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Das Haus Soll Wieder Aufgebaut Werden

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Das Entscheidende Kriterium

Wenn, wie wir das am Anfang der Bibel lesen können, die Bedingungen solcherart waren, dass es Gott möglich war, das Urteil zu fällen: «Es war sehr gut», dann war Gott beim Menschen gegenwärtig in Gemeinschaft und Austausch. Es wird uns nicht viel darüber gesagt, wie er gegenwärtig war: es wird uns berichtet, er sei in der Kühle des Tages im Garten umher gewandelt; er habe mit dem Menschen gesprochen und ihm seine Gedanken mitgeteilt. So weit die Geschichte geht, wissen wir wenig mehr als dies. Es kann sehr wohl ähnlich gewesen sein wie in den vierzig Tagen nach der Auferstehung, als der Herr Jesus erschien, sich zeigte, redete, ging, wieder kam, und wieder wegging. Es mag ein Kommen und Gehen gewesen sein, ein sich Zeigen und Reden, ein Klarstellen, dass das Verlangen und der Gedanke seines Herzens war, gegenwärtig zu sein, und in persönlicher Gegenwart Gemeinschaft zu pflegen und zu kommunizieren.

Doch sehr schnell musste er sich zurückziehen. Die Zustände änderten sich; sie entsprachen nicht mehr seiner Vorstellung, sie machten es ihm nicht länger möglich, zu sagen: «Es ist sehr gut». Die Veränderung machte es nötig, dass er sich zurückzog. In einem gewissen - moralischen - Sinne wurde er hinaus gedrängt - hinausgeworfen. Doch wieder und wieder wird uns durch die Geschichte hindurch gesagt, wie Gott sich bemühte, einen Zustand wiederherzustellen, der zu ihm passte und ihm wohl gefiel, damit er zurückkehren konnte.

Er übergab Moses das Muster einer himmlischen Wohnstätte (2. Mose 25,9), und, als alles nach dem Muster gemacht worden war, war es, als würde Gott noch einmal sagen: «Es ist sehr gut» - und er kehrte zurück und erfüllte den Tempel. Doch wiederum konnte das nicht andauern. Es ist eine sinnbildliche und typologische Wohnung, und auch in einem bestimmten Ausmaß. Doch die Dinge sind im Volk selbst nicht völlig und endgültig seinem Sinn gemäß. Später gab er David ein anderes Muster - das Muster eines Tempels, wiederum die Darstellung einer himmlischen Wohnstätte (1. Chronik 28,11.12.19); und nachdem alle Dinge gemäß diesem geoffenbarten Muster gefertigt war, kam Gott wieder und erfüllte den Tempel, und er zeigte damit ein weiteres Mal, dass es das ist, was er seit je sucht. Aber auch das veränderte sich, und wir haben die traurige Geschichte, wie die Herrlichkeit wich, sich entfernte, verschwand (Hesek. 9,3; 10,18.19), und was als Wohnstätte blieb, war bloß ein «Ding» - eine leere Schale, eine kalte, unreale Formalität.

Das Alte Testament schließt mit dem Ton des Versagens in diesem großen Vorsatz Gottes, und doch mit einer Verheißung. «Wer ist unter euch übrig geblieben, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es nicht so viel wie nichts in euren Augen? ABER... die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste...» (Haggai 2,3.4.9). Und dann kommt jene große Aussage: «Noch einmal... werde ich... die Erde erschüttern... und das Ersehnte aller Heidenvölker wird kommen...» (V. 6.7). ER ist der Ersehnte aller Heidenvölker. Vielleicht erinnert ihr euch, dass diese Worte vom Verfasser des Hebräerbriefes wieder aufgegriffen (12,26) und auf die Erschütterung von allem hier auf dieser Erde angewendet wird, was bloß eine Repräsentation, ein Typus, ein Sinnbild, ein Symbol ist - damit die geistliche Realität ihren Platz erhalten soll.


