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Der Weg zu himmlischer Fülle

von T. Austin-Sparks

Teil 1 – Die Basis für die göttliche Fülle

Schriftlesung: 1. Könige 19,9-10; 2. Könige 19,29-31; Jesaja 59,17; Johannes 2,14-17.

Das Wort, das allen diese Schriftstellen gemeinsam ist, lässt den Grundton für unsere gegenwärtige Betrachtung anklingen: Der Eifer des Herrn, oder: Der Weg zu himmlischer Fülle. Himmlische Fülle wird uns auf eine sehr reale und besondere Weise im Leben von Elisa vor Augen geführt. Diese Tatsache wird uns jedes Mal beeindrucken, wenn wir dieses Leben, oder alles, was damit in Verbindung steht, lesen. Von Anfang bis Ende, wo immer Elisa in einer bestimmten Situation auftaucht, ist das Ergebnis Fülle, lebendige Fülle, Fülle von Leben. Diese Fülle ist eine himmlische Fülle, weil sie aus dem Himmel kommt, weil sie ihren Ursprung im Himmel hat. Es war, als Elijah im Sturmwind in den Himmel entschwand und sein Mantel auf Elisa fiel, dass Elisas wahres Leben und sein wahrer Dienst begannen. So war es also eine himmlische Fülle, und davon redet sein Leben zu uns.

Elisa war daher das Ergebnis und die Fülle von Elijah. Elijah legte das Fundament und sorgte für den Grund für Elisas Dienst, und in geistlichen Dingen zeigt Elijah daher den Weg, die Basis, das Fundament für die himmlische Fülle an. Elisa benötigte Elijah. Ein einem ganz wahren Sinne ging er aus Elijah hervor. Doch Elijah hatte auch Elisa nötig. Er brauchte das, was der erweiterte Ausdruck seines eigenen Lebens sein würde. Hier habt ihr das Stück und sein Gegenstück. Hier habt ihr den Grund oder das Fundament, und die Überstruktur. Hier habt ich den Samen und die Frucht, und den ausgewachsenen Baum. Ihr müsst die Natur des Samens kennen, ihr müsst exakt wissen, was ihr da pflanzt oder sät, und es ist ebenso wichtig, zu erkennen, wofür Elijah steht, damit ihr das Elisa-Resultat bekommt. Es ist sehr schön, das aufzugreifen, was uns an himmlischer Fülle in Elisa vorgestellt wird, dazu hingezogen zu werden und zu sagen: Nun, wir möchten von ganzem Herzen die himmlische Fülle, das Auferstehungsleben, die Kraft seiner Auferstehung, wie sie bei Elisa zum Ausdruck gebracht wird, aber es ist für uns völlig unmöglich da hinein zu dringen, irgend etwas von der himmlischen Fülle zu erkennen, es sei denn, wir stehen auf Elijah-Grund, der es uns vermittelt.


Der Ausgangspunkt der himmlischen Fülle

Wir blicken deshalb auf Elijah, um den Anfangspunkt, das Fundament, die Basis der himmlischen Fülle zu sehen. Bevor wir in unserer Betrachtung von Elijah in diesem besonderen Zusammenhang weiterfahren – und es besteht kein Zweifel, dass dies die Bedeutung des Lebens dieser beiden ist, sie als ein einziges Leben zu betrachten: Same und Frucht; Fundament und Gebäude; Wurzel und Zweige – müssen ein oder zwei einleitende Worte von allgemeinem Charakter gesagt werden, obwohl sie von großer Bedeutung sind.

Gott hat einen festen Ausgangspunkt. Gott ändert diesen Ausgangspunkt nie, auch begibt er sich nicht davon weg. Die Bedeutung, zu erkennen, dass dies so ist, ist die, dass alles in Bezug auf die Weiterentwicklung vom Ausgangspunkt bestimmt wird. Der Ausgangspunkt lenkt das ganze spätere Leben. Das heißt, wenn wir irgend eine Sache von einer Stelle jenseits dieses Ausgangspunktes in Angriff nehmen, werden wir entsprechend weit zurückgehen und ebenso viel wieder ablegen müssen, oder aber wir werden, was das Maß der göttlichen Fülle betrifft, später für immer beschränkt bleiben.

