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Die Heilige Stadt - das Neue Jerusalem

von T. Austin-Sparks

Kapitel 9 - Göttliches Leben

«Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in der Mitte des Paradieses Gottes ist» (Offenb. 2,7).

«Und er zeigte mir einen reinen Strom vom Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der ausging vom Thron Gottes und des Lammes... In der Mitte zwischen ihrer Straße und dem Strom, von dieser und von jener Seite aus, war der Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt... Glückselig sind, die seine Gebote tun, damit sie Anrecht haben an dem Baum des Lebens... und wenn jemand etwas weg nimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott weg nehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt» (Offenb. 22,1.2.14.19).

Der Platz des Baumes des Lebens

Mit diesem letzten Kapitel der Bibel werden wir wieder zurück gebracht zum Anfang der Bibel, und wir befinden uns in der Gegenwart des Baumes des Lebens. In diesem Zusammenhang stellt sich heraus, dass das Ende von allem dem Anfang entspricht, aber mit einem Unterschied natürlich: das Ende ist die volle Verwirklichung von der Bedeutung des Anfangs. In dieser Form eines symbolischen Baumes des Lebens befinden wir uns offensichtlich in der Gegenwart des Hauptgegenstandes der Zeitalter - alle Zeitalter sind von diesem einen Gegenstand umgeben. Wenn Jesus sich hier am Ende «das Alpha und das Omega, ... der Anfang und das Ende» nennt (V. 13), bezog er sich auf sich selbst als dem Baum des Lebens. Der Baum des Lebens ist das erste, und er ist auch das letzte.

Doch obwohl der Baum des Lebens am Anfang dort war, in der Mitte des Gartens, nahm der Mensch nie daran teil. Die Teilnahme an diesem Baum war an bestimmte Bedingungen geknüpft. Diese Bedingungen waren Glaube und Gehorsam, und weil der Mensch bezüglich dieser Bedingungen versagte, weil der Mensch Gott misstraute und ihm ungehorsam war, wurde er aus der Gegenwart des Baumes des Lebens verbannt. Dann stellte Gott einen Schutz auf für diesen Baum, und machte es dem Menschen unmöglich, ohne Glauben und gehorsam daran teilzunehmen.

Natürlich werden hier geistliche Prinzipien auf symbolische Weise dargestellt. Diese Frage des göttlichen Lebens ist die alles überragende Frage in der ganzen Geschichte. Sie ist der Gegenstand aller Zeitalter - ob der Mensch dieses göttliche Leben empfangen wird oder nicht. Das ewige Schicksal des Menschen entscheidet sich an dieser Frage. Das war Gottes höchster Vorsatz mit der Schöpfung. Dieses Leben ist das Leben Gottes, göttliches Leben wegen der göttlichen Natur, und es war Gottes Verlangen und Vorsatz, sein Leben mit seiner Schöpfung zu teilen.

Der symbolische Platz, den dieser Baum hatte, ist sehr bedeutsam. Er stand in der Mitte des Paradieses Gottes. Diese Frage des göttlichen Liebens liegt direkt im Zentrum der Schöpfung, und, da sie den zentralen Platz in allem hat, beherrscht sie auch alles.

Geistlicher Tod

Dieses Leben war dem Menschen zugänglich. Es war Gottes Gedanke und Wunsch, dass der Mensch dieses göttliche Leben entgegennehmen möchte, doch, wie wir gesagt haben, war dies nur unter der Bedingung von Glaube und Gehorsam möglich, und so erhielt der Mensch nie Anteil an diesem göttlichen Leben, weil er genau in diesen beiden Dingen versagte. Darum sagte Gott sehr eindrucksvoll: «Diese Art von Mensch soll nie mein göttliches Leben teilen», und so regierte der Tod und der Fürst des Todes über diesen Bereich und über diese Art von Mensch. Was die Bibel mit Tod meint, herrscht über die ganze Schöpfung des ungläubigen Menschen. Ungehorsam ist das konkrete Erscheinungsbild des Unglaubens. Wenn der Mensch sagt, er glaube, sagt Gott: «Beweise dies durch Gehorsam!» Geistlicher Tod ist das Erkennungszeichen von Unglauben und Ungehorsam.

