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Die Biographie des Heiligen Geistes von Christus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 4 - Christus - Größer Als Alles

Schriftlesung: Mt. 3,1-6.13-17; 4,1-11.

Wir sind daran, zu erkennen, dass der Heilige Geist die Geschichte des Herrn Jesus Christus aufgreift und sie im Leben seines Volkes wiederholt, und wir kommen jetzt zum nächsten Kapitel dieser Biographie, die er in die Herzen der Gläubigen hinein schreibt.

Es ist nicht gut, dass diese Kapitel im Matthäusevangelium in ihrer jetzigen Form von einander getrennt sind, denn der Abschnitt, den wir soeben gelesen haben, sollte zu einem einzigen Kapitel gehören. Wir sollten die Taufe, die Salbung und die Versuchung nie von einander trennen, denn sie alle sind Bestandteil von einem einzigen Ganzen, und jedes hängt mit dem andern zusammen. Wir werden das sehen, wenn wir weiterfahren, doch lasst uns zum Anfang zurück kehren, zu Johannes dem Täufer, der in der Wüste Judäas predigt.

Dies war offensichtlich eine der Begebenheiten in der Geschichte, wo eine neue Bewegung des Geistes Gottes vom Himmel einsetzte: In unserer Zeit würden wir das eine Erweckung nennen. Der Geist Gottes war auf dieses Land herab gekommen, und er überführte Männer und Frauen von ihrer Sünde, und als sie von Sünde überführt wurden, fürchteten sie sich vor dem Gericht – und so sollte eigentlich jede Erweckung sein. Zuerst sollte eine Überführung von Sünde geschehen, und dann sollte die Frucht vor dem Gericht folgen. Johannes rief: «Wer hat euch eingeredet, ihr könntet dem zukünftigen Zorn entfliehen?» (Mt. 3,8). Ein großer Geist der Verurteilung und Überführung war über das Volk gekommen, und sie flohen zu Johannes, damit er ihnen den Weg zeige, wie sie dem kommenden Zorn Gottes entfliehen konnten. Natürlich war das bloß der Dienst der alttestamentlichen Propheten.

Dann, mitten in dieser Erweckung, in dieser Überführung des Heiligen Geistes von Sünde und Gericht, erschien Jesus auf der Bühne. Es ist wunderbar, dass, während das alles vor sich ging, er plötzlich in die Mitte trat, mitten in diese besondere Situation. Die ganze Menge stand unter einer großen Last von Sünde und Furcht vor dem Gericht, und da erschien das Lamm Gottes - «Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt!» (Joh. 1,29).

Die zwei Propheten

Nun, Johannes war der letzte der alttestemantlichen, und der Anfang der neutestamentlichen Propheten, und wenn ihr Jesus an der Seite Johannes’ des Täufers stehen seht, dann seht ihr das Alte und das Neue Testament. Alles, was das Alte Testament ausmacht, ist in Johannes dem Täufer aufgesammelt. Jesus sagte, er sei der größte der Propheten gewesen, und das war deshalb so, weil er alle Propheten in sich vereinigte. Wie ich gesagt habe bestand der Dienst der alttestamentlichen Propheten darin, Überführung von Sünde und Furcht vor dem Gericht zu bringen, doch an der Seite von Johannes dem Täufer steht ein anderer Prophet, einer, der größer ist als Johannes, und er ist gekommen, um dem großen Ruf des Alten Testamentes nach Befreiung von Sünde und Gericht zu begegnen. Er ist gekommen, um die Sünde der Welt wegzunehmen.

So ist Johannes der Täufer die Summe der alttestamentlichen Propheten, und Jesus nimmt das Werk dort auf, wo es die Propheten des Alten Testaments nieder gelegt haben. Sie waren nicht imstande, über die Überführung von Sünde hinaus zu gehen, denn sie waren unfähig, Sünde wegzunehmen.

Jesus nimmt ihr Werk an diesem Punkt auf, und das unvollkommene Werk des Alten Testaments wird durch das Neue vollendet.

So habt ihr also zwei Dinge Seite an Seite. Zuerst habt ihr die zwei Propheten, der alttestamentliche Prophet und der neutestamentliche Prophet.