Drei Ausdrucksformen von Gottes Gedanken

Es gibt in der Bibel drei hauptsächliche Ausdrucksformen dieses göttlichen Gedankens einer Wohnstätte (Gottes) unter den Menschen. Es gibt noch andere, unbedeutendere, jedoch drei Wesentliche. Erstens Israel. Wir haben Israel nicht verstanden, solange wir nicht erkannt haben, dass dieses Volk aus allen Völkern dieser Erde zu diesem einen, alleinigen, einzigen Zweck ausgewählt wurde - dass Gott in einem Volk eine Wohnstätte finden würde, die ihm angemessen war. Er kämpfte, er mühte sich ab, er sehnte sich, er litt; er zeigte diesem Volk seine unendliche Geduld, seine Barmherzigkeit und Langmut, weil sein HERZ an der Realisierung dieses ewigen Gedankens und Zwecks hing, nämlich, hier eine Wohnung in einem Volk zu haben. Ich wiederhole: Wir verstehen die Entlassung Israels aus dem göttlichen Programm nicht, solange wir nicht ihr äußerstes und endgültiges Versagen erkannt haben, diese Berufung zu erfüllen.

Doch Gott hat seinen Vorsatz nicht aufgegeben. Wir wenden die Seite vom Alten zum Neuen Testament, und wir finden die nächste vollendete Bewegung Gottes in Bezug auf diesen Vorsatz. Die zweite große Ausdrucksform - vielleicht nennen wir sie die umfassende Ausdrucksform - seines Gedankens ist die Inkarnation selbst: «Immanuel, Gott mit uns». Wiederum haben wir die Inkarnation nicht verstanden, solange wir sie nicht mit diesem ewigen Gedanken in Verbindung gebracht haben - dass Gott im Menschen eine Wohnung findet, dass er den Menschen zum Ort seiner Einwohnung erwählt. In der Person seines Sohnes hat er sein Heiligtum, seinen Tempel, seine Stiftshütte gefunden. «Das Wort wurde Fleisch, und zeltete unter uns (und wir sahen seine Herrlichkeit...)» (Joh. 1,14).

Die dritte hauptsächliche Ausdrucksform entsteht durch die Ankunft des Heiligen Geistes und die Geburt der Gemeinde. Wir haben die tiefere Bedeutung dieser großen Ereignisse nicht begriffen - dass der Heilig Geist gekommen ist, um seine Residenz in der eben geborenen Gemeinde einzurichten - solange wir sie nicht mit dieser einen Sache in Verbindung gebracht haben: GOTT IST HIER. Die Gemeinde ist diese Stätte seiner Wohnung, und er ist zu seinem Tempel gelangt. Wir können sehen, wie glorreich dies am Tag von Pfingsten erfüllt wurde. Wahrlich, «der Bote des Bundes ist zu seinem Tempel gekommen» (Maleachi 3,1); wahrlich, Gott war an diesem Tage gegenwärtig, und er wich nicht. Er ist gekommen, um zu bleiben. Es ist der inkarnierte Gott, der sagt: «Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters» (Mt. 28,20). Er ist gekommen, um in der Person des Heiligen Geistes zu bleiben.

Nun, es ist ganz klar, dass dies der göttliche Gedanke für die Gemeinde im Allgemeinen war. Doch dann stellen wir fest, dass das, was auf die universelle Gemeinde zutraf, Gottes Absicht auch für die lokalen Gemeinden war. Das eine, das örtliche Gruppen des Volkes Gottes charakterisieren sollte - ich wiederhole GRUPPEN des Volkes Gottes - war dies, dass GOTT hier gefunden werden sollte. Das war das entscheidende Kriterium, und das ist, wie ihr seht, unsere dritte Botschaft. Wir wollen daran erinnern, dass «Kriterium» einfach das Prinzip meint, das den Standard unseres Urteils bestimmt; d.h. der Grund, auf dem jede Sache entschieden wird; der Maßstab, aufgrund dessen Dinge entschieden werden.


