von
T. Austin-Sparks
Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Sep-Okt 1942, Vol. 20-5. Originaltitel: "God's Answer to a State of Declension". (Übersetzt von Manfred Haller)
Wir haben beobachtet, dass Hesekiel, wenn der göttliche Gedanke, wie er durch den Tempel und Jerusalem repräsentiert wurde, aufgegeben wurde und verloren ging und die Herrlichkeit gewichen war, dazu gedrängt wurde, die Vision eines neuen himmlischen Hauses aufzuschreiben, ein Haus, das von oben her in jedem Detail vermessen und definiert wurde. Auf dieselbe Weise wurde Johannes, als die Gemeinde der neutestamentlichen Zeit ihre Reinheit, Wahrheit und Kraft verloren hatte, ebenso ihren himmlischen Charakter und ihre Ordnung, und die ursprüngliche Herrlichkeit jener frühen Tage des Neuen Testamentes gewichen war, vom Geist veranlasst, die neue, wunderbare, himmlische, geistliche Präsentation ins Blickfeld zu rücken, die Person des Herrn Jesus - jene neue, himmlische Präsentation von Christus, wie wir sie im Johannesevangelium, in seinen Briefen und in der Offenbarung haben - und wir sollten daran denken, dass das Evangelium, das Johannes geschrieben hat, was den Zeitpunkt betrifft, praktisch das letzte Schriftstück des Neuen Testamentes ist. Vielleicht ist die wahre Bedeutung dieser Tatsache noch nicht in ihrer ganzen Kraft und Eindrücklichkeit über uns gekommen. Wir greifen nach den Evangelien, so wie wir sie in der Anordnung der Bücher im Neuen Testament vorfinden, und sogleich werden wir zurückversetzt in die Tage des Erdenlebens unseres Herrn, und vom zeitlichen Standpunkt aus befinden wir uns auch dort, wenn wir sie lesen. Für uns kommt der ganze Rest des Neuen Testamentes erst noch, wenn wir uns in den Evangelien befinden, sowohl was die Schriften als auch die Geschichte betrifft, die dann folgte; alles ist noch Zukunft. Das ist natürlich fast unausweichlich - vielleicht beinahe unvermeidlich, doch sollten wir versuchen, uns aus dieser Position herauswinden.
Warum wurde das Johannesevangelium geschrieben? Wurde es bloß als ein Bericht über das Leben des Herrn Jesus hier auf Erden verfasst, gleichsam als Ergänzung zu zwei oder drei anderen Berichten, damit eine Geschichte vom Erdenleben des Herrn Jesus erhalten bleibt? Ist es das? Für viele ist dies die einzige Erklärung. Die Evangelien werden mit der Absicht gelesen, das Leben Jesu zu studieren, als er auf Erden weilte. Das mag sehr gut sein, aber ich möchte sehr stark betonen, dass dies nicht die hauptsächliche Absicht des Heiligen Geistes war, als er die Niederschrift dieser Evangelien inspirierte. Das lässt sich in ganz besonderer Weise im Falle des Johannesevangeliums beobachten, das so lange nach allem übrigen geschrieben wurde, ja ganz am Ende von allem. Denn als Johannes die letzten Schriften verfasste, waren die anderen Apostel alle schon in der Herrlichkeit. Das Johannesevangelium wurde geschrieben, als die neutestamentliche Gemeinde, wie wir bereits gesagt haben, ihre ursprüngliche Form, ihre Kraft und ihr geistliches Leben, ihren himmlischen Charakter und ihre göttliche Ordnung verloren hatte - sie wurden also inmitten solcher Zustände geschrieben, wie sie in den Sendbriefen an die Gemeinden in Asien am Anfang der Offenbarung skizziert werden; und das lässt sich so klar aus seinen Briefen ableiten.
