von T. Austin-Sparks
Kapitel 6 - Gottes Gerichtsstandard
Schriftlesung: Offenbarung 2,3
Sieben ist die vorherrschende Zahl im diesem ganzen Buch der Offenbarung. Wir haben die sieben Gemeinden, sieben Siegel, sieben Posaunen, sieben Schalen, sieben Engel, sieben Geister Gottes, usw. Wir wissen, dass sieben die Zahl ist, die von Vollständigkeit und Fülle redet. Gott beendete seine Werke und ruhte am siebten Tag von seiner ganzen Arbeit. Der siebte (Tag) ist das Zeichen für Vollständigkeit: die Werke waren vollständig. Wenn wir also zu den sieben Gemeinden kommen, befinden wir uns sogleich in der Gegenwart von etwas, das als ein Ganzes, als etwas Vollständiges beurteilt wird - die Vollständigkeit der Gemeinde an und für sich, und die Vollständigkeit der Gemeinde für alle Zeiten. Ich verweile nicht bei diesen Details biblischer Auslegungskunst, die ja jedermann bekannt sind. Es handelt sich hier nicht um eine Auslegung des Buches der Offenbarung, und so befassen wir uns mit keiner der Theorien, die vorgetragen wurden, wie zum Beispiel, dass die sieben Gemeinden sieben Phasen in dieser Heilszeit darstellen sollen, usw. Das kümmert mich im Moment überhaupt nicht, und ich glaube nicht, dass es uns so stark beschäftigen sollte, wie es dies getan hat, weil Theorien bezüglich der Zeit hier ganz unnötig sind. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt könnt ihr nämlich Zustände vorfinden, welche all diese Gemeinden kennzeichneten. Ihr könnt sie gleichzeitig in verschiedenen Teilen der Gemeinde finden. In der über die ganze Erde zerstreuten Gemeinde von heute können verschiedene Teile durch all diese Dinge gekennzeichnet sein, wie sie sich in dieser siebenfachen Botschaft finden. So können wir diese technischen Dinge verlassen und sagen, dass, was eigentlich ins Blickfeld gerückt wird, dies ist, dass die Gemeinde als Ganzes, an sich und für alle Zeiten, durch diesen Menschen angefragt wird, und durch den Standard, den er als der Mann nach Gottes Herzen repräsentiert, den Gott zum Horizont aller Gerichte gemacht hat.
Der unveränderliche Standard des HerrnDas nächste, womit wir uns konfrontiert sahen, ist folgendes. Wenn wir zur siebenfachen Botschaft an die Gemeinde kommen, werden wir direkt ins Herz des Vorsatzes Gottes geführt. Wir werden gezwungen, von einer einzigen Sache Notiz zu nehmen, und diese Sache ist dies, dass der Herr keinen niedrigeren Standard akzeptieren wird als seinen vollen Gedanken für die Gemeinde. Wie sehr wir auch kriechen mögen, wie ungern wir es haben mögen, wie sehr wir auch versuchen mögen, darum herum zu kommen, es ist so. Der Herr wird nichts Geringeres als seinen vollen Gedanken hinsichtlich der Gemeinde akzeptieren, und er wird ihn bekommen. Wir werden sehen, wenn wir weiterfahren, dass er es zunächst einmal, oder am Anfang, in der Gemeinde als Ganzem nicht bekommen mag, aber irgendwo wird er es bekommen. Das ist das Herz der Dinge.
In diesem Zusammenhang können viele Schwierigkeiten und Fragen auftauchen. Wenn eine Präsentation von Gottes vollem Gedanken hinsichtlich seiner Gemeinde geboten wird - wenn wir zu diesen wunderbaren Offenbarung der ewigen Ratschlüsse und Vorsätze Gottes kommen, wie wir sie in einigen der späteren Briefe von Paulus vorfinden, und wenn sie uns dargeboten, ausgelegt, erklärt werden, und wenn der Herr Licht über sie wirft und aufzeigt, wie groß, wie vollkommen erstaunlich und wunderbar seine Vorstellungen hinsichtlich der Gemeinde sind, und was diese nach sich ziehen und notwendig machen - ist unsere unmittelbare Reaktion, und in einem gewissen Sinne eine sehr natürliche Reaktion - die: «Aber nur einer von tausend sieht es, nur einer von tausend hat eine Ahnung davon! Und was das darauf Eingehen, das Voranschreiten, zu einem Ausdruck davon gelangen betrifft - nun, schaut euch die Gemeinde an! Wo findet ihr dies?» Und weil das zutrifft, wurden Alternativen gesucht, nahm man zu Hintertürchen Zuflucht.