Die zwei Taufen

Dann habt ihr die zwei Taufen. Es gibt zweierlei Taufen in der Bibel, und ihr findet sie beide im 19. Kapitel der Apostelgeschichte erwähnt, wo Paulus nach Ephesus kam und feststellte, dass den dortigen Christen etwas fehlte. Er fragte sie: «Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?» (V. 2), und sie antworteten: «Wir haben nicht einmal gehört, dass der Heilige Geist da ist!» (V. 3). Darauf sagte Paulus: «Worauf seid ihr den getauft worden?» Und sie antworteten: «auf die Taufe von Johannes». Nachdem Paulus ihnen die Bedeutung klar gemacht hatte, wurden sie auf den Namen des Herrn Jesus getauft.

Nun, ich bin kein Befürworter einer zweimaligen Taufe. So viel ich weiß, gibt es ein Land, in welchem die Leute jedes Jahr getauft werden, aber so viel ich sehen kann, sind sie deshalb kein bisschen besser! Hier jedoch habt ihr die beiden Taufen Seite an Seite. Johannes sagte: «Ich taufe euch mit Wasser... doch der, welcher nach mir kommt, ist stärker als ich... er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen». Wasser redet im Alten Testament von Gericht und Tod. Ihr könnt bei Noah nachfragen! Vielleicht erinnert ihr euch, dass Petrus sich auf die Sintflut als die Taufe jener Zeit bezog (1. Petr. 3,21), und das war in der Tat eine Taufe! Würdet ihr jene Leute fragen: «Was hat diese Taufe für euch bedeutet?» und sie imstande wären, euch zu antworten, würden sie sagen: «Nun, es war Gericht und Tod. Genau das bedeutete das Wasser für uns». Geht im Alten Testament ein wenig weiter und fragt Pharao nach der Bedeutung des Wassers. Ihr wisst, dass der Apostel Paulus den Korinthern sagt, die Israeliten seien alle «auf Moses... im Meer getauft worden» (1. Kor. 10,2), das Rote Meer war also ein Taufbecken. Wenn ihr Pharao und seine Armee fragen würdet, was für sie ihre Taufe bedeutete, würde sie euch antworten: «Es war Gericht und Tod».

Das war die Taufe mit Wasser im Alten Testament, und die Taufe von Johannes war eine Taufe des Gerichts und des Todes. Doch er sagte: «Er, der nach mir kommt, wird euch mit dem Geist taufen», und das bedeutet Leben und Errettung, das ist eine Taufe in der Erretter hinein, und nicht in Tod und Gericht hinein, und das bedeutet, in das ewige Leben hinein getauft zu werden.


Die zwei Lämmer

Dann habt ihr die zwei Lämmer. Sie finden sich in diesen Schriftstellen, obwohl sie nicht mit Namen genannt werden. Johannes repräsentiert das alttestamentliche System, und darum vereinigt er in sich alle Typen des Alten Testamentes, alle jene Lämmer, die über viele, viele Jahrhunderte hinweg geschlachtet wurden. Tag für Tag, Jahr für Jahr wurden die Lämmer geopfert, doch wird uns durch den Verfasser des Briefes an die Hebräer gesagt, dass sie nie Sünde hätten hinweg nehmen können, denn schließlich waren sie alle nur Typen, und nicht die Wirklichkeit selbst. Tausend, ja Millionen von Lämmern konnten nie Sünde hinweg nehmen, doch Johannes weist auf das andere Lamm hin. Es gibt nur dieses eine Lamm, doch dieses eine vollbringt, was all die Millionen nicht tun konnten: «Das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt». Hier habt ihr die Realität! Im Alten Testament waren die Lämmer nie wirksam, doch dieses Lamm ist dasjenige, das die Kraft hat, Sünde zu tilgen. Was jene anderen Lämmer nicht tun konnten, tut er mit einem Opfer ein für allemal.

Hört ihr, was Jesus sagt? «So gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen» (Mt. 3,15). Ihr erinnert euch, dass wir bereits gesagt haben, das Wort «Gerechtigkeit» bedeute «richtiges Stehen vor Gott»; was Jesus also sagt, ist: «So gebührt es uns, alles richtige Stehen vor Gott zu erfüllen». Hier bereitet uns unsere Sprache jedoch Schwierigkeiten, denn die wahre Bedeutung lautet: «das richtige Stehen vor Gott völlig und komplett zu machen». Durch alle Zeitalter hindurch wollte die ganze Welt in einen richtigen Stand vor Gott gelangen, und nun steht hier am Jordan der eine, der unseren Stand vor Gott vollständig macht.