Das Kriterium

Das eine entscheidende Kriterium für das Haus Gottes, sei es universell oder lokal, ist letztlich einfach dies: Gott ist da, und kann da gefunden werden. Das ist das Vorherrschende daran. Es sind nicht die Methoden und die Art und Weise, das Vorgehen und die Riten, die Formalitäten und die Zeremonien und all die äußerlichen «Dinge». Es geht nur darum, dass - entweder in ihnen oder durch sie, ohne sie oder unabhängig von ihnen - Gott da ist; ihr begegnet Gott; ihr könnt da nicht hinein gehen, ohne Gott zu begegnen. Das ist das entscheidende Kriterium dafür, ob das Haus Gottes als eine Realität gegenwärtig ist oder nicht. Es ist nicht ein Ort, sondern ein Volk, in dessen Mitte Gott, in der Person seines Sohnes Jesus Christus, durch den Heiligen Geist gegenwärtig ist und dafür bekannt ist, gegenwärtig zu sein. Denn ist es für einen wie ihn überhaupt möglich, gegenwärtig zu sein, ohne dass seine Gegenwart wahrgenommen wird? (Ja, vielleicht ist es möglich, wenn mit uns etwas nicht stimmt; aber es sollte nicht so sein. Es sollte so sein, dass, wo Gott ist, wir das wissen, weil wir ihm begegnen). Das Kriterium ist einfach dies: BEGEGNET IHR GOTT? Wenn nicht, dann kann es nicht diesen Namen (Haus Gottes) tragen, weil es nicht diese Funktion ausübt; wir können das Ding ohne weiteres aufgeben, damit aufhören, es am Leben zu erhalten, wenn es nicht dem entspricht.

Dies bringt uns zu der Frage nach dem GRUND, auf dem Gott gegenwärtig sein kann. Lasst mich hier in Klammern anfügen, dass Gott in höherem oder geringerem Maße anwesend sein kann. Was wir von den Gemeinden im Neuen Testament lesen, macht deutlich, dass es so ist. Es ist nicht allzu schwer, festzustellen, dass Gott an einem Ort gegenwärtiger war als an einem andern - dass ein größeres Maß vom Herrn und seiner Herrlichkeit an diesem Ort vorhanden war als an jenem; zum Beispiel in Philippi mehr als in Korinth. Doch was uns ganz gewiss beschäftigen muss, ist dies, dass der Herr so zu sagen «irgendwie» da sein sollte, sondern dass er imstande sein sollte, ohne Vorbehalt oder Einschränkung da zu sein und sich ganz geben zu können. Das ist etwas, das uns als Einzelne sehr stark beschäftigen sollte, dass der Herr auch vorbehaltlos mit jedem von uns persönlich sein kann - völlig frei, sich zu uns zu stellen. Und ganz gewiss sollte es DAS Anliegen jeder Gemeinschaft des Volkes Gottes an jedem Ort nicht dies oder jenes oder irgend etwas anderes, das sich auf die materielle Existenz bezieht, sein, sondern das Maximum an Gegenwart des Herrn.

Ich wage zu sagen, wenn dies das beherrschende und vorrangige Anliegen wäre, das es der Schlüssel zu, und die Lösung von, vielen Problemen wäre. Alle Schwierigkeiten würden sich klären, wenn wir zu uns sagen würden: «Nun, was mehr als alles andere zählt, ist dies, dass der Herr einen absolut klaren Weg hat, diesen Ort mit seiner Herrlichkeit zu erfüllen. Was immer dem im Wege steht, muss beseitigt werden». Dies muss ein mächtiges Motiv in unserem Leben werden. Zuerst müssen unsere Augen geöffnet werden, damit sie diesen ewigen Gedanken Gottes erkennen; dann müssen wir so sehr damit verbunden werden, es muss für uns zu einer solchen Passion werden, dass alles, was es bedrohen, es verhindern, es einschränken will, nicht toleriert werden kann. Das ist die Herausforderung dieser Botschaft.

