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Gottes geistliches Haus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 4 - Eine Repräsentation Christi an jedem Ort

«Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel! Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen» (Mt. 16,16-18).

«Hört er aber auf diese nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner» (Mt. 18,17).

«Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte» (Mt. 18,20).

«Ihr aber seid der Leib des Christus, und jeder ist ein Glied daran nach seinem Teil» (1. Kor. 12,27).

«... auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist» (Eph. 2,20-22).

«... denn gleichwie er ist, so sind auch wir in dieser Welt» (1. Joh. 4,17).

Wenn wir nun unsere Betrachtung im Zusammenhang mit dem geistlichen Haus fortsetzen, dann habe ich jetzt einen Nachdruck im Herzen, von dem ich ganz besonders fühle, dass er vom Herrn ist. Für eine nicht geringe Anzahl wird es kein neues Wort oder eine neue Wahrheit sein, aber selbst für diese kann der frische Nachdruck vom Herrn sein. Auf jeden Fall müssen sie bestrebt sein, im Wort des Herrn für diejenigen zu kooperieren, für die er es speziell gedacht hat. Jedenfalls sollten wir alle danach trachten, auf eine neue Weise ins Wort hinein zu gelangen.

Wir halten Ausschau nach einigen der Hauptgesichtspunkten und Hauptabsichten von Gottes geistlichem Hause, zu dem wir gehören, und derjenige, der uns jetzt beschäftigen soll, ist der, dass dieses geistliche Haus hier eine Repräsentation Christi an jedem Ort ist. Wir haben gesehen, dass die Gemeinde Christus ist. Er ist die Gemeinde, er ist Gottes Tempel, Gottes Wohnstätte. Es ist in ihm, dass wir Gott finden. Er dient dem Zweck für all das, was die Gemeinde bedeuten soll. Die Gemeinde ist Christus. Doch jetzt, so weit es diese Welt betrifft, ist die Gemeinde etwas wie der ausgeteilte, wenn auch nicht zerteilte Christus; das heißt, Christus in all seinen Gliedern durch seinen Geist; und doch sind es nicht viele Christusse, sondern er bleibt immer ein einziger Christus. Die Apostel stellten, wie ihr wisst, unter den Korinthern die Frage: «Ist denn der Christus zerteilt?» und es klingt fast so wie ein Skandal bei der Vorstellung, dass Christus zerteilt, zerstückelt sein sollte. Er bleibt einer, und er ist einer, obwohl in so vielen, und in der Einheit Christi in all seinen Gliedern haben wir die Gemeinde. Die Menschen werden den Herrn nur finden, soweit wir betroffen sind, insofern Christus in uns ist. Das ist der Zweck der Gemeinde.

Der entscheidende Charakter der örtlichen Versammlung

Nun kommen wir dazu, uns über die besondere Bedeutung des örtlichen gemeinschaftlichen Ausdrucks von Christus Gedanken zu machen: Christus gemeinschaftlich dargestellt an jedem Ort. Es ist unter uns eine wohlbekannte und akzeptierte Tatsache, dass das, was in den Evangelien über das berichtet wird, was der Herr Jesus gesagt hat, bloß die Wahrheit im Keimzustand darstellt. Weil der Geist noch nicht gegeben war, konnte er vorerst nur auf eine objektive, äußerliche Weise sprechen; er kleidete die Dinge in eine figürliche Redeweise und konnte sie noch nicht konkret entfalten. Der ganze Inhalt der Evangelien liegt uns in dieser Form vor, in der Erwartung des Tages, da der Geist im Gläubigen Wohnung bezog, so dass eine viel breitere Bedeutung dessen, was seine Aussagen enthielten, mitgeteilt werden konnte. Und unter vielem anderen gibt es auch dieses Fragment, das wir in Mt. 18,20 gelesen haben: «Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen». Wir verpassen eine große Menge, wenn wir das bloß so nehmen, wie es im Evangelium steht. Es war nie so gedacht, dass man es bloß in dieser Form übernehmen sollte. In der späteren Offenbarung des Heiligen Geistes wird dieser Abschnitt mit allen anderen aufgegriffen, und seine frühere Bedeutung wird klargemacht, und was wir dann als vollständigere Offenbarung haben, ist dies, dass Christus in besonderer Weise gegenwärtig ist, wo zwei oder drei versammelt sind, weil er sich selbst seinem Leibe verpflichtet hat. Um es noch anders zu sagen: Der Leib Christi ist nötig, um die Fülle Christi einzuführen. «Der Leib», sagt der Apostel, «ist nicht ein Glied, sondern viele» (1. Kor. 12,14). Aber dann sagt der selbe Apostel: «Ihr aber seid der Leib Christi» (1. Kor. 12,27), und er spricht da von einer örtlichen Gemeinschaft. Christus ist in besonderer Weise gegenwärtig, wenn es sich um einen gemeinschaftlichen Ausdruck handelt. Der Herr hat sich in Bezug auf die Manifestation an seine Gemeinde gebunden. Es mag zutreffen, dass der Herr auch individuell in uns ist; das stimmt, und es mag ebenso zutreffen, dass der Herr, so wie in uns individuell, sich auch in uns und durch uns als Individuen zum Ausdruck bringen will, doch ist der Herr eingeschränkt, und zwar sehr stark eingeschränkt, wenn es bloß eine individuelle Angelegenheit bleibt. Sein Gedanke geht in eine andere Richtung; und so macht er eben diese Aussage. Er hätte etwas wie dieses ungesagt bleiben lassen. Es hat den Anschein, als sei es ganz unnötig gewesen, völlig daneben. Doch nein, er sagte es, und wenn er etwas gesagt hat, dann bedeutete das auch etwas. Tatsächlich trägt es in sich die Bedeutung eines solchen, wie er ist, der es gesagt hat. Das heißt, es trägt ein ungeheures Gewicht, wenn er es sagt; und er hat dies mit diesen präzisen Worten gesagt: «Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte». Er hätte sagen können: «Wo immer jemand ist in meinem Namen, da bin ich»! Nun, das stimmt, aber der Herr hat sich nicht so ausgedrückt. Und ihr stellt fest, dass es von praktischen Dingen spricht. Er hat das Wort «Gemeinde» benutzt. Gewisse Leute müssen durch die Gemeinde behandelt werden, und wenn die Gemeinde sie behandelt, dann ist es der Herr. Das ist es, was er sagt.

