von T. Austin-Sparks
Kapitel 1 - Die Bedeutung von Christus
1. Seine Größe in der Schrift
Er ist
a. Die Bedeutung aller Dinge.
b. Der Erbe aller Dinge.
c. Die Vorstellung oder Natur aller Dinge.
d. Der endgültige Test aller Dinge.
Das wird geoffenbart
a. In der ganzen Schrift.
b. Durch das Gegenteil von Liebe gegenüber allen göttlichen Aktivitäten.
c. Durch die Forderung des Vaters, dass der Sohn geehrt werden soll.
a. Der Himmel kennt sie.
b. Der Mensch spürt sie.
c. Die Hölle bestätigt sie, indem sie sie zu verderben sucht.
Sie ist enthalten in
a. Seiner Befriedung für Gott.
b. Seinem Rettungswerk.
c. den Operationen des Geistes.
«Dies redete Jesus und hob seine Augen zum Himmel empor und sprach: Vater...» (Joh. 17,1).
«Auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf dass auch sie in uns eins seien...» (Joh. 17,21).
«Ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen» (Joh. 17,23).
Vereinigung mit Christus ist das Herz oder das Zentrum alles dessen, was in Bezug auf den Gedanken Gottes hinsichtlich des Menschen und seiner Beziehung zu Gott geoffenbart worden ist. Vereinigung mit Christus ist wie die Nabe eines gewaltigen Rades. Es gibt bei diesem Rad viele Speichen - Erwählung, Schöpfung, Erlösung, Errettung, Heiligung, Verherrlichung; und dann, wie eine Reihe untergeordneter Speichen - Buße, Glauben, Rechtfertigung, Bekehrung, Wiedergeburt, und so weiter. Das sind die Speichen des Rades, doch haben sie alle ihr Zentrum in Christus, und gehen strahlenförmig von Christus aus und erreichen die Felge, welche Gott ist. Sie vereinigen uns in Christus mit Gott.
Um all dem seinen wahren und vollen Wert zu verleihen ist es nötig, dass wir die Bedeutung Christi betrachten oder uns offenbaren lassen, um zu erkennen, was für eine immense Sache sich ereignet hat, indem der Sohn Gottes der Menschensohn geworden ist dadurch, dass Gott Fleisch wurde. Es geht darum, dass wir nicht in die Gottheit oder Göttlichkeit aufgenommen wurden, aber in den fleischgewordenen Sohn Gottes.
Nun, die ersten Verkündiger der christlichen Frohbotschaft haben Christus verkündigt. Sie verkündeten nicht in erster Linie Errettung oder Heiligung oder Vergebung oder das Gericht des Himmels. Das heißt nun nicht, dass sie dies nicht auch verkündigten; das taten sie. Aber nicht an erster Stelle. Sie verkündigten Christus, und all diese Dinge waren in der Verkündigung Christi eingeschlossen; Christus wurde einschließlich all dieser Dinge verkündigt, aber auch als den, der all diese Dinge transzendiert. Denn schließlich sind solche Dinge wie Errettung, Heiligung, Vergebung, Rechtfertigung Hilfsmittel; sie kommen nachher. Christus war vor ihnen allen, und Christus wird auch nach ihnen allen sein. Sie sind in Christus enthalten, aber er überflügelt sie alle.
Wir kommen nun dazu, uns über die Bedeutung von Christus Gedanken zu machen. Versteht, dass wir den Titel CHRISTUS unterstreichen. Schon dieser Titel hat die Bedeutung einer Mission. Es ist nicht der Titel seiner wesensmäßigen Gottheit. Salbung, das ist es, was das Wort bedeutet, geschieht für eine bestimmte Mission. «Gott hat Jesus von Nazareth gesalbt» (Apg. 10,38). Möge das alles beherrschen, was gesagt werden wird, sonst wird es ein Leichtes sein, wenn ihr so geneigt seid, bei verschiedenen Punkten und «Gerüchen» die Augenbrauen zu heben, wenn euch der Gedanke kommt, es handle sich um eine falsche Lehre. Bei unserer Betrachtung der Vereinigung mit Christus halten wir eine scharfe Trennlinie aufrecht zwischen seiner Göttlichkeit und seiner gesalbten Stellung als Sohn des Menschen. Nachdem wir das festgestellt haben, wollen wir nun für eine Weile über seine Größe nachdenken.