Aber damit es so sein kann, müssen für Gott die Bedingungen so sein, dass er einerseits nicht in die menschliche Unordnung hinein gezogen wird - denn Gott lässt nicht zu, dass er in die Unordnung des Menschen verstrickt wird, dazu wird er sich niemals hingeben - andererseits müssen sie vollständig ihm entsprechen. Erklärt das nicht vieles von dem Vorbehalt des Herrn, den wir, das christliche Volk überall, so schwer verstehen oder ertragen können? All diese Rufe und Appelle, dieses Flehen und Beten Tag und Nacht für eine Heimsuchung Gottes: und Gott schein so reserviert und so langsam zu sein. Könnte es nicht sein, dass Gott sich nicht zu der menschlichen Ordnung der Dinge stellen kann, ohne in etwas verstrickt zu werden, das ihm Unehre einbringen würde? Ich kleide es bloß in die Form einer Frage; doch wird in der Bibel sehr deutlich gezeigt, dass es im Prinzip so ist. Der Schrei der Propheten zum Volk geschah deshalb, um die Dinge in eine solche Ordnung oder einen solchen Zustand zu bringen, dass Gott kommen konnte. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es bei all unserem Beten letztlich für UNS etwas zu tun gibt, dass es gilt, dem Herrn einen Weg zu bereiten, eine Hauptstraße für unseren Gott auszuheben, indem wir die Steine einsammeln, die seinen Fuß verletzen könnten, sollte er denn kommen. Da mag allerlei vorliegen!

Satans Einmischung

Nun aber hat Satan, wie wir vorher gesehen haben, in der ständigen Kontroverse um diese eine Sache, und in seinen Anstrengungen, Gott daran zu hindern, eine Wohnstätte zu bekommen, von Anfang an versucht, den Menschen Gott in den Weg zu stellen. Der Mensch wurde mit genau dem Vorsatz geschaffen, Gott eine Wohnung zu verschaffen, denn es war stets seine Absicht, beim Menschen zu wohnen. Darum galt Satans größter Schlag und seine größte Anstrengung dem, den Menschen von Gottes Schöpfung gegen den Vorsatz Gottes zu kehren; den Menschen zu einem konkreten Hindernis werden zu lassen, zu einem Mittel, das Gott enttäuscht. Das ist die lange und schreckliche Geschichte davon, wie Gott durch den Menschen und durch die vom Menschen geschaffenen Zustände behindert wird. Jesus sah dies: Er sah ganz klar, dass die Natur und die Wirkung von Satans Einmischung beim Menschen darin bestand, den Menschen so sehr zu verändern, dass Gott nicht mehr kommen und in ihm wohnen konnte. Am Ende des 2. Kapitels im Johannesevangelium das nie vom dritten Kapitel getrennt werden sollte, finden wir diesen Kommentar über den Herrn Jesus, dass er sich dem Menschen nicht anvertrauen konnte, weil er wusste, was im Menschen war (2,24.25). Was für eine schreckliche Sache, dass der Mensch, der dazu bestimmt war, Gottes wahrer Tempel zu sein, jetzt in einem solchen Zustand sein sollte, dass Gott sich ihm nicht mehr anvertrauen konnte und wollte!

Ich sagte, Kapitel 2 von Johannes sollte nie vom dritten getrennt werden; denn ein paar Verse später (was der Anordnung nach bereits zum 3. Kapitel gehört) stoßen wir auf folgendes: «Du musst von neuem geboren werden». Worum geht es? Das wirft ein neues Licht auf die Wiedergeburt: Das bedeutet, dass Gott eine neue Art von Mensch benötigt, in dem er wohnen kann. Und ihr beachtet, dass dies zu einem hervorragenden Repräsentant der jüdischen Nation gesagt wurde: denn Nikodemus war ein vollständiges Längsporträt Israels - das Volk, das beanspruchte, Gottes wahre Wohnung zu sein (wozu sie auch bestimmt waren); das sich Gott angeeignet hatte, das versuchte, Gott für sich selbst einzusperren, das ihn zu seinem exklusiven Gott machen wollte. Es war hier in Jerusalem, dass Jesus, weil er wusste, was im Menschen war, sich ihnen nicht anvertrauen wollte; und dann, zu einem Repräsentanten einer solchen Nation, also gleichsam zur Nation selbst, sagte er: «Ihr müsst VON OBEN geboren werden».

