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Die Schlact um das Leben

von T. Austin-Sparks

Kapitel 5 - Die Fortsetzung des Konflikts in Bezug auf die einzelnen Gläubigen

Wir versuchen, im Erfassen dessen, was sich auf diese große und dringende Angelegenheit bezieht, einen Schritt weiterzugehen. Wir wollen uns mit der Fortsetzung des Konfliktes beschäftigen, und zwar bezüglich seiner Natur als auch seines Wirkungsbereiches.

Die Natur des Konflikts

Das Werk des Herrn Jesus in Seinem Kreuz ist nun in zwiefacher Hinsicht dargestellt worden. Auf der einen Seite haben wir festgestellt, was in Seinem Werk eigentlich vollständig und endgültig geschehen ist; die Tatsache nämlich, dass der Herr den vernichtet hat, der die Macht des Todes hatte, und auch den Tod selbst. Was Ihn betrifft, so ist dieses Werk vollendet. Seine Anwesenheit zur Rechten Gottes erklärt, dass Tod, Grab und Satan zunichte gemacht worden sind, und dass sie über Ihn keine Macht mehr haben. Auf der andern Seite jedoch haben wir das, was wir das potentielle Werk des Kreuzes genannt haben: dass Christus etwas getan hat, das zwar in Ihm vollständig und endgültig ist, das aber in den Heiligen erst noch vollständig und endgültig werden muss; etwas, das für die Heiligen geschehen ist, das aber in ihrer Erfahrung erst noch erfüllt (bzw. bestätigt oder verwirklicht) werden muss. Es ist, was die Gemeinde betrifft, potentiell da; in Ihm, im Haupt, jedoch besitzt sie es schon endgültig (in finality). Als Ergebnis des Werkes Seines Kreuzes und als das großartige Ergebnis Seiner Auferstehung können jene, die glauben, bereits ewiges Leben empfangen. Aber, obwohl das Leben selbst siegreich, unverderblich und unzerstörbar ist, muss der Gläubige es erst noch durch den Glauben unter Beweis stellen, dadurch leben, seine Gesetze kennen lernen, ihm gleichförmig werden. Es ist etwas im Gläubigen niedergelegt worden, das in sich selbst keine Zusätze benötigt, zumindest was seine Qualität betrifft. Was seinen Sieg, seine Kraft, seine Herrlichkeit, seine Möglichkeiten betrifft, kann ihm nichts hinzugefügt werden. Aber der Ablauf der geistlichen Erfahrung, des geistlichen Lebens, muss uns dazu bringen, all das, was dieses Leben repräsentiert und bedeutet, zu entdecken, es uns anzueignen und durch es zu leben. mit andern Worten: der Verlauf des geistlichen Lebens und der Erfahrung ist ein Verlauf, in welchem wir die Werte dieses Lebens in uns entdecken und durch sie leben, eines Lebens, das von oben her unterhalten wird. Es ist wichtig, dass wir dies als unter scheidendes Wort anerkennen. Wir sind sehr oft geneigt, zu glauben, das Leben des Herrn Jesus in uns müsse noch irgendwie verbessert, es müsse ihm noch etwas hinzugefügt werden; dabei sollten wir zuerst einmal entdecken, was wir bereits haben, es durch unsere Erfahrung entdecken und dann ihm gemäß leben. Dieses Leben ist nicht etwas losgelöst vom Herrn Jesus, und es ist uns unmöglich, zu denken, dass Er noch irgendwelche Verbesserungen nötig hätte, oder dass Ihm noch irgend etwas hinzugefügt werden müsste, das Ihn erst vollständig oder noch vollständiger machte. Ein solcher Gedanke liegt uns fern. Dieses Leben ist eins mit Ihm selbst. Wie der Apostel sagt: Christus ist unser Leben, und was wir nötig haben, ist, zu entdecken, was Christus in uns ist, und Ihm gemäß zu leben. So geht es eigentlich viel mehr darum, dass das Leben mehr von uns bekommt als dass wir mehr Leben bekommen. Dies ist jedenfalls der Weg Seiner Wirksamkeit.

