Austin-Sparks.net

Der Beständige Vorsatz Gottes

von T. Austin-Sparks

Kapitel 8 - «Siehe... ein Meinsch»: alles wird gemäß diesem Mann gemessen

Nun kommen wir zu den Prophezeiungen Hesekiels, die mit Kapitel 40 beginnen. Wenn ihr die folgenden sechs Kapitel lest, die mit Kapitel 40 beginnen, dann stellt ihr fest, dass dieses Kapitel und dieser Teil mit einem neuen Datum beginnt. Wenn der Prophet Hesekiel uns ein Datum mitteilt, dann markiert es gewöhnlich eine neue Phase der Dinge. Das bedeutet, dass eine bestimmte Phase endet, und eine andere Phase anfängt. Das 39. Kapitel endet mit dem, was wir «direkte Voraussagen» nennen könnten, und Kapitel 40 beginnt mit dem, was wir Apokalypse nennen. Wir haben hier eine Offenbarung bezüglich der Verwirklichung von Gottes Vorsatz. Ihr bemerkt, dass das Datum 25 Jahre nach der Gefangenschaft bezeichnet (Hesekiel 40,1). Wir wissen, dass die Gefangenschaft 70 Jahre dauerte, und siebzig minus fünfundzwanzig bedeutet, dass noch fünfundvierzig Jahre verstreichen müssen. Das ist etwas, das wir im Gedächtnis behalten sollten, weil dieser Teil weit vorausblickt. Wir können die Frage aufwerfen: «Warum sollte diese Vision 45 Jahre vor Beendigung der Gefangenschaft gegeben werden?» Die Antwort darauf wird in unserer allgemeinen Betrachtung erfolgen, während wir weiterfahren.

Nun können wir aber nicht in diesen Abschnitt nicht angehen, ohne uns dem Problem der Interpretation zu stellen. Möglicherweise sind wenige Teile der Bibel so kontrovers behandelt worden als dieser Teil, denn es gibt sehr viele Interpretationsschulen, und jede von ihnen hat ihre eigene ansicht diesbezüglich. So müssen wir uns also diesem Problem der Interpretation widmen. Vielleicht erinnert ihr euch, dass wir schon ganz am Anfang bezüglich der Grundsätze der Interpretation sagten, es gäbe fünf wichtige Grundprinzipien der Bibelinterpretation: 1. Die Ewigkeit Gottes; 2. Die umfassende Bedeutung Christi; 3. Der Interpret der Bibel ist der Heilige Geist; 4. Die letzte Erwähnung; 5. Der einzig wahre Wert ist das Geistliche. Und wir sagten auch, dass diese Prinzipien für alle Prophetien Hesekiels Geltung hätten. Das trifft zu, doch müssen sie in besonderer Weise in diesen Abschnitt der prophetischen Äußerungen eingebracht werden. Ich möchte euch vorschlagen, dass ihr diese Aufzählung der Grundsätze für die Interpretation nehmt und sie noch einmal durchlest, bevor mit dem Kapitel 40 beginnen, weil diese Grundsätze in besonderer Weise der Schlüssel zu diesem Abschnitt von Prophetien sind.

Nun zur Interpretation dieser sechs Kapitel. Wir werden auf das Haus Gottes stoßen, und dann auf den Strom, das Erbe und die Verteilung des Landes, und schließlich auf die Stadt; und wir fragen uns: «Wie soll dies alles interpretiert werden?» Wir glauben, dass alles, was hier in diesem Abschnitt steht, typologisch und symbolisch für etwas Geistliches verstanden werden muss. Wir glauben, dass das alles in Christus erfüllt worden ist. Dass alle Opfer in seinem eigenen Opfer beendet wurden. Dass alles Priestertum in Christus zusammengefasst und beendet wurde. Wir glauben, dass alle Typoi und Sinnbilder in Christus erfüllt wurden. Wir glauben, dass dies auf die Opfer, das Priestertum, und das Haus Gottes zutrifft. Wir glauben das nicht nur, sondern wir wissen, dass das Neue Testament genau das lehrt.