Warum? Damit Gott, der Heilige Geist, direkt eintreten und seine Residenz aufschlagen kann; und das ist Kapitel 4. Ihr seht, es ist ein einziger, wunderbarer Zusammenhang. Alles konzentriert sich in diesem einen, ewigen Gedanken - dieser Gedanke entschlüsselt die ganze Bibel, überall - der Gedanke, dass Gott IM Menschen wohnt, inmitten des Menschen. Darum wird die Angelegenheit der Neugeburt an einem Punkt eingeführt wird, da Jesus sich ihnen nicht anvertrauen konnte, weil er alle Menschen kannte und wusste, was IM Menschen war.


Hesekiels Vision

So stellt sich unmittelbar die Frage: Wem will sich Gott denn anvertrauen? Wir wollen für ein paar Minuten die Prophetien Hesekiels anschauen. Erinnert ihr euch an die letzten Worte dieser Prophezeiungen? «Der Name der Stadt wird von dem Tage an «Jahwe-Schammah - Der Herr ist da» lauten». Mit diesen Worten schließt das Buch. Das Ziel ist erreicht; der Gedanke und der Vorsatz Gottes sind erfüllt: «Der Herr ist da!»

Nun, wir wollen die Kontroverse darüber, ob Hesekiels Tempel bzw. Haus buchstäblich wieder auf dieser Erde in Jerusalem aufgebaut werden wird, nachdem die ganze moslemische Welt hinweggefegt worden ist und die Omar-Moschee aus der heiligen Stadt entfernt worden ist - diesbezüglich müsste noch sehr viel getan werden, doch ist bei Gott nichts unmöglich! - ob es nun so kommen wird, oder ob das alles auf geistliche Weise in der Gemeinde erfüllt werden wird, wir lassen diese kontroversen Fragen beiseite, denn sie sind für den gegenwärtigen Zweck irrelevant. Das Buch Hesekiel steht jedenfalls heute mit viel konkreter Anwendung und Belehrung vor uns. Seine göttlichen Prinzipien, die ewig sind und keinem besonderen Zeitalter oder Ort angehört, sind sehr klar. Was das ganze Ende der Dinge betrifft - wo es geschehen soll und was daraus werden soll - nun, das Ende wird in dem zusammengefasst: Der Herr ist da!

Das ganze dieser Prophezeiungen ist eine progressive Bewegung auf dieses Ende zu. Sie beginnen damit, dass der Prophet sagt, er habe «Visionen Gottes» geschaut. Und dann schreiten die Prophezeiungen, die dann folgen, auf dieses umfassende Ende hin voran. Sie sind die Stufen und Phasen dieses Fortschritts, und zeigen die Prinzipien oder den Grund, auf dem das Ende erreicht werden wird - Der Herr ist da!


