möchte, sollte von dieser Art sein - dass die Kinder Gottes wissen, dass sie an einem absolut sicheren Ort sind. Sie brauchen absolut keine Angst zu haben: alle Angst ist zerstört; sie stehen nicht in der Knechtschaft der Angst. Sie sind auf herrliche Weise befreit worden. Um nochmals die Worte des Galaterbriefes zu verwenden, sie sind Söhne. Sie sind keine Sklaven, sie sind nun zu einem Vater gekommen. Sie sind auch nicht einfach Schüler - denn, wie ihr wisst, sagte der Apostel, dass das Gesetz unser «Zuchtmeister» gewesen sei (Gal. 3,24). Wir sind aber nicht mehr unter dem Zuchtmeister. Wir sind Söhne, nicht Schüler, wir sind Söhne, nicht Gefangene. Und als Söhne sind wir frei.

Die Mauer redet also von Geborgenheit, von Sicherheit, von Befreiung aus der Knechtschaft der Furcht - oh, möchte doch der Herr ein solches Volk haben!

Nun, was ist euer Zeugnis? Des Herrn Zeugnis ist wirklich so. Was ist euer Zeugnis? Lebt ihr in Knechtschaft - in neutestamentlicher Knechtschaft - in Knechtschaft der Furcht? Lebt ihr Tag für Tag in der Angst, etwas Falsches zu tun, unter der Drohung des «großen Stocks», und sei es der Stock deines eigenen Gewissens? Lebst du in Furcht, mit einem unglücklichen Gesicht, wegen dieser schrecklichen Tyrannei? Dies ist nicht des Herrn Wille für uns. Der Herr will, dass Sein Volk vollständig befreit ist von der Furcht: «Denn ihr habt nicht den Geist der Knechtschaft empfangen wiederum zur Furcht, sondern ihr habt den Geist der Sohnschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, Vater» (Römer 8,15),


Alle Schulden bezahlt

Diese Mauer redet aber auch davon, dass alle Schulden bezahlt sind, und von dem reichen Gewinn der Gnade. Das ist zwar einfaches, grundlegendes Evangelium, aber es ist herrlich. Alle Schulden bezahlt, der Gläubiger zufrieden gestellt. Der Herr Jesus tat dies für uns an Seinem Kreuz. Er bezahlte dem Gesetz jede Schuld, Er stellte das Gesetz zufrieden, und schickte den Gläubiger seines Weges. Er machte uns frei von ihm - vom Gesetz, Er befreite uns von all unseren Schulden Oh, es ist eine wunderbare Sache zu wissen, dass all unsere geistlichen Schulden bezahlt sind. Aber es ist schrecklich zu wissen, dass man dieses Gesetz Gottes vor sich hat und ihm Genüge tun sollte - dass, sofern nicht jemand eure Schulden zahlt, ihr seinen Forderungen in der Zeit und in Ewigkeit nachzukommen habt, Das echte Kind Gottes jedoch, das weiß, was Christus für ihn oder für sie getan hat, ist immer bereit zu singen:

Frei vom Gesetz - o seliger Zustand!
Jesus hat geblutet,
und da wird
die Schuld erlassen.

Das Bürgerrecht das himmlischen Jerusalem

Ferner redet die Mauer - dass sie die Mauer Jerusalems ist und auf ein anderes Jerusalem hinweist, auf ein geistliches, himmlisches Jerusalem, vom himmlischen Bürgertum, vom Bürgertum des himmlischen Jerusalems, von den freien Menschen des Himmels.