Und wenn ihr wissen möchtet, was geistlicher Tod ist, macht es die Bibel sehr deutlich: Es ist Trennung von Gott. Gott ist die Quelle dieses Lebens, und Trennung von Gott bedeutet die Trennung von dieser Quelle des Lebens.

Doch das ist noch keine ausreichende Erklärung. Welches ist die Wirkung von geistlichem Tod? Es ist dies, dass nichts je erlaubt wird, unabhängig von Gott zur Vollendung zu gelangen. Es wird so und so weit kommen, aber nicht weiter. Auf unseren Friedhöfen in England werden Steine über den Gräbern errichtet, und viele dieser Grabsteine haben die Form einer Säule, die nur eine bestimmte Größe hat und dann abgebrochen ist. Damit wird zum Ausdruck gebracht: Dieses Leben ist gerade so weit gekommen und nicht weiter. Leben unabhängig von Gott kann nie zur Fülle gelangen.

Einst gab es einen berühmten Atheisten, der glaube, eine Menge zu wissen. Er rühmte sich seiner großartigen philosophischen Erkenntnis und machte sich einen großen Namen als «Freidenker», wie man sie nennt. Dann jedoch kam der Tag, an dem er sterben sollte, und auf seinem Totenbett befand er sich in einem Zustand geistiger Qual. Seine letzten Worte waren: «Ich mache einen fürchterlichen Sprung ins Funkle!» Es spielt keine Rolle, wie viel wir in diesem Leben gewinnen. Wenn es losgelöst ist von Gott, dann bleibt das alles zurück. Nichts kann zur Vollendung gelangen, das von Gott getrennt ist, und das ist das Kennzeichen des geistlichen Todes.

Das Schlachtfeld der Zeitalter

Weil Glaube und Gehorsam der Weg aus dem Tod hinaus sind, war diese Angelegenheit das Schlachtfeld aller Zeitalter. Es gibt keinen größeren Konfliktgrund als den Grund des Glaubens, und diese Frage gelangte mit der Inkarnation des Sohnes Gottes an ihren Höhepunkt. Da der ganze Vorsatz Gottes im Fleisch seines Sohnes offenbar wurde, musste diese Frage aufgegriffen und ein für allemal gelöst werden. «Ein letzter Adam kam, um zu kämpfen und zu erretten».

Die ganze Sache wurde zu einer Frage des Glaubens an den Sohn Gottes, und für ihn eines Lebens des Gehorsams. Das ist der Weg des ewigen Lebens. Nun seht ihr, dass der Baum nicht einfach ein Baum ist, er ist eine Person, und diese Person ist Jesus Christus, der Sohn Gottes. Wir haben betrachtet, wie dieses neue Jerusalem aus dem Himmel herabkam, und wir haben gesehen, wie seine vielen Gesichtspunkte die Gesichtspunkte von Jesus Christus sind. Was wir nun, da wir uns dem Ende nähern, sehen müssen, ist dies, dass alle Gesichtspunkte der Stadt zusammen gefasst werden im Baum und im Strom des Lebens. Alles, wofür diese Stadt steht, finden wir in diesen letzten Dingen, im Baum und im Strom, und es ist der Baum des Lebens und der Strom des Wassers des Lebens.

Die praktische Natur des göttlichen Lebens

Ich möchte hier mit Nachdruck sagen, dass das Leben etwas sehr Praktisches ist. Das trifft schon auf das natürliche Leben zu. Wir wissen, was für eine gewaltige Sache es doch ist, um das Leben eines Menschen zu kämpfen. Alle weitläufigen Ressourcen medizinischer Versorgung chirurgischer Behandlung konzentrieren sich auf diese eine Frage, und der große Bereich der Aktivität konzentriert sich darauf - auf das Leben. Alles und jedes wird unternommen, um Leben zu retten. Es mag bloß ein kleines Leben in einem armen Körper sein, doch werden alle Ressourcen medizinischer Wissenschaft und Pflege angewandt, nur um dieses bisschen Leben zu retten. Welch großer Aufwand ist mit dieser Frage des Lebens verbunden! Wenn dieses Leben vorbei ist, hört die ganze Aktivität und Energie und Fürsorge auf.

