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Die Himmlische Berufung - Band 2

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5

14 Die Herrlichkeit Gottes in Auferstehung

Schriftlesung: Joh. 11; Hes. 37,12.13; Jes. 11,11; Röm. 9,27-29

Um diesen Punkt zu verstehen, ist es nötig, vorerst auf das zurückzublicken, was als Kapitel 10 markiert ist:
«Da suchten sie ihn wiederum zu ergreifen; doch er entging ihren Händen» (Joh. 10,39).
«Da hoben die Juden wiederum Steine auf, um ihn zu steinigen. – Die Juden antworteten ihm und sprachen: Nicht wegen eines guten Werkes wollen wir dich steinigen, sondern wegen Gotteslästerung, und zwar, weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst!» (Joh. 10,31.33)

Dann die Verse 7 und 8 in Kapitel 11:
«Dann erst sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa ziehen! Die Jünger antworteten ihm: Rabbi, eben noch wollten dich die Juden steinigen, und du begibst dich wieder dorthin?»

Ihr seht den jüdischen Hintergrund. Wiederholt versuchten die Juden, Jesus zu steinigen. Sie wollten mit ihm tun, was sie später mit Seinem Diener Stephanus getan haben – ihn einfach steinigen, und ihn mit zerbrochenem Körper und tot liegen lassen. Wieder und wieder griffen sie Steine auf, um ihn zu steinigen - «Sie hoben Steine auf, um ihn zu steinigen» (Joh. 8,59). Das ist der jüdische Hintergrund von Kapitel 11, und er zeigt uns sehr deutlich, warum das einstige Israel beiseite gesetzt werden musste, und warum Gott ein anderes Israel brauchte. Jene Art von Israel konnte niemals dem Vorsatz Gottes dienen! Und so wurde es verworfen.

Wenn ihr den Titel «Kapitel 11» beseitigt und vom Kapitel 10 einfach weiterlest, könnt ihr feststellen, dass dieser Bericht über den Tod und die Auferweckung des Lazarus genau vor diesen Hintergrund gesetzt wird. Wir dürfen nie ein Ereignis einfach als eine Geschichte für sich nehmen. Wir müssen stets erkennen, dass sie sich auf etwas anderes bezieht, und dieses Sterben und Auferstehen von Lazarus wird direkt vor diesen jüdischen Hintergrund gestellt. Das war nicht bloß ein zufälliges Zusammentreffen, etwas, das durch Zufall geschieht. Jesus machte vollkommen deutlich, dass dies alles von Gott geplant und arrangiert wurde. Er ordnete an, dass Lazarus sterben sollte, und Jesus griff hier nicht ein. Es musste geschehen, weil es mit einer sehr großen Sache zusammenhing, die Gott zu tun im Begriff stand.

Nun wollen wir einen Blick auf Lazarus werfen. Lazarus ist krank, und dabei handelt es sich um eine Krankheit, für die es kein Heilmittel gibt. Ich weiß nicht, wie viele Ärzte es im Umkreis von Bethanien gab, oder in Jerusalem, das nur einige Meilen entfernt war, doch bin ich ziemlich sicher, dass, falls es Ärzte gegeben hätte, die Geschwister in diesen vier Tagen nach ihnen geschickt hätten. Aber selbst wenn sie es getan hätten, hätten auch die Ärzte nichts ausrichten können. Lazarus musste sterben im Plan Gottes. Er litt an einer Krankheit, gegen die es kein Heilmittel gab, und selbst Jesus, der schon mehr als einmal einen Toten auferweckt hatte, wollte in dieser Sache nicht eingreifen. Er weigerte sich positiv, Lazarus am Sterben zu hindern. Es wird uns hier gesagt, dass Jesus, als er davon hörte, vier weitere Tage dort blieb, wo er war. Das wiederum schuf für die Schwestern ein großes Problem, und es gab sogar den Feinden Munition. Sie sagten: «Konnte der, welcher dem Blinden die Augen aufgetan hat, nicht dafür sorgen, dass auch dieser nicht gestorben wäre?» (Joh. 11,37). Nun, sollen ihn doch die Schwestern missverstehen und die Feinde ein Fehlurteil fällen! Jesus ließ sich durch nichts beeinflussen, und so ließ er Lazarus sterben.

