von T. Austin-Sparks
Kapitel 2 - Der Zustand der Mauer
Von Nehemias Sorge gehen wir weiter zu seiner Tat - denn, wie wir schon gesagt haben, Ne-hemia war kein abgetrennter, negativer Kritiker der Situation. Er war nicht einer, der auf alles zeigte, was falsch war, ohne zu wissen, was zur Verherrlichung Gottes getan werden musste. Nein, er schritt zur Tat, und wenn es in der Bibel ein Buch gibt, oder zumindest im Alten Testament, das mehr als alle andern durch eine Tat charakterisiert ist, so ist es dieses,
Als Nehemia handelte, machte er sich zuerst vollständig und gründlich mit der Situation vertraut. Da haben wir Worte wie diese «Da kam Hanani, einer meiner Brüder, mit einigen Männern aus Juda, Ich fragte sie, wie es den Juden gehe, den Geretteten, die von den Verschleppten übriggeblieben waren und wie es um Jerusalem stehe» (Nehemia 1,2) Dann kam er nach Jerusalem, und wir sehen, wie er sich dort bewegt, in den folgenden Worten: «Dann machte ich mich bei Nacht auf, nahm aber nur einige wenige Männer mit, Noch hatte ich keinem Menschen mitgeteilt, was mein Gott mir eingegeben hatte, für Jerusalem zu tun. Ich nahm keine Tiere mit außer dem einen, auf dem ich ritt. So ritt ich bei Nacht zum Taltor hinaus... dabei besichtigte ich die Mauern Jerusalems sie waren niedergerissen und die Tore vom Feuer verwüstet» (Nehemia 2,12-13).
So nahm sich Nehemia also die Mühe, sich genau zu erkundigen, wie die Situation war. Es stimmt, er besaß Informationen. Berichte erreichten ihn, oder dann ließ er es sich angelegen sein, sich bei denen zu erkundigen, die aus erster Hand wussten, wie sich die Dinge wirklich verhielten. Aber sobald es ihm möglich war, dies an Ort und Stelle zu tun, überprüfte er den Bericht und vergewisserte sich selbst aus erster Hand, wie es stand. So möchte ich bemerken, dass in gleicher Weise, wenn der Herr zu uns hinsichtlich der Wiederherstellung Seines Zeugnisses spricht, wovon wir ja gerade reden, diejenigen, die im Sinn haben, mit Ihm zu kooperieren, genau und vollständig informiert sein sollten. Wenn ihre Information sie indirekt erreicht, so dürfen sie sich auch mit dem besten Bericht aus zweiter Hand nicht zufrieden geben, sie müssen aus erster Instanz genau wissen, wie die Dinge stehen Du und ich werden dem Herrn nie von großem Nutzen sein, solange wir nicht genau wissen, in weichem geistlichen Zustand die Dinge sich befinden und was getan werden muss. Wir müssen es selbst sehen und erkennen, wir dürfen es nicht bloß von den vielen Leuten herholen, die uns davon sagen,
Es ist eine Tatsache, dass wir heute schwerlich in irgend einen Teil der Welt gehen können, ohne Leute anzutreffen, die den geistlichen Zustand unter dem Volk Gottes beklagen. Ihre Empfindungen im Blick auf die Dinge ist im allgemeinen richtig - obwohl, wie wir schon vorhin sagten, viele sich bloß beklagen, murren, brummeln und kritisieren, ohne irgend etwas als Heilmittel oder zumindest als Verbesserung anzubieten Dennoch ist ihre Wahrnehmung über den geistlichen Zustand der Kirche weitgehend wahr Es stimmt weitgehend heutzutage, dass mit der Gemeinde (bzw. Kirche) nicht alles in Ordnung ist. Die Dinge sind nicht so, wie sie sein sollten, wie der Herr sie haben möchte. Aber mit einem allgemeinen Gefühl - selbst wenn es sehr allgemein ist - dass die Dinge nicht in Ordnung sind, kommen wir nicht weit Es muss in unser Wesen eindringen, wir müssen es selber wissen Ich meine nun natürlich nicht, dass wir hingehen und versuchen sollen, alles, was falsch ist, herauszufinden, um eine lange Liste von allem zu erstellen, was schadhaft und beklagenswert ist. Aber ich sage dies Wenn wir uns daran machen, mit Ihm zu kooperieren, um die Dinge wieder so zu biegen, wie Er sie haben möchte, muss die Sache in unseren Herzen aus erster Hand sein. Wir müssen es selbst kennen. Wir dürfen keine Berufsbrummler werden, sondern Menschen, die über dem, was sie sehen, was in ihren Augen so klar ist, was ihre Herzen bekümmert, echte Geburtswehen leiden.
