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Geistliche Reife

von T. Austin-Sparks

Kapitel 6 - Die Enthüllung Jesu Christi im Herzen

Schriftlesung: Galater 3; 5,13.

Paulus‘ Erkenntnis von Jesus Christus wuchs ständig, aber es war eine umfassende Erkenntnis oder Offenbarung, die ihn sogleich für einen ausgedehnten Zeitabschnitt nach Arabien entführte, damit er sich mit den Konsequenzen auseinandersetzen konnte, und als er zurückkehrte, war es offensichtlich, dass er die die Bedeutung dieser Offenbarung begriffen hatte. Er hatte erkannt, was Jesus in Gottes Gedanken bedeutete. Eines der Dinge, die geschahen, war, dass er aufgrund dieser Offenbarung noch einmal die ganze Geschichte des Volkes durchging, mit dem er durch seine Geburt verbunden war, also die ganze jüdische Geschichte, ebenfalls seine eigene Beziehung zum Judaismus, und er hatte auch sehr deutlich erkannt, dass der Herr Jesus das Zentrum von all dem im Gedanken Gottes war, dass Jesus alle geistlichen Werte in seiner Person vereinigte, und dass der Judaismus als religiöses System sowohl in traditioneller als auch in historischer Hinsicht im Gedanken Gottes keine Gültigkeit mehr hatte, sondern dass vielmehr das, was jetzt an seiner Stelle existierte, Jesus Christus im Himmel war. Alles, was der Judaismus bedeutete, was von geistlichem Wert war, hatte seinen Mittelpunkt nun in einer lebendigen Person. Es bestand nicht mehr in Form eines Systems, einer Tradition, in einer äußeren Ordnung der Dinge, wo alles leblos, unwirksam, unfähig war, das Herz zu befriedigen und das Verlangen des Herzens zu realisieren, nämlich die Befreiung von der Sünde und die Beruhigung des Gewissens. Was Paulus nun erkannt hatte, war, dass all das, worauf der Judaismus hinwies, das zu realisieren oder zu erfüllen er jedoch unfähig war, nun in der auferstandenen Person, in Jesus Christus, zu haben war, und dass er es in ihm hatte.


Freiheit, eine Frucht von Offenbarung

Das ist nur eines, was Paulus sah, aber das hatte eine ungeheure Wirkung auf ihn. Es vollbrachte, was nichts anderes in diesem ganzen Universum hätte zustande bringen können. Es befreite Saulus von Tarsus, den rasenden, vehementen Juden, radikal von seinem Judaismus. Es emanzipierte ihn von diesem ganzen System als einer irdischen Erscheinung, obwohl es einst von Gott zu einem bestimmten Zweck gegeben worden war. Nichts hätte Saulus von Tarsus davon befreien können als eine Offenbarung von Jesus Christus. Es ist stets töricht und gefährlich, Leute zu raten, sie sollten eine bestimmte Sache verlassen, bevor sie eine Offenbarung vom Besseren, weil Vollständigeren, bekommen haben; denn nur eine solche Offenbarung wird die wahre Emanzipation zustande bringen. Das Wort Freiheit und ähnliche Begriffe in diesem Brief ist das, was damit gemeint ist. Es ist die absolute Emanzipation von der Beschränkung, von der Knechtschaft und der Tyrannei eines irdischen religiösen Systems, das ständig sagt: «Du sollst!», und «du sollst nicht! Du musst, und du darfst nicht!», das uns die ganze Zeit unter den Hammer des Gesetzes bringt. Diese Befreiung emanzipiert uns vollständig davon zu einer herrlichen Freiheit, in welcher ihr genau das tut, was ihr möchtet, weil euer Leben völlig in die himmlischen Regionen erhöht wurde.