Der Mensch auf dem Thron

Die erste Vision, die in einem gewissen Sinne den ganzen Rest einschließt, ist eine Vision vom Thron: Der Thron über der Wölbung, und auf dem oberen Teil des Throns die Gestalt eines Menschen. Was bedeutet das? Die erste, fundamentale, die umfassende Realität, durch die dieses Ziel Gottes erreicht werden soll, ist die absolute Inthronisierung, Erhöhung und Autorität des Menschen, des Menschensohnes auf dem Thron, oberhalb der Wölbung. Dort hat ihn Stephanus gesehen; von dort beugte er sich herunter, um Saul von Tarsus zu begegnen. Der Mensch auf dem Thron: Christus verherrlicht, Christus erhöht, Christus im Besitz aller Autorität im Himmel und auf Erden. Wenn Gott das Ziel erreichen wird - «Der Herr ist da» - dann muss das in allen Angelegenheiten und in jedem Detail eine praktische Realität werden. Das ist ein fundamentales, beherrschendes Prinzip: Dass der Herr in dem Maße «da» sein wird, als es zutrifft, dass Jesus Christus erhöht ist, dass Jesus seinen Platz als Erhöhter bekommt, dass Er auf dem Throne sitzt, und dass anerkannt wird, dass die Autorität in seinen Händen liegt.

Es gibt viele Arten, wie das gesagt werden kann. In der Gemeinde, und in den Gemeinden, am Anfang bedeutete es dies, dass sie nie Versammlungen, Komiteesitzungen, Beratungen einberiefen, um darüber zu reden, was sie tun sollten: sie hielten Gebetsversammlungen ab und unterwarfen alles dem Heiligen Geist; alle ihre Instruktionen erhielten sie vom Himmel. Und es erwies sich als eine sehr effektive Sache, nicht wahr? Gott war da! Das war die Wirkung; das war die WIRKLICHKEIT: der Herr war mit ihnen - der Herr war da! Der Ort, wo sie sich versammelten, wurde von seiner Gegenwart erschüttert. Und alles geschah auf der Grundlage ihres Zeugnisses, dass dieser Jesus zur Rechten der Majestät in den Himmeln erhöht worden ist. Aber das war nicht bloß eine objektive Tatsache, auch nicht nur eine Lehre oder Wahrheit: es war eine praktische Realität in jedem Detail des täglichen Lebens. In allen Dingen berief man sich auf Jesus und fügte sich ihm auch - seine Autorität war eine angewandte Autorität, sie war nicht bloß theoretisch.

Der Altar

Wir gehen weiter, und da finden wir einen Menschen, dessen Erscheinung einer Erscheinung von Erz glich, mit einer Messlatte und einem Stab in seiner Hand (Hesekiel 40,3). Und dann kommen wir zu dem großen Tempelgebiet, zum großen Viereck der Tempelzinnen; und da stellen wir fest, dass, wenn wir die Diagonalen von den entgegengesetzten Ecken dieses großen Vierecks ziehen, genau an dem Punkt, wo diese Linien aufeinander treffen und sich kreuzen, in der Mitte dieses ganzen Gebiets, ein großer eherner Altar steht: zentral und universell, der innen und außen alles beherrscht. Ein Mensch aus Erz - ein Altar aus Erz. Nun, Erz symbolisiert gerechtes Gericht; Gerechtigkeit zum Gericht, Gericht zur Gerechtigkeit. Mitten im Herzen, im Mittelpunkt, im Kern von allem steht das Kreuz: das Kreuz, an dem alles dem Gericht übergeben und gerichtet wird gemäß dem Standard Gottes von Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Das ist der Grund, auf dem er gegenwärtig sein wird. Wir sind so vertraut mit der Lehre vom Kreuz, doch können wir die Bedeutung des Kreuzes unseres Herrn Jesus nur richtig wertschätzen und verstehen, wenn wir sehen, dass es sich im Wesentlichen auf diese eine Sache bezieht - auf Gottes Gegenwart. Alles muss dem Gericht übergeben werden gemäß dem Standard Gottes: Was nicht durchgeht, muss auf dem Altar verbrannt werden, und was von Gott ist, kann im Himmel etabliert werden. Das ist das große aussortierende Werk des Kreuzes: auf dieser Grundlage wird Gott gegenwärtig sein. Ja, «Jahwe-Shammah» führt uns zu dem zurück: Wie weit ist alles unter jenes große Gericht von Golgatha gebracht worden, und wie weit ist entschieden, ob es von Gott akzeptiert worden ist?