So informierte sich Nehemia zuallererst direkt über die Situation, Und es war eine Situation, die geeignet war, jedermann den Mut zu nehmen. Es hätte tatsächlich so irritierend wirken können, dass Nehemia es aufgegeben hätte, weiterzumachen, und statt dessen nach Babylon zurückzukehren und zu sagen «Wir müssen das Beste daraus machen, die Dinge sind wirklich alles andere als sie sein sollten, es ist hoffnungslos. Es hat keinen Sinn, irgend etwas zu unter-nehmen.» Aber Nehemia gab die Situation nicht als hoffnungslos auf, so schlimm sie auch war. Ich bin sicher, wenn ihr einer der Männer gewesen wärt, die mit Nehemia jenen nächtlichen Rundgang machten, so hättet ihr wahrscheinlich gesagt: «Das übersteigt unsere Möglichkeiten vollkommen, wir werden nie fähig sein, da etwas zu tun. Es ist hoffnungslos.» Nehemia war nicht so. Ich denke, Nehemia war einer der mutigsten Männer des Alten Testaments - ein echter Held: Er stand einer schrecklichen Situation gegenüber, aber er stellte sich ihr mit Vertrauen in Gott, weil er nicht nur wusste, dass das eine schlechte Situation war, sondern dass Gott daran war, sie ins Lot zu bringen, sie zu verändern. Es war Gottes Wille, dass es anders sein soll; und wenn Gott eine bestimmte Sache will, dann haben wir einen Grund zur Zuversicht, wie unmöglich sie uns auch erscheinen mag. So gab er nicht auf, sondern stellte sich der Lage - er stellte sich ihr direkt.
Ich habe eine ganze Menge in meinem Sinn, die in diesen Botschaften keinen Ausdruck findet, aber ich habe im Zusammenhang mit diesen Gedanken im Umfang der ganzen Bibel gesprochen, und ich bewege mich besonders im Neuen Testament, wie ihr gleich sehen werdet, wenn wir fortschreiten. Ich denke an den Apostel Paulus, den großen Nehemia dieses Heils-abschnitts. Weicher Situation stand er doch unter den Christen gegenüber! Welchem Zustand von Dingen musste er doch begegnen und musste damit verfahren' Wenn wir den 1, Brief an die Korinther lesen, gewinnen wir den Eindruck, dass wir es wohl aufgegeben hätten, Wir hätten wahrscheinlich gesagt: «Das ist ein hoffnungsloser Scherbenhaufen - ist das überhaupt noch Christentum?» Aber statt dessen sehen wir, wie Paulus heroisch und mutig sich der Situation stellte. Er gab nicht auf.
Heute können wir sehr entmutigt sein, wir können sehr leicht das Gefühl bekommen, es sei nicht möglich, ein volles, klares Zeugnis zu haben, das Gott verherrlicht, wenn wir sehen, wie die Gemeinde zerstört ist, wie «die Mauer... abgerissen worden ist», wie «die Tore... mit Feuer verbrannt» sind - das heißt, wie das ganze Zeugnis zerrissen, zerstört ist und in Trümmern liegt, wie wir es ausdrücken könnten. Ja, die Situation ist irritierend, und wir müssen uns die Frage stellen: Möchte Gott es anders haben? Ist es der Wille Gottes, dass es anders sein soll? Hat Gott es aufgegeben? Wünscht oder beabsichtigt Er - nein, vielmehr - bewegt Er sich daraufhin, eine andere Lage der Dinge herbeizuführen? Wenn es irgend etwas gibt, das beweist, dass sich Gott aktiv mit dieser Sache beschäftigt, dann dürfen wir sie nicht aufgeben, Aber es braucht eine ganze Menge Mut, allen Mut, den Gott uns geben kann, um der gegenwärtigen Situation entgegenzutreten. Jene, die dies erkannt haben, wissen, dass ich nicht übertreibe.