Wenn wir so sprechen, sollten wir vorsichtig sein, weil es solche gibt, welche die Gnade, die Emanzipation vom Gesetz als Deckmantel benutzen, um die Begierden des Fleisches zu erfüllen. Es gibt viele Leute, die am Tag des Herrn ihren eigenen Vergnügungen frönen, und die damit argumentieren, dass sie ja nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade stünden. Seid vorsichtig, denn Paulus sagt hier: «Denn ihr, Brüder, seid zur Freiheit berufen worden; doch benutzt eure Freiheit nicht als Anlass für das Fleisch». Wenn ihr das tut, dann vernichtet ihr das Werk des Kreuzes des Herrn Jesus, und ihr verletzt das Werk des Heiligen Geistes, und ihr befindet euch dann keineswegs im Bereich der Gnade, wie es hier dargestellt wird. So lasst uns nicht glauben, weil wir nicht unter dem Gesetz des Sabbattages stünden, an dem uns verboten ist, eine ganze Anzahl Dinge zu tun, wir einfach tun könnten, was das Fleisch wünscht; denn hier geht es um den Unterschied zwischen dem Fleisch und dem Geist. Es ist nicht eine neue Knechtschaft, sondern eine neue Freiheit, um die Freiheit einer vollständig neuen Lebenskraft und Lebensrichtung.

Paulus sagt, diese Emanzipation, die Auswirkung jener glorreichen Befreiung, durch die innere Offenbarung von Jesus Christus geschah. Das ist der Ort, wo wir bei unserer geistlichen Reife beginnen. Wir müssen dorthin gelangen. Das bedeutet Ruhe. Leute, die noch immer unter dem Gesetz sind, und sei es auch unter einem christlichen Gesetz, umhegt von «Du sollst» und «Du sollst nicht», sind Leute, die gewöhnlich in ihrer geistlichen Kapazität, in ihrem geistlichen Maß, sehr eingeschränkt sind. Diejenigen, die durch die Offenbarung des Heiligen Geistes wirklich gesehen haben, was Jesus Christus ist, sind befreit worden, und sie sind auf den Weg einer großen geistlichen Kapazität für geistliche Ausweitung gebracht worden. Sie sind zur Ruhe gekommen, und Ruhe ist ein grundlegender Faktor für geistliches Wachstum. Es gibt nichts, das wie Unruhe Wachstum einschränkt und verunmöglicht. Das ist im physischen Bereich ein Gesetz. Wenn ihr im physischen Bereich ohne Ruhe seid, dann macht ihr keinen Fortschritt, ihr wachst nicht, ihr entwickelt euch nicht. Es sind jene sorglosen Leute, welche die großen physischen Proportionen im natürlichen Bereich erreichen. Genauso ist es im geistlichen Bereich hinsichtlich unseres geistlichen Lebens, dass es fortschreitend wächst, sobald grundlegende Ruhe eingekehrt ist. Das Gesetz ist etwas Bedrängendes, etwas Ermüdendes, etwas Einschüchterndes. Was immer das Gesetz ist, sei es jüdisch oder christlich, es ist etwas Irritierendes, denn es sagt: «Du musst dies tun!», und «du darfst das nicht tun!». Der Herr möchte, dass wir davon befreit werden, dass wir nicht als seine Kinder unter dieses Joch der Knechtschaft geraten; vielmehr sollten wir im Genuss unseres Herrn Jesus leben. Wir werden deswegen nicht weniger tun. Wir werden auf diesem Grund nicht davon absehen, Dinge zu tun, die wir jetzt unter Zwang tun. Die Frage des In die Versammlung des Volkes Gottes Gehens mag uns hier als Illustration dienen. Ihr könnt auf gesetzliche Weise gehen, oder ihr könnt in Freiheit gehen. Ihr könnt gehen, weil man es von euch erwartet, weil die Leute sich wundern werden, wenn ihr nicht da seid, und weil der Herr traurig wäre, wenn ihr nicht hingeht. Diese Art von Nötigung ist gesetzlich, und der Herr möchte nicht, wenn ihr es nur wüsstet, dass ihr euch überhaupt auf dieser Grundlage versammelt. Ihr werdet nicht viel gewinnen, wenn ihr es tut. Es wird alles zu einer großen Last, und ihr wünschtet, es gäbe nicht so viele Versammlungen. Wenn ihr jedoch im Genuss des Herrn Jesus lebt, werdet ihr nicht weniger Versammlungen ansetzen; ihr werdet dort sein, und werdet im Leben dort sein, ihr werdet es genießen; ihr werdet mit Gewinn dort sein, ihr werdet es richtig gut finden. Das ist Freiheit.