Ich frage, ob es das ist, was eure Taufe für euch bedeutet hat. Jene Wasser der Taufe hätten alle Verurteilung und alles Gericht hinweg tragen sollen. Charles Wesley hat ein Gedicht geschrieben, das nie als Lied gesungen wurde, und ich weiß auch nicht, ob es überhaupt möglich wäre, es zu singen. Mit Sicherheit würden diejenigen in den Denominationen es nicht ehrlich singen können, noch irgend jemand im heutigen christlichen System. In diesem Gedicht beschreibt Charles Wesley die verschiedenen Arten von Christen: Den Presbyterianer mit seinen kirchlichen Gewändern, dem Stehkragen und dem sonderbaren Hut, ja selbst den Plymouth-Bruder, den er mit einer Bibel in seiner Hand beschrieb. Er führte sie alle an den Jordan, und als sie in die Mitte des Jordans traten, rauschte der Strom so schnell dahin, dass er die Kleider des Presbyterianers mitriss, mit allem, was die verschiedenen Denominationen kennzeichnete, selbst die Bibel des Plymouth-Bruders! All das strömte den Fluss hinunter, und alles, was übrig blieb, waren Männer, die von allem entblößt waren. Hat deine Taufe dies bedeutet? Ihr könnt kein sektiererischer Mensch sein, wenn ihr eure Taufe versteht! Ihr könnt nichts von all den Dingen sein, zu denen uns das Christentum in diesen Tagen macht. Die Wasser des Jordans nehmen all diese künstlichen Dinge von uns und lassen uns als bloße Männer und Frauen vor Gott zurück. Das ist die Bedeutung der Taufe.

Ich habe gesagt, ich sei kein Befürworter einer zweifachen Taufe, aber vielleicht haben einige von euch das Gefühl bekommen, ihr solltet jetzt doch noch einmal getauft werden!

Nun, diese zwei Taufen und diese zwei Lämmer repräsentieren eine Trennung von allem, was unvollkommen ist, und sie machen den Weg frei für das, was vollkommen ist, und sie lassen uns in einem rechten Stand vor Gott erscheinen. All die andern Dinge bringen uns nicht in diesen richtigen Stand vor Gott.


Die zwei Horizonte

Nun haben wir noch zwei weitere Dinge – zweite Horizonte, die am Jordan auf einander treffen. «Dann kamen zu ihm (Johannes) heraus Jerusalem, ganz Judäa und die ganze Region rund um den Jordan». Obwohl es sich um verschiedene Regionen handelte, waren sie eine Nation, was bedeutet, dass sich Repräsentanten der Nation dort befanden, und als sie getauft wurden, mussten sie ihren nationalen Grund verlassen. Sie waren nicht mehr Juden bzw. Israeliten. Ihr fragt: «Wo finden Sie das in diesem Evangelium?» Nun, was sagte Johannes in Bezug auf den Herrn Jesus? «Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde von Jerusalem wegnimmt? Oder die Sünde von Judäa? Oder die Sünde von Palästina?» O ja, das tut er, aber er tut viel mehr als nur das! Die ganze Welt findet sich am Jordan ein, und aller bloße Nationalismus muss gehen.

Wenn ihr in den Heiligen Geist getauft werdet, verliert ihr eure irdische Nationalität, und jetzt sagt ihr: «Wo ist der Beweis dafür?» Meine Antwort lautet: Das Hotel Bellevue in Hilterfingen, in der Schweiz, ist der Beweis dafür! Wie viele Nationalitäten befinden sich hier in diesem Raum? Und wie viele von euch Nationalitäten haben nichts zu tun mit dieser oder jener Nation? «Oh, er ist Deutscher, oder- nicht schlimmer – Brite, oder Chinese, nein, damit haben wir nichts zu tun!» Nein, ein größerer Horizont kommt in Christus in Sicht! Das ist etwas, das der Heilige Geist Gottes in uns tut, so dass wir einander lieben ohne Rücksicht auf die Nationalität.