Nun, Tatsache ist - und ich bitte euch, dies zu bestätigen, oder, wenn nicht, es durch das Wort zurückzuweisen. Tatsache ist, dass Gott im Wort Gottes für nicht weniger Vorsorge getroffen hat. Vielleicht sagt ihr: «Nun, was wird mit all den andern Leuten geschehen, die es nicht gesehen haben, oder denen es dargeboten wurde, die es aber nicht akzeptierten und nicht weitergingen? Was wird geschehen?» Der Herr gibt keine vorsorgliche Offenbarung, dass, wenn sie es nicht annehmen - nun gut, das ist auch in Ordnung, dann wird er halt vergleichsweise zufrieden gestellt werden, dann wird er die Situation einfach deshalb akzeptieren, weil er nicht anders kann, er wird aus einem schlechten Job das Beste machen. Aber nichts dergleichen wird geschehen. Es gibt genügend Hinweise darauf, dass ein Versagen im Weitergehen bis zur Fülle einen sehr ernsthaften Verlust nach sich zieht, dass dies sehr ernste Konsequenzen haben wird. Wenn nicht gerade den Verlust der Errettung, dann zumindest den Verlust des großen Vorsatzes der Errettung. Es gibt genügend solcher Hinweise, aber nirgendwo werdet ihr den Herrn sprechen hören: «Nun, dann versetzen wir diese Menge Leute in eine zweite Kategorie und geben uns mit dem Ort zufrieden, an dem sie sich befinden». Der Herr hat stets seinen vollen Standard vor Augen, und sagt: «Das ist es, wonach ich streben, und ich werde mich niemals zufrieden geben, bis ich es habe. Befriedigung finde ich nur in der Fülle, in der Vollständigkeit».
Das ist das eigentliche Ziel dieser Botschaften. Auch wenn es in den Gemeinden so vieles gibt, das gut ist, so viel Empfehlenswertes, lehnt sich Gott nicht zurück und sagt: «Nun, das ist sehr gut, wirklich nett; ich finde mich damit ab, ich gebe mich damit zufrieden». Die Menschen müssen dies sehr oft tun, aber Gott niemals. Es gibt nichts, das einen niedrigeren Standard zulässt, und es wird auch kein Aufschub für ein geringeres Maß gewährt. Er verpflichtet uns auf die Fülle seiner ursprünglichen Absicht. So präsentiert er die Gemeinde nicht mit einem Aufruf zu einem zweitklassigen Niveau, sondern mit einem Aufruf zu einem erstklassigen Niveau. Er urteilt hier nicht anhand eines zweiten Mannes eines geringeren Typs: Noch immer urteilt er anhand des Mannes, der vollständig und vollkommen ist vor Gott. Das ist Gottes Horizont.
Das nächste - vielleicht muss dies im Licht der Vorstellung einiger Leute gesagt werden - ist dies, dass diese Gemeinden aus Christen bestehen. Es wurde eine Theorie portiert, dass es sich hier bloß und angebliche (solche mit einem bloßen Lippenbekenntnis), nicht um echte Christen handle; dass es sich nur um formelle, nicht um echte Gemeinden handle. Nun, ich akzeptiere das nicht. Dies sind Gemeinden mit einer Geschichte, mit einer geistlichen Geschichte, und der Aufruf ergeht aufgrund dessen, wovon sie abgefallen sind, was sie verloren haben, und was sie hereingelassen haben. Es sind (echte) Christen. «Du hast deine erste Liebe verlassen. Gedenke ... wovon du gefallen bist». «Du duldest das Weib Isebel» (2,4.5.20). Sie haben eine Geschichte, eine geistliche Geschichte. Sie sind keine bloßen Bekenner. Es geht um das, was sie an sich und unter sich geschehen ließen. Es geht hier nicht bloß um den Versuch, dass Menschen gerettet werden. Es geht um das Bemühen, die Christen dorthin zu bringen, wo sie hingehören. Das natürlich ist sehr einfach. Ich bin sicher, dass dies nicht extra betont werden muss, aber wir greifen es auf auf dem Weg zum Ziel, das vor Augen ist.