Paulus lehrt uns sehr deutlich, dass das Geheimnis Christi und der Gemeinde bei allen Propheten verborgen vorhanden war - dieses Geheimnis war in allen Schriften der Propheten verborgen. Es war in allen früheren Zeitaltern und Generationen verborgen, doch in dieser Heilszeit wurde dieses Geheimnis durch den Geist ans Licht gebracht, und ich denke, dies ist der Schlüssel zu der ganzen Situation. Was wir in diesem Abschnitt von Hesekiel haben, ist ein System geistlicher Prinzipien. Es ist nicht ein buchstäblicher Tempel, der je warm, oder der entstehen sollte, oder der je entstehen wird. Es handelt sich um eine symbolische Darstellung von dem, was auf eine geistliche Weise in dieser Heilszeit Gültigkeit hat. Das ist der einzige ehrliche und sichere Weg, diese Kapitel zu interpretieren. So müssen wir uns ihnen also in dieser Weise nähern; und wenn wir erkannt haben, dass das Geheimnis jetzt geoffenbart worden ist, dann erkennen wir auch, dass Hesekiel von Dingen gesprochen hat, die viel größer waren, als er es verstand.

Nun, beachtet, dass es «der Geist» war, der all dies dem Hesekiel interpretierte; der Geist zeigte Hesekiel etwas, das sein Verständnis weit überstieg. Das Neue Testament lehrt, dass wir durch den Geist zu einem Verständnis dieser Dinge gelangt sind. Die ganze Bedeutung des geistlichen Verstehens besteht darin, dass wir erkennen, was der Geist schon immer gemeint hat. Es ist eines der Gesetze der Interpretation, dass die ganze Bibel ihren Brennpunkt in Christus hat, und dass das Werk des Heiligen Geistes sich in jeder Heilszeit auf Christus bezieht. Das Werk des Heiligen Geistes bezog sich niemals auf etwas, das letztlich hier auf Erden geschieht, also nur für eine bestimmte Zeit. Das Werk des Heiligen Geistes bezog sich immer auf den ewigen Gedanken Gottes, und dieser hat seinen Mittelpunkt in Christus. Was wir also in diesen Kapiteln von Hesekiel vor uns haben, ist eine symbolische Darstellung von Christus und seiner Gemeinde.

Es gilt hier bei Hesekiel einige vorgängige Punkte zu beachten. 1. Hesekiels spätere Visionen werden von der ersten Vision in Kapitel 1 beherrscht, in Vers 28: «Wie die Erscheinung eines Regenbogens in den Wolken an einem Regentag, so war die Erscheinung des sie umgebenden strahlenden Glanzes. Das war die Erscheinung der Gestalt der Herrlichkeit des Herrn. Und als ich sie sah, fiel ich auf mein Angesicht und hörte eine Stimme reden». Nun lasst uns zu Kapitel 43 weitergehen, Vers 3: «Und es war die Erscheinung der Vision, die ich gesehen hatte, wie die Vision, die ich sah, als er kam, um die Stadt zu verderben. Und die Visionen waren wie die Vision, die ich am Fluss Khebar gesehen hatte; und ich fiel auf mein Angesicht». Seht ihr, diese Bemerkung bringt die Vision von Kapitel 1 direkt herüber in diesen Abschnitt, so dass alles, was wir über die Vision in Kapitel 1 gesagt haben, diesen neuen Abschnitt beherrscht. Wir können nicht jedes Detail dieser ersten Vision wiederholen, doch schlage ich vor, dass ihr den Überblick über diese erste Vision nehmt und ihn hier vor diesen Abschnitt stellt, um dann zu erkennen, wie jedes Segment davon sich auf diesen besonderen Teil der Offenbarung bezieht. Mit andern Worten: Das alles wird vom Thron mit dem Mann darauf beherrscht. Darum liegen wir richtig, wenn wir schließen, dass das, was folgt, eine Darstellung des Mannes auf dem Throne ist. Auf verschiedene Weisen werden wir auf diese Tatsache zurückkommen, während wir weiterfahren. Nun, beachtet zwei vorherrschende Faktoren hier. Sie werden durch zwei Worte repräsentiert: Das eine ist «die Herrlichkeit», das andere «der Geist». Ihr setzt eine Linie unter diese Worte, und dann bekommt ihr etwas anderes: «Die Herrlichkeit und der Geist». Übertragt das nun auf das Neue Testament, und ihr werdet feststellen, dass die Offenbarung der Gemeinde im Neuen Testament durch den Geist aufgrund des verherrlichten Christus geschieht. Der Anfang von allem ist der verherrlichte Christus auf dem Thron. So beginnt das Buch der Apostelgeschichte. Der Geist kommt, weil Christus verherrlicht worden ist, und das Werk des Geistes ist mit der Gemeinde verbunden - die Gestaltwerdung der Offenbarung von der Gemeinde, diese Dinge kann man hier deutlich sehen: Die Vision von der Herrlichkeit, der verherrlichte Mann auf dem Thron, der herabkommende Geist, und dann wird das Haus Gottes eingeführt.

