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Die Wiederherstellung des Zeugnisses Gottes in seiner Fülle

von T. Austin-Sparks

Kapitel 7 - Der Kampf


Ein eigenartiger Kampf

Wir kommen nun zum Kampf, zu dem Kampf, der mit dem vollen Zeugnis des Herrn, oder mit dem Zeugnis des Herrn in Fülle und Vollständigkeit verbunden ist. Lasst es mich sogleich wiederholen: Dies ist ein sonderbarer Kampf. Es gibt einen Kampf im Zusammenhang mit der Errettung der Unerretteten, in den alle verwickelt werden, die versuchen, solche, die Ihn nicht kennen, zum Herrn zu bringen. Wir wissen sehr wohl, dass es ein wahrer Kampf ist und dass ein regelrechter Krieg damit verbunden ist. Dann gibt es jenen Kampf, der beginnt, wenn wir Christen sind und ganz einfach als Christen Fortschritte machen wollen. Es ist keine leichte Sache, auf dem Weg des Herrn fortzufahren. Die meisten militanten geistlichen Lieder, die wir singen, haben es mit dem Christenleben im Allgemeinen zu tun, und sie haben bestimmt ihren berechtigten Platz, denn das Christenleben ist auf der einen Seite wirklich ein Kampf. Aber wenn wir das gesagt haben, haben wir noch nicht alles gesagt. Es ist ein besonderer Kampf, mit dem höchsten Vorsatz des Herrn verbunden. Dieser Kampf nimmt einen andern Charakter an, findet in einer anderen Welt statt, erscheint in verschiedenen Formen, wenn er sich darauf (auf den höchsten Vorsatz Gottes) bezieht, und es ist eine Art von Kampf, mit dem wir uns in unserer gegenwärtigen Betrachtung beschäftigen.

Wenn wir also zu diesem Buch Nehemia zurückkehren, das ja schließlich nichts anderes ist als eine Illustration der geistlichen und himmlischen Realitäten, die wir im Neuen Testament finden, besonders in Teilen wie dem Epheserbrief und dem Buch der Offenbarung, befinden wir uns in Gegenwart einer ganzen Anzahl von Konflikten, die eine sonderbare Form annehmen wegen der Sache, die auf dem Spiele steht. Die Schwierigkeit besteht in jener Mauer, sie ist die Ursache der Schwierigkeiten, das heißt, eigentlich die Wiederherstellung eines vollen Ausdrucks von dem. was der Herr im Blick auf Sein Volk möchte, und das provoziert natürlich unweigerlich eine sehr konkrete und hartnäckige Gegnerschaft von besonderem Charakter.

Die Feinde

Wenn ihr in dieses Buch hinein schaut, könnt ihr feststellen, dass da eine Anzahl von Menschen erwähnt werden, welche die geschworenen Feinde dieses besonderen Vorhabens sind. wir wollen zuerst diese näher betrachten, ehe wir uns ihre Methoden und die Formen ihrer Opposition vornehmen. Da sind einmal Sanballat, Tobijah und Geschem. Wer sind diese Leute? Was sind sie? Was tun sie hier? Wie sind alle hierher gekommen? Und wenn ihr diese Fragen beantwortet, kommt ihr sehr nahe ans Zentrum der Dinge, um die es bei geistlichem Widerstand geht Wenn ihr zu 2. Könige 17 zurückblättert und vom 24. Vers an bis zum Ende des Kapitels lest, dann findet ihr die ganze Sache erklärt. Wir wollen jetzt nicht alle Verse lesen, sondern nur soviel, dass wir in die Situation eingeführt werden

«Aber der König von Assyrien ließ Leute von Babel, Kuta, Awa, Chamat und Sepharwaim kommen und siedelte sie an Stelle der Kinder Israel in den Städten Samarias an. Und die nahmen Samaria ein und wohnten in dessen Städten. Als sie aber anfingen daselbst zu wohnen und den Herrn nicht fürchteten, sandte der Herr Löwen unter sie, die richteten Verheerung unter ihnen an. Darum ließen sie dem König von Assyrien sagen: Die Völker, welche du hergebracht und in den Städten Samarias angesiedelt hast, kennen das Recht des Landesgottes nicht, darum hat er Löwen unter sie gesandt. und siehe, diese töten sie, weil sie das Recht des Landesgottes nicht kennen! Da befahl der König von Assyrien und sprach. Bringt einen der Priester dahin, die ihr von dort weg geführt habt, der soll hinziehen und daselbst wohnen, und er soll sie das Recht des Landesgottes lehren! Da kam einer von den Priestern, die sie von Samaria weg geführt hatten, und ließ sich zu Bethel nieder und lehrte sie, wie sie den Herrn fürchten sollten. Aber ein jedes Volk machte seine eigenen Götter und tat sie in die Höhenhäuser, weiche die Samariter gemacht hatten» (2. Könige 17,24-29).