Dies muss nach Gottes Anordnung in einer Welt geschehen, wo noch immer der Tod herrscht und wirkt; denn die Vernichtung des Todes Ist in dieser Welt noch nicht in Erscheinung getreten (gemeint ist: als allgemeines Prinzip). Der Tod, und auch der Teufel, bestehen weiter, obwohl Golgatha vollständig siegreich bleibt. Wir sind in dieser Welt zurückgeblieben, und wir müssen in dieser Welt, wo der Tod als große Kraft herrscht und regiert, durch diese souveräne Anordnung Gottes den Wert des Lebens unter Beweis stellen, das in uns niedergelegt worden ist, und müssen seine Möglichkeiten (nach und nach) entdecken. Dies ist eine erfahrungsmäßige Entdeckung (d.h. wir können dies nur durch die Erfahrung entdecken). Dies alles läuft deshalb auf einen Kampf hinaus zwischen dem, was in dieser Welt ist, und dem Leben, das im Gläubigen ist. Es ist die Schlacht um das Leben; es geht dabei nicht um den Verlust dieses Lebens - etwa darum, ob der Tod uns das ewige Leben wegnehmen könne; dies steht dabei nicht zur Frage - sondern es geht um den triumphierenden Ausdruck und die volle Manifestation der Kraft dieses Lebens; darum dreht sich der Kampf. Wir können ewiges Leben haben, und doch kann dieses Leben zur Seite gedrängt werden, ohne jeden Ausdruck, ohne jede Manifestation, ohne irgendwelchen triumphierenden Ausfluss. Es mag sehr wohl vorhanden sein, aber zerdrückt, zusammen geschrumpft.

Was auf den einzelnen Gläubigen zutreffen mag, kann genauso gut auf die Gemeinde als Ganze zutreffen, auf die kollektive Gemeinschaft - sie kann ewiges Leben haben, und dennoch ist kein zum Ausdruck gebrachtes Zeugnis für dessen Gegenwart vorhanden, oder dann bloß eine sehr begrenzte Manifestation davon. Mit diesem Ausdruck, mit dieser Manifestation - wir reden nicht nur vom Besitz des Lebens, sondern von einem konkreten Zeugnis für die Tatsache, dass wir dieses Leben wirklich besitzen - hängen keine geringeren Dinge zusammen als die Auferstehung und die Herrschaft von Jesus Christus. Das Zeugnis für die Tatsache, dass Jesus Christus von den Toten auferweckt wurde und sich nun in absoluter Herrschaft zur Rechten der Majestät in der Höhe befindet, hängt ab von einer Ausdrucksweise dieses Lebens, welches Sein Auferstehungsleben ist, hier und jetzt. Das ist keine kleine Angelegenheit. Der letzte Adam wurde zu einem lebendig machenden Geist – lebendig machend, d.h. dass das Leben sich selbst offenbart; dass Leben übertragen, zum Ausdruck gebracht wird - und wenn dies nicht im und durch den Gläubigen exemplifiziert wird, und durch die Gemeinde als Ganze, dann wird etwas vom Zeugnis des Herrn weggenommen. Wie sonst könnte es einen Beweis, eine Demonstration, einen Nachweis, eine endgültiqe Festlegung dieser Tatsache geben, dass Jesus von den Toten lebendig geworden und Herr ist? Der einzige Beweis ist der triumphierende Ausdruck Seines Lebens in den Seinen. Es ist nicht durch eine bloß lehrmäßige Aussage möglich. Es kann nie durch lehrmäßige Aussagen bewiesen werden, dass Christus von den Toten lebendig ist, und dass Er der Herr ist. Dein Glaubensbekenntnis mag die Tatsache beinhalten, dass du glaubst, Jesus sei gestorben und auferstanden, in den Himmel gefahren und habe zur Rechten der Majestät in der Höhe Platz genommen; aber wie willst du deine Aussage beweisen? Welchen Nachweis hat uns Gott dafür gegeben? Du magst es glauben; vielleicht bist du sogar bereit, für diesen Glauben dein Leben hinzugeben, du magst ihn mit großem Nachdruck bekennen, und dennoch hast du nichts bewiesen. Ihr werdet nie etwas beweisen können, indem ihr sagt: Ich glaube mit aller Kraft, dass dies der Fall ist. Ihr werdet nie irgend etwas beweisen können, indem ihr aufsteht und erklärt, dies sei etwas, das ihr fest glaubt. Ihr werdet nie etwas beweisen, indem ihr sagt: Ich glaube an die fundamentalen Wahrheiten des christlichen Glaubens, wobei ihr euch einen bestimmten Namen zulegt (z.B. Fundamentalisten), der euch dafür ausweisen soll, dass ihr z.B. an die Inspiration der Bibel glaubt. Nichts ist je auf diese Weise bewiesen worden. Nachdem ihr die ganze Angelegenheit auf diese zwei Punkte reduziert habt, dass Jesus Christus von den Toten auferweckt wurde, und dass Er der Herr aller ist, besteht für euch noch immer die Aufgabe, eure Aussage zu beweisen. Und solltet ihr euch auf die Tatsache berufen, dass das Wort Gottes es sage, dann habt ihr auch damit noch nichts bewiesen. Euer Beweis kann nie ein Argument sein, denn was ein Argument errichten kann, kann ein zweites Argument wieder nieder reißen ; was die Logik konstruieren kann, kann dieselbe Logik auch wieder zerstören.