Ist das eine hoffnungslose Situation? Nun, was sagt Jesu darüber? Als er die Nachricht von den Schwestern erhielt, sagte er: «Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch ver-herrlicht wird.» Diese Krankheit sei nicht zum Tode, und trotzdem ließ er ihn sterben! Offensichtlich meinte er: «Diese Krankheit ist nicht für immer zum Tode. Es ist kein endgültiger Tod». Später sagte er: «Lazarus ist gestorben», und dennoch sagte er: «Diese Krankheit ist nicht zum Tod». Folglich meinte er: Der Tod wird nicht das letzte Wort sein.

Nun, lasst uns dies festhalten, während wir weitergehen: Das geistliche Wissen von Jesus. Obwohl er ein schönes Stück von Bethanien entfernt war, wusste er genau, dass Lazarus gestorben war. Niemand hatte ihm eine zweite Nachricht gebracht, Lazarus sei inzwischen gestorben. Er sagte zu seinen Jüngern: «Unser Freund Lazarus ist entschlafen». Sie antworteten darauf: «Wenn er eingeschlafen ist, wird er sich erholen». ... «Darum sagte Jesus ihnen offen, Lazarus sei gestorben». Jesus wusste in seinem Geist, dass Lazarus gestorben war, und er wusste immer in seinem Geist, wann irgendwo Tod oder Leben vorhanden war.

Wenn der Herr Jesus durch Seinen Geist in uns ist, dann wissen auch wir stets, ob die Dinge lebendig oder tot sind. Wir mögen uns unter gewisse Leute mischen und sagen: «Tatsächlich, hier gibt es kein Leben. Es ist tot.» Oder wir treten unter andere und sagen: «Nun, es ist Leben da» Wir wissen es in unserem Geist. Niemand muss uns sagen, dass diese Leute tot oder lebendig sind. Und das ist ein Kennzeichen des Herrn Jesus.

Jesus wusste den Augenblick, an dem Lazarus starb. So haben wir den jüdischen Hintergrund, die unmittelbare Verbindung dieses Ereignisses, d.h. die Verbindung zum alten Israel. Dies ist der Grund, weshalb ich die Schriftstellen von Hesekiel und Jesaja gelesen habe. Als Israel in Babylon und Assyrien in Gefangenschaft war, sagte der Herr, sie seien tot und begraben, und er sagte auch: «Ich werde eure Gräber öffnen». Für den Herrn waren sie in ihren Gräbern. Und dann sagte Jesaja, ein Überrest würde zurückkehren, und dieser Überrest waren die Leute, die aus den Gräbern von Assyrien und Babylon kamen.

Habt ihr bemerkt, dass Paulus das im Römerbrief aufgreift und es ins Neue Tes-tament herüber bringt? Er zitiert Jesajas Worte über den Überrest und sagt, dass aus dem alten, begrabenen Israel ein Überrest hervorgehen würde, der vom Herrn auferweckt würde, und dieser Überrest würde in das neue, himmlische Israel integriert werden.

Darum wird diese Geschichte von Lazarus unmittelbar in das jüdische Umfeld gesetzt. Ihr stellt fest, dass Jesus absichtlich in die feindliche jüdische Gegend zurückgeht. Es war dort, wo sie wiederholt versucht hatten, ihn zu steinigen, dennoch sagte er zu seinen Jüngern: «Lasst uns wieder nach Judäa zurückkeh-ren». Sie sagten: «Herr, eben haben sie noch versucht, dich zu steinigen. Warum willst du ausgerechnet dorthin zurück?» Doch er akzeptierte ihr Argument nicht. Er ging absichtlich in die feindliche Umgebung zurück, obwohl alles so gegen ihn war. Warum tat er dies? Die Geschichte von Lazarus ist die Antwort. Dieser Tod und die Auferweckung von Lazarus wird dieser Situation entgegengesetzt. Mitten im verworfenen, toten und begrabenen alten Israel würde er ein neues auferwecken.

Vielleicht hättet ihr gedacht, wenn der Herr wirklich hätte ein neues Werk starten wollen, wäre er besser in irgend ein anderes Land gegangen. Er hätte sagen können: «Nun, ich kann nichts tun, weder in Jerusalem noch in Palästina. Ich will nach Indien oder nach China gehen, und noch einmal von vorne beginnen». Doch er ging absichtlich zurück nach Judäa und sagte: «Am Ort des Todes werde ich eine Auferstehung haben».

