von T. Austin-Sparks
Kapitel 8 - «Umfassender Glaube» und eine abschließende Betrachtung
Schriftlesung: Hesek. 43,1-2.4-5.7; Eph. 1,12; 3,21; 5,25-27; Kol. 1,27; 1. Petr. 4,14; Hebr. 10,37-39; 11,1.
In diesen Betrachtungen haben wir einige der Hauptgesichtspunkten von Gottes geistlichem Haus in Augenschein genommen, in dem wir, die wir dem Herrn angehören, lebendige Steine sind. Wir haben versucht zu erkennen, was es bedeutet, Teil eines geistlichen Hauses zu sein, und da gibt es zwei Dinge, die für die gegenwärtige Konferenz noch übrig bleiben, und von denen wir glauben, dass der Herr uns befähigt, darüber zu sprechen. Das eine ist etwas, das all diese Fragen beherrscht, und das andere ist der entscheidende Gesichtspunkt dieses geistlichen Hauses. Ich formuliere so, weil ich denke, dass es äußerst hilfreich ist, diese Dinge in dieser Reihenfolge zu behandeln, so dass das eine ganz natürlich zum zweiten hinführen wird, wie ihr sehen werdet.
Das, was all diese einzelnen Aspekte, die geistlichen Aspekte, beherrscht, ist Glauben.
Glaube in Bezug aufDer erste Gesichtspunkt, den wir betrachtet haben, war der, dass dieses geistliche Haus, von dem wir, wenn wir in Christus sind, ein lebendiger Teil sind, für das Herausstellen der Erhöhung des Herrn Jesus auf eine lebendige Weise steht. Wir sahen, dass dies der erste große Ton war in der Geschichte der Gemeinde am Tag von Pfingsten.
«Gott hat ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt» (Apg. 2,36).
«Nachdem er zur Rechten Gottes erhöht wurde... hat er dies ausgegossen, was ihr seht und hört» (Apg. 2,33).
Es war ein glorreicher Ausdruck von der, und ein Zeugnis für die Erhöhung des Herrn Jesus, und die Gemeinde wurde zu diesem Zweck eingerichtet, um das aufrechtzuerhalten, und zwar nicht in erster Linie als Bestandteil ihrer Lehre, sondern um in sich selbst das lebendige Beweisstück davon zu sein während dieser ganzen Heilszeit, und um das Zeugnis auf lebendige Weise festzuhalten bis ans Ende.
Doch werden wir feststellen, dass in dieser Angelegenheit - wie übrigens in allen anderen auch - es sehr schnell eine Frage des lebendigen Glaubens wird. Am Tag von Pfingsten war es nicht unbedingt so. Der Geist kam und erfüllte diejenigen, die geglaubt hatten, taufte sie innen und außen, und unter dieser mächtigen Flutwelle des Geistes war es für sie nicht schwierig, die Erhöhung des Herrn Jesus zu proklamieren und ihr Ausdruck zu verleihen. Und das ist im Prinzip im Falle jedes Gotteskindes immer noch so, vielleicht nicht mehr genau auf dieselbe äußere Weise, wenn sie zum ersten Mal zu einer lebendigen Verbindung mit dem Herrn Jesus gelangen. Zu diesem Zeitpunkt ist es für uns nicht schwierig, zu proklamieren und sogar durch unser Gesichtsausdruck anzukündigen, dass Jesus erhöht ist, dass Jesus Herr ist, dass Jesus lebt. Das ist unser erster Ton des Zeugnisses, wenn wir den Geist empfangen. Es ist das erste, das sich in einem Gläubigen zum Ausdruck bringt. Doch wir alle haben lange genug gelebt, um zu wissen, dass es nicht immer so leicht ist wie dann. Wir bewegen uns auf eine Zeit zu, da wir, auch wenn die Tatsache bleibt, in schierem und unerbittlichem Glauben an dieser Tatsache festhalten müssen. Wir müssen auf scheinbare Widersprüche zu der Tatsache mit einer Bestätigung des Glaubens antworten; denn Dinge erheben sich, und es bildet sich eine mächtige Reaktion des Feindes auf unser Zeugnis und unsere Position, und wir müssen diese Position in blindem Glauben halten; nicht in fühlendem Glauben, nicht in sehendem Glauben, sondern in kaltem und blindem Glauben müssen wir unsere Position, dass Jesus der Herr ist, dass Jesus erhöht ist, dass Jesus auf dem Thron sitzt, aufrechterhalten; und nur dadurch, dass der Glaube in Form der Tatsache hervorgehoben wird, brechen wir siegreich durch, und dieses Zeugnis wird zu einer mächtigen Sache bei unserer Befreiung, in unserem ganzen Leben.
