von
T. Austin-Sparks
Zuerst veröffentlicht und bearbeitet in den Zeitschriften "Toward the Mark" Mär-Apr 1976, Vol. 5-2. Originaltitel: "Significant Salutations". Bearbeitet und neu veröffentlicht in den Zeitschriften "Toward the Mark" Mai-Jun 1988, Vol. 17-3. (Übersetzt von Manfred Haller)
Schriftlesung: Römer 16
Ein hervorragender Gesichtspunkt dieses Kapitels ist der, dass sie Leute als Menschen geschätzt werden. Der Brief selber ist ein Meisterstück geistlicher Unterweisung, Paulus‘ überlegene Darlegung der unendlichen Reichweite der Erlösung. Um so auffallender ist der Platz, der den Namen dieser einfachen Leute eingeräumt wird. Lehren können etwas in Distanz gehalten werden, doch welchen Wert haben abstrakte Wahrheiten, wenn sie nicht in Begriffen einzelner Leute ausgedrückt werden?
Wenn ein Mensch dazu gebracht wird, Christus zu vertrauen, dann wird er nicht bloß eine Ziffer für die Statistik, sondern ein lebendiges Wesen, das für Gott zählt. Die Wendung «in Christus» wird hier acht Mal wiederholt, denn dies ist die Bedeutung der Namen, die auf der Liste stehen, nicht was die Leute an sich waren, sondern welches ihr geistliches Maß in Christus war. Der Apostel dachte nicht daran, soziale Nettigkeiten auszuteilen oder Komplimente zu machen; worum es ihm ging, war der Grad, in welchem diese seine Freunde für Christus zählten. Das stellt natürlich für mich eine persönliche Herausforderung dar. Ich frage mich, was Paulus hinsichtlich meines Namens geschrieben hätte, wenn ich damals gelebt hätte. Wäre es nötig gewesen, einen Gruß an mich aufzuschreiben, was hätte er wohl über die Qualität meines Lebens «in Christus» gesagt?
Warum zog es Paulus so liebevoll zu diesen Leuten hin? Vielleicht, weil er in ihnen die Erfüllung der Offenbarung beobachten konnte, die ihm von der Kraft des Evangeliums Christi geschenkt worden war. Es muss erfrischend für ihn gewesen sein, von der Darlegung der Theorie der Erlösung zu der lebendigen Ausgestaltung seiner Lehren überzugehen. So frage ich auch mich selbst, welche Frucht in meinem eigenen Leben entstanden ist von den Bänden von Lehre, die ich in meiner Verkündigung weitergegeben habe. Wurde dem Volk Gottes dadurch geholfen, wurden sie aufgrund meiner Bemühungen zu besseren Dienern Christi? Wenn nicht, dann wird in meinem Falle alles, was Paulus schrieb, und alles, was ich lehre, zu nichts.
In Rom befand sich eine der Gemeinden, die Paulus bisher noch nicht besucht hatte, doch selbst zu diesem Zeitpunkt gab es dort eine Anzahl Leute, die er persönlich und sogar sehr intim kannte. Das ist mehr als ein Gegenstand von Interesse. Es scheint etwas von dem aufzuzeigen, wie sich in jenen Tagen das Evangelium ausbreitete und Gemeinden eingerichtet wurden. Aus diesem oder jenem Grunde, zu geschäftlichen Zwecken oder durch politischen Zwang reisten Leute in der Welt herum, so wie sie es auch heute tun. Das mag unbequem und manchmal sogar sehr ungerecht gewesen sein, doch hinter dieser Bewegung stand die Souveränität Gottes, die alles benutzte zur Beschleunigung des Werkes des Evangeliums.
Das ermutigt uns, zu wissen, dass, wenn unser Leben einmal völlig dem Herrn übergeben worden ist, seine Souveränität all die gewöhnlichen Angelegenheiten und Umstände des täglichen Lebens bewältigen und beherrschen wird und sie dazu bringt, dass sie zu seinen Vorsätzen und zu seiner Herrlichkeit beitragen. Wegen des grausamen Erlasses des Kaisers Claudius musste Aquila und Priscilla ihr Heim und ihr Geschäft aufgeben und wurden in Korinth zu ausgewiesenen Leuten, doch die Folge der Ereignisse und ihre Hingabe an Christus führten zu dem Ehrenplatz, den sie in dieser Liste einnehmen, die wir gerade betrachten. Ihr Fall eröffnet uns eine Wellt innerhalb einer Welt, die Welt einer geistlichen Romanze. Wenn wir in dieser Liste von einem Namen zum andern übergehen, werden wir zweifellos entdecken, dass bei jedem einzelnen Fall ein wunderbares providentielles Wirken Gottes stattgefunden hat.