Ihr erinnert euch, als der Apostel Paulus bei einer bestimmten Gelegenheit gefangen genommen wurde, dass man ihn zum römischen Hauptmann führte, wo er unter Peitschenhieben verhört werden sollte: das heißt sie versuchten die Methode «dritten Grades», um von ihm heraus zu kriegen, um was es denn eigentlich ging. Unsere Übersetzung gibt nicht die volle Bedeutung dessen wieder, was geschehen ist. Sie sagt uns bloß, dass er «gebunden worden» sei, Wirklich heißt es im Wortlaut: «Sie streckten ihn». und diese Methode, wie sie von den Römern angewandt wurde, war tatsächlich sehr hart. So furchtbar war diese Geißelung, wobei der Mann, an Händen und Füßen sicher gebunden, ausgestreckt dalag, dass dies oft zum Tod führte, oder dass der Betreffende für den Rest seines Lebens zum Krüppel wurde Als Paulus in diese Stellung gebracht wurde, fragte er: Dürft ihr einen Mann, der ein Römer ist, auspeitschen, bevor er überhaupt verurteilt worden ist? (Apg. 22,25). Der Offizier, der glaubte, eine gute Rechtfertigung zu haben, antwortete: «Für eine große Summe habe ich dieses Bürgerrecht erworben», was heißen sollte: «Ich habe meine Freiheit erkauft, um zu tun, was mir beliebt - ich übe bloß als ein freier Mensch mein Recht aus, für das ich eine hohe Summe bezahlt habe». Paulus antwortete: «Ich aber bin frei geboren».

Als nun der ältere Offizier erfuhr, was Paulus gesagt hatte, ergriff ihn eine schreckliche Angst, er habe einen frei geborenen Bürger des Römischen Reiches verhaftet und ihn nicht nur in Ketten und Bande gelegt, sondern diesen beinahe auch noch ausgepeitscht. Ein frei geborener Mann sollte nicht so behandelt werden. Hinter ihm stand das Bürgerrecht des Reiches. Ja, es war noch mehr, frei geboren zu sein, als die Freiheit bloß erkauft zu haben. Frei geboren zu sein bedeutete, dass man euch nicht gefangen nehmen konnte, man durfte euch nicht schlagen, man konnte euch nicht auf diese Weise behandeln, und wehe dem Menschen, der es trotzdem versuchte - er hatte sich vor dem Kaiser zu verantworten. Die ganze Kraft des römischen Imperiums stand hinter dem Menschen, der frei geboren war, und Paulus wusste, was das bedeutete. Der Offizier war voller Schrecken, als er merkte, dass er einen frei geborenen Mann so behandeln ließ.

Versteht ihr die Illustration? Ja: Wir sind erstgeborene Söhne, sagt das Wort; unsere Namen sind im Himmel eingetragen, wir besitzen das Bürgerrecht des Reiches Gottes. Wir können nicht in Knechtschaft gebracht werden, man kann uns nicht durch das Gesetz peitschen, man kann uns nicht so behandeln, so hart, durch diesen Tyrannen. Ungeachtet dessen, was für Rechte er für sich in Anspruch nimmt, um so handeln zu können, es gibt einen höheren Anspruch. Es ist der Anspruch der Sohnschaft. Ihr könnt Gottes Söhne nicht so behandeln, wie man andere Leute behandelt. Es ist eine wunderbare Illustration dieser großen Wahrheit.

Die Mauer Jerusalems bedeutet, dass hier etwas vorliegt, das ein himmlisches Volk umschließt, Menschen die aus der Knechtschaft befreit wurden, freigemacht von allen Schulden, und die im Genuss der Sohnschaft wandeln - Gottes freies Volk und Gottes wohlhabendes Volk. Das ist die Wahrheit des Wortes Gottes. Die Sohnschaft ist etwas, dessen man sich erfreuen soll, und jene Mauer (zur Zeit Nehemias) ist kein Bild der Freude, ebenso wenig der Zustand jenes Volkes. Es ist ein Widerspruch gegenüber dem, was der Herr haben möchte So möchte Er es haben, wie wir soeben gesehen haben.


