von T. Austin-Sparks
Kapitel 7 - Die Verantwortung des Christen
Unser abschließendes Wort wird sehr einfach sein, aber ich hoffe, sehr wichtig. Ich bitte euch, nochmals die Briefe an Timotheus aufzuschlagen, mit besonderem Bezug auf vier sehr kurze Fragmentreihen bzw. -gruppen.
Hier ist die erste Reihe:
1. Tim. 1,11: «...das Evangelium, ... mit dem ich betraut wurde«.
1. Tim. 1,18: «Dieses Gebot vertraue ich dir an...».
1. Tim. 6,20: «O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut...»
2. Tim. 1,12: «Denn ich weiß, an wen ich glaube, und ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, das mir anvertraute Gut zu bewahren bis zu jenem Tag. (Ihr könnt feststellen, dass die Randlesart die Alternative vorschlägt: «Er ist fähig, das zu bewahren, was er mir anvertraut hat».)
Nun die zweite Reihe:
1. Tim. 1,18: «Dieses Gebot vertraue ich dir an... damit du... den guten Kampf kämpfst».
2. Tim. 2,3-4: «Du nun, erdulde die Widrigkeiten als ein guter Streiter Jesu Christi! Wer Kriegsdienst tut, verstrickt sich nicht in Geschäfte des Lebensunterhalts, damit er dem gefällt, der ihn in Dienst gestellt hat».
Die dritte Reihe:
2. Tim. 2,5: «Und wenn sich auch jemand an Wettkämpfen beteiligt, so empfängt er doch nicht den Siegeskranz, wenn er nicht nach den Regeln kämpft».
Die vierte Reihe:
2. Tim. 2,15: «Strebe eifrig danach, dich Gott als bewährt zu erweisen, als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, der das Wort der Wahrheit recht teilt».
Ich frage mich, welchen Eindruck diese Abschnitte auf euch machen. Wenn ihr sie hört, sie lest, sie zusammen stellt, zu welcher Schlussfolgerung gelangt ihr da? Was sagen sie euch? Ganz sicher sollten sie einen ganz klaren Eindruck bei uns machen: nämlich, dass EIN CHRIST EINE SEHR VERANTWORTUNGSVOLLE PERSON IST. Jeder dieser Abschnitte, und in der Tat, alles, was noch dahinter verborgen liegt, sagt sehr klar und mit großer Kraft: Wir befinden uns in einer Position von ungeheurer Verantwortung. Im Wort Gottes wird der Christ als jemand gesehen, der eine sehr große Verantwortung trägt.
Als der Herr Jesus und seine Apostel an das Volk appellierten, herzukommen und ihnen nachzufolgen, sich retten zu lassen und Christen zu werden, dann geschah dies nie bloß zu deren eigenem Vergnügen, damit sie eine schöne Zeit haben sollen. Der Appell richtete sich nie an den Vergnügungsinstinkt der Leute, an das Verlangen nach einer angenehmen Zeit. Niemals ließen sie ihren Appell auf dieser Grundlage ergehen - dass, wenn ihr gerettet seid, wenn ihr ein Christ geworden seid, ihr eine endlose Vergnügungsfahrt angetreten habt, dass euch nun ein ganzes Leben voller Vergnügungen und Genüsse erwartet. Was immer auch an Gutem, Genussvollem und an Vorteilen folgen mögen, der Appell Christi, der Apostel, der Appell der Schrift richtet sich immer an Leute, die es ernst meinen und nicht bloß das Vergnügen suchen, die wirklich bereit sind, ernsthafte Verantwortung für die Interessen ihres Herrn zu übernehmen, und, wenn nötig, die zulassen, dass sie auch um seinetwillen in Schwierigkeiten und Leiden verwickelt werden. Das sind die Leute, die er möchte.