Diese Sache des Lebens kann uns sehr beschäftigen. Ich nehme an, die meisten von euch haben von dem großen Missionar David Livingstone gehört, und vor einigen Jahren hatte ich Verbindung zu einer großen Bewegung zur Feier seines hundertsten Geburtstages. Ihr müsst wissen, dass wir ein ganzes Jahr lang damit beschäftigt waren, beinahe Tag und Nacht, alle Vorbereitungen zu treffen. Wir wählten den größten Saal in London, brachten der Erzbischof von Canterbury dazu, uns zu versprechen, dass er der Sache vorstehen werde; wir hatten sogar ein spezielles Oratorium komponiert und besondere Biographie von David Livingstone geschrieben. Ich kann euch sagen, wir mussten hart arbeiten! Eines Tages sagte der Mann, mit dem ich zusammen arbeitete, zu mir: «Der alte David Livingstone ist noch nicht tot! Noch immer klopft er mit seiner Vitalität alles aus uns heraus!»

Nun, ihr seht, das Leben ist etwas sehr Praktisches. Auch Elektrizität ist etwas sehr Praktisches. Ihr habt nicht nötig, dass ich euch das demonstriere! Wenn ihr einen Beweis dafür wollt, dann schraubt einfach die Lampe ab, dreht den Schalter an und legt euren Daumen auf den Punkt. Wenn ihr das mit der Lampe da drüben macht, würdet ihr im nächsten Augenblick in einer andern Ecke sitzen und würdet bestimmt an den praktischen Aspekt der Elektrizität glauben!

Nun, das alles bringt uns nur zu unserem Punkt. Wenn all das auf das natürliche Leben zutrifft, wie viel mehr muss es auch auf das göttliche Leben zutreffen! Das göttliche Leben ist auf eine immense Weise praktisch. Es ist nicht bloß etwas, das wir empfangen; es ist eine Kraft in uns. Der Apostel Paulus sagte eines seiner großen Dinge darüber: «Dem aber, der imstande ist, über alle Maßen mehr zu tun als wir bitten oder denken können, gemäß der Kraft, die in uns wirkt» (Eph. 3,20) - «mehr»... «über alle Maßen mehr»... «über alle Maßen mehr als»... «über alle Maßen mehr als alles... gemäß der Kraft, die in uns wirkt». Es ist die Kraft dieses göttlichen Lebens durch den Heiligen Geist.


Die Begrenzung des göttlichen Lebens

Nun haben wir gesehen, dass diese Stadt in jedem ihrer Teile ein Ausdruck der göttlich Natur ist, und dass sie in der Person von Jesus Christus zu uns herab gebracht wurde. Wenn es irgend etwas gibt, das der göttlichen Natur widerspricht, dann ist es Tod, und nicht Leben. Ruft euch einige Gesichtspunkte dieser Stadt in Erinnerung.

Wir sagten, sie sei klar wie kristall. Ihr könnt direkt durch sie hinduch sehen - es gibt nichts Trübes. Es heißt, sie sei wie durchsichtiges Gold. Das ist bloß ein Symbolismus für absolute Ehrlichkeit, absolute Wahrheit, und absolute Reinheit der Gesinnung, und wo es irgend etwas gibt, das nicht absolut ehrlich, wahr und transparent ist, da gibt es auch kein Leben. Wolltet ihr versuchen, mich oder sonst jemand zu täuschen, oder wollte ich versuchen, euch zu täuschen, dann würde dies das göttliche Leben in uns ernsthaft einschränken. Wenn wir als Christen in unserem Geschäft nicht absolut ehrlich sind, arbeiten wir gegen das Leben Gottes in uns. Wenn unser Christentum nur ein Bekenntnis, aber keine Realität ist, dann ist kein Leben darin. Ich glaube nicht, dass ich das noch weiter ausführen muss. Dieser Ort, wo Gott ist, ist vollständig frei von allem, was dunkel und unehrlich ist. Es gibt verschiedene Dinge in der Bibel, von denen gesagt wird, sie seien ein Greuel für Gott. Wir haben schon aufgezeigt, dass z.B. die Lüge ein Greuel sei für ihn, und die Bibel sagt, dass auch Stolz ein solcher Greuel ist. Es heißt: «Den Stolzen erkennt er (Gott) von Ferne» (Ps. 138,6). Stolz kann sich Gott nicht nahen. Was ist Stolz? Es ist dies, etwas vorzugeben, das nicht stimmt.