«Doch verehrten sie auch den Herrn und bestellten sich Höhenpriester aus dem gesamten Volke, die für sie in den Höhenhäusern opferten. Also verehrten die den Herrn und dienten auch ihren Göttern nach der Gewohnheit eines jeden Volkes, von welchem sie hergebracht waren» (2. Könige 17,32-33).

Das sind die Leute, mit denen sich Nehemia auseinanderzusetzen hatte und die versuchten, die Fortsetzung dieses Werkes zu vereiteln oder zu verhindern. Wir wollen sie uns ansehen und schauen, woraus sie gemacht sind, aus welchem Holz sie geschnitzt sind,


Abergläubische Leute

Zuallererst sind es abergläubische Leute. Sie sehen, wie gewisse Dinge geschehen, und sie ziehen den Schluss, dass diese Geschehnisse irgend welchen übernatürlichen Charakter haben müssen. Sie kennen den Herrn nicht, und sie wissen nicht, dass diese Sache vom Herrn ist, aber sie gelangen zu der Überzeugung, dass es sich um etwas Übernatürliches, etwas Okkultes handeln müsse, Sie glauben, wenn sie nur die Geheimnisse des übernatürlichen Bereiches herausfinden könnten, wenn sie nur in seine Geheimnisse eingeweiht würden, wären sie imstande, diese Lage zu meistern, und so schreiten sie zur Tat. Sie bringen ihre Klage - eine Klage über den Herrn, wohl verstanden - vor den König von Assyrien, und dieser schickt einen der Priester, der vom Land verschleppt worden ist, zu ihnen, damit dieser ihnen vom Herrn erzählt - aber die Sache ist so unwirklich, so falsch, alles bewegt sich auf einer absolut falschen Ebene. Ihr findet hier eine Aussage, die geradezu unvorstellbar ist: «Sie fürchteten den Herrn und dienten ihren eigenen Göttern». Dass sie den Herrn fürchteten, bedeutet hier beileibe nicht dasselbe wie die Furcht des Herrn unter dem Volk (des Herrn) Gottes. Den Herrn fürchten heißt, dass Er wirklich Herr ist, und dass man aufs äußerste und vollständig Ihm als dem Herrn unterworfen ist. Das ist die Furcht des Herrn in ihrer wahren Bedeutung. Aber das war bei diesen Leuten nicht der Fall. Sie anerkannten Ihn auf abergläubische Weise, die ihrer Furcht entsprang, ihrem Ungemach, ihren Schwierigkeiten, ihren Missgeschicken, aber diese ihre Erkenntnis brachte sie nie wirklich zum Herrn. Sie fuhren damit fort, ihren Göttern zu dienen. Das also sind die Leute, Das ist das erste, was wir zur Kenntnis nehmen müssen.

Diese Feststellung - sie wird mehr als einmal gemacht – dass sie den Herrn fürchteten, muss eine bestimmte Bedeutung haben. Ich weiß nicht, was ich zu diesem Priester sagen oder was ich von ihm denken soll Offensichtlich redete er vom Herrn, von Jahwe, er lehrte sie etwas, aber sie nahmen es bloß gleichsam aus zweiter Hand an, weil es ihnen half, ihnen die Schwierigkeiten vom Halse zu schaffen. Wir können daraus schließen, dass sie den Namen des Herrn benutzten, offenbar zollten sie ihm ein gewisses Maß an Respekt. Sie übernahmen eine Form des Gottesdienstes, der scheinbar Ihm gelten sollte, aber tief in ihrem Innern kannten sie den Herrn nicht, Sie benutzten den Namen des Herrn, sie bedienten sich auch der Dinge des Herrn, aber sie waren bloß Lippenbekenner, ohne echte Kenntnis des Herrn Ihre Religion war eine Nachahmung, etwas aus zweiter Hand, nicht etwas, das vorn Herzen kam.

Und dann stellt ihr auch fest, dass sie in jedem Fall dauernd auf Babylon Bezug nehmen Sie stehen im Dienst des Königs von Babylon. Wegen all dieser Dinge war genug Grund für die Feindseligkeiten gegenüber Nehemia vorhanden, Der wahre Test für sie war ihre Haltung dieser einen Sache gegenüber, die für den Herrn von höchster Bedeutung war, diese Sache, die dem Herzen Gottes am nächsten stand und Ihm am meisten entsprach. Wie stand es mit ihnen in dieser Hinsicht? Das stellt sie bloß.

