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Die Biographie des Heiligen Geistes von Christus

von T. Austin-Sparks

Kapitel 2 - «Leben... Verheißen vor Ewigen Zeiten»

Unser grundlegender Abschnitt für dieses Botschaften ist 2. Kor. 3,3: «Es ist ja offenbar, dass ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens».

Wir haben gesehen, dass der Heilige Geist ein geistliches Leben des Herrn Jesus in die Herzen der Gläubigen hinein schreibt, und wir fahren nun mit dieser geistlichen Biographie fort.


Der Anfang der Biographie

Wenn eine Biographie von einer bedeutenden Persönlichkeit geschrieben wird, möchten wir immer wissen, wie es begann – etwas über deren Geburt, ihr Zu-hause und ihr Land. Das ist für uns sehr wichtig, wenn es den Herrn Jesus betrifft, denn, was wir zu begreifen versuchen, ist dies, dass, was auf ihn zutraf, der Heilige Geist auch in uns wahr machen möchte. Sein Anfang muss auch un-ser Anfang sein; Sein Zuhause muss auch unser Zuhause sein; sein Land muss auch unser Land sein. Alles, was am Anfang von ihm galt, muss auch für uns gelten, im geistlichen Sinne natürlich.

Nun, wenn wir unser Neues Testament öffnen, finden wir die Biographie des irdischen Lebens vom Herrn Jesus in den drei Evangelien, und zwei von jenen Evangelien berichten über den irdischen Anfang und die Geburt. Sie geben uns seine Genealogie, die bis an den Anfang des Menschen und der Erde zurückreicht. Das dritte Evangelium vermittelt uns den Anfang von seinem Dienst, sagt aber nichts über Bethlehem, seine irdische Mutter oder sein Zuhause. Es beginnt einfach mit dem Dienst des Herrn Jesus, als er dreißig Jahre alt war. Doch das vierte Evangelium ignoriert das alles. Es hat nichts über Bethlehem oder Nazareth zu berichten. Es sagt nichts über David, oder Adam, sondern überspringt ganz einfach die ganze irdische Geschichte und für uns zurück in die Ewigkeit vor der Zeit. Ihr wisst natürlich, dass ich vom Johannesevangelium rede, das mit dieser datenlosen Zeit beginnt, bevor die Welt war, und das uns zeigt, dass die Sohnschaft des Herrn Jesus nicht nur eine Sache der Zeit war, sondern dass sie ewig und übernatürlich, und nicht natürlich, war. Johannes beschreibt es auf diese Weise (und er schließt uns diesbezüglich mit dem Herrn Jesus mit ein): «... die nicht aus dem Geblüt (gr. Mehrzahl von Blut – gemeint ist dasjenige von Josef und Maria), noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind» (Joh. 1,13). Aus Gott geboren! Wann wurde der Herr Jesus aus Gott geboren? Nicht erst in Bethlehem, sonder weit zurück, bevor es die Zeit gab. Und das Wunderbare daran ist: Die tiefste Wahrheit im Leben eines Gotteskindes ist die, dass er oder sie nicht ein Kind der Zeit, sondern ein Kind der Ewigkeit ist, von oben geboren – nicht in Bethlehem, oder in der Schweiz, in England oder Deutschland, oder an irgend einem andern Ort auf dieser Erde – sondern eben von oben geboren. Das ist ein übernatürlicher Akt des Geistes Gottes.

Was heißt das, geboren zu werden? Es bedeute, Leben zu empfangen. Wenn wir den also von oben geboren sind, wenn wir eine übernatürliche Geburt erlebt haben, dann ist die Verbindung mit dem Herrn Jesus eine Verbindung ewigen Lebens.

Wir müssen das gut begreifen! Ihr denkt vielleicht, wenn ihr wiedergeboren wurdet, dann sei dies an einem bestimmten Ort geschehen, den ihr erwähnen könnt, doch das hat bloß etwas mit der Erde zu tun. Ihr seid nicht wirklich hier auf Erden wiedergeboren worden. Ihr wurdet geboren, wo der Herr Jesus geboren wurde. Ihr seid nicht an einem bestimmten Tag geboren worden, den ihr auf einem irdischen Kalender angeben könnt. Ihr seid in der Ewigkeit geboren worden. Euer Zuhause befindet sich keineswegs hier. Euer Zuhause liegt außerhalb von dieser Welt und außerhalb der Zeit. In dieser Beziehung sind wir, wie der Herr Jesus, mit ewigem Leben geboren worden.