Ich bin sicher, das trifft euch als etwas sehr Bedeutsames, denn es gibt zweifellos sehr viele, welche bestimmte Dinge des Herrn weit jenseits vom Ausgangspunkt Gottes in Angriff nehmen, und so ist Gott lange Zeit damit beschäftigt, sie eher zurückzuholen anstatt weiter zu bringen, weil er ein großes Stück Geschichte ungeschehen machen muss. Sie bewegen sich nicht sofort von dem Punkt aus weiter, wo sie zu beginnen versucht haben, stattdessen finden wir sie gedemütigt, erledigt vor, und ihre Bewegung schein sich lange Zeit eher rückwärts als vorwärts, eher abwärts als aufwärts, zu entwickeln. Die Erklärung dafür ist, dass sie die Dinge anderswo als an Gottes Ausgangspunkt aufgegriffen haben.

Andererseits, wo man diesem Werk Gottes nicht Raum gibt, diesem Werk des Geistes, der durch Abbauen zurückzubringen versucht, sondern vielmehr vorandrängt, die Dinge an einer anderen Stelle als an Gottes Ausgangspunkt aufgreift, wo eine Unwilligkeit besteht, sich zu Gottes Basis zurückführen zu lassen, dafür ein Vorandrängen und entschlossenes Aufgreifen eines Werkes von solchen, da bleibt bis zum Ende eine Einschränkung. Das würde viele Schwierigkeiten und Probleme erklären, die auftauchen.

Es gibt viele, die sich dem Werk des Kreuzes in seiner tiefsten Bedeutung verweigern, die das nicht haben wollen, die dennoch die Dinge Gottes aufgegriffen haben ohne dieses tiefe Werk des Kreuzes in ihrem Leben, dessen Notwendigkeit es anzuerkennen oder zu erkennen sie sich weigern. Sie sind bestrebt, ihren Weg nach vorne zu erzwingen, und sich mit dem Werk Gottes voranzuarbeiten. Sie bauen. Und was sie bauen, mag große Dimensionen annehmen, und gemäß den Standards der Menschen scheinen sie irgendwie erfolgreich zu sein, es entsteht etwas Großes, etwas voller Aktivität und Energie, doch wenn ihr euch daranmacht, es mit dem goldenen Rohrstab zu messen, der sich nach der Einschätzung des Herrn richtet, was den geistlichen Wert (einer Sache) betrifft, ist alles sehr begrenzt, sehr dünn, sehr oberflächlich, und es stellt sehr wenig von der Fülle Christi im Leben der Betreffenden dar. Diese Bauleute sind voller Aktivität, doch sind sie Babies hinsichtlich der geistlichen Intelligenz und dem geistlichen Verständnis. Das Problem ist dies, dass die Dinge irgendwo jenseits von Gottes Ausgangspunkt aufgegriffen wurden, und es hat kein Nachgeben gegenüber dem Geist stattgefunden, um die Sache an diesen Ausgangspunkt zurückzubringen, und deshalb besteht eine bleibend Einschränkung bis ans Ende bestehen, und tragisch genug, für immer.

Dies sind Alternativen, die sich aus der Erkenntnis der Tatsache ergeben, dass Gott einen festen Ausgangspunkt hat, den er nie verändert, und von dem er nie abgeht. So ist es einerseits notwendig, zu diesem Ausgangspunkt zu kommen. Ganz am Anfang ist der beste Zeitpunkt, um dorthin zu kommen. Wenn wir jedoch aus Mangel an Erkenntnis, Verständnis, richtiger Belehrung, oder wegen unserer Unwissenheit, in Dinge hineingezogen werden ohne um Gottes Ausgangspunkt zu wissen, dann wird Gott in seiner Treue zu sich selbst, und in seiner Treue zu uns, doch stets mit den höchsten und vollsten Interessen im Blick, es selber in die Hand nehmen, uns zurück zu bringen, uns zurechtzustutzen, wenn wir es ihn tun lassen. Andererseits lässt unsere Unwilligkeit und unsere Unfähigkeit, nachzugeben, die andere Alternative offen, nämlich weiterzugehen, um dann aber für immer einer Begrenzung zu unterliegen, die Gott nie für uns vorgesehen hatte.