Und dann, einmal mehr, brachte Nehemia mit seinem Handeln andere in seine Sicht und in sein Unternehmen. Zuerst war es in seinem Herzen, und es lag darin verborgen, Er sprach zu niemandem über das, was Gott auf sein Herz gelegt hatte. Es war etwas zwischen ihm und dem Herrn in erster Linie, und erst als er eine bestimmte Stellung erlangt hatte, und nachdem er aufgrund seiner Nachforschungen eine Entscheidung getroffen hatte, öffnete er sein Herz andern gegenüber Ich meine, das ist eine glänzende Sache, etwas, was wir beachten sollten, Es ist so leicht, gewisse Vorstellungen zu haben und dann anzufangen, sie breitzuschlagen und sie andern Leuten aufzuhalsen Es ist aber etwas völlig anderes, vor allem zwischen dir und Gott, sich der Situation zu stellen, einen vollen Eindruck von ihrer Größe (und Schwierigkeit) zu gewinnen, und sich dann zu entschließen, dass sie geändert werden muss, und dazu andere in deine Sicht und Inspiration hereinzubringen.
Ihr seht, Nehemia war bestimmt, eine gewaltige Inspiration zu werden. Ihr könnt das Buch durchlesen, und dabei das, was man beinahe als Anziehungskraft der Persönlichkeit dieses Menschen bezeichnen könnte, sehen, die Inspiration, die jener Mann war. Die Menschen sprangen auf und ließen sich zu Unmöglichem bewegen durch die Inspiration und Sicht dieses Menschen. Es gab Zeiten, da sie sich tief unten in Verzagtheit befanden, aber dann zog er sie wieder aus ihrer Grube heraus. Was für eine Kraft war er als wahrer Führer, der die andern in seine Sicht bringen konnte! Und habt ihr nicht auch das starke Gefühl, dass dies genau das ist, was wir heute so nötig haben - Menschen, die eine Sicht haben, die alles überdacht und erwogen haben, die sich der ganzen Herausforderung gestellt haben, und die dann ein solches Vertrauen in Gott haben, mit der Gewissheit, dass Gott etwas anderes meint und wünscht, dass sie mit ihrem positiven Einfluss andern gegenübergetreten sind, so dass sie sich ihm anschließen? Das ist tatsächlich äußerst notwendig. Es ist das leichteste von der Welt, ein dauernder Passagier zu sein, der sich stets tragen lässt, Oh, es ist so leicht, ein Parasit zu sein, der einfach von den andern lebt und ihnen zur Last fällt. Es ist aber etwas ganz anderes, eine Inspiration zu sein, jemand, der wirklich andern hilft, in das hineinzugelangen, was Gott sucht, eine Inspiration für sie zu sein, damit sie kommen und im Werk des Herrn mithelfen. Nehemia war von solcher Art, und ich möchte euch dies aufs Herz binden, dass ihr, wenn ihr ein Gefühl dafür habt, dass die Dinge anders sind als dem Sinn Gottes gemäß, und dass Gott sie anders haben möchte, in dieser Angelegenheit positive Menschen und eine Inspiration für andere sein solltet.
So machte sich also Nehemia, nachdem er sich das volle Ausmaß der Situation bewusst gemacht, nachdem er alles gründlich überdacht hatte, und nachdem er einen Eindruck von der Größe der Aufgabe gewonnen hatte, ohne darüber mutlos zu werden, ans Werk und inspirierte die Männer, denen er sein Herz geöffnet hatte, derart, dass sie sagten: «Lasst uns aufstehen und bauen!» Oh, wäre doch ein solches Volk vorhanden! Ein Volk, das heute die Situation genau kennt, und, nachdem es erkannt hat, wie die Dinge stehen, sagt: «Wir wollen etwas unternehmen - lasst uns aufstehen und bauen»!
Nun, dies ist der Anfang seines Handelns, und ihr werdet mir beipflichten, dass das tatsächlich ein Handeln ist, Natürlich betrachten wir es nicht nur von der menschlichen Seite her, denn niemand kann für längere Zeit und um jeden Preis so sein, es sei denn, wir wären vom Heiligen Geist dazu in Kraft versehen worden. Seht wieder auf den Apostel Paulus, der im Blick auf den geistlichen Zustand alles wusste, und der auch wusste, wie entmutigt und verzweifelt das Volk Gottes über der Situation sein konnte. Sein Gebet war «Er möge euch geben, dass ihr nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit mit Kraft gestärkt werdet durch Seinen Geist am inneren Menschen» (Epheser 3,16), «dass ihr gestärkt werdet mit aller Kraft, gemäß der Macht seiner Herrlichkeit, zu aller Demut und Langmut, mit Freuden» (Kol. 1,9+11). Die mächtigen Energien des Geistes Gottes im Innern sind die einzigen Energiequellen, durch die wir weitergehen können Wir müssen dem inneren Wirken Gottes im Leben von Nehemia einen großen Platz einräumen, denn wir wissen wohl, dass wir nur so etwas in Bezug auf die Situation unternehmen können.
