von
T. Austin-Sparks
Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Sep-Okt 1943, Vol. 21-5. Originaltitel: "Seeing Christ by Revelation". (Übersetzt von Manfred Haller)
Er (der Herr Jesus) ist die Summe aller göttlichen Gedanken, und die Inkarnation ist der Ausdruck dieses einen Gedankens Gottes, wodurch er wahrhaftig, angemessen, völlig und vollkommen repräsentiert wurde», so dass es möglich war, dass der Herr Jesus sagen konnte: «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen» (Joh. 14,9). Hier liegt das Geheimnis Christi.
Was ist dieses Geheimnis Christi? Das Geheimnis Christi ist Gott verhüllt in diesem Repräsentanten. Hier finden wir Gott in Stellvertretung, doch wie viele sahen dies? «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen». Doch denke ich, dass dieses Wort «gesehen» sehr viel mehr bedeutet, als ihn bloß als Menschen gesehen zu haben. Petrus sagte: «Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes». Und der Herr sagte zu Petrus: «Selig bist du, Sohn des Jonah: denn Fleisch und Blut haben dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist» (Mt. 16,13-17). Das ist es, was es bedeutet, zu sehen; es geschieht durch Offenbarung. Das ist das Geheimnis. Die Tatsache liegt vor, die wahre Darstellung oder der Repräsentant Gottes in Person, und doch unerkannt, unsichtbar.
Nun, die Auferstehung und Pfingsten scheinen mir genau dies eine zu bedeuten, das Sehen Christi. Ihr erinnert euch, als man ihn tot und begraben glaubte, waren selbst die Jünger in tiefste Verzweiflung und Verdunkelung des Glaubens und der Hoffnung gestürzt, und zwei von ihnen wanderten in der Tat tieftraurig auf der Straße nach Emmaus. Ihre Worte waren: «Wir haben gehofft, er sei der, der Israel erlösen würde» (Lk. 24,21). Doch noch bevor diese Episode ihr Ende erreicht hatte, wird uns gesagt, er habe ihr Verständnis geöffnet, damit sie die Schrift erkennen konnten. Nachdem er die Schrift von Anfang an durchgegangen war und zu ihnen von dem redete, was ihn betraf, öffnete er ihr Verständnis, und genau das war es, was seine Erscheinungen während der vierzig Tage nach der Auferstehung kennzeichnete. Sie gelangten dazu, ihn auf eine vollkommen neue Weise zu sehen. O nein, jetzt nicht mehr bloß physisch, dass er etwa lebendig war und einen Körper hatte; es war nicht bloß das, was sich ihnen so mächtig einprägte. Sie sahen ihn - wer er war; das Geheimnis seiner Person brach auf. Sie sahen ihn, und der Pfingsttag schien dem zu vollem Durchbruch zu verhelfen. Die vierzig Tage bewegten sich auf diesen Tag zu, und dann, an jenem Tag, da der Heilige Geist kam, wurde die Sache abgeschlossen, und im vollen Licht dessen, wer er war, wurde die Gemeinde geboren. Mir scheint, die Gemeinde sei - ja, durch den Heiligen Geist, aber so, dass der Heilige Geist den Menschen aufschloss, wer Jesus letztendlich war, geboren worden. Mir scheint, auf diese Weise sei jeder in die Gemeinde eingetreten. Sie sahen durch eine Operation des Heiligen Geistes, wer Jesus war. So kam auch Paulus hinein auf dem Weg nach Damaskus; er sah, wer Jesus von Nazareth war. Am Tage von Pfingsten stand Petrus mit den Elfen auf, und unter der Kraft des Heiligen Geistes öffneten sie ihren Mund, und die spontane Erklärung, die sie abgaben, drehte sich vollständig darum, wer Jesus war, und so waren sie Männer in einer neuen Offenbarung.
O, ich weiß, von unserem fundamentalistischen Standpunkt aus gesehen ist das nichts sehr Neues. Ich nehme nicht an, es sei auch nur einer hier, der nicht glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, Gott geoffenbart im Fleisch. Ihr alle glaubt das als Teil eures Glaubens; aber welche Wirkung hat das? Welche Wirkung hatte das am Anfang? Das Zeugnis, die Stellvertretung bestätigte nicht einfach nur historische Fakten, nicht nur dogmatische Fakten. Als sie als seine Zeugen hinauszogen, ging es nicht darum, dass sie einfach Dinge sagten, die, auch wenn sie wahr waren, einfach Wahrheiten darstellten. Sie zogen aus in der Kraft, gesehen zu haben, dem Herrn Jesus gegenüber geöffnete Augen bekommen zu haben. Was war, als wären sie Menschen gewesen, die in jenen Jahren sich unter Schatten bewegt hatten, herumtastend, manchmal eine Gewissheit fühlend, ein gewisses Maß an Sicherheit, aber dann tauchten wieder Fragen auf, Unsicherheiten traten auf, die ganze Zeit nur Schatten. Doch endlich wurden die Himmel zerrissen, das Licht brach durch, und sie sahen. Es war in diesem Licht, dass sie zu Zeugen, zu Repräsentanten, wurden. In diesem Licht wurde die Gemeinde geboren. In diesem Licht bewegte sich die Gemeinde so wirkungsvoll vorwärts. Tatsache war, dass, wo immer sie hinkamen, sie einen Eindruck von Gott in Christus durch ihre Gegenwart hinterließen. Ihre Gegenwart erregte die Hölle, weil die Hölle aufs Neue fühlte: Hier ist Gott!
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