So ist es der Glaube, der diese Angelegenheit beherrscht, und, je mehr wir uns dem Ende nähern, werden wir feststellen, dass die Herausforderung der Herrschaft, der Erhöhung, des Königtums, der Inthronisierung des Herrn Jesus unendlich hart werden wird. Es wird eine bittere Herausforderung sein, und es wird eine Situation eintreten, in der nichts als der bloße Glaube, nackter Glaube, auf Seiten der Erwählten Gottes das Feststehen im Licht dieser Wahrheit ermöglichen wird, dass Jesus Christus letztlich doch die Zügel der Herrschaft in seiner Hand hält. Wenn etwas zutrifft auf die Überwinder, die wirklich überwinden, dann ist es das, dass sie aufgrund des Glaubens überwinden; und Glaube ist Glaube. So wollen wir nach allem, was wir gehört und worin wir frohlockt haben, nicht erwarten, dass dies irgend etwas anderes sein wird als ein Zeugnis im Glauben. Es wird nicht ein Leben sein, bei dem man durch jeden Nachweis, jeden Beweis, jedes Zeichen, durch jedes Gefühl wissen kann, dass Jesus ohne jede Frage herrscht. So wird es eben nicht sein. Erwartet nicht, dass es so sein wird. Das Wort Gottes macht es sehr klar, dass dies nicht der Fall ist. Beachtet zum Beispiel den Kontext der Verse, die wir aus Hebräer 10 gelesen haben:
«Denn noch eine kleine Weile, und der, der kommen soll, wird kommen und nicht säumen. Doch mein Gerechter wird durch GLAUBEN leben».
Dann sprachen wir aber auch von einem anderen Gesichtspunkt dieses geistlichen Hauses, das existiert, um der Befriedigung und dem Wohlgefallen Gottes zu dienen. Das ist eine sehr schöne Idee! Es ist ein sehr angenehmer Gedanke, etwas sehr Schönes, sich vorzustellen, man existiere, um Gottes Wohlgefallen, Gottes Befriedigung, Gottes Herrlichkeit zu dienen, und vielleicht haben wir gleich zu Anfang das Gefühl, das kein kein allzu großer Vorschlag. Wenn wir uns in jenen ersten Tagen der Blütezeit geistlicher Erfahrung befinden, glauben wir, der Herr habe Wohlgefallen an uns und sei glücklich über uns, und wir sind sehr glücklich mit dem Herrn, und das ist auch in Ordnung, denn der Herr bekommt wirklich etwas. Es ist nicht so schwierig, sich über diese Frage, dem Herrn zu dienen, so dass es ihm wohlgefällt, Gedanken zu machen. Und doch entdecken wir auch hier bald, dass wir, als solche, die dem Herrn gehören, in die Wüste hinaus geführt werden. Da gibt es eine Seite unseres Wesens, das behandelt werden muss, jene Seite nämlich, die gewohnheitsmäßig die Oberhand besaß, die den Vorrang hatte, die alles Diktieren und Herrschen übernahm, und diese muss unterworfen werden; und dann muss eine andere Seite, nämlich all das, was vom Herrn ist, hervorkommen, und so gelangen wir in jenen Bereich, von dem der Apostel spricht: «Das Fleisch begehrt gegen den Geist, und der Geist gegen das Fleisch; diese sind einander entgegengesetzt» (Gal. 5,17). Etwas geht in uns vor, und wenn wir dann in die Wüste hinauskommen und uns in den tiefen Realitäten der Prüfung befinden, dann ist die Forderung, zu glauben, keine leichte Sache. Ich denke da an Israels 40 Jahre in der Wüste, als der Herr sie entlang der Linie der Disziplin behandelte, um sie zu jenem Aspekt des Kreuzes zu bringen, der durch den Jordan repräsentiert wird, wo es nicht nur darum geht, durch Glauben gerechtfertigt zu werden, sonder um durch Glauben von uns selbst befreit zu werden; und dazu war eine große Glaubensübung nötig, wenn der Jordan gerade über alle seine Ufer trat. Aber es war in der Wüste, und es geschieht immer in der Wüste, dass wir unter der Hand des Herrn dazu gebracht werden, zu verstehen, dass kein Fleisch sich in seiner Gegenwart rühmen kann; dass in uns, d.h. in unserem Fleisch, nichts Gutes wohnt, und dass uns das ganz nahe gebracht werden muss, so dass es nicht mehr bloß eine Theorie ist, sondern eine verzweifelte und schreckliche Realität. So schreien auch wir: «Ich elender Mensch!».