Nun wollen wir zu den hauptsächlichsten Gesichtspunkten der ganzen Sache, um die es in diesem Buch geht, kommen. In unserer ersten Studie sagten wir, es seien deren drei (vgl, 1, Die erste Bewegung) Nämlich die Mauer, das Werk und der Kampf - oder: der Gegenstand, die Durchführung und der Kampf. Wir beginnen mit dem Gegenstand, der Mauer, und wir müssen sehr genau wissen, was diese Mauer repräsentiert, die Nehemia wiederherstellen sollte - wofür die Mauer steht Lasst mich drei einleitende Dinge über die Mauer sagen, was die Mauer wirklich war, und was sie heute ist.
Zuallererst war die Mauer eine Definition, das heißt sie umgrenzte eine Definition geistlich interpretiert heißt das - interpretiert für unsere eigene Zeit, den göttlichen Gedanken gemäß - ein klares Umschreiben von dem, was Christus ist und was Christus nicht ist Jene Mauer Jeru-salems definierte ein bestimmtes Gebiet, ein bestimmtes Territorium, und ursprünglich stand sie dort, um zu sagen: «Nun, das, was innerhalb dieser Linie ist, ist von einer bestimmten Ordnung, von bestimmtem Charakter. innerhalb sind die Dinge so und so.» Natürlich war der Charakter durch den Tempel gegeben, der sich sozusagen im Mittelpunkt befand, aber die Mauer war ein definierender Faktor, und wir brauchen uns diesbezüglich nicht auf Einzelheiten einzulassen. Es ist bloß notwendig zu sagen, dass in der Wiederherstellung und Vollendung des Zeugnisses des Herrn eine klare Definition dessen notwendig ist, was Christus ist und was nicht. Die Dinge sind so furchtbar in Verwirrung geraten. Hier ist die Mauer eingestürzt und dort liegt viel Unrat herum. Ich werde mich gleich mit dem Unrat befassen, hier ist die Tatsache wichtig - viel Unrat liegt dort, wo die Mauer gewesen ist. Unzählige Leute haben heute kein Unterscheidungsvermögen, keine Auffassung, keine Wahrnehmung für das, was Christus ist, und das, was bloß «Christentum» ist. In der evangelischen Christenheit sind die Dinge so vermischt, es ist deshalb notwendig - und das liegt auf der Hand - das neu einzusetzen, was deutlich und exakt definiert, was Christus ist, damit Christus klar verstanden und gekannt wird und alle verwirrenden, komplizierenden und vermischenden Elemente eliminiert werden.
Die Mauer war eine definierende Sache. Das bedeutet geistlich gesehen, dass sie den wahren Charakter Christi repräsentiert Ein paar Seiten vorher sagte ich, dass hinter dem, was ich sage, sehr viel steckt, das jetzt nicht seinen Ausdruck finden kann, ich habe dabei an Mauern im allgemeinen durch die ganze Bibel hindurch gedacht, von allen historischen Mauern bis hin zu jener großen, umfassenden Mauer am Ende des Buches der Offenbarung, die Mauer des Neuen Jerusalem, und unter anderen Dingen habe ich eben dies gefunden, dass eine Mauer den Charakter oder die Natur dessen definiert, was im Innern (das heißt hinter oder innerhalb der Mauern) ist. Das trifft jedenfalls auf die große Mauer des Neuen Jerusalem am Ende der Bibel zu, nicht wahr? Ihr wichtigstes Merkmal ist, so können wir sagen, ihr Charakter ihre Herrlichkeit, ihre Schönheit, ihre Reinheit. Der Charakter Christi ist das erste, wenn es um Sein Zeugnis geht, und das muss aufgerichtet und sehr klar definiert werden.