Zwei praktische Dinge

Es gibt noch etwas anderes, an das wir in diesem Zusammenhang denken sollten, nämlich: Während Gottes Ausgangspunkt unveränderlich ist, gilt es unsererseits diesbezüglich zwei Dinge zu beachten:

a. Das Akzeptieren von Gottes Position

Zuerst müssen alle Folgerungen aus dieser Tatsache in einem entschiedenen Akt des Glaubens und der Hingabe angenommen werden. Ihr und ich, wir werden nie, und zu keinem Zeitpunkt, alle Folgerungen kennen. Wir werden nie imstande sein, alles zu erkennen, was Gott meint, wenn er dieses Gesetz des festen Ausgangspunktes erlässt. Vom göttlichen Standpunkt hängt alles davon ab, und nimmt seinen Anfang dabei, doch wird uns das erst bewusst, wenn wir weiter gehen. Es ist an uns, gegenüber allen Folgerungen, die sich daraus ergeben, eine Haltung des Glaubens und der Hingabe einzunehmen, obwohl wir nicht vollständig wissen, welche es sind. In einem entschlossenen Akt müssen wir an den Punkt kommen, da wir sagen: «Nun, Herr, was immer du meinst, wenn du mich zu deinem Ausgangspunkt bringst und alles, was damit zusammenhängt, ich stelle mich im Glauben mitten hinein». Es ist ein entschiedener Akt der Verpflichtung, der Annehme und der Hingabe.

Viele Leute haben eine völlig ungenügende Vorstellung von der Hingabe. So oft meint man, sie sei bloß ein Aushändigen des Lebens an Gott, ein Ausliefern von uns selbst an Gott in einer vollständigen Übergabe. Natürlich ist es das, doch ist viel mehr in einem solchen Akt der Hingabe enthalten, als man allgemein annimmt. Völlige Hingabe bedeutet, dass wir dem Herrn erlauben, all das zu tun, was er unter Hingabe versteht, und nicht nur das, was wir glauben, was es sei. Wenn der Herr gleichsam beide Hände an ein Leben legen kann, und wenn dieses Leben dann vollständig in seinen Händen ist, dann vollbringt der Herr außerordentliche Dinge mit und in diesem Leben; seltsame Dinge; tiefe Dinge; vieles, das man nicht vorausgesehen, das man nicht erwartet hat; Dinge, die für das Fleisch sehr unangenehm und geheimnisvoll sind, die der natürliche Sinn nie mit der Weisheit Gottes, geschweige denn mit der Liebe versöhnen kann. Das ist alles Teil der Hingabe. Hingabe bedeutet, dass wir fortan in des Herrn Händen sind, damit er das tun kann, was er als notwendig betrachtet. Es ist viel eher die Übergabe eines inneren Lebens, eines inneren Wesens, an Gott, als die bloß äußerliche Vorstellung, das wir unser Leben in die Hände Gottes legen, mit dem Gedanken, dass Gott uns nun mächtig gebrauchen werde. Es liegt sehr viel mehr in der Hingabe als nur das, und vom Standpunkt Gottes aus, der uns kennt, der weiß, was erforderlich ist, der weiß, was wir brauchen, gibt es viele Folgerungen, die damit zusammenhängen, dass wir zu Gottes Ausgangspunkt kommen.

Ihr und ich, wir müssen erkennen, dass wir, in einem Akt des Glaubens, uns allen Folgerungen übergeben, die klar vor seinen Augen sind, und nicht nur dem, was wir im Augenblick von ihnen erkennen mögen. Wenn wir weitergehen und Dinge, an die wir nie gedacht, die wir uns nie vorgestellt, die wir nie vorausgesehen haben, anfangen in unserer Erfahrung aufzukreuzen und wir in Krisen geraten, zu etwas, das die Natur einer Einbahnstraße beim Herrn annimmt, wo wir uns einer Kontroverse über die Wege des Herrn mit uns gegenübersehen und dem Herrn in einer herausfordernden Haltung entgegentreten, werden wir feststellen, dass der Herr einfach wartet, bis wir uns ihm gegenüber besänftigt haben, und dann wird er zu uns sagen: «Aber das war doch in der ursprünglichen Abmachung enthalten! Das ist nichts Neues! Das ist nicht etwas, das einfach unterwegs passiert ist! Das war alles in der ursprünglichen Abmachung drin, und ihr habt mir gesagt, ich könne tun, was ich möchte! Seid ihr bereit, auf euren ursprünglichen Grund einzunehmen? Denn das ist es, was Hingabe und Übergabe bedeuten, und ihr habt es mit allen Bedingungen akzeptiert. Stellt ihr euch jetzt dazu?»