Wie also wollt ihr beweisen, dass dies wirklich so ist? Allein durch den Ausdruck und die Manifestation Seines Auferstehungslebens, das ist alles - aber es ist ein gewaltiges «Alles». Denn dies heißt nichts Geringeres, als dass ihr die Verkörperung dessen seid, was ihr propagiert; neben der lehrmäßigen Feststellung ist der lebendige Ausdruck notwendig. So sind also die Auferstehung und die Herrschaft Jesu gebunden an diesen Ausdruck, der als das «Zeugnis» bezeichnet wird. Das Zeugnis ist kein System der Wahrheit. Das Zeugnis ist jener Faktor, der zu der bloßen Feststellung und Darlegung der Wahrheit hinzukommt, nämlich die Kraft eines Lebens, das den Tod besiegt. Wie denn wollt ihr beweisen, dass Jesus den Tod besiegt hat? Der einzige Beweis ist ein Tod überwindendes Leben, das durch euch zum Ausdruck gebracht wird.

Wenn dies so ist, dann bedeutet es, dass die Sache, um die es geht, eine Lebenskraft ist, durch die Christus ins Recht gesetzt wird. Wir setzen das Leben nicht an die Stelle von Christus, aber wir sagen, dass Christus durch dieses Leben in Sein Recht eingesetzt wird. Und wir meinen auch nicht eine bestimmte Lebensweise, sondern die Lebenskraft, die Wirkung (impact) einer geistlichen Kraft, die von Ihm auf dem Thron ausgeht, das In-Erscheinung-treten eines geistlichen Bereiches von großer geistlicher Kraft. Dadurch allein wird der Herr Jesus in Sein Recht gesetzt, d.h. bezeugt. Die Hauptwaffe des Feindes wird deshalb der Tod sein. Der Tod ist auch eine geistliche Kraft. So haben wir es also mit einer Schlacht zwischen zwei geistlichen Mächten zu tun, der Kraft des Lebens und der Kraft des Todes. Die Schlacht geht weiter und wird weitergehen, bis die Gemeinde durch Seine göttliche Kraft so lebendig gemacht worden ist, dass jene, die im Grabe sind, und jene, die leben und übrig bleiben, in einer gewaltigen Auferstehungs-Himmelfahrt zum Herrn in die Herrlichkeit hinauf genommen werden. Die Schlacht zwischen diesen zwei großen geistlichen Mächten wird bis zu diesem Zeitpunkt andauern.

Das ist die Schlacht, in der wir uns befinden. Es ist eine sich ständig intensivierende Schlacht, und es ist gut, wenn wir dies ein für allemal einsehen. Es ist manchmal schwierig, diese Tatsache zu akzeptieren, obwohl wir ihr mit dem Verstand zustimmen. Wenn die Dinge schwierig werden, sind wir überrascht und wundern uns, und wir meinen sogar, es sei seltsam, dass alles so sei. Aber wir müssen erkennen und annehmen, dass dieser geistliche Krieg zwischen Leben und Tod gegen das Ende zu stärker werden wird, und die Spannung wird ihren Höhepunkt genau dann erreichen, wenn die Gemeinde sich anschickt, entrückt zu werden. Das wird uns ohne Zweifel durch das Wort Gottes klargemacht.