Unterschiede, die Gott unter Christen machtUnd hier kommen wir zu etwas, das verständlicherweise viel Grund zu Kontroversen liefert, aber dem gegenüber wir sehr kühn sein und die Konsequenzen auf uns nehmen müssen. Dieses Buch der Offenbarung enthüllt klar und unmissverständlich, dass Gott unter Christen Unterscheidungen trifft und Trennungen vornimmt. Gott macht Unterschiede und Gott veranlasst auch Trennungen, und das ganze Buch ist voll von dieser Tatsache. Mit diesen Trennungen sind nicht die Schismen in der Kirche gemeint, die Unterteilungen in der Kirche, mit denen wir so unglücklich vertraut sind, sondern Gottes Trennungen, Gottes Unterscheidungen - ja, Gottes Spaltungen. Es gibt hier ganz klare Gruppen, was durch verschiedene Titel und Bezeichnungen angezeigt wird.
Da gibt es «Überwinder», und sie unterscheiden sich vom Rest. Es gibt auch eine Gruppe von «Erstlingsfrüchten», und ihr werdet feststellen, dass sie sich vom Rest unterscheiden. Schon nur das Wort und der Titel selbst hätten keinerlei Bedeutung, gäbe es nicht die «Zweitfrüchte» - gäbe es nicht noch andere. Dann gibt es die «Hundertvierundvierzigtausend», eine deutlich gekennzeichnete Gruppe, die sich ebenfalls vom Rest abhebt. Dann ist da auch die «Braut», und die Sprache würde nichts bedeuten, würde das, was mit der Braut gemeint ist, alle umfassen. Es gibt solche, die «zum Hochzeitsfest des Lammes geladen» werden. Diese sind nicht die Braut. Ich könnte dem noch sehr genau nachspüren. Wenn der Herr es will, werden wir die nächste Betrachtung dieser Sache mit der Braut widmen. Mein Punkt ist im Augenblick jedoch der, dass es in diesem Buch unterschiedliche Gruppen gibt, dass es unter dem Volk Gottes - den Gläubigen - Trennungen gibt, die Gott selber trifft, und diese unterscheiden sich im Wesentlichen durch das geistliche Maß. Geistliches Maß bestimmt ihre Unterschiedlichkeit.
Unterscheidung nach dem geistlichen MaßWas ist die Bedeutung von «Erstlingsfrüchten» wenn nicht die, dass sie vor der Ernte reif sind, vor den anderen? Ihr braucht auch diesbezüglich bloß ans Alte Testament zu wenden. Die Garbe der Erstlingsfrüchte war das, das vor dem Rest reif wurde und was als Zeichen für das, was folgen würde, in den Tempel gebracht wurde. Reife weist auf ein geistliches Maß hin. Das heißt nicht, dass die andern nicht auch dazu gelangen werden - bitte versteht mich nicht falsch. Es heißt nicht, dass andere nicht weiterkommen und nachfolgen werden. Was es jedoch bedeutet, ist dies, dass es solche gibt, die früher (als die übrigen) Gottes Standards befriedigen, die schneller reif wurden, die spontaner reagiert haben, die in geistlicher Hinsicht den Weg anführten. Sie sind nicht eine «Auswahl unter den Erwählten», es handelt sich nicht um exklusive Leute. Sie sind vielmehr repräsentativ: und doch unterscheiden sie sich gleichzeitig, weil sie spontaner und schneller an den Ort gelangten, wo sie Gottes Herz befriedigten, und das hat sie natürlich auch in besondere und eigene Schwierigkeiten, Gegnerschaften, Leiden und Konflikte verstrickt.