Ein wiederhergestellter Sabbat

Nun zum nächsten, zum Sabbat, Vierzehn Mal wird der Sabbattag im Buche Nehemias erwähnt, Es handelt sich um den zunichte gemachten Sabbat. Wenn ihr einen Beweis dafür wollt, dann schlagt Maleachi auf, den Zeitgenossen von Nehemia, ihr wisst, was er darüber zu sagen hat. Hier jedoch, in diesem Nehemiabuch, wird der Sabbat vierzehn Mal erwähnt, er nimmt also einen großen Platz ein, Wir wissen, dass dieses Volk die Ungültigkeit des Sabbats darstellte. Ich habe nun natürlich nicht im Sinn, Argumente für die Siebenten-Tags-Adventisten oder den Sabbatismus zusammen zu tragen; der Grund ist sehr viel höher und herrlicher als dies. Aber vergesst nicht, der Sabbat war der älteste Bund, der existierte. Gott ruhte am siebenten Tag von Seiner Arbeit, und Er heiligte den siebenten Tag und verlangte, dass er durchgängig geheiligt werde. Wenn ihr der Sache nachgehen wollt, werdet ihr erkennen, wie viel im Leben des Volkes Gottes, zu seinem Guten oder zum Bösen, davon abhing, dass es den Sabbat, den Bund des Sabbats, einhielt - vielleicht war er sogar der grundlegende Bund, der Bund aller Bünde.

Aber was bedeutete er? Natürlich war auch er eine Vorausschattung Christi. Gott ruhte von Seiner Arbeit, von all Seinen Werken, am siebenten Tag, «und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn» (1. Mose 2,23). Israel zog in die Gefangenschaft nach Babylon, weil es die Sabbate des Herrn nicht gehalten hatte - den siebenten Tag, den siebenten Monat, das siebente Jahr, und die sieben Sieben der neunundvierzig. Sie hatten versagt, den Sabbat mit all seinen Verknüpfungen zu beobachten, deshalb sandte Er sie für siebzig Jahre um Seiner Sabbate willen nach Babylon. «Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten» (Gal. 6,7). Es geht stets um dieses «was immer». Diese eingebrochene Mauer also redet vom gebrochenen Sabbat, vom ungültigen Sabbat. Und wir finden Nehemia damit beschäftigt, den Sabbat wiederherzustellen, und wie ihr wisst, tat er es auf sehr energische Weise als die Händler am Sabbat vor die Tore kamen, jagte er sie davon. er behandelte sie sehr grob und stellte so den Sabbat wieder her.

Um was geht es denn dabei überhaupt? Ich habe gesagt, dass der Sabbat auch Christus hinwies - auch Christus, der in der Neuen Schöpfung alle Werke Gottes, die Werke einer neuen Schöpfung, vollendete. Der Gott wiederum Befriedigung verschafft und Ihn in Seine Ruhe gebracht hat, in die Ruhe Seiner Befriedigung, so dass also Christus und Sein vollendetes Werk nun zum Sabbat geworden sind. Der Sabbat ist keine Tag. er ist eine Person. Der Sabbat ist überhaupt keine Angelegenheit der Zeit. Der Sabbat ist ein vollendetes Werk, und deshalb wird jede Übertretung des Sabbats vom Herrn so schwerwiegend geahndet, Es bedeutet dies - nimm nur ein ganz kleines Stückchen vom vollständigen, vollendeten Werk Christi und der absoluten Befriedigung Gottes durch Ihn weg, und du übertrittst das Prinzip des Sabbats, du untergräbst den Bund. Wenn dies nur eingesehen würde, dann wäre der Siebenten-Tags-Adventismus innerhalb von fünf Minuten erledigt. Nun, vielleicht sagt ihr Sollen wir denn den Tag des Herrn nicht mehr beobachten? Oh doch - aber als ein Zeugnis, nicht als ein Gesetz. Wir kommen heute an einem bestimmten Tag, am ersten Tag der Woche, zusammen, um die herrliche Wahrheit zu feiern, dass Gott mit Seinem Sohn völlig befriedigt ist - das heißt wir versammeln uns um Seinen Tisch und beten an in dem, was Jesus Christus erworben hat, auf der Grundlage von Gottes Befriedigung. Nimm irgend etwas davon weg, und du übertrittst den Sabbat.