Der Bereich des Konflikts

Wir sprechen in erster Linie vom einzelnen Gläubigen. Wir sollten daran denken, dass dieses Leben des auferstandenen Herrn, verknüpft mit dem Heiligen Geist, welcher der Geist des Lebens ist, im tiefsten Teil unseres Wesens residiert, in unserem Geist, in dem, was das Neue Testament den «inneren Menschen» nennt. Die geistlichsten Menschen werden deshalb feststellen, dass der Konflikt des Lebens im Bereich und wegen ihres Geistes ausgetragen wird. Da geschieht ein direkter Angriff auf ihren Geist, damit er geschwächt werden soll, damit er eingekapselt und niedergedrückt werden soll, so dass sie irgendwie in der Tiefe ihres Wesens unfähig werden, zu atmen. Sie können es nicht eigentlich lokalisieren, aber sie sind sich wohl bewusst, dass sie irgendwo im Innern blockiert, gepresst und umzingelt sind, dass ihr Geist am Ersticken ist. Eines von zwei Dingen wird die Folge sein. Entweder wird ihr Geist unter diesem Gewicht geistlichen Todes ausgepresst, und sie gehen unter; oder dann werden sie mit Ernst zum Herrn schreien müssen, damit Er sie durch Seinen Geist am inneren Menschen stärke, und auf der Grundlage ihres Geistes Glauben ausüben und versuchen, ihren Geist gegen dieses Ding zu behaupten (assert).

Die Schwierigkeit bei einer großen Zahl von Kindern Gottes liegt darin, dass sie sozusagen nicht aufrecht auf den Füßen ihres Geistes stehen; das heißt, sie stehen nicht im Geiste auf und treten diesem Ding im Namen des Herrn entgegen, sie leisten dem keinen Widerstand, was das Leben aus ihrem Geist hinauszupressen droht. Sie akzeptieren die Dinge einfach; sie lenken ein; sie nehmen eine passive Haltung ein. Oder aber sie geraten in einen fürchterlichen Strudel von Fragen, Zweifeln, Argumenten, Diskussionen mit dem Teufel; sie bewegen sich in einem endlosen Kreis von Introspektion (In-sich-hineinblicken) und Selbstanalyse, statt dass die Gläubigen in einem solchen Falle im Glauben in ihrem Geist aufstehen und im Namen des Herrn diesem «Ding» widerstehen und sich weigern, es zu akzeptieren, indem sie in Seinem Namen die Energien des Heiligen Geistes zu Hilfe rufen. Wir werden nie durchkommen, solange wir nicht gelernt haben, wie wir das tun können. Wenn der Feind feststellt, dass er die Situation meistern kann, wenn er uns in diesem Kreislauf festhält, in diesem schrecklichen Zirkel von Debatten, Argumenten, Diskussionen, Analysen, Fragen und Zweifeln, dann wird er dafür sorgen, dass wir uns weiter im Kreise drehen. Er wird uns wie ein Zirkuspferd mit der Peitsche antreiben, so dass wir die ganze Zeit im Kreise herum rennen, und wir werden nie über den Punkt hinaus kommen, an dem wir begonnen haben. Wenn ihr weiterhin immer wieder an diesen Ausgangspunkt zurückkehrt und auch nicht ein Bruchstück echten geistlichen Fortschritts auf den Sieg hin macht, dann könnt ihr es fünfzig Jahre lang so treiben.

Eine andere bevorzugte Methode des Feindes ist die, dass er versucht, uns dahin zu bringen, dass wir die Dinge durch etwas erklären, das keineswegs den Tatsachen entspricht; er lässt uns andere Dinge hinzuziehen, von denen wir glauben, dass sie dafür verantwortlich sind. Es gibt da zahlreiche und verschiedene Dinge. Wenn wir uns damit zufrieden geben und eine solche (Schein-)Erklärung akzeptieren, dann beweist dies, dass wir bereits erledigt sind. Es mögen Dinge sein, die er benutzen kann; er kann mit unserer natürlichen Verfassung sein Spiel treiben; es ist möglich, dass er alles benutzt, was ihm unsere menschliche Schwachheit in die Hände spielt: unser körperlicher Zustand, unsere innere Verfassung, unser Make-up, unsere Umstände. Dennoch ist es letztlich nicht eine Frage von irgend etwas in der Natur; es geht darum, ob wir im Geist stark sind. Ihr könnt sicher sein, dass keine Hoffnung für jemanden besteht, solange er die Gründe immer noch in diesen natürlichen Bedingungen sucht. Wenn ihr anfangt, euch vom Rande her zum Zentrum hindurch zu arbeiten, dann arbeitet ihr in der falschen Richtung, und ihr werdet nicht durchkommen; ihr werdet am Rande haften bleiben, bis ihr tot seid. Der Feind wird nicht zulassen, dass ihr vom Rande her das Zentrum erreicht. Ihr müsst im Zentrum beginnen und nach außen arbeiten. Der Schlüssel zum Sieg ist unsere Geist-Gemeinschaft (spirit-union) mit unserem auferstandenen und herrschenden Herrn.