Der Christ als TreuhänderHier also haben wir dieses vielseitige Bild eines Christen, der seine Verantwortung wahr nimmt. Wir wollen einige der benutzten Titel oder Metaphern aufgreifen, welche die göttliche Vorstellung eines Christen vermitteln, und dies auf sehr einfache Weise. In der ersten Reihe lesen wir: «1. Tim. 1,11: nach dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes, das wir anvertraut worden ist»; 1,18: «Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Sohn Timotheus»; 6,20: «O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut...». Wie sieht diese Vorstellung eines Christen aus? Der Christ ist berufen, hat das Vorrecht, ein Treuhänder Gottes zu sein, der Hüter eines unendlich kostbaren anvertrauten Depots, das ihm anvertraut wurde. «Timotheus, du hast Gottes Vertrauen; Timotheus, du bist ein Treuhänder; Timotheus, etwas sehr Kostbares ist deiner Obhut anvertraut worden, das dir von Gott gegeben wurde, um darüber zu wachen, um es zu behüten». Paulus nennt es «das Evangelium des glückseligen Gottes, mit dem er betraut worden sei», und er gibt es weiter. Er hat es intakt bewahrt, er hat es behütet, er hat es in gutem Zustand behalten: Nichts davon ist verloren gegangen; doch nun steht er unmittelbar davor, abzuscheiden. «Timotheus, ich gebe es an dich weiter, ich händige es im Namen des Herrn dir aus. Timotheus, bewahre es. Es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass dieses Evangelium, dieses wunderbare Evangelium, durch keinerlei Sorglosigkeit, Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit, Faulheit, Voreingenommenheit oder Veränderung, Verfolgung oder Leiden, oder durch sonst etwas irgend welchen Verlust erleidet. Lass nicht zu, dass irgend etwas es verdirbt, dulde keine Trübung, keinen Rost, keine Schädigung. Timotheus, bewahre es - verschone es vor jedem Verlust». Das ist die göttliche Vorstellung eines Christen.
Was ist euch dringend ans Herz legen möchte, ist schlicht dies. Wenn ihr beansprucht, ein Christ zu sein, zum Herrn zu gehören, dann möchte ich, dass ihr dies zur Kenntnis nehmt: Euch ist das Evangelium anvertraut worden, ihr seid Treuhänder des «Evangeliums des glückseligen Gottes», euch obliegt diese ernsthafte Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass es durch euch oder wegen euch in keinerlei Hinsicht leidet, dass es unter keinen Umständen leidet, sondern dass es vielmehr vollständig in seiner ursprünglichen Herrlichkeit bewahrt bleibt; ihr sollt am Ende das tun, was Paulus zu tun imstande war - es intakt weitergeben, so dass es solche geben wird, die nach euch kommen und die es ihrerseits von euch übernehmen und es weitergeben. Klingt das sehr einfach, sehr elementar? Paulus legte sein ganzes Herz in diese Sache. «O Timotheus, mein Sohn Timotheus - dieses Gebot, dieses GEBOT, vertraue ich dir an. Bewahre das dir anvertraute Gut, hüte dieses große (in dich gesetzte) Vertrauen». Wollt ihr es glauben, ob ihr nun der jüngste oder der älteste Christ seid, oder irgend etwas dazwischen, dass ihr ein Wahrer der Interessen eures Herrn seid, und dass diese großen Interessen durch euch leiden können, wenn ihr eure Verantwortung nicht ernst genug nehmt?
Aber das ist etwas sehr Erhebendes - es stärkt ungemein, das zu erkennen, oder etwa nicht? Das Gefühl zu haben, dass Gott mir seine Interessen anvertraut hat, dass ich in dieser Welt stehe, nicht bloß um ein Christ zu sein und zu versuchen, ein christliches Leben zu führen, sondern um ein verantwortungsbewusster Treuhänder der eigentlichen Interessen Gottes zu sein! Ob wir das gerne hören oder nicht, so ist es. Wenn ihr ein Christ seid, so leidet dieses große, anvertraute Gut durch euch, oder es wird bewahrt; entweder wird es abgewertet oder erhoben, ob ihr das gern habt oder nicht. Aber warum nicht das tun, was Paulus bei Timotheus bewirken wollte? Erkennt dies, ergreift es, als eine feierliche Verantwortung vor Gott: «Ich bin ein Mensch mit einer Aufgabe, mir wurde etwas anvertraut, ich bin ein Treuhänder».