Ich nehme das bloß als Beispiel, als Illustration. Es gilt auch für alles andere. Wenn ihr wirklich im Genuss des Herrn lebt, wird niemand zu euch sagen müssen: «Du darfst das nicht tun!» Und wenn sie es dennoch täten, würdest du ihnen entgegenhalten: «Das will ich gar nicht, ich habe kein Interesse daran, ich habe etwas Besseres!» Freiheit ist die Überlegenheit des Herrn Jesus, der unendliche Bereich, in den wir gelangt sind, der größere, der himmlische, der viel herrlichere Bereich, und wir sind aus allem anderen heraus.

Das ist genau das, was dem Apostel Paulus passiert ist bei dieser großen Sache der Befreiung vom Judaismus. Er sah, was jene Judaisierer taten, dass diejenigen, die durch seine Vermittlung zu Christus geführt worden waren, ganz einfach aus jenem glorreichen Bereich der Freiheit und Fülle in Christus heruntergezerrt wurden, zurück auf die gesetzliche Basis, dass die Judaisierer das ganze Werk zunichte machten, das Christus zu ihrer Emanzipation vollbracht hatte. Im Grunde genommen beseitigten sie Christus. So bringt Paulus Christus wieder voll ins Blickfeld und macht dies zum entscheidenden Punkt - und es ist etwas Ungeheures, es ist die alte Angelegenheit, es ist die ständige Angelegenheit - Christus oder das Gesetz, Christus oder der Judaismus, Christus oder eine bloß traditionelle, historische Religion; die lebendige Person oder das System.

Nun, sagt er, ich wurde von all diesen Lasten befreit, und nichts als die Offenbarung von Jesus Christus hätte mich befreien können. Dann fährt er fort, in diesem Brief von seinem Leben in der jüdischen Religion zu sprechen. Er übertraf alle Gleichaltrigen an Eifer, er war außerordentlich eifrig. Er war völlig dem Judaismus ergeben, und er hätte alles für dieses System getan. Nichts hätte ihn davon abbringen können, aber dann sah er Jesus Christus. Gott offenbarte seinen Sohn in ihm, und das brachte die Dinge ins Rollen.

Vielleicht trifft das auf viele von uns nicht zu, doch möchte ich, dass ihr das Prinzip erkennt. Vielleicht müsst ihr nicht von irgend etwas wi Judaismus oder Gesetzlichkeit emanzipiert werden, doch das Prinzip ist dies, dass es für jede Zunahme, für jeden Fortschritt, für jede Erweiterung, für jedes Wachstum, für jede Reifung wesentlich ist, dass im Herzen eine fortwährende Enthüllung Jesu Christi stattfindet, und wir, ihr und ich, werden nie an ein Ende dieser Enthüllung kommen. Es ist für einige von uns möglich, in Wahrheit zu sagen, dass wir in diesem Jahr mehr von der Bedeutung von Jesus Christus gesehen haben als in allen vorausgegangenen Jahren unseres Lebens. Könnt ihr das sagen? Es ist das Gesegnetste und Wunderbarste, erkennen zu können, dass im Innern eine wachsende Offenbarung von Jesus Christus vor sich geht; ihr seht mehr und mehr von ihm von Gottes Standpunkt aus, und, indem das so ist, kommt auch diese Zunahme des Herrn Jesus Christus, diese Zunahme, auf die dieser Brief gegen sein Ende hin zusteuert, die Frucht des Geistes, nämlich die Liebe. Eine Zunahme der Offenbarung von Jesus Christus im Herzen ist auch eine Zunahme der Liebe des Herrn Jesus, der Frucht des Geistes. Ihr werdet euch bewusst, dass euer Herz immer mehr unter das Drängen seiner Liebe gerät, und dass die Lieblosigkeit seiner Liebe unterworfen wird. Es gibt heute mehr Freude im Herrn Jesus als je zuvor, weil ihr heute mehr von dem seht, was er ist. Es ist praktisch. Das ist geistliches Wachstum: «Es gefiel Gott wohl .... seinen Sohn in mir zu offenbaren».