Aber noch mehr: Wenn wir noch tiefer in dieses Kapitel hinein schauen, stellen wir fest, dass das Leben dieser Leute, auf die hier Bezug genommen wird, nicht nur von Gott überwältigt worden ist, sondern sie waren selbst an am Geschäft des Herrn interessiert und waren bereit, für seine Interessen Verantwortung zu übernehmen. Sie waren nicht bloß Passagiere, also Leute, die zufällig kamen und wieder gingen, Einzelne in der Menge; jeder von ihnen wurde aufs äußerste in die Angelegenheiten des Königreiches Christi verstrickt. Paulus Kommentare und Andeutungen machen es deutlich, dass das Evangelium gefördert und die Gemeinde eingerichtet wurden, weil diese Männer und Frauen die Interessen des Herrn vor alles andere hinstellten, sowohl bei ihrer Arbeit als auch bei ihren Reisen. Sie verspürten den Drang des göttlichen Imperativs. Wir ihr Herr vor ihnen, war ihr Leben nicht dem Zufall ausgeliefert, doch es war durch das Wort «muss» charakterisiert, wie es das seine war.
Im abschließenden Buch der Bibel wird uns berichtet, dass das Buch des Lebens geöffnet wurde, doch wir werden auch darüber informiert, dass es auch andere Aufzeichnungen gibt, die sich auf unsere persönliche Geschichte beziehen: «die Bücher wurden geöffnet» (Offenb. 20,12). Könnte es sein, dass diese Bücher Gottes Einschätzung des Lebens seiner Kinder repräsentieren? Wenn dies so ist, wie wird das ewige Verdikt bezüglich meines Lebens lauten? Was werden wohl die Bücher zu sagen haben über meine Reaktion auf die göttlichen Imperative der Gnade in meinem Leben? Gott sei Dank, dass all meine Sünden durch die Wunder wirkende Kraft des Blutes Christi getilgt wurden, so dass es keine Anklagen gegen mich mehr geben wird. Dessen können wir alle sicher sein. Doch muss ich realisieren, dass, auch wenn keiner meiner Fehler erwähnt wird, es auch keine Aufzeichnungen irgend welcher persönlicher Züge oder Tugenden geben wird, die mir jetzt so wichtig zu sein scheinen. Nein, was in Ewigkeit aufgezeichnet werden wird, wird gewiss das sein, was von mir «in Christus» wahr gewesen ist. Alles was täglich in meinem Leben und Wandel mit Gott vollbracht worden ist, wird das sein, was sich dort aufgezeichnet finden wird; und darauf allein kommt es an. Was wird die Geschichte - Gottes Geschichte - über mich sagen? Wie wird sein Urteil lauten?
Im Falle dieser Leute war es Paulus‘ eigenes Leben, das durch sie bereichert worden ist, wie er das bereitwillig zugab. Phoebe war ihm «beigestanden»; Aquila und Priscilla haben für ihn «ihren Hals hingehalten»; Rufus‘ Mutter war auch für ihn wie eine Mutter, und Tertius schrieb für ihn. Keiner von ihnen war ein Apostel, aber indem sie Paulus halfen, haben sie etwas, wie klein es auch immer gewesen sein mochte, zu einem apostolischen Dienst beigetragen. Sie konnten nicht alles tun, aber auch er konnte das ebenso wenig, doch der ganze göttliche Vorsatz wurde verwirklicht, weil jedes seinen Teil dazu beitrug, indem sie in Christus und für Christus arbeiteten.
Wenn wir also diese zu Herzen gehende Liste der Freunde von Paulus lesen, dann fordert sie uns heraus, inwieweit unser Leben für Gott zählt, während die Tage vorbei gehen. Wir werden dahin geführt, zu glauben, dass der Apostel nicht immer solch fröhliche Kommentare zu denen machen konnte, die er kannte und mit denen er zusammenarbeitete. Es gab unglückliche Ausnahmen, solche nämlich wie Demas, die göttliche Forderungen weggewischt und ihren eigenen Kurs eingeschlagen haben. Sie werden hier nicht erwähnt. Paulus redet wohlwollend von jedem dieser Leute, die in Einfachheit dem Herrn Jesus treu ergeben blieben.
Auf die Leute kommt es an! Keiner ist in Christus eine Null. Es gibt für jeden von uns in der göttlichen Aufzeichnung einen Platz. Und wenn die Geschichten, die in den Büchern stehen, enthüllt werden, werden wir ausrufen, wie Paulus dies am Ende dieses Kapitels und am Ende dieses Briefes an die Römer getan hat: «Dem allein weisen Gott, durch Jesus Christus ... sei Ehre für immer». Amen.
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