Doch nochmals zu unserem Punkt: Da gibt es diese, und es gibt auch den Rest. DIESE sind nicht ALLE. Sie unterscheiden sich durch das, was sie sind. Ich denke nicht, dass wir, wenn wir uns ehrlich diesem Buch stellen, es auf eine geistliche Weise dabei belassen können. Wir können dieser Tatsache nicht ausweichen, dass Gott Leute kennzeichnet, die sich durch ihr geistliches Maß von den anderen unterscheiden, entsprechend dem, inwieweit sie seinen am vollständigsten geoffenbarten Sinn zufrieden stellen. Und diese Leute werden zu einer besonderen Position gelangen, sie werden mit einem größeren Maß an Herrlichkeit bekleidet, ihnen wird eine Verwaltungsfunktion anvertraut. Das alles sind Dinge, die daraus folgen. Das ist es, was sich der Herr vorgesetzt hat, und das ist es auch, was dieses Buch klar offenbart. So repräsentieren diese unterschiedlichen Gruppen also in erster Linie eine Annäherung an die Charakteristiken der vollen Offenbarung in dem Manne von Kapitel 1: Sie sind ihm ähnlich, sie nehmen teil an diesen Charakteristiken, die wir studiert haben; und zweitens treten sie ein in die Berufung des Mannes in Herrlichkeit: Geistliche Administration jetzt, und sowohl geistliche wie auch buchstäbliche Administration später.
Gottes Konzept bei der Erschaffung des MenschenSo sind wir also dahin geführt worden, dass die Unternehmungen und Urteile Gottes in Christus durch den Heiligen Geist in der Gemeinde im Licht des vollen Konzeptes und des Vorsatzes gesehen werden müssen, wie sie dargestellt worden sind. Diese Unternehmungen müssen im Licht des geoffenbarten Vorsatzes in Fülle betrachtet werden. Nun, insofern es der Mensch der Neuen Schöpfung ist, der alles persönlich beherrscht, und das Konzept des gemeinschaftlichen Menschen der Neuen Schöpfung, das all diese Urteile beherrscht, stellen wir fest, dass viel Licht auf die Dinge der ersten Schöpfung fällt, die eine materielle, zeitliche, irdische Repräsentation himmlischer Prinzipien war. Wir haben dies früher schon erwähnt.
a. Gottähnlichkeit
Welches bestimmte Gott, als er den Menschen schuf? Was sollte der Mensch seinem eigentlich Wesen nach SEIN? «Lasst uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis». Er sollte das zum Ausdruck bringen und vorstellen, was Gott in seinem Wesen und in seiner Person war. Das ist das vorherrschende Konzept des Menschen. Der erste Mensch scheiterte daran; der letzte Adam jedoch vollbringt es, offenbart es, manifestiert es. Dieser Mann ist bis zum letzten Grade getestet, untersucht, bewährt; getestet hinsichtlich des Gehorsams, der Liebe, der Treue bis in den Tod, ja, bis zum Tod am Kreuz; und er geht als der Mensch hervor, der Gott vollständig zufrieden stellt, indem er zeigt, wie Gott ist. Wenn ihr also diesen Menschen anschaut, könnt ihr sagen: «Nun, genauso ist Gott». Wenn ihr diesen Menschen sprechen hört, sagt ihr: «Genauso ist Gott». Ihr hört, wie er einige seiner Illustrationen und Gleichnisse vorbringt, wie dasjenige vom guten Samariter. Der Priester ging auf der andern Seite vorbei, und dasselbe tat der Levit, und der Herr sagt damit im Grunde: «Gott ist nicht so - das ist genau das, wie Gott nicht ist!» Dann aber kommt der gute Samariter, wie er genannt wird, und er überquert die Straße und nimmt sich der Not und der Bedrängnis dieses armen Gefährten an, bringt ihn nach Hause und bezahlt für seine Bedürfnisse. Damit sagt der Herr Jesus im Grunde: «Genauso ist Gott».