Dann aber - vielleicht denkt ihr, diese Unterscheidung sei unnötig, es bestehe gar kein Unter-schied - stellt die Mauer eine Demarkationslinie dar, das heißt, sie unterscheidet. Hier sind die Dinge nicht vermischt. hier an der Mauer findet eine Erklärung statt, hier wird eine Tatsache sichtbar gemacht, nämlich, dass dieses Zeugnis ein bestimmtes, klar umrissenes Zeugnis ist. Es ist nichts Allgemeines. es ist nicht etwas, das alle möglichen Dinge in sich vereinigt Es ist klar; es ist unterscheidbar. Es hat nur eines zu sagen, und dieses eine ist: «Nur was von Christus ist, kommt hier durch, nur das kann innerhalb dieser Mauer bzw. dieses Zeugnisses sein».
Nun, das geht unter die Haut, das könnte einen erschrecken. Wir werden später sehen, wenn wir weiterkommen, dass Nehemias Bruder schließlich Polizist wurde. Und als Polizist hatte er die Tore zu bewachen, er musste mit den Eindringlingen verfahren, mit den Händlern - und es gibt eine ganze Menge von Händlern, die ihren Weg in das Zeugnis Jesu finden, die im Dienst ihre eigenen Interessen verfolgen, die ihr eigenes Werk vollbringen, und die alle möglichen Waren in den Bezirk Gottes, in den Bezirk Christi hereinbringen Diese Mauer aber sagte: Nein! Wenn ihr bis zum Ende des Buches weiter lest, könnt ihr sehen, wie Nehemia und sein Polizist mit den Händlern umgingen. Sie hatten nichts mit diesem Zeugnis zu tun, sie wurden verjagt, sie benutzten starke Mittel, um sich der Händler zu entledigen, Aber sie taten nicht mehr, als der Herr Jesus zu Seiner Zeit mit den Händlern tat, indem Er sich aus Schnüren eine Peitsche machte Es geht um die schlichte Tatsache, Die Mauer sprach von einer Unterscheidung zwischen dem Kostbaren und dem Hässlichen. Und da ist vieles davon betroffen Es hängt vieles mit dem zusammen, was vom Geiste Gottes stammt, und was von einem andern (menschlichen oder dämonischen) Geist herrührt.
Und drittens repräsentiert diese Mauer eine Verteidigungslinie. Sie stand da als ein Zeichen der Verantwortung: sie war verantwortlich dafür, dass die Interessen des Herrn und des Volkes Gottes vor dem geschützt wurden, was in sie eindringen, sie angreifen, sie verderben, oder ihren Charakter verändern wollte. Der Herr benötigt ein Zeugnis, das alles herausfordert, ein Zeugnis, das nichts durchgehen lässt, was nicht vollständig vom Herrn kommt. Hier ist das, was bei der Kirche, beim Volk Gottes und bei den Interessen Gottes falsch gelaufen ist. So vieles ließ man einfach sich einschleichen, so vielem gab man Raum, was nicht vom Herrn war, und es war kein genügend starkes Zeugnis für das vorhanden, was vom Herrn war, um all dem begegnen zu können.
Im Neuen Testament könnt ihr wiederum sehen, wie am Anfang, als die erste geistliche Mauer aufgebaut wurde, etwas so Starkes, Klares vorhanden war in der Kraft des Heiligen Geistes, dass es zunächst viele gab, die es nicht wagten, sich ihnen anzuschließen - sie wagten es nicht, sie fürchteten sich, Die Situation war so, dass Furcht in den Herzen aufstieg, wo die Dinge nicht mit Gott übereinstimmten, Auf der anderen Seite kamen Leute herein, fielen auf ihr Antlitz und sagten: «Gott ist in eurer Mitte». Der Herr benötigt ein solches Zeugnis, oder etwa nicht? Etwas, das so klar, so stark ist, dass jene, die es mit Gott nicht ernst meinen, sich fürchten und, wie wir es normalerweise ausdrücken, «mit Abwesenheit glänzen». «Sie gingen von uns weg... damit offenbar würde, dass sie nicht alle von uns waren» (1 Joh. 2,19), das ist ein sehr gesundes Zeichen. Die Dinge sind in gutem Zustand, wenn das geschieht Ach ja, wenn es nicht steht, dann hast du Angst, irgend jemanden zu verlieren - du suchst alle zu behalten. Der Herr sagte: «Nein, versuche nicht, jedermann festzuhalten. versuche nicht, jedermann hereinzubringen». Diese Mauer, dieses Zeugnis ist eine Verteidigung, ein Schutz gegen «Jedermann» und «alles mögliche». Wie notwendig war das für Jerusalem in den Tagen Nehemias! Das ganze Buch zeigt dies! Schaut auf die andern Leute, und seht, was die Mauer für Tobia und die übrigen seiner Gesellschaft bedeutete. Sie wussten, was für Konsequenzen diese Mauer hatte, sie wussten, dass sie da nicht hinein kamen.