Der Tag von Pfingsten ist schon allein für diese Tatsache wunderbar. Wenn es je eine unmögliche Situation gegeben hatte, dann war es in Jerusalem an jenem Tag! Das alte Israel war von Gott verworfen worden und war von seinem Standpunkt aus tot. Es war begraben – und genau dort brachte Gott durch eine neue Geburt Sein neues Jerusalem zum Dasein. Das ist das unmittelbare Umfeld und die Bedeutung dieses Ereignisses.

Doch haben wir gesagt, Paulus übertrage diese ganze Sache ins Neue Testament und sage: «Gott hat das alte Israel fortgeschickt, doch wird er an genau dem Ort des Todes sein neues Israel einführen. Ein Überrest wird gerettet durch die Vereinigung mit Jesus Christus im Tod und in der Auferstehung».

Was ist das neue Israel? Was im Römerbrief als Kapitel 9, 10 und 11 markiert ist, beschäftigt sich auf der einen Seite mit dem Tod des alten Israel, der verworfenen Nation. Und dann sagt der Apostel, dass daraus ein Überrest hervorgebracht werden soll. Doch dann könnt ihr feststellen, dass Kapitel 11 direkt in Kapitel 12 übergeht. Und wovon spricht Kapitel 12? Es redet vom Leib Christi. Und was ist dieser Leib? Er ist nicht dies, dass Juden und Heiden zusammengebracht wurden, sondern dass beide, nachdem sie ihre Unterschiedlichkeit verloren haben, in Christus eins geworden sind. An einer andern Stelle sagt Paulus: «Da gibt es weder Juden noch Griechen, weder Sklaven noch Freie... denn ihr seid alle einer in Christus Jesus» (Gal. 3,28). Wenn also das alte Israel beseitigt und ein Überrest daraus hervorgegangen ist, mit Christus begraben und mit ihm auferweckt, kommt es nicht als ein jüdischer Überrest zurück, sondern ist ein Teil des Leibes Christi. Das ist das neue Israel.

Nun, ich habe gesagt, dies sie die unmittelbare Verbindung. Was uns jedoch am meisten helfen wird, ist, die weitere Verbindung zu erkennen.

Wir kehren zu Lazarus zurück. Das Neue Testament lehrt uns dies: dass das Kreuz Jesu Christi den alten Menschen nicht heilt. Es kreuzigt ihn. Das ist das Problem bei den meisten von uns. Wir sollten diesbezüglich vollkommen ehrlich sein! Wir möchten, dass der Herr unseren alten Menschen kuriert, dass er aus ihm einen guten alten Menschen macht, dass er all seine Fehler von ihm wegnimmt, alles, was falsch ist an ihm, seine ganze sündhafte Natur. Doch das Kreuz des Herrn Jesus tut gerade das nicht. Es sagt: «In Gottes Augen ist der alte Mensch tot und begraben». «Unser alter Mensch», sagt Paulus, «wurde mit ihm gekreuzigt» (Röm. 6,6). Jesus ist nie zu einem alten Menschen gekommen, um ihn zu heilen und ihn zu verbessern, und doch wollen wir alle Tage unseres Lebens, dass der Herr uns besser macht. Bis ans Ende unserer Tage wird der alte Mensch immer der alte Mensch bleiben, doch mit diesem einen Unterschied: dass Gott ihn als begraben betrachtet, als im Grabe liegend, als mit Christus gekreuzigt. «In (auferstandenen) Christus existiert eine neue Schöpfung».

Das ist Lazarus. Jesus wollte Lazarus nicht von seiner Krankheit heilen. Und ge-nauso wollte Gott Israel nicht von seiner bösen Natur heilen. Er sagte: «Die muss sterben!»

Das aber ist nur die halbe Geschichte, doch lasst uns diesbezüglich völlig im Klaren sein. Es wird stets einen unheilbaren Hintergrund in unserem Leben ge-ben, und dieser wird nicht geheilt werden. Er ist die ganze Zeit da und wird nicht von seinen geistlichen Krankheiten kuriert werden. Jederzeit, wenn ihr auf den Grund des alten Menschen zurückkehrt, könnt ihr dieselben Sünden wieder begehen. Das ist es, was das Neue Testament auf der einen Seite lehrt.