Das ist etwas Wunderbares. Wenn denn die Bibel wahr ist, dann ist sie ein wehr wunderbares Buch. Wenn das Christentum wahr ist, ist es ebenfalls etwas sehr Wunderbares. Wir sind so vertraut mit allem, was das Christentum betrifft, dass wir etwas vom Wunder von all dem verloren haben. Ich meine, wir sollten uns noch einmal mit dem Christentum zusammensetzen und auf diese Weise wirklich nochmals darüber nachdenken: Der Heilige Geist reproduziert das, was auf den Herrn Jesus zutrifft, in uns, und der Beginn seiner Geschichte, sowie der Anfang auch unserer Geschichte liegt in der Ewigkeit.

Ihr solltet alle jene Schriftstellen nachschlagen, die vom «bevor die Welt war», «vor ewigen Zeiten» reden, und uns in der Vorstellung Gottes dort weit zurück sehen! «Die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleich gestaltet zu werden» (Röm. 8,29), und das erste an diesem Ebenbild ist das ewige Leben, das in ihm ist. So beginnt Johannes sein Evangelium mit: «In ihm war Leben» Joh. 1,4), und später in seinem Evangelium wird Jesus sagen: «Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben» (Joh. 10,10). In beiden dieser Feststellung wird vorausgesetzt, dass niemand außerhalb von Jesus Christus dieses Leben besitzt. Wenn sie bereits Leben hätten, warum sollte er dann vom Himmel kommen, damit sie es haben mögen?

Das ist sehr elementar, ich weiß, doch wir sind noch nicht sehr weit gekommen. Dies ist der Anfang der Biographie von Jesus Christus, die durch den Heiligen Geist in die Herzen der Gläubigen hinein geschrieben wird. Natürlich ist das sehr einfach, wenn ihr anfangt, darüber nachzudenken. Es ist sehr wunderbar, sehr tiefgründig, aber doch sehr einfach, denn das Allererste, das ein eben erst wiedergeborenes Gotteskind realisiert, ist dies, dass etwas geschehen sein muss, das ihm die Gewissheit schenkt, dass es nicht mehr hierher gehört. Er hat ein neues Zuhause, einen neuen Geburtsort, eine neue Genealogie, und es geht – nicht bis Adam zurück. Gott sei Dank dafür! – sondern weit über Adam hinaus zurück in die Ewigkeit von Jesus Christus! Ihr versteht sicher, dass ich nicht von der Gottheit von Jesus Christus rede, sondern von seiner Sohnschaft, und ich habe vorhin schon gesagt, dass sich seine Sohnschaft auf seine Menschheit bezieht. Ich will das nicht jetzt ausdiskutieren, doch bestand der Vorsatz Gottes bei der Erschaffung des Menschen darin, sich selbst in die Beziehung eines Vaters zu seinen Kindern zu versetzen, und dann weiter durch die Kindheit zur Sohnschaft. Das ist etwas Weiteres, worüber ich nicht jetzt diskutieren werde! Ich denke, das wird sich ergeben, wenn wir weiterfahren.

So beginnen wir die Biographie also in der Ewigkeit. Ich frage mich, ob ihr euch wohl dessen bewusst seid! Wir haben ein Lied, das besagt:
«Ich bin ein Fremder hier, in einem fremden Land,
mein Zuhause ist weit weg, an einem goldnen Strand».

Wenn wir unsere Lebensreise fortsetzen, merken wir, dass wir uns weiter und weiter von unserer natürlichen Geburt, weiter und weiter von dieser Welt entfernen, und wir werden uns unserer himmlischen Verwandtschaft mehr und mehr bewusst.


Ewiges Leben – der regierende Faktor

Ich möchte zwei oder drei Schriftfragmente vornehmen:


«Denn wenn infolge der Übertretung des Einen der Tod zur Herrschaft kam durch den Einen, wie viel mehr werden die, welche den Überfluss der Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus. Also: wie es nun durch die Übertretung des Einen zur Verurteilung für alle Menschen kam, so kommt es auch durch die gerechte Tat des Einen für alle Menschen zur lebenbringenden Rechtfertigung» (Röm. 5,18.19).