In einer solchen Zeitspanne habt ihr große Fragen diesbezüglich, ob es (von unserer Seite) überhaupt einen Dienst zur Ehre und zum Wohlgefallen Gottes gibt. Es sieht alles so ganz anders aus! Und doch, ihr Lieben, wenn wir unter der Hand Gottes durch all das hindurch gehen, dort draußen in der Wüste, so ist schon rein die Tatsache, dass wir in den Herrn Vertrauen setzen, dass er das, was uns betrifft, vollenden wird, dass er das durchbringt, was er auf den Tag Jesu Christi angefangen hat, etwas, das dem Wohlgefallen und der Befriedigung Gottes sehr stark dient. Stellt es euch doch einfach im bildlichen Zusammenhang mit Israel in der Wüste vor. Dort war die Stiftshütte in der Mitte, und da war Gott mitten in der Stiftshütte, im Allerheiligsten in der Schekhinah-Herrlichkeit. Er war die ganze Zeit in dieser Schekhinah-Herrlichkeit im Innern da, doch draußen, nun gut, da befand sich eben die Wüste, und da waren auch die schrecklich hässlichen Decken der Stiftshütte, welche die Herrlichkeit verbargen. Die ganze Schönheit war verdeckt, und die äußeren Decken waren alles andere als schön und herrlich, und das Volk des Herrn ging durch eine äußerst prüfungsreiche Zeit. Doch zu jedem Zeitpunkt, am dunkelsten Tag, in der schwierigsten Stunde, wenn die Dinge äußerst hoffnungslos zu sein schienen, wenn ihr zu irgend einem Zeitpunkt ins Innere geschaut hättet, so hättet ihr da die Herrlichkeit gefunden, und es war ganz einfach eine Sache ihres Glaubens. Wenn sie den äußeren Anschein zum Kriterium wählten, so konnten sie sagen: «Oh, wir können den Herrn nicht sehen; alles sieht so uninteressant aus, es ist alles andere als herrlich, und die Situation ist äußerst beklagenswert, und all das, was wir durchmachen, und dieser ganze Mangeln an Sicht hinsichtlich der Gegenwart Gottes - nun, da findet sich nichts darin! Wir geben auf!» Immer wieder kommt der Herr im Neuen Testament darauf zurück und warnt die Gemeinde vor einer solchen Einstellung. «Sie kamen nicht hinein wegen ihres Unglaubens» (Hebr. 3,19). Und ihr Unglaube funktionierte so: «Ist der Herr unter uns oder nicht?». Das war es, was den Herrn so sehr aufbrachte, dass er sich weigerte, jene Generation ins Land hineingehen zu lassen. Sie stellten die Schicksalsfrage: Ist der Herr unter uns oder nicht?