Keine lebendige Beziehung zum Herrn

Wir hätten die Sache vorn andern Ende her angehen können, indem wir hätten sagen können: «Hier sind einige Leute, deren Führer aufgezählt werden, die dem, was doch für Gott und den Himmel so wichtig ist feindselig gegenüber stehen. Das und das ist ihr Standpunkt, das ist ihre Haltung, das ist ihr Geist. Warum ist das so? Die Antwort wäre im Wesentlichen, dass sie keine echte Beziehung zum Herrn haben. Was immer sie bekennen mögen, was immer ihre Ausdrucksweise, ihr Vorwand, ihre Form gewesen sein mag, sie selbst hatten keine lebendige Beziehung zum Herrn. Hier müssen wir bei diesen Leuten beginnen.

Aber wir müssen noch etwas weitergehen, weil wir einige ihrer Führer erwähnt haben, und dies sind hervorragende Männer.

Zuallererst haben wir da Sanballat, der «Horoniter» genannt wird (Nehemia 2,10). Das bedeutet ganz einfach, dass er (wahrscheinlich) von Beth-Horon stammte, einer samaritischen Stadt; er kam also aus einer der Städte Samariens. Er war einer jener Leute, die vom König von Assyrien in das Land verpflanzt wurden; sie werden in dem Kapitel beschrieben, das wir auszugsweise gelesen haben. Er war einer von diesen, er war von dieser Art.

Dann habt ihr da noch Tobiah. Merkt euch die Aussprache - Tobijah. Vielleicht steht es in eurer Bibel nicht so, jedenfalls wäre dies die richtige Schreibweise. Beachtet vor allem das Ende dieses Namens, es ist die Silbe «Jah», der Herr (Kurzform von «Jahwe»). Dieser Mann wird offensichtlich auf irgend eine Weise mit dem Herrn in Verbindung gebracht. Aber Tobijah ist ein Ammoniter, und vielleicht erinnert ihr euch an das Wort in 5. Mose 23,3, "Es soll kein Ammoniter... in die Versammlung Jahwes kommen. auch das zehnte Geschlecht von ihnen soll nicht in die Versammlung Jahwes kommen ewiglich « Und dann wird der Grund dafür genannt- Weil sie Bileam, den Sohn Beors, aus Pethor in Mesopotamien wider dich gedungen haben, um dich zu verfluchen," Dies ist der Hintergrund von Tobijah: etwas, das gegen Gottes Erbe verstößt und doch auf irgendeine Weise zu ihm in Beziehung steht, das aber seiner Natur nach dem Herrn feindlich gesinnt ist, Das ist Tobijah, der Ammoniter.

Und wenn wir noch weiter zurückgehen, stellen wir fest, dass Ammon eines jener Kinder Lots war, das von seiner eigenen Tochter stammte - eines der tragischsten und schrecklichsten Dinge im ganzen Alten Testament. So gehört Ammon also unter die Zahl jener, von denen Hebräer 12,8 spricht: «Wenn ihr ohne Züchtigung seid, ...dann seid ihr... keine Söhne» - also falsche Kinder, ein schreckliches Wort, das wir gerne vermeiden; falsche Kinder, die vorgeben, echte Kinder Gottes zu sein. Das ist Ammon durch Lot: Er steht - mit Ammon - in Verbindung mit Gott, aber innerlich stammt er nicht aus dem reinen Samen Abrahams, nicht aus dem reinen Samen Israels, nicht aus dem reinen Samen des Volkes Gottes. Sein Name ist irgendwie mit dem Volk Gottes verknüpft, aber er ist kein echter Sohn - er ist ein falscher Sohn. Das ist Tobijah: eine fleischliche Assoziation mit dem Land, aber eine geistliche Entfremdung vom Herrn, und er verfolgt das, was wirklich geistlich ist, Wie Paulus es formuliert: «Der nach dem Fleisch geborene verfolgte den, der nach dem Geist geboren war» (Galater 4,29), und so war es stets.