Seine Größe, wie sie in der Schrift sichtbar wird, wird in verschiedenen Beziehungen veranschaulicht.
Zuerst wird seine Größe in seiner Beziehung zu Gott anschaulich. Wir brauchen hier bloß einige vertraute Schriftabschnitte zu zitieren, doch stets mit neuer Inspiration und Herzenserregung.
«Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes» (Kol. 1,15).
«Dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens» (Hebr. 1,3).
Damit befindet er sich weitab von unserem Fassungsvermögen und unserem Verständnis, und sicherlich von unseren Erklärungsversuchen; er teilte die göttliche Herrlichkeit, bevor es die Welt gab. Wir haben damit begonnen, dass wir davon lasen. «Vater ... verherrliche deinen Sohn»; und dann, nur ein wenig weiter hinten: «Verherrliche du mich... bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei der hatte, ehe die Welt war» (Joh. 17,5). Ich sage, wir können nie damit beginnen, die Bedeutung unserer Vereinigung mit Christus zu verstehen und wertzuschätzen, ohne etwas von der atemberaubenden Sache empfunden zu haben, die sich zugetragen hat, als er aus einem solchen Zustand hervortrat, und, in Gestalt eines Menschen, den Weg des Kreuzes beschritt. Das Erstaunlichste, das je in der ganzen Geschichte des Universums geschehen ist, finden wir in der Kombination der Worte wieder, die ich aus der Schrift zitiert habe. Und dann, dass man diesen Mann, der die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes und das Ebenbild seines Wesens, «das Bild des unsichtbaren Gottes» war, und der die Herrlichkeit Gottes teilte, ehe der Welt Grund gelegt war, angespuckt, lächerlich gemacht, verhöhnt werden und sich all dieser schrecklichen Sünde gegenübersehen sollte! Es ist wunderbar, dass wir zur Vereinigung mit ihm berufen sein sollten; nicht nur seine Freunde zu sein, nicht nur Mitarbeiter oder Partner in irgend einem göttlichen Geschäft, nicht nur, um irgend eine formelle Beziehung zu ihm zu haben, die wir dann eine «Vereinigung» nennen, sondern um aufs Äußerste eins zu sein mit ihm, wie wir es später sehen werden. «Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen» (Eph. 5,30). «Dem Herrn anhängen... ein Geist» (1. Kor. 6,17). Etwas ist geschehen, um dies möglich zu machen, und darin liegt die ganze Geschichte und das Wunder der Unendlichkeit von Gottes herablassender Liebe. Nun, die Schrift stellt in erster Linie seine Herrlichkeit, seine Größe in seiner Beziehung zu Gott heraus, und wir könnten viele Stunden damit verbringen, dem nachzuspüren. Wir gehen weiter.
Als nächstes sehen wir seine Größe in der Schrift in seiner Beziehung zu allen erschaffenen Dingen. Unsere Analyse teilt dies in vier Hauptpunkte auf.
Christus ist die Bedeutung aller Dinge.
«Alles ist durch ihn (den Logos) entstanden» (Joh. 1,3).
«Die Welt ist durch ihn geworden» (Joh. 1,10).
«Einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind» (1. Kor. 8,6).
«Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen» (Kol. 1,16).
«Aber von dem Sohn (sagt er)… Du, o Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind das Werk deiner Hände» (Hebr. 1,8.10).
«Denn es war dem angemessen, um dessentwillen und durch den alles ist...» (Hebr. 2,10).