Es gibt natürlich noch andere Bereiche, in denen sich dieser Todeskampf ereignet, und wo dieser Todesangriff auf den Gläubigen vorgenommen wird. Manchmal geschieht er im Verstand (mind). Irgendwie wird der Verstand verfinstert, dumpf gemacht oder so etwas wie gelähmt, wenn ihr euch anschickt, die Dinge des Herrn zu betrachten. In anderem Zusammenhang könnt ihr klar und frei denken, euer Verstand mag bei der Arbeit in gewöhnlichen Dingen wenig Schwierigkeiten haben, aber sobald ihr euch geistlichen Dingen, den Dingen des Herrn, zuwendet, entdeckt ihr, dass euer Verstand überschattet wird und nicht mehr funktioniert; er ist wie gelähmt; Dunkelheit und Tod schleichen darüber hinweg. Der Feind unternimmt Ausfälle auf unseren Verstand, darüber besteht kein Zweifel. Er greift unsere Seele an; nicht nur die intellektuelle Seite, sondern jeden ihrer Bereiche. Der Feind unternimmt einen Angriff auf die emotionelle Seite; er lässt unsere Gefühle austrocknen oder einfrieren, so dass wir total unfähig werden, irgendwie zu reagieren, irgend eine Herzensregung dem Herrn gegenüber zu vollziehen. Dasselbe gilt für den Bereich des Willens. Es gibt Zeiten, wo es scheint, als könnten wir keine einzige Entscheidung treffen, als könnten wir die Dinge nicht im Sinne des Herrn wollen. Der Wille gerät unter solche Angriffe.

Tod stürzt in jedem dieser Bereiche über uns herein und wir alle machen mehr oder weniger die gleiche Erfahrung. Es ist eine Schlacht. Und wie es sich mit dem Geist direkt und auch mit der Seele verhält, so ist es auch mit dem Körper. Es gibt überhaupt keinen Zweifel darüber, dass der Feind auch Angriffe auf die Körper der Kinder Gottes unternimmt. Ich sage damit nicht, jedes Unwohlsein, jede Krankheit, jede körperliche Schwäche, jedes bisschen natürlicher Müdigkeit sei ein direktes Werk des Teufels. Natürlich ist es geschichtlich gesehen das Ergebnis seines Werkes, aber deswegen braucht es im konkreten Falle nicht das direkte Werk des Teufels zu sein. Wir sagen nicht, dass dies so sei. Wir würden uns in große Schwierigkeiten verstricken, würden wir dies lehren. Aber es gibt direkte Angriffe des Feindes im Geiste des Todes auf die Körper der Kinder Gottes; wo ohnehin eine Schwachheit vorhanden ist, kann er sich darin festsetzen, sie vergrößern, er kann versuchen, uns durch unsere Schwachheit vollständig zu Krüppeln zu machen, während dies, obwohl die grundsätzliche Schwachheit bestehen bleiben mag, nicht notwendigerweise der Fall sein muss. Solcherart ist die Geschichte des Volkes Gottes gewesen. Es geht um die Frage, ob wir zulassen, dass der Feind diese konkrete Sache benutzen kann, um uns vollständig zu erledigen, oder ob wir trotzdem die Kraft eines Lebens unter Beweis zu stellen gewillt sind, das darüber (über die physische Schwachheit) triumphiert und uns durch trägt.