«...aufgrund der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, vor ewigen Zeiten verheißen hat» (Tit. 1,2). Dieses Leben also verbindet uns mit dem, was ewig ist.

«Paulus, Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, nach der Verheißung des Le-bens in Christus Jesus» (2. Tim. 1,1). font-family:Verdana">

Nun möchte ich an diesem Punkt eines oder zwei wichtige Dinge sagen. Das, was hier «ewiges Leben» genannt wird, ist der Faktor, der in der Geschichte und im Schicksal alles bestimmt. Nicht die Religion, nicht ein Ritual, auch nicht die Orthodoxie, sondern das Leben bestimmt über die Geschichte und über das menschliche Schicksal. Es regiert alles. Die Bibel ist das Buch Gottes über die Geschichte und das Schicksal dieser Welt, und es ist wunderbar, zu sehen, wie universell die Bibel ist. Sie umfasst das ganze Menschengeschlecht, sie regiert über das Schicksal aller Nationen, aus denen das Menschengeschlecht besteht, und sie enthält auch die Prinzipien des Schicksals. Und der Mittelpunkt der Bibel, von Anfang bis Ende, ist das, was hier ewiges Leben genannt wird. Es ist der alles beherrschende Faktor.

Leben bestimmt darüber, ob Gott gegenwärtig ist oder nicht. Die Frage, um die es bis ins kleinste Detail immer geht, ist eine Frage des Lebens. Beginnt beim Einzelnen und bei den persönlichen Erfahrungen jedes Einzelnen. Wenn wir es richtig verstehen würden, würden wir wissen, dass diese Frage des Lebens un-sere persönlichen Erfahrungen bestimmt. Wir sind, jedes einzelne, in diese große, beherrschende Angelegenheit des Lebens involviert, und das bestimmt, ob Gott mit uns ist oder nicht. Dasselbe trifft auf jede mögliche Gemeinschaft des Volkes Gottes zu, oder auf irgend eine Gemeinschaft religiöser Menschen. Die Sache, die darüber entscheidet, ob Gott da ist oder nicht, ist die Frage des Lebens. Gott ist der Ursprung des Lebens, und er kann nicht gegenwärtig sein, wo das Leben nicht vorhanden ist. Das ist wahrhaftig eine sehr herausfordernde Sache für unsere Versammlungen! So herrscht also, in jedem Bereich, diese Frage des Lebens.

Nun wollen wir die Bibel entlang dreier Linien zu Rate ziehen. Das irdische Leben des Herrn Jesus wurde in drei Abschnitte eingeteilt, und jeder dieser drei Abschnitte muss im Leben des Gläubigen wiederholt werden. Zuerst war da seine Geburt und sein Säuglingsalter; zweitens seine Kindheit; und drittens sein Mannesalter. Das sind drei unterschiedliche Abschnitte in der Biographie von Jesus Christus, und die ganze Bibel ist in diese drei Hauptabschnitte unterteilt. Die Frage, um die es in jedem dieser drei Abschnitte geht, ist das Leben.


Säuglingsalter

Der erste Abschnitt ist das, was wir die Zeit der vorsintflutlichen Menschen nennen, das heißt, der Menschen, die vor der Flut lebten, und die großen vorsintflutlichen Menschen sind Abel, Henoch und Noah. Das war das Säuglingsalter des Volkes Gottes, der göttlichen Biographie, die vom Heiligen Geist geschrieben wurde. Dieses Säuglingsalter wird durch sehr einfache Dinge charakterisiert, wie man das erwarten kann. Wir erwarten nicht sehr viel, wenn wir es mit Säuglingen zu tun haben, und hier, in dieser speziellen Zeitepoche, haben wir eben das Säuglingsalter des Volkes Gottes.