Viele von euch wissen, was es bedeutet, obwohl es eurem Versand nie auf diese Weise präsentiert worden ist. Ihr wisst, dass jede neue Krise euch nur wieder zu eurer ursprünglichen Position beim Herrn zurückführt. Es ruft euch sofort an den Punkt zurück, wo ihr angefangen habt, wo ihr euch dem Herrn für alle seine Wege und seinen ganzen Willen übergeben habt. Und nun sagt ihr: Aber ich habe nicht gedacht, dass es das bedeute! Aber der Herr meinte es, und er hat sich eine ganze Menge mehr dabei gedacht, als wir uns je vorgestellt haben. Gottes Ausgangspunkt muss in einem Akt des Glaubens an ihn mit all seinen Folgerungen akzeptiert werden.

b. Ein sukzessives Ausführen

Zweitens gibt es da noch die andere Seite davon. Es muss ein sukzessives Ausführen der Folgerungen folgen. Gott bringt uns in der Erfahrung nicht durch einen einzigen, umfassenden Akt zu all diesen Folgerungen. Sie sind alle in ihm bereits vorhanden, sie sind alle vollkommen in Christus, doch in uns müssen diese Folgerungen einzeln sukzessive ausgeführt werden. Dies aber wir nur auf dem Grund geschehen, dass wir dem Herrn die volle Erlaubnis erteilt haben, sie konkret anzuwenden, und ihm einen offenen Weg lassen. Dann wird er sukzessive die Folgerungen aus Gottes Ausgangspunkt ausführen.

Für verschiedene Leute wird dies verschiedenes bedeuten. Für einige mag es bedeuten, dass ein wenig zurück gehen müssen, indem sie den Weg, den sie bis jetzt gegangen sind, wieder zurück schreiten müssen, um zu Gottes Ausgangspunkt zu gelangen, mit dem Ziel, dass sie eine größere Fülle des Herrn bekommen und von der momentanen Beschränkung befreit werden. Dazu ist Demut des Geistes nötig. Das bedeutet, dass wir ein großes Stück unserer geistlich angemaßten Position fahren lassen müssen; dass wir unsere Vorstellung von den Dingen sehr stark ändern müssen. Wir haben die allgemein akzeptierten Vorstellung, Konzepte, Definitionen von geistlichen Dingen, Werken, überhaupt vom Werk des Herrn, vom Dienst und all diesen Dingen, und wird dieses System von Gedanken und Vorstellungen ausgemustert und wir kommen an den Anfang zurück und stellen fest, dass der Dienst (für Gott) nicht eine berufsmäßige Angelegenheit ist, wie wir uns das zurecht gelegt hatten. Von Gottes Standpunkt aus ist der Dienst lediglich die Ausführung dessen, was Gott innerlich getan hat, die Frucht einer geistlichen Geschichte. Unsere Ideen müssen vollständig umgewandelt, auf den Kopf gestellt werden, und wir müssen zu Gottes Standard zurück kehren. Einige von uns wissen, was das alles mit sich bringt. Seit Jahren hatten wir eine bestimmte Vorstellung davon, was der Dienst sei, und dann mussten wir an einen Punkt kommen, wo wir mit Gottes Vorstellung von Dienst noch einmal ganz von vorne beginnen mussten, aber es war das alles wert. Uns kommt es heute so töricht vor, geglaubt zu haben, was wir früher so gehätschelt hatten, sei Gottes Vorstellung von Dienst gewesen. Oh, gepriesen sei Gott, er ist uns an einem bestimmten Punkt entgegen getreten und uns veranlasst, zurück zu schreiten und auf einer anderen Ebene den Dienst noch einmal von vorne zu beginnen, von einem anderen Standpunkt aus, mit einer anderen Vorstellung. Was für ein ganz anderer Dienst ist das doch nun!