Wir kommen etwas später zu einem dritten Mann. Es ist Geschem, an einer Stelle wird er auch Gashmu genannt, es ist derselbe Mann, und er führt den Beinamen "der Araber» Er war entweder ein Edomiter oder ein Ismaeliter; was immer auch zutreffen mag, es war jedenfalls schlecht. Ihr kennt ihre Geschichte. beide kämpften gegen dasjenige, was geistlich war Paulus legt in seinem Brief an die Galater großen Wert darauf. Dieser eine, Ismael, geboren von der Sklavin, bekämpfte den, der von der Freien geboren worden war. So kämpft das Fleisch gegen den Geist, das Irdische gegen das Himmlische, Oder, falls er von Edom stammte, das heißt von Esau - wie kämpfte Esau doch gegen Jakob' Er war gegen das, was in Übereinstimmung mit der göttlichen Erwählung stand. er wollte es an einem bestimmten Punkt sogar erschlagen Beides, ob es nun von Edom oder von Ismael kam, ob er ein Araber aus Edom oder Arabien war - er stellt den Konflikt zwischen Fleisch und Geist, zwischen dem Natürlichen und denn Geistlichen, dar.

Fleischliche Menschen

Nun, ihr werdet wissen, wie voll die neutestamentlichen Briefe gerade von dieser Sache sind. Ihr findet dort nicht nur, was ich schon erwähnt habe, die Feindseligkeiten gegenüber der Rettung von Seelen und jenen allgemeinen Konflikt, der mit dem Christ sein zusammenhängt, sondern ihr findet auch eine besondere Art von Angriff, wo immer Gottes vollere Absicht in das Gesichtsfeld gerückt wird. Wenn Paulus irgend etwas repräsentiert, dann bestimmt den vollen und höchsten Vorsatz Gottes. Durch ihn haben wir den weiten Bereich der ewigen Ratschlüsse und Vorsätze bezüglich des Herrn Jesus erhalten, und es waren Angriffe auf genau diese Dinge, mit denen sich Paulus ständig auseinanderzusetzen hatte, und dies auf besondere Weise. Es scheint, als hätten sie Petrus nicht so viel Mühe bereitet (wie dem Paulus). Jakobus hatte seine Schwierigkeiten, Johannes hatte seine Schwierigkeiten, aber Paulus schien Schwierigkeiten von besonderer Art zu haben.

Nehmt zum Beispiel diese Judaisierer, die ihm stets auf den Fersen waren. Er konnte nie irgendwo hingehen, ohne dass sie ihm auf dem Fuße folgten, um sein Werk zu verderben, seinen Dienst zu zerstören, seinen Namen zu diffamieren, sein Apostolat zu untergraben. Was für Leute waren diese Judaisierer? Es waren nicht all die nicht christlichen Juden. Wenn der Brief an die Galater wahr ist, dann sagten diese Leute den galatischen Gemeinden etwa folgendes: «Christentum - ja wir erlauben es, wir gestatten es, wir anerkennen es, aber letztlich ist es doch nur eine Ergänzung zum Judaismus - es ist eine Art Zusatz zum Judentum». Sie wollten ein jüdisches Christentum daraus machen. Ihr erinnert euch, wie die Juden, die jüdischen Führer von damals, nach Antiochien hinunter gingen und versuchten, die Christen dahin zu bringen, dass sie das jüdische Gesetz anerkannten und es dem Christentum einverleibten, dass sie also alle jüdischen Riten einhielten und dennoch Christen blieben. Der ganze Hebräerbrief beschäftigt sich mit dieser Angelegenheit, Aber hier handelt es sich um Christen, die nicht etwa versucht sind das Gesetz preiszugeben. sich vom Gesetz zu entfernen, damit aufzuhören, das Gesetz anzuerkennen oder sich zu eigen zu machen - darum ging es überhaupt nicht - sondern es ging ihnen darum, diesen Judaismus, das Gesetz und dessen Praktiken ihrem Christentum hinzuzufügen und diese beiden Dinge zu kombinieren. Es wurde ihnen gesagt: "Ihr müsst euch beschneiden lassen, ihr müsst dies und jenes tun, dies und jenes beobachten.`

Paulus betrachtete dies als Versuch, sie vom Glauben abzubringen. Das hieß, Christus den Rücken zuzukehren, Die Männer, die so lehrten, waren Paulus' eigentliche Feinde. Ich sage nicht, es seien alles bekehrte Männer gewesen, aber ich sage, dass sie bis zu einem gewissen Maße mit dem Herrn assoziiert waren und Ihm trotzdem feindselig gegenüberstanden. Es war eine seltsame Mischung - den Namen des Herrn zu gebrauchen und dennoch gegen den vollen Vorsatz des Herrn zu sein. Das ist es, was mit der höchsten Absicht des Herrn verbunden ist. Es ist eine sonderbare Art von Opposition. Sie kommt - sagen wir es mit einem Wort - von fleischlichen Menschen: es sind sehr oft Männer von Einfluss, die von natürlichen Interessen und Überlegungen getrieben werden. 0 ja, sie kennen den Herrn, sie reden über Ihn, sie übernehmen gewisse Formen des Christentums, sie hängen sehr an den fundamentalen Wahrheiten über Gott und Seine Person, und so weiter, wenn es dann aber um diese höchsten Dinge, das heißt Gottes Interesse an der Wiederherstellung Seines Werkes, geht, verlieren sie ihre Sympathie und werden sehr leicht feindselig Sie gehen ein Stück weit, aber wenn das volle Ziel ins Blickfeld tritt, sind sie nicht dazu bereit, und es ist in diesem Bereich, in Bezug auf Gottes vollen Vorsatz, dass sich diese echte und eigenartige Gegnerschaft erhebt. Ist es nicht seltsam, dass du, sobald du dich dem ganzen Ratschluss und Vorsatz Gottes öffnest, deine hauptsächlichste Opposition von Christen und christlichen Führern erfährst, und nicht von der Welt?