Die Beziehung der Offenbarung zum Abfall

Lasst uns, wenn wir weitergehen, den Nachdruck auf dieses Prinzip legen, auf die Notwendigkeit, dass jeder von uns eine persönliche und individuelle Offenbarung des lebendigen Christus durch den Heiligen Geist in unserem Herzen haben sollte. Wenn wir das nicht haben, dann werden wir zur Beute von irgend etwas, das da daher kommt. Diese Galater waren eine Beute der Judaisierer geworden, und ich sehe so viele vom Volk Gottes, die irgend einer Lehre, irgend einer Theorie, irgend etwas zur Beute geworden sind, das völlig nebensächlich ist. Ob es Wahrheit ist oder nicht ist nicht der springende Punkt, aber die Leute werden durch den Universalismus (Allversöhnung) oder z.B. den Britischen Israelitismus weggeführt, und werden völlig von diesen Dingen eingenommen. In einigen dieser Dinge findet sich überhaupt keine Wahrheit; in den meisten jedoch ist genügend Wahrheit enthalten, um sie zu einer konkreten Verführung werden zu lassen. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass sie vollständig wahr sind, geht es darum: Führen sie direkt auf Gottes Ziel zu, oder sind sie etwas irgendwo in einer Ecke, durch das wir daran gehindert werden, das Ziel zu erreichen? Diese Galater wurden von einer nebensächlichen Theorie, von einer Lehre eingeschlossen, und sie gingen nicht mehr weiter auf Gottes Ziel zu.

Wie war es soweit gekommen? Eine Antwort, die häufiger als nicht zutrifft, ist die, dass sie in einen niedrigen geistlichen Zustand gerieten. Es gab kein fortgesetztes, inneres, lebendiges Sehen des Herrn Jesus. Am Anfang hatte sie das Christentum erfasst, aber Christus wurde nicht in dem Sinne in ihnen geformt, dass er Gestalt annahm, und weil sie sich in einer solchen Position befanden, wo Christus nicht geformt war, keine deutliche Gestalt angenommen hatte, im Geist nicht klar definiert und wahrgenommen, kamen diese anderen Dinge daher und nahmen sie gefangen, brachten sie vom Wege ab, und nun befinden sie sich in diesen kleinen Nebeninteressen, und ihr könnt sie nicht mehr erreichen. Denn diese besondere Sache ist für sie alles, und sie hat sie von Gottes vollem Vorsatz ferngehalten.

Die Offenbarung muss fortgesetzt und progressiv sein

Es ist so nötig, dass es diese fortgesetzte, lebendige Enthüllung von Christus im Herzen gibt, wenn wir Gottes volles Ziel erreichen wollen.