Ich denke, Christen haben diesbezüglich etwas zu lernen! Obwohl das, was ich eben gesagt habe, wohl auf uns hier zutreffen mag, trifft es nicht auf alle Christen überall sonst wo zu. Ich bin in andern Länder gewesen und habe gehört, wie die Leute gesagt haben: «Ich frage mich, was dieser Engländer hier will». Sie waren Christen und nahmen an einer christlichen Konferenz teil – doch das ist eine absolute Verleugnung Christi und des Heiligen Geistes.

Nun, das alles ist sehr einfach, doch ist es etwas Großes, die Erfahrung des Jordan zu machen. Seht ihr, ich spreche über das echte Schreiben des Lebens Christi, und da gibt es ein Kapitel, das heißt: «Christus – größer als alles».


Die Taufe

Nun, Jesus wird getauft, und wenn er im Wasser untertaucht, repräsentiert er das ganze Menschengeschlecht, das bei Gott diskreditiert ist. Als er sagte: «Das ist der Weg, wie alle Gerechtigkeit erfüllt wird, wie man ein echtes und volles Stehen vor Gott erlangt», setzte er klar voraus, dass wir ohne dies nicht richtig stehen vor Gott. Der Mensch, der vor Gott nicht richtig steht, muss unter das Wasser tauchen und aus den Augen Gottes verschwinden, denn er verkörpert die diskreditierte Menschheit. Gewiss stimmen wir dem zu, wenn wir die Menschen kennen, nicht wahr?

So bedecken diese Wasser das, was diskreditiert ist, und wenn Jesus aus dem Wasser auftaucht, was geschieht dann als erstes? Dieser eine ist jetzt akkreditiert: «Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe». Er ist bei Gott akkreditiert. Er ist ein anderer Mensch. Der eine wurde aus den Augen Gottes entfernt, und der andere steht nun unter einem offenen Himmel, und Gott sagt: «Ich liebe diesen Einen!» Er ist der erste eines neuen Geschlechts, der bei Gott akkreditiert wurde.


Die Salbung

Wir müssen anerkennen, dass die Salbung mit der Taufe verbunden bleiben muss. Es kann keine Salbung erfolgen, solange keine Taufe stattgefunden hat. Diese beiden folgen auf einander wie der Tag auf die Nacht, und am Anfang der Schöpfung war Tag und Nacht eins. Es ist seltsam, dass es dort heißt: «Und es wurde Abend, und es wurde Morgen, ein Tag» (1. Mose 1,5). Ich glaube, es bedeutet schlicht und einfach, dass ihr keinen ganzen Tag haben könnt, ohne dass ihr die Nacht des Gerichts und der Verurteilung durchlebt habt und hervorgekommen seid in den neuen Tag des Lichts. So ist es in der geistlichen Erfahrung. Wir wissen, dass es in unserem Leben einen Tag gegeben hat, und die Hälfte davon war Nacht, als wir unter die Überführung von Sünde und die Furcht vor dem Gericht gerieten. Das war der dunkle teil eines andern Tages. Ich bin ein altmodischer Christ, und ich glaube, dass dies mit jedem so sein sollte, der wiedergeboren worden ist. Ich denke, das Problem bei vielen Christen ist dies, dass sie nie eine dunkle Nacht kannten, das schreckliche Empfinden der Sünde und des Gerichts, das eine notwendige Voraussetzung für den Tag ist.

Nun weiß ich, dass einige von euch sagen: «Ich weiß, dass ich ein Christ bin, doch habe ich nie diese Erfahrung gemacht». Dann will ich euch folgendes fragen: «Wenn er sie nicht am Anfang gemacht habt, habt ihr sie dann nicht seither gemacht? Ist in eurer geistlichen Erfahrung nie ein Empfinden von der Furchtbarkeit der Sünde und der Realität des Gerichts aufgetreten?» Ich meine, diese Erfahrung muss in jedem Christenleben ihren Platz haben, und ich bin mir nicht sicher, ob dieser Nacht/Tag je ein Ende nehmen wird. Ich glaube, es ist so. Auch nach vielen Jahren in der Gemeinschaft mit dem Herrn könnt ihr eine schreckliche Erfahrung davon machen, wie furchtbar die Sünde in eurem eigenen Herzen ist. Ich denke, der Herr muss dies von Zeit zu Zeit tun, damit wir das Wunder wieder schätzen lernen, gerettet zu sein. Diese dunklen Nächte der Verurteilung, die zu einem glorreichen Morgen der Rechtfertigung führen, sind für das geistliche Wachstum grundlegend.