Eine einfache Sache regierte das Säuglingsalter des Menschengeschlechts, und es ist das charakteristische Merkmal jedes geistlichen Säuglingsalters. Lehrmäßig nennen wir es «die Rechtfertigung durch Glauben». Ich fürchte, ich bin diesen Satz eher leid, denn er klingt so theologisch! Rechtfertigung durch Glauben ist das Kennzeichen des geistlichen Säuglingsalters, der Anfang der geistlichen Geschichte, doch ich meine, etwas von der Musik hat diese Wendung verloren. Was ist Rechtfertigung? Ein anderes Wort, das dafür gebraucht ist, ist – wie ihr wisst – Gerechtigkeit. Doch was ist Gerechtigkeit durch Glauben? Ich liebe eine bestimmte Übersetzung, die das Wort «Gerechtigkeit» oder «Rechtfertigung» so übersetzt: «richtiges Stehen vor Gott». Ist das nicht nett? «In der richtigen Stellung vor Gott stehen». Ist es nicht das, wonach die ganze Welt eigentlich Verlangen hat? Ist es nicht das, wonach sich das ganze Menschengeschlecht sehnt? Ist es nicht das, was auch wir uns mehr als alles andere wünschen? Gott, der ist, wie er ist, so vollkommen, so heilig, so besonders, ist es denn möglich, dass wir, ihr und ich, die wir auch sind, wie wir eben sind, in die richtige Stellung vor ihn gebracht werden können?

Ihr wisst, im Geschäftsleben ist das etwas sehr Wichtiges. In der Geschäftswelt ist es doch so, wenn eine Firma gebeten wird, etwas Bestimmtes für eine andere zu tun, dass sie in ihren Büchern nachschlagen, um zu sehen, welche Transaktionen sie schon früher mit ihr getätigt haben, und sie fragen: «Stehen sie richtig uns gegenüber? Haben sie alle ihre Rechnungen bezahlt? Haben sie Schulden bei uns? Sind unsere Beziehungen gut? Sind wir zufrieden mit ihnen? Können wir ihnen vertrauen? Können wir ihnen unser Geschäft anvertrauen?» Alles hängt davon ab, ob sie sich in der richtigen Stellung befinden oder nicht.

So verhält es sich zwischen der Menschheit und Gott. Insofern es die Menschheit betrifft, mag Gott sehr wohl fragen: «Stehen sie richtig uns gegenüber? Haben sie Schulden bei uns? Sind ihre geschäftlichen Transaktionen richtig vorgenommen worden?» Das wird, soweit es Gott betrifft, mit einem einzigen Wort zusammengefasst: «Befinden sie sich im Herrn Jesus? Wenn sie es sind, ist alles in Ordnung. Dann sind alle Schulden bezahlt, und die ganze Firma ist sauber. Wir können mit ihnen ins Geschäft treten. Wir können ihnen unsere Interessen anvertrauen». Das bedeutet es, richtig vor Gott zu stehen, Rechtfertigung durch Glauben, Gerechtigkeit durch Glauben. Nun habt ihr beachtet, was Paulus in jenem Abschnitt des Römerbriefes sagt, den wir gelesen haben. Welches ist die Grundlage des Neuen Testamentes? Leben, wegen der richtigen Stellung vor Gott. Das ist wunderbar! Kann es denn wahr sein? Bruder, Schwester, die ihr wegen euch selbst und deswegen zu Tode betrübt seid, wie Gott wohl über euch denkt, betrübt, weil ihr glaubt, Gott sehe euch so, wie ihr euch selbst seht, hier ist dieses wunderbare Wort, das den Anfang markiert! Die vorsintflutlichen Men-schen empfingen Leben auf der Basis der richtigen Stellung vor Gott. Das ist alles!

Wie ist es mit Abel? Meint ihr, er sei ein vollkommener Mensch gewesen? Doch das Ganze von Abels Leben wird in dieser einen Feststellung zusammengefasst: Er glaubte Gott, und er wusste, dass er richtig vor Gott stand (Hebr. 11,4).

Was wollen wir über Henoch sagen? Ich glaube, er war eine äußerst wunderbare Person. Wenn ihr das Kapitel im 1. Mosebuch lest, wo Henoch erwähnt wird, stellt ihr fest, dass da von lauter Leuten die Rede ist, die wegen ihrer Sünde sterben. Dieser lebte so viele Jahre und starb, jener lebte so viele Jahre und starb, und ihr richtet euch ein, mit dieser ganzen elenden Geschichte weiterzufahren – doch dann wird sie unterbrochen. Da heißt es einfach in 1. Mose 5,24: «Henoch wandelte mit Gott – er stand richtig vor Gott – und er war (plötzlich) nicht mehr (da), denn Gott nahm ihn (zu sich)». Dann kehrt ihr zurück zu mehr von dieser miserablen Geschichte, bis ihr zu Noah kommt.