Wir benutzen den Dienst als eine Illustration für das, was wir mit der Anwendung dieses Gesetzes meinen. Wenn wir in die Hände des Herrn gelangen, stellen wir fest, dass er einen Ausgangspunkt hat, und er verlässt seine Position bzw. seinen Grund nie, um uns dort abzuholen, wo wir gerade sind und uns von diesem Punkt an in seinen Dienst zu stellen, sondern wir müssen stets an den Ausgangspunkt zurück kehren. Es ist ein einziger, ungeheurer Akt, ein tiefer Akt bei Gott, eine Annahme, vielleicht unter Todeskampf - denn es kann sehr wohl sein, dass wir nie an den Punkt einer solchen Annahme kämen, außer durch einen Todeskampf, vielleicht in Form einer Verzweiflung über unser geistliches Leben, Verzweiflung über unseren gegenwärtigen Dienst, unser Werk, unsere geistliche Anstellung – und wir kommen zu einem Punkt, wo alles zu Ende ist, wo ein neuer Anfang gemacht werden muss. Wir werden mit der Herausforderung konfrontiert, ob wir den Herrn alles nach seinem Sinne ordnen lassen, und sobald wir Gottes Ausgangspunkt in einem umfassenden (Akt der) Annahme akzeptieren, werden, selbst wenn wir diese Dinge schon seit vielen Jahren getan haben, alle möglichen Veränderungen vorzunehmen sein: Änderungen der Vorstellungen, Änderungen von Konzepten, Änderungen des Sinnes, Änderungen im Verhalten, Änderungen in den Aktivitäten. Die Dinge verändern sind, aber sie verändern sich von der Beschränkung in Richtung Fülle, von der irdischen Knechtschaft zu himmlischer Freiheit. Wir haben Gottes Ausgangspunkt zur himmlischen Fülle gefunden.

Wir wollen deshalb daran denken, dass Gott einen bestimmten Ausgangspunkt hat. Er lässt nicht zu, dass es zu einem von uns selbst ausgesuchten Punkt kommt, sondern er verlangt, dass wir zu seinem Punkt kommen, und dass wir im Glauben alles akzeptieren, was damit zusammenhängt, und ihm dann zudem erlauben, das Prinzip auszuführen, und uns ihm hinzugeben, damit es sukzessive in uns konkrete Gestalt gewinnt.


Der göttliche Schatz im irdenen Gefäß

Nun sind wir imstande, zu Elijah überzugehen, der Gottes Ausgangspunkt für die himmlische Fülle repräsentiert, und wir wollen für ein oder zwei Augenblicke den Mann selbst betrachten. Lest euch noch einmal durch das Leben von Elijah hindurch. Es ist eines der vollsten Leben, und doch, was die Erzählung betrifft, wird es in den kürzesten Umfang gepackt. Ihr seid überrascht, wenn ihr euch die Bedeutung von Elijah vor Augen führt, den ungeheuren Platz, den er einnimmt, wie schnell seine Geschichte erzählt ist. Ihr seid mit seiner Geschichte in wenigen Versen schon zu Ende. Und doch, was für ein Leben! Während ihr es durchlest, sollte euch eine Sache beeindrucken, nämlich, wie oft darin von menschlicher Schwachheit und Abhängigkeit die Rede ist. Damit ändert sich natürlich der Gesichtspunkt, denn wenn wir an Elijah denken, denken wir sofort an Kraft, an Zorn, an etwas Furcht Einflößendes. Wir haben beinahe den Eindruck, als befänden wir uns mitten in einem Erdbeben. Und doch, wenn ihr die Geschichte nochmals lest, werdet ihr davon beeindruckt sein, wie oft da von Schwachheit und Abhängigkeit die Rede ist.

Nehmt schon nur den Namen dieses Mannes – Elijah. Er bedeutet: JAHWE, meine Stärke. Das bringt euch sofort zu einer extremen Position. Jahwe meine Stärke! Ihr könnt fast ein Echo auf diese Worte hören im Falle des Apostels Paulus, als dieser sagte: «... Ich lebe, doch nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir: und das Leben, das ich jetzt (noch) im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, im Glauben an den Sohn Gottes...». Jahwe meine Stärke!

Dann, wenn ihr sein Leben an verschiedenen Punkten berührt, findet ihr Hinweise auf Schwachheit und Abhängigkeit. Geht mit ihm zum Beispiel an den Bach Krith. «Geh fort und wende dich nach Osten, und verbirg dich an dem Bach Krith, dem Jordan gegenüber. Und es wird geschehen, dass du aus dem Bach trinkst; und ich habe den Raben geboten, das sie dich ernähren». Was für eine Position für einen mächtigen Mann Gottes, eine Position der Schwäche, der Abhängigkeit. Schon allein die Tatsache, dass Gott den Raben gebot, ihn zu ernähren, wie abhängig er von Gott war, denn Raben ist es normalerweise nicht gegeben, andere Leute zu füttern, sie sind nicht dazu veranlagt. Es braucht einen souveränen Akt Gottes, um einen Raben dazu zu bringen, dass er sich um andere kümmert. Wenn es ein hervorstechendes Merkmal an einem Raben gibt, dann ist es «ich zuerst!» So war also die ganze Kraft Gottes nötig, um diesen Lauf der Natur zu ändern, und es war in doppelter Weise so, indem irgend ein Geschöpf das Mittel sein sollte, diesen Propheten, diesen Mann Gottes, zu versorgen.