Nun, wenn ihr dieser Theologie nicht glaubt, oder diese Lehre nicht akzeptiert, dann macht euch darüber keine großen Sorgen. Ich berichte euch nur von meiner Erfahrung, wo ich manchmal in die Tiefen des Gefühls davon gerate, was für eine schreckliche Person ich bin, und der Herr mich dann (jedes Mal) hindurch getragen und mir gezeigt hat, was für eine glorreiche Sache die Errettung ist. Ich meine, das sei der einzige Weg, wie wir lernen, unsere Errettung zu schätzen. Ich bin sicher, ihr stimmt dem zu!

Nun, was bedeutet die Salbung? Es gibt nun einen andern Menschen, der auf der Lebensseite des Jordans steht, und da wird erwartet, dass wir alle den Heiligen Geist empfangen. Ich glaube, dass der Empfang des Heiligen Geistes mit der Widergeburt zusammengeht. Wie ihr mit der Errettung mehr und mehr dazu gelangt, die Errettung zu verstehen und wertzuschätzen, so kommt ihr auch mit dem Heiligen Geist dazu, mehr und mehr von der Bedeutung des Heiligen Geistes zu verstehen. Doch das bedeutet nicht, dass ihr einfach an dem Tag (eurer Wiedergeburt) den Heiligen Geist empfangen habt. Ich weiß, ich stehe da auf gefährlichem Boden, doch ich lasse mich nicht in eure Argumente verwickeln! Was also bedeutet die Salbung?

Beachtet, dass sich die Salbung auf eine einzige Sache bezieht, nämlich auf den Vorsatz Gottes mit unserer Errettung. Ich nenne diesen Ruf «Berufung». Es war hier am Jordan, dass Jesus die Berufung seines Lebens aufnahm, den eigentlichen Zweck, zu dem er in diese Welt gekommen ist, das Werk, das er vollbringen sollte. Begreift dies und haltet es für einen Augenblick fest.

Das zweite ist, dass sie (die Salbung) die Beziehung zwischen ihm und Gott festigte. Beachtet die Reihenfolge: Zuerst der Vorsatz; dann die Beziehung; und das dritte war die Ausrüstung für diese Berufung. Als Jesus am Jordan gesalbt wurde, war das der Anfang seiner Lebensberufung, und diese Berufung sollte fest auf einer vollständigen Gemeinschaft mit seinem Vater gegründet sein. Die Beziehung sollte auf der Basis von Sohn und Vater, Vater und Sohn, beruhen. Die Bibel hat so viel zu sagen über diese Beziehung! Ich wage es nicht, hier innezuhalten und jetzt darüber zu sprechen, doch die Vorstellung der Bibel hinsichtlich einer Vater/Sohn-Beziehung ist die, dass der Sohn nichts ohne den Vater tun wird. Er wird über alles seinen Vater konsultieren; er wird in allem herauszufinden suchen, was das Wohlgefallen seines Vaters findet; er wird in allem den Willen seines Vaters tun; er wird auf keine andere Stimme hören als auf die Stimme seines Vaters. Das ist die Beziehung sowohl im Alten wie im Neuen Testament. Seht ihr, der Teufel hat dies über den Haufen geworfen, doch hier wird es als einzigen Grund eingesetzt, auf dem ein lebenslanger Dienst für Gott erfolgen kann.

Der Vorsatz Gottes – der regiert. Erfüllt in Beziehung zu Gott – das regiert. Und dann, ausgerüstet von Gott, diesen Vorsatz auszuführen – DAS ist die Salbung.

Alles wird in einem Wort zusammen gefasst, und das ist «Diener». Ihr erinnert euch an das, was wir bereits darüber gesagt haben! Lasst uns zu Maria zurückkehren, der Mutter Jesu. Wir sahen, dass ihr ganze Bedeutung darin bestand, den Herrn in diese Welt zu bringen, und das ist DIE Bedeutung des Dienens.

Wir sahen drei Dinge im Falle von Maria. Zuerst sahen wir das Kreuz, der Preis dieses Dienstes – und wie kostspielig war es doch gerade für Maria vor dieser Welt! Und der alte Mann in Jerusalem sagte zu ihr: «Ja, und ein Schwert wird deine Seele durchbohren» (Luk. 2,35). Es sollte eine sehr kostspielige Angelegenheit werden, den Herrn in diese Welt zu bringen! Es sollte das Kreuz bedeuten, denn auf Golgatha geschah es, dass das Schwert sich durch Marias Seele bohrte.