Paulus kam bereits am Anfang zu dieser Offenbarung. Etwas etwas Anfängliches, aber ebenso richtungweisende, ständige Offenbarung. Sie war die Grundlage für die Richtung, die sein Leben einschlagen würde. «Als es Gott wohlgefiel... seinen Sohn in mir zu offenbaren... ging ich sogleich nicht mit Fleisch und Blut zu Rate, zog auch nicht nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren...». Warum tat er das nicht? Hätte er ein System der Lehre angenommen, dann wäre er hingegangen und hätte es mit anderen Leuten diskutiert, die daran interessiert waren, und die sich selber in diesem Lehrsystem befanden, denn sie wollten sehen, ob er das auch richtig erfasst hatte. Er hätte die Notizen mit den ihren verglichen und hätte gesagt: «Nun, seht, ich habe diese Lehre angenommen; ihr seid daran interessiert, und ich möchte wissen, ob ich diese Lehre auch richtig verstanden habe». Bedeutet es das? Dann hätte er in der Tat Fleisch und Blut zu Rate gezogen. Er hätte die in dieser Angelegenheit die Autoritäten im Hauptquartier aufgesucht. Aber so war es nicht. «Ich zog nicht Fleisch und Blut zu Rate, ich ging auch nicht nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren...». Wenn ihr diesen Brief durchgeht, werdet ihr feststellen, dass es sich hier nicht um eine falsche Art von Unabhängigkeit handelt, sondern um die echte Bewegung einer persönlichen Erkenntnis des Herrn Jesus. Das war sein ganzes Leben hindurch richtungweisend. Er sagt, er sei aufgrund einer Offenbarung von Jesus Christus hinaufgezogen; er hatte eine Offenbarung von Jesus Christus empfangen, die seine Bewegungen bestimmte. Und beachtet: Es war nicht eine Offenbarung, welche die Form eines Diktates annahm: Paulus, geht hierhin, geh dorthin, gehe irgend woanders hin. Es war die Offenbarung einer Person.

Vielleicht fällt es euch schwer, dies zu verstehen, doch wenn der Herr Jesus unser Verständnis für diese Sache öffnen könnte, würden wir sehen, dass alle Bewegungen des Geistes Gottes in gewisser Weise an die Person des Herrn Jesus gebunden sind. Sie sind irgendwie ein Ausdruck Christi. Er führt sein Tun, sein Reden weiter, er fährt mit seinem Werk bis ans Ende dieser Heilszeit fort. Er hat das Feld nicht verlassen, er hat die Bühne seiner Aktivitäten nicht verlassen und sich zurückgezogen und es uns überlassen, damit fortzufahren; er geht weiter. Er ist der Haupt-Mitarbeiter, derjenige, der alles in der Hand hat. Doch was er in seinen Händen hält, ist nicht eine Menge von Dingen, die er vollbringt, es ist auf irgend eine Weise ein Ausdruck seiner selbst. Der Herr Jesus legt sich selbst in die Dinge hinein, und er bringt die Dinge in Verbindung mit sich selbst. Ihr blickt auf das Ziel Gottes, und ihr stellt fest, dass allgemein gesehen Jesus Christus auf eine geistliche Weise zum Ausdruck gebracht werden soll. Was er ist, wir zu irgend einem zukünftigen Zeitpunkt das ganze Universum erfüllen, und ihr müsst wissen, was der Herr Jesus ist, um Führung in euer Leben zu bekommen. Ihr müsst durch das beherrscht werden, was er ist; ihr braucht eine Offenbarung von ihm.