«So brachte er mich dorthin; und siehe, da war ein Mann, dessen Erschei nung wie die Erscheinung von Bronze war, mit einer leinenen Schnur und ei nem Messstab in seiner Hand; und er stand im Tor».

Es ist hier, bei dieser Schriftstelle, sehr schwierig, der Mann mit dem Stab vom Geist zu unterscheiden. Wenn ihr diese Worte in Kapitel 40 lest, findet ihr es sehr schwierig, diese Unterscheidung zu treffen. Der Geist wird erwähnt, und auch der Mann mit dem Messstab wird erwähnt, und dann stellen wir fest, dass von «ihm» gesprochen wird. Wer ist dieser «er»? Ist es «der Geist», oder ist es «der Mann mit dem Messstab»? Das wird nicht deutlich gemacht, doch wenn ihr es lest, sieht es aus, als seien sie ein und dasselbe. Der Mann mit dem Messstab ist der Geist; der Geist bezieht sich auf den Mann mit dem Messstab.

Wir könnten dies vielleicht verstehen, wenn wir einen Blick auf das erste Kapitel des Buches der Offenbarung werfen. Dort sagte Johannes: «Ich war im Geist ... und ich sah». Was sah er? Er sah einen Mann mit einem Messstab, d.h. er hatte eine Vision von Christus, wie er die Gemeinde bzw. die Gemeinden messen will. Diese beiden bewegen sich zusammen, der Geist und der göttliche Mensch, und ihre Aktivität ist eine einzige Aktivität - nämlich, das Haus Gottes zu messen. Das ist bloß ein kleiner Punkt der Interpretation, aber es hilft uns, zu sehen, dass wir hier in Hesekiel wiederum neutestamentliche Wahrheit vorfinden.

Wir erinnern uns an alles, was der Herr darüber sagte, was der Heilige Geist tun würde, wenn er käme. Er sagte, das Werk des Geistes, er er käme, würde ganz mit ihm selbst zu tun haben. «Von dem Meinen wird ers nehmen und euch verkündigen». Das Werk des Geistes würde sein, Christus aufzuzeigen, die «Länge, Breite, Höhe und Tiefe, nämlich die Tiefe Christi, aufzuzeigen» - alle Maße von Christus. Das, sagte der Herr, würde das Werk des Geistes sein, und genau das tat der Heilige Geist dann auch. Zuerst einmal präsentierte er Christus, und dann fuhr er fort, die Dimensionen von Christus zu zeigen, wie groß Christus ist! - Christus ist zu groß, um auf irgend ein irdisches Jerusalem eingeschränkt zu werden, Christus ist zu groß, um von irgend einem irdischen Tempel eingeschlossen zu werden, und Christus ist auch zu groß, um an irgend ein irdisches Land gebunden zu werden. Was wir folglich hier haben, sprengt alle Bande des alten Jerusalems und des alten Landes. Ich denke, das ist eine sehr klare, geistliche Wahrheit, die dieses Buch hier enthält.