Zweitens sahen wir, dass die Fähigkeit, diesen Dienst zu erfüllen, der Heilige Geist war: «Der Heilige Geist wird über dich kommen» (Lk. 1,35). Er war die Fähigkeit, oder die Ressource, zur Erfüllung des Dienstes.

Dann sahen wir auch das dritte – den Teufel. Er hatte ein Instrument, diesen bösartigen Herodes in Jerusalem. Können wir sagen, er sei eine «Inkarnation Satans» gewesen, die ihre ganze Bosheit auf dieses kleine Kind richtete. Er würde vor nichts zurückschrecken, um dieses Baby zu töten! «Eine Stimme ist in Rama gehört worden, viel Jammern, Weinen und Klagen» (Mt. 2,18), und meint ihr, Maria sei verschont worden? Sie wusste Bescheid, und sie wusste auch, dass ihr Baby darin involviert war! Der Teufel trat hervor, als sie den Herrn herein brachte – und wie viel Geschichte liegt doch darin!

Lasst uns zu Johannes dem Täufer weiter gehen. Seine Berufung war es, dem Herrn einen Weg zu bereiten, also den Herrn herein zu bringen. War es eine kostspielige Angelegenheit für Johannes? Ja, Johannes brachte den Herrn Jesus herein, derselbe Teufel lag auf der Lauer und wieder fand er einen Herodes, und dieser Herodes ließ Johannes enthaupten. Hinter den Ereignissen, die dazu führten, steckte diese finstere Macht, die sagt: «Wenn du dich aufmachst, Jesus Christus in diese Welt herein zu bringen, werde ich mich dir zum Feind machen!» In der Tat war es kostspielig für Johannes, den Herrn herein zu bringen, doch er erfüllte seinen Dienst in der Kraft des Heiligen Geistes, und obwohl Herod ihm den Kopf abschlug, erschrak jener selbe Herodes vor dem Gedanken, Johannes könnte aus den Toten auferstanden sein. Als Herodes nämlich hörte, was Jesus tat, sagte er: «Johannes ist von den Toten auferstanden ... Johannes, den ich enthaupten ließ, ist auferstanden!» (Mk. 6,14.16). Ich denke, Johannes der Täufer spukte durch seine Träume! Indessen, der Punkt ist der, dass das Werk in der Kraft des Heiligen Geistes vollbracht wurde.

Übersetzt ihr das in geistliche Erfahrung? Das ist keine bloße Bibellehre, oder Bibelauslegung, sondern vielmehr geistliche Geschichte. Seht ihr, liebe Freunde, wir sind zu einem einzigen Zweck als Christen hier in dieser Welt, und auch wenn das, was ich sage, vielleicht eine besondere Bedeutung hat für solche, die sich in dem befinden, was wir gemeinhin «vollzeitlichen Dienst» nennen – Leute also, die wir fälschlicherweise «Diener des Herrn» nennen – so gilt das dennoch auch für den einfachsten, demütigsten Gläubigen hier an diesem Ort. Ihr seid zu demselben Zweck berufen worden wie Johannes der Täufer und Maria, die Mutter des Herrn Jesus. Mehr noch als dies, ihr seid zu demselben Zweck berufen worden wie Jesus Christus, und diese Berufung, zu der ihr berufen worden seid, besteht in nicht mehr oder weniger, oder in etwas anderem als darin, den Herrn herein zu bringen, so dass, dort wo ihr seid, auch der Herr ist. Ihr sollt dem Herrn einen Weg bereiten. Ihr sollt, sozusagen, das Gefäß sein, durch das Christus herein kommt. Ihr seid Johannes der Täufer, und ihr seid Maria. In einem gewissen Sinne bedeutet eure Gegenwart Christus. Das ist unsere Berufung, und sie sollte unser Leben revolutionieren.