Dann lies der Herr den Bach austrocknen, und während dieser austrocknete, sagte er: «Steh auf, geh nach Sarepta... ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu versorgen». Eine Frau, eine Witwe!» Und als Elijah in Sarepta eintraf, in welchem Zustand befanden sich die Dinge dort! Die Frau lebte von ihren letzten Überresten, sie befand sich in einem Zustand der Schwachheit, ihre Vorräte waren aufgebraucht! Welche Abhängigkeit von Gott! Was für ein Zustand der Schwäche an sich!

Oder geht weiter zu jenem späteren Punkt in seiner Laufbahn, zu dem Vorfall am Horeb, wo die Worte auftauchen, die wir so gerne hören: «... eine leise, zarte Stimme» (hebr. Der Klang einer sanften Stille). Elijah kam zum Horeb und betrat eine Höhle. Der Herr ging an ihm vorüber, und es geschah ein mächtiges Erdbeben, Donner und Blitz, und ein Wirbelsturm tobte, so dass der Berg selbst ins Wanken geriet und beinahe auseinander brach. Es herrschte ein schreckliches Gefühl von Macht, Kraft, Energie, und Stärke. Doch Gott war nicht im Erdbeben, Gott war auch nicht im Sturmwind. Darauf folgte der Klang einer sanften Stille, eine leise, sanfte Stimme, und darin war Gott. In Elijah herrschte ein Tumult, der von Isebels Bedrohung und Elijahs Angst herrührte. Der Tumult in Elijah schien nach einer mächtigen Manifestation der Kraft (Gottes) zu schreien, die Isabel besiegen, sie um ihr Ziel betrügen und den Diener des Herrn aus ihren Klauen befreien sollte. Er wollte den Klauen, den Drohungen Isebels entrinnen, und was er seinem Gefühl nach brauchte, war eine mächtige Kraftanstrengung, um ihn zu befreien. Doch der Herr war nicht im Erdbeben, der Herr war auch nicht im Wirbelsturm, er war in der stillen, sanften Stimme, im Klang einer sanften Stille. Doch was ging aus dem «Klang einer sanften Stille» hervor? «Geh den ganzen Weg zurück zur Wüste von Damaskus: und wenn du dorthin kommst, dann salbe Hasael zum König über Syrien; und Jehu, den Sohn Nimschis, sollst du zum König über Israel salbten; und Elisa, den Sohn Schafats, sollst du an deiner Stelle zum Propheten salben». Was war das Ergebnis? Ahab wurde gestürzt, und Isebel wurde zerstört. All das ging aus dem Klang einer sanften Stille hervor. Das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. Sehr eloquent sagte Gott: «Diese ganze Angelegenheit ist in meiner Hand. Wer ist Isebel? Wer ist Ahab? Mein kleiner Finger ist mehr als ihre kombinierte Macht! Der Klang einer sanften Stille kann etwas hervorrufen, das Ahabs Karriere zu einem schnellen, und Isebel zu einem sehr demütigenden Ende führt.

Es ist eine gewaltige Lektion. Es ist nicht nötig, dass Gott in ein Erdbeben oder in einen Wirbelsturm schlüpft, um mit einer solchen Situation zu verfahren. Elijah, was machst du eigentlich hier? Hast du vergessen, wie dein Name lautet? Hast du vergessen, dass ich in deiner Schwachheit wieder und wieder meine Kraft vollendet habe? Meine Schwachheit ist stärker als alle kombinierten Kräfte des Feindes. Elijahs Leben kann, vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, in einer einzigen, großen Realität zusammengefasst werden, nämlich: dass es auf Gott ankommt, und nicht auf den Menschen. Gottes Schwachheit in Verbindung mit einem Menschen ist stärker als alle Stärke der Menschen gegen diesen Menschen.