Ihr müsst diese beiden Dinge zusammen bringen. Hier hat sich jemand im geistlichen Leben der Nachlässigkeit schuldig gemacht. Nun, jemand geht zu ihm uns sagt es ihm, und wenn er nicht hört, soll man zwei oder drei dazunehmen, und wenn er auch auf diese nicht hört, soll man es vor die Gemeinde bringen. «Wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hört, dann sollst du ihn wie einen Heiden oder Zöllner betrachten. Wahrlich, ich sage euch, was immer ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein, und was immer ihr auf Erden löst, soll auch im Himmel gelöst sein. Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf Erden bezüglich irgend einer Sache übereinkommen, um die sie bitten, wird es ihnen gewährt von meinem Vater, der im Himmel ist. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte». Der Herr ist also auf eine exekutive Weise in ihrer Mitte bei der Administration der Gemeinde, wo zwei oder drei versammelt sind (um irgend eine Sache zu klären). Ich gehe nicht auf diese Phase der Funktion der Gemeinde ein, doch benutze ich sie, um dieses Prinzip klar herauszuarbeiten, dass ein ganz besonderer Wert verbunden ist mit einem gemeinschaftlichen Ausdruck von Christus, und zwar ein Wert von sehr großer Wichtigkeit.

Einige fatale Hindernisse für Gottes Vorsatz

a. Individualismus

Nun, lasst mich hier für eine Klammer innehalten. Es gibt einige fatale Fehler, in welche Christen gefallen sind, und einer von diesen ist das Prinzip der individuellen Linie an Stelle der gemeinschaftlichen. Ich sage, die sei ein fataler Fehler gewesen. Es war fatal für das geistliche Wachstum, fatal für die geistliche Fülle, für die geistliche Kraft, für geistliches Licht und geistliches Leben. Es gibt viele Christen, die sich nur mit Einzelnen abgeben. Natürlich ist es in Ordnung, sich auch um Einzelne zu kümmern, doch der Herr rettet den Einzelnen mit der Gemeinde im Blickfeld, mit dem gemeinschaftlichen Leib im Sinn. Wir müssen endgültig davon ausgehen und und darin völlig klar sein, dass diese Heilszeit, von der Auffahrt und Erhöhung Christi und der Ausgießung des Heiligen Geistes, bis zur Hinwegnahme der Gemeinde am Ende durch Gott als der Zeitabschnitt unter allen Zeitabschnitten der Geschichte dieser Welt gekennzeichnet wurde, der nicht Individuen als so und so viele gerettete Männer und Frauen, sondern einen einzigen Leib - die Gemeinde - hervorbringen sollte. Individuen haben vor Gott nur im Licht der Gemeinde, des einen Leibes, Bedeutung, und wenn es euch und mir nicht gelingt, dies als das beherrschende Gesetz von Gottes Umgang mit den Menschen in dieser Heilszeit zu akzeptieren, dann werden wir ein großes Maß von dem dem verpassen, was der Herr uns zugedacht hat; wir werden unser geistliches Leben und unsere Erfahrungen einschränken und strecken, und wir werden das eigentliche Werk Gottes selbst schwächen.

Ich hoffe, ihr habt dies verstanden. Es ist von großer Bedeutung, dass wir dies klarstellen. Ihr habt vielleicht gemerkt, dass diese beiden Dinge gewöhnlich zusammen gehen. Es ist die Errettung des Individuums, womit sich so viele befassen und was so viele beschäftigt, und wenn sie das Individuum gerettet bekommen haben, d.h., wenn es zum Herrn gekommen ist, dann haben sie keine weitere Sorge, als hinzugehen und andere Individuen zum Herrn zur Errettung zu führen. Diese beiden Dinge gehen zusammen, der Individualismus und die Errettung in ihrer anfänglichen Bedeutung, dass Seelen zum Herrn gebracht werden. Danach gibt es nichts Weiteres. Das hat sich als fatale Angelegenheit erwiesen in der Geschichte der Interessen Gottes, und heute stellen wir fest, dass es für die Christen und irgend ein volleres Werk des Herrn eine der größten Schwierigkeiten darstellt. Was ich meine, ist dies, dass ihr überall einer großen Zahl von Leuten begegnet, die gerade so weit gekommen sind. Alles, was sie haben, ist bloß ihre eigene, persönliche Errettung im Sinne der Vergebung der Sünden, des Friedens mit Gott, also jener elementaren Stücke des Evangeliums, und dabei sind sie zehn, zwanzig dreißig, vierzig, fünfzig Jahre lang geblieben; und wenn ihr ihnen heute begegnet und mit ihnen sprecht, dann habt ihr vor euch eines dieser beiden Dinge.