Der Christ als KriegerDie nächste Fragmentreihe beginnt mit dem 18. Vers von Kapitel 1 im ersten Brief: «Kämpfe den guten Kampf...»; gefolgt von diesen so sehr vertrauen Worten im zweiten Brief, zweites Kapitel: «... als ein guter Streiter Christi Jesu. Wer Kriegsdienst tut, verstrickt sich nicht in Geschäfte des Lebensunterhalts, damit er dem gefällt, der ihn in Dienst gestellt hat».
(a) Im aktiven DienstEs sind drei Vorstellungen mit diesen Worten verbunden. Zunächst ist es natürlich die Vorstellung vom Christen als Krieger, vom Christenleben und vom christlichen Dienst als Kampf. Vielleicht muss man uns schwerlich daran erinnern. Es kann sein, dass ihr wirklich ein Krieger mit vielen Narben seid: Ihr habt am Kampf teilgenommen und dieser hat seine Spuren an euch hinterlassen. Ihr wisst das sehr gut. Und doch muss es gesagt sein - vielleicht zu allererst zu denen, die eben die Waffenrüstung erhalten haben, weil sie kürzlich zum Herrn gekommen sind. Versteht, dass ihr in einer geistlichen Armee rekrutiert worden seid. Genau das wird hier gesagt: Ihr seid in eine geistliche Armee aufgenommen worden, und eure Lebensaufgabe ist KRIEG. Ihr werdet das früher oder später herausfinden, ob ihr das mögt oder nicht; aber die Tatsache ist da. Und das ist eine sehr verantwortungsvolle Position. Wenn jemand in diesem Kriegszug versagt, dann zieht er viele mit in seinen Fall und beeinträchtigt den ganzen Feldzug.
Doch, auch wenn die Älteren das alles sehr wohl wissen mögen, und wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr nicht mehr daran erinnert werden müsst, seid ihr sicher, dass ihr das nicht mehr nötig habt? Ich glaube, ich weiß einiges aus Erfahrung über diesen Kampf; und doch ist da diese vertrackte Tatsache, dass wir sehr oft, wenn wir uns in einer bestimmten Situation befinden, und die Dinge sich entwickeln, anfangen, den Leuten und den Umständen die Schuld zu geben, dass wir das alles aufarbeiten und nach Sündenböcken Ausschau halten, wobei wir die Realität dieser Dinge aus den Augen verlieren - Warum? Der Teufel ist hinter etwas Bestimmtem her! Hier ist ein Kampf im Gange, darüber besteht kein Zweifel; die Luft ist dick, voller Konflikte; und wir richten unsere Augen auf Leute und auf Dinge. Wir werden besiegt, wir sind geschlagen worden, wir sind zu Gefallenen geworden und außer Gefecht gesetzt - ganz einfach, weil wir die Tatsache, die ständige Tatsache, aus den Augen verloren haben, dass wir uns in einem geistlichen Krieg befinden, und dass sich hinter den Dingen andere, geistliche Mächte verbergen.
Wir alle müssen immer wieder daran erinnert werden. Es ist keine Kleinigkeit, wisst ihr, wenn wir uns wirklich in einer Situation wie dieser befinden, und die Dinge eskalieren und dem Höhepunkt entgegenstreben, und dann jemand daher kommt und sagt: «Sieh mal, der Feind hat seine Finger da drin; er versucht, dich zu erwischen, er weiß das eine oder andere, er ist dir auf der Spur; wir wollen darüber beten»; und wir begeben uns dann ins Gebet, und die Sache verschwindet. Manchmal bedeutet schon nur die Tatsache, dass jemand uns an diese Tatsache erinnert, eine ungeheure Befreiung: Wir stellen fest, dass es in der Tat eine Tatsache IST. Wir haben die Situation Dingen und Menschen zugeordnet, und doch war die ganze Zeit über etwas viel Tieferes dahinter. Wir müssen uns ständig gegenseitig daran erinnern, dass wir uns in einem Krieg befinden - denn genau das sind wir.
