von
T. Austin-Sparks
Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Nov-Dez 1947, Vol. 25-6. Originaltitel: "Government by the Holy Spirit" Auszug aus "The New Day of the Spirit" - Kapitel 3. (Übersetzt von Manfred Haller)
Wir wollen die tiefere und vollere Bedeutung von dem betrachten, was am Tage von Pfingsten eingetreten ist, die Natur und Ordnung eines vollständig neuen Tages in der Geschichte dieser Welt, und diese Natur und diese Ordnung sind ihrem Wesen nach geistlich. Es ist eine Ordnung und ein Charakter, die durch die Ankunft des Heiligen Geistes eingeführt wurde, um das zu errichten, was unmittelbar geistlich ist; nicht indirekt und im äußersten Fall, sondern unmittelbar geistlich.
Eines der wichtigsten Merkmale dieses neuen Tages ist dies (achtet bitte sorgfältig darauf, denn es ist der Schlüssel und die Grundlage von allem) : Es wird viel eher die Stimme des Geistes in Betracht gezogen als das, was in der religiösen Welt um uns herum vor sich geht. Es ist das, was die Dinge auseinander reißt, was Dinge in zwei verschiedene Bereiche versetzt in diesem Buch der «Apostelgeschichte». Bei diesem neuen Zeitalter sehen wir einerseits in der religiösen Welt das, was mit Macht, Position und Einfluss Autorität beansprucht, das sich selbst eingesetzt und Besitz ergriffen hat, das aber als etwas aufgezeigt wird, das nicht dem Geist Gottes gemäß ist. Andererseits, im Gegensatz dazu, sehen wir das, was zu einer solch klaren, manifesten Freisetzung gebracht wird, dass es etwas ganz anderes ist, die Stimme des Geistes Gottes zu hören und in Betracht zu ziehen.
Ihr erinnert euch an Stephanus’ Verteidigung. Ihr wisst, dass er das Ganze dieser Geschichte verstand. Er begann mit Abraham: «Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham» (Apg. 7,2). Das ist der Anfang dieser religiösen Geschichte, und er verfolgte sie Stufe für Stufe weiter, bis er beim Mord des Herrn Jesus anlangte; und dann fasst er sie in einer einzigen, großen Deklaration zusammen, indem er die ganze Grundlage dieses etablierten Systems hinwegfegte und, alles verstehend, sagte: «Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist» (Apg. 7,51). Etwas Geistliches, das Notiznehmen der Stimme des Geistes Gottes, ist in der Tat etwas sehr Anderes als eine fest eingerichtete religiöse Ordnung auf dieser Erde, und sehr oft läuft sie ihm direkt entgegen.
Das ist eine starke Aussage, aber wir machen sie, damit wir sofort mitten in das hinein gelangen, was der Herr in diesem gegenwärtigen Zeitalter sucht: Ein Volk mit einem geistlichen Leben, das vom Heiligen Geist regiert wird, das in Betracht zieht, was der Geist sagt, und das Ihm gehorsam ist und mit Ihm konform geht. Gott ist in diesem Zeitalter hinter einem geistlichen, nicht hinter einem religiösen Volk her.
Paulus hat eine sehr große geistliche Struktur auf genau dieses Prinzip gebaut. Ein großer Teil seines Briefes an die Römer und sein ganzer Brief an die Galater beschäftigt sich mit dem einzigen Thema, aufzuzeigen, dass die traditionelle Religion eines ist, etwas ganz Anderes jedoch ein Leben im Geist; dass die Religion, wie sie hier auf Erden in all ihren Formen eine Sache ist, eine ganz andere Sache jedoch das, was vom Geist Gottes stammt. Das ist es, was Paulus sich klarzustellen bemühte, und er baute ein gewaltiges Gebäude über dieser Tatsache auf. Wenn ihr den Galaterbrief sorgfältig in diesem Lichte lest, dann könnt ihr feststellen, dass es das ist, worauf er hinaus will: Zu unterscheiden zwischen dieser religiösen Sache, und der anderen, die vom Geist stammt.