Vielleicht haben wir auch schon bis zu einem bestimmten maß die Stelle von Elijah eingenommen, indem wir uns der ungeheuren Kräfte bewusst waren, die uns entgegen standen, menschliche und diabolische Kräfte, und haben die Notwendigkeit für die Freisetzung einer mächtigen Kraft verspürt, dass Gott sich vielleicht in einem Erdbeben, in einem Wirbelsturm, zeigt, um uns zu befreien. Wir haben so etwas erwartet, und, da wir nichts dergleichen sahen, wurden wir entmutigt und glaubten, der Herr habe uns vergessen, und dann fingen wir an, dem Herrn von all unserer Hingabe und unserer Treue zu erzählen - «Ich habe sehr für den Herrn geeifert...». Der Herr ist nie im Wirbelsturm zu uns gekommen, auch nicht in einem Erdbeben. Ich glaube nicht, dass irgend jemand je durch ein Erdbeben oder durch einen Wirbelsturm, der vom Herrn kam, befreit wurde; und doch wurden wir befreit, und doch wurden in die Höhe emporgehoben, wir wurden wieder und wieder aus dem Sturm satanischer Antagonismen herausgeholt, und der Herr tat dies auf eine solch ruhige, stille Weise. Der Herr sah keine Notwendigkeit für ein Erdbeben, um uns zu befreien. Seine Schwachheit ist stärker als unsere ganze Kraft. Er möchte uns lehren, dass wir, obwohl wir sind, was wir eben in uns selbst sind, schwach, abhängig von Gott, über alle Macht des Feindes gesetzt werden können. Es ist so gut, dass der Herr es Elijah auf seinem Weg mitgegeben hat, hinzugehen und Dinge zu tun, die sowohl Ahab als auch Isebel zu ihrem unrühmlichen Ende brachte. Es war, als wollte der Herr sagen: «Schon gut, Elijah, geh einfach weiter uns salbe Elisa, salbe Jehu, und das bedeutet das Ende von Ahab und Isebel, und du hast nichts weiter zu fürchten als dies: «...wer dem Schwert Jehus entrinnen wird, den wird Elisa erschlagen». Seht ihr, wie der Herr die Situation meistert, und wie er seinen zerbrechlichen, schwachen, sich seiner Abhängigkeit bewussten Diener in Verbindung mit ihm selbst brachte, um dem Feind ein Ende zu bereiten. Darin steckt eine Menge Geschichte.


Die Kraft stammt von Gott, und nicht von Menschen

Der Herr hat nie die Schwächen seiner Diener zugedeckt. Der Herr hat nie einen Vorhang gezogen über diesen Abschnitt im Leben Elijahs, seines geliebten Dieners, auf den er sich so oft bezieht, den er in den kritischsten Zeiten ins Blickfeld rückt, und dies nicht nur im alten Israel, sondern auch in neutestamentlichen Zeiten. Johannes der Täufer kam in der Kraft von Elijah. Dann erschienen Moses und Elijah auf dem Berg der Verklärung in Verbindung mit jener anderen großen Krise, den Ausgang, den der Herr Jesus in Jerusalem erfüllen sollte, der größten Krise in der Geschichte dieser Welt. Kein Wunder also, dass die Leute, als sie hörten, was Jesus tat, irgendwie in ihrem Kopf Johannes den Täufer mit Elijah verwechselten. Selbst Herodes sagte, vermutlich sei Johannes von den Toten auferstanden. Das implizierte etwas eher Schlechtes für ihn in seinem Gewissen, denn er befand sich sehr stark in derselben Position wie Ahab.

Wie immer, der Herr deckte die Schwächen seiner Diener nicht zu, auch zog er keinen Vorhang über Vorfälle wie jenen, als Elijah sich einen Ginsterstrauch suchte, sich niederwarf und sich beim Herrn beklagte und ihn bat, sein Leben an sich zu nehmen. Es ist eine peinliche Szene, und doch bringt sie der Herr bis ins Detail zur Darstellung.

Warum verbirgt der Herr unsere Schwächen nicht vor andern? Warum verbirgt er die Wunden nicht, welche Scham zudecken würde, jene Dinge über uns, die wir wegen unseres Stolzes lieber zugedeckt haben möchten? Warum lässt sie der Herr ans Tageslicht hervorkommen? Der Grund liegt darin, dass der Herr, wenn er einen Mann oder eine Frau braucht, sehr sorgfältig darauf achtet, dass stets offensichtlich ist, dass die Kraft, die durch sie wirkt, nicht von ihnen stammt, sondern von ihm, und dass, auch wenn sie nur einen Augenblick ohne Kontakt zu ihm sind, sehr schnell offenbar wird, was sie (von Natur aus) sind, und das hebt sich dann (grundsätzlich) ab von dem, was er ist. Dadurch wird sichtbar, dass diese seine Diener nichts sind in sich selbst, sondern dass er ihre Stärke ist.