Auf der einen Seite besteht eine äußerste Unfähigkeit, heute irgend etwas mehr als die schlichten Elemente der Errettung zu verstehen; sie haben ganz einfach nicht die Fähigkeit erworben, dies zu tun. All jene geistlichen Sinne und Fähigkeiten, die sie hätten entwickeln sollen, damit sie eine viel größere und vollere Offenbarung von Gott empfangen könnten, wurden unterdrückt, wurden nie durch Übung entwickelt, und im Blick auf die geistlichen Fähigkeiten bleiben sie einfache Säuglinge nach all diesen Jahren. Indem ich dies sage, weise ich euch bloß auf die Schrift hin. Ihr wisst, Paulus musste genau das den Korinthern sagen - «Ich konnte mit euch nicht wie mit geistlichen Menschen sprechen, sondern wie mit fleischlichen, wie mit Babies in Christus. Ich fütterte euch mit Milch, nicht mit fester Speise». Zu den Hebräern sagte er dasselbe: «Obwohl ihr der Zeit nach bereits Lehrer sein solltet, habt ihr es wieder nötig, dass euch jemand in den Anfangselementen der Aussprüche Gottes unterweist; und ihr seid zu solchen geworden, die Milch benötigten... feste Speise ist für Erwachsene, für solche, die durch Gebraucht geübte Sinne haben, um das Gute vom Bösen zu unterscheiden». Paulus musste schon in seinen Tagen diesen fatalen Stillstand beklagen, und im Grunde sagte er: «Hier bin ich, voll göttlichen Lichts für euch; aber das alles muss ich aus diesem Grunde für mich behalten, was Gott mir für seine Gemeinde gegeben hat». Ich sage, dies sei für die Gemeinde fatal - dass der Herr für das Wachstum seiner Gemeinde, für ihre Fülle und ihre Funktionstüchtigkeit so überreiche Offenbarung geben sollte, und dass nach so vielen Jahren sich das Volk in einem solchen Zustand befinden sollte, dass es von sich aus völlig unfähig ist, sie zu empfangen, sie zu verstehen. Ihr trefft diesen Zustand heute überall. Selbst nach so langer Zeit können sie es immer noch nicht.

Andererseits findet ihr natürlich auch solche, die sich nach einem ganzen Leben an euch wenden und sagen: «Oh, wenn ich dies nur schon früher gewusst hätte!» Warum wussten sie es nicht? Es war doch die ganze Zeit vorhanden. Es war wegen dieser fatalen individualistischen Linie. Zum größten Teil verlief das Werk Gottes seit den frühen Tagen der Gemeinde, von der Ausnahme weniger kleiner Dinge hier und dort einmal abgesehen, entlang dieser Linie, dass Individuen gerettet und dann sich selbst überlassen wurden. Das ist auf die Dauer für alles, was Gott beabsichtigt hat, fatal; und dann stoßen die Leute schließlich auf die Tatsache, dass es so ist. O, hätte ich dies doch schon viel früher erkannt! Nun denn, auch wenn das Individuum sehr wichtig ist, und wenn es im Licht des andern als Individuum behandelt werden muss, müssen wir beachten, dass, wenn das Inidividuum an die Stelle des Gemeinschaftlichen gesetzt wird, daraus nur die kummervollsten Folgen entstehen können. Das ist ein fataler Fehler.


b. Das vorherrschende «Gemeinde-System»

Eine weitere fatale Sache ist das, was durch das gegenwärtige «Gemeinde-System» repräsentiert wird. Das gegenwärtige System, das in weitesten Kreisen vorherrscht, ist fast ausschließlich eine Sache von Versammlungen und Predigtstätten, Orte, wo Menschen zusammenkommen oder sich zu religiösen Zwecken versammeln - ja, möglicherweise auf evangelikale Weise, aber es sind bloße Versammlungen - und sie kommen zusammen, um eine gewisse Routine zu absolvieren und, im Wesentlichen, zuzuhören, wie etwas gepredigt wird, und dann entfernen sie sich wieder. Nun, auch wenn es Variationen und unterschiedliche Grade in diesem System gibt, so ist die Position doch weitgehend die: es handelt sich keinesfalls um einen gemeinschaftlichen Ausdruck von Christus. Es ist eine Zusammenkunft. Es ist kein Leib. Es ist nicht der Leib, der lokal zum Ausdruck gebracht wird und lokal funktioniert. Es ist etwas Geringeres. Und was ist das Ergebnis? Dasselbe Resultat wie im andern Falle, nämlich sehr wenig geistliches Wachstum. Ich bin jetzt sehr direkt. Ich rede frei aus meinem Herzen heraus, weil ich fühle, dass der Herr uns in dieser Angelegenheit an einen bestimmten Punkt bringen möchte, und ich muss das Risiko auf mich nehmen, auf ein paar empfindliche Stellen zu treten, um dorthin zu gelangen. Das geistliche Resultat in diesem zweiten Beispiel ist weitgehend dasselbe wie im andern des bloß Individuellen, und wir finden und diesem gegenwärtigen Gemeinde-System heute überall Leute, die keinen Schimmer vom volleren Vorsatz Gottes haben und die gar nicht wissen, wovon wir überhaupt reden; und eine Unmenge von ihnen hat kein Interesse für irgend etwas anderes. Diese Sache, dieses Zur-Kirche-Gehen, dieses Sich-Versammeln, dieser Gang durch irgend eine Routine, diese Stätte der öffentlichen Gottesdienst-Linie hat die Stelle eines wahren Ausdrucks des Leibes Christi eingenommen, und hat ihn beiseite gesetzt. Wenn wir heute in diesem Sinne von Gemeinde reden, dann handelt es sich um eine Gemeinde, die sich nach so vielen Jahrhunderten in einem Zustand schrecklicher geistlicher Infantilität und Unreife und Unerleuchtetheit befindet, und ein Volk, das darin geboren und groß geworden ist, kann geistlich nicht wachsen. Ich weiß natürlich, dass es welche gibt, die trotzdem geistlich wachsen, doch spreche ich von der Sache selbst. Sie ist zu einer fatalen Bedrohung des wahren Vorsatzes Gottes geworden.