Liebe Freunde, sie revolutionierte mein Leben. Seht ihr, ich war das, was man einen «Diener» (engl. Minister) nennt, und ich trug einen kirchlichen Kragen und all das andere Zeug. Ich glaubte, der «Dienst» bestehe hauptsächlich darin, Predigten zusammen zu stellen und sie am Sonntag zu halten. Tatsächlich bestand der «Dienst» für mich darin, die Treppe zur Kanzel hinauf zu steigen und eine Predigt zu halten. Nun, wie ihr seht, hat der Herr etwas getan! Er hat mir gezeigt, was der Dienst wirklich ist, und wenn dieser Dienst nicht erfüllt wird, dann bin ich bereit, sofort hinauszugehen. Wenn ich nicht den Herrn Jesus herein bringe, wenn das Resultat von irgend einem Leben nicht mehr vom Herrn Jesus in dieser Welt ist, dann ist mein Leben ein Fehlschlag. Dann habe ich die Bedeutung des Dienstes verpasst. Und das trifft auch auf euch zu, wer immer ihr seid. Ihr mögt keine große öffentliche Figur abgeben, ihr mögt nie «Diener Gottes» genannt werden, ihr mögt nie auf einer Kanzel predigen, doch könnt ihr ebenso sehr ein Diener des Herrn sein wie Johannes der Täufer. Menschen können von euch sagen, weil sie euch begegnet sind, seien sie dem Herrn begegnet; weil ihr in jenem Dorf gelebt habt, wussten die Leute, dass der Herr dort war.

Nehmt ihr euch all das zu Herzen? Seht ihr, das ist das Prinzip des Neuen Testamentes. In den Evangelien wird es auf diese Weise gesagt: «Jesus sandte seine Jünger in alle Städte und Dörfer, in die er selbst kommen wollte! (Lk. 10,1). Warum gingen sie? Um ihn dorthin zu bringen. Das ist das Prinzip durch das ganze Neue Testament hindurch. O nein, sie wurden nicht an alle diese Orte gesandt, um Gemeinden zu gründen, sondern um den Herrn Jesus dorthin zu bringen. Ich glaube nicht, dass es dem Teufel auch nur ein bisschen ausmacht, wenn Leute Gemeinden gründen; tatsächlich glaube ich, dass viele von den Gemeinden, die da gegründet werden, dem Teufel sehr gefallen! Er hat nicht den Eindruck, sie seien eine Herausforderung für ihn, doch wohin immer diese neutestamentlichen Diener des Herrn kamen, erkannte der Teufel, welche Bedeutung es hatte, dass sie an jenem Orte waren. «Sie stehen im Begriff, Jesus hierher zu bringen, und das ist das Allergefährlichste für unser Königreich!» Wenn wir also etwas vom Herrn haben, wenn unsere Gegenwart das Hereinkommen des Herrn bedeutet, was können wir da erwarten?


Die Versuchung

Wir erwarten den dritten Teil des Kapitels, denn die nächste Phase ist die Versuchung in der Wüste.

Meine Zeit ist vorüber, doch möchte ich nur noch dies eine sagen und es dann damit bewenden lassen. Die Taufe, die Salbung und die Versuchung sind alle ein Ganzes. Wenn ihr euch im richtigen Stand vor Gott befindet, denn das ist es, was die Taufe wirklich bedeutet, wenn ihr den Heiligen Geist empfangen habt, die Salbung, dann solltet ihr erwarten, dass das nächste, das geschieht, dies sein wird, dass der Teufel euch mit seinem Zeichen markiert hat, und sein einziges Ziel ist es, euer Zeugnis in Bezug auf den Herrn Jesus zu zerbrechen, die Gegenwart Jesu in eurem Leben zunichte zu machen, oder euch ganz einfach aus dem Wege zu räumen. Der Feind wird euch die ganze Zeit auflauern und versuchen, die Gegenwart des Herrn zu zerstören und euch aus dem Wege zu räumen.

Das ist die ganz natürliche Reihenfolge: Ein richtiges Stehen vor Gott; die Innewohnung des Heiligen Geistes der Salbung; der große Vorsatz Gottes in Angriff genommen, um ihn in diese Welt zu bringen; und dann der Konflikt mit dem Feind, und das wird bis zum Ende andauern. Erwartet nicht irgend etwas anderes. Jesus sagte, wir sollten nichts anderes erwarten, und die Apostel zeigen uns sehr deutlich, dass wir nichts anderes erwarten sollten.

Möge der Herr dieses Kapitel in unsere Herzen schreiben!

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.