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Der Leib Christi: Sein himmlischer Aspekt

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in 1935 von Witness and Testimony Publishers veröffentlicht. Originaltitel: "The Church Which is His Body" - Kapitel 1. (Übersetzt von Manfred Haller)

Wir werden, insofern der Herr uns dazu befähigt, aufs Neue über den Leib Christi nachdenken. Wir wissen, wohin wir uns wenden müssen, wenn wir die breiter angelegte Entfaltung dieses «Geheimnisses» benötigen: wir schlagen instinktiv den Epheserbrief auf. In diesem Brief merken wir uns zu allererst die einfache, aber grund-legende Tatsache, das hier die Gemeinde als «der Leib von Christus» bezeichnet wird; sie ist «die Gemeinde, welche Sein Leib ist». Das unterscheidet die Gemeinde in diesem Brief von anderen Bezeichnungen, die wir anderswo finden. Da gibt es «den Tempel», «das Haus Gottes», und andere entsprechende Bezeichnungen, aber in diesem Brief finden wir etwas Besonderes: «Der Leib Christi»; das liegt allem zu Grunde, was der Brief entfaltet, und was in dem Brief enthalten ist, stimmt mit der Vorstellung von einem Leib überein. Nun, das Wort, das durch diesen ganzen Brief hindurch in Verbindung mit dieser speziellen Bezeichnung vorherrscht, ist das, welches mit «zusammen» oder einfach «mit» übersetzt wird. Es ist beeindruckend, wie oft dieses Wort vorkommt. Hier wird gesagt, wir seien «mit» auferweckt worden in Ihm. Das bedeutet nicht nur, dass wir als Einzelne zusammen mit dem Herrn waren in seinem Auferwecktwerden, sondern es bedeutet auch, dass wir gemeinschaftlich auferweckt wurden, wir wurden mit Ihm zusammen auferweckt, nicht nur mit ihm, sondern gemeinschaftlich in Ihm.

Die ewige Einheit des Leibes

In der Auferstehung des Herrn Jesus war die ganze Gemeinde mit eingeschlossen. Und dann, im selben Vers – 2,6 – wird uns gesagt, wir seien «mit auferweckt» worden in Ihm. Dann erfahren wir an derselben Stelle, dass wir «mit versetzt» worden sind in Ihm. Wenn wir einen Schritt zurückgehen, lesen wir, dass wir «in eins zusammengefasst» wurden, und wiederum in 2,21 heißt es, wir seien «fest zusammengefügt» worden. So bringt das Wort «zusammen bzw. mit» auf ganz einfache Weise die Tatsache der gemeinschaftlichen Natur der Gemeinde, des Leibes Christi, ins Blickfeld. Wir wollen so weit wie möglich die volle Bedeutung dieser Tatsache erfassen, denn dieser Brief betont zweifellos die Tatsache, dass die Gemeinde eine gemeinschaftliche Körperschaft ist; nicht dass sie es eines Tages sein werde, wenn das Werk der Gnade vollendet worden ist; nicht, dass sie dies bloß im Sinn und im Denken Gottes, im Willen Gottes, in der Absicht Gottes ist; nicht, dass sie das sein sollte, als der Herr sie ins Leben rief; sondern, dass sie es tatsächlich ist; dass trotz all dessen, was man hier auf Erden sehen kann, trotz der ständig zunehmenden Zahl von Teilungen und Trennungen, trotz all der unseligen Spaltungen, die in die Gemeinschaft des Volkes Gottes auf Erden eingedrungen sind, trotz all dessen, was es in dieser Beziehung schon alles gegeben hat, gibt, und je geben wird, die Gemeinde dennoch ein gemeinschaftliches Ganzes ist! Genau das ist sie, und zwar nicht nur, was das Volk auf dieser Erde betrifft, sondern es ist so hinsichtlich der wesensmäßigen Natur der Gemeinde, der Leibes Christi, und je schneller wir dies in unserer geistlichen Wahrnehmung und in unserem Bewusstsein verwurzelt und festgelegt haben, desto besser. Keine Spaltung, die die Beziehung von Christen auf Erden zu einander treffen kann, kann an dieser Tatsache etwas ändern. Die Unterschiede, die exstieren oder durch die unterschiedliche Mentalität, durch Wahl oder Vorlieben, durch Sym- und Antipathie, durch intellektuelle Akzeptanz oder Verweigerung, auftreten mögen – all diese Unterschiede berühren diese grundlegende Tatsache nicht, dass es da ein Bereich existiert, wo es dieses Zusammenstehen, dieses Einssein, diese Gemeinschaftlichkeit gibt, die unberührt bleibt von allem, was irgend sowohl in religiöser als auch in theologischer Hinsicht vom Menschen selbst stammen mag. Natürlich gibt es auch den Bereich, wo ein Bruch in der Gemeinschaft eintritt, d.h. wo er in den Bereich des Geistes eindringt und wo auch der Geist davon betroffen ist. Da könnt ihr wirklich dem Leib Christi einen Schlag versetzen, aber letztlich ist und bleibt der Leib eins; was natürlich deutlich zeigt, dass es sich um etwas anderes als etwas Irdisches handelt; dass es eine himmlische Körperschaft, ein himmlischer Leib ist, unberührt und unbetroffen durch das, was auf Erden ist.