So war es, als Nehemia nach Jerusalem kam. Diese Leute «verdross es gar sehr, dass ein Mensch gekommen war, um das Wohl der Kinder Israels zu suchen» . (Nehemia 2,10) Ihr könnt das nicht verstehen. Ihr sagt: «Gut, wenn diese Leute doch irgend welche Erkenntnis des Herrn hatten, wenn sie Ihn doch irgendwie anerkannten, wenn ihr Reden über den Herrn irgend etwas bedeutete, dann hätten sie doch sagen müssen: "Was immer ihr für das Wohl dieses Volkes tut, wir sind mit euch». Statt dessen sind sie erschrocken - o seltsame Anomalie! - sie haben Angst, wenn der Herr mehr habe, bleibe für sie weniger. Das stimmt, und wir müssen uns darüber wohl im klaren sein. Es ist eine Tatsache; so war es immer. Dies sind die Feinde.

Ihr findet davon viel im Neuen Testament - der Neid der Juden, die Eifersucht der Juden. «Wenn wir Ihn lassen, werden schließlich die Römer kommen und sowohl diesen Ort als auch das ganze Land wegnehmen» (Johannes 11,48). Sie fürchten sich, etwas zu verlieren, das ihnen gehört, das sie gespendet haben, für das sie sich eingesetzt haben. «Wenn dies so weitergeht, werden wir verlieren, wir werden Leute verlieren, wir werden Verluste erleiden, wenn das weitergeht». Ihr wisst, wie wahr das ist. Es ist eine sonderbare Art von Furcht - eine Furcht, über die sie noch nie richtig nachgedacht haben, bei er sie sich noch nie fragten, warum sie sich eigentlich fürchten, die Furcht ist ganz einfach da. Wenn sie es nicht wissen, so wissen wir, warum. Es gibt ein mächtiges Königreich, das - während es sich der Errettung der Unerretteten widersetzt und stets versucht, das Christenleben möglichst schwierig zu machen - besonders boshaft (böswillig) zu werden beginnt, wenn die Fülle Christi, oder die Aussicht, dass Christus zu Seinem Erbe kommt, ins Blickfeld gerückt wird. Dies scheint etwas Besonderes, Außergewöhnliches hervorzurufen, etwas von sonderbarem Charakter.

Die Formen der Opposition

Lasst uns für einen oder zwei Augenblicke die Formen betrachten, welche die Opposition annimmt. Wir haben soeben gesagt, dass dieser besondere Gegenstand im Blickfeld eine eigenartige Feindseligkeit und einen sonderbaren Konflikt provoziert, und dieser nimmt jede Form an, die er kann, um Gottes Ziel zu vereiteln. In diesem Buch Nehemia findet ihr eine ständige Opposition von Seiten dieser Feinde. Einmal versuchen sie diese Art von Taktik, dann, wenn sie nicht klappt und sie unterliegen, schwenken sie zu einem andern Winkel hinüber und versuchen es von da aus. und wenn auch das nicht geht, ändern sie ihre Taktik aufs Neue.

«Verdruss»

So lest ihr zuallererst, dass es sie sehr verdross, dass ein Mann gekommen war. Aber das führt nicht sehr weit, das richtet keinen großen Schaden an. Wir müssten einen Blick hinter ihren großen Verdruss werfen. Warum verdross es sie? Hier wiederum läge eine perplexe Sache vor, handelte es sich um eine geringe Sorge um die Interessen des Herrn. Nehemia erklärt sein Motiv, aus dem er dieses Werk des Wiederaufbaus der Mauer tut: «dass wir nicht länger zum Hohne seien» (Nehemia 2,17). Die Dinge standen so, dass sich das Volk des Herrn unter einem Hohn befand. Unehre (Schande) liegt auf der Gemeinde - darauf läuft es hinaus, die Welt hält nicht sehr viel von ihr. Die Herrlichkeit des Herrn ist verhüllt, und es ist ein Hohn vorhanden Ihr würdet meinen, dass diese Leute, wären ihre Motive auch nur ein wenig ernsthafter Natur, zumindest möchten, dass der Hohn beseitigt wird.