Die ganze Welt war voll Ungerechtigkeit. Das Herz jedes Menschen war böse, doch da gab es einen Mann und seine Familie, die auf einem einzigen Grund standen. Noah, sagt Petrus, sei ein «Prediger der Gerechtigkeit» gewesen – ein Prediger des richtigen Standes vor Gott. Die ganze Welt befand sich nicht in der richtigen Stellung vor Gott, darum musste sie sterben, doch Noah und seine Familie, die richtig zu Gott standen, wurden vom Tod und vom Gericht gerettet.

Habe ich gesagt, das sei das Säuglingsalter? Ich denke, es gibt eine große Zahl von Christen, die noch nicht über dieses Säuglingsalter hinaus gekommen sind! Es ist jedoch eine große Sache, schon so weit gekommen zu sein!

Die Korinther sind nicht über Noah hinaus gekommen, denn Paulus sagte von ihnen, sie sein immer noch Säuglinge. Sie gehörten dem Herrn, weil sie sich die Wahrheit von der Rechtfertigung durch den Glauben angeeignet hatten, doch die Biographie hört bei diesem Kapitel schon auf. Sie befanden sich noch immer im Säuglingsalter, obwohl sie schon längst ins nächste Kapitel hätten gekommen sein sollen.

Könnt ihr erkennen, um welchen Punkt es mir geht? Es ist der, dass Gott be-stimmt hat, dass die ganze Geschichte der Menschheit auf dieser Basis des Le-bens ablaufen sollte, und der Anfang davon ist die Grundlage des richtigen Ste-hens vor Gott.


Kindheit

Die zweite Stufe im Leben des Herrn Jesus auf dieser Erde war seine Kindheit, die Zeit als Knabe. Wir haben nicht viel über diese Zeit als Knabe im Neuen Testament. Nur ein oder zwei Dinge werden darüber gesagt, doch war es eine lange Zeitspanne, und wir können nicht glauben, dass eine leere Zeitperiode war. Gesagt wird, er habe «an Weisheit und Alter» zugenommen «bei Gott und den Menschen» (Lk. 2,52). Er wuchs im richtigen Stehen vor Gott.

Die zweite Zeitphase in der geistlichen Biographie des Herrn Jesus ist jedoch viel voller als nur so, tatsächlich besetzt sie den ganzen Rest des Neuen Testamentes, denn es ist die Zeitspanne zwischen dem Geborenwerden und dem Erwachsenenalter. Es heißt, er sei «zur Vollendung gelangt» (Hebr. 5,9). Was bedeutet das? Das mag für euch insofern ein Problem schaffen, dass er, der ohne Sünde war, von dem wir glauben, dass er bereits vollkommen war, vollkommen gemacht bzw. vollendet werden sollte, aber natürlich ist unsere Vorstellung vom Wort «vollkommen» nicht diejenige des Neuen Testamentes. Die neutestamentliche Vorstellung von «vollkommen» ist «vollendet oder vollständig werden». Während für uns das vielleicht bedeutet, dass wir uns in der Natur verändern, so war das bei Jesus Christus nicht der Fall. Der Heilige Geist beschäftigte sich mit dem, was bei ihm noch nicht vollständig war und vollendete es.

Ich frage mich, ob ich mir mit dem, was ich jetzt sagen werde, nicht Schwierig-keit einhandeln werde! Ich werde diejenigen von euch fragen, die, sagen wir, vor etwas sechzig Jahren gerettet wurden: «Seid ihr heute bessere Leute als ihr es damals, am Anfang, wart?» Ich bin schon seit sechzig Jahren gerettet, und ich glaube, dass ich ein schönes Stück schlechter bin als damals, da ich gerettet wurde! Klingt das schrecklich? Doch ihr wisst sicher, was ich meine – ich bin heute nicht vollkommener als ich es vor sechzig Jahren war. Wenn ihr von meiner menschlichen Natur redet, von dem, was ich als Kind Adams war, nun, der alte Adam macht mir heute noch ebenso viele Schwierigkeiten wie je zuvor! Und dennoch ist etwas in uns geschehen. Ich sage manchmal: «Nun, ich mag heute ziemlich schlecht dastehen, doch der Herr allein weiß, was aus mir geworden wäre, wenn er mich nicht gerettet hätte!»