c. Wenn die «Evangelisation» zu Allem gemacht wird

Nun, da ist noch etwas Drittes, und das ist «die Evangelisation», die ebenfalls den Platz der auf geistliche Weise herangebildeten örtlichen Gemeinde einnimmt. Nun, wir haben keinesfalls im Sinn, die Evangelisation hier schlecht zu machen, und ich sage auch keineswegs, es brauche gar keine Evangelisation. Im Gegenteil, das liegt mir äußerst fern. Natürlich rede ich jetzt nicht von jenen evangelistischen Veranstaltungen, die unter den Gemeinden von Zeit zu Zeit durchgeführt werden, sondern von dem, was an zahlreichen Orten den Charakter einer dauernden Institution angenommen hat. Wenn ihr also die Evangelisation so betrachtet, als wäre sie alles, was es zu haben gibt, und ihr euch damit zufrieden gebt, dorthin zu gehen, wo den Unerretteten das Evangelium verkündet wird, und wenn ihr euch an diese Evangelisationslinie haltet, dann haltet ihr euer geistliches Leben in einem Zwergenzustand. Es ist also etwas, das in unzähligen Fällen zu einem Ersatz für einen auf geistliche Weise geformten örtlichen Ausdruck Christi geworden ist. Christus ist viel mehr als das, und ihr könnt feststellen, dass Leute, die ihr ganzes Leben im Umfeld dieser Evangeliumsverkündigung zugebracht haben, Menschen sind, die schrecklich unreif, geistlich unwissend und unerleuchtet sind. O ja - es ist gut, wenn sie in Christus als ihrem Erlöser frohlocken - ich stelle dies nicht in Frage - es ist gut, wenn sie sich ihrer persönlichen Errettung rühmen; wo aber ist ihre Berufung, wo ist die Fülle Christi, wo ist Gottes ewiger Vorsatz zur Ausführung gebracht worden? Er ist nicht vorhanden. Es ist nur ein erster Schritt, aber ein Schritt ist nicht der ganze Weg bis an Gottes Ziel. Diese Dinge mögen ruhig sein, aber sie sollen bloß Beihilfen sein zum volleren Gedanken Gottes, Werkzeuge der Gemeinde, sie dürfen keineswegs zum Ganzen werden. Werden sie es, dann beeinträchtigen sie auf fatale Weise das Leben des Volkes gottes und ihren geistlichen Fortschritt.

Seht ihr, der Unterschied ist folgender. Nehmt ein Bündel Blumen, ein Bündel Rosen oder irgend eine besondere Art von Blumen. Sie sind alle von derselben Art, und sie haben alle dasselbe Leben in sich. Das ist eine Versammlung, aber kein Leib! Der Unterschied zwischen einem Bündel Blumen, die alle dieselben sind, die alle dasselbe Leben teilen, und die Wurzel mit der dazugehörigen Pflanze ist ein sehr großer. Gebt mir die Rose, Wurzel und Pflanze oder Strauch, und was habe ich dann? Nun, der Unterschied wird der sein, dass, während das Bündel Blumen zwar das Leben hat, es aber dann dabei bleibt. Das ist alles, und damit endet die Sache. Es wird nie etwas darüber hinaus werden. Gebt mir aber die Pflanze oder den Strauch, und sie wird wachsen. Es mag eine Zeitlang durch eine Anwandlung von Tod hindurchgehen, doch nächstes Jahr wird es zurückkommen, und dann wird mehr vorhanden sein; und dann kommt eine weitere Erfahrung von Sterben und Auferstehen, und wieder wird mehr vorhanden sein als zuvor, und das alles in derselben Pflanze. Das ist ein Leib, das ist ein Organismus, kein Bündel. Und genau das ist der Unterschied zwischen einer Versammlung - so und so viele Christen, Einzelne, die als solche zusammenkommen - und einem geistlichen Organismus, einem örtlichen Ausdruck von Christus: und Gottes Gedanke ist eben der Leib, nicht eine Versammlung, nicht das Bündel Blumen. Aber leider ist das Volk Gottes viel eher ein solches Bündel Blumen! Es stimmt, sie sind alle von derselben Art; sie sind Christen, sie sind Kinder Gottes; sie teilen alle dasselbe Leben, aber leider sind sie da nicht ein Organismus an einem Ort, der mit dem Wachstum Gottes wächst, der durch gemeinschaftliche Konvulsionen von Tod und Auferstehung hindurchgeht und auf diese Weise geistlich zunimmt. Was ich über das gegenwärtige System und die Evangeliumsverkündigung gesagt habe entspricht einem Bündel Blumen. Ja, sie gehören zum Herrn, und sie haben dasselbe Leben, sie sind alle Gottes Kinder; doch kommen sie alle nur zu einem bestimmten Punkt und nie darüber hinaus. So ist es. Ich habe genügend Erfahrung gemacht, um dessen gewiss zu sein, dass das zutrifft. Leider haben viele von ihnen überhaupt kein Verlangen, weiter zu kommen, und viele von ihnen widerstreben jeder Andeutung, dass es nötig sei, weiter zu gehen. Das jedoch ist nicht Gottes Gedanke diesbezüglich. Gottes Gedanke dreht sich um die Wurzel und die Pflanze als Ganzer, um einen lebendigen Organismus da und dort, der Christus repräsentiert und zum Ausdruck bringt. Die Pflanze wächst und dehnt sich aus. Das Bündel geht nur so weit und bleibt dann stehen.