Der Dorn in Paulus' Fleisch

Der Apostel Paulus kommt uns in solchen Dingen stets zu Hilfe. Paulus hat es nieder geschrieben, dass wegen der Größe der Offenbarung, die er erhalten hatte, und damit er sich nicht über Gebühr erhebe, ihm ein Dorn ins Fleisch gegeben worden sei, ein Diener Satans, um ihn zu schlagen. Er flehte dieser Sache wegen dreimal zu Gott, aber der Herr sagte: «Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht» (2. Kor. 12,9). Wir haben guten Grund anzunehmen, dass die Schwachheit eine körperliche Schwachheit war. Mir fällt es persönlich schwer, nicht zu glauben, dass es Malaria gewesen sein könnte. Ich glaube, dass es vernünftige Gründe sind, mit denen wir gerade diese Krankheit annehmen dürfen. Paulus' Reisen führten ihn oft an Orte, die von Malaria verseucht waren, und er besaß noch keines der modernen Hilfsmittel, um sich gegen diese Krankheit zu schützen. Und wenn ihr bedenkt, dass es einmal um seine Augen ging, dann weiß jeder, der etwas von Malaria versteht, welch stechende Schmerzen auf die Dauer zu einer Beeinträchtigung des Augenlichtes führen können. Alles weist deutlich auf die Malaria hin. Wir wollen nicht strikte behaupten, dass es so war, aber es fällt uns schwer, zu glauben, dass es nicht so hätte gewesen sein können. Was immer es nun gewesen war, da lag etwas vor, das von Zeit zu Zeit über Paulus kam, so dass er sogar am Leben verzweifelte; und es hat den Anschein, dass er nie wusste, wann es ihn wieder packte; sein «Dorn» war zweifellos eine körperliche Schwachheit, und er nennt sie «einen Diener Satans». Alles deutete von der feindlichen Seite her auf eine Wirksamkeit des Todes hin. In diesem Zusammenhang redet Paulus von Tod, der in unserem sterblichen Fleische wirksam sei. Alles wies in Richtung Tod, Tod, Tod; ständig hatte er den Tod vor sich und kämpfte er gegen den Tod. Aber Tatsache ist, dass, obwohl der Teufel ganz klar etwas mit diesem körperlichen Zustand zu tun hatte, wie es die Feststellung zeigt und der Herr es erlaubte, es dennoch nicht zum Tod führte; im Gegenteil, der Verlauf des Lebens dieses Mannes war der Verlauf eines ständigen Triumphes über Tod und Satan. Die Macht des Todes schlug immer wieder zu, und der Herr hinderte den Teufel nicht immer daran, diesen Körper zu attackieren, das ist offensichtlich. Aber das heißt nicht, dass es des Herrn Absicht ist, uns sterben zu lassen! Nach eurer Logik denkt ihr vielleicht, wenn der Herr einen Diener Satans schickt, dessen Wirkung Tod ist, dann wolle Er bestimmt, dass wir sterben. Es gibt jedoch keine Rechtfertigung für ein solches Argument. Das Gegenteil ist der Fall. Der Herr hatte eine sehr heilsame Absicht für alles im Leben des Apostels, und die Wirksamkeit des Todes war ausdrücklich dazu da, den Mann geistlich lebendig zu erhalten. Hätte er diesen Dorn nicht gehabt, dann wäre sein geistliches Leben in Brüche gegangen. Hört seine eigenen Worte: « ... damit ich mich nicht über die Massen erhebe». Erhebt sich ein Mensch über die Maßen, dann ist sein geistliches Leben arm; dann hat sein geistliches Leben einen Schlag erlitten. Wird ein Mensch aber auf diese Weise in der Demut gehalten, so dass er doch irgendwie triumphiert, was nicht auf natürliche Weise erklärt werden kann, dann habt ihr einen Menschen vor euch, der ein Riese im Geist ist.

Ja, der Feind greift den Körper an. Er setzt sich in dem fest, was er bereits vorfindet und versucht, es zu intensivieren. Er versucht, die Heiligen zu Krüppeln zu machen. Aber dieses ganze Wort, besonders im Blick auf das Leben des Apostels Paulus, ist eine einzige große Deklaration dafür, dass selbst bei Vorhandensein eines natürlichen Handicaps, einer natürlichen Schwachheit, oder sogar von etwas, das der Teufel zu einem gewissen Zeitpunkt zugefügt hat, natürlich mit der Erlaubnis Gottes, wir ein Leben besitzen, das uns zur Erfüllung eines großen göttlichen Vorsatzes durchtragen kann, der keineswegs wegen natürlicher Umstände verhüllt zu sein braucht. Macht euch diese Sicht zu eigen! Sinkt nicht unter euren Zustand und sagt: weil es mit mir so und so steht, ist der göttliche Vorsatz in seinen größeren Dimensionen (für mich) unmöglich! Das ist Verzweiflung, nicht Glaube. Die Erklärung des Apostels lautete folgendermaßen: « ... das Leben, das ich nun im Fleische lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahin gegeben hat» (Gal. 2,20). Es war ein Leben im Glauben an den Sohn Gottes. Und was für ein Leben war das doch! Tatsächlich, in seinem Falle war es ein Leben, das ständig über den allgegenwärtigen Tod triumphierte.