Oder nehmt den verlorenen Sohn, zusammen mit dem älteren Bruder, der das jüdische Konzept von Gott repräsentiert. Was hier gemeint ist, ist dies: «Gott ist nicht so. Gott ist so ganz anders. Dieser arme, wertlose Kerl, der keine Ansprüche mehr stellen kann, der jedes Recht verwirkt hat - ein Taugenichts - nicht nur hat der Vater erbarmen mit ihm und sagt: «Komm nach Hause, du Schlingel, ich gebe dir ein Bett und eine Nische»; nein. Er überschüttet ihn mit Wohltaten und geht, so weit er nur gehen kann, als hätte der Sohn nicht versagt, sondern völlig zu seiner Zufriedenheit gehandelt. Und damit sagt der Herr im Grunde genommen: «Genauso ist Gott». So blickt ihr auf ihn als Person, auf seine Lebensweise, auf seine Lehre, und ihr habt diesen Kontrast - wie Gott ist, und wie Gott eben nicht ist. Das ist es ja, was die Leute so elend macht, so unglücklich, so wütend - sie spüren, welches armseliges Bild sie in der Gegenwart dieses Mannes und dessen, was er sagt, abgeben. Sie ziehen den richtigen Schluss, wenn sie folgern, dass er dies über sie, gegen sie gesagt hat. Sie haben Recht.
Hier also, in der Offenbarung, wird er in der Vollständigkeit des Mannes, der im Bild und nach dem Gleichnis Gottes gemacht wurde, vorgestellt; und das beherrscht - den ganzen gemeinschaftlichen neuen Menschen. Ich möchte dies als sehr realen Teil dieser Botschaft betonen, denn wenn wir das, was gesagt wird, als bloße Lehre, Interpretation usw. entgegennehmen, wird es uns nicht von Nutzen sein. Wir müssen uns von dieser vorrangigen Überlegung motivieren lassen: Dass in dem Menschen der Neuen Schöpfung, der wir in Christus sind, das, wonach Gott Ausschau hält, sein eigenes Ebenbild (Gleichnis) ist. Worauf es am meisten ankommt, ist nicht, wieviel Belehrung wir besitzen, wieviel Bibelwissen wir haben, wieviel Arbeit wir verrichten. Worauf es ankommt, ist: Wie stark wird der Herr manifestiert. Das sollte uns wirklich ständig beschäftigen. Das sollte die Grundlage unseres Urteils über uns selbst, über die richtige Art, sein. «Das war nicht Christus, das war dem Herrn gar nicht ähnlich, das ist nicht so, wie der Herr ist».
«Dienst» ist die Ursache für so viele Schwierigkeiten. «Mein Dienst», unserem Dienst einen Platz zu verschaffen, imstande zu sein, unseren Dienst zu erfüllen. O, lasst das doch fahren. Der Herr wird uns ohnehin in dieser Sache auf die Probe stellen. Werden wir an unserem Dienst, an unserem Platz, an dem, was wir glauben, es sei unsere Berufung - in der Kraft und Hartnäckigkeit unseres eigenen Willens, unserer fleischlichen Überzeugung, dass dies das ist, wozu Gott uns berufen hat, festhalten? O nein! Wenn Gott uns zu irgend etwas berufen hat, wird er uns darin festhalten, und wir müssen die Sache ihm überlassen, wenn eine Situation auftaucht, in der dies notwendig ist. Der Herr wird dafür sorgen, dass der Dienst erfüllt und die Position eingenommen wird, die er für uns bestimmt hat. Das, was weit mehr Gewicht hat als der Dienst, und woraus der Dienst erst hervorgeht, ist dies, dass ich ein christusähnlicher Mensch bin, und dass ihr ein christusähnlicher Mensch seid; und wir können unsere Christusähnlichkeit damit zeigen, indem wir andere unseren Platz im Dienst einnehmen lassen und wir diesbezüglich sehr demütig sind, indem wir nicht dafür kämpfen, unsere Position halten zu können. Der Herr wird sich um den Rest kümmern. «Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen» (Mt. 5,5). Das ist Gottes Wort. Das Bild des Herrn ist die alles bestimmende Sache.
b. Geistliche Herrschaft
Dann - «Lasst uns den Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis: und sie sollen herrschen». Nun, die Herrschaft kommt vom Gleichnis. Wir reden nicht über Ämter oder Anstellungen. Wir reden von geistlichen Angelegenheiten: Denn die Herrschaft ist jetzt eine geistliche Angelegenheit. Das ist natürlich offensichtlich. Die Herrschaft ist für uns keine gegenwärtige Zeiterscheinung. Aber dennoch ist die Herrschaft eine sehr sachdienliche Sache. Dieses Wort in der Genesis - «Und sie sollen herrschen» - ist die irdische, materielle, zeitliche Repräsentation der geistlichen Realität, und ihre geistliche Realität ist ihrerseits bloß eine Repräsentation, wie wir sie in Epheser 6 vorfinden: «Fürstentümer und Gewalten», Weltbeherrscher dieser Finsternis», «Heerscharen von Geistern der Bosheit». Und die Gemeinde ist zusammen mit Christus in die himmlischen Regionen versetzt worden, «hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herrschaft und über jeden Namen, der genannt wird» (Eph. 2,6; 1,20.21). Da gibt einen Vorschlag für euch und für mich! Es ist eine Frage der Herrschaft im geistlichen Bereich, die Herrschaft der Gemeinde im geistlichen Bereich. Dieser Mensch, dieser Mensch der Neuen Schöpfung, soll sie haben, und wir werden auf geistliche Weise in Christus in sie hineingestellt.