Nun, Satan hat nichts gegen Versammlungen als solche, doch hat Satan sehr wohl etwas gegen örtliche Familien, örtliche Ausdrucksformen des Leibes Christi. Daher habt ihr die große Geschichte von Satans ständigem Bemühen, die Kinder Gottes zu zerstreuen und ihr gemeinschaftliches Leben aufzubrechen, um ihrem praktischen gemeinsamen Funktionieren ein Ende zu bereiten.


Der Zweck und die Funktion sowohl der Gemeinde,
als auch ihres örtlichen Ausdruckes

So müssen wir genau sehen, welches der Zweck und die Funktion eines örtlichen Ausdruckes des Leibes oder der Gemeinde oder des Hauses Gottes wirklich ist, und wir können es erkennen, wenn wir den Typus betrachten, der zum Antitypus führt. Was der einsmalige Tempel im Sinnbild war, ist die Gemeinde in geistlicher Wirklichkeit, und was die Gemeinde in geistlicher Wirklichkeit als Ganze ist, soll auch die örtliche Gemeinschaft sein. Es ist bemerkenswert, dass örtliche Gemeinden im Neuen Testament stets im Licht des ganzen Leibes gesehen werden. So will Paulus der örtlichen Gemeinde in Korinth sagen: «Ihr seid der Leib Christi». Natürlich wäre es falsch, wenn nun die Gemeinde in Korinth sich darauf berufen und sagen würde: «Da seht ihr‘s, WIR sind der Leib Christi! Damit hätten sie der Aussage eine falsche Bedeutung unterstellt. Der entscheidende Punkt in der inspirierten Erklärung ist der, dass jede örtliche Gemeinschaft in konkreter Darstellung das ist, was der gesamte Leib ist: Was der ganze Leib in Gottes Gedanken ist, soll hier und da und dort gesehen werden können.


1. Der Treffpunkt zwischen Gott und Mensch

Nun wollen wir fortfahren mit dem Mittel der Analogie in Bezug auf den Tempel. Was war der Tempel? An erster STelle war der alte Tempel der Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch. Das ist die erste Funktion des Tempels, des Hauses Gottes. Christus war dies im vollsten Sinne, und zwar in einem viel größeren Sinne als dies der einstige Tempel je war. Hier ist der Sohn des Menschen und der Sohn Gottes in einer Person verschmolzen. Es ist ungeheuer bedeutsam, das gerade dieses Tatsache in Matthäus 16 ans Tageslicht tritt. Christus benutzt, als er seine Jünger befragt, einen bestimmten Begriff, und als er die göttlich inspirierte Antwort durch Petrus erhielt, wurde der andere Begriff gebraucht. «Wer sagen die Leute, dass ich sei?» Petrus antwortete: «Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. «Menschensohn», «Sohn Gottes»: und das geschah durch eine Offenbarung Gottes. Hier treffen sich Gott und der Mensch in einer Person, an einem Ort. Und von sich selbst sagte der Herr Jesus etwas später: «Zerstört diesen Tempel, dieses Heiligtum, und in drei Tagen werde ich es wieder aufrichten». Fleischlich gesinnte Juden glaubten, er rede von diesem materiellen Tempel, doch sprach er von sich selbst, von seinem eigenen Leib. Dieser Tempel - eine Übertragung des Gedankens vom Tempel in Jerusalem auf Christus persönlich, den Treffpunkt von Gott und Mensch - das ist Christus.