Welche Sache stand im Blickfeld? Nun, einfach dies: Als Johannes schreibt, sind die Dinge nicht mehr so, wie sie waren, und auch nicht so, wie Gott sie sich gedacht hatte, sie repräsentieren nicht mehr Gottes Gedanken in seinem und für sein Volk. Die Ordnung, die himmlische Ordnung ist zusammengebrochen und bricht immer weiter in sich zusammen. Die himmlische Natur ist abhanden gekommen, und eine irdische Sache nimmt im Christentum Gestalt an; das wahre Leben ist verloren gegangen und die Herrlichkeit weicht zusehends. Auf diese Situation reagiert Gott mit einer neuen Präsentation seines Sohnes auf eine himmlische und geistliche Weise (denn die Gesichtspunkte oder Charakteristiken von Johannes sind himmlisches und geistliches Wesen). Trifft das nicht zu? O ja, hier wird Sein Sohn auf neue Weise ins Blickfeld gebracht. Und was für ein «ins Blickfeld bringen»! Nicht nur als Jesus von Nazareth, sondern als Sohn des Menschen, als Sohn Gottes, als Gott geoffenbart und manifestiert im Menschen, aus der Ewigkeit heraus mit der ganzen Fülle des göttlichen Wesens, damit sein Volk sehen möge.
So müssen wir im Johannesevangelium und in seinen anderen Schriften den Standpunkt des Heiligen Geistes gewinnen, und einfach dies erkennen: Dass Gottes Art, die Dinge wiederherzustellen, wenn sein voller und ursprünglicher Gedanke verloren gegangen, die himmlische Offenbarung gewichen ist und die himmlische Herrlichkeit zurückgezogen wurde, darin besteht, seinen Sohn aufs Neue ins Blickfeld zu rücken; nicht darin, euch in die Technik der Gemeinde oder des Evangeliums oder der Lehre zurückzubringen, sondern seinen Sohn aufs Neue vor Augen zu führen - Christus aufs Neue in der Ungeheuerlichkeit seiner himmlischen und geistlichen Bedeutung vor die Augen des Herzens seines Volkes zu bringen.
Das ist die Antwort, die wir im Johannesevangelium auf diese Zustände finden, wie wir sie im Neuen Testament antreffen, die so deutlich zeigen, dass die Gemeinde ihre himmlische Stellung mehr und mehr verlor, und dass alle möglichen Dinge herein kamen und die ganze Sache zu etwas Irdischem machte. Was wird Gott da tun? Auf welche Weise wird er seinen Vorsatz retten, der, wie es scheint, so gefährlich nahe daran war, verloren zu gehen? Er wird seinen Sohn aufs Neue ins Blickfeld rücken. Vergesst nicht, Gottes Antwort auf jede Bewegung liegt stets in seinem Sohn. Ob diese Bewegung in der Welt vor sich geht, wie sie etwa im Antichrist gipfelt (Gottes Antwort auf den Antichristen wird Christus sein im vollen Lichtglanz seiner himmlischen Herrlichkeit), ob sie in der Gemeinde in Form von Niedergang und Abfall zu finden ist, Gottes Antwort geschieht immer in seinem Sohn.
Das ist die Bedeutung der Eingangsworte des Buches der Offenbarung. Die Gemeinde hat ihre Stellung verloren, die Herrlichkeit ist gewichen, doch Gott bricht aufs Neue herein mit einer Präsentation seines Sohnes.
«Ich bin der Lebendige; ich war tot, doch siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel des Todes und des Hades».
Christus wird präsentiert, und dann wird alles im Lichte des himmlischen Menschen mit der Messlatte in seiner Hand gemessen und beurteilt. Alles, was Gott und uns betrifft, ist an eine Offenbarung des Herrn Jesus im Herzen gebunden. O, ihr Lieben, es wird, wie ich gesagt habe, nicht so geschehen, dass wir versuchen, die neutestamentliche Technik wieder zurück zu gewinnen. Es wird auch nicht durch eine Restauration der neutestamentlichen Ordnung geschehen. Es wird nicht einmal durch eine Neubegründung neutestamentlicher Lehre und Wahrheit geschehen. Das alles sind Dinge, und sie können dazu benutzt werden, eine Struktur zu bilden, doch können sie nie das Leben, die Kraft, die Herrlichkeit garantieren. Es gibt genügend Leute hier auf Erden, welche die neutestamentliche Lehre, Technik und Ordnung haben, doch es ist bloß eine kalte, tote Struktur. Das Leben, die Herrlichkeit ist nicht dort; die Entrückung ist nicht dort. Nun, Gottes Weg der Herrlichkeit befindet sich in seinem Sohn; Gottes Weg des Lebens ist in seinem Sohn; Gottes Weg der Kraft ist in seinem Sohn; Gottes Weg der himmlischen Natur ist in seinem Sohn.
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