Doch die Herrlichkeit wird in dem sein, was sich von diesem Hintergrund abhebt. Sie ist in dem, was sich im Vordergrund abspielt. Wir mögen einen kranken Körper haben, denn der Herr heilt unsere kranken Körper nicht immer. Manchmal tut er es zwar, aber nicht immer, selbst bei den besten Heiligen nicht, die er je hatte. Wir mögen eine kranke menschliche Natur haben – und wir alle wissen, dass dem so ist. Die ganze Zeit treffen wir auf die Schwierigkeiten in einander. «Oh, wenn ich nur vergessen könnte, was dieser Bruder oder diese Schwester in sich selbst ist, dann hätte ich eine glückliche Zeit! Aber, ihr wisst ja, was für ein furchtbarer Mensch er ist! Er liebt den Herrn und möchte das Beste für den Herrn, doch wenn ihr ihm natürlicherweise entgegentretet, dann stellt ihr fest, dass es nicht leicht ist, mit diesem Menschen zurecht zu kommen.» Die Gnade schafft zwar Unterschiede, doch sie überschreitet, sie reißt die Wurzel nicht aus. Wie im Falle von Paulus, werden wir am Ende unseres Laufes sagen können: «Nicht etwa, dass ich bereits vollkommen wäre» (Phil. 3,12). Vielleicht werden noch in den letzten Tagen, bevor wir zum Herrn gehen, Menschen mit uns Schwierigkeiten haben. Damit will ich nicht sagen, dass wir nicht einige jener starken, falschen Züge in unserem Leben ablegen sollten. Die Gnade kann in unserer menschlichen Natur Wunder wirken, doch wenn ihr in diesem Leben nach dem Tag Ausschau haltet, da ihr von dieser Natur absolut befreit sein werdet, muss ich euch enttäuschen. Vielleicht sagt ihr: «Das ist aber ein sehr armseliges Evangelium, das Sie da predigen!»

Doch es gibt dazu die andere Seite. Ihr und ich, wir können in der Kraft der Auferstehung des Herrn Jesus leben, und dies auch mit einem sehr kranken Körper und mit einer sehr armen menschlichen Natur. Ja die Kraft seiner Auferstehung kann so vieles eindecken. Der Vordergrund kann ganz einfach die Kraft seiner Auferstehung sein. Bei gewissen Leuten müssen wir sagen: «Nun, wisst ihr, sie sind körperlich so schwach. Sie werden so oft von Krankheiten heimgesucht, und doch, seht euch einmal an, was der Herr durch sie zu tun imstande ist! Es ist ein Wunder, wie viel Arbeit sie bewältigen können! Sie müssten eigentlich schon längst tot sein, doch sie leben weiter. Allerdings nicht in ihrer eigenen Kraft. Es gibt eine andere Kraft, die ihre Schwachheit überlagert». Paulus sagte: «Doch wenn ich schwach bin, dann bin ich (erst richtig) stark» (2. Kor. 12,10). Die Kraft der Auferstehung Christi hatte seine Schwachheit überwunden. Er sagte: «Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne» (2. Kor. 12,9). Er sprach von seinen physischen Krankheiten und von der Kraft der Auferstehung Christi.

Was für den physischen Bereich gilt, gilt auch für den geistlichen. Wenn wir in uns selbst leben, werden wir aufgeben. Oh, wie viele Gebrechen gibt es doch in unserer Natur! Wir tragen stets eine Menge geistlicher Schwächen mit uns herum! Versteht ihr, was ich meine? Was für Schwierigkeiten bereiten uns doch diese unsere Gebrechlichkeiten. Wann immer wir sagen «Ich kann nicht», und dann, weil wir eben nicht können, sagen: «Ich geb’s auf», haben wir den größten Segen des Christenlebens verwirkt. Denkt an all das, was der Apostel Paulus tun und erleiden musste! Es war ein schreckliches Leben, das er da lebte, zumindest von einem Standpunkt aus. Er hatte einen gebrechlichen Körper, er hatte Feinde, wo immer er hinkam, und er litt unter vielen Widrigkeiten. Einen Tag und eine Nacht lang verbrachte er auf offener See! Er war nackt und hungrig. Er musste Meile um Meile, Monat um Monat zu Fuß reisen. So können wir alle Schwierigkeiten in diesem Leben zusammentragen, und wenn je ein Mensch Grund gehabt hätte, zu sagen: «Ich kann nicht mehr weiter», dann war das Paulus! Doch was sagte er? «Ich vermag alles durch den, der mich stark macht» (Phil. 4,13). Nicht «Ich kann alles tun» - Paulus hätte eher gesagt: «Ich kann überhaupt nichts» - sondern «Ich vermag alles durch den, der mich stark macht». Es gab sogar einen Tag, an dem Er natürlicherweise am Leben verzweifelt wäre. Er sagte: «Ja, wir hatten in uns selbst schon das Todesurteil, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt» (2. Kor. 1,9).