Wir wollen noch einen anderen Punkt in Bezug auf diese Stadt anschauen. Eine Stadt ist, ideal gesehen, ein Symbol für Ordnung. In einer echten Stadt ist alles in seiner richtigen Ordnung. Gott ist ein Gott der Ordnung. Unordnung ist gegen seine Natur. Ob es sich um das persönliche Leben handelt, oder um das Haus, oder um die Gemeinde oder was auch immer, Unordnung ist stets gegen die Natur Gottes. Unordnung ist Gesetzlosigkeit, und alle Gesetzlosigkeit kommt von Satan. Satan wird «Fürst dieser Welt» genannt (Joh. 14,30). Nun, seht euch die Welt an! Es gibt nur ein Wort, das die Weltsituation erklärt, und das ist CHAOS. Mehr und mehr und immer noch mehr Chaos kommt über diese Welt. Der Fürst dieser Welt richtet überall in seiner Welt Unordnung an. Im Bereich des göttlichen Lebens sind die Dinge schön geordnet, wenn dieses Leben seinen Weg haben kann, denn es ist das göttliche Leben, das Ordnung in euer persönliches Leben bringt. Wenn ich ein unordentliches Leben sehe, ein Leben, in dem ihr keine echte Ordnung ausmachen könnt, dann muss ich sagen: «Das göttliche Leben leidet in dieser Person». Wenn in einer Gemeinschaft des Volkes Gottes Unordnung herrscht, wissen wir sehr wohl, dass das Leben eingeschränkt ist. Wir müssen dann sagen: «Wenn ich dorthin gehe und mich unter dieses Volk mische, dann fühle ich mich in meinem Leben nicht erneuert, wenn ich zurück komme». Wenn die Dinge in der göttlichen Ordnung sind, dann fühlt ihr das Leben immer.


Die Fruchtbarkeit des göttlichen Lebens

Nur noch zwei andere Dinge über dieses Leben. Göttliches Leben ist stets fruchtbar. Seht ihr, dieser Baum war am Ufer des Wassers des Lebens gepflanzt, und er trägt alle Arten von Frucht. Es spielt keine Rolle, ob er siebzig, achtzig oder hundert Jahre als ist, er trägt alle Monate Frucht. Ihr habt noch nie erlebt, dass ein natürlicher Baum dies tut! Es bedeutet ganz einfach, dass die Frucht immer und immer wieder kommt. Göttliches Leben wird nie alt. Was bedeutet das? Ihr sagt: «Nun, was meinen sie mit Frucht?» Leben ist Einfluss. Irgendwie hat dieses Wasser des Lebens Einfluss auf seine Umgebung, und dieser Einfluss zeigt sich in Form von grünen Blättern und viel Frucht - so dass ihr sagen müsst: «Nun, dieses Wasser hat aber einen großen Einfluss auf diese ganze Umgebung!» Wenn wir wirklich dieses Leben in uns haben, wird unser Leben einflussreich sein. Es wird eine Wirkung auf alles haben, das um uns herum ist.

Der Platz des Herrn Jesus Christus in unserem Leben

Das Letzte noch für dieses Mal. Die Stadt ist der Sitz der Regierung, und ihr stellt fest, dass der Strom des Wassers des Lebens aus dem Thron hervor fließt, es ist also der Thron, der alles hervorbringt. Ihr wisst, das das heißt! Es ist der Thron Gottes und des Lammes. Mit einem Wort, es bedeutet die absolute Herrschaft von Jesus Christus. Mitten im Zentrum von allem steht die Regierung von Jesus Christus, kraft seines Kreuzes, und als das Lamm. Alles andere hängt vollständig von dem Platz ab, den Jesus Christus einnimmt, und es wird vollständig davon abhängen, wie weit wir im verpflichtet sind. Wenn wir dem Herrn GANZ ergeben sind und wenn er GANZ Herr ist, dann wird das Leben strömen, und all die Dinge, die wir über das Leben gesagt haben, werden in uns wahr werden. Es wird das Zeugnis einer absoluten Hingabe an Jesus Christus sein.

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