Wir können die Stiftshütte in der Wüste als Beispiel nehmen. Diese Stiftshütte ist typologisch gesehen ein umfassender Ausdruck des Herrn Jesus Christus, und wenn wir sie von irgend einem Gesichtspunkt aus betrachten, ob hinsichtlich ihrer Konstitution oder ihrer Wirksamkeit, so sehen wir etwas vom Herrn Jesus Christus. Wenn wir eine Nadel aus der Stiftshütte ansehen, sehen wir etwas von ihm zum Ausdruck gebracht. So wird die Stiftshütte zu einem großen geistlichen System, und das ist ganz einfach Christus. Christus ist nicht nur eine Person, Christus ist im Grunde seiner Auswirkung nach ein großes himmlisches, geistliches System. Wenn wir in Christus hineingelangen, kommen wir in eine himmlische Ordnung hinein. Dabei handelt es sich nicht um ein Handbuch voller Instruktionen, sondern um eine lebendige Person. Wenn der Herr Jesus uns, euch und mich, wirklich in den Griff bekommt, so dass wir uns durch den Heiligen Geist bewegen, dann werden einerseits alle unsere Bewegungen in gewisser Weise ein Ausdruck von Christus sein, und andererseits dies, dass die Dinge mit Christus in Verbindung gebracht werden, so dass Christus in ihnen Gestalt gewinnt. Die Frage lautet nicht: Soll ich dahin gehen? Soll ich dorthin gehen? Soll ich dies oder jenes tun? Die Frage lautet vielmehr: Wird sich dadurch Christus auf irgend eine Weise zum Ausdruck bringen? Dann gehe ich und bin sein Werkzeug, sein Gefäß. Es ist eine Frage der Person, nicht dessen, dass eine Menge von Dingen getan werden sollen.

Diese Sache ist sehr schwierig zu erklären, doch Paulus macht es sehr klar, dass sein Leben von einer Offenbarung von Jesus Christus beherrscht wird. Er zog aufgrund einer Offenbarung von Jesus Christus hinauf. Er erkannte in seinem Geist, dass Christus sich in einer bestimmten Richtung bewegte, zu einem bestimmten Zweck. Das wurde ihm geoffenbart, und so bewegte er sich durch den Geist, denn es ging um die Bewegung Christi selbst. So soll unser Leben beherrscht werden. Unser Gebet sollte nicht lauten: Herr, soll ich dies oder jenes tun? Soll ich hierhin oder dorthin gehen? Unser Gebet sollte vielmehr lauten: Herr, gehst du dorthin? Wirst du dies oder jenes tun? Möchtest du, dass ich für deinen Zweck hier oder dort bin? Alles bezieht sich auf eine lebendige Person. Anders baut ihr ein großes System von Aktivitäten auf, von denen wir natürlich sagen, sie geschähen für Christus, statt dass es das direkte, reine Werk Christi ist. Es steckt ein echter Wert und eine echte Bedeutung darin. Es ist ein beherrschender Faktor. Was im Leben des Apostel am Anfang stand, erwies sich als fortgesetzt; das heißt, sein ganzes Leben, von Anfang bis Ende, war von einer Offenbarung von Jesus Christus beherrscht und in Gang gebracht.

Die Position einer vollständigen Abhängigkeit

Alles lief darauf hinaus, dass Christus für ihn alles geworden war. Es war nicht eine neue Religion, und es war auch kein neues Lebenswerk. Es war keine neue Aufgabe auf dieser Erde. Wenn ihr noch nicht dahin gelangt seid, werdet ihr, wenn ihr mit dem Herrn lange genug weitergegangen seid, an einen Punkt kommen, da ihr keine Lebensaufgabe und kein Lebenswerk mehr möchtet, oder irgend eine andere Aufgabe. Ihr werdet an den Punkt einer solch äußersten Schwachheit, Abhängigkeit, Hilflosigkeit und Selbstentleerung kommen, dass eure ganze Haltung nur noch die sein wird: O Herr, rette mich davor, irgend etwas zu versuchen, es sei denn, du würdest es tun. Herr, wenn nicht du es bist, der diese Sache tut, dann halte mich in deiner Barmherzigkeit davon ab, mein Hand daran zu legen. Paulus machte sich nicht zu einem neuen Unternehmen auf; Paulus war an die Person Jesu Christi gebunden, und er sagt: «das Leben, das ich jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, nämlich im Glauben an den Sohn Gottes». Christus und sein Leben setzen den Apostel in Gang. Es ist Christi Mission, Christi Werk, nicht seins. Es geht um das, was der Herr tut, nicht um das, was er für den Herrn tut. Das ist es, was es bedeutet: dass Christus alles wird. Dazu haben wir kein anderes Leben als dasjenige von Christus, keine andere Kraft, keine Weisheit, keine Erkenntnis; wir haben, abgesehen von Christus, nichts, nicht einmal die Fähigkeit, zu leben, nicht zu reden von der Fähigkeit, irgend etwas zu tun; alle natürlichen Energien und Ressourcen sind durch die souveräne Tat des Herrn reduziert worden, so dass es nicht mehr ich heißt, sondern Christus, der lebt und handelt.