Lazarus war absolut hoffnungslos und hilflos. Er konne nichts tun – und so sind wir von Natur aus. Doch Jesus sagte, dies sei «zur Herrlichkeit Gottes».

Liebe Freunde, die Herrlichkeit Gottes manifestiert sich in denen, die in sich selbst so gut wie tot sind, doch die Er befähigt, weiter zu gehen und viel für ihn zu tun. Jesus mag uns nicht immer heilen, sei es am Körper oder in der Natur, doch kann er uns göttliches Leben vermitteln, und das ist eine große Sache.

Vielleicht haben einige von euch von Gotes großem Diener Dr. A.B. Simpson, gehört. Er hatte einen großen Glauben an göttliche Heilung und schrieb auch ein Buch darüber. Doch trotz seines Glaubens sagte er folgendes: «Damit niemand meine Position missversteht, so sage ich nicht, dass jedermann einfach geheilt wird; doch sage ich, dass jedermann göttliches Leben kennen lernen kann; das ist mehr als das natürliche Leben».

Nun, zurück zu Lazarus. Der Herr heilte ihn nicht, doch gab er ihm Auferste-hungsleben, und das ist die Hoffnung von allen. Vielleicht will der Herr dich am Körper heilen, oder auch nicht. Aber ganz gleich, ob er es tut oder nicht, er will nicht, dass wir aus uns selbst heraus leben, sondern aufgrund des Auferste-hungslebens. Das ist es, was Jesus meinte, als er sagte: «Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes». Wenn ihr euer Neues Tes-tament durchgeht, könnt ihr feststellen, dass Gott stets durch Auferstehung verherrlicht wird. Das ist der Ort, wo sich die Herrlichkeit Gottes aufhält.

Ihr mögt vielleicht einen körperlich sehr schwachen Christen sehen, doch werdet ihr Gott gerade in ihm verherrlichen wegen der wunderbaren Kraft des göttlichen Lebens (die in ihm sichtbar wird). Ihr seht vielleicht eine Person, die viele Fehler hat und vieles, was ihr nicht ausstehen könnt, und doch ist da etwas mehr als nur das – das Leben des Herrn ist in ihnen. Auch wenn ihr euch dessen nicht rühmt, was sie von Natur aus sind, so verherrlicht ihr doch Gott für das, was sie in geistlicher Hinsicht sind.

Das ist das eigentliche Herz dieses Vorfalles mit Lazarus. Leben aus dem Tod ist Gottes Geheimnis, das, was ihn am meisten verherrlicht.

Ist das alles bloß eine nette Geschichte und eine wunderbare Wahrheit? Dann setzt es einmal morgen früh in Gang! Sagt zum Herrn, wenn ihr aufsteht: «Herr, in mir steckt nichts Gutes, aber ich werde an diesem Tag in der Kraft deiner Auferstehung leben». Vielleicht gibt es dann in dir oder um dich herum unmögliche Situationen, doch sagt einfach zum Herrn: «Nun, Herr, du sollst heute verherrlicht werden, indem du mich befähigst, im Auferstehungsleben zu leben». Das ist etwas, das wir jeden Tag im Glauben annehmen müssen.

Timotheus war offensichtlich ein physisch schwacher, junger Mann. Etwas stimmte mit seinem Magen nicht, und er machte ihm ständig Schwierigkeiten. Paulus sagte: «Ergreife das ewige Leben» (1. Tim. 6,12), und sprach von seinem «häufigen Unwohlsein» (1. Tim. 5,23). Wenn es wirklich Gottes Meinung war, dass alle physisch geheilt werden sollen, warum hat Paulus dann Timotheus nicht geheilt? Paulus wusste eben, dass etwas Besseres gab, als physisch geheilt zu werden. Die Kraft des ewigen Lebens in einem schwachen physischen Körper ist ein großes Zeugnis. «Ergreife das ewige Leben» - das ist Auferstehungsleben, und es ist etwas, das wir tun müssen.

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