Nun, das ist in erster Linie die Bedeutung dieser Mauer. Aber gehen wir in dieser Sache gleich ein wenig weiter, Die Mauer repräsentiert Christus von zwei Seiten. Auf der einen Seite stellt sie Christus dar gegenüber den Menschen der Welt und den Nationen. Auf der andern Seite repräsentiert sie Christus in dem, was Christus für das Volk des Herrn selbst bedeutet. Mit einem Wort Die Mauer ist ein Zeugnis für den Sohn Gottes in Seiner Fülle: Was der Sohn Gottes bedeutet, wie Er in dieser Welt gesehen wird, was Er für die Welt und für das Volk Gottes bedeutet.
Es ist notwendig, dass ich hier noch ein Wort anfüge, damit niemand missversteht, was wir meinen. Nehemia hat nicht die ganze Mauer von Grund auf neu gebaut. Wenn ihr genau hinseht, merkt ihr, dass es sich bei dem, was da vor sich ging, um ein Reparieren der Mauer handelt, um das Reparieren und Instandsetzen von dem, was zerstört war. Warum sage ich dies? Nun, es ist nicht an uns, wir sind nicht berufen, diese Sache von Grund auf neu zu bauen. Gott sei Dank, das Fundament wurde (ein für alle Mal) gelegt, und Dank sei Gott, auch die Mauer wurde am Anfang gebaut. Das Buch der Apostelgeschichte zeigt die Mauer, das Zeugnis, in seiner Fülle und Vollständigkeit, in Herrlichkeit, Kraft und Großartigkeit: eine mächtige Verteidigungslinie, eine mächtige Offenbarung von Christus an die Nationen, und eine mächtige Bedeutung von Christus für Sein eigenes Volk, Es war am Anfang da Nehemia kam nicht, um zu beginnen, um diese Sache zu initiieren, Er betrat eine Szene, wo das, was einmal voll, klar, vollkommen war, nun abgerissen, zerstört da liegt, und seine Aufgabe bestand darin, es zu reparieren, es wieder vollständig zu machen, und in derselben Lage befinden wir uns. Wenn wir zu irgend etwas berufen sind, dann dazu. Wir sind nicht berufen zu tun, was die Apostel taten. Sie vollbrachten ihr Werk, und es hielt stand, aber seither gibt es vieles, was für Zustände spricht, wie sie zur Zeit Nehemias bestanden - ein gutes Maß von Zusammenbruch, von Zerfall, von Auseinanderbrechen und Plünderung, und der Herr ruft auf, das wiederherzustellen (bzw. instandzusetzen, was einmal war). Gewiss, dies ist das Werk, zu dem wir berufen sind.
Zunächst schauen wir auf die zerbrochene Mauer. Wir lesen da: «Dann sprach ich zu ihnen Ihr seht, wie übel es uns ergeht, wie Jerusalem wüst liegt, und wie die Tore mit Feuer verbrannt worden sind; so kommt, wir wollen die Mauern Jerusalems wieder aufbauen, damit wir keine Schande mehr sind» (Nehemia 2,17). Das letzte Wort trifft die Sache genau, nicht wahr? «Seht den großen Feind Gottes, den Feind Christi, des Zeugnisses unseres Herrn, wie es sein ständiges Ziel ist, Schande über den Namen des Herrn zu bringen - irgendwie, ganz gleich, mit welchen Mitteln, ob durch direkten Angriff oder durch schlaue Einwirkung; irgendwie will er stets den Namen des Herrn und das Zeugnis in Verruf bringen. Damit wir keine Schande mehr sind». Was für ein Motiv, wenn es das Volk Gottes regiert - den Herrn und Sein Volk vor der Schande dieses Zusammenbruchs zu retten!