Das ist das erste hier - diese Vorstellung vom Christenleben - und wir müssen es uns aneignen und darin fest werden. Und obwohl ich das nicht gerne sage, ich glaube nicht, dass wir je außer Reichweite dieses Krieges sein werden!
(b) Mit ungeteiltem InteresseDas Zweite in diesen Aussagen ist dies, dass, wenn wir einen triumphierenden geistlichen Kampf führen wollen, wir MIT LEIB UND SEELE dabei sein müssen. «Kein Soldat im aktiven Dienst» (das ist der buchstäbliche Wortlaut) «verstrickt sich in Geschäfte des Lebensunterhalts». Er muss sich völlig davon lösen (wörtlich: sich entstricken). Eine der erfolgreichsten Taktiken des Feindes besteht darin, uns festzubinden, uns in alle möglichen konfliktträchtigen Dinge zu verstricken, oder in irgend welche andere Interessen, indem er uns aufteilt, sowohl in unserem Leben, in unserer Kraft und in unserem konkreten Vorgehen. Nun, was Paulus hier zu Timotheus sagt, bedeutet nicht: «Schau, du solltest dich nicht in Geschäfte stürzen - du solltest dich von Geschäften fernhalten und dich ausschließlich geistlicher Arbeit zuwenden». Es bedeutet also nicht, dass ihr alles übrige aufgeben müsst, um irgend einen vollzeitlichen Dienst zu verrichten oder ein Berufssoldat zu werden - das bedeutet es überhaupt nicht. Es ist absolut möglich - wenn auch schwierig, das ist es, was der Apostel und der Herr Jesus den meisten von uns sagen will - es ist absolut möglich, dass ihr eurer täglichen Beschäftigung nachgeht, und dass ihr diese gewissenhaft und gründlich verrichtet, wie ihr dies auch solltet, indem ihr keinen Anlass zu Tadel gebt, während dennoch gleichzeitig, sei es in ihr, durch sie oder über ihr eure höchsten Interessen geistlicher Natur sind. Die wirklich beherrschenden Dinge in eurem Leben müssen die Dinge des Herrn sein.
Der Krieg kann daher durchaus im Tagesgeschäft liegen. Doch wenn ihr euch darin aufreibt und davon besessen seid, dann seid ihr schon außer Gefecht gesetzt, dann befindet ihr euch bereits außerhalb des Kampfgeschehens. Im Innern unserer Herzen muss ein abgesonderter Geist vorhanden sein. Nun, das könnte man in vielerlei Hinsicht anwenden. Der Apostel will sagen: Ihr dürft keine zwei beherrschende Interessen in eurem Leben haben; ihr könnt nur eines haben. Ihr dürft keine geteilte Person sein, die einerseits Interesse zeigt an den Dingen des Herrn, andererseits aber auch Interesse für die Dinge der Welt. Das ist nicht gut; ihr würdet keinen guter Soldaten abgeben, wenn ihr so wärt. Wenn ihr in der Welt sein und in ihr arbeiten müsst, wenn ihr euren Beruf ausüben müsst, dann sollte eure vorherrschende Sorge den Interessen des Herrn gelten, und in diesem Teil eures Lebens solltet ihr abgesondert (losgelöst) sein. Mit einem Wort: Eines muss alles andere beherrschen; es darf keine Geteiltheit des Herzens oder Sinnes geben. «Das eine tue ich...», sagte der Apostel.