Das ist die Periode vom Säuglingsalter zum Mannesalter. Ich glaube, der Herr hatte manche Versuchung und manche Prüfung durchzustehen während dieser dreißig Jahre. Wir erhalten insofern einen kleinen Einblick in sein häusliches Le-ben, als dass er eine Anzahl Brüder und Schwestern hatte, und ihr wisst ja, Brü-der und Schwestern können einen ja wirklich auf die Palme bringen! Ich hatte einige Brüder und Schwestern, und ich war nicht der Älteste in der Familie! So waren sie für mich oft eine große Anfechtung. Jesus hatte einige Brüder und Schwestern, und es wird uns gesagt, seine Brüder hätten nicht an ihn geglaubt. Es ist nicht leicht, wenn Leute in eurer eigenen Familie nicht an euch glauben. «O, er glaubt, er sei etwas Besonderes! Er hat einen Haufen seltsamer Ideen, doch werden wir sie alle aus ihm heraus klopfen!» Ist das nicht die Art, wie sie reden? Jesus blieb vor diesen Schwierigkeiten und Prüfungen nicht verschont, und das dauerte immerhin dreißig Jahre! Ich weiß nicht, wie viel Maria ihren anderen Söhnen und Töchtern über Jesus gesagt hat, oder ob sie einfach alles in ihrem Herzen zurückbehalten hat, doch konnten sie sehen, dass er anders war, und das genügte, um Opposition hervorzurufen.

Nun, ich brauche nicht mehr zu sagen. Die Zeitspanne der Kindheit war eine Zeit der Disziplin, eine Zeit des Lernens, eine Periode der Erziehung. Das Alte Testament kennt diese Zeitspanne, und sie dauert recht lange, denn es ist die Periode der Patriarchen.

Wer sind die Patriarchen? Abraham, Isaak, Jakob, Joseph und Moses. Könnt ihr nicht sehen, was für eine Zeitspanne der Erziehung das war? Gott hatte diese Männer in seiner Schule, und er lehrte sie die Gesetze des göttlichen Lebens. Besucht Abraham in dieser Schule, und schaut, was er in Bezug auf die Gesetze des göttlichen Lebens lernt! War auch Isaak in der Schule? Lernte auch er die großen Gesetze des göttlichen Lebens? Lasst es mich andersherum sagen. Wurde Isaak in den Prinzipien des Auferstehungslebens unterwiesen? Ihr wisst, wir haben ein paar falsche Vorstellungen von diesen Männern, und wir meinen oft, Isaak sei ein kleiner Junge gewesen und Abraham brauchte ihn bloß zu packen und ihn auf den Altar zu legen. Von unserem Standpunkt aus war er zu diesem Zeitpunkt bereits ein erwachsener Mann, nicht einmal mehr bloß ein Teenager. Er war heran gewachsen, um einen eigenen Willen zu haben, eigene Gedanken und eigene Gefühle zu haben, und er hätte seinem Vater widerstehen können. Er hätte gegen ihn rebellieren können. Er befand sich in einer harten Schule, denn er musste alles dem Tod übergeben, damit er das Gesetz des Auferstehungslebens lernen konnte.

Von Isaak gehen wir zu Jakob weiter. Brauchen wir noch irgend etwas über Jakob zu sagen? War er in der Schule? In der Tat, er war in einer sehr harten Schule! Die Disziplin in Jakobs Leben war äußerst streng, denn Gott schickte ihn da hindurch. Doch ging er am Ende ganz in Ordnung daraus hervor, und er wurde der Vater einer ganzen Nation, von zwölf Stämmen. Das war Auferstehung! Das war Leben aus dem Tod! Das war Sieg aus großer Gegnerschaft!


Mannesalter

Nun fragt ihr euch gewiss, welches die nächste Phase im Alten Testament sein könnte! Nun, ich lasse natürliche eine ganze Menge aus und komme zur Epoche der Propheten. Das erstreckt sich tatsächlich über eine längere Phase als über den Teil des Alten Testamentes, der mit den «Propheten» bezeichnet wird (Jesaja – Maleachi), denn Samuel war auch ein Prophet. So geht ihr durch die ganze Schule der Propheten, und wenn ihr ihnen zuhört, was hört ihr da? Könnt ihr die Propheten überhaupt hören? Sie weinen, sie stöhnen, sie befinden sich in großen Schmerzen. Was hat es damit auf sich? Es sind die Wehen des Lebens. Es ist die Phase der Reife, des Mannesalters, im Alten Testament.