Ihr und ich, wir werden nie an einen Punkt kommen, wo der Herr zulassen wird, dass wir etwas in uns selbst sind. Und sollten wir je in Gefahr geraten, dorthin zu kommen, wird der Herr uns sehr schnell wissen lassen, dass unsere Brauchbarkeit für ihn absolut eine Sache unserer Abhängigkeit von ihm ist. Brauchbarkeit für Gott auf eine echte Weise wird stets unterbrochen, wenn wir unser Gefühl der Abhängigkeit von ihm verlieren.

Wenn Elijah als einer der großen Gipfel der Brauchbarkeit für Gott herausragt, den ihr nie übersehen könnt, wenn ihr den Horizont absucht, dann finden wir parallel dazu auch dies, was wir von ihm lesen, und ihr könnt eure Augen nicht vor dieser Tatsache verschließen. Ihr bekommt das Gefühl, als wärt ihr irgendwie von einer großen Höhe in große Tiefen hinunter gestürzt, wenn ihr diesen Abschnitt über den Zusammenbruch Elijahs lest. Sicher, im Blick auf seine Treue dem Herrn gegenüber wäre es nett gewesen, wenn der Herr Stillschweigen bewahrt und es nicht zum Niederschreiben inspiriert hätte. Nein! Elijahs Name bedeutet: «JAHWE, meine Stärke!» Jener Vorfall unter dem Ginsterstrauch beschreibt, was Elijah in sich selbst war. Was an Wert und Wirkung im Leben von Elijah zu sehen ist, wird dem Herrn in Elijah zugeschrieben. So ist es bei Moses, bei David, und bei allen andern. Der Herr ließ zu, dass die dunklen Abschnitte in ihrem Leben aufgeschrieben wurden, einfach um zu zeigen, dass Männer, die mächtig von Gott gebraucht wurden, nur gebraucht werden konnten, weil sie von ihm abhängig waren; und gerade solche Berichte wie diese haben wir nötig.

So fangen wir also an, den Ausgangspunkt der himmlischen Fülle zu sehen. Das ist das erste. Vielleicht war es ein langer Weg bis dahin, und vielleicht mussten viele Worte gebraucht werden, um bloß dieses eine aufzuzeigen, doch wie wichtig ist diese Sache! Der Ausgangspunkt für die himmlische Fülle ist unsere Leere, jenseits dieser Schwäche ist es ein schmerzlicher Weg zurück zu Gottes Ausgangspunkt. Aber es ist nicht einfach ein Rückmarsch, denn genau dieser Prozess des Leerwerdens ist der Weg zur Fülle. Es wird in uns nur real gemacht, was für ihn bereits so klar ist. In einem Wort, es geschieht deshalb, damit wir an den Punkt kommen, wo wir wissen, dass alle Fülle in Ihm ist. Unsere Fülle ist in ihm, ja, doch können wir es nie schätzen, uns nie darüber freuen, nie davon profitieren, nie wirklich auf eine lebendige Weise in sie eintreten, solange das nicht in uns geschehen ist, das uns bewusst macht, dass es so ist, und dass abgesehen davon es für uns schlecht aussieht.

Es ist so leicht zu sagen, die ganze Fülle sei ihn ihm, es auf eine objektive Weise zu sehen und davon zu singen, aber an die Stelle zu gelangen, wo uns auf eine tiefe und schreckliche Weise bewusst wird, wie äußerst nutzlos wir in uns selbst sind, realisieren wir plötzlich angesichts dieses tiefen, beißenden Bewusstseins unserer Schwachheit, dass dies bloß die eine Seite der Sache ist, und dass die Fülle für uns eben in ihm ist. Wir brauchen nicht bei unserer Leere und Schwachheit stehen zu bleiben, wir müssen nicht am Ende stehen bleiben, sondern vielmehr kann dies die Stelle eines Neuanfangs werden, und wir können von da aus weitergehen. Gerade die Leere und Schwachheit bilden den Grund, auf dem wir uns auf eine Entdeckung zu bewegen, die uns stets an einem Ort der Anbetung und der Verwunderung festhalten wird.

Möge der Herr dieses Wort in unsee Herzen hinein sprechen.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.