(c) An der Seite von anderenUnd der dritte Faktor oder Gesichtspunkt in diesen Fragmenten ist etwas, das in unserer Übersetzung nicht ersichtlich ist. Ihr stellt fest, dass es heißt: «Leide Trübsal mit mir als ein guter Soldat Christi Jesu...». Aber es gibt andere Übersetzung dieser Schriftstelle, wie etwa: «Nimm Anteil am Erleiden der Trübsal...» Keine von ihnen gibt jedoch den genauen Sinn des Originals wieder. Dies ist eine der Gelegenheiten, da Paulus eine seiner bevorzugten Wortverbindungen benutzte. Ihr wisst, dass äußerst gern zusammengesetzte Wörter verwendete, und eine seiner bevorzugten Arten von Wortzusammensetzungen war eine ganze Reihe von Wörtern mit der Vorsilbe «syn», was «zusammen» bedeutet. Was er also sagt, ist dies: «Schau, Timotheus, wir sind alle mit da drin. Du stehst damit nicht allein; dies ist eine kollektive Angelegenheit, dies ist eine gemeinschaftliche Sache. Dies ist etwas, das, wenn es nur dich betreffen würde, nicht sehr wichtig wäre. Vielleicht würdest du es nicht für wichtig genug erachten, um ihm ernsthafte Beachtung zu schenken. Doch schau, Timotheus, hier sind wir beisammen - du solltest mich da nicht auslassen.»
Diese Tatsache des kollektiven bzw. gemeinschaftlichen Aspektes des Konflikts ist eine große Sache, nicht wahr? Wir kämpfen Seite an Seite mit einander und für einander; der Kampf ist ein allgemeiner Kampf, und wir dürfen einandere nicht außer Acht lassen. Wenn jemand anders ein Stück Trübsal durchmacht, müssen wir kommen und die Trübsal mit ihm teilen; und wenn wir ein Stück Trübsal erleiden, müssen sie kommen und sie mit uns teilen. Es ist ein gewaltiger Faktor im Sieg, einander darin zu bewahren. So ist es die Gemeinsamkeit des Kampfes und des Krieges, an die der Apostel hier ganz entschieden denkt.
Der Christ als AthletUnsere nächste «Gruppe» besteht aus diesem einen Fragment: «Wenn jemand an den Wettspielen teilnimmt, so wird er nicht gekrönt, es sei denn, er habe nach den Regeln gekämpft». Hinter der englischen Übersetzung verborgen befindet sich eine griechische Vokabel - athleo - von dem unser englisches Wort «athlete» und «athletic» stammt. Das griechische Wort meint die Teilnahme an Wettkämpfen oder Wettspielen. Der Christ wird mit einem griechischen Athleten verglichen. Nun, das klingt nach Sport, aber ist es nicht. Denn das Wort ist ein sehr starkes Wort, und es bezeichnet denjenigen, der sich in einem Wettstreit um die Meisterschaft engagiert. Das bedeutet, dass man eine Sache sehr ernst meint, nicht wahr? Wir sind als Christen aufgerufen, uns ernsthaft an einem Wettstreit zu beteiligen, an dessen Ende ein Preis winkt, den wir leicht verlieren können. Das ist die Vorstellung. Natürlich hat das ganze in den Worten von Paulus sehr viel mit den griechischen Wettspielen zu tun; er kannte das alles. Vom griechischen Athleten wurde verlangt, zehn volle Monat in strenger vorbereitender Disziplin und strengem Training zu verbringen, bevor ihm erlaubt wurde, sich an den Wettkämpfen zu beteiligen. Und die Regeln für dieses Trainings waren äußerst hart. Er musste Vieles meiden; er musste sich an bestimmte Regeln halten; er musste sich disziplinieren und alle persönlichen Wünsche und Vorlieben beiseite legen. Er muss anerkennen, dass diese Sache so ernst ist, dass, sollte er eine der Regeln seines Trainings brechen, disqualifiziert würde, es würde ihm nicht erlaubt, teilzunehmen.