Das stellt eine Position dar, die uns natürlicherweise schmerzt, sogar außerordentlich schmerzt. Obwohl wir manchmal ein einen Punkt kommen mögen, da wir zum Herrn sagen: «Gut, Herr, wir sind bereit, Krankheit, Schwachheit und Schmerz auf uns zu nehmen, wenn dadurch nur ein Hintergrund für deine übermäßige Kraft hergestellt wird», so sagen wir dann doch im gleichen Atemzug: «wenn es möglich ist, befreie uns von unserer Krankheit». Es gibt immer ein Zurückschlagen von dieser Aussage. Hier ist also der Mann, den wir als persönliche Darstellung der Wahrheit nehmen, die durch ihn erst aufgetreten ist. Wenn es je einen Mann gegeben hat, der im Licht von Gottes vollem Vorsatz in dieser Heilszeit gestanden ist, dann war dies der Apostel Paulus. Hier ist er, und er sagt sehr viel über seine Krankheit, seine Schwachheit aus, die in seinem Fleisch steckte. Er sagt den Galatern, dass sie ihn trotz der Krankheit und Schwachheit in seinem Fleisch nicht verachtet hätten; im Gegenteil, sie hätten sogar für ihn ihre Augen ausgerissen, hätten sie dies tun können; was zeigt, in welcher Richtung seine Krankheit lag, etwas, das ihn verachtenswert erscheinen ließ. Ich denke, es gibt eine sehr starke Ähnlichkeit zwischen dieser Aussage und derjenigen in 2. Korinther 12: «Es wurde mir ein Dorn im Fleisch gegeben, ein Sendbote Satans, um mich zu schlagen...». Er sagt, dieser sei ihm gegeben worden, damit er sich nicht über die Maßen erhöbe. Hier haben wir eine Aussage, dass sie die Krankheit, die Prüfung, die Versuchung, die in seinem Fleische war, nicht verachteten. Gegen Ende seines Briefes sagte er: «Seht, mit welch großen Buchstaben ich euch eigenhändig schreibe». Nun, das alles ist der menschliche Hintergrund für dieses Werk, die Heiligen zur Reife zu bringen.

Die Reife verlangt, dass eine ständige Verminderung des menschlichen Elementes, des natürlichen Elementes des Fleisches, unserer eigenen Kraft, unserer eigenen Weisheit, unserer eigenen Kompetenz, unserer Selbstsicherheit stattfindet. Wir müssen zur Strecke gebracht werden, so dass wir zu Gott schreien: «Lass nicht zu, dass wir in die Dinge hineingeraten, es sei denn, du selbst wirst sie tun». Wenn ihr dahin kommt, seid ihr auf dem Wege, ein Gefäß zu werden, das die Reifung der Heiligen bewirkt. Es ist so: Je mehr von uns vorhanden ist, desto weniger von Christus wird durch uns für andere vorhanden sein; je weniger von uns vorhanden ist, desto mehr von Christus ist durch uns da für andere. Das ist der Weg der Reife. Das ist gemeint mit der Offenbarung von Jesus Christus.