Warum fragten sie so? Wegen dem äußeren Anschein und den Schwierigkeiten. Die Herrlichkeit war verhüllt, und nur in seltenen Intervallen wurde die Herrlichkeit sichtbar. Zum größten Teil konnte man die Herrlichkeit nicht erkennen. Ah, wie steht es dann aber mit jenem Wort: «Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit?» Nun das ist das Wort, das der Apostel durch den Geist an die Gemeinde richtet in Zeiten der Schwierigkeit, der Gegnerschaft, der Züchtigung, der Prüfung, wenn sie Schweres durchmachte, und im Grunde sagt er damit: «Ah, ja, so sehen die Dinge von außen aus, so sieht es aus im Blick auf die Umstände, doch Christus in euch ist die Hoffnung der Herrlichkeit»: Eine Hoffnung, die man sieht, ist keine Hoffnung. Selbst dies ist eine Angelegenheit des Glaubens. Wir fühlen Christus nicht immer in uns. Wir leben nicht jeden Moment im Bewusstsein, dass der Herr im Innern ist: Doch er ist da, so wahr die Shekhinah-Herrlichkeit im Innern des Allerheiligsten war, als es draußen nichts gab, das darauf schließen ließ. In jedem Augenblick wärt ihr imstande gewesen, dies zu beweisen, wenn ihr nur ins Innere geblickt hättet. So verhält es sich auch mit dem geistlichen Haus des Herrn, dessen Haus wir sind. Er ist da, und ihr müsst angesichts dieser äußeren Situation eine Haltung einnehmen, durch die der Herr uns in einen Bereich, in eine neue Position bringen kann, dass es gar nicht mehr um dieses letzte, um die Schicksalsfrage geht: Der Herr selber hat ja gesagt: «Ich werde dich nie verlassen». Der Glaube, der daran festhält, wenn es den Anschein hat, dass nichts in uns zur Herrlichkeit und Befriedigung des Herrn beiträgt; der Glaube, der sich an die Treue Gottes hält und ihm vertraut, dass er sein Werk in uns zur Vollendung führt, ist an sich schon ein Dienst zu Gottes Wohlgefallen.
Ihr könnt dies am Gegenteil erkennen. Wie sehr hatte doch Gott Missfallen an jener Generation. Er sagte von ihr: Sie werden nicht in meine Ruhe eingehen. Warum missfielen sie ihm? Weil sie ihm nicht zutrauten, dass er sie durchbringen würde. Sie gaben dem äußeren Anschein der Dinge in ihrem Leben nach.
Das Dritte, wovon wir gesprochen haben, war dies, dass die Gemeinde dazu da sei, als ein geistliches Haus dem Zweck zu dienen, dass dem Leben anderer, z.B. des Volkes Gottes, gedient wird, und auch hier gilt das gleiche Prinzip. Es ist eine solch gute Idee, es ist ein richtig feiner Gedanke: Dem Leben anderer dienen, das ist großartig! Und wann immer dies möglich ist, gut, es ist etwas Großes, dem Leben anderer zu dienen, und schon nur die Erwähnung dessen lässt uns aufleben und gibt uns ein besseres Gefühl. Aber ihr erinnert euch an das, was der Apostel Paulus sagte: «Der Tod wirkt in uns, das Leben aber in euch» (2. Kor. 4,12). Seht ihr, es ist wieder einmal Gideons Fließ: ausgewrungen, ausgetrocknet, und rundherum nass, und wenn wir dem Leben anderer dienen, ist es sehr oft so. Wir sind ebenso trocknen wir ausgedörrte Knochen, ausgewrungen. Wir sind uns nicht bewusst, voller Leben zu sein und dem Leben anderer zu dienen, und doch ist es gerade dann, dass andere etwas empfangen, und das ist die Herrlichkeit Gottes. Oh, wir sagten, wir hätten nie geglaubt, dass da irgend ein Segen hätte drin sein können! Nun, der Herr überließ eben unserem Fleisch keinerlei Ehre, wenn wir andern Leben mitteilten, aber sie empfingen Leben.
Ihr seht, es ist wiederum eine Sache des Glaubens. Glaubt nicht, wenn wir so dem Leben anderer dienten, dass dies etwas sei, dessen wir uns stets bewusst wären; dass wir einfach voller Leben wären und davon überfließen würden, so dass Menschen es empfingen. Ich denke, häufiger als nicht ist es genau umgekehrt. Für uns ist es ein hartes Festhalten an Gott im Glauben, und andere bekommen den Segen, und wir wundern uns darüber. Es kann so sein. So habt denn Glauben: Erfüllt euren Dienst im Glauben.