Wir haben die Neigung, zu akzeptieren, was wir sehen, uns von den Trennungen, die sich um uns herum ereignen, beeinträchtigen zu lassen, und manchmal könnten wir beinahe deswegen verzweifeln, was wir sehen. Je schneller wir diese ganze Angelegenheit hinwegfegen, desto besser; und wenn es fünfzig tausend irdische Unterteilungen des Volkes Gottes gäbe, so bleibt doch der Leib Christi ein einziger. Er ist ein saumloses Kleid, er ist ein Körper, der nicht getrennt werden kann, er bleibt eins. Das ist die grundlegende Tatsache, zu der wir zurückkehren müssen, da müssen wir wieder beginnen. Dieser Brief, in welchem das Geheimnis Christi und Seiner Glieder, der Gemeinde, des einen Leibes enthüllt wird, stellt mit äußerstem Nachdruck die Tatsache der gemeinschaftlichen Natur dieses Leibes fest. Er argumentiert nicht seinetwegen, er diskutiert nicht darüber, er nimmt dies für gegeben hin, es ist für ihn eine feststehende Tatsache. Natürlich gibt es verschiedene Grade, in denen wir uns seiner erfreuen können, und es gibt auch unterschiedliche Stufen der Fruchtbarkeit dieser Tatsache hier auf Erden, aber bezüglich der Tatsache gibt es keine Gradunterschiede. Die Tatsache bleibt solide und festgesetzt. Unsere Aufgabe ist es, in diese festgesetzte Tatsache hinein zu kommen, in ihre Bedeutung einzudringen: aber auch wenn wir noch nicht in ihre volle Bedeutung eingedrungen sind, heißt das nicht, dass diese Tatsache nicht existiert. Die Schwierigkeit besteht darin, dass wir das erkennen müssen, was den Leib eins macht, und das ist unsere Aufgabe. Die Einheit existiert; unsere Aufgabe ist es, sie wahrzunehmen und sie uns anzueignen, nicht sie herzustellen. Meistens fangen wir automatisch damit an, doch beachtet, der Epheserbrief ist noch immer lebendig, er ist noch immer anwendbar, er gilt auch heute noch genau so. Nach all diesen Jahrhunderten, wo wir all das haben, was heute auf Erden vorliegt, die Unterteilungen und Trennungen des Volkes Gottes, von denen alle Glieder des Leibes Christi sein mögen, nach all diesen Jahrhunderten bleibt der Epheserbrief noch immer dort, wo er am Anfang war, und er stellt den Leib als ein solides Ganzes, als eine gemeinschaftliche Einheit dar.

Eine himmlische Stellung ist nötig, um die Einheit wahrnehmen
zu können.

Erst wenn wir in die himmlischen Örter vorstoßen und uns von den irdischen Gefilden entfernen, fangen wir an, in diese Tatsache einzudringen und wahrzunehmen, was diese Tatsache für Gott, für die himmlischen Örter, für die Hölle und für diese Welt bedeutet. Damit wir also in diese Tatsache mit all dem eindringen können, was sie an effektiver Berufung und effektivem Leben enthält, müssen wir die ganze Angelegenheit durch unsere Stellung in Christus in himmlischen Örtern erkennen und exakt sehen lernen, wo wir geistlich hin platziert worden sind: Denn erst, wenn es gelingt, dies zu erkennen und in unsere himmlische Position in Christus hinein gelangen, können wir die wahre Bedeutung dieser himmlischen Realität, der Gemeinde, die Sein Leib ist, sehen, wertschätzen und in sie hinein gelangen. Wir können die Gemeinde nicht von den irdischen Gegebenheiten aus sehen; wir können sie nur von den himmlischen Örtern her sehen.

Unsere Einstellung den Unterschieden gegenüber

Ich möchte hier nicht aufhören, indem ich einfach etwas festgestellt habe. Ich möchte, dass wir davon einen Nutzen haben. Ihr und ich mögen die Dinge verschieden sehen, aber das macht noch keinen Unterschied in unserer Beziehung zum Herrn Jesus. Die Tatsache, dass ihr und ich auseinander klaffen oder unterschiedlicher Meinung sind, reißt uns noch lange nicht als Glieder aus dem Leib Christi heraus. Nein, das ist zwar unsere Schande, es ist etwas Bruchstückhaftes in unserem Christenleben, es ist irgendwie ein Zusammenbruch der Gnade in uns, aber wir werden davon wieder geheilt werden, wenn wir der Bewegung des Geistes in uns nachgeben, und wir kehren zurück und stellen fest, dass wir nicht neu in Christus, in Seinen Leib, hineingefügt werden müssen: diese Tatsache bleibt bestehen. Seht ihr, das wirksame Prinzip ist dies: Es mag unter den Gläubigen auf Erden viel Trennung geben, aber wir brauchen dies nicht als unabänderlich zu akzeptieren; wir brauchen nicht zu glauben, dass dies bedeute, dass darum einige in Christus, und andere außerhalb von Christus sind; dass z.B. wir in Christus, die andern aber nicht, und dass der Leib deshalb vollständig kollabiert und auseinander gefallen sei. Die einzige Hoffnung, uns der Tatsache (der ewigen Einheit des Leibes Christi) erfreuen zu können, besteht darin, dass wir das verwerfen, was wie eine anders lautende Tatsache aussieht, und dass wir versuchen, uns über das zu erheben, was, weil es irdisch ist, nur zu diesen Zerwürfnissen führen kann; wir müssen erkennen, dass wir uns in himmlischen Örtern befinden, und die Gemeinschaft bleibt erhalten. Das ist ein wirksames Prinzip, und wir sollten erkennen, dass dies die Bedeutung der Tatsache ist. Wir müssen diese Tatsache als Wahrheit akzeptieren und danach streben, all die andern Dinge zu verwerfen, die sich gegen diese letztgültige Tatsache stellen.


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