Die Bedeutung aller Dinge, d.h. das «Warum» aller Dinge, die Antwort auf die Frage: Was bedeutet das alles? Durchschreite die Erde in alle Richtungen, tauche in den Ozean hinab, sause hinauf in die Sternenkonstellationen, umkreise das erschaffene Universum, umfasse alle himmlischen Intelligenzen, und dann sage: «Was bedeutet das alles?» und die Antwort wird ein vollkommenes Universum sein, das die Herrlichkeit des Sohnes Gottes, des Menschensohnes, aufzeigt und zum Ausdruck bringt, und so werdet ihr wissen, was das alles bedeutet. Das ist keine Flucht in eine Phantasiewelt. Das kann leicht geprüft und bis zu einem überzeugenden Punkt bewiesen werden. Angenommen, wir hätten die Fähigkeit und eine angemessene Masse von Daten, wobei göttliche Erleuchtung darauf ruhte, das wäre imstande, der Sache jetzt Substanz zu verleihen. Wenn wir die innere Bedeutung der erschaffenen Dinge wüssten, würden wir die göttlichen, die ewigen, geistlichen Bedeutungen erkennen, die alle ihre Erklärung in Christus finden. Das ist natürlich ein Universum unerschöpflicher Wunder, doch dieses ganze Universum, so sagt die Schrift, wird schließlich von ihm erfüllt werden und wird ihn manifestieren, und wenn dieses Universum, erlöst und vollendet, sein Ziel erreichen wird, für das es ins Dasein gerufen wurde, wird es ein einziger, mächtiger, um fassender und noch immer unerschöpflicher Ausdruck des Sohnes Gottes sein. Das ist seine Bedeutung. Er ist der Schlüssel zu allem, was geschieht.
O, dass wir doch Augen haben möchten, die sehen, und ein Verständnis, um die Bedeutung der Dinge zu erfassen, die sich ereignen! Christus ist die Erklärung dafür, Er ist die Bedeutung aller Dinge.
Christus ist auch der Erbe aller Dinge. «Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn» (Hebr. 1,1.2). Sofort stellt sich die Frage: Wann hat Gott ihn zum Erben aller Dinge eingesetzt? Nun, wenn alle vorherigen Schriftstellen richtig sind, wurde Christus zum Erben aller Dinge eingesetzt, sogar bevor er sich machte. Wenn alle Dinge durch ihn und für ihn geschaffen wurden, gab es einen Punkt, an dem der Vater ihn zum Erben aller Dinge bestimmte, und genau um diese Angelegenheit seiner Erbschaft dreht sich die ganze Geschichte. Zuerst war da das wunderbare Konzept dieses Universums, das sein Erbe konstituierte. Ihr wollt sicher nicht, dass ich mir die Mühe nehme, irgend etwas über das Universum als ein Konzept zu sagen. Dann wird dieses Konzept projektiert mit der Absicht, es zur Ausführung zu bringen. Darauf folgte dann die Schöpfung, und unmittelbar darauf, oder zumindest sehr bald, wie es scheint, entsteht Streit um das Erbe und es wird verdorben, doch wird sogleich auch seine Erlösung geoffenbart. Erlöst, wiedereingesetzt, vollendet, in Besitz gebracht: das ist die Geschichte des Erbes, und welche Menge enthält doch diese Geschichte! Ich sagte vor ein oder zwei Minuten, dass, wenn wir alles verstehen würden, was vor sich geht, wir erkennen würden, dass es sein Zentrum in Christus hat und dass sich alles um Christus dreht. Warum? Weil er der Erbe aller Dinge ist, und dieses Infragestellen seines Erbes ist der Grund für alles, was vor sich geht. O, wieviele Schriftstellen könnten in das hineingepackt werden. Die Zerstörer der Erde, was tun sie im Grunde? Nun - sie tun es natürlich blind - doch durch ihre böse Inspiration und Aufwiegelung suchen sie das Erbe des Sohnes Gottes zu zerstören, und weil geistliche Männer und Frauen der beste Beweis für diese Tatsache sind, wissen verstehen sie es, mehr als die gewöhnlichen Kräfte auf sie zu konzentrieren, um sie zu vernichten; denn sie sind die Erlösten des Herrn, wiedereingesetzt und vollendet, um ihm schließlich sein rechtmäßiges Erbe in Herrlichkeit darzubringen. Wir wissen, dass dies wahr ist, dass es das Erbe des Sohnes Gottes ist, das uns so lange in diese lange, lange Geschichte der zerstörerischen Absicht böser Mächte verwickelt hat.