«Wer weinend dahin geht und kostbaren Samen trägt, wird zweifellos mit Frohlocken wiederkehren und wird seine Gaben mitbringen» (Ps. 126,6).
Weinen, aber im Glauben. Der Lohn des Glaubens ist ein großes «Zweifellos».
4. Ein örtlicher, gemeinschaftlicher AusdruckDann war unser vierter Gesichtspunkt des geistlichen Hauses Gottes der, dass es hier ein örtlicher gemeinschaftlicher Ausdruck vom Herrn Jesus sein soll. Wir dachten über sein Wort nach: «Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte» (Mt. 18,20), und wir führten aus, dass dies eine Aussage sei, die auf die große Wahrheit des Leibes Christi hinweise, dass, wo immer zwei oder drei Glieder seines Leibes sind, dann eine Repräsentation und ein Ausdruck von Christus an diesem Ort vorliege.
Doch auch hier erkenne ich, dass dies nur im Glauben realisierbar ist. «Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte» - doch muss da der Glaube sehr stark sein Haupt erheben und sehr bewusst daran festhalten. Seht ihr, vielleicht seid ihr irgendwo zwei oder drei versammelt, aber da mag überhaupt keinerlei Ausdruck und keine Manifestation der Gegenwart Christi vorhanden sein. Ihr müsst im Glauben zusammenkommen. Ihr müsst im Glauben zusammen stehen. Ihr müsst eure Füße entschlossen auf seine Zusicherung stellen und erklären, dass ihr auf seiner Zusicherung ruht, und wenn wir diese Wahrheit ergreifen, dass dort, wo der Herr ist, auch der Leib vorliegt, dann wird diese Sache genau dort Realität. Wir machen nicht durch Glauben daraus eine Realität, aber wir bringen durch den Glauben die Realität zum Vorschein. Der Herr hält Ausschau nach einem entschiedenen Bestehen auf diesen Dingen und einer Bestätigung des Glaubens. Da sind wir, ja, aber wir sind nicht einfach hier als zwei oder drei, die auf passive Weise versammelt sind. Es gibt keinen Ausdruck der Gegenwart des Herrn, wenn die Dinge so sind. Wir kommen im Glauben zusammen und wir stehen im glauben da, dass ein Ausdruck des Herrn schon nur dadurch zustande kommt, dass wir da sind; und solange wir nicht so zusammen kommen, wird es bloß ein Zusammentreffen von Leuten sein, ein Gottesdienst, ein Kommen und Gehen. Wenn wir jedoch auf lebendige Weise zusammenkommen mit einem lebendigen Glauben, dann sind wir nicht zusammen gekommen, um eine Ansprache zu hören, sondern wir sind ganz entschieden zusammen gekommen, um dem Herrn zu begegnen, und der Herr hat uns zugesichert, dass, wenn wir in seinem Namen versammelt sind, wir ihm begegnen werden. Wenn das unsere Gesinnung, unsere Einstellung ist, kommt etwas von einem lebendigen Ausdruck des Herrn zustande. Glaube ist ein großer Faktor in der Sache des gemeinschaftlichen Lebens, um dessen Wert real werden zu lassen. Ich kann hier nicht weiter ausholen.
5. Ein Zeugnis, um Satan zu stürzenDer fünfte Gesichtspunkt betrifft dies, dass dieses geistliche Haus da ist, um auf eine lebendige Weise für den Sturz Satans Zeugnis abzulegen. Nun, das ist eine Tatsache; Satan wurde durch Christus gestürzt. Insofern es den Herrn Jesus angeht, ist der Sturz Satans bereits geschehen und festgelegt, und am Tag von Pfingsten hatten sie überhaupt keine Schwierigkeit, dies zu glauben, sich darüber zu freuen und es zu verkündigen. Aber sie lebten lange genug, um andere Tage zu erleben, an denen es nicht so war. Sie erlebten Tage, an denen es schien, dass Satan alles andere als gestürzt war, alles andere als vom Thron gestoßen. Sie sahen, wie er scheinbar tat, was er tun wollte, wie er alles auf seine Weise tat. Sie sahen, wie er Mitgläubigen und ihren Kollegen im Dienst den Tod brachte. Sie sahen das Wüten Satans zur Rechten und zur Linken. Soll das heißen, dass das, was sie einst so stark und mit solcher Überzeugung proklamierten, nicht mehr der Wahrheit entsprach, und dass sie sich halt damals getäuscht hätten? Absolut nicht! Diese Sache musste eine Angelegenheit des Glaubens werden für das Volk des Herrn. Der Sturz Satans, soweit es die Welt betrifft, ist eine Sache des militanten Glaubens der Gemeinde.