Nun, hier ist ein Wettstreit im Gange, hier geschieht ein Engagement, das uns auffordert, sehr wachsam zu sein und sich in vieler Hinsicht selbst zu verleugnen. Doch verwechselt dies nicht mit eurer Errettung - ihr könnt nie durch gute Werke gerettet werden! Um ein Christ sein zu können, müsst ihr nicht erst dies und jenes aufgeben und alle mögliche Dinge tun, die ihr von Natur aus nicht tun würdet! Diese Dinge sind keine Voraussetzung, UM EIN CHRIST SEIN ZU KÖNNEN; doch wenn ihr Christ SEID, dann liegt hier eure Berufung, dann habt ihr da eine Verantwortung. Paulus sagte: «Ich schlage meinen Körper... damit ich nicht... nachdem ich andern gepredigt habe, selber verworfen werde» (1. Kor. 9,27), und er denkt an genau diese Sache - dieses Geschäft, das vor ihm liegt, diese große Verantwortung, in die hinein er berufen wurde, an diesen großen Wettstreit. «Ich muss dafür sorgen, dass mein Körper, meine fleischlichen Begierden, nicht die Oberhand gewinnen; ich muss hart mit mir selber umgehen; ich muss lernen, diszipliniert zu leben». Für die meisten Leute ist das Wort «Disziplin» ein verhasstes Wort. Ja, aber hier geht es nicht bloß um Disziplin um ihrer selbst willen - sie ist um dessentwillen nötig, das auf dem Spiel steht. Und wir können so viel verlieren - Ihr jungen Christen, ihr könnt so viel verlieren, und ihr könnt leicht von der großen Berufung, mit der ihr berufen worden seid, disqualifiziert werden, ihr könnt den großen Siegespreis, den wahren Preis, der euch winkt, verlieren, wenn ihr nicht lernt, diszipliniert zu leben. Behaltet den Körper unter Kontrolle. Ein Christ sollte eine sehr disziplinierte Person sein, mit einem Leben, das wohl geordnet und geregelt ist - da darf nichts lose, flüchtig oder leichtfertig sein. Wir sollten Leute sein, die für eine große Aufgabe gegürtet sind.
Der Christ als HandwerkerUnd schließlich das zweite Kapitel des zweiten Briefes, und der so wohl bekannte 15. Vers: «Befleißige dich, dich selbst Gott als bewährt darzustellen, als Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, der mit dem Wort der Wahrheit richtig umgeht». Die Übersetzung, die wir in der Authorized Version vorfinden - «STUDIERE um dich Gott als bewährt darzustellen... indem du das Wort recht teilst...» hat zu vielen Missverständnissen Anlass gegeben. Viele glaubten, es handle sich um das Bild eines Studenten in seinem Studierzimmer, der das Wort Gottes nimmt und es entzweischneidet und es dann in alle möglichen verschiedenen, wasserdichten Unterteilungen und diespensationellen Sektionen abzulegen. Eine ganze Schule von Dispensationalismus und Ultra-Dispensationalismus ist auf dieses Wort aufgebaut worden, dabei ist das alles falsch. Wir werden irregeführt, wenn dieser Vorstellung aufsitzen.
Das Ganze hat nichts zu tun mit dem Studium und dem Buch. Die Revised Version bringt eine verbesserte Übersetzung: «Befleißige dich, dich selbst Gott als bewährt darzustellen, einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht...». Es trifft zu, dass deine Arbeit mit dem Wort Gottes zu tun hat, doch wird hier nicht das Bild eines Studenten verwendet, sondern von einem Handwerker, und was hinter dem griechischen Ausdruck steckt, ist die Vorstellung eines Steinmetzen. Der Steinmetz hat die genauen Angaben vor sich bezüglich der Steine, die beschnitten und zu einem Gebäude zusammengefügt werden sollen. Und in diesen genauen Angaben, in diesem Bauplan, finden sich alle die Linien, wo die Schnitte angesetzt werden sollen, sehr fein, so dass, wenn diese Steine zusammengesetzt werden, sie genau zusammen passen, sie gehören geradezu zu einanden. Es ist die Arbeit eines Handwerkers. Bei all der Massenproduktion der maschinengefertigten Dingen von heute, so denke ich, gibt es nur wenige Dinge, die besser sind als zu beobachten, wie ein echter Handwerker arbeitet: wirklich einen Handwerker zu finden, einen altmodischen Handwerker, mit seinem ursprünglichen Hand-Werk, nicht dem Werk einer Maschine.