Aber es war eine Schlacht. Lest den zweiten Brief an die Korinther, und ihr werdet die Spuren dieses Kampfes finden. Paulus tauchte gerade wieder aus jener verzweifelten Situation auf, wo er beinahe am Leben gescheitert war. Er war durch diese Sache, was immer es gewesen sein mochte, so schwach und elend geworden, dass er nie glaubte, je wieder davon zu genesen. Aber er kam wieder hoch. Er trug die Zeichen des Todeskampfes an sich, aber nachdem er den zweiten Korintherbrief geschrieben hatte, setzte er seinen Lauf noch lange fort. Einige der herrlichsten Dinge fanden danach erst ihren Ausdruck. Lasst uns doch an die Möglichkeiten des Lebens des Herrn in uns glauben, und allen Argumenten über unseren eigenen Zustand oder über das, was der Feind uns einflüstern möchte, wie schlecht wir uns etwa fühlten oder wie schlecht die Dinge stehen, den Abschied geben. Wir sollten uns alle dies zu Herzen nehmen.

Leben ist tiefer als unser Bewusstsein

Wir schließen mit der Bezugnahme auf diesen einen Punkt. Wir sollten versuchen, stets an die Tatsache zu glauben, dass dieses göttliche Leben mit all seinen Möglichkeiten (potencies) viel tiefer liegt als die uns umgebenden Bedingungen und Umstände, viel tiefer als unser physisches oder unser seelisches Leben. Solange wir das nicht begreifen, solange wir das nicht bestimmt festhalten, haben wir den Grund des Sieges noch nicht eingenommen. Wenn wir den Eindruck haben, dass der Tod im Bereich unseres Körpers oder unserer Seele mit solch gewaltiger Kraft am Werke ist, und wenn alles in diesem unserem sinnlichen Leben von Tod spricht, stehen wir nur all zu oft in Gefahr, die ganze Stellung aufzugeben. Ich glaube, dass dieses Ding, das von Gott ist, tiefer sitzt als unser sterbliches Wesen. Ich glaube, dass es sogar bei Kindern Gottes möglich ist, bei solchen, die wirklich wiedergeboren sind, die ewiges Leben besitzen, dass sie ihren Verstand verlieren und in eine Nervenklinik eingeliefert werden müssen, ohne dass sich dadurch in Tat und Wahrheit in ihrem innersten Wesen etwas ändert in der Beziehung zum Herrn. Wir erwähnen das nur, um anzudeuten, was wir meinen; wenn nämlich unser rationales Leben unser Gesamtleben umfasst, dann wäre dies eine armselige Aussicht für uns, sollten wir einmal unseren Verstand verlieren. Wenn unsere geistige Klarheit, unser natürliches mentales Gleichgewicht die Basis für unsere Gotteskindschaft bildet, dann hätten einige von Zeit zu Zeit wohl guten Grund, zu zweifeln, ob sie nun wiedergeboren sind oder nicht. Wenn dies schon für das Psychische zutrifft, dann trifft es ebenso für das Körperliche zu. Das Leben des Herrn ist viel tiefer als dieses unser sterbliches Leben.

Nun sage ich etwas, das für euch möglicherweise recht schrecklich klingen mag. Einigen mag es eine Hilfe sein, andere mag es eher erschrecken. Ich will es trotzdem riskieren. Ich glaube, dass es bei Kindern Gottes möglich ist, die in lebendiger und voller Gemeinschaft mit dem Herrn leben, die mit dem Herrn in dem Lichte wandeln, das sie haben, dass sie in eine Erfahrung eintreten können, wo sie den Eindruck haben, sie seien vom Teufel besessen. Ich meine damit, dass sie jede Empfindung dafür verlieren, mit dem Herrn in Verbindung zu stehen, oder dass der Herr noch mit ihnen Verbindung habe; dass sie sich im Kampf und in der Auseinandersetzung mit den Mächten des Bösen befinden, die in ihrem Inneren zu hausen scheinen. Es ist nicht so, dass sie es nur in der Atmosphäre fühlten, sie sind in ihrem eigenen Wesen so sehr aufgewühlt, so von bösen Regungen bewegt, dass sie wirklich glauben müssen, es befänden sich in ihnen tausend Teufel. Klingt es nicht schrecklich, wenn man so etwas von einem Kind Gottes sagt? Ich sage nicht, dass diese wirklich von Dämonen besessen sind; sondern, dass es möglich ist, dass man zuweilen in eine Erfahrung geraten kann, wo es scheint, als befinde sich das Böse nicht mehr außen, sondern im Innern. In solchen Zeiten scheint es, als würde uns alle huldvolle Langmut verlassen; die ganze stille, ruhige Beherrschung scheint verflogen; jeder Geist des Lebens scheint dahin zu schwinden, und es kommt euch vor, als befändet ihr euch auf der Klinge eines fürchterlichen Konflikts, der die Hölle selbst ist: es scheint, als sei die Hölle in euch. Verzeiht mir, wenn ihr denken müsst, nun sei ich wirklich falsch, aber ich glaube dennoch, dass diese Erfahrung bei einem echten Kind Gottes möglich ist. Und ich glaube von ganzem Herzen, dass die Erklärung dafür diese ist: Gott hat eine besondere Absicht in einem solchen Leben, und der Teufel hat jede Macht der Hölle mobilisiert zu einem bösen Antagonismus, um dieses Leben zu vernichten.