Ich ziehe einfach aus dem Epheserbrief folgenden Schluss. Wenn der Apostel uns von der ganzen Waffenrüstung berichtet hat, die wir in diesem geistlichen Kampf gegen die Schliche des Teufels anziehen sollen, dann sagt er: Nun, zieht über alles den Schild des Glaubens an. Unsere englische Sprache ist zu arm, um das auszudrücken, was Paulus wirklich sagte. Paulus sagte nicht «über alles» in dem Sinne, wie wir das gewöhnlich verstehen. Er sagte: Nun, haltet den großen Schild des Glaubens über alles. Wie ihr wisst, hatten die römischen Legionäre mehr als einen Schild. Sie hatten den kleinen, runden Schild, der nur zum Schutz des Gesichts und des Kopfs gegen die Pfeile und Splitter diente. Dann aber hatten sie auch noch den großen Schild, der sie vollständig schützen konnte, und oft marschierte eine Armee in den Kampf, in dem sie diesen Schild über sich hielten. Indem sie diesen großen Schild Seite an Seiten gegeneinander hielten, dann entstand etwas wie ein solides Panzerdach. Sie marschierten unter ihm vorwärts, indem der große Schild über allem lag, der sie vollständig schützen konnte, indem er alles zudeckte. Alles übrige benötigt dieses eine. Alles übrige kann nachgeben, erweist sich als ungenügend. Bei allem, über und oberhalb von allem - Glauben! Der militante Glaube der Gemeinde ist nötig, um hier das zu bewirken, was Christus im Himmel zustande gebracht hat, nämlich, den Sturz des Bösewichts. Durch jetzigen Glauben wird Satan gestürzt, sofern es die Gemeinde betrifft, und sofern es die Dinge hier unten betrifft. Aber natürlich glauben wir nicht an etwas, das erst werden soll, sondern an etwas, das bereits existiert, nämlich der Sieg Christi.
6. Ein gegenwärtiges Zeugnis fürNun kommen wir zum letzten Punkt, der noch nicht erwähnt wurde. Der letzte Gesichtspunkt dieses geistlichen Hauses, der mit diesen Abschnitten, die wir gelesen haben, ins Blickfeld tritt, ist der, dass das geistliche Haus, die Gemeinde, im Licht des kommenden Tages der Fülle von Herrlichkeit da ist, um im Licht davon zu stehen, um auf sich das Licht davon zu empfangen, und um das Licht jenes Tages, der kommen wird, zu reflektieren.
Bei Hesekiels Tempel könnt ihr beobachten, wie wir es gelesen haben, dass nach all diesem Ein- und Ausgehen, Rundherumschreiten, dem Hindurch- und Auf- und Abgehen der Mann ihn schließlich zum Tor führte, das nach Osten und damit auch in Richtung Herrlichkeit ging. Der Osten ist der Sonnenaufgang, des Neuen Tages, und auf diesem Weg kommt die Fülle der Herrlichkeit herein. Seht ihr, das Haus steht direkt auf dem Weg der kommenden Herrlichkeit. Da steht es, die Front in Richtung Sonnenaufgang, in Richtung Herrlichkeit. Das ist der Typus bei Hesekiel, doch haben wir viele andere Schriftstellen.
«Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit». Das ist die Gemeinde im Epheserbrief. Aber da gibt es noch diesen Vers im Hebräerbrief.
«Aber nur noch eine kleine Weile, und der Kommende wird kommen und nicht säumen. Doch mein Gerechter wird durch Glauben leben... Nun ist der Glaube die Gewissheit von Dingen, die man erhofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sehen kann».