Nun, die Gemeinde ist gemäß der Offenbarung des Neuen Testamentes Christus gemeinschaftlich zum Ausdruck gebracht, und darum sollte man, wo Christus gemeinschaftlich dargestellt und lebendig funktionierend gefunden wird, Gott begegnen, darum sollte dort Gott und Mensch besonders miteinander in Berührung kommen und in Beziehung treten. Das Zeugnis von allen, die einen solchen Bereich betreten, wo Christus wirklich gemeinschaftlich zum Ausdruck gebracht wird, sollte dies sein: «Da finde ich den Herrn!», und das solle genügen. Das ist die Antwort. Findet ihr den Herrn dort? Begegnet euch dort der Herr? Oh, das ist das Erste und Vorherrschende, nicht andere Fragen in Verbindung mit dem Zusammenkommen oder mit Versammlungen; ; nein, der Herr selbst, und dies nun nicht als eine persönliche Angelegenheit zwischen mir und dem Herrn, wobei es darum geht, dass ich persönlich irgendwo mit dem Herrn in Berührung kommen kann, sondern jetzt als eine Angelegenheit der Gemeinde. Begegne ich dem Herrn in der Mitte dieser Leute? Wenn ja, dann habe ich den Bereich betreten, wo Gottes Gedanke zum Ausdruck gebracht wird; und das ist ein Bereich ungeheurer Möglichkeiten.

Habt ihr jenes kleine Buch von A.J. Gordon gelesen: «Wie Christus zur Gemeinde kam?» Es wäre gut, wenn ihr es lesen würdet, wenn auch vielleicht von einem objektiven oder äußeren Standpunkt aus. Doch lasst mich so schnell ich nur kann den Inhalt schildern. Dr. Gordon saß an einem Samstag in seinem Studierzimmer und bereitete seine Predigt für den folgenden Tag vor, als er einschlief. Er träumte, er sei in seiner eigenen Gemeinde und am Tag des Herrn auf der Kanzel. Er hatte eine sehr vornehme Kirche mit gothischen Säulen und Bögen. Die Kirche war voll, und er war gerade dabei, mit dem Gottesdienst zu beginnen, als sich hinten die Tür öffnete und ein Fremder eintrat und den Mittelgang entlang schritt und nach einem freien Platz Ausschau hielt. Dr. Gordon fährt weiter, wie er den Gottesdienst fortsetzte, und wie seine Augen ständig nach dem Fremden blickten. Wenn er kurz in eine andere Richtung sah, kehrten seine Augen stets wieder zu ihm zurück. Dr. Gordon sagte: «Ich nahm den Entschluss wahr, dass ich nach dem Gottesdienst hinuntersteigen und den Fremden ansprechen würde.» Nachdem dieser zu Ende war, und ohne bemerkbare Eile, bahnte er sich so schnell er konnte einen Weg hinunter und versuchte, den Fremden abzufangen, doch bevor er noch die Tür erreichte, war der Fremde bereits weg. Sehr enttäuscht sagte er zu dem Mann an der Tür: Weißt du, wer dieser Fremde war, den du heute Morgen herein gelassen hast? Der Mann an der Tür sagte: «Weißt du denn nicht, wer das gewesen ist? Es war Jesus von Nazareth. Oh, sagte Dr. Gordon, warum hast du ihn dann nicht aufgehalten? Ich hätte gerne mit ihm gesprochen. Oh, sagte der Mann, mach dir nichts draus: Wenn er heute da war, wird er wieder kommen. (Nun, als Nebenbemerkung: Diese doppelte Antwort trug Frucht in Form von zwei Bänden von Dr. Gordon‘s Feder: «Das Werk des Heiligen Geistes», und der andere «Das Kommen des Herrn»).

Dr. Gordon sagt, er sei mit diesen Gedanken nach Hause gegangen - Jesus von Nazareth war also heute in meiner Kirche. Was habe ich gesagt? Ich habe über ihn gesprochen. Wie habe ich über ihn geredet? Kann ich bei irgend etwas feststellen, auch nur den geringsten Hauch von Unwahrheit gesagt zu haben? Habe ich von ih, da ich nicht wusste, dass er zugegen war, so gesprochen, wie wenn ich es gewusst hätte? Wie hat er meine Art und Weise, was ich gesagt habe und die Art, wie ich den Gottesdienst geleitet habe, gefunden? Was hält er von unserem Chor, von unserem Gesang? Es drehte sich alles um ihn, aber war es auch seiner würdig? Ich frage mich, was er von unserem gothischen Gebäude hält?

Das ist ganz kurz die Geschichte. Doch, was wir dabei aufging, war dies: Stellen wir uns die Dinge so vor? Seht ihr, hier besteht die Vorstellung, die Gemeinde sei die eine Sache, und Christus eine andere, und die Gemeinde könne in verschiedenster Hinsicht dies oder jenes sein, und Christus wieder etwas Anderes. O nein, das ist nicht Gottes Gemeinde. Gottes Gemeinde ist Christus, und wo ihr die Gemeinde findet, wie sie Gott gemäß ist, da findet ihr (nichts als) Christus, keine Ungereimtheiten, keine Inkonsequenzen, keine Widersprüche: es ist einfach der Herr selbst. Alles andere hat nichts mit Christus zu tun. Die Gemeinde ist Christus, und wenn es Christus ist, der vorherrscht, wenn das Volk Gottes zusammenkommt, dann ist Gott selbst da. Die Menschen begegnen Gott aufgrund von Christus und seiner Gegenwart. Ihr wisst so gut wie ich, dass Menschen Gott nicht in uns begegnen können so wie wir sind. Wir können nicht von uns selbst aus Menschen mit Gott in Verbindung bringen. Kein Priestertum kann als solches Menschen zu Gott bringen. Doch wenn der Herr Jesus in uns ist und wir Menschen mit dem Herrn Jesus in Berührung bringen können, haben wir sie mit Gott in Berührung gebracht. Doch wenn er weder individuell noch gemeinschaftlich in uns ist, können wir bis zum jüngsten Tag über Gott reden, doch werden die Leute ihm nicht begegnen. Das ist es, was die Gemeinde darstellt, wenn sie auf rechte Weise konstituiert worden ist. Dies ist der Grund, auf dem Menschen Gott begegnen und Gott Menschen begegnet, und dieser Grund ist Christus selbst. Und es ist ein eigenartiger und spezieller Wer und eine besondere Bedeutung mit diesem gemeinschaftlichen Ausdruck von Christus verbunden, wenn es darum geht, dass der Mensch Gott begegnet. Ich glaube, dass ein viel größerer Einfluss des Herrn wahrgenommen werden kann durch eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, in denen Christus wohnt und die in der Kraft des Heiligen Geistes zusammen sind, als es je durch eine Anzahl isolierter Christlicher Individuen möglich ist. Eine Begegnungsstätte zwischen Gott und Mensch, das Vehikel des Lebens Gottes.