Ferner ist Christus auch die Idee oder Natur aller Dinge. Ich denke, wir benötigen hier bloß zwei kurze Zitate.
«Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden» (Römer 8,29). Die Idee oder Natur aller Dinge wird mit diesen Worten ausgedrückt: «das Ebenbild seines Sohnes». Die andere Stelle in Epheser 4,10 führt dies näher aus. Das Ziel seinere Erhöhung über alles war dies, «damit er alles erfülle». Diese beiden sich ergänzenden Aussagen sind die Antwort auf diese Idee oder Natur aller Dinge. Welche Idee steckt dahinter, was ist die von Gott beabsichtigte Natur aller Dinge? Nun, schlicht das Ebenbild seines Sohnes. Natürlich beinhaltet dies diese ganze, umfassende Lehre des Neuen Testamentes hinsichtlich der «Ähnlichkeit mit Christus», oder wie es oft genannt wird, die «Chrisusähnlichkeit». Das ist die Vorstellung im Blick auf die Existenz aller Dinge, das ist die Natur des Wesens aller Dinge: von ihm erfüllt zu sein und seinem Ebenbild gleichgestaltet zu werden. Ihr werdet nie seinem Ebenbild gleichgestaltet werden, es sei denn, ihr seid von ihm erfüllt. Wieviel Lehre aus dem Neuen Testament könnt ihr in das hinein packen. Ihr findet es überall.
Schließlich ist Christus auch der endgültige Test aller Dinge. In Apostelgeschichte 17,31 finden wir diese Worte: «Weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen mann, den er dazu bestimmt hat und den er für alle beglaubigte, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat». Die wörtliche Wiedergabe lautet nicht «durch einen Mann», sondern «in einem Menschen, den er bestimmt hat». Dieses Wort «bestimmt» bedeutet «zum Horizont gemacht». Gott hat seinen Sohn zum Horizont für alle Dinge gemacht. Alles muss in den Horizont dieses Mannes gebracht und ihm gemäß gerichtet werden. Ihr seht den entscheidenden Punkt. Christus ist das Kriterium, Christus ist der Standard, Christus ist das Maß für das große Gericht der Welt, das Gott festgesetzt hat, der endgültige Test für alle Dinge.
Das bedeutet, dass das Gericht über diese Welt demgemäß vollzogen werden wird, wie etwas dem Maß von Christus entspricht, wie es im Licht Christi dasteht, welche Einstellung es in Bezug auf Christus hat. Gott wird auf keiner anderen Grundlage Gericht ausüben. Das ist eine einfache Formel für das Gericht. Wenn Gott uns einen nach dem andern vornehmen müsste, um uns aufgrund der zahlreichen Dinge zu beurteilen, die durch unsere Erbanlage, unsere Geburt, unsere Erziehung, durch Glück und Pech unseres Lebens zu uns gehören, nun, dann hätte er, menschlich gesprochen, alle Hände voll zu tun, und dies würde einen Gerechtigkeitsstandard erfordern, der so infinitesimal, so erschöpfend sein müsste, dass es fast undenkbar wäre. Gott wird uns aber nicht nach der Zahl unserer Sünden richten, seien es wenige oder viele, oder anhand unseres Temperaments, oder aufgrund von irgendetwas, das durch unseren Blutstrom zu uns gelangt ist. Seine einfache Lösung lautet: Wie ist eure Einstellung meinem Sohn gegenüber? Welche Beziehung habt ihr zu meinem Sohn? Wie steht ihr da im Horizont von Christus, nicht nur als einer Person, sonder in Beziehung zu ihm als einer Art, zu dem, was er in sich selbst bedeutet? Welches ist eure Einstellung, eure Beziehung und euer Maß, insofern es den Sohn betrifft? Darauf wird sich alles Gericht gründen.