Wir können nur wirklich erkennen, was der Geist präsentiert, wenn wir eine himmlische Position einnehmen. Um den Herrn und seine Gemeinde so zu sehen, wie wir sie im Epheserbrief vorfinden, müsst ihr euch in der dort angegebenen Position befinden: «Er hat uns mitauferweckt und hat uns mitversetzt in die himmlischen Regionen in Christus Jesus». Von dieser himmlischen Position aus schenkte uns Paulus die Vision von Christus und seinem Leib.

Alles gemäß jenem Menschen

Noch etwas für diesen Morgen. In Hesekiel 40 heißt es: «Und er brachte mich hierher, und siehe, da war ein Mensch, dessen Anblick wie die Erscheinung von Erz war». Ich denke, wir müssen mitten in diesem Vers innehalten. «Siehe... ein Mensch», und mit dieser Aussage ist sehr viel zusammengefasst. Alles wird gemäß den Maßen dieses Menschen geschehen. Wir wiederholen die Aussage nochmals und lassen sie dann stehen. «Dessen Anblick wie die Erscheinung von Erz war». Ich nehme an, ihr wisst, was Erz in der Bibel bedeutet: Es bedeutet gerechtes Gericht. Hier also, in dieser symbolischen Ausdrucksweise, ereignen sich alle Aktivitäten und Wege dieses Menschen gemäß der Gerechtigkeit. Der ungerechte Mensch wurde gerichtet und beseitigt. Er hat keinen Platz im Hause Gottes.

Der große Altar wurde aus Erz hergestellt, und alles wurde auf diesem großen Altar verzehrt. Er ist das Symbol für gerechtes Gericht. Er stellt Gott dar, der alles in Gerechtigkeit richtet. Es bleibt kein Platz übrig für das Fleisch; alles wird zu Asche reduziert. Deshalb ist hier ein anderer Mensch da, und es ist der gerechte Mensch, und alles wird gemäß der Gerechtigkeit gemessen. Wieviele Schriftstellen könnten wir doch diesbezüglich zitieren! Vom Herrn Jesus wird gesagt: «Er wurde uns gemacht ... zur Gerechtigkeit»; «der Herr wird die Welt richten in Gerechtigkeit durch einen Menschen, den er erwählt hat»; «Jesus Christus, der Gerechte»; und noch viel mehr Schriftstellen könnten angeführt werden. Was Christus seinem Charakter nach ist, ist der Standard für das Haus Gottes. So ist also die umfassende Aussage die, dass die ganze Dimension des Hauses «Heiligkeit dem Herrn» ist.

Wir werden später darauf zurückkommen, aber es wird an diesem Punkt vollkommen klar, dass in diesem Haus für den natürlichen Menschen kein Platz ist. Dieses Haus lässt nur Platz für den Gerechten Menschen. In diesem Haus ist der Mensch, der «die Gerechtigkeit Gottes durch Glauben an Christus Jesus» hat. Wenn also der Herr will, werden wir Morgen Vormittag damit fortfahren, und werden das «Messen» fortsetzen. Doch für den Augenblick hoffe ich, dass ihr angefangen habt, etwas von geistlichem Wert zu erkennen, oder soll ich sagen, dass ihr angefangen habt, Jemanden zu sehen, denn es ist Christus durch den Geist, der ins Gesichtsfeld tritt!

MÖCHTEN UNS DOCH DIESE VISIONEN GOTTES ZUTEIL WERDEN!

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.