Nun, das Zeugnis, das wiederhergestellt werden muss, bedeutet, dass ein Volk da sein muss, das sich der Tatsache erfreut, das in der großen Wirklichkeit frohlockt, dass das Werk der Errettung auf herrliche Weise vollendet worden ist: Gott ist zur Ruhe gekommen, vollkommen befriedigt, und Sein Volk ist in Seine Ruhe eingegangen. Es klingt vielleicht sehr einfach, wenn man es so sagt, aber werden wir nicht gerade in dieser Sache ständig geprüft? Fast jeden Tag unseres Lebens werden wir hinsichtlich des Sabbats auf die Probe gestellt - nicht nur als Tag, sondern hinsichtlich des Sabbats als unserer Ruhe in Gottes Befriedigung, dass wir damit zufrieden sind, womit Gott zufrieden ist, mit andern Worten, wie weit wir die Tatsache wahrgenommen haben, dass Christus in Sich Selbst die Neue Schöpfung vollständig vollendet hat, und dass Er Gott eine Antwort auf Seine letzte Forderung gebracht hat. Gott möchte ein Volk, das darin frohlockt, ein solches Zeugnis möchte Er. Möge der Herr aus uns ein Volk von dieser Art machen. Die Mauer redet von dieser Sache, denn, wie ihr wohl gemerkt habt - sobald die Mauer vollendet war, fing Nehemia, der Babvlon einen Besuch abgestattet und darauf wieder zurückgekehrt war, an, dem Sabbat seinen Platz wieder zurückzugeben, und alles, was mit dem Sabbat zusammenhing, zu bereinigen.

Die wiederhergestellte Reinheit des Blutes

Ein Weiteres noch für den Augenblick - der Zustand der Vermischung, wie er existierte. Es wird uns berichtet, dass die Kinder des Volkes die hebräische Sprache nicht sprechen konnten. Sie sprachen zur Hälfte diese, zur Hälfte die andere Sprache. Ferner lesen wir von den Mischheiraten mit dem Volk der Nationen außerhalb Judäas - so viele der Männer hatten fremde Frauen. Hier waren also Elemente, Aspekte von Vermischung unter dem Volk des Herrn, und Nehemia machte sich ans Werk, damit aufzuräumen. Er machte es sehr gründlich - und Gott sei Dank, das Volk arbeitete mit ihm zusammen. Als geistliches Prinzip war es nötig, dass dies vorgenommen wurde, aber hier ist wiederum die Vermischung einer der Zustände, die durch die Mauer repräsentiert wurden - die Mauer war niedergerissen worden, weil es in Israel keine Reinheit des Blutes mehr gab - in ihrem Wiederaufbau wurde sie zu einem Bollwerk gegen die Vermischung des Blutes.

Damit ist etwas Starkes und Entscheidendes ausgesagt - die Notwendigkeit, dass jeder, der beansprucht, einen Platz in der Stadt Gottes, in der Gemeinde Gottes, im Reich Gottes, zu haben, den Beweis antreten muss, dass sein Blut rein ist, das heißt, dass er wirklich von oben her geboren ist, dass er das reine Leben des Herrn in sich hat, dass das Volk in seiner Zusammensetzung nicht vermischt ist - es ist ein Volk von einer Sprache, von einem Blut, von einem Leben, Dass die Mauer wieder aufgerichtet wurde, sollte also ein Zeugnis für ein «Reinmachen» in dieser Sache der Vermischung unter dem Volk Gottes sein: eine Reinheit des Blutes, eine Reinheit der Sprache, eine Reinheit des Gottesdienstes (bzw. der Anbetung).

Ihr wisst, wie leicht es möglich ist, diese Dinge miteinander zu vermischen. Sehr oft findet ihr Leute, die zwar die Sprache und Ausdrucksweise benutzen, wobei ihr es schwerlich als die Sprache des Geistes erkennen könnt. Oh, sie haben all die christlichen Ausdrücke, aber es ist eine Menge Mixtur dabei, eine Menge Widerspruch zum Leben. Es muss ein Volk von reiner Sprache sein, solche also, die wirklich die Sprache des Geistes sprechen Ist es nicht so, dass es viele bekennende Christen gibt, die nicht die Sprache des Geistes sprechen? Viele unter euch wissen, was ich meine, Ja, ihr vermisst etwas, Es ist etwas in der Art, wie sie von `Christentum` und 'Religion" sprechen, das nicht sagt, ob sie wirklich von oben geboren sind.