Die Herausforderung des neuen Zeitalters, des neuen Tages und seiner Bedeutung, wurde zuerst dem Samen Abrahams präsentiert, und die Natur dieser Herausforderung bestand darin, dass er ein geistlicher Same Abrahams werden sollte, was mehr war als bloß ein natürlicher Same. Die Bedeutung des Tages von Pfingsten ist genau dies: Nun, durch das Kommen des Geistes wird ein Übergang in die Wege geleitet, eine Veränderung tritt ein. Der natürliche Same Abrahams sollte zu einem geistlichen Samen Abrahams werden.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Hand Gottes auf Bileam lag, obwohl er kein sehr williger und freudiger Prophet unter der Hand Gottes war. Als er von der Bergeshöhe über Israel hinweg blickte, ließ ihn der Geist Gottes bezüglich Israel sagen: «Siehe, ein Volk, das abgesondert wohnt und unter die Nationen nicht gerechnet wird» (Numeri 23,9). Sicher liegt hier ein geistliches Prinzip vor: Dieser geistliche Same Abrahams, der am Tag von Pfingsten ins Dasein getreten ist, ist ein Volk, das von allen andern Völkern abgesondert lebt. Ich glaube, wenn wir im Glanz des göttlichen Lebens leben, dann wird sich etwas davon auf unseren Gesichtern verraten. Auf jeden Fall wird die Welt etwas davon wahrnehmen, wenn wir wirklich in Verbindung mit dem Herrn leben, und wir werden eine Sprache sprechen, an der nur ein geistlicher Mensch Freude haben und sie überhaupt verstehen kann. Es wird ein solches geistliches Gegenstück zum Samen Abrahams geben, ein Volk, anders als alle andern.
Nun, die Tragödie dessen, was gewöhnlich «Gemeinde» bzw. «Kirche» genannt wird, war sehr oft dies und ist es heute sogar noch mehr denn je, dass diese Unterschiedenheit verloren gegangen ist. Es hat heute den Anschein, als habe man irgendwie eine Übereinkunft getroffen, dass man alle Ärgernisse und Unterschiede beseitigen wolle, um näher an die Leute heran zu kommen, als wolle man jeden Zusammenstoß vermeiden in der Hoffnung, sie zu gewinnen. Ja, das ist es, was in der religiösen Welt um uns herum vor sich geht; man gleicht sich diesem Zeitalter an. Was jedoch an Pfingsten eingetreten ist, ist grundsätzlich dies, dass dieses Volk des Geistes im eigentlichen Zentrum ihres Wesens so äußerst verschieden sind, vollkommen anders als alle anderen Völker, und ihre Kraft und ihr Einfluss liegt genau in dieser Tatsache. Ihr könnt sie nicht mit andern Dingen zusammen bringen, und das etwa nicht deshalb, weil sie unangenehm, schwierig und vorsätzlich reizbare Leute sind, sondern weil etwas vorhanden ist, das sie aufgrund ihrer geistlichen Konstitution kennzeichnet; und wenn sie es nur wüssten: das ist das Geheimnis ihres Einflusses auf die Welt.
Der Fortschritt und die Zunahme des geistlichen Lebens bedeutet, dass der Graben zwischen den Kindern Gottes, und jenen in der Welt, die es nicht sind, immer breiter wird. Das darf aber nicht wörtlich in dem Sinne verstanden werden, dass wir ein falsch verstandenes System beginnen, indem wir uns absetzen, uns ausschließen, den Kontakt mit andern verlieren. Das wäre eine falsche Anwendung dieses Prinzips. Der Herr Jesus ist vorrangig darin unser Beispiel, dass Er sich in jedem Kreis bewegen konnte, und das tat Er mit Absicht: Zöllner und Sünder, Leute aller Klassen, Er bewegte sich frei unter ihnen allen, doch Seine Macht über sie beruhte darauf, dass Er sich von ihnen unterschied. Lasst uns vorsichtig sein, damit wir nicht in diese große Bewegung des Konformgehens mit diesem Zeitalter einbezogen werden. Konform zu gehen bedeutet, die geistliche Kraft zu verlieren. Nun, geistlicher Same ist es, wonach Gott trachtet, ein geistlicher Same Abrahams.