Götzendienst - die Ursache für den ZusammenbruchBevor wir zur Wiederherstellung schreiten können, müssen wir der entscheidenden und wich-tigsten Ursache für diesen Zustand nachgehen. Wir gehen dabei von der Illustration in diesem Buch aus und von dem, was in andern Büchern darauf hinfuhrt Ein Wort ist es, das an die Wurzel der ganzen Sache rührt, und dieses Wort ist «Götzendienst». Ihr merkt das an dem großen Bild, das da errichtet wird Israel hatte Götzendienst in seiner Mitte erlaubt, und deshalb schickte es der Herr in das damalige Weltzentrum des Götzenkultes, um es davon zu kurieren. Das ist sehr eindrücklich, und es bedeutet schlicht dies: Um uns von einem bestimmten Übel zu kurieren, wählt der Herr manchmal den Weg, dass Er uns eine Überdosis von dem gibt, womit wir kokettieren. Sie begehrten und sie flirteten. Die Propheten riefen, beschwörten, weinten, riefen auf, litten Wehen (lagen in Agonie), damit das Volk mit der Sache brechen möchte, damit sie aufhörten mit ihrem Flirt mit den heidnischen Gottheiten rings um sie her; aber sie wollten nicht aufhören. Sie waren bereits (mit fremden Göttern so gut wie) verheiratet. «Gut», sagte da der Herr, «dann sollt ihr haben, was ihr begehrt (wonach
euch gelüstet) - ihr sollt es voll genießen». Und sie kamen auch zu einem vollen Genuss, so sehr, dass es Israel für den Rest seiner Geschichte vom Götzendienst kurierte. Ich will damit nicht sagen, dass sie vom Geist des Götzendienstes kuriert worden wären, wir werden das später noch sehen. Aber jene Form offener Komplizenschaft mit den Mächten des Bösen wurde dadurch zerstört, dass sie erhielten, wonach ihr Herz sich so sehr sehnte.
Wir finden hier das Extrembeispiel für die Wirksamkeit eines bestimmten Gesetzes. Der Psalmist sagte von Israel in der Wüste: «Er gab ihnen, was sie begehrten, aber Er sandte Ma-gerkeit in ihre Seele» (Psalm 106,15). Sie weigerten sich, das Ding loszulassen, sie wollten es unbedingt haben. Sie sagten ja zu etwas, wozu Gott nein gesagt hatte. Wir wollen es haben.` 'Gut', sagte der Herr - und sie waren Verlierer bei dem, was sie gewonnen zu haben meinten.
Nun, dieses Prinzip funktioniert, und ich bin nicht so sicher, ob es nicht auch heute noch wirksam ist, In der Kirche, in der Christenheit, hat die Welt ihren Platz gefunden. Die Gemeinde Gottes ging zur Welt hinaus und brachte die Welt herein. Sie trat in eine Komplizenschaft mit dem Geist der Welt, und dieser hat in der Christenheit großen Raum gewonnen. Ich habe keinen Wunsch, so zu sprechen, doch wir müssen sehr achtsam sein. Wenn auch unbewusst und unerkannt - möge Gott schenken, dass es so ist (das heißt nicht absichtlich) - so existiert doch selbst in der evangelischen Christenheit so manches weltliche Prinzip, so viele ungeistliche Dinge fanden Eingang - Namen, Titel, Hilfsquellen und was nicht alles, um das Werk Gottes zu tun. Es besteht eine heimliche Komplizenschaft, um Gunst und Vorteile zu erlangen, hinter allem steckt ein anderer Geist - der Geist des Götzendienstes - der mehr und mehr das Volk Gottes in seinen Griff bekommt. Nun gut - was ist geschehen? Der Herr sorgte dafür, dass die Gemeinde das bekam, was sie haben wollte, und heute hat sie das Gefühl, sie habe ihre Kraft, ihre Stellung verloren, weil die Welt einen zu großen Platz in ihr hat. In dem, was sie erlangte, verlor sie - es ist offensichtlich, oder etwa nicht?
Das Prinzip funktioniert - und denkt daran, es funktioniert auch auf der persönlichen Ebene, wenn dein Herz so sehr nach etwas verlangt, wozu der Herr «nein» gesagt hat. Du bestehst darauf, du willst es unbedingt haben, und deine Drohung an den Herrn - auch wenn du es nicht in Form einer Drohung kleidest - lautet, dass, wenn der Herr dir dies oder jenes nicht gibt, wenn Er dies oder jenes nicht für dich tut, du keinen Schritt weitergehen wirst. Sollte irgend etwas Ähnliches bei dir der Fall sein, der Herr wird es dir geben, Er gewährt es dir. Aber es wird für dich zum Fluch. Abraham tat das bei Ismael - und was für ein Fluch wurde daraus! Ihr seht, das ist das Prinzip. Nun, Tatsache war, dass diese Leute es duldeten, dass Götzendienst in ihr Leben Eingang fand, im Geist und als Prinzip. Und der Herr, «früh Sich aufmachend», appellierte durch Seinen Propheten an das Volk, aber sie weigerten sich, auf die Stimme des Propheten zu hören. deshalb sprach der Herr: «Also gut, ihr sollt haben, was ihr wollt - weg nach BabyIon»! Sie verloren alles.