Betrachtet Salomos Tempel. Das Haus ist nun fertig nach Gottes Gedanken, und aus diesem Haus, die Treppen hinunter, fließt der Strom, immer tiefer und breiter werdend auf seinem Weg, und wo immer der Strom hinkommt, wird alles lebendig. Man sieht Bäume an jedem der beiden Ufer, und alles ist lebendig, bis er sich schließlich ins Tote Meer entleert; und selbst dieser Tod wird von diesem Leben verschlungen, das aus dem Heiligtum strömt. Es ist dieser gemeinschaftliche Ausdruck Christi, die Gemeinde, aus der heraus das Leben Gottes den Menschen mitgeteilt wird, und das ist auch der Grund, weshalb der Feind sie in Stücke reißen möchte. Das war der Punkt in unserer früheren Betrachtung. Das Zerstreuen und Aufteilen des Volkes Gottes, das Zerstückeln des Volkes Gottes in so viele Individuen und Teile, ohne irgendwelches gemeinschaftliches Leben ist ein tragischer Schachzug des Feindes gegen dieses Leben. Wir wissen aus unserer eigenen Erfahrung, dass unser Leben, wenn der Feind sich zwischen zwei unter uns stellen kann um uns im Geist zu entzweien, arretiert wird und der Strom nicht frei fließen kann, es sei denn, wir flicken die Brücke und heilen diese Trennung. Das ist sehr bedeutsam. Der Feind verfolgt genau diese Absicht. Er ist gegen das Leben, weil die Gemeinde das Vehikel von Gottes Leben ist.


2. Die Verkörperung und der Ausdruck
des Gedankens Gottes

Dann war der Tempel wiederum die Verkörperung und der Ausdruck des Gedankens Gottes. Jeder Stein, alles, was benutzt wurde, jede Größe, Dimension und jedes Maß, alle Materialien repräsentierten irgend einen Gedanken Gottes. Gottes Sinn wurde in allem zum Ausdruck gebracht. Es das Symbol eines geistlichen Attributs. Petrus sagt, indem er dieses Wort aufgreift, das wir hier vor uns haben - «ein geistliches Haus» (1. Petrus 2,5), ein wenig später, das Ziel des geistlichen Hauses sei es, «die Tugenden dessen aufzuzeigen, der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat». Der Tempel war dazu da, die Tugenden des Herrn vorzuzeigen, die Verkörperung göttlicher Gedanken, und das Volk Gottes an irgend einem Ort sollte die Verkörperung und der Ausdruck göttlicher Gedanken sein. Da sollte auf gesegnete Weise eine Enthüllung von Gottes Gedanken stattfinden, es sollte möglich sein, den Sinn des Herrn für sein Volk zu erkennen, ein reiches Enthülltwerden von allem, was bezüglich seiner Kinder im Herzen Gottes ist. So sollte es sein: Nicht bloß Ansprachen und Predigten, sondern ein Dienst der Offenbarung unter dem Heiligen Geist durch einen offenen Himmel. Das ist für den Herrn und sein Volk von Wert. Doch dazu ist eine lebendige Gemeinschaft nötig: und ach, wie sehr sind wir uns dessen bewusst! Manchmal sind wir aus diesem oder jenem Grunde nicht alle lebendig vor dem Herrn, wenn wir zusammenkommen. Vielleicht sind wir müde, oder wir haben Probleme, etwas hat sich eingeschlichen, um uns niederzuzwingen, und obwohl der Herr für uns eine reiche Festmahlzeit zubereitet hat, etwas, das er uns mitteilen möchte, so kann er es doch nicht; er wird zurückgehalten, und es existiert ein Zustand der Leblosigkeit. Doch lasst uns im Geist zusammenkommen, lebendig vor dem Herrn, und die Gedanken des Herrn treten hervor und sie fließen. Der Zustand der Gemeinschaft des Volkes des Herrn bestimmt weitgehend, was für eine Zeit wir mit einander haben. Es hängt sehr viel von uns ab, wie viel der Herr geben kann. Die Gemeinschaft des Volkes des Herrn soll der Ausdruck und die Verkörperung von Gottes Gedanken sein. Das ist es, wozu sie existiert.