Und beachtet, dass es ein sehr gerechtes Gericht sein wird. Es heißt: «Er wird die Welt richten in Gerechtigkeit». Gott sei Dank, das greift etwas auf, über das sich viele ihr ganzes Leben lang beklagen, die Nachteile ihres Erbes, ihrer Vererbung, der frühen Erziehung, und so weiter. Meine lieben Freunde, nehmt euch dies zu Herzen, Gott wird uns aufgrund keines dieser Dinge richten; das wäre ungerecht. Er bringt uns alle zu dieser einen Frage unserer Beziehung zu seinem Sohn herunter. Wie steht ihr zu ihm? Was habt ihr mit ihm getan? Was macht ihr euch aus ihm? Wie kommt ihr voran bei eurer Gleichgestaltung in sein Ebenbild? Das ist die Grundlage des Gerichts, und es ist die einzige. Christus ist das Kriterium, der endgültige Test aller Dinge.
Christus im Alten TestamentNun, lasst uns wieder zur Betrachtung seiner Größe zurückkehren, wie sie in der Schrift gesehen wird. Wenn wir die Schrift als Ganzes nehmen, stellen wir fest, dass das Alte Testament von Erwartungen und Vorwegnahmen durchlöchert ist. Von allem Anfang an wird jemand gefordert, wird jemand als Schatten voraus geworfen, wird jemand proklamiert, und jemand tritt inmitten der Nationen in Erscheinung; denn dieser Jemand wurde in Israel manifestiert, das Gott in ihre Mitte pflanzte.
Wir wollen kurz einen Blick darauf werfen. Jemand ist gefordert, gefordert wegen eines verheerenden Versagens, das die ganze Schöpfung einem Stillstand unterworfen hat, in das, was die Bibel «Nichtigkeit» (vanity) nennt. Das Versagen hat aus der ganzen Schöpfung eine Fehlgeburt gemacht. Jemand wird gefordert aufgrund dieses Versagens, jemand ist nötig, um den Schaden zu beheben. Jemand wird gefordert durch Intuition. Die Menschen fühlen intuitiv, dass früher oder später jemand kommen muss.
Diese Erwartung und Forderung lässt sich in weit entfernten Zivilisationen nachweisen. Überall finden wir den Nachweis für dieses Warten auf etwas Bestimmtes, für diese Erwartung, dass jemand kommen muss, um das Rätsel des Lebens und der Welt zu beantworten. Das Ganze ist ein Rätsel, ein Problem, ein Puzzle. Der Mensch ist eine bleibende Verlegenheit, alles ist ein großer Widerspruch. Viele, die im tiefgründigsten nachgeforscht haben, um den Versuch zu machen, das Problem zu erklären, sind in die schiere und schreckliche Verzweiflung getrieben worden. Und doch MUSS der Mensch das Problem lösen. Die Bibel ist ganz voll davon.
Doch durch fortgesetzten Andeutungen wird jemand gefordert. Es scheint, als sei ein bestimmter Punkt erreicht worden, und nun wird angedeutet, dass etwas geschehen wird, dann zieht es sich wieder zurück, und nach einer gewissen Zeit kommt es wieder zurück, nur um sich ein weiteres Mal zurückzuziehen. Diese fortgesetzten Gezeiten in der Geschichte weisen die ganze Zeit darauf hin, dass etwas geschehen wird, oder dass jemand kommen werde; bis ihr den Tag erreicht, da er im Fleische daherkam, und der Geist der Erwartung war in einem Kern, in einem Überrest herangereift. Sie warteten, sie erwarteten etwas. «Die Hoffnung Israels» (Apg. 28,20). Doch diese Hoffnung war nicht bloß die Hoffnung Israels, sondern sie war die Hoffnung der ganzen Schöpfung. Paulus sagt uns, dass die Schöpfung unterworfen worden sei in Hoffnung (Röm. 8,20); sie war vorhanden, und sie pulsierte durch die Jahrhunderte. Jemand wurde entlang jeder Linie gefordert, und diese Forderung wird in der Schrift geoffenbart.