Der wiederhergestellte Zehnten

Ich schließe mit dieser andern Sache - mit dem Versäumnis des Zehnten Maleachi, der die Zustände jener Zeit beschreibt (oder: schildert), wirft dem Volk das Versäumen in der Angelegenheit des Zehnten des Herrn vor Er sagt, indem er von Gott her redet «Ihr beraubt mich, diese ganze Nation ». «Ihr jedoch sagt: «Worin haben wir dich denn beraubt? - In Zehnten und Opfern» (Maleachi 3,9+8), Es bestand ein Versäumen in der Sache mit dem Zehnten

Was aber ist das? Oh, glaubt nun nicht, dass wir es damit bewenden lassen können, dass wir einfach den zehnten Teil unseres Verdienstes nehmen und ihn dem Herrn geben. Ihr könnt das tun, ohne dem Herrn dabei überhaupt den Zehnten zu geben. Was bedeutet er denn, dieser Zehnten? Es war so Der Zehnten wurde von allem gegeben - von ihrem Verdienst, von ihrem Feld, von ihrem Weinberg, von ihren Herden, und was dann geschah, war dies, dass der Bauer, der Weingärtner oder der Hirte sorgfältig Ausschau hielt nach den ersten reifen Früchten, dem ersten Erzeugnis, das zur Reite gelangte, dem ersten Tier, das hervorkam, das ins Leben trat, das lebte. Er beobachtete und sah das Frühreife an als wäre es das ganze Feld, das Korn wuchs, und als die Zeit herannahte, ging er hinaus, um nach dem Zustand des Korns zu sehen, ob die ersten reiten Ähren vorhanden waren und sobald er reife Ähren fand, wartete er nicht, bis die ganze Ernte reif war: er nahm sie und brachte sie ins Haus Gottes und damit wollte er sagen: «Diese Erstlingsfrüchte stellen die Tatsache dar, dass eigentlich alles Dir gehört, Herr. Dies ist nur ein Vorläufer, eine Erstlingsfrucht von dem, was Dir zukommt. Alles gehört Dir, und ich gebe Dir das als Zeichen dafür, dass alles Dir gehört, dass Du den ersten Platz und den ganzen Platz hast!» Waren es die Trauben, so tat der Weingärtner dasselbe, Handelte es sich um den Hirten, nahm er den Erstling der Herde und sagte: «Herr, das ist der Erstling dieser Herde, er zeigt, dass alles Dir gehört - Dir gehört der erste Platz, und Dir soll der ganze Platz gehören."

Dies ist der Zehnten. Er ist nicht etwas, das man vom Ganzen abtrennt und dem Herrn gibt, während wir den Rest für uns haben. Er ist ein Zeichen dafür, dass der Heer von Anfang bis Ende den Platz innehat.

Nun, seht ihr, das war das Problem beim Volk Israel - ein Versäumnis in der Sache des Zehnten - und dies war der Grund, warum das Zeugnis niedergerissen worden war. Der Herr besaß in ihren Interessen nicht den ersten Platz und nicht den ganzen Platz, ebenso wenig in all ihren Angelegenheiten, in all ihren Besitztümern. Der Herr möchte ein solches Volk, das wirklich dieses Zeugnis (das heißt, dass alles dem Herrn gehört) trägt. Er möchte die Mauer des Zeugnisses aufs Neue in einem Volk aufrichten, das Ihm nicht bloß einen bestimmten Platz zuweist, nur einen Teil, sondern das Ihm den ganzen Platz einräumt, und das ständig darauf bedacht ist, wie sie Ihm das bringen, was Sein Recht ist - ein solches Volk möchte Er haben.

Entschuldigt bitte die Schlichtheit dieser Worte, aber sie reichen tiefer, als ihr vielleicht annehmen möchtet. Sie berühren entscheidende Dinge Das alles ist sehr praktisch. Als Nehemia diese Dinge berichtigte, baute er nicht einfach eine Mauer. Er brachte die Dinge in Ordnung, von denen die Mauer redete, das Zeugnis wurde getragen von der geistlichen Wirklichkeit, die sich dahinter verbarg. Dies ist es, was der Herr möchte.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.