Paulus redet vom Handwerker. Und er sagt: «Nun hast du die genauen Anweisungen bekommen, die für dich im Wort Gottes festgehalten sind. Albere nicht damit herum, spiele nicht damit, betrachte sie nicht als etwas Nebensächliches. Sorge dafür, dass die Wahrheiten des Wortes Gottes genau befolgt werden, dass du ehrlich mit dem Wort Gottes umgehst». Ihr erinnert euch, wie der Apostel im zweiten Korintherbrief den Satz verwendet: «Wir... fälschen auch nicht das Wort Gottes» (2. Kor. 4,2). Unsere Haltung muss die sein: Das Wort Gottes sagt DIES; wir kommen nicht darum herum. Versucht es erst gar nicht, es zu umgehen, und versucht auch nicht, ihm einen Sinn zu unterstellen, den es gar nicht hat, stellt euch vor allem nicht darüber, indem ihr meint, es besser zu wissen, als was es aussagt. Seid absolut ehrlich gegenüber dem Wort Gottes. Das Wort Gottes sagt dies; der Bauplan, die Vorlage, die genaue Anweisung gibt dies als die präzise Linie der Dinge an: Haltet euch an sie. Glaubt nicht, ihr könntet sie verbessern; nehmt sie nicht allzu leicht. Nehmt sie zur Kenntnis.
Der Geist, der Heilige Geist, gab das Wort. Hier, zu Timotheus, spricht der Apostel so: «die ganze Schrift ist durch Inspiration von Gott gegeben, damit sie euch nützt...» für dies und jenes. Der Geist gab das Wort. Wir müssen vom Heiligen Geist an das Wort angeglichen werden, das er selbst gegeben hat. Das bedeutet «das Wort Gottes richtig teilen», oder wie es wörtlich heißt: «damit gerade Linien schneiden». Geht einfach ehrlich damit um! Lasst es für euch das bedeuten, was es wirklich bedeutet, und versucht nicht, es zu umgehen. «Alle Schrift ist durch Inspiration gegeben worden», d.h. durch den Heiligen Geist. Paulus sagte die Dinge nicht einfach aus seinen eigenen Überlegungen heraus, so wie er es für richtig hielt, wie es ihm passte oder eben nicht passte: er sagte das, was schließlich zur Schrift geworden ist. Drückt euch nicht davor. Seid ehrlich. Ihr steht nicht da, um alles zu verlieren. Ihr steht da, um den Segen Gottes zu erlangen. Ja, wir müssen dem Wort Gottes angepasst werdern: nicht weniger als das Wort, aber auch nicht mehr.
Wir haben einige Sinnbilder, einige Metaphern, einige Gleichnisse von einem Christen betrachtet. Sie sind sehr klar, sehr einfach; doch komme ich jetzt auf das zurück, womit ich begonnen habe. Alle zusammengenommen, zeigen sie, dass der Christ eine sehr verantwortungsvolle Person ist, oder, dass er zumindest als solche betrachtet werden sollte; jemand, der zu sich selbst sagen muss: «Ich bin nicht in etwas hineingelangt, das freiwillig ist - mein Vergnügen, mein Leben; nicht in etwas, das nicht sehr viel bedeutet - so als könnte ich sagen: «Ich bin gerettet, ich werde direkt in den Himmel kommen»! Oh nein, es geht um mehr als bloß in den Himmel zu kommen, es geht um mehr als bloß darum, gerettet zu werden. Es sind große Interessen des Herrn, denen gedient werden muss, und dies sind die Leute, die dafür notwendig sind.
Also - «Befleißige dich, nimm teil an den Leiden als ein guter Soldat, bewahre das dir anvertraute Gut, halte dich an die Regel, lerne Disziplin». «Denn so wird euch reichlich der Eingang in das ewige Reich gewährt werden...» (2. Petr. 1,11). Und so sollten auch wir, die Nachfolger von Paulus im Kampf und im Werk, imstande sein, zu sagen, wie er sagte: «Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Von nun an liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag zuerkennen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb gewonnen haben» (2. Tim. 4,7-8). Wir befinden uns im selben Kampf, im selben Wettstreit, in derselben Berufung.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.