Nun, wie ihr seht, liegt genau hier der Punkt, wo unsere Erziehung auf dem Spiele steht, wovon so vieles abhängt. Es gibt zahlreiche Situationen, die der Feind herbeiführt. Warum ließ der Herr Satan in diesen Garten eindringen? Der Herr wusste sehr wohl, was daraus werden konnte. Warum ließ er ihn dort herein? Einfach zu dem Zweck, dass der Mensch die Chance bekommt, seine Herrschaft auszuüben, denn der Herr weiß sehr gut, dass hinter dem Materiellen das Geistige steht, dass hinter der Welt und dem Fleisch stets der Teufel steckt. Ihr habt noch nicht gesiegt, wenn ihr lediglich materielle Dinge gemeistert habt. Dann seid ihr erst am Anfang der Eroberung. Es geht um die geistigen Mächte dahinter. Die Menschen meistern heute - wenigstens bis zu einem beschränkten Ausmaß - das Materielle, doch nur Gott weiß, wie sie durch das Geistige besiegt werden, das hinter dem Materiellen steckt.
Ich habe eben gesagt, dass der Herr dem Feind erlaubt, alle möglichen Situationen, Zustände und Probleme vorzuschieben und herbeizuführen - Situationen zuhause, Situationen im Geschäft, Situationen in der Gemeinde, Situationen in unserer persönlichen, privaten und geheimen Erfahrung. Sie sind vom Satan projektiert, satanischen Ursprungs, obwohl man es ihnen nicht immer ansieht. Doch überlegt ihr, was sie anrichten werden, wenn sie triumphieren, und ihr werdet feststellen, dass sie etwas Finsteres an sich haben. Und der Herr lässt sie zu! Was werden wir damit tun? Werden wir anfangen, den Herrn zu bitten und ihn anzuflehen, er möge dieses Problem wegnehmen, er möge die Situation ändern? Und es geschieht nichts! Wir versuchen zu kämpfen und es unterzukriegen, indem wir optimistisch sind, hoffnungsvoll, fröhlich. Aber wir kommen nicht sehr weit. Wir werden höchstens ausgelaugt, und noch immer geschieht nichts. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir in der Schule für Herrscher sind, dass wir uns in der Ausbildung zu Herrschern befinden. Die ganze Bestimmung und Berufung des neuen Menschen steht in diesen Situationen auf dem Spiel. Es ist besser, wenn wir sehr schnell begreifen, dass wir wir in der Angelegenheit des Herrschens involviert sind, und dass diese Situation etwas ist, mit der auf einer geistlichen Ebene verfahren werden muss, von einer himmlischen Position aus.