Dies ist der Tag des Geistes, und diejenigen, die der geistliche Same Abrahams sind, die jetzt unter der Kraft des Geistes stehen und vom Geist regiert werden, werden ständig durch den Geist lebendig gemacht im Blick darauf, was vom Geist ist und was nicht. Je mehr wir mit dem Herrn voran schreiten, desto voller und klarer wird unsere Wahrnehmung dessen sein, was geistlich, und was bloß natürlich ist, selbst in unserem Leben als Christen. Es bedeutet ein ganzes Leben der Erziehung. Von Dingen, von denen wir einmal glaubten, sie seien völlig in Ordnung, ganz zulässig, ganz in einer Linie mit dem Willen des Herrn, mussten wir, als wir mit dem Herrn voran schritten, feststellen, dass selbst sie fragwürdig geworden waren; der Geist ist jetzt nicht mehr damit einverstanden. Wir haben entdeckt, dass Er nie mit ihnen einverstanden gewesen war, aber wir waren Ihm gegenüber nicht lebendig genug, um Seinen Sinn im Blick auf sie zu kennen. So lange wir noch Kinder sind, behandelt Er uns auch als Kinder, aber wenn es Zeit ist, dass wir unsere Kindheit verlassen, fängt der Geist damit an, uns sehr drastisch dran zu nehmen, wenn wir wirklich mit dem Herrn voran schreiten.
Dies ist die Art von Leuten, die der Herr in diesem Zeitalter sucht. O, was für einen Unterschied würde dies machen, wenn das ganze Volk Gottes wirklich von diesem Gesetz des Geistes des Lebens in Christus regiert würde; wenn ihre Herzen tatsächlich beschnitten wären, so dass alle Frucht des Lebens ausschließlich Gott zufiele, weil dieses Gesetz des Geistes nicht äußerlich, sondern innerlich wirkt.
Ich frage mich, ob ihr spüren könnt, dass der Herr euer Herz in dieser Angelegenheit berührt? Es liegt mir so sehr daran, dass ich nicht bloß Worte auf Worte und Wahrheiten auf Wahrheiten häufe. Ich habe den Eindruck, der Herr wolle etwas tun, nicht bloß Dinge sagen, und es kommt mehr als auf alles andere darauf an, ob wir imstande sind, die Stimme des Geistes wahrzunehmen, statt von der christlichen und evangelikalen Welt um uns herum angetrieben und regiert zu werden. Ja, selbst in der evangelikalen Welt ist das Christentum zu einer sehr starren Sache geworden; es ist zu einer festgelegten Ordnung geworden, zu einem System von Dingen; ihr müsst damit konform gehen, und wenn ihr das nicht tut, nun, dann seid ihr nicht mehr normal oder in gewisser Hinsicht sogar sektiererisch.
Nein, wir werden nicht fehlgehen, wenn wir vom Geist regiert werden; aber auch da ist wohl mancher gute Christ nicht imstande, zu verstehen. Seid ihr dazu bereit? Nicht Konformität mit einem System, einer Lehre oder mit bestimmten Wahrheiten ist gefragt, sondern dass wir imstande sind, die Bewegungen des Geistes Gottes wahrzunehmen; dass uns das nicht unabhängig werden lässt, gleichsam zu einem Gesetz für uns selbst, dafür wird der Herr schon sorgen. Aber, o, es ist wichtiger als alles andere in diesen Tagen, dass der Herr ein Volk hat, das den Geist kennt, das Seine Stimme hört und Ihm folgt; und alle, die das tun, werden sich in derselben Richtung bewegen, werden zusammenströmen. Der Grund für so viel Trennungen und Konflikte ist die Tatsache, dass der Geist nicht Herr ist. Andere Dinge sind Herr, christliche Interessen sind Herr, Interpretationen sind Herr, mentale Einschätzungen sind Herr, alle möglichen Dinge haben die Herrschaft übernommen. Wo der Geist Herr ist, da werden wir alle dasselbe sagen und denken; es wird keinen Individualismus mehr geben.
Lasst uns auf das hören, was der Geist sagt. Lasst uns den Herrn bitten, dass Er uns sehr sicher darin machen möge, dass wir in unserem Leben, in dem Kurs, den wir genommen haben, nicht von dem angetrieben werden, was religiös natürlich ist, sondern dass wir echte Kinder des Geistes sind, den Geist kennen und uns in Konformität mit dem Gedanken Gottes für dieses gegenwärtige Heilszeitalter befinden, echte Kinder Abrahams nach dem Geist.
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