Wie durchdringend ist das doch, hinsichtlich aller Dinge - in uns, in euch, in mir, in unseren Gemeinschaften, in unseren Versammlungen, in unseren Gemeinden, überall! Kann dies dem Urteil des Kreuzes standhalten? Was sagt das Kreuz zu diesem und jenem? Wie steht es mit dem im Licht von Golgatha? Die Antwort auf diese Fragen wird bestimmen, in welchem Maß Gott sich zu uns stellen wird. Das ist das Wichtigste; wir kommen nicht darum herum. Dieser Mann aus Erz wird dafür sorgen: Er wird alles gemäß dem Altar messen - gemäß Gottes Gedanken von Gerechtigkeit.


Das Haus

Und dann bewegen wir uns mit diesem Menschen zum Haus. Wenn ihr die Vision vom Haus kennt und alles wisst, was hier darüber gesagt wird, werdet ihr mit seinem vorherrschenden Zug vertraut sein. Der vorherrschende Zug dieser Vision vom Haus ist «Maß»: Dieser Mann aus Erz mit seinem Stab, seiner Messlatte, bewegt sich überall drinnen und draußen und misst, misst, rundherum und darüber, und zwar äußerst genau. Was tut er mit diesem Haus? Er definiert es Christus gemäß; Er misst Christus gemäß; denn Christus wird das Maß von allem sein. «Gott... hat einen Tag bestimmt, an dem er die Welt in Gerechtigkeit richten wird durch den Mann, den er dazu bestimmt hat» (Apg. 17,31) - es ist der Mann von Erz, der alles in der Welt ihm gemäß dem Gericht übergeben wird. Wenn dies schon für die Welt zutrifft und das Gericht über diese Welt kommt, dann muss es beim Haus Gottes beginnen.

Nun, um das alles mit einer einzigen Feststellung zusammenzufassen, so bedeutet es schlicht dies. Wenn es «Jahwe-Shammah» sein soll - wenn es «der Herr ist da» sein soll, dann muss es gemäß dem Maß von Christus sein - ganz einfach gemäß dem, wie viel von Christus da vorhanden ist. Weder mehr noch weniger wird Gott sich anvertrauen. Es ist nicht dies oder jenes, es sind nicht viele Dinge, von denen die Menschen glauben, sie gäben einen Ort für Gott ab; es ist nur eines - wie viel von Christus ist dort zu finden? Lass das direkt in euer Herz dringen: wie viel von Christus gibt es in euch und in mir? Erklärt dies nicht die unendliche Mühe, die Gott sich nimmt, und seine Bereitschaft, so viel zu opfern, um unser Maß von Christus zu vergrößern? Es ist die Erklärung für so vieles. Warum sollte er einen seiner sehr fleißigen und nützlichen Diener aus seinem Werk entfernen und ihn gefangen setzen? - Warum? Wir sagen «Verlust», wir sagen «Tragödie», wir sagen, die Gemeinde leide; doch Gott weiß. Es bedeutet ihm mehr, dass eine Zunahme von Christus für ewige Zwecke geschieht, als dass jemand eine Menge fleißiger Dinge für ihn tut.

Es MUSS eine Erklärung geben für die seltsame Vorsehung Gottes. Könnte es nicht dies sein? Ich formuliere es wiederum in Form einer Frage. Der Herr ist bereit, jede Mühe auf sich zu nehmen, um das Maß seines Sohnes zu vermehren; jedes Opfer zu bringen - nicht nur um seiner selbst willen, sondern in Bezug auf das, wofür er sein Herz gegeben hat: Einen Zustand zu finden, der seiner eigenen Gegenwart entspricht. Und ihr und ich, wir sind sofort bereit, zu sagen, dass, wo am meisten von Christus zu finden ist, ihr da tatsächlich auch dem Herrn Jesus begegnet - «der Herr ist da»; diese beiden Dinge gehen zusammen - obwohl es oft die Zerstörung unsererselbst bedeutet, für Ihn Platz zu machen.