Doch der Feind ist sehr darum bemüht, uns moralisch so sehr unter Druck zu setzen, dass uns keine Kraft zu kämpfen übrig bleibt, weil er ein Recht auf diese Position hat. Er versucht, unser Zeugnis, unsere Berufung, gerade diese Berufung zum Herrschen zu zerstören, indem er uns in eine Situation verstrickt, wo der Herr nicht zu unserer Hilfe kommen kann. Er sagt: «Du musst da heraus kommen, du musst dies zurückweisen, es zurücklegen, bevor irgend etwas geschehen wird. Du hast dich in etwas Falsches hineinzerren lassen, und solange du damit nicht brichst, bist du besiegt; ich kann nichts für dich tun». Vielleicht denken einige von euch: «Das ist ein sehr kompliziertes, ein sehr schwieriges Christentum». Muss man noch extra betonen, dass wir jetzt nicht von unserer Errettung sprechen? Wir bewegen uns in einem Bereich, der sich vollständig jenseits der «schlichten Errettung» befindet - obwohl die Errettung an und für sich nie etwas Einfaches ist. Es geht hier nicht darum, von der Hölle errettet zu sein, ewiges Leben zu haben und in den Himmel zu kommen. Hier geht es um den ewigen Vorsatz Gottes, der sein Zentrum in seinem Sohn hat, und zwar in ihm persönlich und gemeinschaftlich. Dies ist die zentrale Vorstellung und Idee Gottes, als er dem Menschen auferlegte, zu herrschen. So wollen wir uns in Zukunft so schnell wir können uns jeder Situation, wie sehr sie uns Schwierigkeiten machen und verwirren mag, stellen und sagen: «Ist dies etwas, worin ich meine Position in Christus ausüben muss, als über ihm stehend - um diese Sache unter meine Füße zu bringen, und zwar in Christus als dem erhöhten Menschen?» Denn wir erben mit ihm die Herrschaft, die er an sich genommen hat, da Gott uns «mit ihm in himmlische Regionen versetzt hat» (Eph. 2,6).
So geschehen denn die Behandlungen des Herrn an seinem Volk im Licht erstens des «Gleichnisses», und zweitens der Herrschaft. Die Frage, die sich bei diesen Gemeinden in der Offenbarung stellt, lautet nicht, ob sie Christen sind und in den Himmel kommen. Es geht um die Frage, wie sie im Leben herrschen, wie sie geistliche Herrschaft in der geistigen Welt ausüben.
c. Fruchtbarkeit
Das nächste bezüglich des Menschen der Neuen Schöpfung ist dies: «an dem Tag, da Gott den Menschen schuf, schuf er ihn im Gleichnis Gottes; männlich und weiblich schuf er sie... und nannte SIE Mensch» (Gen. 5,1.2). Er sprach zu ihnen: «Seid fruchtbar und mehret euch, und füllt die Erde» (1,28). So bezieht sich der Mensch der Neuen Schöpfung auf Christus, oder er ist das Funktionieren Christi, indem er Wesen nach seiner eigenen Art hervorbringt. Das ist ein Test. Die Vorstellung der Stagnation hat keinen Platz in den Dingen Gottes. Alles, das einen Kreis schließt, das auf eine kleinere Sphäre beschränkt ist als auf die einer fortgesetzten Entwicklung, fortgesetzten Wachstums, fortgesetzter Ausdehnung, fortgesetzter Reproduktion, ist gegen den Gedanken Gottes. Reproduktion ist ein Gesetz der Schöpfung, und in der neuen Schöpfung gilt das ebenso. Im Buch der Apostelgeschichte seht ihr, wie diese Sache funktioniert. Der Mensch der Neuen Schöpfung ist in der Tat aufgetreten - seht doch die Multiplikation und die Reproduktion nach seiner Art! Das ist die Berufung, und das ist auch der Grund für die Probe und die Beurteilung: Gibt es solche, und mehrere davon, in dieser Welt, die als Ergebnis unserer geistlichen Geburtswehen existieren, als Ergebnis davon, dass wir geistliches Leben weitergeben konnten? Oder sind wir einfach allein, bloße Individuen, die versuchen, auf ihre eigene Weise Christ zu sein? Das ist aber nicht Gottes Gedanke. So kann keine Reproduktion stattfinden. Das Wort lautete am Anfang so: «Füllt die Erde»; und Gott weiß, dass sie mit Kindern Gottes nach dieser Art gefüllt werden soll - nach der Art dieses Menschen.