Hier, wie ihr seht, haben wir ein Feststehen durch Glauben im Licht dieser glorreichen Hoffnung, jener gesegneten Hoffnung, und ein Herzenswissen von der Gewissheit dieser unsichtbaren Herrlichkeit. Wir sind als das Haus des Herrn dazu da, ein gegenwärtiges Zeugnis für den kommenden Tag der Herrlichkeit zu sein. Doch das ist kein Zeugnis in Worten, in der Lehre; es muss im Leben, in der Wirklichkeit, geschehen. Doch das kann nur auf eine geistliche Weise vor sich gehen, und darum kann es nur entlang der Glaubenslinie zustande kommen. Wir müssen den Tag des Herrn, den Tag der Herrlichkeit, das Kommen des Herrn in Herrlichkeit wahrnehmen. Wir müssen dies auf geistliche Weise wahrnehmen. Es gibt eine Menge Leute, die sich dies auf prophetische Weise aneignen, doch stelle ich nicht immer fest, dass das Studium der Prophetie zur Herrlichkeit führt. Viel öfters stelle ich dagegen fest, dass es zu einem großen Teil zu Tod und Verwirrung führt, und nicht alle Studenten der Prophetie leben in der Herrlichkeit des kommenden Tages. Sie leben im Glauben daran, im Argument darüber, aber nicht in der Herrlichkeit davon. Es ist nicht eine bloß lehrmäßige oder mentale Aneignung dieser großen Wahrheit, welche die Herrlichkeit davon in unser Leben bringt, sondern eine geistliche Aneignung.
Ich habe mich ein gutes Stück mit der Prophetie beschäftigt, und das Buch der Offenbarung nahm darin einen hervorragenden Platz ein. Doch je mehr ich es studierte, desto verwirrter wurde ich, desto mehr Schwierigkeiten fand ich. Ich kam nicht weit auf dem Weg zur Herrlichkeit. Doch dann gab mir der Herr einen Schlüssel, d.h. er zeigte mir die geistlichen Prinzipien, die hinter dem Buch der Offenbarung lagen, und ich war imstande, mir das Buch auf eine geistliche Weise anzueignen. Ich meine damit nicht, dass ich alles vergeistlichte, aber ich war imstande, es auf eine geistliche Weise anzueignen. Die Wolke hob sich, und es war Leben da.
Nehmt zum Beispiel diese Angelegenheit der Wiederkunft des Herrn; natürlich ist damit das Wiederkommen des Herrn in Herrlichkeit gemeint, wenn er in der Wolke der Herrlichkeit erscheinen wird, wenn er kommen wird, um in seinen Heiligen verherrlicht zu werden - das Hereinkommen der Herrlichkeit des Herrn vom Osten her. Habt ihr beobachtet, dass zu jedem Zeitpunkt während dieser Heilszeit, wenn geistliche Menschen versammelt waren, und wenn sie in ihren Zusammenkünften über die Wiederkunft des Herrn geredet oder gesungen haben, wie sich spontan die Herrlichkeit erhob und hereinkam? Habt ihr das beobachtet? Nun, ich glaube nicht, dass dies bloß psychologisch war, und ich glaube es nicht, dass es deshalb war, weil wir alle an uns selbst dachten, und welch ein großer Tag das sein wird, wenn wir von all unseren Banden befreit sein werden. Vielmehr glaube ich, dass das Sich Erheben der Herrlichkeit trotz einer ganzen Menge von Dinge geschieht. Wir haben, die meisten von uns, lange genug gelebt, um viele Leute zu kennen, die eifrig glaubten und mit Betonung sagten, der Herr werde zu ihrer Lebzeit kommen, und sie würden entrückt werden, und doch liegen sie schon seit Jahren in ihren Gräbern. Das genügt schon, um uns vom ganzen Thema abzuwenden und zu sagen: Das haben wir schon einmal gehört! Es genügt, um euch unter jene Spötter zu versetzen, von denen Petrus sagt, dass sie sagen: «Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn vom Tage an, da die Väter entschlafen sind, ist alles so geblieben, wie es seit Anfang der Schöpfung schon war» (2. Petr. 3,4). Ihr könnt natürlich diese Haltung