Was ist Götzendenst? Es muss nicht gerade bedeuten, dass wir uns vor Götzen aus Holz oder Stein niederwerfen, er kann viele andere, feinere Formen annehmen, oft sogar indirekte. Es ist ganz einfach Herzensgemeinschaft mit irgend etwas, das an die Stelle Gottes tritt, das sich zwischen Gott und uns stellt. Was alles gehört da nicht dazu! Die stärkste Wirkung des Göt-zendienstes ist die, dass Gott eingeschränkt, gehindert wird; der Herr kann das nicht bekommen, was Er anstrebt. Dies ist Götzendienst als Prinzip. Er rückt Gott von Seinem Platz weg, er bereitet dem Herrn Schwierigkeiten.
Ich sagte vorhin, dass, obwohl Israel von der äußeren Form des Götzendienstes kuriert wurde, das Prinzip bzw. der Geist des Götzendienstes nicht ausgemerzt worden war: denn zur Zeit unseres Herrn beteten sie die Tradition an - und die Tradition kann ein Götze sein. Ja, die Tradition kann ein Götze sein: du kannst der Tradition so verpflichtet und hingegeben sein, dass der Herr keine Chance mehr hat. Sie stellt sich dem Herrn in den Weg wie der Unrat, der Nehemia den Weg versperrte, selbst das Tier, auf dem er ritt kam nicht mehr durch. Sehr oft ist der Unrat, der dem Herrn den Weg versperrt, der Unrat einer toten Tradition, einer toten Geschichte, etwas, das der Vergangenheit angehört und jetzt nicht mehr lebendig ist. Das ist das Prinzip des Götzendienstes. Dies ist die grundlegende und wichtigste Ursache für den Zusammenbruch der Mauer, die Zerstörung, den Unrat, für die Trümmer, Götzendienst, Her-zensverbindung mit etwas, das nicht vom Herrn ist.
Vergesst nicht, dass dieses Buch Nehemias voll ist von schlechten Bedingungen, von Übeln und Irrtümern, und diese entsprechen genau dem Zustand der Mauer Ich möchte, dass ihr das versteht, ich werde wieder darauf zurückkommen, Ihr betrachtet die Mauer und prüft sie, und da könnt ihr sozusagen durch sie hindurchschauen, und indem ihr hindurchschaut, könnt ihr erkennen, wie der Zustand des Volkes Gottes genau mit dem Zustand der Mauer übereinstimmt. Es gibt alle möglichen Fehler, Übel und Irrtümer, und sie sind der Unrat, sie machen den Zusammenbruch der Dinge aus. Ihr seht also, der Zustand des Volkes entspricht dem Zustand der Mauer Die Mauer war bloß eine Veranschaulichung für geistliche Zustände wenn ihr daher durch die Mauer hindurchschaut, werdet ihr feststellen, dass ihr es eigentlich gar nicht mit der Mauer als solcher zu tun habt, sondern mit geistlichen Zuständen, und als Nehemia weiter schritt und sich mit der Mauer beschäftigte, stellte sich heraus, dass er gleichzeitig mit geistlichen Zuständen im Volk verfahren musste. Es war ein und dasselbe Es wäre in der Tat töricht, eine wunderschöne Mauer zu errichten, zu der die Zustände hinter ihr in Widerspruch stünden. Seht ihr, worum es geht? Die beiden Dinge müssen zueinander passen - der geistliche Zustand und dein Zeugnis Das Zeugnis muss einen geistlichen Zustand hinter sich haben Ein geistlicher Zustand muss das Zeugnis unterstützen. Ihr könnt nicht daran arbeiten, etwas aufzurichten, das nicht in der Kraft der Wahrheit geistlichen Wirklichkeit) besteht.
Wir werden später noch deutlicher sehen, was die Mauer bedeutet, und woraus sie besteht; aber für den Augenblick möge der Herr uns in Seine Sicht, in Seine Absicht hineinbringen, und uns mit derselben Energie ausrüsten, die Sein Diener Nehemia und Sein Diener Paulus und viele andere besaßen, die Er benutzt hat, um etwas mehr vom Zeugnis Seines Sohnes wiederherzustellen.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.