Diese Wendung – die Wehen des Lebens – fing unmittelbar da an, wo Jesus zum Jordan ging. Die Schlacht um das Leben begann dort, und von da an bis zum Kreuz waren es lauter «Wehen des Lebens». Diese große Sache «ewiges Leben» ist im Universum in einen großen Konflikt geraten, und Golgatha wurde zum Zentrum des ganzen Universums. Es war nicht etwas, das in einem kleinen Winkel namens Palästina geschah, unmittelbar außerhalb von Jerusalem. Es erfasste die ganze Welt, und schließlich ging es über die Welt hinaus. Golgatha war eine große kosmische Schlacht. Paulus sagte, Christus habe am Kreuz die Fürstentümer und Gewalten entwaffnet (Kol. 2,2). Es waren die großen «Wehen des Lebens».

Nun, liebe Freunde, das sollte uns verstehen helfen, was der Heilige Geist mit uns tut. Ich möchte die jungen Christen nicht entmutigen, auch möchte ich kei-nen Schatten auf euer wachsendes Christenleben werfen, aber ich muss dies sagen: Je weiter wir mit dem Herrn voran gehen, je länger wir mit ihm zusammen leben und je enger wir mit ihm wandeln, desto intensiver werden diese «Wehen des Lebens». Stimmt das? Was wisst ihr darüber? Manchmal haben wir gesagt, wenn wir eine schwere Erfahrung machten: «Es wird nicht leichter, wenn wir älter werden!» Ihr könntet denken, nachdem ihr für so viele Jahre mit dem Herrn unterwegs gewesen seid, dass er es uns am Ende etwas leichter machen würde, doch das tut er nicht. Erklärt das etwas? Die Dinge werden schwieriger, und der Teufel sagt: «Ah, siehst du, das geschieht deshalb, weil der Herr nicht mehr mit dir ist. Wäre dieser große Herr, an den du angeblich glaubst, mit dir, dann hättest du all diese Schwierigkeiten nicht!» Das war genau das, was der Teufel dem Herrn Jesus sagte, als er am Kreuz hing: «Dein Vater hat dich verlassen. Du erduldest dies, weil er dich aufgegeben hat!» Ihr seht, wie der Teufel die Dinge verdreht! Doch geistliche Reife involviert intensiven Konflikt.

Ich habe gesagt, die dritte Periode im Alten Testament, jene der Propheten, sei jene der «Wehen des Lebens». Wie sehr litten doch die Propheten, um dem Volk Gottes jenes göttliche Leben in Fülle zurückzubringen! Ja, das Alte Testament schließt – doch was sagt ihr zu diesem Abschluss des Alten Testamentes? Es höre mit einer Tragödie, mit Hoffnungslosigkeit auf? Überhaupt nicht! Es hört so auf, dass das Neue Testament geöffnet werden kann, und wohin führen diese Wehen im Neuen Testament? Eine neue Geschichte beginnt. Aus diesen Wehen hervor wird «ein Kind geboren, ein Sohn wird gegeben», das Alte Testament wird auf eine himmlische Ebene hinauf gehoben, und der Heilige Geist beginnt in einem geistlichen Bereich noch einmal von vorne. Er beginnt mit unserer neuen Geburt, dann nimmt er uns mit in die Zeit des geistlichen Wachstums, wo wir die Gesetze des geistlichen Lebens lernen, und dann weiter zu den «Wehen des Lebens», damit das Reich kommen kann, und wir werden aufgerufen, auch diesen Teil der Biographie von Jesus Christus mit ihm zu teilen - «wenn wir mit ihm leiden, werden wir auch mit ihm herrschen» (2. Tim. 2,12). Und worin bestand das Leiden Jesu? Es waren «die Wehen seiner Seele», damit er Nachkommen sehen, seine Tage verlängern und die Fülle haben sollte. Das ist es, was er jetzt durch den Heiligen Geist mit uns tut. Der Heilige Geist arbeitet auf dieses Ziel zu – dass er zur Fülle gelangen sollte, und wir werden zur Fülle gelangt sein, wenn wir aufwachen werden in seinem Bilde.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.