d. Von Gott gesegnet und ein Segen
Und zum Schluss, wenigstens für den Augenblick: «Und Gott segnete sie» (Gen. 1,28). Sie sollten nicht nur gesegnet werden, sondern auch ein Segen sein. Die Worte sind sehr einfach, aber doch, wie wunderbar! Die Welt hat keine Ahnung, was für ein Segen die Gemeinde in ihrer Mitte für sie ist. Es wird ein trauriger Tag sein für die Welt, wenn die Gemeinde gegangen sein wird. Genauso wie Joseph ein Segen im Haus des Pharao gewesen ist, ist die Gemeinde ein Segen in dieser Welt, wenn die Welt dies nur wüsste. Aber es darf nicht nur auf diese unerkannte Weise so sein. Gott möge uns vergeben, dass wir nicht der Segen in der Welt und für die Welt sind, der wir sein sollten; das heißt, dass die Welt einen sehr guten Grund hat, zu glauben, dass die Gemeinde nicht viel wert ist. Doch lassen wir das. Es muss auch so sein, dass unsere Gegenwart hier ein Segen für andere ist. Das ist ein echter Test. Sind wir ein Segen? Ruht der Segen des Herrn auf uns, so dass wir zu einem Segen werden? Ich denke, es ist etwas vom Schönsten, was uns in unserer christlichen Gemeinschaft widerfahren kann, wenn wir jemanden sagen hören: «Der und der ist ein Segen für mich». So sollte es auch sein: Wir sollten für die Menschen ein Segen sein. Sehr oft aber sind wir ein Kummer für einander. Ja, «Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch!. Dass sollte doch heißen: Reproduziert ein gesegnetes Volk, seid ein Segen zur Vermehrung.
Dies sind die Dinge, welche die Beurteilungskriterien der Gemeinde für alle Zeiten bis ans ende festlegen - Ähnlichkeit mit dem Herrn, geistliche Herrschaft, Reproduktion in Christus, Wachstum und ein Segen, und ihr könnt das auf diese sieben Gemeinden anwenden. «Nun denn, mit all dem, was ihr habt und was ihr tut, mit all eurem Bekenntnis, welches ist das Maß eurer Offenbarung dessen, wie Gott ist? Welches ist das Maß eurer absoluten Herrschaft über böse Mächte?» Wir kollabieren in so vielen Fällen vor den bösen Mächten, die ins Innere eingedrungen sind. «Welches ist das Maß eurer Zunahme, eurer geistlichen Reproduktion?» Berührt das nicht etwa gleich den ersten Punkt der ersten Liebe bei Ephesus? Was für ein Zentrum war Ephesus doch als Gemeinde am Anfang, ein strahlender Segen für ganz Asien! Welche Zunahme kam gerade durch Ephesus! Könnte es nicht vielleicht sein, dass Ephesus zu etwas in sich selbst geworden ist, sich selbst zugewandt - mit sich selbst, mit seinen eigenen Werken, seinem Bekenntnis und seiner Reputation beschäftigt? Und wie steht es mit euch hinsichtlich dessen, ein Segen zu sein wo ihr seid, für alle nah und fern - ein echter Segen? Dazu fordert der Herr wirklich auf, und das ist es, worum es ihm geht.
So sagt also dieser Mann, der das Bild (Gottes) ist, der die Herrschaft innehat, der Nachkommen sehen wird, der so vielen Kindern zur Geburt verholfen hat, der ein solcher Segen war in dieser Welt: «Ich möchte, dass dies auch mit dem gemeinschaftlichen neuen Menschen so ist - genauso. Dazu seid ihr berufen. Das ist die Bedeutung eurer Existenz.» Nun, ihr habt gemerkt, dass dies nicht bloß Bibelauslegung ist. Es ist eine echte geistliche Herausforderung an uns, in der Tat. Ihr werdet damit konfrontiert werden - wir alle werden uns dem stellen müssen. «War das dem Herrn ähnlich? War es Christus ähnlich?» Sehr einfach; doch schaut, es ist von höchster Dringlichkeit. «Hat hier der Feind die Oberhand gewonnen, oder habt ihr standgehalten und widerstanden, und ihn von seinem Ziel ferngehalten, habt ihr im Leben geherrscht, seid ihr oben geblieben, habt ihr eure Position gehalten?» Wir werden hier gestellt. «Wie groß ist das Ergebnis in unserem geistlichen Leben hinsichtlich der Reproduktion?» Es ist eine Herausforderung. «Was für ein Segen sind wir?» Oh, wenn wir schon nur diesen letzten Punkt erfüllen würden, wenn nur schon jeder von uns ein Segen wäre in der Gemeinde, wo wir sind, ein Segen auf dieser Erde, was für einen Unterschied würde dies ausmachen!
Möge der Herr uns wahrhaft dem Bilde seines Sohnes gleichförmig machen.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.