Hier aber stößt ihr zum Zentrum der Sache vor, denn Satans einziges Ziel, wie wir es bei früherer Gelegenheit bereits gesagt haben, war es stets, Hohn über den Namen des Herrn zu bringen. Wann immer er, durch jedes Mittel, auf jede Weise, den Namen des Herrn, der auf dem Volk des Herrn ruht, diffamieren kann, wird er es tun. Es verdross sie sehr, dass da jemand war, der den Versuch wagte, den Hohn des Herrn, der auf dem Volk lag, zu beseitigen. Eine schreckliche Sache. Paulus geriet aus demselben Grund selbst in eine Menge von Schwierigkeiten. Er versuchte, jene schmähliche Situation in Korinth zu klären, aber da gab es solche, die sich gegen ihn wandten und alles Mögliche über ihn sagten.

Spott und Lächerlichkeit

Dann griffen sie zum Spott. «Was machen diese ohnmächtigen Juden? Wenn ein Fuchs hinaufstiege, so würde er ihre steinerne Mauer auseinander reißen» - auf diese Weise spottend verachteten sie sie und versuchten, es auf die leichte Schulter zu nehmen - das führt ja doch zu gar nichts, ihr braucht das gar nicht zu beachten - nehmt das nicht zu ernst! Es gibt solche unter dem Volk Gottes, die gerade so etwas nicht ertragen können. Sie gehen daran zugrunde. Ihr braucht nur zu versuchen, einen Minderwertigkeitskomplex auf sie zu übertragen - und schon sind sie erledigt. Nicht so Nehemia. Nehemia weiß, dass der Hohn nicht gegen ihn oder seine Mitarbeiter gerichtet ist, sondern gegen den Herrn, und so sagt er hier: «0 Herr, du nimmst Kenntnis von Tobijah» (Nehemia 4,4-5). Er gibt an den Herrn weiter. Aber dieses Vorgehen und diese Haltung der Verachtung ist sehr real; es ist ein sehr realer und schlauer Kunstgriff des Teufels, ein Versuch, die Idee einzutrichtern, du versuchtest jemand zu sein, der du nicht sein kannst; du versuchtest etwas zu tun, was ohnehin nichts werden kann. Alles, was du tust, all die Mühen, all das Leiden, all die Kosten - wozu das eigentlich? Es liegt kein Sinn darin. Du wirst deine Tage zubringen und dann dahingehen, und die ganze Sache wird schließlich im Sande verlaufen!

Wenn du dich davon beeindrucken lässt, wirst du nicht über die ersten Stuten dieses Geschäfts der Wiederherstellung des Zeugnisses Gottes hinaus kommen Obwohl es nicht richtig ist, höher von sich zu denken, als uns zusteht, oder dass wir dem Dienst, der uns aufgetragen worden ist, ungehörige Bedeutung zumessen, sind wir dennoch, wenn wir die himmlische Sicht von dem, was Gott sich vorgesetzt hat, bewahren, mit einer Würde bekleidet, die nicht unsere eigene ist. Nehemia war später imstande, mit wahrer Würde, die aus tiefster Demut geboren wurde, zu sagen «Ein Mann wie ich sollte fliehen? Und wie könnte einer wie ich bin in den Tempel hineingehen und am Leben bleiben?» (Nehemia 6,11). Das ist mehr als eine persönliche Würde, Er sagt: «Ich tue ein großes Werk». Es ist die Würde einer großen Berufung. Es ist das große Werk, nicht wir selbst, das diese Würde verleiht.


Zorn

Mit der Mauer geht es vorwärts, es geht auf das Ende zu, die Vollendung steht kurz bevor, und deshalb sind die Feinde sehr zornig. Es liegt eine besondere Bedeutung in diesem Lächerlich machen. Tatsache ist, dass der Feind tief aufgewühlt worden ist. Sein Zorn sagt, dass Satan anerkennt, dass da irgend etwas ist, das er zur Kenntnis nehmen muss. Was immer er auch nach außen hin vorgibt, unter der Oberfläche weiß er genau, dass hier etwas ist, das sein Königreich bis zu seinen Grundfesten erschüttern wird, Denkt an all das, wenn der Tag des Zorns ausbricht! Es ist ein Hinweis - eine notwendige Ergänzung Es ist ein Zugeständnis, dass hier etwas vorliegt, das sich lohnt. Es gibt keine Erklärung für den Zorn des Teufels, es sei denn, er muss etwas anerkennen, was für uns noch nicht erkennbar ist. Es muss sich um etwas handeln, bei dem für ihn etwas auf dem Spiel steht.