Jemand wird schattenhaft vorausgeworfen. Das Alte Testament ist voll davon, dass jemand in typologischen Personen und in Symbolen schattenhaft dargestellt wird, und auch wenn die Typologie, der Symbolismus und der sinnbildliche Aspekt des Alten Testamentes überbeansprucht wurde und durch Übertreibung und Überdehnung manchmal in Misskredit gerieten, liegt doch direkt auf der Oberfläche der Dinge, ohne jede Überdehnung, ein ganzes System, das von etwas anderem als von sich selbst redet. Es verlangt nach dem, was es bedeutet, im Typus darstellt, symbolisiert, denn der Mensch kann nicht ewig von Symbolen, Typologien oder von Sinnbildern oder Vorausschattierungen leben. Jemand muss all dies beantworten.
Darum wird jemand proklamiert. Das ganze Alte Testament enthält die Proklamation von jemandem durch den Geist der Prophetie. Unmittelbar nachdem Adam fiel und die Tragödie der Sünde über die Bühne ging, wird der Same der Frau, der das alles wieder in Ordnung bringen sollte, ins Blickfeld gebracht und proklamiert. Und wieder wird er in Abraham proklamiert: «In deinem Samen werden alle Nationen der Erde gesegnet werden» (1. Mose 22,18). Dann in Jakob: Alt und am Sterben, gelangte Jakob, als er seine Söhne segnete, zu Juda und proklamierte jene wunderschönen und klassischen Worte: «Das Zepter wird nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorsam sein» (1. Mose 49,10); nach einem Friedensboten, der aus Juda hervorgehen sollte, wurde Ausschau gehalten. Kam er aus dem Stamm Juda, er, dessen Name Frieden, Schilo, lautete? Die ganze Zeit über wurde er proklamiert. Dann in Moses: «Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus deiner Mitte...» (5. Mose 18,15). Unsere Übersetzung ist sehr unglücklich, wenn sie die Worte «wie mich» verwendet. Sie gibt dem, was Moses im Grunde sagte, einen falschen Klang. «Der Herr, dein Gott, wird dir aus deinen Brüdern einen Propheten erwecken», nicht «wie mich», sondern «wie er mich erweckt hat». Ihr könnt darüber nachdenken. Wie hat er Moses erweckt? Doch hier haben wir die Prophetie, dass dieser Prophet kommen werde. Dann solltet ihr den ganzen Abschnitt in 5. Mose 18 und 34 lesen. In diesen beiden Kapiteln werdet ihr feststellen, dass auf einen größeren als Moses Bezug genommen wird. Nun, wir können nicht weiterfahren. Alle Prophetien prophezeiten von Christus, sie alle proklamierten ihn.