einnehmen, wenn ihr wollt; aber trotz all dem geschieht es, wenn ihr über das Kommen des Herrn nachdenkt, dass etwas Besseres aus eurer Mentalität, aus euren Argumenten und dieser ganzen schlechten Geschichte hervorgeht, und ihr stellt fest, dass sich die Herrlichkeit erhebt. Es ist so, trotz allem. Und weshalb? Es war so am Anfang des Gemeindezeitalters, und so ist es in jedem Zeitalter gewesen: Und doch wusste der Heilige Geist schon am Anfang, dass die Wiederkunft des Herrn mindestens zwei Jahrtausende auf sich warten lassen würde. Und doch geschah dieser spontane Ausbruch echter Freude jedesmal, wenn geistliche Menschen über das Kommen des Herrn nachdachten. Warum ist das so? Weil der Heilige Geist überhaupt nicht in der Zeit lebt, er gehört nicht der Kategorie Zeit an. Der Heilige Geist bewegt sich außerhalb der Zeit, und er hat das Ende bereits bei sich, denn er ist der Geist des Endes, und wenn wir wirklich in den Geist gelangen, befinden wir uns am Ende des Heiligen Geistes. Bleiben wir jedoch im Verstand - oh dieses Räsonnieren entlang der Dinge! - außerhalb des Geistes, dann entsteht keine Freude. Doch wenn wir loslassen und wir im Geist sind, befinden wir uns mit dem Heiligen Geist direkt am Ende. Wir befinden uns außerhalb der Zeit, wir sind bereits, im Sinne des vorausgeworfenen Schattens, in der Herrlichkeit. Der Heilige Geist ist zeitlos, und auch ihr findet euch außerhalb der Zeit und habt alles. Ihr habt euer letztes Ziel, eure Fülle, erreicht. Als nun Johannes auf der Insel Patmos im Geist war, drang er sehr schnell bis zum Ende der Dinge durch, zu dem, was wir in der Zeit noch nicht erreicht haben. Das ist es, was ich meine, dass wir uns diese Sache auf eine geistliche Weise aneignen müssen. Hütet euch davor, die Prophetie bloß mental zu begreifen. Der Heilige Geist in euch wird euch auf eine lebendige Weise in die Wirklichkeit der Dinge bringen. So sollten wir also durch den Geist heute mit dem Licht dieser glorreichen Fülle dieses Tages des Herrn dastehen. Wir sollten als ein Zeugnis da sein, und zwar nicht für prophetische Dinge, nicht für die Lehre oder Doktrin bezüglich der Wiederkunft und all der Problem im Zusammenhang damit, sondern für die geistliche Bedeutung dieser Dinge. Und was ist es? Nun, es ist das Ende, auf das Gott durch alle Jahrhunderte hingearbeitet hat, das Eine, woran er sein Herz gehängt hat, worin er seine Befriedigung, seine Herrlichkeit, seinen Ruhm, seine Fülle findet, und der Heilige Geist ist immer dort, um irgend etwas davon zu verwirklichen, wenn wir uns damit beschäftigen. Er ist da, um für uns «das Angeld unseres Erbes» zu sein, und um uns wissen zu lassen, dass es letzten Endes eine Sache des Glaubens ist.
Wir fühlen nicht immer die Herrlichkeit des Kommens des Herrn, wir leben nicht stets im hellen Licht dieses Tages, doch ist «der Glaube die Substanz der Dinge, auf die man hofft, der Erweis für Dinge, die man nicht sieht», und wenn wir unsere Argumente fahren lassen und in den Geist gelangen, d.h. wenn wir wirklich in die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist geraten, dann verschwindet das Gewicht jener Argumente, all die scheinbaren Widersprüche in der Geschichte verschwinden. Die Herrlichkeit des Herrn kommt herein durch das Tor, das nach Osten geht.
«Nur noch eine kleine Weile, und der Kommende wird kommen und nicht säumen. Doch mein Gerechter wird durch Glauben leben».
Möge der Herr denn unseren Glauben stärken und unsere Herzen im Glauben bewahren.
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