Diese Feinde waren sehr zornig, und in ihrem Zorn verschwörten sie sich, miteinander zu kommen und zu kämpfen. Nehemia erfuhr es aber, und er sah sich vor. Er bewaffnete die Leute, die arbeiteten, nicht nur mit einer Pflasterkelle in der einen Hand, sondern auch mit einem Schwert in der andern. Wenn die Pläne des Feindes bekannt werden, ist die halbe Schlacht schon gewonnen. So fiel die Verschwörung in sich zusammen.

Ausflucht

Die Opposition nahm noch viele andere Formen an, Ihr wisst um den Brief. «Komm, und lass uns in einem der Dörfer im Tale von Ono miteinander zusammen treffen» (Nehemia 6,2), «und miteinander verhandeln». Sehr schlau. Nehemia jedoch merkt es; sie stellten ihm eine Falle, sie wollten ihn umbringen - darauf lief es hinaus. Und er antwortete: «Ich tue ein großes Werk, deshalb kann ich nicht kommen». Das schlug also fehl: aber der Feind ist schlau. Er will uns irgendwie an einen Punkt bringen, wo wir bereit sind, Kompromisse zu schließen, einen Ausgleich mit ihm zu suchen; er sucht eine Vereinbarung, die ihm Vorteile bringt, wo wir aus den Angeln gehoben werden können. Der Apostel Paulus konzentrierte seine ganze Argumentation über den geistlichen Kampf auf diesen einen Punkt. «Zieht an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr imstande seid, den Schlichen des Teufels zu widerstehen» (Epheser 6,11), bzw. seinen Ausflüchten.

Verdrehung

Dann die Verdrehung. «Es wird berichtet, dass ihr beabsichtigt, die Mauer wieder aufzubauen, um dich selbst zum König zu machen; um verkündigen zu lassen, dass es in Jerusalem (wieder) einen König gibt, auch setzt du Propheten ein, damit sie über dich predigen» (Nehemia 6,6-7). Wenn der Feind diese Tour versucht, kann uns das sehr aus der Fassung bringen. Es ist ein schrecklicher Vorwurf. «Du versuchst, dir selbst einen Namen zu machen, eine bestimmte Stellung zu gewinnen, All dies ist letztlich nur ein heimliches Motiv, um dir Achtung zu verschaffen, um etwas zu sein oder zu tun, das die Welt auf dich aufmerksam machen soll». Wenn du irgendwelche Sanftmut in dir hast, dieser Pfeil ist ein sehr gefährlicher, grausamer. - Gott allein weiß, was es kostet (ihn auszuhalten). Der Feind versucht, allem, was wir tun, ein falsches Motiv zu unterschieben. «Letztlich geht es dir doch nur um deine eigenen Ziele, indem du versuchst, etwas zustande zu bringen, dir einen Namen zu machen»

Ja, der Feind macht vor nichts halt - er benutzt Lügen und Verleumdungen. Die Antwort lautet: «Welches ist die Wahrheit darüber? Stimmt es wirklich?» So lasst uns denn von diesen Lügen des Feindes Abstand nehmen und (stets) fragen: «Ist es wahr? Habe ich dem etwas entgegenzuhalten?» Nehemias Antwort war: «Es ist nichts von dem wahr, was du sagst, du denkst dir das alles in deinem eigenen Herzen aus». Unsere Antwort lautet demgemäß: «Diese Anschuldigungen sind nicht wahr. Hätte ich (bei all dem) meine eigenen Ziele verfolgt. hätte ich einen völlig anderen Kurs eingeschlagen. Wenn ich etwas Grandioses, etwas Großartiges hätte vollbringen wollen, das jedermann akzeptiert und als ein großes Stück Arbeit anerkennt, hätte ich nicht diesen Kurs verfolgt». Wir können mit Nehemia entgegnen: «Nichts von all dem entspricht den Tatsachen» - es sind alles Lügen und Verleumdungen.