So wird also das Haus gemessen, nicht bloß als Ganzes, sondern in jedem einzelnen Punkt, an jeder Ecke. Wie wir aus dem Epheserbrief wissen, handelt es sich ganz einfach um das Maß Christi.


Der Strom

Schließlich kommen wir in der Vision noch zum Strom. Wenn er auf seinem Thron sitzt und seinen Platz einnimmt, und wenn auch der Altar an seinem Platz ist und alles gemäß Gottes Gerechtigkeit beurteilt und beherrscht; und wenn das Haus Christus gemäß gemessen wird - was erwartet ihr dann? Aus diesem Haus hervor wird ein Strom auftauchen und aufbrechen, eine Fülle, um «alles lebendig zu machen, wo immer der Strom hinkommt» (Hesekiel 47,9). Das ereignete sich am Tag von Pfingsten. Der Herr hat sein Haus bekommen; Christus ist auf dem Thron; das Kreuz hat sein Werk getan, und der Strom kommt spontan hervor.

Ich stelle zum Schluss die eine Frage. Es ist keine Kritik, es ist kein Urteil meinerseits; es ist wirklich eine Übung. Christen haben Jahre lang um Erweckung, Erweckung, Erweckung gebetet und gefleht - dies ist das Wort. Nun, sie geschieht, wenn Gott seine Bedingungen erfüllt sieht. Kann sein Hinziehen durch die Tatsache erklärt werden, dass er seine Bedingungen noch nicht bekommen hat? Das ist nicht bloß eine objektive Frage, ein Thema von Interesse; sie hat eine unmittelbare Anwendung. Was wir, ihr und ich, uns so sehr wünschen, ist, dass aus uns hervor Ströme lebendigen Wassers fließen. Oh, dass doch von uns dieser Strom ausfließen möchte, der alles belebt, so dass, wenn wir mit Menschen beten, wenn wir mit ihnen sprechen, Leben in sie hinein kommt; dass sie sich erfrischt und erneuert fühlen; wenn wir dann in der Welt herumreisten, wäre der Effekt der, dass Menschen geholfen würde, aufs Neue zu leben. Leben käme hervor.

Das trifft auch auf unsere Gemeinden, unsere Versammlungen, unsere Gruppen zu. da kann Leben ausfließen, und es reicht weit hinaus. Wenn Gott seine Bedingungen erfüllt sieht, gibt es keine Grenze für die Möglichkeiten einer kleinen Gruppe, die von Gott beauftragt ist, keine Begrenzung in ihrer Reichweite. Der Einfluss dieser kleinen Gruppe, verborgen in irgend einer kleinen Ecke, mag die Enden der Erde erreichen, mag Christus weit weit über seine eigenen Grenzen hinaus vermitteln. Wenn Gott seine Bedingungen erfüllt sieht, geschieht es einfach: Ihr braucht keine großen Feldzüge zu organisieren, um es zu tun - es geschieht einfach! Beachtet: Der Strom kommt aus einem gemessenen Heiligtum hervor; er kommt auf dem Wege des Altars herunter; aus dem Haus, das Christus entspricht, das durch Golgatha im Blick darauf, inwiefern es vor Gott bestehen kann, gerichtet worden ist, kommt der Geist, der Geist des Lebens.
Lasst uns nun zusammenfassen. Die entscheidenden Faktoren in Bezug auf die Gegenwart Gottes, mehr oder weniger - möge es Gott schenken, dass es immer mehr und mehr sind - die entscheidenden Faktoren sind: Die absolute Autorität Christi in allem; die zentrale und universale Stellung des Kreuzes; das Maß von Christus in den Gläubigen, sowohl individuell als auch gemeinschaftlich. Dies sind Gottes Bedingungen für das, was seinem eigenen Herzen entspricht und ihn befriedigt, so dass er ohne Zurückhaltung und Furcht gegenwärtig sein kann - «Jahwe-Shammah, der Herr ist da»!

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.