3. Die Sphäre der göttlichen Herrschaft und Autorität

Dann war der Tempel auch der Ort von Gottes Herrschaft. Anliegen wurden dorthin gebracht, damit darüber entschieden wurde, damit sie gerichtet wurden; und Petrus sagt: «Das Gericht muss am Hause Gottes beginnen»; und das ist wiederum nichts anderes als Matthäus 18. Sag es der Gemeinde; die Gemeinde soll darüber entscheiden. Sie ist der Ort göttlicher Herrschaft. Ich kann mich nicht damit aufhalten lassen, aber seht ihr, die gemeinschaftliche Gruppe, wenn sie Christus gemäß lebendig konstituiert ist, ist für Gott in dieser heutigen Welt von sehr echter und praktischer Bedeutung: und wie wichtig ist es um des Lebens willen, um des Lichtes willen, um der Kraft willen, dass wir bewusst und auf lebendige Weise Teil eines solchen örtlichen Ausdrucks Gottes sind.

Ich möchte euch dies von meinem ganzen Herzen sagen, dass es nötig ist, dass ihr, liebe Freunde, dass ihr Teil von einer lebendig funktionierenden Gruppe des Volkes Gottes auf dieser Basis seid, dass ihr in ihrer Mitte seid, dass ihr eine solche Gruppe hinter euch habt. Ich kenne den Unterschied, und viele von euch kennen den Unterschied den es sowohl im Blick auf die Tiefe als auch auf die Stärke macht. Viele Jahre lang war ich, wie wir zu sagen pflegen, ein Prediger von verschiedenen Gemeinden bzw. Versammlungen; aber oh, ich kenne den Unterschied zwischen dem und dem, was wir heute haben. Es ist überhaupt nicht der Unterschied des natürlichen Kalibers der Leute, sondern der Unterschied in der Art. Das eine war Teil eines Systems, das weitgehend von Menschen zu religiösen Zwecken organisiert und betrieben wurde; das andere ist etwas, das vom Geist gebildet wurde; und das ist ein immenser Unterschied. Ich kenne den Unterschied, wenn ich bestimmten Dingen begegne. Alles, was ihr sagen könnt, ist, dass diejenigen, die eine lebendige örtliche Gruppe vom Volk Gottes kennen, von der sie ein Teil sind, etwas haben, das andere Leute nicht haben. Sie sind durch ein gewisses Maß gekennzeichnet. Es ist etwas an ihnen, das mehr ist als bei den andern Dingen, von denen ich gesprochen habe, wo alles rein individualistisch und formell zu und hergeht. Es ist sehr wichtig. Die Gemeinde war bestimmt, genau dies zu sein, und eine Sache kann erst dann ihre von Gott bestimmten Ressourcen kennen lernen, wenn sie nach Gottes ursprünglicher Absicht funktioniert. Wenn wir deshalb als Gemeinde dafür berufen wurden, dann müssen wir auch diese Gemeinde sein, um unsere große Bestimmung zu erfüllen und unsere große Fülle zu erkennen. Ich bitte euch, sehr ernsthaft darüber nachzudenken. Sie ist von nicht geringer Bedeutung, diese Angelegenheit der örtlichen Gemeinschaft des Volkes Gottes.

Ich weiß, dies verursacht für einige von euch Probleme. «Es gibt nichts dergleichen in unserer Nachbarschaft, und ich weiß nicht, wie dies möglich sein könnte». Doch es gibt eine Antwort, und diese Antwort ist sehr einfach, auch wenn sie euch auf die Probe stellt. Wenn dies wirklich in Gottes Sinn ist, dann geht damit zum Herrn. «Herr, wenn das in deinem Sinne ist, dann entweder bring mich in etwas Entsprechendes, oder bring etwas Entsprechendes hier zustande, wo ich lebe». Halte dich diesbezüglich ganz an den Herrn. Als Bruder Watchman Nee hier war und über diese Angelegenheit sprach und wir uns untereinander darüber unterhielten, sprach davon, wie an einem bestimmten Ort dieses Problem zwischen jemandem und dem Herrn auftauchte, und wie der Betreffende sich während Jahren in dieser Frage einfach an den Herrn hielt; und wie dann, nachdem er so lange festgehalten hatte, schrittweise etwas entstand, indem ein Zweiter zum Ersten hinzugefügt wurde, dann noch ein Dritter, und dann ein Weiterer. Doch wurden sie für lange Zeit darin erprobt, indem sie sich einfach in die Bedeutung und Wert des Gedankens Gottes hineinstellten und sich dafür an den Herrn hielten, um einen entsprechenden Ausdruck zu finden, der dann zur Realität wurde. Seht ihr, genau das ist es. Das ist unser Dienst: Durch Gebet das ins Dasein zu rufen, was Gott beabsichtigt. Wenn wir leicht von etwas abgebracht werden können, dann haben wir wohl die Vision nicht gesehen, dann ist uns die Sache nicht sehr tief nachgegangen. Das habe ich nur gesagt, um euch zu helfen, wenn dieses Problem auftaucht. Lasst uns hinsichtlich der Gemeinde erprobt werden, und lasst die Gemeinde von größerer Bedeutung für uns sein als das Problem, dann, glaube ich, werden wir einen Weg aus der Sackgasse finden.

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