Einschüchterungen

Dann war da die Einschüchterung. Nehemia ging zum Haus eines bestimmten Mannes. Nehemia, trotz seinem zu keinem Kompromiss bereiten Geist, schien eine sehr freundliche Seele gewesen zu sein, und so besuchte er eines Tages diesen Mann in freundlicher Absicht. Dieser Mann stellte sich als Nehemias Freund, zeigte sich sehr besorgt um ihn, und sprach "Wir gehen lieber in den Tempel und schließen die Tür ab, sonst könnten sie kommen und dich toten». Nehemia aber entgegnete «Sollte ich zum Hause Gottes fliehen, um mein Leben zu retten? Ich werde nicht hingehen». Das war schließlich ein falscher Freund, oder, genauer gesagt - ein Judas, Er war wie der, der zu Jesus sagte: «Das sei ferne, Herr, das widerfahre dir nur ja nicht!» Obwohl diese Worte hörbar von Petrus herstammten - keinem andern als Petrus - sagte der Herr unmittelbar darauf: «Gehe hinter mich, Satan . du denkst nicht die Dinge Gottes, sondern des Menschen» (Matthäus 16,22-23), Mit Freundlichkeit zu kommen ist eine Eingebung Satans, die Angst erzeugen soll. Nehemia legte seinen Finger direkt auf den wunden Punkt - «sie wollten uns Furcht einflößen». Wenn es dem Feind gelingt, Furcht einzuschleusen, sind wir erledigt.

Müdigkeit

Ihr lest im Buch (Nehemia) und seht all dies von außen, Aber dann kommt das von innen: «Die Kraft der Lastenträger schwindet dahin» (Nehemia 6, 10). Die Leute wurden müde, erschöpft. Vielleicht gibt es für das Zeugnis (Gottes) keinen größeren Feind als die Müdigkeit. Ihr kennt etwas davon; selbst wenn ihr körperlich müde werdet, was für eine gewaltige Kraft kann das bedeuten, die uns entmutigen will. Kommt nicht der Feind gerade durch die Müdigkeit herein? Wir brauchen nur innerlich müde zu werden, so dass wir den Eindruck bekommen, wir könnten geistig den Umständen nicht mehr länger standhalten - und in was für einer gefährlichen Lage befinden wir uns da.

Die Kraft der Lastenträger» versagte, und das war ein gefährlicher Augenblick: Nehemia musste angesichts dieser Müdigkeit besondere Maßnahmen ergreifen. Oh, seid auf der Hut. Es ist nicht so, dass der Feind euch bloß müde macht. Manchmal tut er es: ich glaube, manchmal ist eine ganze Menge Müdigkeit auf sein Auslaugen, sein Zermürben, zurückzuführen. Aber manchmal lässt er uns auch viele unnütze Dinge tun, die wir nicht tun sollten, so dass wir uns selbst müde machen, und so gewinnt er dann einen Vorteil für sich. Aber, ob dies der Fall ist oder nicht, denkt stets daran, dass der Feind die Müdigkeit ausnutzt, um euch am Weiterkommen zu hindern, um euer Zeugnis zu zerstören. Es ist ein gefährlicher Augenblick. Ihr müsst besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen, wenn ihr müde seid


Die Notwendigkeit für wachsames, verständiges Gebet

Dies ist der Kampf Wir sind nur ein wenig in seine Natur eingedrungen, in die Formen, die er annimmt, aber ihr müsst beachten, dass die Rettung aus der ganzen Situation weit gehend der peinlichen Wachsamkeit zuzuschreiben war Wenn Sanballat und Tobija und der ganze Rest ihre geheimen Informanten hatten, die ihnen über alles Bericht erstatteten, was innerhalb der Mauer vor sich ging - und das hatten sie bestimmt - so kam die notwendige Information auch zu Nehemia durch. Er stand in engern Kontakt mit dem, was in den Reihen des Feindes vor sich ging, und seine peinliche Wachsamkeit, verbunden mit seiner festen Gebetsbereitschaft, ist das Geheimnis des Sieges. «Wachend und betend» (Epheser 6,18). Es genügt nicht, einfach zu beten - wir müssen verständig beten, Wir müssen mit Information beten, mit geistlicher Wahrnehmung, denn diese Dinge sind die Kraft eines wirksamen Gebets.

So beruhte der Sieg und die Vollendung des Zeugnisses weit gehend auf dieser Wachsamkeit zum Gebet, indem man sich in jeder Beziehung vorzusehen sucht gegen das, was der Feind tut, und zwar auf angemessene Weise, Das ist natürlich ein Thema für sich. Hier findet tatsächlich der Kampf statt. Tatsache ist, dass, wenn Gott etwas Neues zu tun versucht, indem Er etwas mehr von Seinem ganzen Vorsatz wiederherstellen will, dann begegnet dies einem intensiven und besonderen Konflikt. Der Konflikt kann die verschiedensten Formen annehmen, aber das Ziel ist stets dasselbe - das Werk zu unterbinden.

Der Herr möge uns bis ans Ende voranschreiten lassen!

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.