Wir schließen mit dem, was vielleicht der schwierigste Aspekt und am schwierigsten zu sagen ist, doch glaube ich, dass es vorhanden ist. Dieser Jemand wurde persönlich in der Mitte der Nationen geoffenbart, d.h. in Israel. Ihr erinnert euch sicher an die vielen Theophanien, an göttliche Erscheinungen in Menschengestalt in Israel, und ihr werdet euch erinnern, dass es in nicht wenigen Fällen unmöglich ist, zwischen dem, der Engel des Herrn genannt wird, und dem Herrn selbst zu unterscheiden. Es sind auswechselbare Begriffe, synonyme Wörter. Bei derselben Person wird zunächst das Wort «Engel», und dann das Wort «Herr» verwendet. Der Engel nahm, wie es schien, den Konflikt mit Jakob auf, und schließlich rief er: «Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin am Leben geblieben» (1. Mose 32.30). Jener Engel erschien Abraham, und von ihm wurde bezeugt, dass er der Herr sei. Der Herr sagte zu Israel: «Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, um dich auf dem Weg zu behüten, und dich an den Ort zu bringen, den ich für dich zubereitet habe. Achtet genau auf ihn und gehorcht seiner Stimme; reizt ihn nicht; denn er wird eure Missetat nicht vergeben: denn mein Name ist in ihm» /2. Mose 23,20.21). Wer ist dies? Paulus sagte vom Fels, der geschlagen wurde, er sei Christus gewesen (1. Kor. 10,4). Doch erinnert ihr euch daran, und das ist der springende Punkt beim ganzen Vorfall, dass, als der Herr dem Moses den Befehl gab, den Felsen zu schlagen, er sagte: «Ich werde vor dir dort auf dem Felsen stehen» (2. Mose 17,6). Es war der Herr, welcher der Felsen war, sagt Paulus; es war der Herr, der geschlagen wurde, um das Leben seines Volkes zu retten, und ihr könnt den Herrn nicht zweimal schlagen. Eimal geschlagen, und - Preis sei Gott - das genügt. Dann heißt es, der Felsen sei ihnen gefolgt (1. Kor. 10,4), was bedeutet, so glaube ich wenigstens, dass die Wasser aus dem Felsen, die Werte des Felsens, die Wirksamkeit des geschlagenen Felsens mit ihnen ging auf ihrem Weg; «und der Felsen war der Christus», es war der Herr. «Ich werde vor... dem Felsen stehen». So könnte ich noch viele andere solcher Vorfälle zusammenstellen, wo die Identifizierung dessen, der Engel des Herrn genannt wird, nicht vollzogen werden kann, ohne zu sagen, dass es der Herr selbst war, und, wenn ihr auf die Verbindungen achtet, könnt ihr nicht anders als feststellen, dass es der Sohn Gottes war. Wenn das noch einen Beweis nötig hat, dann geht zum letzten Buch des Alten Testamentes, wo der «Bote des Bundes» erwähnt wird. «Der Herr, den ihr sucht, wird plötzlich zu seinem Tempel kommen» (Maleachi 3,1). Das Wort, das hier mit «Bote» übersetzt wird, ist dasselbe Wort, das anderswo mit «Engel» übersetzt wird. Wer ist dieser Engel oder Bote des Bundes? «Der Herr, den ihr sucht, wird plötzlich zu seinem Tempel kommen»... Doch wer kann den Tag seiner Erscheinung ertragen?» Es ist niemand anderes als der Sohn Gottes. Doch da wurde er wieder und wieder als persönlich gegenwärtig in Israel manifestiert, zwar noch nicht im Fleisch gekommen, aber dennoch in einer klaren Manifestation.
Nun, da ist die Schrift. Nun, seht ihr, das ist natürlich das Alte Testament. Es ist, wie wir gesagt haben, durchlöchert mit Erwartungen und Vorwegnahmen. Jemand muss letztlich und vollständig kommen und die Antwort auf all das sein.
Wir wissen andererseits, dass das Neue Testament randvoll ist von dem Zeugnis, dass sich das alles auf Christus bezog und in Christus erfüllte. Die Bibel sagt in einem Wort: «ALLES MUSS IHN, CHRISTUS, REPRÄSENTIEREN». Wenn wir einen flüchtigen Blick von seiner Größe erhascht haben, sind wir zumindest unterwegs, einen Schimmer von der Vereinigung mit Christus zu bekommen. O, was für eine große Sache ist das doch! Gewiss können wir jetzt das bestätigen, womit wir begonnen haben. Es ist die Hoffnung von allem. Alles hat seinen Mittelpunkt in ihm, und strahlt von ihm aus bis an die Grenzen des erschaffenen Universums. Vereinigung mit Christus ist das Herz von allen geoffenbarten Gedanken Gottes hinsichtlich des Menschen und seiner Beziehung zu Gott.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.