Welches ist die Natur unserer Offenbarung von Jesus Christus? Wir haben ihn als unsere Kraft in Schwachheit erfunden; wir haben ihn erfunden als unser Leben im Tod; wir haben ihn erfunden als unsere Weisheit in Schwierigkeiten, in Problemen, in mentalen Niederlagen; wir haben ihn als unsere Ruhe in Schwierigkeiten, unsere Freude im Kummer erfunden. Wir haben ihn gefunden. Es ist die Offenbarung von Jesus Christus an uns durch den Heiligen Geist. Das ist der Weg des Wachstums. Das ist der Weg eines Dienstes des Wachstums. Das ist Emanzipation, das ist Freiheit, das ist Lebensvereinigung mit der lebendigen Person durch die Offenbarung des Heiligen Geistes. Paulus zeigt uns, dass es noch eine ganze Menge anderer Dinge gibt, die aus dieser Offenbarung hervorgehen. Es gibt die Befreiung vom Fleisch entlang dieser Linie. Ihr erinnert euch, wie er - es wird am Ende von Kapitel 7 seines Briefes an die Römer berichtet - ausrief: «Ich elender Mensch; wer wird mich retten vom Leibe dieses Todes?» Die Befreiung kommt durch unseren Herrn Jesus Christus: «Ich danke Gott, durch Jesus Christus, unseren Herrn». Nun sagt Paulus zu diesen Galatern: «Diejenigen, die zu Christus gehören, haben ihr Fleisch gekreuzigt, samt seinen Lüsten und Begierden»; sie sind vom Fleisch befreit durch eine Offenbarung von Jesus Christus. «Ich danke Gott...»; ich sehe den Ausweg; es geschieht durch Jesus Christus. Er setzt dies dem Gesetz entgegen. Wie konnten sie unter dem Gesetz nur hoffen, vom Fleisch befreit zu werden? Durch alle möglichen Riten, Zeremonien und Formen, durch religiöse Praktiken und Observanzen, durch die «du sollst», und «du sollst nicht»; und doch kam die Befreiung nie. Wenn der Heilige Geist den Herrn Jesus offenbart, dann kommt die Befreiung. Es gibt kein geistliches Wachstum und keine Fülle, es sei denn, es gibt Befreiung von der Knechtschaft und Tyrannei des Fleisches.

Nun, das benötigt sehr viel mehr Zeit, als wir dieser Sache im Augenblick widmen können, aber wir haben schon so oft gesagt, dass, wenn wir den Herrn Jesus wirklich sehen, den einen, in welchem die ganze Frage der Sünde ausgefochten und endgültig erledigt wurde, und in dem die Kraft des Fleisches vollständig durch die Kraft des Heiligen Geistes überwunden wurde; und wenn wir ihn sehen wegen des vollen, vollständigen Triumphs, der in ihm über das Fleisch stattgefunden hat durch den Geist zu Gottes Rechten, es dann eine Tugend gibt, die dort für uns als Sieg über das Fleisch existiert. Wir versammeln uns rund um den Tisch des Herrn und essen und trinken von den Symbolen seines Leibes und seines Blutes. Was bedeutet das? Es ist ein Akt des Glaubens, in dem wir ihn als unser Leben hier unten empfangen. Dieses Blut ist das unverderbliche Leben des Herrn Jesus, sündlos, todlos. Es ist für mich hier unten, bis mein Werk vollbracht ist, um mich mitten unter diesen Bedingungen zu erhalten. Es gibt einen lebendigen Herrn, der mir dient, der mich erhält gegen alle Wirkungen der Krankheit, bis Gott mit seinem Gefäß ans Ende gelangt ist. Es gibt etwas in Jesus Christus für unsere Befreiung hier und jetzt von den Wirkungen der ganzen alten Schöpfung.

Lasst uns auf dem Grund seiner siegreichen Menschheit beten, und lass uns auf der Basis seinere glorreichen Menschheit leben; er ist für uns dort. Alles, was er in der Herrlichkeit ist, wird jetzt durch den Heiligen Geist uns vermittelt. Durch Offenbarung von Jesus Christus werden wir vom Gesetz, vom Fleisch, ja von allem befreit. Auch wenn ihr das nicht versteht, so ist es doch wichtig und wertvoll. Bittet den Herrn, dass er es zu seiner Ehre so machen möge.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.