Wir sollten daran denken, dass es sich dabei um geistliche Mächte handelt, und geistliche Mächte kennen keine körperlichen Schranken. Wir besitzen eine Seele, ein großes Nervensystem. Kinder Gottes werden aus verschiedenen Gründen, und besonders oft nach einer Zeit, wo sie sich geistlich ausgegeben haben, festellen könnnen, dass sie mit ihren Nerven am Ende sind, dass sie sich alles andere als gut und heilig vorkommen. Aber wollt ihr dann etwa sagen, dann seien sie eben keine Kinder Gottes, das sei alles bloß Einbildung? Wollt ihr etwa sagen, Elija sei nicht mehr der Prophet des Höchsten gewesen, als er sich unter den Wacholderbusch warf und Gott bat, Er möge ihm nun das Leben wegnehmen? Er war immer noch der Diener Gottes, er war Gott gegenüber noch immer dasselbe wie eh und je. Wir machen nicht den Versuch, unsere Schwachheit zu entschuldigen, vielmehr möchten wir zum Kern des Problems vorstoßen. Es ist möglich, dass wahre Gläubige aus besonderen Gründen ein Gebiet durchschreiten müssen, welches die nackte Hölle zu sein scheint, und dass dieses Gebiet sich in ihnen selbst befindet, nicht um sie herum, weil der Konflikt sich in ihrem Nervensystem, in ihrem seelischen Leben, deutlich abzeichnet. In solchen Augenblicken könnten sie sehr wohl glauben, dass nicht der Herr in ihnen residiere, sondern dass der Teufel persönlich seinen Sitz in ihrem Innern aufgeschlagen habe. Das heißt keineswegs, dass der Herr sie verlassen habe, dass der Herr nicht mehr dort sei, und dass sie deshalb nicht mehr Kinder Gottes oder Diener des Herrn seien. Vielmehr ist es ein Hinweis darauf, dass der Feind sie zu gekennzeichneten Männern und Frauen gemacht hat, weil er versuchen muss, etwas (was von Gott ist), in ihrem Leben zu zerstören. Wenn ihr in ein solches Gebiet eintretet, dann akzeptiert die Einflüsterungen des Feindes nicht und versucht nicht, die Dinge im Licht der Umstände zu interpretieren.

Wenn ihr nicht verstehen könnt, was wir hier sagen, dann sucht bitte nicht nach einer Erklärung, und bitte errichtet darauf nicht ein eigenes Gebäude. Es gibt solche, die wissen, was es bedeutet, wenn sich ein solcher Angriff auf ihr Wesen ereignet, auf ihr physisches und nervliches Leben, um ihnen das Gefühl zu vermitteln, sie seien verloren. Ich glaube nicht, dass sie dann wirklich verloren sind, und nur weil gewisse Menschen die Einflüsterungen des Versuchers akzeptieren, geschieht es, dass sie in Finsternis versinken. 0, wenn doch nur viele, die dieses Ding über sich fühlen, verstehen könnten, was wir zu sagen versuchen, dass dann der Geist des Glaubens aufgefordert ist, sich zu erheben und allen Argumenten des Scheinbaren entgegen zu treten. Das Scheinbare ist oft so schrecklich wirklich. Leute, die nicht gelitten haben, sagen manchmal zu uns: Es scheint nur so, es ist nicht wirklich so! Wir antworten dann: Ihr wisst nicht wovon ihr sprecht; es ist für alle, die es angeht, wirklicher als alles andere! Aber der Herr will uns auf unserem Weg lehren, dies nicht als das Endgültige zu akzeptieren. Der Herr ist tiefer als unsere körperlichen Wahrnehmungen und Gefühle. Der Herr ist tiefer als unsere Seele. Wenn wir ausharren, kommen wir wieder daraus hervor. Es wird vorübergehen, und ein neuer Ausdruck Seines Lebens wird folgen, und wir werden durch diese Schlacht um das Leben lernen, was für ein Sieg für uns in Christus durch Sein Kreuz vorhanden ist.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.